Himitsu no Mahou von AimaiLeafy ================================================================================ Kapitel 17: Merry Christmas Teil 2 ---------------------------------- „Also, Fi-chan – ich darf dich doch so nennen, oder? – du weißt, was Dämonen sind?" Im Moment sah Firey nicht danach aus, dass sie überhaupt irgendetwas wusste. Vollkommen verdattert starrte sie die für sie völlig fremde Tinami an, die gerade ihre Schwester bewusstlos geschlagen hatte. Die Klimawächterin grinste einfach nur, während Siberu finster die Stirn gerunzelt hatte und versuchte, nicht auf Rui zu achten; Gary beobachtete die ganze Situation äußerst interessiert und auf Greens Gesicht zeigte sich Verwirrung. „Entschuldigen Sie ...“, begann Firey argwöhnisch, aber offensichtlich verunsichert: „... aber warum haben Sie gerade meine Schwester bewusstlos geschlagen?“ „Ach, warum denn so förmlich, Fi-chan? Du kannst mich ruhig duzen, kein Problem! Immerhin bist du ganz offensichtlich ebenfalls eine Elementarwächterin. Und von Elementarwächterin zu Elementarwächterin brauchst du nicht so höflich zu sein.“ Wenn möglich wurde das Stirnrunzeln von Firey nur noch größer, doch sie kam nicht dazu, ihren Zweifeln Luft zu machen, denn nun mischte sich Green aufgebracht ein: „Wie - was soll das heißen „von Elementarwächterin zu Elementarwächterin“? Firey ... Firey ist doch keine Wächterin! Firey ist ein ganz normaler Mensch; sie hat von dem Ganzen hier gar nichts mitbekommen, denn sie war in England!“ Tinami beachtete den energischen Tonfall ihrer Hikari nicht, sondern wandte sich wieder gelassen an die verwirrte Firey: „Oh, du warst in England?“ „Ich ... also ... ja, ich habe dort gelebt; ich ging dort zur Schule, aber ... was geht hier eigentlich vor?!“ Erst Fireys langsam verzweifelt klingender Ausruf brachte Tinami dazu, ein wenig ernster zu werden; zwar lächelte sie immer noch, aber es war ein weniger gelassenes Lächeln als zuvor. Doch antworten tat sie nicht sofort, sondern setzte zuerst Sho ab, welche bis zu diesem Zeitpunkt immer noch in den Armen Tinamis gelegen hatte. Erst als sie Sho auf den Boden gesetzt und gegen eine Wand gelehnt hatte, gab sie Fireys Verlangen nach und begann zu erklären: „Ee-chan hat recht: Du bist ein Mensch. Wir aber - Ee-chan, ich und drei weitere in diesem Haus - sind keine Menschen. Wir mögen euch ähnlich sehen, doch wir sind nicht wie ihr. Wir sind Wächter, denn in unserem Inneren, als ein Teil unserer Seele, lebt ein Element, welches uns Magie einsetzen lässt. Mein Element ist das des Klimas und Ee-chan …“ Tinami deutete mit einer schalkhaften Handbewegung auf die verdutzte Green: „… ist das Oberhaupt unserer Gesellschaft, denn sie trägt das Element des Lichtes in sich. Und sie ist auch der Grund, weshalb du womöglich jetzt gerade nicht mehr „nur“ als Mensch bezeichnet werden kannst.“ „Wie … was meinst du?“, wisperte Firey, den Blick aller auf sich ruhend, doch nur Tinami ansehend, die jedoch zu Green blickte und sie ansprach: „Dein Bruder wird dir bereits erzählt haben, dass unsere Feuerwächter im letzten Krieg ausgerottet wurden, oder, Ee-chan? Nun, es stimmt zwar, dass alle Feuerwächter vor 16 Jahren systematisch umgebracht wurden, aber es ist unmöglich, ein Element zu töten, denn Elemente suchen sich neue Träger … und wenn kein Feuerwächter mehr am Leben ist, dann nimmt das Element auch mit Menschen vorlieb, womit es ihnen die gleichen magischen Fähigkeiten verleiht wie einem Wächter. Ich gehe recht in der Annahme …“ Tinami sah nun abwechselnd zu Firey und Green: „… dass ihr euch lange nicht gesehen habt?“ Beide warfen sich einen verwirrten Blick zu, ehe Firey antwortete: „Das stimmt, Green und ich haben uns das letzte Mal …“ „… im Sommer gesehen, beim Familienurlaub in Kyoto.“ „Und dein Element wurde im September erweckt, nicht wahr, Ee-chan?“ Green nickte bejahend, was die Klimawächterin zu folgender Konklusion brachte: „Und jetzt habt ihr euch wiedergesehen! Dieses Wiedersehen weckte das in Fi-chan schlafende Element und machte sie zu unserer Elementarwächterin des Feuers, denn es hörte den Ruf des Lichtelementes.“ Schwungvoll wirbelte Tinami wieder zurück zu Firey, zwinkerte und schloss ihre Erklärung mit folgenden Worten ab: „Also willkommen im Team!“ Obwohl Tinamis Willkommensgruß freudig klang und die Erklärung einige Minuten in Anspruch genommen hatte, sah Firey nur noch verwirrter aus als vorher: „Das … das bedeutet also, ich … kann Magie einsetzen? Das mit meiner Hand … das war normal?“ Während Firey diese Frage gestellt hatte, hatte sie auf ihre rechte Hand gezeigt, fast so als wäre sie ein Fremdkörper. „Meine Güte, ja, verdammt!“, war es nun Siberu, der sich einmischte, nachdem er und die anderen beiden Dämonen der Erklärung Tinamis nur zugehört hatten. Gary natürlich überaus aufmerksam, als wäre er in der Schule gewesen; Rui und Siberu teilten eine Mischung von Langeweile und Genervtheit. „Bist du auch noch schwer von Begriff oder was? Die Erklärung war ja wohl eindeutig lang genug, um dich verstehen zu lassen, dass du kein Mensch mehr bist!“ Die Verwirrtheit verschwand sofort aus Fireys Gesicht; machte Platz für trotzige Wut. Doch anstatt diese an dem Rotschopf ihr gegenüber auszulassen, drehte sie sich zu Tinami und Green: „Und was ist das für einer?“ Die Wortwahl schien Siberu gar nicht zu gefallen, doch Tinami antwortete zuerst: „Das, Fi-chan, sind alle drei Dämonen. Unsere Feinde, die, die wir normalerweise bekämpfen.“ „Was wir aber nicht tun!“, ergänzte Green umgehend, was Tinami wieder zu einem Grinsen brachte: „Lass das mal nicht deine Familie hören, Ee-chan.“ „Aber … sie sehen irgendwie nicht nach Dämonen aus. Jedenfalls nicht so, wie ich mir Dämonen vorgestellt habe.“ Siberu und Rui schienen sofort beleidigt zu sein, doch Gary nahm es gelassen und erklärte: „Das liegt daran, Firey-san, dass wir alle drei Halbdämonen sind, daher wirken wir …“ „Und du siehst nicht aus wie eine Frau!“, schoss Siberu hervor und unterbrach die um einiges informativere Erklärung seines Bruders. Anstatt auf Gary einzugehen, sprang Firey auch sofort auf Siberus Beleidung an: „Es ist auch nicht so, dass ich wie eine Frau aussehen möchte!“ „Das könntest du auch gar nicht, selbst wenn du es versuchen würdest, Flachbrett!“ „Hieß es nicht gerade, Dämonen seien unsere Feinde?! Dann darf ich ihn ja auch angreifen!