Himitsu no Mahou von AimaiLeafy ================================================================================ Kapitel 4: Winteralbtraum Teil 1 -------------------------------- Der Zug ratterte über die Schienen, voll beladen mit munteren Schülern, die es gar nicht abwarten konnten, ihr Reiseziel zu erreichen, um sich mit voller Energie in die Klassenreise hineinzustürzen - mit allem, was dazugehörte. Sho war eine von denen, bei der die Freude sich am deutlichsten zeigte: ihr Gesicht strahlte regelrecht. Zwar war sie mit ihrer Familie schon so gut wie überall auf der Welt gewesen und so sportlich wie Green war sie auch nicht, als dass sie Feuer und Flamme für das Skifahren wäre, doch sie freute sich auf das, was eine Klassenfahrt von einer normalen Reise unterschied. Außerdem basierte die Reise auf einer Idee Shos und ihre Familie hatte einen Großteil der Reise finanziert.   Green teilte die Euphorie ihrer Freundin nicht: Missmutig starrte sie aus dem Fenster und beobachtete die vorbeisausende Landschaft. „Ach Green, nun komm schon: wir fahren in die Berge! Das ist doch einfach wunderbar! Hach… ein wahrer Wintertraum!“ Sho schwärmte weiter, sprach von der Romantik und dem Flair eines Kamins, gepaart mit Schnee und einem Kakao – dazu noch der passende Mann... „Wohl eher ein Winteralbtraum…“, sagte Green eher zu sich selbst als zu der schwärmenden Sho, welche die leisen Worte ihrer Freundin dennoch gehört hatte und sie nun verwundert ansah, während sie fragte, was sie gesagt hatte. Doch die Befragte schüttelte den Kopf. „Ach nichts, ist nicht so wichtig. Sag mal….schneit es zu dieser Jahreszeit in Hokkaidô?“, ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie dies sagte, ganz so als würde diese Vorstellung sie bereits frösteln lassen. Ihre Freundin sah sie verwundert an, was bei Greens Frage auch nicht gerade verwerflich war und antwortete:    „Ähm, Green, hast du bei den Vorbereitungen geschlafen? Skiunterricht steht auch auf dem Programm und du magst doch eigentlich alle sportlichen Aktivitäten? Als wir damals in Österreich wandern gewesen sind, warst du doch nicht zu bremsen!“ Greens Antwort war ein Seufzen und sie zog ihre Jacke enger um sich, da ihr schnell klar wurde, dass dies wahrscheinlich wirklich ein Winteralbtraum werden würde.     Der Schnee knirschte unter den munteren Füßen der Schüler, die das letzte Stück zu Fuß zurücklegen mussten und rief nicht gerade schöne Erinnerungen in Greens Gedächtnis hervor. Erinnerungen, die sie schon verdrängt hatte, die sie nur noch in ihren Albträumen heimsuchten… Sie versuchte nicht in den Himmel hinaufzusehen, welcher weiß sein würde, verschleiert durch die weiße Pracht von oben. Es genügte, die kleinen Flocken vor ihren Augen zu sehen, welche sich mit dem am Boden liegenden Weiß vereinte, um ein unwillkürliches Zittern in Green hervorzurufen, obwohl sie zwei Jacken anhatte, welche sie eigentlich vor der Kälte beschützen sollten. Ein Klaps auf den Rücken ließ sie aus ihren Tagträumen erwachen und sie sah Shos Gesicht neben ihrem.  „Green, du siehst nicht gut aus. Du bist etwas bleich im Gesicht...“ Shos Sorge um Green wurde von ihren Klassenkameraden unterbrochen, denn diese hatten nun das Hotel ausfindig gemacht, in welchem sie vier Tage lang übernachten sollten. Nicht ohne Grund waren sie kurz sprachlos, welches Sho in vollen Zügen genoss und als Bestätigung auffasste - denn das Hotel hatte sie immerhin ausgesucht, da es ihre Familie war, welche die Klassenfahrt zu mehr als 60% finanziert hatte , wie so viele Arrangements der Schule; manchmal fragte sich Green daher halb im Scherz, wem die Schule überhaupt gehörte. Sho liebte den Luxus, daher konnte man sich in etwa vorstellen, wie deren Bleibe aussah, welche man gewiss nicht mit einer ordinären Jugendherberge vergleichen konnte.   Green war im gewissen Sinne schon auf solch einen Anblick vorbereitet gewesen, da sie immerhin mit Sho zusammen gelebt hatte und sie in diesen paar Jahren ein paar Mal zusammen im Ausland gewesen waren, daher war sie wenig überrascht, als sie das luxuriöse, westlich angehauchte Hotel betraten und ihre Zimmer zugeteilt bekamen, welche sehr schön eingerichtet waren. Schon als sie die beiden Freundinnen den Fuß über die Schwelle ihres gemeinsamen Zimmers setzten, begrüßte sie eine gemütliche, warme Atmosphäre. Mit einem prüfenden Blick untersuchte Sho die Minibar, während Green sich auf das Himmelbett fallen ließ und sich erst einmal entspannt austreckte, die Schuhe dabei von ihren Füßen kickend.   „Wir haben Zimmer 443. Das dürfen wir bloß nicht vergessen, denn hier gibt es genug Zimmer, um sich zu verirren.“ Kurz nach diesen Worten schritt Sho weiter begutachtend durch das Zimmer und öffnete das große Fenster der rechten Zimmerwand, gleich neben dem Bett Greens. „Ach, ist diese Aussicht nicht einfach herrlich! Und wie schön der Schnee glänzt! Ich glaube, wir können sogar Schlittschuh laufen!“ Shos Augen strahlten regelrecht vor Freude, als sie die schneeweiße Landschaft vor dem Fenster erblickte, im Gegensatz zu Green, die sich die Decke über den Kopf schob.  „Wollen wir mal gucken, wie das Eis aussieht? Im Programm des Hotels steht, dass sie Schlittschuhe zum Verleih anbieten. Heute haben wir immerhin nichts Schulisches auf dem Programm; das müssen wir doch ausnutzen!“ Als die übereifrige Sho sich zu Green umdrehte, wurde sie allerdings enttäuscht, denn überrascht stellte der Rotschopf fest, dass ihre Freundin zu schlafen schien, denn sie antwortete ihr weder noch reagierte sie irgendwie auf die Worte Shos. Skeptisch verengten sich die Augen des Rotschopfes, als sie sich über die auf dem Bett liegende Green beugte, doch es sah tatsächlich so aus, als wäre sie eingeschlafen. Ob sie sie wecken sollte? Immerhin konnte sie noch nicht tief im Land der Träume versunken sein und es sollte somit nicht besonders schwer sein, sie zu wecken. Doch obwohl Sho nicht die größte Lust darauf verspürte, alleine das Eis auf dessen Tauglichkeit zu überprüfen, ließ sie Green schlafen; immerhin hätte sie wahrscheinlich sowieso keine Lust auf das Schlittschuhlaufen, dachte Sho, als sie sich Jacke, Schal und Handschuhe nahm und das Zimmer daraufhin verließ. Sobald der erste Schnee kam, begann Green merkwürdig zu werden…      Ein kühler Wind kräuselte Greens Haare. Sie kniff die Augen zusammen und drehte sich unruhig zur Seite, wobei ihr Glöckchen sanft auf die blaue Decke fiel. Das Mädchen war tief in ihrem Schlaf versunken und wurde nicht einmal von dem kalten Wind des offenen Fensters geweckt: eher das Gegenteil war der Fall, die Kälte des Windes schien sie noch weiter in den unheilvollen Schlaf zu locken. ... auch, dass sie nicht mehr alleine im Zimmer war, bemerkte sie nicht. Ruhig und reglos blieb sie liegen, bewegte sich auch nicht, als der Eindringling näher kam. Zu tief hinab hatte sie der Traum gerissen, ließ sie alles andere um sich herum vergessen. Erst als er nach dem Glöckchen griff, reagierte das Mädchen, indem sie das Handgelenk des ungebetenen Gastes packte. Der Eindringling erstarrte innerlich, wagte es kaum zu atmen, obwohl sie nach wie vor schlief und es daher offensichtlich war, dass sie aus Reflex gehandelt hatte. Ohne sie zu wecken befreite er sich gekonnt von ihren zierlichen Fingern und startete einen erneuten Versuch: das Ziel lag nun zum Greifen nah, doch gerade als seine Fingerspitzen es fast berührten, flüsterte Green: „…es…es ist so…kalt…“ Diese leise gemurmelten Worte ließen ihn mitten in der Bewegung erstarren, denn zusammen mit diesen Worten war eine Veränderung in der Schlafenden geschehen. Auf einmal hatte Green ihre Augen fest zusammengekniffen, ihr Atem kam in unruhigen Schüben und ihr Gesicht war plötzlich kreidebleich geworden. Obendrein machte sich auch noch ein weiterer Störfaktor bemerkbar, denn auf dem Gang waren Schritte zu hören.   Die Tür wurde förmlich aufgeschlagen und Sho stand zwischen Tür und Angel. Sie erblickte zuerst das offene Fenster und dann, mit leichter Frustration, die nach wie vor schlafende Green. Sho war extra kurz vor dem Aufbruch noch einmal zurückgegangen, in der Hoffnung ihre Freundin wäre vielleicht wieder aufgewacht. Leider wurde sie enttäuscht, denn wie sie deutlich sehen konnte, war ihre Freundin nach gänzlich von ihren Träumen eingenommen. Also blieb Sho nichts weiter übrig als sich auf dem Absatz umzudrehen, um das Zimmer zu verlassen und Green damit mit ihren Albträumen alleine zurückzulassen.     