Yajuu - find your own reason to live von Avyr ================================================================================ Kapitel 34: 3 Minuten --------------------- Mit einem lauten Knall landeten wir alle drei an einer Wand der Tribüne. Wir hatten sie nicht einmal berührt, da hatte sie uns schon davon gestoßen. Das fachte natürlich unseren Zorn an und sofort starteten wir den nächsten Angriff. Chrona sprang in die Luft und drehte dabei ihren Schweif, sodass die Nadeln, die sich darin befanden alle auf Seraphis zuflogen. Der Nebel legte sich jedoch vor sie und fraß die Nadeln alle auf. Einige Sekunden später schleuderte er die Nadeln, dann noch schneller wieder zurück zu Chrona. Sie war zu langsam und konnte nicht mehr allen ausweichen, sodass sich einige davon tief in sie hinein bohrten. Gleichzeitig hatte ich einen Angriff von unten versucht, hatte meine Klingen in den Boden gerammt, um sie unter Seraphis wieder hervor schießen zu lassen. Doch sie stieß ebenfalls geisterhafte Klingen in den Boden, welche meine auf halber Streck zerfetzten und dann weiter auf mich zurasten. Einige durchbohrten mich, anderen wich ich noch aus. Anubis hatte sie erneut direkt angegriffen und wurden wieder gegen die Wand geschleudert. Alles in allem eine sehr niederschmetternde Aktion für uns. Nebenbei hatte sie einen der ausgestreckten Finger sinken lassen. Weitere Angriffe unsererseits folgten, alle mit dem gleichen Ergebnis. Während all der Zeit, griff Seraphis selbst aber nie an. Sie verteidigte sich immer nur und stand noch an genau derselben Stelle, an der sie auch angekommen war. Nach einer weiteren erfolglosen Angriffswelle unsererseits, senkte sie den nächsten Finger. Dennoch dachten wir nicht ans Aufgeben. Unsere Energiereserven waren zwar mittlerweile erschöpft, reichten jedoch noch locker aus, um uns weitere Male komplett zu Regenieren. Wir hatten keine Ahnung, wie wir in einer Minute bitte verlieren würden. Die Antwort lieferte sie uns prompt. Genau 9 Sekunden, bevor die selbstgestellte Frist abgelaufen wäre, bewegte sie Seraphis. In einer Geschwindigkeit, der man kaum folgen konnte, näherte sie sich zunächst Anubis. Sie hob einen Arm und der Nebel legte sich darum, sodass eine neue Form entstand. Es sah aus wie ein riesiger Drachenkopf. Anubis wich gerade einen halben Schritt zurück, da durchbohrte es ihn bereits und hinterließ ein riesiges Loch. 6 Sekunden. Ohne zu stoppen raste Seraphis auf Chrona zu. Dieses Mal bildete der Nebel an ihrer rechten Seite mehrere Klingen, die weit von ihr abstanden. Mit diesem streifte sie Chrona und fügte ihrer rechten Seite sehr tiefe Kerben zu. 3 Sekunden. Nun kam sie genau auf mich zu. Ausweichen unmöglich. Doch sie besiegte mich nicht mit ihrem Nebel, wie ich annahm. Stattdessen packte sie mein Schwert, welches ja noch im Boden steckte und rammte es so schnell in meine Brust, dass ich nicht einmal blinzeln konnte. 0 Sekunden. Anubis, Chrona und ich fielen alle nach hinten um. Für diese schweren Wunden würden wir unsere gesamten verbliebene Energie benötigen, soviel stand fest. Seraphis hatte recht gehabt. Doch in dem Moment, als ich merkte, dass mein Körper seine gesamte Energie auf die Wunde konzentrierte, klärte sich auch mein Geist. Endlich kam ein Schmerzempfinden zurück, was ich später sofort wieder wegwünschte und endlich wusste ich wieder wer ich war. Dem angestrengten Keuchen um mich herum, entnahm ich, dass es den anderen beiden genauso ging. Ich spürte außerdem wie mein Körper wieder in meine menschliche Gestalt zurückverwandelt wurde. Erleichterung kam in mir auf. Rui rannte derweil besorgt zu Chrona, die ebenfalls wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatte und redete auf sie ein, dass sie ja nicht gleich wieder den Verstand verlieren dürfe und so weiter. „Ihr solltet euch nun ruhig verhalten und warten, bis all das vorüber geht, sonst könntet ihr sofort wieder in den Strudel gezogen werden. Ihr wart schon tief darin versunken, also solltet ihr auch in Zukunft Acht geben.