A soldiers diary von cram-chan (Zack X Angeal) ================================================================================ Kapitel 23: 63. Tag ------------------- Die Sonne hatte es noch nicht geschafft über den Horizont zu spähen, als die Soldaten schon wieder durch den Schnee stapften. Jetzt gingen sie nebeneinander, und hielten sich manchmal sogar an den Händen. „Das ist verrückt…“, murmelte Angeal irgendwann, wodurch Zack fragend zu ihm aufschaute. „Was meinst du?“ „… Alles…“ Mehr sagte er nicht, sondern wurde eher noch schweigsamer und nachdenklicher als sonst. Zack machte sich keine Gedanken. Wenn es wegen ihrer Beziehung bei Shinra Stress geben würde, würde er schon einen Weg finden das zu regeln. Zumindest, solange Angeal zu ihm stand. Aber warum sollte er das nicht? Natürlich würde er ihre Beziehung nicht leugnen. Das wäre gegen all seine Prinzipien. … wenn man das was sie hatten überhaupt als Beziehung bezeichnen konnte … Irgendwann wurde Zack die Stille zwischen ihnen unbehaglich und er seufzte laut auf. „Sind wir nicht bald mal langsam da?“ Wie aus einer Trance erwacht hob sein Mentor den Blick und sah sich um. Dann nickte er. „Wir erreichen die Klippen heute noch und dort ist auch unser Ziel. Es ist nicht mehr weit. Vielleicht noch zwei Stunden.“ „Oh… okay.“ Unerwarteter Weise machte den Second diese Tatsache traurig. Die Hälfte ihres Weges hatten sie also schon hinter sich. Nein, mehr noch! Bergab würden sie sicher schneller voran kommen. … und nicht noch mal einen ganzen Tag Pause machen. Bald wären sie wieder bei Shinra und dann würden sie sich verstellen müssen, um ihre „Beziehung“ nicht jedem unter die Nase zu reiben. Ein paar vereinzelte Flocken fielen vom blassen Himmel und landeten lautlos auf ihren Artgenossen. Es war sehr kalt so weit oben, aber die Sonne wärmte die Gesichter der Soldaten. „Da wären wir.“, sagte Angeal, als sie bei den Klippen ankamen und hinunter sahen. Er zeigte auf einen Vorsprung, der sich weiter unten zwischen dem gigantischen Felsspalt befand und auf dem ein großes metallisches Gerät stand, das wegen der Wärme, die es produzierte, genau wie wegen den schutzbietenden Wänden, nicht völlig eingeschneit war. Einige Schläuche ragten daraus hervor und verliefen sich in den Tiefen der Schlucht, während andere zu einer weiteren Pumpe hoch führten, die sich in etwa auf ihrer Höhe befand. „Das da unten ist die Hauptpumpe. Das Mako wird von den Makoadern tief unten im Eis an die Oberfläche befördert und landet dann in der oberen Pumpe, von wo es über mehrere Pipelines unter der Schneedecke zu einem Reaktor in Nibelheim geleitet wird.“ Er stemmte die Hände in die Hüften und unbewusst tat Zack es ihm gleich. „Wir müssen jetzt herausfinden, was genau die Störung verursacht und dazu sollten wir uns zu aller erst die Pumpen genau ansehen.“ Zack nickte und folgte seinem Mentor durch den Schnee, der hier, fast auf dem Gipfel des Berges, so hoch lag, dass sie sich sprichwörtlich hindurch graben mussten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen sie endlich an der Pumpe an, konnten aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Angeal strich sich nachdenklich über den Bart, den Blick auf den Abgrund vor ihnen gerichtet. „Dann müssen wir wohl klettern.“, murmelte er und Zack riss die Augen auf. „W-was?! Da runter?!?“ Der Ältere bedachte ihn mit einem ausdruckslosen Blick. „Ja, natürlich.