Geschwister für die Blader von Phase ================================================================================ Kapitel 1: Überraschung ----------------------- Geschwister für die Blader 1.Kapitel: Überraschung Da stand er nun also, mitten in der riesigen Halle des Glasgower-Flughafens. Er war schon fast ein Jahr lang nicht mehr hier gewesen, doch allzu viel hatte sich glücklicherweise nicht verändert. Obwohl sich sein Verstand eigentlich komplett gegen den Inhalt des Briefes versperrt hatte, war er trotzdem gekommen. Er wusste nicht einmal genau wieso – vermutlich war es einfach seine natürliche Neugier gewesen, die ihn zum Flughafen getrieben hatte. Außerdem, was schadete es? Der Flughafen war ein öffentlicher Ort, das bedeutete, dass eine Entführung oder ein Attentat auf ihn zwar nicht unbedingt ausgeschlossen, die Wahrscheinlichkeit dafür jedoch dennoch relativ gering war. Die Unterschrift unter dem Text hatte außerdem „S. Dickenson“ gelautet. Vermutlich kam der Brief also vom Chef der BBA - sofern er nicht eine Hinterlist war. Das würde die Wahrscheinlichkeit eines Überfalls allerdings drastisch steigern, weshalb Johnny diese Möglichkeit einfach außer Acht ließ. „Johnny, hier drüben!“ Die vertraute Stimme Roberts ließ Johnny zusammenzucken und sich verwirrt nach seinem Freund umblicken, bis er ihn rechts, etwas abseits der ein- und ausströmenden Menschenmasse erkannte. Mit gerunzelter Stirn kämpfte er sich bis zu ihm durch und sah ihn dann fragend an. „Was machst du hier?“ Robert hatte keinen Besuch angekündigt, deswegen war es mehr als nur unwahrscheinlich, dass er wegen ihm hier war. Aber wieso dann? Hatte er ihm den Brief geschrieben? Unwahrscheinlich. Robert war niemand, der derartige Scherze machte. Das war eher Enricos Fachgebiet. Der Angesprochene zuckte kurz mit den Schultern, ehe er einen Brief aus seiner Hosentasche zog. „Das Selbe wie du und alle anderen auch. Ich habe einen Brief erhalten, der mich bat, mich am Flughafen einzufinden, weil Dickenson etwas über meine Vergangenheit herausgefunden hätte. Es mag verrückt klingen, aber ich hab’s getan. Ich wurde abgeholt und zu einem Flieger gebracht. Einige der Anderen waren schon im Flugzeug, den Rest haben wir auf dem Herweg noch mitgenommen. Und hier soll es jetzt dazu kommen, dass... dieses Geheimnis, oder wie man es bezeichnen mag, gelüftet wird. “ Johnny dachte für einen kurzen Moment darüber nach, wieso sich Robert auf eine derart verrückte Sache einließ, entschied sich dann jedoch, seinen Freund später darüber auszufragen. „Wer ist noch hier? Du redest die ganze Zeit von den Anderen und...“ „Alle“, meinte Robert schlicht und blickte Johnny ob der Frage etwas verwirrt an, „Also, so ziemlich alle Beyblader. Von den AllStarz bis zu den White Tigers.“ „Haben alle diesen Brief bekommen?“ Johnny kam das Alles allmählich ziemlich suspekt vor. War das ein schlechter Scherz von Mister Dickenson gewesen? Einfach, um mal wieder alle Beyblader versammelt zu haben? Er musste zugeben, er war ernsthaft enttäuscht ob dieser Entwicklung. Eigentlich hatte er sich sehr für dieses mysteriöse Geheimnis seiner Vergangenheit interessiert, aber da er sich nicht daran erinnern konnte, vor seiner Beybladekarriere jemals Kontakt zu den Demolitionboys oder den anderen gehabt zu haben, ahnte er, dass das Ganze mit ihm persönlich eher weniger zu tun hatte. „Ja“, murmelte Robert, dem das allem Anschein nach ebenfalls nicht sonderlich zu gefallen schien, „Jedenfalls habe ich angeboten, dass ich hier auf dich warte und wir dann wieder zu den anderen stoßen. Du musst wissen, du bist der Letzte, der noch fehlt. Von daher sollten wir uns auch allmählich bei den anderen einfinden, damit wir endlich erfahren, was es nun genau mit dieser Brief-Aktion auf sich hat. Denn ich finde es schon sehr fragwürdig, dass jemand alle Beyblader so umständlich zusammen trommelt.