“, sagte Seraphis plötzlich. Wie hoben den Blick und sahen sie wieder in der Mitte zwischen uns stehen. „Ich werde mich nun verabschieden.“, fügte sie wieder tonlos hinzu. „Warte…“, keuchte ich erschöpft. „Danke, dass du…“, Sie schüttelte nur leicht den Kopf. „Noch ist nichts vorbei. Andere Dämonen sind noch immer in der gleichen Lage wie ihr es wart.“ Dann verschwand sie. Fragend blickte ich ihr hinterher, während sich meine Wunde weiter verschloss. Mein Blick fiel auf Anubis, der mir gegenüber lag. Er war als einziger von uns ohnmächtig geworden, aber seine Wunde war auch die Größte gewesen. Zu meiner Überraschung hatte auch er wieder seine menschliche Gestalt angenommen, die sonst niemand kannte. Anubis war nämlich als ein Exile bekannt, welcher seinen menschlichen Teil komplett verschlossen hatte. Ihn nun so zu sehen, ließ ihn irgendwie anders wirken… Er muss einst ein Gutaussehender Mann gewesen sein und hatte sicherlich mit der Frauenwelt keine Probleme gehabt. An seinem rechten Ringfinger glitzerte es golden. Dort funkelten zu meiner Überraschung gleich zwei Eheringe. Der eine wirkte völlig normal und makellos, doch der andere war mit Kerben und Kratzern übersäht. Ich fragte mich, was wohl mit seiner Frau geschehen sein musste… „Er hat sie umgebracht…“, seufzte Chrona neben mir. Von Rui gestützt stand sie neben mir. Als ich sie fragend anschaute, fügte sie noch hinzu: „ Anubis hatte gerade geheiratet, seine Frau erwartete das erste Kind, als er infiziert wurde. Was er und alle anderen erst für eine Erkältung hielt, entpuppte sich einige Zeit später als grausamer Exile. Ich hörte, er sei in ihrem Appartement erwacht und na ja… was dann passiert ist, kannst du dir sicher denken. Als er später wieder zur Besinnung kam, war es schon zu spät. Seitdem trägt er ihren Ring, als Andenken für das, was er zerstört hat. Gleichzeitig ist das aber auch der Grund, weshalb er als einziger Exile niemals seine menschliche Gestalt zeigt. Er versucht sie zu vergessen, aber gleichzeitig kann er die Erinnerung und die Schuld seiner Frau gegenüber nicht hinter sich lassen…“ Nach einem kurzen Moment, sagte ich leise: „Das tut mir Leid für ihn…“, mehr vermochte ich in diesem Moment einfach nicht zu sagen. Chrona nickte mir kurz zu, dann ging sie weiter zur Tribüne um sich dort auszuruhen. Dann fiel mein Blick auf Sayo, wie sie an die Wand gelehnt dasaß und das geschehen beobachtete. Sie wirkte genauso erschöpft wie wir, aber auch angespannt. Wortlos nickte sie mir zu, was soviel heißen sollte, wie: „Schön. Dass du wieder du selbst bist und alles ok…“ Halbvampire… plötzlich ging mir ein Licht auf und ich wusste, was Seraphis mit ihrer letzten Bemerkung gemeint hatte. Ich rief Sayo zu: „Wie spät ist es jetzt?“ Leicht verwirrt antwortete sie mir: „Um eins, wieso?“ Fünf Stunden… solange war es her, seit ich Roona verlassen hatte, um zu den Huntern zu gehen… Ich war bereits Zwei Stunden überfällig und normalerweise wäre sie schon längst hier aufgetaucht. Ich biss die Zähne zusammen. „Roona… du bist doch wohl nicht auch…?