“ Sie sollten da runter klettern? Na, gut! Dann würde Zack das tun! Schließlich wollte er ein First werden, da war so ein bisschen Kletterei ja wohl keine große Sache! Der Second straffte die Schultern. „Verstanden, Sir!“ Der Salut ließ Angeals ernste Mine etwas weicher werden. Daran, dass sie Schüler und Mentor waren, hatte sich scheinbar wirklich nichts geändert. „Gut. Wir gehen folgendermaßen vor…“ Kurz darauf kletterte Angeal, gesichert mit einem speziellen Seil und Karabinerhaken, die Klippe hinab. Immer wieder stieß er sich kraftvoll mit den Füßen von der Felswand ab, während er sich tiefer hinab gleiten ließ. Währenddessen wechselte Zack mehrfach ein wenig besorgt den Blick von Angeal zu dem Seil, das sie an einem kleineren Felsen befestigt hatten. Als sein Mentor auf dem Vorsprung angekommen war und das Seil um seine Hüften fest mit beiden Händen hielt um Zack zusätzliche Sicherheit zu geben, begab sich dieser zu dem Rand der Klippe. Er schluckte, als er einen Blick in die Tiefe warf, aber er ließ sich sein Unbehagen nicht anmerken. Als er dem Älteren einen Blick zuwarf und dieser den Daumen hob, setzte er sich an den Rand und begann mit dem Abstieg. Er drehte sich langsam um und ergriff die scharfen kalten Steinkanten mit den Händen. Die Kälte war sogar durch die Handschuhe zu spüren. Zack hielt den Atem an, als er versuchte mit den Füßen irgendwo Halt zu finden. Wenigstens stürmte es nicht… „Mehr Seil!“, rief Angeal zu ihm hinauf. „Du musst dich gegen die Wand stemmen! Um frei zu klettern ist der Fels zu glatt!“ Das hatte er mittlerweile auch schon gemerkt. Aber es kostete einiges an Überwindung, sich so weit mit dem Oberkörper von der Wand zu entfernen. Vor allem, da er den haltgebenden Rand dann loslassen müsste. Aber Zack fasste sich ein Herz und tat es einfach. Es war ein merkwürdiges Gefühl, fast waagerecht über dem Abgrund zu stehen und er musste einiges an Kraft aufwenden, um seine Körperspannung zu halten. Doch zum Glück hatte Angeals Training ihn auch darauf vorbereitet. Langsam ließ der Second sich tiefer sinken und setzte dabei vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Sein Mentor wartete geduldig. Doch dann ertönte auf einmal ein Schrei, der fast dafür gesorgt hätte, dass Zack vor Schreck das Seil losließ, denn dieser Schrei klang alles andere als menschlich. „WAS ZUR HÖLLE WAR DAS?!“ Er hörte nur ein gedämpftes „… oh, scheiße…“ von unten, gefolgt von einem lauten „ZACK! BEEIL DICH! DU MUSST SOFORT HIER RUNTER KOMMEN!!!“ Das ließ der junge Soldat sich nicht zweimal sagen. Er ließ sich jetzt so schnell an dem Seil hinunter rutschen, das das Leder seiner Handschuhe durchscheuerte und seine Hände gleich mit. Etwa acht Meter über dem rettenden Vorsprung, ging auf einmal ein Ruck durch das Seil und im nächsten Moment hing Zack kopfüber über dem Abgrund. Als er die Situation begriff, begann er zu schreien und zu zappeln um seinen im Seil verhedderten Fuß frei zu bekommen. „Zack, ruhig bleiben!“, rief Angeal ihm von unten zu. Doch dann ertönte erneut dieser markerschütternde Schrei, näher diesmal, der Zack die Nackenhaare zu Berge stehen ließ und kurz darauf flog ein großer Schatten über die Soldaten hinweg. Der Jüngere hielt inne, richtete den Blick nach oben zum Himmel und hielt den Atem an. Ein schwarzer Drache kreiste über der Schlucht und stürzte kurz darauf zu ihnen hinunter. Angeals Position schien einigermaßen sicher zu sein, da die Flügelspannweite des Tieres zu groß für die sich so nah gegenüberliegenden Felswände war, aber sein Schüler war völlig schutzlos. Er schrie und zappelte nun noch mehr, schaffte es aber nicht, sich zu befreien. Der Drache flog neben ihm auf der Stelle und beobachtete ihn aus rot umrandeten, schlitzförmigen Pupillen. „Verzieh dich, du Mistvieh!!