“ „Also, Fi-chan, deine Magie ist wahrscheinlich noch nicht einsatzbereit …“ Es waren jedoch nicht Tinamis kluge Worte, die Firey davon abhielten, Siberu zu braten und auch nicht Green, die, obwohl sie wütend auf Siberu war, ihn nicht gebraten sehen wollte, sondern Rui. Vehement hatte sie sich zwischen die sich finster anfunkelnden Firey und Siberu geschoben, um nun nicht weniger finster Firey anzufunkeln – der Blick der kleinen Dämonin war jedoch nicht nur finster, sondern beinahe hasserfüllt und ihre Stimme verriet, was auch ihr Gesicht aussagte: Sie hatte Firey zu ihrem Feind erklärt. „Du wirst es nicht wagen, Silver-sama auch nur ein weiteres seiner perfekten Haare zu verbrennen, du Furie! Wage es und ich verspreche dir einen langsamen Tod! Denn die einzige, die ihn anfassen darf, bin ich – und nur ich! Denn er gehört mir und ich teile nicht! Hast du mich verstanden, du-“ „Als ob ich Interesse an so jemandem wie Bakayama hätte! Du darfst diesen eingebildeten Kerl gerne behalten!“ „Bakayama?“ Siberu zwängte sich an Rui vorbei und nahm Firey mit zweifelnden Augen ins Visier: „Mein Nachname ist Nakayama! Ein N und kein B!“ „Wieso – mit B passt doch viel besser zu so einem wie dir, Bakayama!“[1] „Wie kannst du es wagen, so mit Silver-sama zu sprechen!“ „Jetzt reicht es aber!“ „Genau, Gary hat recht. Firey, so leid es mir tut, denn Sibi hat es gerade wirklich verdient-“ „Ich habe was?! G-Green-chan, hast du nicht gesehen, wie sie mich angegriffen hat!?“ „Doch, habe ich und das hast du auch verdient, denn das, was du eben gesagt hast, habe ich auch gehört.“ Ein weiterer giftiger Blick von Green ließ Siberu ängstlich und – wie Rui schockiert beobachtete – eingeschüchtert zusammenzucken. „Firey, ich kann verstehen, dass du wütend bist, aber Sibi ist kein Feind. Gary und Sibi sind zwar Dämonen, dürfen aber nicht angegriffen werden, denn sie kämpfen auf unserer Seite!“, beendete Green ihren Satz mit einem triumphierenden Blick zu Rui. „Sie tun was?!“ Rui war es, die diese Aussage am empörtesten auffasste, doch auch Firey war eher negativ davon begeistert: „Warum ist so jemand wie Bakayama denn kein Feind? Ich dachte, Dämonen wären die Feinde der Wächter, oder habe ich da etwas falsch verstanden?“ Green konnte sehr gut verstehen, warum Firey Siberu zu ihrem Feind erklärt hatte, denn auch sie war wütend auf ihn – aber sie wusste, dass Siberu auch andere Seiten hatte, die ihn schon als „Freund“ qualifizierten; doch wie sollte sie das erklären, wenn sie ihm eigentlich auch viel lieber den Kopf abreißen würde? „Das dachte ich allerdings auch!“, schloss sich Rui Firey an und richtete einen flehenden Blick an ihren rothaarigen Meister, welcher gerade versucht hatte, sich aus der Bredouille zu stehlen, doch von Green in seinem Versuch unterbrochen wurde: „Auch wenn ich jetzt gerade nicht stolz darauf bin, es zu sagen: Sibi, Gary und ich wir sind Freunde und Freunde sind natürlich keine Feinde.“  „Silver-sama! Bitte sagt mir, dass das nicht wahr ist! Ihr könnt doch unmöglich mit einer Hikari befreundet sein?! Ihr ... Ihr seid doch kein Verräter!“  „I-Ich sage gar nichts mehr! Frag Blue!“ Alle Augen richteten sich augenblicklich auf Blue, welcher sich bis jetzt eigentlich ganz gut hatte raushalten können und auch im ersten Moment verwirrt dreinblickte, als ihm plötzlich der Ball zugeworfen wurde. Man sah ihm an, dass er mit so einer Frage überfordert war, denn das war keine Frage, auf die er in einem Buch die richtige Antwort finden konnte - und die ganze Situation wurde nicht gerade dadurch verbessert, dass Green - die immerhin kein Problem damit hatte, vor Wächtern, gar ihrer Familie, ihre Freundschaft mit zwei Dämonen zuzugeben und zu verteidigen – ihn nun angespannt ansah, da sie natürlich das Gleiche von ihm erhoffte - und erwartete. Tatsächlich sorgte sein unsicheres Schweigen allerdings eher dafür, dass sie einer tickenden Zeitbombe glich: „Ja, Blue – sag uns doch mal, ob wir Freunde sind!“ Ein falsches Wort von Gary und sie würde hochgehen – dazu kam, dass Green ihn Blue genannt hatte; ein ganz schlechtes Zeichen, ganz schlecht. Doch anstatt ihr einfach die Antwort zu geben, die sie hören wollte, nahm Garys Gesicht eine unangenehme Mischung von Rot und Weiß an, die seine Worte schluckte. Mehr als ein gestottertes „Ehm“ bekam er nicht über die Lippen.   Green wurde immer ungeduldiger – war es für Gary etwa so schwer, diese simple Tatsache zuzugeben? Stand er nicht zu ihrer Freundschaft? War er zu stolz? Aber Green hatte auch kein Problem, es Grey und jedem anderen Wächter ins Gesicht zu sagen – und sie würde es auch ihrer Familie genauso unverhüllt entgegenschleudern, wenn es sein musste! Warum konnte Gary es so einem kleinen Fangirl gegenüber nicht sagen? Er machte deren Freundschaft immer zu einem Problem ... Immer! Vollkommen egal, wer zuhörte! Er stand nicht zu ihrer Freundschaft!  „Ist es dir etwa so zuwider?“ Es waren sehr stille Worte; Worte, die von niemandem gehört werden sollten und Firey und Tinami hatten sie wahrscheinlich auch nicht hören können, aber die empfindlichen Ohren der Dämonen hatten sie vernommen – in genau dem gleichen Moment, als Pink plötzlich in die Küche gestürzt kam. „Green-chan! Ein Dämon! Ich spüre einen Dämon! Uhm - Green-chan, bist du traurig?" Erst als Pink sie darauf hinwies, bemerkte die Hikari, dass ihre Augen tatsächlich glasig geworden waren, weshalb sie sich beeilte und schnell ein Lächeln aufsetzte. „Nein, nein Pink, alles gut. Kümmern wir uns um den Dämon! Das ist doch auch eine gute Gelegenheit, um Firey zu zeigen, was Wächter eigentlich so machen! Denn, Pink, Firey hier ist auch eine Wächterin.“ „Du bist auch eine von uns!?“, rief Pink erfreut und war damit zusammen mit Tinami die Einzige im Raum, die gut gelaunt war, denn Siberu und Gary sahen Green deutlich an, dass ihr Lächeln falsch war. „Ehm ja, sieht ganz danach aus... Und du bist?" Green nutzte die Gelegenheit, um von ihren Gefühlen abzulenken und ergriff das Wort, um Pink vorzustellen: „Das ist meine Cousine Pink. Pink, das ist Hinako, meine Stiefschwester, aber wir nennen sie eigentlich alle Firey.“ „Und ich bin eine Schutzwächterin, das hast du vergessen zu sagen, Green-chan!“, fügte Pink mit stolzer Brust und quietschiger Stimme hinzu, ehe sie auf Firey zustürzte und energisch ihre Hand schüttelte. „C-cousine? Deine leibliche Cousine, Green? Du hast deine Familie gefunden?