Seelenheil und Liebesbote von SukiChii (OneShot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 3: Einsamkeit --------------------- Ein kühler Luftzug wehte durch das kleine Dorf Konoha-Gakure. Der frühe Tau klebte noch an den Blättern und die ersten Sonnenstrahlen schienen vom Himmel herunter, welcher wolkenlos blau war. Es war ein schöner Frühlingsmorgen, die ersten Dorfbewohner waren bereits auf den Beinen, bereiteten ihre Läden vor um sie zu öffnen oder schritten durch Konoha-Gakure um sie ihrem Arbeitsplatz, Freunden oder andere beliebige Orte zu gelangen. Auch der zehn-jährige Sasuke war bereits wach. Eher gesagt hatte er die Nacht nicht geschlafen, sondern nur mit starren Augen in seinem Bett gelegen. Den Blick an die Decke gerichtet, schweigend, in Gedanken versunken. Mit einem schweren Seufzen regte er sich nun als die ersten Sonnenstrahlen auf seiner Haut kitzelten. Sein Körper fühlte sich viel zu schwer an und dies lag nicht nur an der Tatsache, dass er den Tag zuvor durchgängig trainierte hatte bis ihm auch der letzte Muskel geschmerzt hatte. In ihm drin befand sich das Gefühl vollkommen leer und ausgebrannt zu sein. Von dem was man Seele nannte, war bei ihm nicht mehr viel übrig. Auch wenn sein Körper schwer war, sein Kopf schmerzte, sein Herz nur noch mühevoll schlug, lebte er. An manchen Tagen dachte er daran wie einfach es doch wäre, wenn er einfach sterben würde, doch dieser Gedanke wurde tief in sein Inneres verdrängt. Ständig rief er sich in sein Gedächtnis weshalb er lebte, weshalb er kämpfte und trainierte. Aus purer Wut, purem Hass und purer Rachsucht. Mit einem Keuchen, da ihn ein starker Muskelkater belastete schob Sasuke seine Beine aus dem Bett und suchte vorsichtig auf seinen Füßen halt. Sich vom Bett abstoßend stand er auf und taumelte zum Türrahmen hin. An diesem stützte er sich ab, biss schmerzhaft die Zähne zusammen. Jeder Schritt brannte in seinen Beinen, jede Bewegung und jeder Atemzug waren eine Qual. Und doch taten diese Schmerzen gut. Das Gefühl innerlich bereits gestorben zu sein, nur noch eine Hülle zu sein ohne Seele, belastete Sasuke stark. Wenn er sich dann durch Training bis an seine Grenzen trieb, sich dabei verletzte und am nächsten Tag mit unaushaltbarem Muskelkater aufwachte, spürte er, dass er noch lebte. Sein innerer Schmerz wurde durch Körperlichen für eine geraume Zeit verdrängt. Mit zitternden Händen tastete sich Sasuke durch die Wohnung bis hin in seine kleine Küche. Sein Blick fiel sofort auf den kleinen Küchentisch an dem zwei Stühle standen, doch so sehr er auch auf diesen starrte, seine geliebte Mutter tauchte nicht auf, um ihn mit einem selbstgemachten Frühstück zu empfangen. Sein Vater saß nicht am Tisch, Zeitung lesend und ihn mit einem Lächeln begrüßend. Nein. Er war alleine. Mit einem harten Schlucken schritt Sasuke zur Küchenzeile und nahm sich eine Flasche Wasser zur Hand. Einige leere Flaschen hatte er bis an die Wand geschoben und dort standen sie bereits seit einer Weile. Er machte sich nicht viel Mühe wenn es darum ging die Wohnung sauber zu halten, dafür schickte der Hokage stets Jemanden vorbei. Schließlich war Sasuke gerade mal zehn Jahre alt und sollte noch nicht auf eigenen Beinen stehen, doch genau dies tat. Er stand alleine, er stützte sich selbst, gab sich selbst Halt und dies war nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Sasuke schraubte den Verschluss der Flasche auf, setzte sie an seinen Mund an und als er seinen Arm hob, damit er trinken konnte, spürte er erneut ein schmerzhaften Brennen durch seinen Oberarm ziehen. Sofort kniff der Zehn-Jährige seine Augen zusammen, machte jedoch keine Anstalten seinen Arm zu senken, sondern trank zügig den letzten Rest des Wassers aus. Mit einem lauten 'Klong' stellte er die Glasflasche danach zurück auf die Küchenzeile und atmete keuchend aus. Die nun leere Wasserflasche schob er zu den Restlichen, dann ging er zum Kühlschrank hin und öffnete ihn, auch wenn er nicht wirklich Hunger