“, brüllte der Second und wedelte über Kopf mit seinem Schwert herum. „Ich warne dich!“ Gleichzeitig kramte Angeal seine Materia hervor. Die bunten Kugeln brachen das Sonnenlicht und warfen bunte Reflektionen auf den weißen Schnee. „Nimmst du es nur mit Welpen auf?!“, rief der First dem Ungetüm entgegen und hetzte ihm einen Feuga-Zauber auf den Hals, als es gerade seine scharfen Klauen in die Wand neben Zack geschlagen hatte um sich dort nieder zu lassen. Es brüllte und verjagte die Flammen mit ein paar Flügelschlägen. Zack starrte den Drachen einen Moment wie erstarrt an. Er war so nah, dass er ihn fast berühren könnte, wenn er den Arm ausstrecken würde. Dann sah er sein eigenes ängstliches Spiegelbild in dessen riesigen Augen und das brachte ihn dazu widerspenstig zu schnauben und sein Schwert fester zu packen. „Wenn du fressen willst, musst du schon was dafür tun!“ Als nächstes attackierte Angeal die schuppige schwarze Echse mit einem Blitzga-Zauber, was wesentlich mehr Wirkung zeigte. Laut brüllend rutschte sie ein paar Zentimeter die Felswand hinab, bevor sich ihre Klauen wieder unter krachenden Lauten in das Gestein schlugen. Dann wandte der Drache ruckartig den Kopf zu dem First um und spie eine gigantische Feuerflut in dessen Richtung. Angeal schaffte es so gerade noch, sich mit einem Eisga-Zauber zu schützen. Offensichtlich hatte er das Monster wütend gemacht. Als hätte er Zack vergessen, bewegte sich der Drache mit schnellen, kraftvollen, und zugleich geschmeidigen Bewegungen die Wand hinab und auf dessen Mentor zu, während noch immer vereinzelte elektrische Impulse seine Körper durchzuckten. Sein schuppiger Schwanz mit dem dicken stacheligen Ende peitschte knapp neben Zack gegen die Wand, als das Tier sich umdrehte, sodass kleine Eis- und Gesteinsbrocken auf den Soldaten herab rieselten. Er nutzte die Gelegenheit, dass ihm nun keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde und zog sich selbst so weit hoch, dass er das Seil mit den Händen ergreifen konnte. Sein Kopf war rot und pochte schmerzhaft, weil ihm beim Hängen das ganze Blut hinein geströmt war. Er warf einen Blick zu Angeal rüber und sah, wie er weitere Blitze auf den Drachen los ließ, der bereits knapp über dem Vorsprung angekommen war und jetzt aufgrund der Enge erheblich an Bewegungsfreiheit einbüßen musste. Doch er konnte sich schmaler machen, als es den Anschein hatte. Auch Angeal hatte sich verschätzt. Auf dem kleinen Vorsprung konnte er nicht mehr weit zurückweichen. Durch das Echo, das immer wieder von den Felswänden reflektiert wurde, klang es, als würden mehrere Drachen aus verschiedenen Richtungen brüllen. Ohne groß zu überlegen, sägte Zack mit seinem Schwert an dem Seil herum. Kurz bevor es durchtrennt war, kam hm aber dann doch noch die Idee sich einen festen Halt an der Wand zu suchen. Da, wo der Drache seine Krallen in hinein geschlagen hatte, fand er Einbuchtungen, an denen er sich festhalten konnte. Dann durchtrennte er das Seil komplett. Vorsichtig, aber so schnell wie möglich, kletterte der Second die Wand hinab. Schon nach ein paar Sekunden fingen seine Finger vor Kälte an zu schmerzen. „Scheiße!