“ „Ehm ja, das kann man wohl so sagen ... Aber das kann ich dir wann anders erzählen. Da hängt ein Zopf dran.“ „Genau! Der Dämon wartet nämlich nicht!“ Bevor sie jedoch Pinks Aufruf Folge leisten konnten, nahm Green sich noch die Zeit, ihre Hand feierlich Firey hinzuhalten: „Also, Firey – willkommen im Team! Auf gute Zusammenarbeit!“ Kurz sah Firey die ausgestreckte Hand Greens an und es schien sogar kurz so, als würde sie zögern; die ausgestreckte Hand und die Konsequenzen fürchten, die es mit sich bringen würde, Greens Hand zu ergreifen, bis sie sie doch mit einem unsicheren Lächeln nahm: „Ja, auf gute Zusammenarbeit – aber verwandeln muss ich mich jetzt nicht und womöglich noch einen Minirock tragen, oder?“     In aller Eile beschlossen sie, dass Pink zusammen mit Daichi zurückbleiben würde, für den Fall, dass Sho wieder aufwachen sollte – denn, wie Tinami witzelnd hinzufügte, sie hatte leider kein Schlafmittel dabei. Firey nahm es als Witz, doch Green war sich nicht so sicher, ob es tatsächlich nur ein Witz gewesen war; sie traute Tinami so einiges zu.  Eigentlich hätte Pink mitkommen müssen, da sie die Einzige war, die den Dämon spüren konnte, denn weder Greens Glöckchen hatte reagiert, noch hatte einer der anderen eine dämonische Aura gespürt, weshalb Pink sich von Ilang und Tinami erst mal ordentlich Lob einheimste. Doch zum Glück hatte Kaira bei Tinami angerufen mit den Worten, dass sie einen Dämon lokalisiert hatte und ihn für sie festhielt. „Bitte!?“, entfuhr es Green aufgebracht, deren falsches Lächeln sofort verschwunden war, als sie Kairas Namen hörte: „Wenn sie den Dämon festhalten kann, dann kann sie ihn ja wohl selbst ausschalten und uns in Ruhe Weihnachten feiern lassen!“ Tinami grinste und antwortete feixend: „Ai-chan meinte, sie wolle dich und deine Dämonenfreunde in Aktion sehen.“ Das war vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, dachte sich Gary, und ging weder auf Greens grummelnde Beschwerde ein noch auf Siberus euphorischen Ausruf – und Firey hielt sich bedeckt, während Rui sich an Siberu geheftet hatte und scheinbar nichts gegen eine „Show“ einzuwenden hatte. Doch bevor irgendeine Show beginnen konnte, nutze Siberu die Gelegenheit, in der Green ein wenig länger mit ihrer Garderobe hantierte als die anderen und packte ohne Umschweife ihren Unterarm, welchen sie jedoch sofort ruppig aus seinem Griff befreite und samt eines abweisenden Blickes fauchte sie eisig: „Sibi, ich glaube, du hast andere Sorgen. Pass lieber auf, dass du nicht aufgefressen wirst.“ Tatsächlich hatte Siberu Rui nicht bemerkt, welche sich an ihn gehängt hatte – doch als sie ganz unbehelligt anfing, an seinem Ohr zu knabbern, löste er sich hastig von ihr, um sich sofort Green zuzuwenden, welche trotz eines eisigen Blickes – das aufgesetzte Lächeln war verschwunden – doch auf ihn gewartet hatte. Anstatt dass er endlich mit der Sprache herausrücken konnte, ergriff Rui allerdings das Wort und auch das ruppige Abschütteln Siberus hatte nicht viel gebracht, denn sie hängte sich prompt wieder an den Arm ihres Angebeteten: „Was interessiert Euch denn, ob die Hikari eingeschnappt ist!? Lasst sie doch, Silver-sama! Sie redet doch nur Schwachsinn!“ „Nein, Rui, du redest Schwachsinn!“ Und damit schüttelte er sie endgültig von sich weg; es schienen jedoch viel eher seine entschiedenen Worte zu sein, die Wirkung zeigten und – irrte Green sich oder waren Tränen in ihre großen Dämonenaugen getreten? „Was ist nur in Euch gefahren! Habt Ihr denn vergessen, wem Eure Treue gehört!?“ „Nein, das habe ich nicht“, antwortete Siberu Rui anschauend und Green war überrascht, wie ernst er dabei aussah, bis er sich wieder an sie wandte und sie ungewohnt sanftmütig ansah: „Aber Green-chan ist uns nun einmal sehr wichtig.“ Ungewollt spürte Green Hitze in sich aufsteigen; war sie rot geworden? Wahrscheinlich - und es sollte sie auch nicht überraschen, denn sie freute sich über diese lang ersehnte Stellungnahme. „Und ich bin mir sicher, dass Blue das Gleiche gesagt hätte, wenn er nicht so zurückhaltend mit seinen Gefühlen wäre.“ Er grinste sein charmantes, niedliches Grinsen: „Mach dir also nicht so viele Gedanken, Green-chan! So kalte Augen und ein falsches Lächeln stehen dir doch auch gar nicht. Blue spricht einfach nicht über solche Dinge, das müsstest du doch schon bemerkt haben! Mir hat er auch nur zweimal in meinem bisherigen Leben gesagt, dass er mich lieb hat – und das eine Mal glaubte er, ich würde es nicht hören und das zweite Mal, dass ich sterben würde.“ Green konnte gar nicht anders, als ebenfalls zu grinsen und ihre schlechte Laune war wie weggefegt – was auch Firey von Weitem sah. Und sie war überrascht über das, was sie sah, denn sie hätte nicht geglaubt, dass so ein unsympathischer Typ so feinfühlig sein konnte.     Es gefiel Firey nicht und es fiel ihr auch schwer, sich das einzugestehen, aber das, was sie sah und hörte, konnte sie mit ihrem klaren Verstand nicht verstehen. Es war lange her, dass sie in den Straßen Tokios unterwegs gewesen war, aber dass sie diese unter solchen Umständen wiedersehen würde, hätte sie nicht geglaubt – und auch nicht in Begleitung ... solcher Leute. Keine Menschen; Wächter, Dämonen ... magische Wesen, die gegen ein anderes kämpften: ein absolut monströses Wesen von der Größe eines Hauses, dessen Arme aussahen wie missgestaltete Käfige, bestehend aus Stangen, deren Inneres feurig orange leuchtete – Torso und Kopf hingegen waren mit einer blickfesten, schwarzen, ledernen Haut überzogen und die Augen leuchteten aus tiefen Augenhöhlen entgegen. Als Firey es erblickte, glaubte sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung zu machen, wie es war, in Ohnmacht zu fallen – doch sie hielt stand, schwankte nur kurz, weshalb sie von Tinami gestützt wurde. Keiner der anderen ging es wie ihr: Green hatte nur kurz geschluckt, ehe sie sich mit Siberu und Gary in den Kampf gestürzt hatte; war ... war so etwas etwa normal? Rui war ganz aus dem Häuschen, als wäre es eine Vorstellung – und genauso feuerte sie ihren Angebeteten auch an. Tinami grinste vor sich hin und schien das ganze äußerst interessiert zu beobachten, aber nicht im Sinn zu haben, sich einzumischen, genauso wenig wie Kaira – eine missgestimmte, grimmig dreinguckende Frau, ebenfalls eine Wächterin, wie Tinami Firey gesagt hatte, nachdem Kaira die neu gebackene Wächterin einfach nur angeguckt und die Vorstellung mit folgenden Worten beendet hatte: „Offensichtlich haben wir eine neue Feuerwächterin.