Vergiss mich nicht von kitty007 ================================================================================ Kapitel 23: Schmerzen der Vergangenheit --------------------------------------- „Hey was machst du?“ Yamato schrak aus seinen Gedanken und drehte sich zu Ray der gerade in die Küche kam. „Ich musste irgendwas tun…“ „Und da ist dir nichts Besseres einfallen als das Geschirr zu spülen?“ Der Blonde schaute runter in die Spüle. „Nein, irgendwie nicht.“ „Mach dir keine Sorgen um Tai. Ich bin überzeugt, dass es ihm gut geht und wir ihn bald wieder sehen.“ „Du machst dir keine Gedanken um ihn?“ „Doch natürlich. Aber wir müssen positiv denken. Er hat schon so viel überstanden, ich glaube an ihn.“ Ray lächelte und legte seine Hand auf Yamato´s Schulter. „Komm wir gucken uns was im Fernsehen an. Bevor du noch anfängst das Silber zu polieren.“ Amüsiert lachte er und zog den Blonden mit sich ins Wohnzimmer. Widerwillig ging dieser mit und ließ sich auf die Couch plumpsen. Sie sahen eine Weile fern und unterhielten sich. Der Blonde sah immer wieder unauffällig zu dem Mann neben ihm. Je mehr Zeit er mit ihm verbrachte, desto mehr verstand er warum Tai ihn so schätzte. Anfang hatte er für einen arroganten, oberflächlichen Typen gehalten, der sich Tai nur aus Spaß rangeschmissen hatte. Doch er hatte sich geirrt, vor kurzem hatte Ray ihm seine Geschichte erzählt. Nicht sehr ausführlich, dennoch konnte er ihn jetzt besser verstehen. Auch wenn der Gedanke ihn schmerzte, wie intim die beiden waren. Zumindest konnte man nun deutlich erkennen, welche Typen Tai bevorzugte. Wie sie so da saßen, konnte man sie für Brüder halten. Ray war etwas größer als Yamato und seine Augen waren heller. Blond und blauäugig müssen sie also sein Tai, hm? Er musste grinsen. „Hab ich was im Gesicht?“ „Oh! Nein nein… entschuldige.“ „Ich hatte schon oft dieselben Gedanken.“ Verwundert schaute der Blonde den Anderen an. „Welche Gedanken.?“ „Dass wir beide uns sehr ähnlich sind. Tai scheint eindeutig den Typ Blond und blauäugig zu bevorzugen.“ Ray grinste frech und schaute wieder weiter fern. Yamato blinzelte verwundert. Sogar die gleichen Gedanken hatten sie schon, irgendwie ist das alles schon sehr verrückt. Ich sitze mit dem Ex-Freund meines Geliebten gemütlich auf der Couch und gucke Filme. Schon ziemlich bizarr. Gerade als er noch etwas sagen wollte, läutete das Handy von Ray. Erschrocken schauten sich beide an. Hoffentlich gute Nachrichten… Tai seufzte als er den Lappen zurück in den Eimer warf. Es war wirklich entwürdigend sich so waschen zu müssen. Die Organisation verfügte über so viel Geld und ließ ihn in diesem Kellerloch verrotten. Kopfschüttelnd rappelte er sich auf, wobei er etwas ins Wanken geriet. Seine Wunden heilten, wenn auch langsam, aber das größere Problem war das ständige rumliegen im Bett. Er starrte wütend auf die Ketten, die ihn die Bewegungsfreiheit nahmen. Er musste wieder fit werden, sonst würde er nie fliehen können. Und wer wusste schon, wie viel Zeit ihm noch blieb. Plötzlich spürte er eine Präsenz im Raum und schaute zur Tür. Wie erwartet trat Koichi ins schwache Licht und blieb vor Tai stehen. Der Braunhaarige wartete auf einen dummen Spruch oder sein freches Grinsen. Er würde sich darüber lustig machen, dass ich hier halbnackt herumstehe und angekettet war wie ein Hund. Doch als er ihn ansah blickte er in traurige Augen. Sein Gesicht spiegelte entsetzen wieder. Es irritierte ihn und er wusste nicht so wirklich was er tun sollte. Da machte der Andere ein paar Schritte auf ihn zu. Tai folgte seinen Blick und merkte, dass er auf seinen Körper starrte. Erschrocken wich er zurück. Nein bitte nicht… Weiter schritt Koichi auf ihn zu. Tai wollte weiterausweichen, aber die Ketten, die sie an der Wand befestigt hatten, hielten ihn zurück. „Lass mich!