“, fluchte er und versuchte das stetig wachsende unangenehme Gefühl zu ignorieren. Doch dann rutschte sein Fuß ab und er fand keinen Halt mehr. Hilflos krallte Zack die vor Kälte tauben Finger in das eisige Gestein und versuchte verzweifelt eine kleine Unebenheit zu finden, auf die er seinen Fuß stellen konnte, doch da war nichts. Sein Gewicht zog ihn immer stärker runter. Er hörte den vielfache Widerhall des Drachengebrülls und das Knistern von Elektrizität, als seine Fingerspitzen den Halt verloren. Im Fall hörte er nur noch den eisigen Wind, der in seinen Ohren heulte und er sah, wie in Zeitlupe, wie sich der Streifen Himmel über ihm immer mehr entfernte. Sein letzter Gedanke war ein kurzes Stoßgebet, dass Angeal dem Drachen entkommen konnte. Dann schloss er die Augen und wartete auf den Aufprall. Er kam. Aber er war weicher als erwartet. Etwas ungelenk wandte Zack den Kopf und sah seinem schwer atmenden Mentor ins Gesicht. Irgendwie hatte er es geschafft die Entfernung zu überbrücken und ihn aufzufangen. „Angeal…!“ Erleichtert fiel der Second ihm um den Hals, was den Älteren fast zu Boden warf. „Hör auf!“ Er rupfte sich seinen Schüler vom Hals und ließ ihn ein wenig unsanft auf den Boden fallen. „Man muss aber auch immer ein Auge auf dich haben!“, knurrte der First und drehte sich von ihm weg. „Jetzt hilf mir mit dem Drachen! Schnell!“ Stimmt, der Drache! Den hatte Zack bei der ganzen Aufregung komplett vergessen. Er zückte sein Schwert und stellte sich kampfbereit neben seinen Mentor. Das Ungeheuer hielt auf seinem Weg zu ihnen inne und brüllte kurz danach, als wäre es wütend darüber nun zwei Gegner zu haben. Beide Soldaten ließen Blitzga-Zauber auf es los und schlugen es so bald darauf in die Flucht. „So schnell kommt der nicht mehr hier her…!“, Angeal wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und ließ sich auf einem Felsbrocken nieder. Während sein Atem sich langsam beruhigte, wanderte sein Blick zu der Pumpe hinüber, wegen der sie überhaupt erst hinunter geklettert waren. Dann warf er einen kurzen Blick nach oben, zu dem abgetrennten Seil, dessen Ende hoch über ihren Köpfen baumelte. Er seufzte, stemmte sich wieder hoch und bewegte sich zu der Pumpe. Zack folgte ihm mit dem merkwürdigen Gefühl etwas vergessen zu haben. „Ah, da sehe ich doch schon das Problem.“ Der First beugte sich hinunter und legte die Hand an eines der Kabel, die in dem Kasten verschwanden, der die Elektronik beherbergte. Es hatte einen Knick und die Isolierung war Beschädigt, sodass ab und an vereinzelte kleine Funken von dem Schaden austraten. Angeal winkte seinen Schüler näher zu sich heran, während er das Kabel mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand fest und den Blick darauf geheftet hielt. „Ich brauche das Messer und die Zange.“ „Willst du’s nicht erst mal ausstellen?“, fragte Zack mit einem besorgten Blick auf das funkensprühende Kabel. Die Spannung auf den Drähten war sicher nicht gerade gering. „Das geht leider nicht… Diese Pumpen wurden extra so angefertigt, dass sie ununterbrochen arbeiten. Würden wir sie ausschalten würde das für Shinra schwere Verluste bedeuten. Aber für solche Fälle haben sie eine Sicherheitsvorkehrung getroffen. Der Strom fließt in einem bestimmten Rhythmus. Ich muss ihn nur abpassen.“ „Aber…“ „Zack, das Messer und die Zange. Bitte.“ Der Second schluckte, gehorchte aber. Er kramte die Werkzeuge aus einem der Rucksäcke und reichte sie seinem Mentor. „Sei bloß vorsichtig…!“ Ein amüsiertes Lächeln huschte über Angeals Lippen. „… natürlich.“ „Und damit du noch mehr aufpasst…“ Er legte die Hände auf die Schultern des Älteren. „… wenn du jetzt Mist baust, wird der Strom auf mich weiter geleitet.