“ Tinami hatte Firey erklärt, dass Kaira die Ursache dafür war, dass sie ganz unbehelligt an diesem Ort kämpfen konnten; als Zeitwächterin war sie nämlich in der Lage, Bereiche in einem gewissen Radius in der Zeit einzufrieren – so etwas nannte man einen Zeitbann, fügte Tinami grinsend hinzu und erklärte, dass er solange aktiv war, wie die Urheberin am Leben war. Tinami sagte es zwar nicht, aber Firey sah Kaira trotz mangelnder Erfahrung ihrerseits irgendwie an, dass man bei Kaira ein Einstürzen ihrer Zeitbanne nicht fürchten musste.  Die letzten beiden im Bunde hielt sich bedeckt. Die eine von ihnen hatte Tinami als ihre kleine Schwester Azura vorgestellt; sie war zusammen mit Kaira gekommen und hatte genauso wenig Weihnachten gefeiert wie diese, da sie, wie sie stolz berichtete, zusammen trainiert hatten. Sie machte einen freundlichen Eindruck und wirkte, als würde sie sich freuen, Firey zu sehen; nannte sie ihren natürlichen Gegenpol, da sie die Wasserwächterin des Teams war. Die Letzte hatte sich Firey höflich als Ilang vorgestellt, als die Wächterin der Natur und auch irgendetwas von einem Rang gesprochen; Dinge, die Firey nicht verstand. Sie war die Einzige der Zuschauer, die einen besorgten Eindruck machte.  „Worüber denkst du nach, Ai-chan?“ Firey wurde von der Frage Tinamis aus ihrem Schockzustand gerissen, obwohl sie nicht an sie gerichtet war, sondern an Kaira, deren Blick auf das Kampfgetümmel gerichtet war, wo weder Green noch Siberu oder Gary auf deren Zuschauer achteten. Gary hatte gerade Siberu etwas zugerufen, während Green einem schwarzen, gefährlich aussehenden Strahl ausgewichen war. „Ich denke über unsere Hikari nach.“  „Über unsere Hikari?“, fragte Tinami verblüfft und auch Ilang und Azura lauschten nun, genau wie Firey es tat – Rui nicht, denn Kaira hatte klugerweise gewählt, in ihrer eigenen Sprache zu sprechen; einen Wechsel, den Firey genau wie Green nicht realisiert hatte.  „Und die Dämonen – und damit meine ich die hier auftauchenden, nicht die, die sie ihre Freunde nennt. Es ist recht auffällig, wie konzentriert die Dämonen jetzt Tokio angreifen. Vergleicht man die Statistiken – was du sicherlich schon getan hast, Asuka – dann zeichnet sich ein deutliches Bild ab: Nach dem Erwachen unserer Hikari ist die Anzahl der hier auftauchenden Dämonen um das Dreifache gestiegen.“ „Aber das ist doch nicht verwunderlich“, antwortete Ilang: „Unsere Feinde haben es natürlich auf unsere Hikari abgesehen, deren Element das stärkste gegen sie ist.“ „Nein, das ist auch nicht verwunderlich“, schnitt Kaira Ilang das Wort ab: „Verwunderlich ist aber, dass die Dämonen auf unsere Hikari zu warten scheinen. Ich musste gar nicht ernsthaft versuchen, diesen hier festzuhalten.“ Einen Moment schwiegen alle drei, dann antwortete Azura: „Aber Dämonen lechzen doch immer nach einer Herausforder-“ „Najotake ist aber keine Herausforderung! Seht doch mal genau hin, die beiden Halbdämonen machen doch die ganze Arbeit!" „Worauf willst du hinaus, Ai-chan?“, fragte Tinami mit einem Grinsen, als wüsste sie die Antwort ganz genau. „Ich will wissen, wer die beiden sind und was sie hier machen. Dass Dämonen sich gegenseitig töten ist nichts Besonderes, aber dass sie sich mit einer Hikari zusammentun schon.“ „Ich konnte nichts Besonderes über sie finden“, seufzte Tinami mit einem Achselzucken: „Ich habe zwar ihre Akten finden können – die Originale aus der Dämonenwelt natürlich, denn bei uns sind sie ein unbeschriebenes Blatt – aber da stand nicht sonderlich viel drin. Eher unscheinbar. Oder aber mein Computer hat einen Übersetzungsfehler gemacht.“ Tinami lachte hohl, was wohl so viel sagen sollte wie dass dies ein Ding der Unmöglichkeit war.  „Ich finde eigentlich, dass Siberu-san und Gary-san recht sympathisch wirken. Sie wirken aufrichtig“, fügte Ilang nun hinzu mit bedächtiger Stimme. „Vielleicht sind sie Abtrünnige oder so etwas?“, überlegte Azura. „Abtrünnige, die sich mit einer Hikari zusammentun?“ Kairas Stimme klang ungläubig und ihr Schnauben sprach dieselbe Sprache.  „Sie tun Green gut.“ Alle wirbelten zu Firey herum, die dem Gespräch zwar gefolgt war, sich aber bis jetzt rausgehalten hatte und nun ein wenig verunsichert wurde, als die Augen der vielen Fremden erwartungsvoll auf ihr lagen, weshalb sie schlucken musste, eher sie fortfuhr: „Ich kenne Green schon sehr lange ... Und noch nie habe ich sie so lächeln gesehen. Ihr Lächeln strahlt, ihre Augen sind nicht mehr dunkel, auch sie leuchten. Ich kann mich Ilang-sans Meinung, was Bakayama angeht, zwar nicht anschließen, aber ...“ Unverwandt blickte sie in die Runde: „Wenn ich sie zusammen sehe, sehe ich nichts anderes als drei sehr gute Freunde.“ Alle vier waren offensichtlich von Fireys Meinung überrascht und davon, dass sie sie so unverhohlen preisgab - ob die neue Wächterin sie allerdings überzeugt hatte, war eine andere Sache. Kaira jedenfalls nicht; sie schnaubte ein weiteres Mal und antwortete: „Ich glaube nicht an so einen sentimentalen Schwachsinn!“ Firey fuhr zusammen – und gleich noch ein weiteres Mal, als Kaira mit dem Fuß aufstampfte, um ihren folgenden Worten Nachdruck zu verleihen, die allerdings nicht mehr an Firey gerichtet waren, sondern an die anderen drei: „Dem ganzen ungeachtet, finde ich es sehr komisch, dass die Hikari so wenig von sich hören lassen! Warum wurden wir als Elementarteam noch nicht vorgeladen, jetzt wo unsere Hikari entsiegelt wurde? Und warum wissen die anderen Wächter noch nichts von Najotakes Existenz? Ich meine, auch wenn es einem schwerfällt, es sich vorzustellen, ist sie eine Hikari. Sollte das Wiederfinden unserer Lichterbin nicht allen Grund geben zu feiern, anstatt es unter den Tisch zu kehren?! Eins steht für mich fest ...“ Mit ihren steinharten Mahagoniaugen sah sie allen in der Runde – sogar Firey – durchbohrend in die Augen: „... Die Hikari verheimlichen etwas vor uns und es hat eindeutig etwas mit Najotake zu tun!“ Dann geschah es, als wäre es die Strafe des Himmels: Den Kämpfenden war eine Attacke entgangen und schoss genau in die Richtung der zusehenden Wächter.  