hatte. Für ein paar Sekunde starrte er bloß hinein, dann schüttelte er den Kopf und schloss die Tür wieder. Hunger hatte er schon seit einer Weile keinen mehr. Er würgte immer nur ein wenig zum Essen herunter, da es doch lebenswichtig war und er keines frühen Todes sterben wollte. Zumindest nicht solange, bis er nicht seine wohlverdiente Rache hatte. Mit schweren Schritten schleppte er sich nun ins kleine Badezimmer und verschanzte sich dort für eine Weile. Er zog seine Klamotten aus, stellte sich dann unter die Dusche und ließ das kühle Nass auf sich nieder prasseln. Durch das gekippte Fenster im Bad hörte er das Gezwitscher der Vögel und das Rauschen der Blätter, wenn der Wind durch sie fegte. Ansonsten herrschte eine drückende Stille, die er nicht mehr lange aushalten wollte. Diese Stille erinnerte ihn daran, dass er Niemanden mehr hatte, dass er alles verloren hatte. Einfach alles, was ihm jemals wichtig gewesen war. Auch wenn es nun schon zwei Jahre her war hoffte er doch jeden Tag darauf nur einer Illusion ausgesetzt gewesen zu sein und dass seine Familie noch lebte, dass sein Bruder nicht der Mörder war für den er gehalten wurde. Doch so sehr er dies auch hoffte, so sehr wurde er enttäuscht. Der Schmerz, den er seitdem in sich trug, die Trauer und die Verzweiflung waren kaum auszuhalten. Über die letzten zwei Jahre hatten sich diesen Gefühlen Neue hinzu gemischt und zwar Hass und Wut. Diese wurden jeden Tag stärker, verdrängten die Trauer nur langsam. Irgendwann würde Sasuke nur noch aus purem Hass funktionieren, würde ansonsten kalt sein, sämtliche Gefühle ins sich versperren und nichts sehen außer Tod, Blut und Rache. Doch momentan war er noch ein zehn-jähriges, unschuldiges Kind, welches alleine war... Unter dem kühlen Wasser erkannte man nicht, dass salzige Tränen über die Wangen des Jungen liefen. Sie waren Erlösung und Qual zu gleich. All die Gefühle, die auf ihn drückten waren kaum auszuhalten und oft hatte sich Sasuke gefragt, wie er es schaffte noch aufrecht zu stehen, obwohl er doch eigentlich schon längst am Boden liegen müsste. Warum hatte Itachi das bloß getan? Sein eigener Bruder? Warum hatte er ihn in diese Hölle geschickt? In diese Einsamkeit? Warum nur? *~* "Die Shuriken sind einer der wichtigsten Waffen der Shinobi. Es sind Wurfsterne, die ihr dafür benutzen könnt euren Feind aus dem Hinterhalt anzugreifen. Heute werdet ihr versuchen die Mitte der Wurfscheibe zu treffen." Die Stimme von Iruka Umino, dem Lehrer der Academy, ertönte laut hinter seinen Schülern. Die Meisten hielten die Shuriken noch unsicher in ihren Händen, wollten die Spitzen nicht streifen und sich so verletzen. Einige grinsten stolz vor sich hin, dass sie mit so einer schweren Waffe arbeiten konnten. Nur Sasuke schien dies kalt zu lassen. Kaum da Iruka das 'Go!' fürs Werfen gab schleuderte Sasuke gekonnt den ersten Shuriken auf die Wurfscheibe zu und verfehlte nur um ein Haar die Mitte. Mit den Zähnen knirschend nahm er sich sogleich den nächsten Shuriken und warf erneut. Diesmal traf er die Mitte und war somit mit der ersten Unterrichtseinheit fertig. Das Gekreische der weiblichen Schüler klang in Sasukes Ohren, sie quiekten seinen Namen und wie toll er doch sei. Neben diesem Lärm war da noch eine zweite Stimme. Die eines blonden Wirbelwindes. "Das kann ich auch!! Passt nur auf, ich bin genauso gut wie dieser Uchiha!!" Die Augen verdrehend wendete sich Sasuke ab und schritt zu Iruka hin, während Naruto sich zum Volldeppen machte, da er nicht einmal den Rand der Wurfscheibe traf. Allgemeines spöttisches Gelächter der Klasse ertönte und Sakura rief etwas davon, dass Naruto der totale Idiot sei. "Hört doch auf zu lachen und macht mit dem Training weiter!", brüllte Iruka leicht säuerlich und die Klasse wendete sich mehr widerwillig, doch immer noch lachend vom zeternden Naruto ab. "Iruka-sensei", sprach Sasuke den Lehrer mit fester Stimme an. "Ich hab die Mitte getroffen kann ich nun nach Hause und mein eigenes Training