Schnee, überall Schnee...Kälte, die verschluckt...grauer Himmel, von hohen, weißen Tannen verhüllt…     Schadenfrohes Gelächter füllte Greens Kopf; Erinnerungen, die ihren Kopf beinahe zerspringen ließen.    „Schwester Green, willst du es nicht wenigstens noch mal versuchen? So schwer ist es wirklich nicht!“ Verschwommen, wie ein altes, von der Zeit mitgenommenes Bild, erschien der flehende Ausdruck eines braunhaarigen Mädchens vor ihr: in seiner Hand waren zerschlissene Schlittschuhe zu sehen, welche das Mädchen nun langsam senkte; wahrscheinlich, weil es verstand, dass es keinen Sinn hatte, Green dazu zu überreden, mit ihm auf das Eis zu gehen. Stattdessen nahm es mit seinen kleinen behandschuhten Händen Greens und versuchte, sie warm zu reiben. Wie oft hatte sie diese Geste wiederholt? Wie oft blieb diese Geste unbeantwortet?   Kälte, die dich nie wieder freilassen wird... Die dich festhält....       „Die wird es doch nie lernen. Die ist einfach zu blöd dazu! Stimmt doch, Green? Gib es doch einfach zu: Du hast Angst davor, dich zu blamieren!“   Wegen der du die Kraft verlierst, weiter zu gehen...   Das Mädchen, welches Green die Schlittschuhe geben wollte, achtete nicht auf die Zurufe der anderen Kinder. Weiterhin rieben seine kleinen warmen Finger Greens, stetig versuchend, diese warm zu bekommen. Die Hände des kleinen Mädchens waren immerzu warm… Greens dagegen waren immer kalt. „Mach dir nichts aus denen! Du musst nicht, wenn du nicht willst.“ Das Gelächter der Gruppe wurde noch lauter. „Stellst du dich jetzt etwa auf ihre Seite, Kari?!“   Die Müdigkeit und Schwäche in dir erweckt....   Die Angesprochene beachtete sie nicht weiter, denn obwohl sie so ein kleines, zerbrechliches Mädchen war, besaß sie einen starken Charakter, der sie vor der dunklen Welt um sie herum bewahrte und Beleidigungen aller Art abprallen ließ. Doch an Green prallten sie nicht ab. Bei ihr trafen sie immer einen wunden Punkt – und anstatt wie das andere Mädchen darüber zu stehen, zeigte die Provokation der anderen Kinder ihre Wirkung: Green befreite sich aus den wärmenden Händen des Mädchens und prompt verstummte das Gelächter, machte einer aufmerksamen Neugierde Platz. Erstarrt doch lauernd sahen sie zu, wie Green sich die Schlittschuhe anzog und zögernd Halt am Rand der Schlittschuhbahn fand. Ihre Beine zitterten, als sie den ersten Schritt machte und kaum hatte sie sich ganz vom Geländer gelöst, fiel sie auch schon der Nase lang hin.      Wallender Schnee…   Die Reaktion kam schnell, da sie genau auf dies gelauert hatten. Laut, schadenfroh und hämisch erfüllte ihr Lachen die Luft und im gleichen Takt wie der Schnee vom Himmel fiel, rollten die frustrierten Tränen an Greens gerötete Wangen herab. Ihr Gesicht war rot vor Tränen und wieder einmal hasste sie sich für diese Schwäche. Sich und den verdammten Winter.   ...der keinen Laut durchlässt...   „Heulsuse! Heulsuse! Seht ihr: Ich habe es euch doch gesagt! Green kann noch nicht mal einen kleinen Schritt auf dem Eis machen!“   ... du wirst dich alleine mit dem Schnee vereinen...   Das Gelächter wurde immer lauter in Greens Kopf: tausendfach wiederholte es sich und breitete sich genauso schnell und wallend in ihrem Körper aus, wie die Kälte es tat. Die Kälte umarmte sie, wollte sie nicht mehr loslassen, würde sie nie wieder loslassen... Umso lauter das schadenfrohe Lachen wurde, umso mehr fachte es den Hass in ihrem Körper an; Hass auf all jene, die sie in ihrer Kindheit ausgelacht hatten, auf die, die sie allein gelassen hatten, einfach auf alle!   Die Mischung aus Kälte und Hass entwickelte sich zu einer Spirale, die sich in sie hineinzubohren schien, doch schlussendlich riss sie Green auch aus dem Schlaf. Obwohl ihr gesamter Körper vor Kälte bebte, war sie bedeckt von Schweißperlen und schweratmend blieb sie liegen, starrte verklärt an die Decke, als hätte sie Fieber. Sie versuchte an nichts zu denken, doch das Lachen hallte immer noch wie ein Echo durch ihren Geist. Ohne dass sie es bemerkt hatte, hatten sich ihre Hände um ihr Glöckchen geklammert, als würde es ihr helfen können, die Schatten der Vergangenheit zu bewältigen.      