Für die Ausgebildeten war es kein Problem auszuweichen, doch Firey reagierte zu spät. „Firey-san!“, hörte Firey Ilang rufen, und da sie gerettet wurde – sie spürte jedenfalls keinen Schmerz – nahm sie an, dass es Ilang war, bei der sie sich für ihre Rettung bedanken konnte ... Doch warte. Die Stimme klang zu weit weg? „Ich wusste, du wärst uns nur ein Klotz am Bein.“ Nur einen kurzen Augenblick starrte Firey ihren rothaarigen Retter mit verdatterten Augen an, bis ein zusammenstürzender Strommast sie ablenkte – genau an dem Punkt, an welchem sie eben noch gestanden hatte. Unsanft hatte Siberu sie gepackt und war noch im letzten Augenblick zusammen mit ihr hochgesprungen; doch nichtsdestotrotz hatte er sie gerettet, weshalb Firey auch nicht auf die Beleidigung achtete.  „Nakayama, du … du hast mir das Leben gerettet …“ „Ah, also doch nicht so ein Idiot?“ War das Einzige, was er dazu sagte, ehe er sie wieder zu Boden ließ – und sich dann tatsächlich herum wandte, um Green etwas zuzurufen: „Hast du das gesehen, Green-chan!? War das Entschuldigung genug?“ Die Röte in Fireys Gesicht verschwand sofort und skeptisch bogen sich ihre Augenbrauen: „Warte mal, du hast mich gerettet, um bei Green zu … punkten?“ „Natürlich habe ich das – ich hatte dich die ganze Zeit im Auge behalten, weil mir klar war, dass du schon irgendwie in Gefahr geraten würdest und ich denke „Leben retten“ ist eine gute Entschuldigung, nicht wahr? Also – nimmst du sie …“ „Du verdammtes A … wie kann Green nur so einen fiesen, arroganten und widerlichen Typen wir dich leiden!?“ „Oh, danke für die Blumen. Ich bin allerdings nur „fies“ zu denen, die ich nicht mag.“    „Schön! Ich kann dich auch nicht leiden. Um genau zu sein, habe ich noch nie jemanden getroffen, der mir weniger sympathisch war als du!“ „Offensichtlich findest du mich aber noch sympathisch genug, um bei meinem Anblick zu erröten – und ich bin mir recht sicher, dass ich ziemlich starkes Herzklopfen deinerseits gespürt habe, Flachbrett.“ „Du widerlicher---!“ „SIBI!“ Es war nicht Fireys aufflammende Hand, die Siberu dazu brachte, den Streit abzubrechen – sondern die riesige Faust des zu bekämpfenden Dämons und schockiert sah Firey, wie Siberu seitlich von einem enormen Fausthieb getroffen wurde, durch die Luft flog und gegen einen Laternenpfahl prallte. Obwohl sie ihn gerade noch selbst hatte angreifen wollen, schlug Firey bestürzt die Hände über ihrem Mund zusammen, als sie sah, wie Siberu schmerzverzerrt das Gesicht verzog und Blut erbrach – auch die anderen Wächter wurden alarmiert, doch Kaira hielt sie mit einem ausgestreckten Arm vom Handeln ab. „Noch nicht!“, herrschte sie die anderen drei an, aus den Augenwinkeln beobachtend, wie Rui und Gary ihrem verletzten Mitdämonen zur Hilfe eilen wollten – denn er richtete sich nicht wieder auf, sondern presste keuchend seine Hand über seine linke Schulter. Es waren jedoch nicht die beiden Dämonen, die ihm zur Hilfe eilten, sondern Green – was auch Siberu gerade bemerkt hatte, denn mit einem blutigen Grinsen hob er den Kopf, gerade in dem Moment, als der Dämon auf ihn zustampfte, um ihn ein weiteres Mal anzugreifen: „Pech gehabt, Mistvieh – ich habe nämlich einen Schutzengel!“ Und wie auf Kommando ertönte Greens Stimme, gefolgt von dem bekannten Lichtstrahl: „SPIRIT OF LIGHT!“ – Und ins Ziel traf. Green, die im gleichen Moment wie Gary bei Siberu angekommen war und die ihm jetzt gemeinsam auf die Beine halfen, wollte sich schon freuen, als ihr Garys Blick deutlich sagte, dass der Kampf noch nicht vorbei war. Verwundert, dass ihr Light Spirit nicht genug war, drehte sie sich um und sah genau wie die zwei Dämonenbrüder, wie der Dämon sich wieder zusammensetzte. „Was zur Hölle!?“, entfuhr es Green und empört fügte sie hinzu: „Das ist aber nicht fair! Das waren doch meine gesamten Reserven! Sollen wir sie wieder so aufladen wie bei dem Feuerdämon?“ Gary schüttelte den Kopf, während er Siberu stützte, dessen Schulter es scheinbar mehr erwischt hatte, als er zugeben wollte: „Wenn es beim ersten Mal nichts gebracht hat, wird es beim zweiten Mal auch nichts bringen – das wäre nur Magieverschwendung!“ „Aber was sollen wir dann machen!? Ich kann doch nur zwei Attacken …“ Eine Spur flehend sah Green Gary an, genau wie Siberu es tat, denn beide vertrauten viel zu sehr darauf, dass Gary schon für alles eine Antwort finden würde. Bevor er jedoch antworten konnte, mussten sie erst einmal ein weiteres Mal ausweichen – Green in die eine Richtung, Gary und Siberu in die andere Richtung. Und kaum waren die beiden Brüder aus Greens Hörweite, teilte Siberu Gary etwas sehr Beunruhigendes mit: „Aniki, Green-chans Attacke eben … sie hat meinen Arm gestreift. Ich spüre ihn nicht mehr.“ Sichtlich schockiert sah Gary seinen Bruder an, der versuchte ihn anzugrinsen, obwohl er offensichtlich Schmerzen hatte, und war einen Moment lang zu keiner Antwort fähig. „Sorry, Blue … jetzt bin ich wohl ein Klotz am Bein.“ Als könne Gary den Anblick seines Bruders nicht ertragen, musste er sich abwenden – und dann, gerade als er sah, wie der Dämon Green mit seinen eigenartigen Gliedmaßen angriff, kam ihm der Geistesblitz und überrascht sah Siberu, wie Gary herumwirbelte – und zwar zu Tinami:  „Tinami! Diese Gattung hat eine enorme Schwachstelle und das ist Kälte! Lass es schneien!“   Was?!   „Aber, Aniki, Green-chan! Das kannst du doch nicht ernst meinen …“ Auch ohne die überraschten und besorgten Worte Siberus, wusste Gary, dass er einen Fehler begangen hatte – doch es war zu spät, ihn rückgängig zu machen, denn Tinami vertraute seinem Urteil und überraschenderweise hielt Kaira sie nicht davon ab, ihnen zu helfen. Als Klimawächterin war es ihr ein Leichtes, Garys Worten Folge zu leisten; es genügte ein lässiger Schwung mit ihrer Hand in den Nachthimmel und mit einem Grinsen verkündete sie: „Dann bekommen wir wohl doch noch weiße Weihnachten!