“, ich konnte es einfach nicht aussprechen, aber ich war mir dennoch ziemlich sicher. Wenn ich schon dem Wahnsinn verfiel und auch alle anderen übernatürlichen Wesen und wenn es wirklich stimmte, was Seraphis sagte, dass es auf die Mächtigen viel stärkeren Einfluss nahm… welchen Einfluss hatte es dann wohl auf die amtierende Nummer Zwei der schwarzen Liste? … Der Kampf tobte und wurde, obwohl es unmöglich schien, von Minute zu Minute noch schlimmer. Eve stürzte sich ähnlich einer Raubkatze auf Maki und diese wehrte sie wie ein riesiger Bär ab. Eve´s Kleidung war an einigen Stellen zerfetzt, aber die Haut darunter zeigte keinerlei Verletzungen. Bei Maki war es nicht anders. Ein Blitzschlag ganz in ihrer Nähe war der Startschuss für den nächsten Angriff. Maki schien wie elektrisch aufgeladen und sie zog die Blitze regelrecht an. Die Funken griffen auf Eve über, die sich jedoch unbeeindruckt gab und stattdessen mit ihren Schwertern die elektrischen Impulse weiterleitete. Die beiden umkreisten sich in einem stetig, kamen sich manchmal näher und entfernten sich wieder, um dann rasend schnell aufeinander zuzustoßen. Doch dieses Mal erstarrten beide mitten in ihrer Bewegung. „Was hast du mit mir gemacht!“, fauchte Maki wütend. „Ich bin es nicht du Idiot!“, fauchte Eve zurück. Sie versuchten sich zu rühren, aber sie waren wie eingefroren. Lediglich ihr Gesicht war noch frei beweglich. „Oh, geht es euch nicht gut?“, ertönte plötzlich eine höhnische Stimme. „Wer… Zeig dich verdammt!“, schrie Maki in den Himmel. Da hörte man selbst durch den anhaltenden Donner das Schlagen der Flügel und Roona erschien im Himmel über dem Baxter building. Zunächst blickte sie ernst, aber im nächsten Moment zog sich ein breites Grinsen durch ihr Gesicht. Ihre Augen glühten unnatürlich hell in ihrer dämonischen Gestalt. Daraufhin fragte Maki noch aufgebrachter: „Ich kenne dein Gesicht… wer bist du?“ Eve kicherte einfach nur und stellte fest: „Noch ein Vampir, huh? Ich bin kein Fan von Konkurrenz.“ Roona schwebte noch immer unbeeindruckt über ihnen und fesselte sie, indem sie ihre Impulse manipulierte. „Was macht die kleine, schwache Nummer 3 denn hier?“, fauchte Maki abwertend. Sie schien sich wohl zu erinnern, wer Roona war. Roona funkelte sie wütend an. Bevor sie jedoch antworten konnte, übernahm Eve es belustigt: „Aber, aber Maki. Beleidige doch nicht unsere Nummer 2.“ „Schluss jetzt!“, rief Roona und manipulierte die beiden so, dass sie fast in die Knie gingen. Nun waren die beiden wieder so ernst wie zuvor. „Ich bin schon lange nicht mehr die kleine, schwache Nummer 3, die sich hinter ihrem Bruder versteckt. Die letzten dreihundert Jahre habe ich nicht einfach auf der faulen Haut gelegen und nun seid ihr beide dran!“ „ Du überschätzt dich, Nummer 2.“, lachte Eve bösartig, „Du bist immer noch jünger als ich und wir sind zu zweit. Der Wahnsinn scheint dich ja mehr erwischt zu haben, als jeden von uns.“ Roona ließ ihre Fangzähne aufblitzen: „Mir geht es besser denn je.“ Eve zischte plötzlich und da schlug ein Blitz direkt in Roona ein. Das ermöglichte es den beiden sich wieder zu bewegen. Sie streckten sich und dabei knackten ihre Gelenke laut hörbar. „Das war wohl nichts.“, lachte Maki. Eve und sie schauten sich an, dann zog Eve ihre Schwerter und Maki streckte ihre Klauen. Ganz auf den Gegner fokussiert, merkten sie daher nicht, das Roona von der anderen Seite des Hauses nach oben geschossen kam, auf dem Dach landete und dabei den Blitz regelrecht mit sich führte. Sie streckte die Arme von sich und der Blitz spaltete sich, um auf Eve und Maki zuzustoßen. Sie bemerkten Roona zu spät und wurden daher getroffen. Ein lautes Krachen war zu hören, als die beiden einige Zentimeter weit über das Dach geschoben wurden, obwohl sie fest darauf standen. Es roch leicht verbrannt, aber offensichtlich hatten sie keine heftigen Verletzungen davon getragen. Eve fauchte wütend wie eine Katze und Maki griff augenblicklich an. Roona wich in die Luft aus, als ein noch größerer, blauer Blitz hinab schoss. Sie riss die Augen auf und leitete den Blitz direkt weiter, um nicht verletzt zu werden. Eve, die das Wetter nach ihren belieben beeinflussen konnte, erkannte, das Blitze nicht halfen und hetzte nun eine kleine Windhose auf Roona, welche sich noch