Appearances. von missfortheworld (ZoNa) ================================================================================ Kapitel 6: Duchsetzungsvermögen ------------------------------- Die Ader an Zorros Stirn pochte gefährlich, als er sein tägliches Training wiederum gezwungen unterbrechen und dabei ein genervtes Aufschreien unterdrücken musste. Während seiner Übungen hasste er jegliche Störung, was jedoch auf der Sunny zum Tagesgeschäft gehörte und damit unvermeidbar war. Schon den ganzen Tag über verfolgte ihn ein seltsames Geräusch, das ihm keine Ruhe ließ. Von Zeit zu Zeit ertönte dieses Kratzen auf Holz, das er nicht zuordnen, geschweige denn auf diesem überdimensionalen Schiff orten konnte. Wütend legte er seine Hanteln zur Seite und verließ das Krähennest, um der Sache genauer auf den Grund zu gehen. An Deck stoß er auf Lysopp, der ihn mit einem heftigen Niesen begrüßte. Irritiert und gleichzeitig enorm angewidert wich der Schwertkämpfer demach vor dem Schwarzhaarigen zurück, um dem Anflug von Partikeln und Bakterien zu entkommen. „Verdammt, ich sollte zu Chopper gehen. Ich glaube, ich habe mir irgendwie eine Erkältung eingefangen“, meinte der Kanonier angeschlagen, ehe er sich erneut die Nase putzen musste. „Ich an deiner Stelle würde unseren kleinen Arzt heute lieber nicht belästigen! Er ist scheinbar mit einer sehr wichtigen Studie beschäftigt und drohte mir deshalb heute Morgen, mir die Ohren lang zu ziehen, falls ich noch einmal sein Arbeitszimmer betreten würde! Obwohl ich doch gar keine Ohren habe, yohohoho!“, schaltete sich Brook scherzend in das Gespräch mit ein. „Hört ihr das auch?“, fragte Zorro plötzlich angespannt, als das Geräusch wieder zu hören war. Angestrengt und beunruhigt verfielen die Umstehenden in Schweigen, um zu lauschen. Auch sie wurden auf das seltsame Kratzen aufmerksam und tauschten ratlose Blicke aus. „Scheinbar hat sich ein blinder Passagier zu uns an Bord geschlichen!“, warf Robin wissend in den Raum, während sie etwas entfernt einen Tee genoss und abwesend in einem Buch blätterte. Ihre Information sorgte augenblicklich für das absolute Chaos an Deck. Lysop gab sich seiner üblichen Panikattacke hin und Ruffy verließ im Eiltempo den Kopf seiner Gallionsfigur, um sich auf die Suche zu begeben. Seine überdrehte und aufgeregte Art konnte man nur noch mit roher Gewalt stoppen… Gemeinsam dauerte es nicht lange, bis man den Übeltäter endlich ausfindig machen konnte! Neugierig lugte die Crew in das anvisierte Holzfass und staunte sogleich nicht schlecht, als sie ein kleines Fellknäuel entdeckten, das nahezu komplett mit weißem Fell überzogen war. Lediglich die samtweichen Pfoten waren braun und erweckten den Eindruck, als wäre sie schlichtweg in Schokolade getaucht worden. Erfreut krallte sich das zierliche Geschöpft in das Holz und verursachte damit das vernommene Geräusch, dass den Grünhaarigen den ganzen Tag über verfolgt hatte. „Eine Katze?“, fragte Franky ungläubig, während sich Lysop immer weiter von der Gruppe entfernte und beteuerte, eine überaus schlimme Allergie gegen jene Vierbeiner zu haben, was ihm in diesem Fall auch ausnahmsweise jeder glauben konnte, da es sein unerträgliches Niesen erklärte. Mit Ausnahme von Robin hatte scheinbar niemand damit gerechnet, ausgerechnet auf dieses Tier zu stoßen, was die ratlosen Blicke erklärte. „Och menno, ein fettes und saftiges Schweinchen wäre mir lieber gewesen!“, gab Ruffy enttäuscht zu verlauten und fing sich für diese unqualifizierte Bemerkung augenblicklich eine gewaltige Kopfnuss seiner Navigatorin ein, während Robin das Geschöpf mit Hilfe ihrer Fähigkeit aus dem Fass befreite und an Deck absetzte. „Oh, hör gar nicht auf den dummen kleinen Jungen! Du bist ja sooo niedlich! Komm her, Kleines!