“ Johnny nickte, denn er hatte nichts an Roberts Argumentation auszusetzen und war in Gedanken immer noch damit beschäftigt, gegen die aufkeimende Enttäuschung an zu kämpfen. Er fuhr sich durch die Haare und seufzte. „Schon mal darüber nachgedacht, ob jemand ein Motiv hat, sämtliche Spitzenblader der Welt aus dem Weg zu räumen?“ Sein Freund schaffte es, sich ein schwaches Lächeln abzuringen. „Da würde ich eher einen PR-Gag für wahrscheinlich halten. Denn so viel Zeit und Geld zu investieren, nur um sämtliche bekannten Beybladeteams aus dem Weg zu räumen, das halte ich doch für leicht übertrieben.“ „Okay, okay. Das klingt durchaus plausibel. Also, wo findet nun diese Veranstaltung statt? Wenn sich nämlich herausstellt, dass das alles nur ein schlechter Witz ist, dann würde ich meinen heutigen Tag gerne sinnvoller nutzen, als ihn auf einem Flughafen zu verbringen.“ „Hier entlang“, Robert führte Johnny durch einen etwas schmaleren Seitengang zu einer Treppe, die sie hinunter stiegen. Dann folgten sie wieder dem Gang, ehe Robert vor einer großen Doppeltür stehen blieb und diese dann öffnete. Der Raum war sehr groß und geräumig, einige Tische – die vermutlich einmal in der Mitte des Zimmers gestanden hatten – standen an den Wänden, um den zahlreichen Gästen genügend Platz zu machen. Johnny vermutete, dass es sich bei dem Raum gewöhnlicher Weise um eine Art Speisesaal handelte, aber im Grunde genommen war es ihm relativ egal. Es gab wichtigere Dinge, mit denen man sich beschäftigen konnte. Er sah sich einen kurzen Augenblick verwirrt um, als er Robert aus den Augen verloren hatte, sah ihn jedoch relativ bald bei einem in einem schwarzen Anzug gekleideten Mann, der kurz nickte und dann in den vorderen Teil des Raumes verschwand. In der Menschenmenge konnte Johnny fast nur bekannte Blader sehen. Er sah die Bladebreakers und die Demolitionboys, sogar die Justice5 waren anwesend. Alle unterhielten sich angeregt mit befreundeten Beybladern und Teams. Verwirrt ob der zahlreichen Jugendlichen hob Johnny seine Augenbrauen, als ihm plötzlich jemand von hinten die Augen zu hielt. Ein Kichern folgte und er verdrehte genervt die Augen. „Ich weiß, dass du es bist, Enrico, und jetzt hör’ auf mit dem Scheiß.“ Er packte grob die beiden Hände, zog sie beiseite und drehte sich um, nur um sich im nächsten Moment Oliver und Enrico gegenüber zu sehen. Der Italiener zog gekränkt einen Schmollmund. Als er sprach, konnte man deutlich seinen italienischen Akzent hören, doch Johnny wusste, dass Enrico ohne größere Schwierigkeiten fast akzentfreies Englisch beherrschte. Vermutlich fand er es so einfach erotischer. „Woher wusstest du, dass ich es bin?“ „Ich kenne sonst niemanden, der so sehr nach Damenparfum riecht.“ „Ha! Ich kann nichts dafür, dass mich die Frauen so sehr lieben. Und wenigstens stinke ich nicht.“ Johnny stierte sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen böse an. „Was willst du damit sagen, du triebgesteuerter Möchtegern-Weiberheld?!“ Er wartete jedoch gar nicht erst auf eine Antwort, sondern holte sofort mit seiner Faust aus, um Enrico ins Gesicht zu schlagen. Doch seine Hand wurde grob zurück gehalten und als er nah bei sich ein strenges Räuspern hörte, zuckte er kaum merklich zusammen. Na prima. „Ich dachte wir hätten uns auf gewisse Grundregeln der Kommunikation geeinigt, Jonathan.“ Genervt verzog er sein Gesicht und Enrico grinste ihn frech an, während Oliver sichtbar ein Lachen unterdrückte. Wiederum hatte er nur einen düsteren Blick für die Beiden übrig und fragte sich schlagartig, weshalb er überhaupt mit diesen Idioten in einem Beybladeteam war. Und Robert war als Teamcaptain mit seinen ewigen Vorträgen und Predigten auch meist nicht wirklich zu ertragen. „Dazu gehört zum einen, dass man sein Gegenüber nicht einfach schlägt. Gewalt ist nun wirklich keine gute Gesprächsebene, findest du nicht? Aber zu diesen Grundregeln gehört auch, dass man jemanden auch die Zeit gibt, auf Fragen zu antworten. Nun, Enrico? Willst du Johnny nicht eine Antwort geben?