machen?" "Ehm, naja, wenn du denkst du musst das Shurikenwerfen nicht mehr üben-" - "Das kann bereits seit drei Jahren!", sagte Sasuke und gedanklich fügte er hinzu: 'Das hat mir dieses Arschloch von Itachi beigebracht!' "Na schön... Ich wollte heute nichts Anderes machen außer Shurikentraining... du kannst auf die zweite Trainingswiese gehen und dort ein wenig für dich trainieren. Aber nach Hause kann ich dich nicht lassen, erst wenn der Unterricht vorbei ist", sagte Iruka. Sasuke nickte verständlich und schritt dann zur besagten Trainingswiese. Hinter sich hörte er die enttäuschten Schreie der Mädchen, doch er schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Sie waren ganz einfach nur nervig. Anstatt richtig zu trainieren versuchten sie um Sasukes Aufmerksamkeit zu werben, obwohl man doch deutlich merkte, wie er ätzend er dieses Fangirlgehabe fand. Als die Geräusche seiner Klasse hinter ihm nur noch gedämpft war und er auf der großen Trainingswiese stand begann er sein Feuerversteck zu trainieren. Und bei jedem Jutsu, das er nutzte musste er daran denken, wie Itachi in diesem verbrennen würde. Dieser Hass gegen seinen eigenen Bruder wuchs in Sasuke von Tag zu Tag und langsam nahm er die absolute Präsens in ihm ein... Obwohl... Nein... eine Sache war präsenter. Ein Gefühl war stärker als alles Andere und das war die unbarmherzige Einsamkeit. Nach einigen Stunden in denen sich Sasuke an die Grenzen getrieben hatte war der Unterricht zu Ende und er ging ohne seinen Klassenkameraden auch nur einen Blick zu schenken den langen Weg nach Hause. Seine Füße schleiften über den Boden und er musste mit trüben Blick an damals zurück denken, als er voller Vorfreude nach Hause gerannt war. In der Hoffnung dort seinen Bruder vorfinden zu können, um mit ihm zu trainieren. Um seinem Vater von den Erfolgen des Tages zu erzählen. Ob er stolz auf ihn gewesen wäre, wenn er wüsste, dass Sasuke bereits nach dem zweiten Wurf die Mitte getroffen hatte? Müde kam Sasuke schließlich in seiner Wohnung an. Sie befand sich in einem ruhigen Viertel von Konoha-Gakure, weit ab von all dem Lärm der Geschäfte und der Hauptstraße. Träge öffnete er die Eingangstür und betrat die Wohnung. Kaum da er die Tür wieder hinter sich schloss übermannte ihn die unerträgliche Stille, die hier herrschte. Wieder wurde ihm bewusst, dass er alleine war. Einfach alleine. Einsam... Laut warf Sasuke seine Umhängetasche zur Seite und zog die Schuhe aus. Dabei stützte er sich an der Wand ab, hielt sich an ihr noch fest als er barfuß im Flur stand. Schwer ein und aus atmend wobei jeder Atemzug schmerzte, wobei jeder Herzschlag schmerzhaft pulsierte, stand er dort eine Weile. Ob es jemals besser werden würde? Ob er sich jemals erholen würde? Würde es jemals zu einem Ende kommen? Würde er jemals wieder Vertrauen können? Dies war eine Frage, die ihm ewig im Kopf herum kreiste. Sein Vertrauen war so stark gebrochen worden, dass er sich nicht einmal traute daran zu denken wieder eine Person so nahe an sich heran zu lassen, wie er es bei Itachi getan hatte. Keine Leute, die ihm wichtig sind, bedeutet auch, dass er niemals wieder Verluste erleiden müsste. Doch dafür musste er die Einsamkeit in Kauf nehmen. Mit einem dumpfen Schlag legte Sasuke die Stirn an der Wand ab und ein schweres Schluchzen erschütterte seinen Körper. Die Finger versuchten sich in die Tapete zu krallen, Tränen rannten seine Wangen herunter. Es war wie jeden Tag. Jeden Tag, wenn er alleine war, kamen die Gefühle hoch. Jeden Tag in dieser Einsamkeit... und er würde ihr niemals entfliehen können. Das wurde ihm bewusst. Also musste er aus der Einsamkeit Hass machen, aus der Trauer Wut. Er musste seinen Schmerz nutzen um zurück zu schlagen. Er würde nicht mehr am Boden liegen, sondern aufstehen und kämpfen. Er würde sich nie wieder zum Opfer machen lassen. Nicht noch einmal würde er sich so sehr verletzen lassen und dafür akzeptierte er auch die unbarmherzige Einsamkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)