Geralt von Riva von Miezel ================================================================================ Kapitel 3: Die Rettung ---------------------- In der Ferne tauchte ein prächtiges Korallenschloss auf. Auf der freien Seegrasfläche davor tanzte eine Anzahl Nixen grazil vor dem Nök herum. Der saß auf einer Art Thron, hatte die Augen halb geschlossen und grinste zufrieden. Eine der Nixen schubberte seine Glatze. Schließlich öffnete er seine Glubschaugen und starrte böse in die Richtung, aus der Geralt und Rittersporn heran schwammen. „Was wollt ihr hier?“, dröhnte der Nök bedrohlich. „Die Jungfrauen befreien, die du geraubt hast!“, donnerte Geralt genauso bedrohlich zurück. „Und wenn ich sie nicht hergeben will???“ „Dann stirbst du im Kampf!“ „Ha, das wollen wir doch sehen. Meine Rüstung Nixen, los, schnell!“ Im Nu stoben die Nixen auseinander und kamen rasch mit einer Muschelrüstung zurück. Schnell legten sie dem Nök die Rüstung an und halfen ihn auf seinen Fisch. Der Nök zog sein Schwertfischschwert und stürmte auf den Hexer ein. Rittersporn schlich sich zu den Nixen. „Folgt mir, solange sie kämpfen können wir fliehn!“ „Och nö, wir wollen hier bleiben, hier ist es lustig. Keiner sagt uns was wir tun oder lassen sollen oder schlimmer, wen wir zu heiraten haben. Uns geht es gut hier. Wir bleiben!“ „Aber eure Eltern sind in Sorge.“ „Das die gut Partie platzt oder was?“ „Aber die Sonne, die Bäume und die Blumen, das Rauschen des Windes, der Duft der Kräuter, all das Schöne da oben, vermisst ihr das nicht?“ Die Runde wurde stiller. Rittersporn schlug auf seiner Laute ein paar Töne an und sang leise, dass es das Herz schmelzen ließ. „Komm Feinsliebchen, komm zu mir Ein Bett aus Rosen mach ich dir. Komm Feinsliebchen, sag nicht nein, nur du kannst mir die Liebste sein. Lippen süß wie Honigseim, die Äuglein klar wie Sternelein die Haut so zart wie heller Schnee mein Herz verglüht wenn ich dich seh.“ Rittersporn setzte sich in Bewegung und wie in Trance folgen ihm die Nixen. Geralt und der Nök kämpften inzwischen verbissen weiter. Immer wieder drang der Nök auf Geralt ein, doch der Hexer duckte sich jedes Mal rechtzeitig und ließ den Nök auf seinem Fisch ins Leere schwimmen. Als die Nixen außer Sichtweite waren hielt der Nök an. „So, die bin ich los. Du kannst jetzt verschwinden.“ „Gut, dann gib mir den Fisch.“ „Nichts da, du hast die Weiber und wenn dus geschickt anstellst, wirst du sicher oben etwas für die kriegen. Verschwinde jetzt, bevor ich mich vergesse!“ „Moment Mal, wir hatten eine Abmachung. Ich befreie dich von den Jungfrauen und du gibst mir deinen Reitfisch zum Lohn!“ „Ich habs mir eben anders überlegt. Außerdem hab ich ja gesehen, wie du zu kämpfen verstehst, eher schlecht als recht. Ich bin dir weit überlegen, also sieh zu, dass du ein paar Wellen zwischen uns bringst sonst versohle ich dir den Arsch.“, drohend schwang er sein Schwertfischschwert. Geralt stand genau vor dem Reitfisch. Sanft strich er dem Fisch über das Maul und die Kiemen und flüsterte ihm etwas zu. Dann trat er einen Schritt zurück. Ruckartig hob er beide Arme. Der Fisch folgte der Bewegung und warf den Nök ab. Geralt zog blitzschnell sein Silberschwert und hielt es dem Nök unters Kinn. „Ich schätze es nicht, wenn man seine Versprechen nicht hält.“ Leicht ritzte er die Wange des Nöks. „Und noch eins, leg dich nie mit einem Hexer an, sonst versohlt er dir den Arsch.“ Geralt schwang sich auf den Reitfisch und ließ den schimpfenden Nök schnell hinter sich. Dieser spuckte zwar große Töne, folgte ihm aber vorsichtshalber nicht. Bald hatte Geralt Rittersporn und die Nixen eingeholt. Er stieg vom Reitfisch. „Nun, wie gings?