Nachdem Green lange und ausgiebig warm geduscht hatte, war es auch irgendwann Zeit für das Abendessen. Sie fühlte sich ein wenig besser, auch wenn das heiße Wasser die Kälte nicht vollends besiegen konnte. Wie auch? Die Kälte kam von innen, wie sollte das Wasser ihr dabei behilflich sein, eben diese Kälte zu bekämpfen? Auch die wärmende Suppe, welche Green sich vom Büffet geholt hatte, konnte die beißende Kälte nicht besiegen, obwohl sie eindeutig gut schmeckte, was Sho absolut nicht fand, obwohl sie ordentlich reinhaute, nachdem sie zu spät zum Abendessen kam: angeblich hatte sie die Zeit beim Schlittschuhlaufen total vergessen, obwohl sie mehr über die dort gesehenen ach so gut aussehenden Männer sprach als über den Schlittschuhlauf, worüber Green erleichtert war. Erst spät waren die beiden Mädchen wieder in ihrem Zimmern, da sie zuvor noch mit ihren Klassenkameraden zusammengehockt hatten, um über dieses und jenes zu sprechen. Sho war vollkommen erschöpft und wollte direkt ins Bett gehen; sie hatte nicht einmal mehr genug Energie, um darüber zu diskutieren, ob das Fenster über Nacht offen bleiben sollte oder nicht, obwohl Sho stets mit offenen Fenster schlief und Green sich sofort dagegen äußerte. Als Green sich gerade bettfertig machte, kam Sho jedoch noch etwas in den Sinn, was sie noch sagen wollte, bevor sie den Schlaf im Empfang nehmen wollte: „Warum hast du das Fenster denn wieder aufgemacht, wenn du mit geschlossenem Fenster schlafen willst?“ Die Angesprochene rief vom Badezimmer aus, dass sie kein Fenster aufgemacht habe, denn sie hätte die ganze Zeit geschlafen und in dieser Kälte käme sie auch niemals auf eine solche Idee, da sie sich nicht erkälten wolle. „Du hast das Fenster wohl nicht richtig geschlossen.“ Nach diesem Vorwurf von Green setzte Sho sich doch noch einmal auf. „Habe ich aber!“, beharrte sie weiterhin. „Außerdem sind das die gleichen Fenster, die ich auch in meinem Zimmer habe. Die verschließen sich automatisch nach dem Zuziehen.“ „Ein AutoLock-Schloss“, ergänzte Green und wurde nun ein wenig nachdenklicher, anders als Sho, die dies spannend zu finden schien: „Uhu! Dann ist vielleicht jemand bei uns eingebrochen: wie spannend! Aber sind diese Schlösser nicht unaufbrechbar?“ Green musste beim Zähneputzen die Augen verdrehen: es gab wohl keine andere Person außer Sho, die sich über einen Einbruch freuen würde. Vielleicht lag es daran, dass sie sich das, was gestohlen wurde, im Falle eines Einbruchs einfach wieder kaufen konnte, denn Geldsorgen hatte sie sicherlich nicht.    Nachdem Green im Badezimmer fertig war und ihren Pyjama angezogen hatte, kam sie wieder in das Zimmer zurück, wo sie Sho vertieft in Gedanken vorfand. Wahrscheinlich schrieb sie bereits eine spektakuläre Story in ihrem Kopf für die nächste Schülerzeitung, immerhin war Sho nicht umsonst dafür berüchtigt, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen; gab es auch nur den leisesten Verdacht auf eine brauchbare Story, so wurde sie so weit ausgearbeitet, bis es zu einer spannenden und interessanten Schlagzeile wurde. Dies war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb die Schülerzeitung so beliebt war, auch wenn jeder wusste, dass an den Artikeln nicht einmal die Hälfte wahr war - Shos Schreibstil fesselte ein breites Publikum und sie konnte die haarsträubendsten Erzählungen plausibel machen, so dass man zweimal darüber nachdenken musste, ob ein Artikel entgegen jeder Erwartung tatsächlich der Realität entsprach oder nur eine fantasievolle Verflechtung und Umerzählung wirklicher Geschehnisse war. Green hatte jedoch nicht viel Lust darauf, irgendeine Einbruchstory über ihr Hotelzimmer zu lesen, daher versuchte sie, es ihrer Freundin auszureden: „Ein AutoLock-Schloss ist nicht unaufbrechbar. Es ist schwerer zu öffnen, aber es gibt kein Schloss, welches sich nicht öffnen lässt - man muss nur wissen wie.“ Shos Augen fingen an zu leuchten und sie beugte sich leicht zu ihrer Freundin vor. „Glaubst du denn wirklich, dass hier jemand eingebrochen ist?“ Green schüttelte den Kopf und erwiderte: „Zum einen fehlt uns nichts: ich habe gerade nachgeguckt und unser Geld ist noch da und auch alles andere, bei dem es sich gelohnt hätte, gestohlen zu werden.“ Jetzt sah Sho sie skeptisch an, denn woher wusste Green, wo ihr Geld war? „... und zum anderen bezweifle ich stark, dass jemand aus unserer Klasse in der Lage ist, ein AutoLock Schloss vom Typ APX D3 von Xerion aufbrechen kann.