“, meinte Nami mit süßer Stimme, ehe sie in die Hocke ging und die Hand nach dem kleinen Fellknäuel ausstreckte. Die Katze reagierte jedoch nicht wie erwarte, sondern fuhr stattdessen die Krallen aus und verpasste der Orangehaarigen einige Kratzer an Händen und Unterarmen. Die gesamte Crew hielt augenblicklich geschockt die Luft an. „VERDAMMTES BIEST!“, brüllte die junge Frau sogleich aufgebracht. Nur mit Mühe und Not konnte Franky sie daran hindern, ihren Klimataktstock zu zücken und sich damit rigoros und ohne Rücksicht auf Verluste in das Gefecht zu stürzen. Wehmütig betrachtete sie die roten Striemen auf ihrer delikaten Haut und bemühte sich gleichzeitig um Ruhe und Gelassenheit, was durch eine ganz entscheidende Aussage ihres Kollegen zum absoluten Reinfall wurde: „Sie hasst dich. Welch‘ Ironie“, meinte Zorro trocken und konnte es dabei nicht verhindern, dass seine Mundwinkel leicht amüsiert nach oben wanderten. Neben Schlaf und Training gehörte es zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, den Giftmischer und die Hexe auf die Palme zu bringen. „Schnauze, du Penner!“, keifte die Orangehaarige sichtlich aggressiv, ehe sie herumfuhr und ihren kompletten Zorn auf Zorro zentrierte. Jener wendete sich unbeeindruckt ab und suchte stattdessen nach einem neuen Schlafplatz auf der großen Wiese an Deck. „Du solltest dir ein paar Pillen einwerfen. Vielleicht zügelt das deine kranken Gefühlsausbrüche!“, fügte er schließlich noch abschätzig hinzu, was die ohnehin strapazierten Nerven der Orangehaarigen noch mehr in Anspruch nahm. Sie stand buchstäblich vor einer gewaltigen Explosion, der so einige Opfer fordern würde. „Ich reiß dich in Stücke, du Primat!“, fauchte sie mit gefletschten Zähnen, während sie sich aus dem Griff des Zimmermanns befreite und die Fäuste ballte. Ein angriffslustiges Fauchen lenkte ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder auf die anwesende Katze, die sich ihr mit gezückten Krallen und einsatzfähigen Zähnen entgegen stellte und dafür sorgte, dass die komplette Crew erschrocken zurückwich. Die Navigatorin konnte zwar nicht mit Sicherheit sagen, ob der Vierbeiner den Grünhaarigen verteidigen wollte oder sie einfach nur nicht leiden konnte, aber es trieb sie definitiv noch mehr auf Palme. Kurzum machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte unter Deck, wobei ein frustrierter Schrei ihre Lippen verließ. Sichtlich zufrieden schloss Zorro indes seine Augen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Sein Tag hatte viel zu stressig begonnen und noch immer hatte er keine Minute geschlafen, was sich nicht gerade positiv auf seinen Gemütszustand auswirkte. Binnen weniger Sekunden driftete er ab und realisierte gerade noch so, dass sich etwas auf seinem Bauch niederließ. +++ +++ +++ Eine geraume Zeit später kehrte Nami erholt und entspannt zurück an Deck und wurde sogleich Zeugin einer sehr seltsamen Gegebenheit, die sie in dieser Art und Weise niemals erwartet hätte. Das kleine Kätzchen hatte es sich auf Zorros Schoß gemütlich gemacht und schnurrte leise und zufrieden vor sich hin. Den Grünhaarigen schien es nicht zu stören. „Genug gestarrt?“, ertönte plötzlich seine Stimme, wobei er sich nicht einmal die Mühe machte, seine Augen zu öffnen. Er hatte ihre Präsenz bereits gespürt, als sie die Tür geöffnet hatte. Die Orangehaarige verfluchte indes wieder einmal seine Gabe, zu sehen, obwohl er eigentlich nichts sehen konnte. „Wieso mag sie dich?“, murmelte die junge Frau verwirrt. Es war ihr ein absolutes Rätsel. „Was weiß ich?“, gab er trotzig zu verstehen. „Nein, ganz ehrlich, wieso mag sie dich? Dich mag doch sonst niemand!“, erwiderte sie eine Spur zynisch und spürte dabei den Triumph in sich aufkeimen. „Sagt die Hexe, deren einzige Begleitung ihr Besen ist!