“ Der Italiener starrte Robert für kurze Zeit verblüfft an. „Ähm...“ „Schön, dass Sie alle hier so zahlreich erschienen sind“, die laute Stimme, die aus den Lautsprechern dröhnte, ließ alle Anwesenden zu der kleinen Bühne herumfahren, die im vorderen Teil des Raumes aufgebaut war. Auf ihr stand eine etwas ältere, kräftiger gebaute Frau in einem grauen Hosenanzug. Ihr Haar war schwarz-grau und zu einem Dutt hochgesteckt. Sie lächelte freundlich in die Menschenmenge. „Aber erst einmal möchte ich mich Ihnen vorstellen. Mein Name ist Stalley Dickenson. Wie Sie sich alle vielleicht denken können, haben Sie diese geheimnisvollen Briefe von mir erhalten und-“, sie brach ab und blinzelte verwirrt, als sie eine Meldung unter den Beybladern sah, „Ja, bitte?“ „Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Aber mich würde interessieren, ob Sie in irgendeiner Weise mit Mister Dickenson verwandt sind.“ Johnny erkannte als Sprecher die kleine, braunhaarige Brillenschlange der Bladebreakers. Danny, oder wie der Typ hieß. „Ah, Kenny. Neugierig wie immer.“ Oder eben so. „Der Ihnen vermutlich bekannte Stanley Dickenson ist mein Bruder. Ich unterstütze ihn von Zeit zu Zeit bei seiner Arbeit, halte mich meist jedoch eher im Hintergrund“, ein erneutes Lächeln zierte ihre Lippen, als ein murmelndes Raunen durch die kleine Halle ging. Dann fuhr sie fort, „Natürlich mag es Ihnen absurd vorkommen, dass ich jedem Einzelnen von Ihnen einen Brief zukommen lassen habe, in denen ich von Ihrer jeweiligen Vergangenheit gesprochen habe, doch jedes Wort, das ich Ihnen geschrieben habe, habe ich absolut ernst gemeint. Sie alle haben mehr gemeinsam, als Sie vielleicht im Moment denken.“ Sie deutete mit einer Hand zu einem der Männer in den schwarzen Anzügen, die an der Seite der Bühne standen und dieser nickte und verschwand durch eine Seitentür in einen Nebenraum. „Da es sich bei jedem von Ihnen um ein individuelles Ereignis handelt, hielten wir es für sinnvoll, für jeden von Ihnen einen speziellen Ort auszuwählen, an dem Sie sich mit den Geheimnissen Ihrer Vergangenheit auseinandersetzen können. Hierzu haben wir Ihnen eine Karte dieses Flughafens angefertigt, wo Sie auf meine Angestellten treffen werden, die Ihnen die Informationen geben werden. Danach treffen wir uns alle gemeinsam wieder hier in dieser Halle.“ Der Mann kam mit einem Karton unter seinem Arm wieder aus dem Nebenzimmer heraus und auf die Bühne, um Frau Dickenson diesen zu überreichen, wobei er neben ihr stehen blieb. Diese nickte ihm dankbar zu. „Sie erkennen meine Angestellten an dem schwarzen Anzug und dem jeweiligen Namensschild“, sie deutete auf ein Kärtchen, das am Anzug des Mannes neben ihr befestigt war. Darauf war das Logo der BBA abgebildet und daneben stand der Name der Person. „Ich werde Sie nun der Reihe nach aufrufen und Ihnen die Karte für ihren Treffpunkt überreichen. Es steht Ihnen frei diesen aufzusuchen, Sie sind nicht dazu verpflichtet, dennoch möchte ich Ihnen noch einmal ans Herz legen, dass dies die einzige Möglichkeit für Sie sein wird, hinter die unglaublichste Geschichte Ihrer Kindheit zu kommen, endlich das Geheimnis zu lüften.“ Sie begann damit in alphabetischer Reihenfolge die Namen aller Beyblader aufzurufen und Johnny musterte sie skeptisch, ehe er sich an Robert wandte: „Es fällt mir schwer, das hier alles ernst zu nehmen.