“ Blau leuchtete die über ihrem Kopf ausgestreckte Hand auf und der eben noch wolkenfreie Himmel bewölkte sich in Sekundenschnelle, womit die Temperatur sich eilig dem Gefrierpunkt näherte – und geschockt sah Green, wie die ersten Schneeflocken auf ihrer Nase landeten. Sie wich zurück, ihren Stab an sich geklammert, als könnte sie die vom Himmel herabfallenden Flocken umgehen --- sie musste sich zusammenreißen, es waren doch nur ein paar Schneeflöckchen … --- schnell wurden es immer mehr und es fing nicht nur an, zu schneien; alles wurde weiß, die Hand vor Augen kaum noch erkennbar --- andere freuten sich sicherlich über den Schnee --- es waren nur ein paar Flocken --- sie war gut angezogen, so kalt war es nicht --- vom heftigen Schneetreiben unterdrückt ertönte ein wehleidiger Klageschrei des sterbenden Dämons; gut, er war besiegt --- könnte es bitte aufhören, zu schneien, bitte? --- in der Ferne rief jemand ihren Namen, weit weg, vom Schnee verschluckt --- alles war weiß --- reiß dich zusammen, Green, reiß dich … „Kälte, die dich nie wieder freilassen wird ... Die dich festhält ...“ Langsam und lautlos hob Green den Kopf – und da mitten im weißen Schneetreiben stand ihre größte Furcht.   Green verlor ihr Gleichgewicht – und wurde von einer herbeisausenden Kaira aufgefangen, ehe ihre Hikari den Boden berührte. Doch davon bemerkte Green nichts mehr, denn sie hatte bereits das Bewusstsein verloren.     Als Green nicht viel später wieder die Augen öffnete, wusste sie zuerst nicht, was passiert war; sie fragte sich, warum sie lag und warum sie eine Decke über sich liegen hatte, warum sie auf einem Wärmekissen lag – und weshalb ihr die weit entfernte Decke bekannt vorkam, sie sie aber zuerst nicht einordnen konnte. Noch völlig benebelt richtete sie sich auf – und zog rasselnd die Luft ein, denn in dem Licht, das durch das Fenster von draußen hineinfiel, starrte jemand sie an.  Jemand ihr sehr bekanntes, jemand, der dort jedoch nicht sein durfte – weil Green sie nicht sehen wollte, weil Green nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte; nichts mehr mit ihr und diesem verdammten Schnee, der an ihrer Kleidung, ihren Haaren und ihrer Haut haftete und niemals schmelzen würde  – und erst recht wollte sie diese schrecklichen Augen nicht mehr sehen, die sie immerzu anstarrten und vor denen sie sich so fürchtete. „Lass … lass mich in Ruhe!“, zischte Green mit zitternder, aber entschlossener Stimme und warf das Wärmekissen samt Kabel durch das Schreckgespenst ihres eigenen, jüngeren Ichs, womit diese von Green verfluchte Erscheinung die Augen halb schloss und ihre dunklen blauen Augen Richtung Tür rollen ließ, als wollte sie ihr sagen …  „Du Vollpfosten!“ Im gleichen Moment, in dem Green die Stimme Siberus hörte, war ihr plötzlich wieder klar, was geschehen war und auch wo sie sich befand: Sie war zusammengebrochen, ohnmächtig geworden und dann … hatte sie wohl jemand zurückgebracht, denn dieses Dachzimmer war ihr früheres Zimmer gewesen. Doch jetzt war keine Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen oder ihrer Adoptivmutter dankbar zu sein, dass ihr Zimmer immer noch genauso aussah wie früher – sie hörte, dass Siberu wütend war und ja, sie war es auch, aber sie wusste, dass sie eigentlich keinen Grund hatte, wütend zu sein, denn Gary wusste ja nichts von ihrem verhassten … „Problem“. „Ernsthaft, Blue! Ich war noch nie so wütend auf dich, könntest du also bitte mal etwas sagen?!“ Green hatte ihre Beine schon aus dem Bett geschwungen und steuerte auf die angelehnte Tür zu, um die beiden von einem Streit abzuhalten, als Siberus nächste Worte sie zum Stillstand brachten: „Ist dir Green-chan etwa so unwichtig, dass du diese Konsequenz einfach in Kauf genommen hast?! Ich meine … ausgerechnet du hast ihr Schneetrauma ja wohl kaum vergessen?!“  Völlig regungslos blieb Green an der Tür stehen und die Hand, die sie eben noch angehoben hatte, um die Tür zu öffnen, verharrte – sie wussten ... es? Sie wussten es?! Woher?! Sie hatte nie irgendjemandem etwas davon erzählt, selbst nicht dann, als ihr eigenartiges Verhalten bei Schnee und Kälte für Aufsehen gesorgt hatte ... Und warum antwortete Gary nicht? Was brachte ihn dazu, zu schweigen? Sie ... Sie war ihm doch nicht egal? Aber wenn sie es gewusst hatten ... Und er dennoch ... Green wusste nicht, was sie damit erreichen wollte, aber sie hielt das Warten auf eine Antwort nicht länger aus – und Siberu scheinbar ebenfalls nicht, denn im gleichen Moment, in welchem Green die Tür mit einem Ruck öffnete, hatte er seine gesunde Faust in die Wand gerammt, nur um Green genau wie Gary verwundert anzusehen, als wären sie überrascht, sie zu sehen. „Gary will uns offensichtlich keine Antwort geben.“ Ihre Stimme klang tonlos und es war nicht möglich, ihr Gesicht zu sehen, denn ein dunkler Schatten fiel ihr ins Gesicht: „Also reden wir über andere … Dinge.“ Langsam hob Green den Kopf und durchbohrte sie beide mit einem ablehnenden Blick – von einem falschen Lächeln nicht die kleinste Spur. „… zum Beispiel, woher ihr davon wisst.“ Schweigen, bedrückendes Schweigen, in welchem sich besonders Siberu unwohl zu fühlen schien, da ihm einfiel, mit welchen Todesflüchen Green ihre Vergangenheit verteidigte. Es kam keine Antwort – weder von Siberu noch von Gary – nur ein absolutes Schweigen, in welchem Green etwas in sich aufkommen spürte. Etwas, was sie nicht wollte, etwas, was sie aber an diesem Tag schon einmal versucht hatte, zu unterdrücken und als sie endlich etwas sagte, bemerkte sie erschrocken, wie sehr ihre Stimme zitterte: „G–Gut, wisst ihr was ...“ Dann schluckte sie; versuchte, ihre Stimme wieder zu festigen, doch anstatt, dass sie so kühl klang, wie sie es erhofft hatte, spiegelte ihre Stimme ihre Verzweiflung wider: „Ihr könnt mich mal!“ Green wollte es nicht; sie wollte es partout nicht, aber ihre Füße bewegten sich gegen ihren Willen und viel zu schnellen Schrittes, ohne aufgehalten zu werden, weil die beiden Dämonenbrüder für einen Moment viel zu geschockt waren, stürmte Green die Treppen runter. Was tat sie da nur? Warum war sie so enttäuscht? Warum machte sie so ein Drama aus ... Aus ... Sie fluchte und bemerkte kaum, wie sie ihre Jacke nahm und ihre Schuhe anzog – doch als sie die Haustür öffnete und die kalte Luft zusammen mit kleinen Schneeflocken um sie herumwirbelte, hielt Green mit beschleunigtem Herzschlag inne. Den ersten Fuß hatte sie auf die nicht gefegte Auffahrt gesetzt und hörte nun, wie der frisch gefallene Schnee unter ihren Füßen knirschte. Sie wollte den Fuß zurückziehen, fliehen, irgendwohin, doch kam zum Stillstand – wieder sah Green das kleine Mädchen mit den dunklen blauen Augen und den wehenden Zöpfen. Barfuß im Schnee; unpassend gekleidet für die Jahreszeit mit halbwegs gesenktem Kopf. Die gleiche Erscheinung wie immer. Nur dieses Mal hielt sie Green die Hand hin.     „... Sie hat geweint.“ Froh darüber, dass Gary es von sich aus bemerkt hatte und noch erleichterter, dass Siberu aus der Stimme seines Bruders heraushören konnte, dass es ihm nicht egal war, richtete Siberu seine Wut doch nicht gegen seinen Bruder. Er sah ihn auch nicht an, als er dessen Aussage bejahte, woraufhin sie wieder schwiegen.  „Schlag mich, Silver.“ Erst jetzt linste der Angesprochene zu ihm herüber und stellte erleichtert fest, dass sich in Garys Gesicht endlich das schlechte Gewissen abzeichnete.  „Nein, das werde ich nicht tun, auch wenn du es mehr als nur verdient hast“, verkündete der Rotschopf beinahe triumphierend: „Denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Green-chan ihr Weihnachtsgeschenk zu geben!“ Mit hochrotem Kopf wirbelte Gary zum feixenden Siberu: „Was bitte?! Das ist ja wohl der schlechteste Zeitpunkt überhaupt! Wie kommst du denn darauf, dass so eine Schnapsidee was bringen könnte?!“ „Frag nicht, vertrau einfach auf den, der mehr Erfahrung mit Frauen hat, okay?“ Er machte einen Wink zu seinem dank Greens Licht tauben Arm und fuhr fort: „Tu es einfach, bevor ich mich doch dazu entscheide, dich mit nur einem Arm zum Mond zu schießen!“ Es kam selten vor – Siberu wusste nicht mal, wie lange es her war, dass Gary auf den Rat seines Bruders gehört hatte, doch dies war eines der seltenen Male, wo er es tat und kommentarlos rannte Gary Green hinterher, unter dem begutachtenden Blick seines Bruders, der ihm noch eine ganze Weile hinterher sah, bis er seufzte und sich eigentlich gerade abwenden wollte, als Firey plötzlich hinter ihm auftauchte. „Ich dachte, du wärst in Green verliebt?“ „Bin ich auch. Warum glaubst du habe ich das getan?“, forschend sah sie ihn an, doch gab keine Antwort, weshalb Siberu schulterzuckend fortfuhr: „Ich bin eben das Glied, das alles zusammenhält. Aber von so etwas hast du keine Ahnung, Flachbrett.“ Dann ignorierte er sie galant und schritt die Treppe herunter mit den Worten, dass er versuchen würde, sich um das Essen zu kümmern, damit nicht noch mehr Dramen entstanden. Kurz sah Firey ihm verdattert hinterher. Was war das nur für ein komischer Kauz?     In der Eingangshalle fand Gary weder Greens Jacke noch ihre Stiefel, weshalb er sofort die gläserne Haustür öffnete und besorgt im ruhigen Schneetrubel herumwirbelte – sie war ja wohl nicht in diesem Wetter----  „Suchst du mich?“ Überrascht, Greens Stimme zu hören, sah Gary über die Schulter hinweg zurück und erblickte sie – an der er schnurstracks vorbeigelaufen war, denn sie stand ein wenig abseits im gläsernen Eingangsbereich des Hauses und hätte daher eigentlich von ihm gesehen werden müssen. Als er jedoch wieder hereinkam, wünschte er sich für einen kurzen Moment, er hätte sie nicht gesehen, denn ihr Blick war genauso eisig wie das Wetter draußen vor der Tür. Ihre eiskalte Stimme richtete sich auch sofort gegen ihn, ohne, dass sie ihm die Gelegenheit ließ, selbst das Wort zu ergreifen: „Glaubst du, ich bin in diesem Wetter rausgegangen?“ Sie lächelte – sie lächelte ein überaus komisches Lächeln, hohl und künstlich. „Glaub mir, ich wäre gerne rausgegangen und einfach von hier verschwunden, aber weißt du, warum ich es nicht getan habe? Nein, das kannst du dir wahrscheinlich nicht vorstellen, denn du hast offensichtlich nicht genug Bücher über Traumata gelesen!“ Ihre Stimme begann, sich zu überschlagen: „Vielleicht solltest du es tun, denn dann könntest du dir ein Bild davon machen, wie es ist – siehst du, wie ich zittere? Ich zittere nicht aus Wut, ich zittere aus Angst! Aus Angst vor so ein paar Flocken – ja, das kannst du dir wahrscheinlich nicht vorstellen, weil es absolut bescheuert ist! Aber ich kann nichts dafür, verdammt nochmal! Ich kann es nicht abschalten, so sehr ich es mir auch wünsche!“ Green japste nach Luft, ihn unnachgiebig anstarrend und plötzlich schnellte ihre Hand hervor und packte seinen Kragen:  „Was hast du dir gedacht, als du Tinami dazu aufgefordert hast, es schneien zu lassen? Hast du dabei überhaupt an mich gedacht? Oder dachtest du so was wie „Green soll sich nicht so anstellen“?!“ Dann lockerte sie ihren Griff um seinen Kragen plötzlich; der Vulkan war ausgebrochen und verrauchte langsam – doch der Rauch war es, der Gary erst recht die Sprache verschlug: „… dass du Schwierigkeiten hast, zu deinen Gefühlen zu stehen und sie nicht so offen herum posaunst wie Sibi und ich ist ja ok, damit komm ich zurecht … aber du kannst verdammt nochmal auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen.“ Noch ein letztes Mal festigte sich ihr Griff um seinen Kragen: „Ich bin nämlich kein einzuplanender Faktor, Gary!“ Dann ließ sie ihn endgültig los und es wurde deutlich, dass sie alles gesagt hatte, was sie hatte sagen wollen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was er dazu sagen würde; sie stellte auch keine Erwartung an ihn, als wäre er plötzlich zu einer Person geworden, die sie nicht einschätzen konnte – aber warum eigentlich „plötzlich“? Wenn man es genau nahm, kannte sie ihn nicht; sie hatte nur geglaubt, dass sie ihn kannte, aber wahrscheinlich hatte er einfach Seiten, die sie ... „Es tut mir leid. All das – das tut mir leid.“ Green hatte sich abgewandt gehabt, als er diese Worte sagte, doch noch bevor sie ihn überrascht ansah, wusste sie, dass seine Entschuldigung ernst gemeint war. Vielleicht weil sie sich einbildete, ihn zu kennen und deswegen wusste, dass dieser reuevolle Tonfall, den sie noch nie von ihm zu hören geglaubt hatte, aufrichtig war. Sie guckte ihn wieder an, und sobald sie in seine dunkelgrünen Augen sah, wusste sie – über sich selbst in ihren Gedanken fluchend – dass sie ihm verzeihen würde. Warum war es ausgerechnet Gary als Einzigem gelungen, ein so tiefsitzendes Vertrauen zu ihr aufzubauen?  „Ich gebe zu, dass ich ... zu schnell gehandelt habe und zu wenig Rücksicht auf dich genommen habe, und das ...“ „Schon gut.“ Für einen kurzen Augenblick hatte Gary weggesehen, doch als Green ihn unterbrach, sah er sie stutzig an, denn er fand absolut nicht, dass alles „schon gut“ war. Auch ihr Körper verriet ihm dasselbe, denn sie zitterte nach wie vor und nun, da sie ihn nicht mehr am Kragen gepackt hielt, hatte sie die Arme auch wieder um ihren Oberkörper geschlungen – wahrscheinlich um sich selbst zu wärmen. Und das sollte „schon gut“ sein?  „Nichts ist gut“, begann Gary und fragend sah Green dabei zu, wie er seine Jacke auszog und ihre Augen wurden immer größer, als er die Jacke über ihre Schultern legte: „Es ist nicht viel und kann wohl kaum als Entschuldigung angenommen werden, aber ein wenig wärmen kann es dich vielleicht.“ Weiterhin sah Green ihn mit großen Augen an; ein Blick, der Garys Wangen dazu brachte, zu erröten – und er musste sich abwenden, da die Röte drohte, sich auszubreiten, weshalb er Greens leichtes Schmunzeln auch nicht mitbekam. Ihre Worte bemerkte er allerdings und sie brachten ihn dazu, sich noch roter wieder herumzudrehen: „Das mit der Entschuldigung überlege ich mir noch, aber ob ich dir vertrauen kann, lasse ich auf deine Antwort auf diese Frage ankommen - und zwar: Was bin ich für dich?"     „Also wenn das nicht mal eine interessante Wendung ist! Das ist meine Green-chan, haha!“ Gary und Green hatten sich den wohl schlechtesten Platz ausgesucht, um ihr Gespräch zu führen, denn es war Siberu ein Leichtes, sich hinter der nächsten Ecke zu verbergen – und natürlich war das Gespräch viel interessanter als das Weihnachtsessen. Das fanden scheinbar auch die zwei anderen Rotschöpfe des Hauses, weshalb sich auch Firey und die wieder aufgewachte Sho dazugesellt hatten, sowie Rui, die an Siberu geklebt hatte. „Meine Güte, Siberu-kun, du hast aber gute Ohren – ich kann gar nichts hören!“, beschwerte Sho sich, da sie nur Gesprächsfetzen hören konnte, da die „nächste Ecke“ leider am Ende des Ganges war. Firey sagte nichts; sie konnte zwar auch nichts hören, aber sie fand auch, dass sich Lauschen nicht wirklich gehörte ... Eigentlich wusste sie gar nicht, was sie da tat. Es gehörte sich nicht zu lauschen; es gehörte sich einfach nicht - oder?     „Also! Keine Ausflüchte dieses Mal, Gary! Das bist du mir jetzt schuldig!“ Entgeistert blickte der Angesprochene Green und ihren ausgestreckten Zeigefinger, der geradewegs auf ihn gerichtet war, an, doch er war scheinbar der gleichen Meinung wie Green, weswegen er versuchte, seine Röte herunterzuschlucken – mit zweifelhaftem Erfolg.  „A-Also ... A...“ Gary schlug sich sofort die Hand vor den Mund, als er – wie auch Green und deren Zuschauer – bemerkte, dass er zu stottern angefangen hatte.  „Ich denke ...“ Mit leuchtenden Augen und einem erheiterten Schmunzeln – denn sie fand seine unerwartete Schüchternheit unheimlich niedlich – beobachtete Green ihn und steckte ihre Hände dabei in die Taschen seiner Jacke – und wurde jäh abgelenkt. In seiner rechten Jackentasche lag etwas – etwas mit einer Schleife, etwas eingepacktes, kleines ... viereckiges?! Klein und viereckig, wie Schmuck normalerweise eingepackt wurde? Jetzt war es Green, die rot anlief; von Gary allerdings unbemerkt, denn dieser stammelte gerade seine Antwort, die Green gar nicht hörte – das Geschenk ... war das ... ihr Weihnachtsgeschenk?     „Was tut Green denn da!? Sie hört ihm ja gar nicht zu! Siberu-kun, was hat Gary denn jetzt gesagt, erzähl!“ Siberu grinste nur verschmitzt, denn was Green nicht gehört hatte, er aber schon, war tatsächlich genau das, was sie sich erhofft hatte: „Ich denke ... man kann uns schon Freunde nennen.“     Als Gary, der immerhin so lange dafür gebraucht hatte, zu einer Antwort zu kommen, bemerkte, dass Green ihm nicht zuhörte, wollte er gerade ein wenig aufgebracht um ihre Aufmerksamkeit bitten, als er bemerkte, weshalb sie abgelenkt war – und beide starrten mit komplett errötetem Gesicht das kleine, viereckige Geschenk auf Greens ausgestreckter Handfläche an – und sahen gleichzeitig auf, nur um noch röter zu werden, als sie sich ansahen. Beiden schien es die Sprache verschlagen zu haben, weshalb Green auf Körpersprache zurückgriff, um mit dem Zeigefinger auf sich selbst zu zeigen, wohl um zu fragen, ob das Geschenk für sie war, was er mit einem zurückhaltenden Nicken bejahte. Über diese Aussage scheinbar enorm erfreut, begann Green zu grinsen: „Ach du Schande, Gary! Ich wusste gar nicht, dass du es so ernst meinst!“ Seine Stimme wiederfindend antwortete Gary aufgebracht: „Das war nicht meine Idee!“ Doch noch bevor Gary mehr sagen konnte, kam Siberu aus seinem Versteck angerast: „Du Trantüte! So macht man das doch nicht! Du musst so was sagen wie: Ich habe jedes Geschäft nach passenden Ohrringen für dich abgesucht, aber keine waren hübsch genug für dein Gesicht----" „So was Hochtrabendes sagt nur ein Schleimer wie du! Ich würde so etwas niemals sagen ...“ „Ohrringe? Du hast mir Ohrringe gekauft?“ Und schon kam Sho ebenfalls angeflitzt, sich an Greens Schulter hängend, um über diese hinweg zu sehen: „Nun mach schon auf, Green! Mach auf!“ „Wo kommt ihr denn plötzlich alle her?“, fragte Green, als sie die ganze Meute plötzlich um sich hatte – nicht wirklich überrascht, sondern eher als reine Pro-forma-Frage gestellt. Sogar Pink kam angerannt, als sie den Aufstand bemerkte. „Das ist doch jetzt vollkommen egal! Mach auf – ich will wissen, was so ein langweiliger Streber wie Ookido einem Mädchen schenkt! Du hast doch sicherlich geholfen, Siberu-kun?“ „Hahaha, Sho, du glaubst doch nicht, dass mein Bruder so was alleine hinbekommt ...“ „Ich wusste, das würde peinlich werden ...“  „Green-chan hat schon ein Geschenk! Oooh das ist gemein, ich will meins auch schon!“    „Das ist wirklich ein Tag fürs Geschichtsbuch“, schlussfolgerte Tinami grinsend, die um Green herumtänzelnde Meute von weiter weg beobachtend, zusammen mit Kaira und Azura.  „Jetzt bekommt eine Hikari sogar ein Weihnachtsgeschenk von einem Dämon.“ Tinami lachte über ihre eigenen Worte und schien es sehr erheiternd zu finden, wie Green mit leuchtenden Augen die Schleife von dem Geschenk löste und Gary von Siberu und Sho aufgezogen wurde, dass er das Paket doch niemals selbst verpackt hatte. Kaira schnaubte; sie teilte Tinamis Gefühle nicht. „Was wohl ihre Vorfahren dazu sagen werden?“  „Sie würden sich wohl im Grabe herumdrehen, wenn sie denn in einem Grab liegen würden. Eines steht jedenfalls fest ...“ Tinami brach ihren Erdbeerpocky in zwei Stücke in genau dem Moment, als Green zwei Ohrringe mit daran hängenden Glöckchen auspackte und ein einstimmiges „Ooooh!“ ertönte: „Wir sind in eine spannende Generation geboren worden.“   [1] ”Baka” bedeutet ”Idiot” auf Japanisch  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)