“, konterte Zorro grinsend und widmete sich anschließend wieder der Katze, die seine Streicheleinheiten schnurrend zur Kenntnis nahm. Die Navigatorin beobachte das Szenario stirnrunzelnd, wobei all die angestauten Aggressionen der letzten Stunden langsam wieder in ihr hochkamen. Kurzum kam sie zu dem Entschluss, dass ihre schlechte Laune definitiv durch das Fellknäuel hervorgerufen wurde, das sie nun herausfordernd fixierte und sich enger an den Körper des Schwertkämpfers schmiegte. Es war der finale Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mit gezückten Krallen stürzte sich die junge Frau auf den Grünhaarigen, der seine Überraschung mit einem sehr unmännlichen Laut zur Geltung brachte. Die Katze rannte indes erschrocken davon, um der Rangelei zu entgehen, die sich zwischen den beiden Personen abspielte. Natürlich ging Zorro als Verlierer hervor, da er sich davor hütete, eine Frau zu verletzten. „WAS läuft nur bitte mit dir falsch?“, keuchte er atemlos, nachdem er sich mühsam von all ihren Gliedmaßen befreit und ein klein wenig Abstand gewonnen hatte. Fluchend inspizierte er die vielen Kratzer, die sie nahezu an seinem kompletten Körper hinterlassen hatte und darüber hinaus so tief waren, dass Blut floss. Zwar war der Schmerz erträglich, aber die Tatsache, dass er für einen kurzen Augenblick zu unachtsam gewesen war, um ihren Krallen zu entkommen, nagte an seinem Stolz. „Ähm…“, begann sie ihre Erklärung stotternd, verstummte jedoch sofort wieder. Ungläubig musterte er sie, um sicher zu gehen, sich nicht verhört zu haben. Etwas ungeduldig wartete er auf die Beleidigung oder die arrogante Erwiderung, die jedoch nie den Weg über ihre Lippen fand. Sprachlos begutachtete sie stattdessen ihre Tat, was einen zarten Rotschimmer auf ihren Wangen erscheinen ließ, ehe sie abrupt die Flucht ergriff und einen ziemlich verwirrten Schwertkämpfer zurückließ. „Was zur Hölle war das denn?“ +++ +++ +++ Mit rasanter Geschwindigkeit folgte Ruffy dem Schrei seines Schiffkochs, der das bevorstehende Essen ankündigte. Da der Kapitän keine Rücksicht auf Verluste nahm, war es kaum verwunderlich, dass er auf dem Weg in die Küche seinen Schwertkämpfer umnietete, der ihm daraufhin etliche Verwünschungen an den Kopf warf und mit reichlich Verspätung eintraf. „Ach du heiliger Strohsack! Zorro, was ist mit deinen Armen passiert?“, fragte Chopper augenblicklich besorgt, als er die tiefen Kratzer an dessen Armen bemerkte. Noch während er sich darüber aufklären ließ, ein wildes Tier an Bord zu haben, desinfizierte und bandagierte er die Wunden seines Freundes. „Bro, die Katze konnte dich also auch nicht leiden?!“, fragte Franky mitfühlend, was als perfekte Steilvorlage für Sanji diente, der gerade das Essen servierte. „Wen wundert‘s?“, warf jener provozierend ein, was dazu führte, dass sein Hinterkopf die unangenehme Bekanntschaft mit einem Hühnerknochen machte. „Hast du mich gerade mit Essen beworfen?“, fauchte der Koch augenblicklich zornig, während er seinen Kochlöffel drohend auf den Grünhaarigen richtete, dessen boshaftes Grinsen ein klares Indiz für seine Schuld war. Bei der Geschwindigkeit dieser Beleidigungen war nur eine Frage der Zeit, bis das Besteck munter durch die Gegend flog. „Jungs, beruhigt euch! Wir sind uns doch einig, dass wir dieses Biest definitiv loswerden sollten?!“, stellte Lysopp fest, ehe er sich einer erneuten Niesattacke hingab und damit so manch Einem den Appetit verdarb. „Ja, wir sollten diese kleine Kratzbürste auf jeden Fall Kiel holen!