“, zischte der Braunhaarige, doch sein Gegenüber war wie hypnotisiert. Nun stand er ihm gegenüber, kaum eine Armlänge entfernt. Er streckte seine Hand aus, was Tai dazu veranlasste reflexartig die Augen zu schließen. Er presste sich an die Wand, hoffte es wäre einfach nur einer dieser Albträume. Da spürte er Fingerspitzen auf seinen Körper, er zuckte zusammen und wagte es nicht die Augen zu öffnen. „Es tut mir so leid.“ Die Worte hallten immer wieder ein Tai´s Kopf. Was hat er gerade gesagt? Er schlug die Augen auf und blickte in betrübte Augen, die immer noch auf seinen Körper sahen. NEIN. Diesmal nicht! Er würde es nicht kampflos über sich ergehen lassen. Er war stark geworden, hatte so viel überwunden und war nicht mehr alleine. Tai überwand seine Furcht und schlug die fremde Hand weg. Das schien sein Gegenüber ins Leben zurückzuholen. Verwundert blinzelte er und rieb sich seine Hand. „Was willst du. Wieso starrst du mich so an?“, knurrte der Braunhaarige und schlang seine Arme schützend um seinen Körper. „Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich fürchtest vor mir.“, Koichi senkte den Blick und seufzte. „Als ich dich so sah, deine Narben… ich hab mich daran erinnert, als ich dich das erste Mal gesehen hab. Es war… einer der schlimmsten Momente an die ich mich erinnern kann.“ „Ich verstehe nicht…“ „Deine Narben. Ich war damals anwesend, als sie dir zugefügt wurden…“ Tai sah ihn geschockt an. Er war einer von ihnen? Nein, das kann nicht sein. Jedes einzelne Gesicht hatte er sich eingeprägt um diese miesen Arschlöcher büßen zu lassen. Und so war es auch. Jeder dieser widerlichen Kerle hatte er eigenhändig aus dieser Welt befördert. Der einzige der lebte war Shadow. Ihn hatte er verschont, als lebendes Mahnmal soll er alle anderen warnen. „Du lügst. Ich weiß nicht was du damit bezweckst, aber lass es.“, brachte Tai hervor. In ihm stieg unheimlich Wut auf. Wie konnte dieser Typ es wagen diesen Vorfall zu erwähnen. „Ich lüge nicht! Es war der Tag an dem ich endgültig mit der Organisation brach. Ich hab versucht dir zu helfen… aber ich schaffte es nicht und wurde niedergeschlagen.“ Plötzlich blitzte ein kleiner Moment aus der Vergangenheit vor Tai´s geistigem Auge auf. Wie er zusammengekrümmt auf dem Boden lag und ich wünschte zu sterben. Da hörte er einige aufgewühlte Stimmen im Hintergrund. Eine davon war… Deshalb kannte er diese Stimme! Er konnte ihn damals nicht sehen, aber hören… Er war da als… Da kamen immer mehr Erinnerungen hoch und Tai wand sich. Er sank zu Boden und versuchte die Gedanken zu vertreiben. Es fühlte sich an als würden seine Narben brennen und die Erinnerungen wurden immer stärker. Er erinnerte sich an den ekelhaften Geschmack von Whiskey und Zigarren, spürte die fremden Hände überall an seinem Körper. Übelkeit stieg in ihm hoch. Nein er wollte sich nicht erinnern! Tai krümmte sich, als spüre er alle Schmerzen erneut. Seine Augen hatte er zugepresst und Tränen liefen über sein verzerrtes Gesicht. „Tai!“ Koichi eilte an seine Seite, wollte ihm helfen, versuchte ihn nicht zu berühren. Er wusste woran er gerade dachte. „Hey, hör mir zu! Sieh mich an. Du hast sie alle getötet. Sie werden dir nie wieder etwas tun. Es ist vorbei!“ Der Braunhaarige schlang zitternd seine Arme um seinen Körper, er schien völlig in seinen Gedanken gefangen zu sein. Koichi war unentschlossen, wie er reagieren sollte. „Tai! Hörst du mich? Bitte komm zu dir! Verdammt…“ Er seufzte und ohne weitere Worte verpasste er dem Anderen eine kräftige Ohrfeige. Völlig perplex rieb sich Tai die Wange und starrte Koichi erschrocken an. „Lass dich nicht von der Vergangenheit verfolgen. Sie wird dich verschlingen. Dann wirst du dein Freunde nie wiedersehen. Du hast es überlebt und es ihnen alles zurückgezahlt.