“ Die Angesprochene sah sie lange und mit großen Augen schweigend an, wobei klar und deutlich in ihrem Gesicht zu lesen war, dass sie mal wieder von Greens kriminell veranlagtem Wissen überrascht war und wahrscheinlich wollte sie am liebsten sofort zu ihrer Geldbörse greifen, um zu überprüfen, ob der Inhalt wirklich noch komplett war. Green lächelte nur unschuldig und erwiderte auf Shos Reaktion: „Allgemeinwissen.“  „Okay, dann habe ich eindeutig kein allgemeines Allgemeinwissen.“     Kaum hatten die beiden Mädchen mit dem Reden aufgehört, waren sie auch schon eingeschlafen. Green hatte das Schloss noch mehrere Male vor dem Schlafengehen untersucht und überprüft, ob es auch wirklich verriegelt war. Sie glaubte nicht daran, dass jemand eingebrochen war, denn sowohl am Schloss als auch im Zimmer waren keine Anzeichen für ein Einbruch zu entdecken und dennoch schlief sie mit ihrem Geld unter ihrem Kopfkissen, denn man konnte ja nie wissen und Vorsicht war bekanntlich besser als Nachsicht. Doch ein Einbrecher erschien diese Nacht nicht; stattdessen geschah etwas anderes wahrlich Merkwürdiges. Ganz langsam erhob sich das geflügelte Glöckchen von der Brust seiner Besitzerin, leuchtete mit einem silbrigen Schein und gab plötzlich ein ohrenbetäubendes Klingen von sich, von dem Green auch sofort aus dem frischen Schlaf gerissen wurde. Mit noch geschlossenen Augen griff sie nach ihrem Glöckchen und das Klingen erstarb sofort. Verschlafen rieb Green sich die Augen und gähnte erst einmal herzhaft, das Glöckchen noch in der rechten Hand haltend. Erst dann bemerkte sie, dass das Glöckchen einen Lichtkreis um sich herum gebildet hatte. Green starrte es an, unsicher, ob sie einfach so tun sollte, als hätte sie das Licht nur in ihrem Traum gesehen, dann schaute sie fragend zu Sho, ob diese etwas bemerkt hatte, doch ihre Freundin schlief den Schlaf der Gerechten. Es erschien ihr merkwürdig, dass sie von dem enormen Lärm ihres Glöckchens nicht aufgewacht war: War es etwa so, wie Pink es gesagt hatte, dass nur Green selbst das Glöckchen hören konnte?   Die frischgebackene Wächterin seufzte tief bei dem Gedanken, hinaus in diese Eiseskälte zu gehen und einen zu groß geratenen Dämon zu bekämpfen. Sofort beschloss sie, dass sie es nicht tun würde und ließ sich wieder in das warme Kissen fallen, denn sie hatte beschlossen, dass eine solche Aktion mitten in der Nacht nicht besonders schlau war sondern viel eher dumm und gefährlich. Sie hatte die Augen schon wieder geschlossen, doch fand den ersehnten Schlaf nicht, denn die Worte Pinks verhinderten es: „Es ist unsere heilige Aufgabe!“ „Pink, lass mich in Ruhe schlafen!“, zischte Green, doch es brachte alles nichts - schlafen konnte sie nicht mehr und ganz offensichtlich wollte ein Dämon unbedingt geschlachtet werden. Ohne Sho zu wecken zog Green sich extrawarme Klamotten an und schlich mit zitterndem Körper hinaus; zunächst auf den Gang, dann aus dem Hotel heraus, ohne bei diesen nächtlichen Stunden gesehen zu werden, denn ihr war natürlich klar, dass sie sich Strafen einhandeln würde, wenn man erfuhr, dass sie zu dieser Uhrzeit das Hotel verlassen hatte.    Die eiskalte Nachtluft kam ihr sofort entgegen und ihr lief ein Schauer über den Rücken, denn es beschlich sie der Gedanke, dass sie wohl die erleuchtete Auffahrt samt Straße verlassen müsste, um sich in den dunklen Wald zu wagen, welcher sie mit stockfinsterer Dunkelheit begrüßte gepaart mit einer beißenden Kälte. Wie sollte sie unter diesen Umständen kämpfen? Nichtsdestotrotz schleppte Green sich tapfer durch den Schnee und versuchte sich einzureden, dass es nicht kalt war. Doch dieser Versuch hatte eher kläglichen Erfolg und die Kälte konnte sich Stück für Stück durch ihre Haut bis zu ihren Knochen hindurch fressen. Wie viele Grad es wohl waren? Eine Frage, auf die sie eigentlich keine Antwort haben wollte, denn sie spürte deutlich, dass sie definitiv unter dem Gefrierpunkt lagen. Das einzige halbwegs Positive an dieser Situation war, dass sie wenigstens keine Angst vor der Dunkelheit um sie herum haben musste, denn nach wie vor leuchtete das Glöckchen, welches nun auf ihrer ausgestreckten Hand lag, sanft und leuchtete ihr somit den Weg. Das Klingen war ebenfalls wiedergekehrt und wurde mit jedem weiteren Schritt durch diese eiskalte Hölle lauter, womit es ihr perfekt den Weg zu dem Dämonen zeigte.  