“ „Nein, lass das!“ Erschrocken riss der First seine Schultern weg und drehte seinem Schüler das Gesicht zu. „Wenn irgendwas passiert muss wenigstens einer Hilfe holen können!“ „Aber bekomme dann nicht nur ich den Schla-?“ „Bist du dir da sicher?“ Angeal uznterbrach ihn, bevor er den Satz zuende bringen konnte. Zack zögerte kurz, wusste aber, dass es nichts bringen würde zu lügen. „…nein.“ „Also!“ Der First atmete tief durch und fokussierte den Blick wieder auf seine Arbeit. „Mir passiert schon nichts. Aber bitte halte vorsichtshalber etwas Abstand. Und halte das Isolierband bereit.“ Es war ihm nicht wohl dabei, aber er tat, was Angeal ihm sagte. Dann war sein Blick wie gebannt auf dessen Hände geheftet. Er sah dabei zu, wie er konzentriert einen Teil der Kunststoffisolierung abtrennte und somit die nackten Drähte bloßlegte. Dann kniff er die beschädigte Stelle mit der Zange ab und verband die einzelnen Drähte wieder miteinander. Zwischendurch machte er immer wieder Pausen, um die richtigen Zeitpunkte anhand der Funken abzupassen. „Das Isolierband.“, sagte er dann, den Blick noch immer konzentriert auf das Kabel in seinen Händen geheftet. Zack gab es ihm und war mal wieder fasziniert davon, wie schnell diese großen Hände so sensible Arbeiten vollbringen konnten. Angeal umwickelte die reparierte Stelle mit dem Isolierband, nahm es zwischen die Zähne und riss es dann ab um das Ende möglichst luftdicht verkleben zu können. Ein leiser Seufzer der Erleichterung entfuhr seiner Kehle. Dann blickte er Zack von unten in die Augen. „Du hättest mir ruhig mit dem Messer helfen können das Band durchzuschneiden.“ Zack blinzelte kurz, als würde er aus einer Trance erwachen und grinste dann schelmisch. „Aber das sah doch so sexy aus, wie du das gemacht hast.“ „Ah ja?“ Lächelnd hob Angeal eine Augenbraue. „Ich könnte dich auch das nächste Mal mit meinen Zähnen auszieh… ach, vergiss das!“ Er stand auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Wir haben andere Probleme.“ Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und einem breiten Grinsen im Gesicht ging Zack um seinen Mentor herum. „Das nächste Mal mit deinen Zähnen… was?“ „Gar nichts!“, knurrte der First. „Denk lieber darüber nach, wie wir hier raus kommen. Schließlich hast du unseren Rückweg unmöglich gemacht.“ Etwas verwirrt folgte Zack dem Blick seines Mentors zu dem Ende des Seils, dass einige Meter entfernt an der Steilwand baumelte. Das war es also, was er vergessen hatte… „Oh, Scheiße…“ „Irgendwas musstest du ja tun.“, sagte der First, während er nach weiteren Möglichkeiten Ausschau hielt um die Felsspalte erklimmen zu können. „Wir finden schon einen Weg.“ Zack hatte zwar nicht wirklich die Hoffnung, dass es Ihnen helfen würde, aber er kramte trotzdem sein Handy aus seinem Rucksack hervor und schaltete es ein. Natürlich gab es hier, wie erwartet, keinen Empfang. Noch dazu schaltete sich das Gerät wegen der klirrenden Kälte nach ein paar Sekunden selbst aus. „…Mist!“ Der Second setzte sich auf den Boden und dachte darüber nach, wie sie einen Ausweg aus dieser Falle finden könnten. Hier konnten sie es wenigstens eine Weile aushalten. Immerhin war es aufgrund der Felswände zu beiden Seiten windgeschützt, aber verdammt kalt war es trotzdem. „…Wir hätten den Drachen zähmen sollen, damit er uns hier weg bringt…“, murmelte er zum Spaß und stützte seufzend den Kopf in die Hände. „Rede keinen Mist!