“ Sein Gegenüber nickte stumm und wollte den Mund öffnen, als sich Enrico einmischte. „Ach komm schon, Johnny. Sei doch nicht so zimperlich! Was soll an einem öffentlichen Ort schon groß passieren? Wenn Frau Dickenson meint, dass Sie uns unsere Vergangenheit näher bringen will, dann glaub ihr doch einfach. Schlimmstenfalls warten Leute von der Presse an den jeweiligen Treffpunkten. Aber hey, Interviews sind gute Publicity.“ Genervt verdrehte Johnny die Augen und Oliver legte seinen Kopf ein wenig schief. „Enrico hat recht. Wir sollten dem Ganzen eine Chance geben. Wir sind hier in einem öffentlichen Gebäude. Was soll schon großartig passieren?“ Hätte er sich nur nicht von Oliver und Enrico bequatschen lassen, dann wäre er jetzt schon wieder zu Hause und könnte ein wenig Tennis spielen. Stattdessen war er gerade auf dem Weg zu einem kleinen Café, das sich in der Haupthalle des Flughafens befand. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, aber seine anfängliche Begeisterung und Neugier waren inzwischen schon ziemlich abgeebbt. Mit einem Seufzen fuhr er sich durch die Haare und steckte dann beide Hände in seine Hosentaschen, als er die Halle durchschritt. Er konnte das kleine Geschäft bereits erkennen und er suchte die Tische nach Männern im Anzug ab. Davon gab es hier sicherlich mehr als nur genug. Gereizt verzog er sein Gesicht, als ihm klar wurde, dass er jetzt auch noch nach dem Angestellten suchen musste. Das konnte ja heiter werden. Als er sich weiter näherte, erkannte er jedoch relativ schnell das kleine BBA-Schildchen, das ein blondhaariger Mann an einem der hinteren Tische gut sichtbar an seiner rechten Brusttasche trug. Doch er saß nicht alleine am Tisch. Verdattert blieb Johnny stehen, als er neben ihm ein mürrisch dreinblickendes Mädchen erkannte. Ihre Haare waren kinnlang und - wie seine auch - feuerrot und standen wild in alle Richtungen ab, sie wurden alleine durch ein blaues Kopftuch ein klein wenig gebändigt. Sie trug ein weites, dunkellila-farbiges T-Shirt, auf dem untereinander drei gelbe Symbole abgebildet waren: ein Herz, die Ziffer Zwei und ein Felsen. Ihre lange Cargohose war schwarz und nur andeutungsweise unter dem Tisch zu erkennen. Gerade als Johnny überlegte, ob er wirklich wissen wollte, was es mit dem Mädchen auf sich hatte, trafen sich ihre Augen für einen kurzen Augenblick. Violett. Konnte das wirklich sein?! „Ist er das?“, hörte er ihre Stimme und sie deutete auf ihn. Der Mann neben ihr blickte auf und winkte Johnny zu. „Ah! Herr McGregor! Schön, dass Sie gekommen sind, setzen Sie sich doch bitte zu uns.“ Für einen kurzen Augenblick überlegte er sich, ob er einfach wegrennen sollte. Dann wurde ihm klar, dass das Ganze vielleicht gefilmt oder er bei seiner Flucht beobachtet wurde und er entschied sich dagegen. Ob es eine dieser schlechten Sendungen mit einer versteckten Kamera war? Bei Gott, in was war er da nur hineingeraten? Das Mädchen sah aus wie eine weibliche Form von ihm! Nur zögerlich trat er näher und quetschte sich durch die zahlreichen Tische und hoffte, dass dieser schlechte Scherz bald aufgeklärt sein würde. Das Mädchen starrte ihn mit großen Augen an, während der Mann - auf dessen Namensschild in großen Lettern D. Madison stand - ihn freundlich anlächelte. Er setzte sich langsam, ohne seine Augen von der Rothaarigen zu nehmen. „Darf ich Sie beide nun miteinander bekannt machen? Das hier ist Joanne-“ „Joanny“, wurde er sofort verbessert, dann deutete er auf Johnny, „Und das hier ist Jonathan McGregor.“ Für einen kurzen Moment überlegte der junge Schotte, ob er Madison ebenfalls verbessern sollte, aber er hielt sich zurück – er hasste zwar die lange Form seines Namens, aber er war nicht bereit, sich auf all das hier einzulassen, solange er das Gefühl hatte, hier gerade in irgendeiner Weise verarscht zu werden. Der Mann wandte sich wieder an ihn. „Joanny ist Ihre vor langer Zeit verschollene, jüngere Schwester.“ ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)