“, fragte er Rittersporn. „Ich wusste ja, dass ich ein begnadeter Barde bin, doch heute scheint meine Musik geradezu magisch zu sein. Sie folgen mir brav wie Lämmlein.“ „Schön, du größter aller Barden, dann spiel weiter. Wir müssen nur noch ans Ufer, dann haben wirs geschafft.“, grinste Geralt unverhohlen. Gemeinsam erklommen sie das Ufer. Als sie durch die Wasseroberfläche stießen wurden sie wieder das was sie einmal gewesen waren. Aus den Nixen wurden die Jungfrauen und auch Geralt und Rittersporn waren wieder ganz die Alten. Das größte Wunder aber geschah mit dem Reitfisch. Sobald er aus dem Wasser kam wurde er ein richtiges Pferd. „Na das ist ja mal was. Eigentlich wollte ich heute lecker Fisch essen, aber so ist es auch nicht schlecht.“, kommentierte Rittersporn die Zauberei. „Wie willst du es nennen?“ „Plötze.“, erwiderte Geralt. „Plötze, du, das ist doch nun ein Pferd und kein Fisch mehr.“ „Aber es war mal ein Fisch und zwar eine Plötze, also soll es auch so heißen.“ Während die Beiden, bis zu den Knien im Wasser stehend, über den Namen von Geralts Reittier diskutierten, kamen aus der nahen Stadt die Eltern der Jungfrauen geeilt. Zuerst war der Jubel groß, doch als die Leute dann Rittersporn entdeckten schlug die Laune plötzlich um. „Seht, da ist der Barde, der unser Töchter entführt hat.“, kreischte der kleine dicke Bürgermeister. „Ja, genau, und er kam gemeinsam mit dem Hexer aus dem See!“, bestätigte seine Frau. „Die stecken unter einer Decke! Der Barde entführt Kinder und der Hexer tut so, als würde er sie befreien um dann bei den besorgten Eltern ab zu kassieren!“, schrie der Bürgermeister mit überschnappender Stimme. „Auf sie!“ Und schon prügelten die Bürger der schönen Stadt Hamalen auf Rittersporn und Geralt ein. Eine wilde Prügelei war im Nu in Gang, die Übermacht war groß und die Beiden hatten den See im Rücken, so dass sie lieber ihr Heil in der Flucht suchten. Geralt sprang auf Plötze und spornte sie an. Im Davonreiten hievte er Rittersporn aufs Pferd. Der lag nun quer vor Geralt auf Plötzes Rücken und lamentierte über die Ungerechtigkeit der Welt. Geralt hatte einige böse Hiebe abbekommen und sah reichlich zerschrammt aus, aber Rittersporn sah noch übler aus. Es war nötig einen Heiler oder eine weise Frau auf zu suchen, denn er blutete noch immer aus einer Wunde, die sich einfach nicht stillen lassen wollte. Sie folgten der Wegbeschreibung eines armen Holzfällers und fanden sich bald in Mitten eines wilden, düsteren Waldes wieder. Geralt wollte gerade umdrehen um sich einen anderen Weg zu suchen, als ein zarter Duft nach frisch gebackenem seine Nase kitzelte. „Da vorne muss es sein.“, murmelte er, doch Rittersporn antwortete nicht, ihm waren inzwischen die Sinne geschwunden. „Halt durch, wir sind gleich da.“ Vorsichtig führte er Plötze um einen dicken Baumstamm herum. Hinter dem Baum breitete sich eine Lichtung aus und mitten auf der Lichtung stand ein Häuschen aus dessen Schornstein lustige Rauchkringel in die Höhe stiegen. Vor dem Häuschen standen einige Blecke mit frisch gebackenen Kekse. Der Duft machte Rittersporn ein wenig munter. Er angelte sich einen Keks von einem der Bleche als auch gleich eine Stimme erklang: „Knusper, knusper, knäxe, wer klaut da meine Kekse?“ „Na das kann ja heiter werden.“, brummte Geralt während Rittersporn genüsslich kaute. Hosted by Animexx e.V. 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