“ Angeal, der einige Schritte entfernt stand, erstarrte auf einmal in der Bewegung und zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist los?“ „Psst, sei mal still!“ Sie verstummten beide und lauschten dem Wind, der über die Klippe hinweg pfiff. Doch da war nicht nur Wind. „Was ist das?“ Zack stand auf und sah zum Himmel auf. Das Geräusch wurde langsam lauter. Ein regelmäßiges ‚Flapflapflap‘. „Das klingt nach einem Hubschrauber.“ Angeal stand nun neben ihm und sie blickten beide nach oben. „… wohl eher ein Helikopter.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, erschien die Maschine auch schon über ihren Köpfen. Schnee wurde aufgewirbelt und in ihre Augen getrieben. Die Luftströme, die durch die rotierenden Propellerblätter besonders in der Schlucht in Bewegung gebracht wurden, zerzausten ihre Haare. Eisiger Wind durchdrang ihre Kleidung. Mit den Händen schirmten sie ihre Augen ab und erkannten, wie eine Strickleiter aus dem Helikopter geworfen wurde. Sie schlenkerte gefährlich im Wind hin und her, war aber ihre einzige Chance aus dieser Schlucht zu entkommen. „Los!“, rief Angeal gegen den Wind, packte seinen Rucksack und eilte voraus auf die Leiter zu. Nach ein paar Versuchen bekam er sie zu fassen und packte sie fest mit beiden Händen. „Du zuerst!“ Zack zurrte die Gurrte seines Rucksacks fest, nickte und kletterte umständlich über seinen Mentor auf das instabile Gebilde aus Seil und Holzsprossen. Er spürte genau, wann der Ältere ihm nach kletterte, denn genau in diesem Augenblick verlor die Strickleiter jegliche Spannung. Die Soldaten hingen wie Fahnen unter dem Helikopter und wurden vom Wind hin und her geschleudert. Mit klammen Fingern mussten sie sich an die kleinen Holzsprossen klammern um nicht in die Tiefe zu stürzen, als der Helikopter schnell an Höhe gewann. Irgendwann, als sie so hoch waren dass der Wind nur noch von einer Seite kam, hörte er Angeals laute Stimme unter sich: „Los, weiter!“ Er schluckte und wagte nicht nach unten zu sehen, ließ aber mit einer Hand die Sprosse los und ergriff die nächst höhere, immer darauf bedacht mit dem Körper eng an der Strickleiter zu bleiben um nicht fortgerissen zu werden. Es war ein mühsamer und kräftezehrender Akt. Als er fast oben angekommen war, packte auf einmal jemand Zacks Handgelenk. Er hob den Blick und erkannte Rude. Selbst jetzt trug er seine Sonnenbrille. Er half erst dem Second mit kräftigen Handgriffen in den Helikopter und dann seinem Mentor. Dann saßen die beiden einen Moment auf dem Boden der Maschine und versuchten wieder zu Atem zu kommen. Rude hockte ihnen gegenüber. „Alles okay? Seid ihr verletzt?“ Er wartete geduldig, bis Angeal sich so weit gefasst hatte, dass er ihm kopfschüttelnd eine Antwort geben konnte. „Nein, alles okay.“ Der Turk nickte und stand auf. Dann holte er eine Thermosflasche aus dem Cockpit und warf sie dem First zu, der sie trotz steif gefrorener Finger auffing. „Danke!“ Die Soldaten wärmten sich mit dem dampfenden Getränk aus der Flasche auf. Jeder Schluck rann heiß ihre Kehlen hinab. „Was ist das?“, fragte Zack irgendwann und betrachtete das Getränk in seinem Becher. In seinem Bauch war es jetzt so wohlig warm, dass es sich hierbei um eine Erfindung Shinras handeln musste. Angeal lächelte. „Das ist Grog. Der Alkohol wärmt von innen.“ „Und ich hab‘ extra etwas mehr reingemacht.“ Nun stand Reno vor ihnen und grinste. „Also habt definitiv für heute Feierabend. Mit einer Fahne bei Lazard Bericht zu erstatten, kommt etwas unglaubwürdig rüber.