Viel zu lange dauerte es, bis das Leuchten des Glöckchens von der Dunkelheit plötzlich verschluckt wurde wie auch das sanfte Klingen. Da sich Greens Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie, dass sie sich auf einer großen Lichtung befand. Der Mond war nun auch aus der Wolkendecke hervor gebrochen und reflektierte sich matt auf dem zugefrorenen Eis eines großen Sees: es musste der See sein, auf dem Sho ein paar Stunden zuvor Eislaufen gewesen war, denn deutlich waren die Eingravierungen der Schlittschuhe auf dem Eis im matten Licht zu erkennen.   Green spürte bei diesem Anblick wieder das Gefühl von Hass in sich hochkommen, zusammen mit den Bildern ihrer Vergangenheit, die spöttisch vor ihrem inneren Auge herum tanzten. Sie schüttelte den Kopf, um sich davon nicht ablenken zu lassen, denn es war wichtiger, sich jetzt auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, als sich selbst in der Vergangenheit zu verlieren. Denn obwohl sie hier nirgends etwas Bedrohliches ausmachen konnte, geschweige denn einen Dämon, war Vorsicht geboten, immerhin hatte sie ihr Glöckchen hierhin geführt und das sicherlich nicht ohne Grund. Sie sah auf eben dieses herunter, welches jetzt wieder wie ein ganz normales Glöckchen aussah und den Blick Greens stumm erwiderte. Doch als würde es das Gegenteil beweisen wollen, strahlte das Glöckchen plötzlich in einem grellen Licht und wieder ertönte ein ohrenbetäubendes Klingen, nur diesmal um einiges lauter als zuvor - so laut, dass Green das Glöckchen fallen ließ und sich die Ohren zuhalten musste. Schnell überwand sie jedoch den ersten Impuls, da sie nicht ohne Waffe stehen wollte, wenn der Dämon sich dazu entschied, aufzutauchen: hastig bückte sie sich, um das schreiende Glöckchen wieder aufzuheben und sogleich verweilte es tonlos. Green seufzte erleichtert. Was war das denn gewesen, dachte sich Green, als sie ihr Glöckchen skeptisch im Schatten begutachtete, als wäre es kaputt gegangen.   Warte – im Schatten?! Sie war doch auf einer Lichtung…wo kam da ein Schatten her---   Eine gewaltige Kraft entfachte ein wahres Höllenfeuer an Schmerzen, als diese ihren Rücken entzweite. Der Druck war so enorm, dass sie weggeschleudert wurde und erst kurz vor dem Rand des zugefrorenen Sees zum Stillstand kam. Ihre Augen vor Schmerzen fest zusammenkneifend und das Etwas in Gedanken bereits verfluchend, was nicht nur die Kleidung auf ihrem Rücken zerfetzt hatte, sondern sie auch vor Schmerzen aufstöhnen ließ, versuchte Green, sich aus dem Schnee wieder aufzurichten, um dem Etwas ins Gesicht zu sehen.  Doch dies war gar nicht so einfach; denn das „Etwas“ stellte sich als ein übergroßer Dämon von geschätzten 10 Metern heraus, welcher sich schon für den nächsten Angriff bereit machte. Green schwang das Glöckchen, wodurch es sich in ihre treue Waffe verwandelte, um einem erneuten Angriff aus dem Weg zu gehen - auch sie war damit bereit; bereit, diesem zu groß geratenen Dämon für diesen Schmerz büßen zu lassen! Green war bewusst, dass dies nicht leicht werden würde, denn die Kraft des Dämons war enorm - doch scheinbar hatte dieser Dämon dafür einen Mangel an Gehirnzellen, denn ohne Konzept oder Plan schlug er wild um sich und zerschmetterte bei dieser zerstörerischen Geste einige der umstehenden Bäume. Es fiel Green trotz ihrer Verletzung nicht besonders schwer auszuweichen, da dieses Wesen nicht in der Lage war, zu zielen: der Größenunterschied wurde nun plötzlich zum Vorteil, denn es war leicht für Green zwischen seinen Angriffen hindurch zu schlüpfen und damit auszuweichen. Ewig würde Green jedoch nicht ausweichen können, denn ihre Rückenverletzung begann sie zu schwächen und zu verlangsamen: sie musste dem Kampf schnell ein Ende setzen. Sie nutzte eine weitere Attacke des Dämons für dieses Vorhaben aus: durch die entstehende Druckwelle der Attacke war es Green möglich, diese als Aufschwung zu missbrauchen und als sie hoch genug war gekommen war, gerade so über die Baumkronen sehen konnte, holte sie mit ihren Glöckchenstab aus: „DARKLIGHTNING!