“, stimmte Zorro dem Schwarzhaarigen zu. Sein amüsierter Blick und die abfällige Tonart machten die Orangehaarige darauf aufmerksam, dass er nicht wirklich von der Katze sprach. Nachdem man sich darauf geeinigt hatte, die Katze beim nächsten Landgang von Bord zu jagen, konzentrierte man sich endlich schweigend auf das leckere Essen, das Sanji gezaubert hatte. Während der Mahlzeiten gab es eigentlich nur eine Regel: Entweder man lernte mit Ruffys lautem Schmatzen zu leben, oder man verpasste ihm einen Tritt gegen den Schädel, um ihm endlich Manieren einzubläuen. Gähnend und durchaus gesättigt verließ der Grünhaarige nach einer geraumen Zeit den Raum und seufzte wohlig auf, als ihm die Sonne ins Gesicht lächelte. Noch bevor er sich auf der grünen Wiese niederlassen konnte, kündigte das Klappern von gewissen Schuhen an, dass er wohl oder übel noch eine Weile auf seinen Schlaf verzichten musste. Keine Sekunde später stand Nami bereits über ihm und strafte ihn mit vernichtenden Blicken, die er gekonnt ignorierte. „Was sollte diese provokative Bemerkung zu Tisch? Bist du nicht ganz hell im Kopf? Oder verspürst du irgendeine Art Todeswunsch?“, fauchte sie sogleich angriffslustig und bewies damit wieder einmal, dass sie sich bei Streitereien total in ihrem Element befand. Es fehlte nur noch der Rauch, der beim Sprechen aus ihren Ohren qualmte und sie wäre der totale Inbegriff eines eruptierenden Vulkans. „Erlaube mir eine Gegenfrage! Wieso hast du dich heute auf mich gestürzt?“, wollte er berechtigterweise wissen, während er die Arme verschränkte und sie dabei nachdenklich beobachtete. Ihr leicht panischer Gesichtsausdruck und ihr verdächtiges Schweigen ließen ihn schließlich stutzig werden. In seinen Augen gab es nur eine logische Erklärung für ihr seltsames Verhalten. „Sag mal, du bist nicht zufällig eifersüchtig auf diese Katze gewesen?“, fragte er wissend und mit einem frechen Schmunzeln auf den Lippen, das ihm Nami nur zu gerne aus dem Gesicht geprügelt hätte, wenn sie nicht noch immer ein schlechtes Gewissen wegen der vielen Kratzer plagen würde. „Was redest du da?!“, tat sie seinen dreisten Kommentar daher leicht hysterisch und übertrieben ab, während sie mit ihren Haaren spielte, um ihre Hände auf irgendeine Art und Weise zu beschäftigen. Sie war nicht wirklich eifersüchtig, sondern vielmehr ungeheuer wütend auf den Grünhaarigen gewesen, da er trotz seiner unerträglichen Arroganz als einzige Person die Sympathie der Katze genossen durfte. Vollkommen unvorbereitet wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie der junge Mann urplötzlich am Arm packte und sie dadurch das Gleichgewicht verlor. Kreischend landete sie schließlich auf Zorros Schoß, der augenblicklich seine kräftigen Arme um sie schlang und ihr damit jegliche Chance auf ein Entkommen entzog. Wenn ihr Gesicht bisher noch nicht rot genug war, so stand es nun komplett in Flammen. „Keine Sorge, du kommst schon nicht zu kurz!“, flüsterte er ihr beschwichtigend ins Ohr, was wohl eine weitere Anspielung auf ihre Eifersucht war. Es machte ihm ungeheuer Spaß, die Navigatorin auf den Arm zu nehmen und darüber hinaus befand er die momentane Lage durchaus als angenehm. Mit seiner unmenschlichen Stärke gelang es ihm zwar, sich gegen ihr Gezappel zu behaupten, aber ihre lautstarken Proteste und Schimpftiraden nahmen dennoch kein Ende. „Halt endlich die Klappe, ich will schlafen!“, forderte er demnach herrisch, als er sich endlich in einer komfortablen Position befand. Er war sich eigentlich absolut sicher, den wilden Tiger nun gänzlich gezähmt zu haben, würde er nicht plötzlich diesen unendlichen Schmerz in seiner Lendengegend verspüren, der zweifelsfrei durch eine extrem wütende Faust hervorgerufen wurde. Und während sich Galle einen Weg durch seine Kehle brannte, tappte die Orangehaarige zufrieden davon und überließ ihm seinem wohlverdienten Schicksal. Denn Fakt war: Vögel, die zu früh singen, holt am Abend die Katze! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)