immer in der Luft befand. Sie wurde davon eingefangen, während Maki diese Ablenkung nutzte, um Eve anzugreifen. Mit ihren Schwertern blockte sie ab. Genervt schrie Roona auf und spreizte ihre Flügel. Sie hinderte den Wind daran, sie weiter umher zu schleudern und die Windhose erstarb. Eve und Maki waren erneut in ihrem Tanz versunken, hier galt jeder gegen jeden. Wer Fehler machte, der starb. Roona zog ihren Hut zu Recht und zückte ihr Schwert. Sie wartete auf den richtigen Augenblick, stieß dann hinab und erschien hinter Maki. Dann bohrte sie ihr Schwert in ihren Rücken. Gleichzeitig durchbrachen auch die Doppelschwerter von Eve, Maki von vorn. Jedoch drückte Eve so sehr dagegen, dass die Schwerter bis zu Roona kamen. Sie verletzte Roona leicht, aber das störte sie nicht weiter. … „Was soll das heißen, Roona kämpft beim Baxter Building gegen die Nummer 1 und dieses… Ding?“, rief ich aufgebracht. Soeben war Jagura schwer verletzt bei uns angekommen. Sie hatte versucht Roona aufzuhalten, als sie plötzlich auf sie losgegangen war. Sie hatte Jagura nicht getötet, aber sie hätte es wohl getan, wenn Jagura sich noch mehr gewehrt hätte. „Ich habe im Übrigen auch die Nummern 4 und 5 in der Nähe rumstromern sehen. Sie scheinen auch nicht mehr herausgekommen zu sein.“, stellte Jagura fest und ließ sich dann gegen die Wand der Tribüne sinken, um sich zu erholen. Ich stellte fest, dass sie dabei erstaunlich nah bei Anubis war, welcher immer noch ohnmächtig dalag. Rui und Chrona hatten sich ebenfalls an die Tribüne zurückgezogen. Ich stand zwischen den beiden Gruppen. Nur Sayo saß weiter abseits und starrte teilnahmslos auf den Boden. Was mochte wohl in ihr vorgehen? Sie war immer als jemand erzogen wurden, der den Regeln der Hunter zu gehorchen hatte. Sie lebte diese Regeln. Doch nun hatte sie sich gegen die Hunter gewandt, gegen ihren Erzieher und gegen all ihre Grundsätze. Zugleich hatte sie das erste Mal ihre menschliche Seite gegenüber ihrer vampirischen verloren und das hatte sie zutiefst erschüttert. Ihre körperlichen Wunden waren schon lange verheilt, aber innerlich schien sie gebrochen. Doch im Moment hatten andere Dinge Vorrang. „Die beiden sollten nicht in der Stadt umherirren bei diesem Chaos. Hier ist es zumindest ruhig. Wir müssen versuchen sie hierher zu bekommen und dann werde ich Roona suchen.“, sagte ich entschlossen. Bewusst verschwieg ich, dass Kaze meine Schwester war. Das zu erklären, würde zu lange dauern. Nun war es Rui, der mir antwortete: „Gut, ich werde gehen. Ich bin als einziger hier nicht verletzt und auch nicht wirklich anfällig für diesen ganzen Wahnsinn. Aber Kyria… du solltest hier bleiben. Schließlich hast du diese Exile auch gehört und sie hat Recht. Ihr seid geistig einfach nicht stabil genug, für irgendwelche Unternehmungen.“ „Ja, aber…“, wollte ich protestieren, aber sein Blick ließ mich zögern. Rui wirkte angespannt, aber er wusste, wovon er sprach. Für den Moment gab ich nach. Dafür mischte sich Chrona müde, aber besorgt ein: „Du kannst nicht allein gehen, Rui. Die Schatten sind immer noch da draußen und du bist nach allen immer noch ein Mensch… es gibt keine Garantie, dass du sie überhaupt lebend erreichst und selbst wenn, wieso sollten sie auf einen Hunter hören?“ „Ehemaliger Hunter…“, fügte er hinzu und klang dabei betrübt. Ich fasste an die Stelle an der einst mein Schwertarm gewesen war. Ich konnte die Illusion nicht aufrechterhalten und entblößte so mein Geheimnis. Ich spürte Sayo´s Blick auf mir. Ob sie mich hasste? Irgendwie kamen wir hier zu nichts. Vor wenigen Stunden waren wir noch voller Tatendrang gewesen, doch nun da nur noch Chaos herrschte, fühlten wir uns einfach nur müde. Dennoch zermürbte mich die Sorge um Roona… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)