“ Die Energie in ihren Stab bündelte sich und landete einen direkten Treffer. Gerade wollte Green sich stolz auf die Schultern klopfen, als sie, immer noch mitten in der Luft hängend, erstaunt feststellte, dass der Dämon nicht mal eine Schramme hatte. Der Dämon nutzte es aus, dass Green nicht ausweichen konnte: ein weiterer dunkler Strahl wurde auf sie abgeschossen und dieser traf abermals ins Ziel. Blut war kurz vor der runden Mondscheibe zu sehen, als der Strahl den Arm der Wächterin am Arm erwischt hatte; zu allen Überfluss war es auch noch der Arm, welcher den Stab führte und auf Grund der plötzlichen Schmerzen ließ Green ihn los, womit er in den Schnee hinab fiel. Seine Besitzerin hätte neben ihm landen müssen, doch im letzten Moment konnte sie noch mit ihrem gesunden Arm Halt an einem Ast finden. Doch die Aussichten auf einen Sieg waren auf einmal ziemlich eingeschrumpft und ihr war klar, dass es ihr, mit nur noch einem Arm zur Verfügung, schwer fallen würde, der nächsten Attacke des Dämons auszuweichen, worauf sich dieser bereits vorbereitete.    Schnell suchten Greens Augen den Boden nach ihren Stab ab, doch sie musste feststellen, dass ihre Waffe sich einen wahrlich ungünstigen Landungsplatz gesucht hatte, denn sie lag nicht weit entfernt von den klauenbesetzten Füßen des Dämonen. Wenn Green ihre Waffe zurückholen wollte, bestand nicht nur für sie ein gewisses Risiko, von ihm zertrampelt zu werden, sondern auch ihre Waffe war in eben dieser Gefahr. Aber ohne ihre Waffe würde es ein schwieriges Unterfangen sein, lebend aus dieser Sache heraus zu kommen… Green spürte, wie ihre Finger, welche sich verzweifelt um den Ast klammerten, langsam taub wurden und mit einem mulmigen Gefühl schätzte sie die Meter zum Boden und stellte fest, dass das nicht gerade wenige waren. Da ihre Auswahlmöglichkeiten nur aus zwei Alternativen bestanden, nämlich sich entweder fallen zu lassen oder von der nächsten Attacke direkt getroffen zu werden, schwang Green sich in letzter Sekunde vom Ast herunter, womit der abgefeuerte Strahl knapp über ihrem Kopf hinweg sauste und ihre Haare aufwirbelte, wobei sicherlich einige versenkt wurden. Green wusste nicht, ob sie von Glück oder Pech sprechen sollte, als sie in einem großen Haufen Schnee landete und beinahe darin unterging: ihre Beine dankten ihr ganz gewiss, denn ohne diesen Landeplatz wären diese vielleicht jetzt gebrochen... doch der Rest ihres Seins war alles andere als dankbar für den plötzlichen Kälteschub. Green verfluchte sich selbst und ihre Schwächen, als sie sich von den Schneemassen befreite und schnell zu einem Sprung ansetzte, um ihren Stab zurückzuholen, denn die unkoordinierten Angriffe des Dämons hatten ihr genug Zeit dafür gelassen. Der Schnee und dessen Kälte hatten die Schmerzen ihres Rückens und ihrer linken Schulter ein wenig betäubt: dennoch schwächten die Verletzungen sie und ihr war klar, dass ihr Körper nicht mehr lange mitspielen würde. Und sie konnte nicht ewig ausweichen. Aber ihre einzige Angriffsmöglichkeit zeigte keine Wirkung und Pink war über hundert Kilometer entfernt von ihr und konnte Green nicht helfen. Sie sah ihren Stab flehend an, als würde dieser plötzlich über eine Hilfsoption verfügen, doch alles, was das Ding tat, war sie anzuschweigen und tatenlos zuzugucken, wie dessen Besitzerin vom ewigen Ausweichen langsam müde wurde und ihre Verletzungen ihren Rücken zunehmend rot färbten. Gerade als sie zum - wie es ihr vorkam - tausendsten Male ausgewichen war, gaben ihre Beine nach und sie fiel in den weißen Schnee.   Es war aus: hinter ihr hörte sie schon den Dämon, der sich für den Endschlag bereit machte. Sie klammerte sich an ihren Stab  –  sie wollte nicht sterben! Dieses Ding musste doch noch mehr drauf haben als eine einzige läppische Attacke! Als sie schwach die Augen öffnete, fiel ihr Blick auf die zwei Energieleisten, die in dem Stab eingebaut waren. Die schwarze war zirka bis zur Hälfte gefüllt; das war die Energie, die sie in ihren vergangen Kämpfen absorbiert hatte, aber was war mit der anderen Leiste? Der weißen Leiste? Wahrscheinlich durch ihren leichten Anflug von Panik begriff sie recht schnell, dass es doch noch einen Ausweg gab und somit flehte Green ihre lahmen Beine an, dass sie doch bitte noch einen