“ „Reno! Wie habt ihr uns gefunden?“ Der Rothaarige zwinkerte, jetzt mit einem noch breiteren Grinsen. „Betriebsgeheimnis. Aber ich freue mich, dass du meinen Rat befolgt hast.“ Bei dem letzten Satz huschten seine Augen kurz zu Angeal hinüber. Zack schnaubte, konnte aber nicht verhindern, dass seine Wangen einen gesunden Rotton annahmen. „Ich hab gar keinen Rat von dir befolgt!!“ „Nicht?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen legte der Turk den Kopf schief. „Und was, wenn ich sage:“ Er beugte sich zu Zacks Ohr vor und flüsterte jetzt. „‘Zack… bitte verachte mich nicht dafür…!‘?“ Er verlagerte sein Gewicht wieder zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun starrte auch Angeal ihn an. Reno hatte zwar leise geredet, aber nicht so leise, dass der First ihn nicht verstehen würde. „Ja, ich weiß alles.“ Er grinste jetzt wieder breit. „Und ich bin gespannt, was ihr als nächstes tun werdet.“ Mit großen Augen und rotem Gesicht suchte Zack den Blick seines Mentors, der den Turk unentwegt entsetzt anstarrte. Man sah förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitete. Als er merkte, dass er angesehen wurde, drehte Angeal sich mit einem Räuspern weg. Offenbar war sogar er dieses Mal mit der Situation überfordert. Der Anblick erinnerte Zack an das, was Angeal zu ihm gesagt hatte. Die Sorgen, die er sich bezüglich Shinra machte, wenn das mit ihnen rauskommen sollte. Und da wurde er mit einem Mal wütend. Er packte Reno am Kragen und stieß ihn gegen die nächste Wand. „Uiuiui, was ist denn in dich gefahren?“ „Wenn du irgendwem davon erzählst - ganz egal wem – dann komme ich und mache dich kalt.“ Die Stimme des Seconds klang völlig ernst und er sah den Rothaarigen durchdringend an, während er mit ihm sprach. „Zackary, lass ihn los!“ Angeals befehlender Ton gab keine Möglichkeit für Widersprüche. Zack ließ widerwillig von dem Turk ab, der sich daraufhin erst einmal Hemd und Sakko richtete. „Was denkst du eigentlich von mir? Ich hab’s niemandem erzählt! Nur Rude weiß etwas.“ „… wie sollte ich das jetzt auch überhört haben?“, hörten sie den Dunkelhäutigen im Cockpit murmeln. Reno wandte sich mit einem Blick auf Zack an Angeal. „… ehrlich gesagt bin ich schon ein bisschen neidisch.“ Der First schnaubte. „Kannst ihn gerne haben.“ „Ja?“ „… das war ein Scherz.“ Reno war neugierig, was sie als nächstes tun würden? Zack lächelte bitter. Ja… nicht nur er. Er stand in seinem Zimmer und hatte soeben die Tür hinter sich geschlossen. Seine Tasche lag neben ihm auf dem Boden. Er konnte eigentlich gar nichts tun, außer Abwarten. …Abwarten was Angeal tun wird. … OB er etwas tun wird… Zack seufzte tief, schlurfte zu seinem Bett und ließ sich vornüber darauf fallen. Die Federn quietschten leise, doch die weiche Bettwäsche hatte etwas Tröstliches. Das erste Mal seit es passiert war, nahm Zack sich die Zeit darüber in Ruhe nachzudenken. Langsam spielte er vor seinem geistigen Auge noch mal die Situation durch. Bilder kamen ihm ins Gedächtnis, Geräusche und Empfindungen. Sogar an Gerüche erinnerte er sich. Er sah Angeal vor sich, mit glasigem Blick und schwer atmend, spürte den Druck seiner Hände an seinem Oberkörper, als er ihn an sich presste, hörte seine rauchige Stimme… ‚Ich bitte dich… verachte mich nicht dafür.