“ „Zurückgezahlt?! NICHTS ist dem zu vergleichen, dass sie mir angetan haben. Sie zu töten war viel zu gnädig!“ „Ich weiß… als ich damals wieder zu mir kam war es schon zu spät. Du lagst einfach nur da… blutend und geschändet. Ich kam an deine Seite und hab versucht mit dir zu sprechen, aber du warst völlig weggetreten. Sie haben mich von dir weg geschleift und mich einige Tage eingesperrt. Als Strafe weil ich versucht hab, sie aufzuhalten. Als ich dich wieder sah, warst du ein ganz anderer Mensch. Es hat dich zerstört… Seitdem tue ich zwar als würde ich für die Organisation arbeiten, aber ich verfolge ganz eigene Ziele. Und ich möchte dich an meiner Seite. Wenn wir zusammen arbeiten werden diese Organisation ein für alle Mal vernichten.“ Stumm schaute Tai ihn lange an. „Ich weiß, dass es dich ungeheuer schmerzt daran zurück zu denken. Aber könnte ich dich trotzdem etwas fragen?“ Die beiden Männer saßen gegen die Wand gelehnt nebeneinander. Koichi hatte Tai seine Jacke gereicht, die er sich um den Körper wickelte. Ein stummes Nicken kam als Antwort. „Ich verstehe bis heute nicht, wie das passieren konnte. Die Anführer der Organisation sind völlig krank ja, aber das Shadow dich ´teilen´ würde hätte ich niemals gedacht. Er war so auf dich fixiert und ließ dich nie aus den Augen. Manchmal dachte ich sogar, dass er dich irgendwie liebt. Wie konnte er zulassen, dass sie…“ „Es war eine Strafe.“ „Strafe?“ „Als er mich Yamato weggenommen hat, wollte er mich zerbrechen. Damit ich nur ihm gehöre. Er hat sich immer wieder an mir vergangen und mich zu Aufträgen mitgenommen wo ich schlimme Dinge tun musste. Er tat alles, um mich auf seine Seite zu ziehen und mit Hass zu füllen. Irgendwann war ich so abgestumpft, dass ich ihn einfach machen ließ. Solange Yamato und alle anderen in Sicherheit waren, war mir alles egal. Eines Tages wurden wir zu einer Sitzung des Rates geladen. Ich merkte schon, dass es Shadow irritierte dass ich auch hin sollte. Dort angekommen warfen sie Shadow einige Sachen vor, er sei ein Verräter oder er hätte etwas gestohlen… ich weiß es nicht mehr so genau. Shadow verteidigte sich und beschimpfte sie. Es wurde ziemlich hitzig. Dann sprachen sie ihr Urteil… er durfte bleiben, verlor aber seinen Rang und… mich. Sie schleppten mich zu einem Sofa, ich hörte wie Shadow aufschrie und mit Jemand rangelte. Doch es waren zu viele gegen einen… Sie… es dauerte eine gefühlte Ewigkeit… wie 1000 Jahre Qualen. Ich fühlte mich… zerbrochen… wollte einfach nur sterben. Da hörte ich eine Stimme, eine Stimme die mich aufwecken wollte. Sie drang durch meine dunklen Gedanken und hallte immer wieder in meinen Kopf. Ich dachte, es wäre Shadow gewesen… aber das warst du?“ „Ja. Später hab ich versucht, mit dir in Kontakt zu treten. Aber du warst unter ständiger Beobachtung, dann warst du plötzlich verschwunden. Ich dachte du wärst tot. Als ich Shadow begegnete und seine Stirn sah, wusste ich du bist zurück.“ Koichi lächelte etwas. „Und wie willst du das alles zu Fall bringen? Sie sind viel zu mächtig. Ich habe es oft genug versucht.“ „Richtig. Und allein schaffst weder du noch ich das Ziel zu erreichen. Aber ich habe in den letzten Jahren jede Menge Verbündete um mich versammelt. Viele davon kommen aus den Reihen der Organisation. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist und wir beide uns dem Kampf stellen, werden sie hinter uns stehen. Und auch du hast viele Verbündete.