Augenblick lang durchhalten mögen und ihr verzeihen mögen, dass sie sich nun wieder aufrichtete. Aus reiner Verwunderung, dass Green überhaupt noch in der Lage war aufzustehen, vergaß der Dämon seine Attacke und seine großen, gelben Augen starrten sein Opfer, welches nun angriffslustig ihren Stab hinhielt, entgeistert an. Es musste einfach auf diese Art funktionieren, denn wenn sie dunkle Energie mit dem Stab aufnehmen konnte und sich damit die schwarze Leiste auffüllte, musste man doch auch die weiße Energie auffüllen können: vielleicht musste sie einfach die dunkle Energie in weiße Energie umwandeln und ihr Stab funktionierte damit als eine Art Filter? Einen Versuch war es wert – da ihr ohnehin keine anderen Auswahlmöglichkeiten übrig blieben, musste sie alles auf diese Karte setzen. Der Dämon, der sich Greens Verhalten natürlich nicht erklären konnte und auch nicht länger darüber nachdachte als nötig, holte aus und feuerte eine gewaltige Energie auf Green ab, im Glauben, es wäre die letzte Attacke. Konzentriert schloss sie die Augen und hoffte inständig, dass ihr Plan aufging – es musste einfach auf diese Art und Weise funktionieren! Sie spürte die gewaltige Energie, die auf sie zukam und auch wie ihre Hände, die den Stab umklammerten, zu beben begannen. Als sie auch noch ein Gefühl von Schwindel überkam, spürte sie langsam die Panik in sich – so war das nicht geplant! Ihr Stab begann ebenfalls zu beben – oder waren es ihre nervösen Finger, die ihn dazu brachten? Als Green plötzlich deutlich spürte, wie der Stab alle Energie in sich aufgenommen hatte,  wusste sie auch ohne die Augen zu öffnen, dass die weiße Leiste hatte sich halb aufgeladen hatte und auf einmal, ohne zu wissen, woher dieses Gefühl kam, schien das Mädchen ganz genau zu wissen, was sie zu tun hatte. Von einer plötzlichen Leichtigkeit beseelt nahm sie wieder eine weitere Attacke des verwirrten Dämons als Aufschwung und im Mondlicht erhob sie den Stab, ehe eine glockenhelle Stimme die kalte Nacht durchhallte: „Du wagst es, ihr Leid zuzufügen, du Kreatur der Dunkelheit? Niemals mehr sollst du diese Tat wiederholen können! SPIRIT OF LIGHT!“ Im gleichen Moment wie die glockenhelle Stimme diese Worte ausgerufen hatte, hatte sich ein grelles Licht um die Spitze des Stabes gesammelt, wo es sich zu einem Strahl bündelte, welcher wie ein Kanonengeschoss auf den Dämon zuraste und ihn sofort, kaum dass der Strahl seinen Rumpf durchbohrt hatte, in winzig kleine leuchtende Fünkchen zerfetzte. Mit einen Schrecken bemerkte Green plötzlich, dass sie mitten in der Luft hing, doch es blieb ihr keine Zeit drüber nachzudenken, wie sie hier hin kam, denn sie stürzte schon auf den zugefrorenen See zu. Ohne etwas dagegen machen zu können, durchbrach ihr Körper das Eis und das kalte Wasser umschloss sie, zog sie hinab in die Schwärze.     „Warum rettest du sie?“ Rote Haare, gesprenkelt von dem weißen Schnee, welcher nun wieder sanft herunterfiel, wehten im kalten Wind der Nacht. Mit einer gewandten Geste strich er sich seine Haare hinters Ohr, obwohl er es mochte, wenn sie sich im Wind wogen und beobachtete weiterhin das Geschehen unter ihm. Eine Antwort auf seine nachdenkliche, doch auch vorwurfsvolle Frage erhielt er natürlich nicht, denn er hatte sie eher an sich selbst gestellt. Vom ersten Moment an bis zum Schluss hatte er alles beobachtet, ohne groß von den Ereignissen überrascht zu werden. Das einzige, was ihn verwunderte, war das Ende des Kampfes gewesen - denn seinen Informationen zufolge hatte die Wächterin dunkelblaue Augen. Hatten seine eigenen Augen ihn getäuscht, als er für einen kurzen Augenblick weiße Augen zu sehen geglaubt hatte? Und auch, dass er sie rettete, wunderte ihn. Warum tat er das? Der Rothaarige schüttelte verärgert den Kopf und sagte sich, dass er sich zu viele Gedanken machte. Er war nicht der Typ für so etwas - er war ein Typ, der handeln musste.   Er grinste, da ihm die nächste Handlung wirklich überaus gefiel – das war eine Aufgabe, die ganz nach seinem Geschmack war. Sein Grinsen wurde breiter und im Mondlicht blitzen seine etwas spitzeren Zähne gefährlich auf, ehe er sich von der Lichtung abwandte und von den Schatten verschluckt wurde.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)