‘… Eine wohlige Gänsehaut bildete sich auf Zacks Haut und ließ seine Nackenhaare zu Berge stehen. Und dann… er war so groß… und so hart gewesen… und es hatte sich so gut angefühlt… auch wenn es zuerst ganz schön geschmerzt hatte… War es möglich, dass Angeal sich nur darauf eingelassen hatte, weil er in dem Moment so erregt war, dass sein Körper ihm keine andere Wahl ließ und er gar nicht anders konnte? …nein, dafür hatte er zu viel Selbstbeherrschung. Und dann hätten sie wohl kaum den ganzen Tag danach zusammen in dem Zelt verbracht. Zack rollte sich auf den Rücken. Ach, war das schön gewesen… Aber warum verhielt Angeal sich manchmal plötzlich so abweisend? Der Second wusste, dass sein Mentor mit seinem Gewissen zu ringen hatte und es wahrscheinlich noch immer tat, aber… was war eigentlich sein Problem? War es wirklich nur die Tatsache, dass sie Schüler und Mentor waren? … oder lag es daran, dass Zack ein Mann war? Gegen letzteres konnte er wohl kaum etwas unternehmen und, wenn er ehrlich war, selbst wenn er könnte, würde er das sicher nicht tun. Er war gerne ein Mann! Und er liebte auch Angeal so wie er eben war, als Mann. … ja, er liebte ihn wirklich. Der Schmerz, den die Verunsicherung in seiner Brust verursachte, bestätigte ihn darin nur. Auf einmal klopfte es an der Tür. Erschrocken fuhr der junge Soldat hoch und setzte sich auf. „J-ja?“ „Ich bin es.“ Angeals Stimme klang gedämpft. „…kann ich rein kommen?“ Schnell sprang Zack vor, griff seine Tasche, warf sie unters Bett und richtete dann blind mit den Händen seine Haare, nur um sich gleich darauf wie der letzte Vollidiot vorzukommen. Also ließ er die Hände sinken. „Klar, komm rein.“ Ihn so vor sich zu sehen machte den Second auf einmal nervös. Jetzt, wo sie wieder hier waren, wo es warm war, wo es reichlich andere Menschen gab, kam es ihm vor, als hätte er all das was in den letzten Tagen passiert war nur geträumt. Angeal schloss die Tür hinter sich und ging ein paar Schritte auf den Jüngeren zu. Er sah aus, als wüsste er nicht recht, was er mit seinen Händen anstellen sollte, bis er sie in die hinteren Taschen seiner Hose schob. „Ich möchte dich um etwas bitten.“ Zack sah ihn an und sein Gesichtsausdruck wurde unwillkürlich skeptisch. Wie der Kleine ihn ansah… wie ein Welpe, der nicht wusste, ob ihn Schelte oder Futter erwartete. Es war vielleicht nicht fair – und selbst dieser Gedanke erinnerte ihn an Zack wegen seines Familiennamens – aber er musste das jetzt von ihm verlangen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Er brauchte Zeit zum Nachdenken und, auch wenn er nicht glaubte, dass Zack damit hausieren gehen würde, musste er ihm das jetzt sagen. „Ich hätte gerne, dass das alles unter uns bleibt. …zumindest vorerst.“ Er sah, dass Zack schluckte, bevor er leicht nickte. Wie zur Bestätigung nickte er selbst ebenfalls. „Okay, dann… sehen wir uns morgen. Um sechs werden wir Bericht erstatten. Ich komme dich kurz vorher abholen.“ Er schaffte es nicht dem Blick des Jüngeren stand zu halten. Viel zu sehr plagten ihn Schuldgefühle und Sorgen. Nicht nur, weil sie Schüler und Mentor waren, sondern auch, weil er sich fühlte, als hätte er Zacks jugendlichen Forscherdrang ausgenutzt. Immerhin war er acht Jahre älter als er und wusste, was Jungen in seinem Alter im Kopf herum spukte, dass sie neugierig waren und noch dabei sich selbst zu finden. … auch wenn Zack eigentlich nicht zu der Sorte gehörte, die unüberlegt oder egoistisch handelte… „Angeal?“ Der First stand gerade in der Tür und sah noch einmal zurück. „Ja?“ „… Ich habe ernst gemeint, was ich zu dir gesagt habe.“ Erneut nickte der Ältere langsam, wandte sich dann aber ab und ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)