“ Tai nickte und dachte an seine Freunde. War das der Sinn seines Lebens? Dieser Kampf? Musste er durch all diese schwarzen Nächte wandern um an diesen Punkt in einem letzten Kampf für die Menschen sein Leben zu lassen? In den letzten Wochen war ihm dieser Gedanken immer wieder gekommen. Kann man spüren wenn die Zeit abläuft? Im Moment würde er die Frage mit ´Ja´ beantworten. Dennoch hatte er keine Angst, sinnlos sein Leben auszuhauchen wäre viel schlimmer. Wenn er den Menschen auf der Straße, seinen Freunden und den Menschen die er liebte Frieden bringen konnte… „Teilst du deine Gedanken mit mir?“ Tai schrak aus seinen Gedanken und schaute Koichi an. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte er das Gefühl dass er ihm vertrauen konnte. Er musste nichts auslassen wenn er etwas erzählte. Er kannte die Wahrheit und sein wahres Ich. Yamato hätte er das alles niemals so geschildert... So sehr es ihn traurig machte, aber weder Yamato noch Ray konnte er die ganze Wahrheit seiner Geschichte erzählen. Sie würden es nicht verstehen. Nicht alles zumindest. Es lag nicht am Vertrauen, sondern daran dass er es nicht verkraften würde wenn die Beiden ihn mit anderen Augen sehen würden. „Ich habe daran gedacht, dass es vielleicht mein Schicksal ist so zu enden.“ Koichi schüttelte energisch den Kopf. „Wie kommst du denn darauf? Das wird nicht dein Ende!“ „Ich habe schon als kleiner Junge alles verloren. Meine Eltern, meine Zuhause und meine… Schwester… wurden mir genommen. Meine Existenz schien immer nur für den Nutzen anderer zu sein. Mit Yamato durfte ich auch nicht in Frieden leben… Ich denke, dass dieser Weg für mich bestimmt war. All der Schmerz und der Hass… er wird im Kampf von Nutzen sein und wir werden siegen. Wir werden allen Frieden bringen. Aber ich denke… dass es mein Ende sein wird.“ Geschockt konnte der Mann neben ihn nur immer wieder den Kopf schütteln. „Das werde ich nicht zulassen! Wir beide sind zu weit gekommen um jetzt unser hart erkämpftes Leben zu verlieren!“ Koichi ballte die Fäuste. „Wir werden siegen und endlich wirklich leben können. Du musst daran glauben!“ Tai erkannte, dass nicht nur er Narben trug. Vielleicht lagen die Narben von Koichi mehr auf seiner Seele als auf seinen Körper, aber sie waren definitiv da. Wieso war die Welt selbst zu so einem guten Menschen so schrecklich grausam? Tai rang sich zu einem Lächeln ab und nickte. „Okay, ich glaube daran.“ Er sah wie sich sein Gegenüber freute. „Koichi?“ „Ja?“ „Du kannst mich nicht zufällig von diesen Ketten befreien?“ „Noch nicht… tut mir leid. Ich arbeite daran… aber ich muss immer noch den Schein waren. Verzeih mir.“ Tai nickte. „Ich verstehe. Schon okay.“ „Oh aber ich hab dir was zu essen mitgebracht! Hab ich total vergessen. Ich hab es im Kühlschrank oben stehen lassen, weil ich nicht wusste ob du schon fertig mit waschen bist. Ich hole es sofort!“ Koichi sprang hoch und lief Richtung Tür. „Hey Koichi!?“ „Hm?“ „Wenn du das nächste Mal spannst wenn ich mich wasche, werde ich dir eine verpassen. Nur damit du gewarnt bist!“ Der Braunhaarige grinste und stand auf. „Verstanden!“, rief der Andere noch und lachte. Dann war er verschwunden. Genervt stellte Tai fest, dass die Ketten nicht weit genug reichten um sich auf das Bett zu setzen. Er musste warten bis Koichi oder einer der anderen Männer ihn losmachten. Er seufzte und lehnte sich gegen die kalte Wand. Tausend Gedanken irrten durch seinen Kopf. Dieser Schmerz musste endlich ein Ende haben! Er dachte an seine Freunde im Versteck. Sie hatten ihn so herzlich bei sich aufgenommen, zu essen gegeben obwohl sie selbst kaum was hatten und versucht ihn wieder aufzubauen. Brooklyn… Vincent… Ray… Yamato… für euch alle werde ich kämpfen und siegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)