Yajuu - find your own reason to live von Avyr ================================================================================ Kapitel 18: restart ------------------- „Alle Achtung für einen Frischling kämpfst du schon sehr gut. Man merkt, dass du ein Hunter warst, auch wenn du dich nicht erinnern kannst.“, stellte Anubis grimmig fest. Ich war enttäuscht. Wieso konnte ich nicht gewinnen? Selbst bei dem Vampir hatte ich schon Schwierigkeiten, aber bei den beiden konnte ich kaum einen Treffer landen. Doch ich konnte nicht aufgeben, etwas zwang mich weiter zu kämpfen. Ich ließ wieder meine Schatten los. Doch sie waren sichtlich schwächer geworden. Chrona durchtrennte sie einfach mit einer Klaue und landete hinter meinem Rücken. Es gelang ihr mich mit ihren Klauen zu streifen. Nur mit Mühe konnte ich nach rechts ausweichen, wo Anubis mich sogleich empfing und mich letztendlich mit seinen Schlingen fesselte. Sie waren so scharf, dass sie sich in mich schnitten. Langsam hoben sie mich in die Höhe. Ich strampelte in der Luft, aber nicht einmal meine Schatten wollten noch gehorchen. Chrona schnitt meine Klingen ab, eine nach der anderen. Es tat weh, aber ich war nicht mehr in der Lage sie zu regenerieren. Mein ganzer Körper war von Wunden übersät. Ich spuckte Blut. Eine gewisse Verzweiflung breitete sich in mir aus, aber auch Entspannung. Ein Teil von mir wollte sterben? Der letzte Rest meines menschlichen Selbst? Nun ahnte ich, wer dieses Mädchen in meinen Visionen war, ich war es selbst -Ich bevor ich erwacht war. Diese Erkenntnis war nicht zu umgehen. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Anubis mich durchbohrte, mehrmals und extrem schmerzhaft. Ich schrie auf. Da war er wieder… fast derselbe Schmerz, den ich während meiner Verwandlung hatte ertragen müssen. Ich dachte, dass wäre vorbei, dass ich so etwas nie wieder spüren müsste, aber ich hatte mich wohl geirrt. Anubis schleuderte mich in die Luft und ließ mich los. Dort erschienen dann beide zeitgleich hinter mir und verpassten mir einen heftigen Schlag gegen meinen Rücken. Ich knallte zu Boden, sodass dieser zersprang, als wäre ein Meteorit dort gelandet und hinterließ einen Krater. Dort lag ich nun auf dem Rücken. Ich schnappte keuchend nach Luft. Letztendlich hatte ich meine Energie vollkommen aufgebraucht, was bewirkte, dass meine ursprüngliche Gestalt wieder zu Tage kam. Zitternd hob ich meine verbliebene Hand über mein Gesicht. Das erste Mal seit Jahren kamen Tränen in meine Augen, denn nun traf mich die Schuld der Dinge, die ich in der kurzen Zeit angestellt hatte in der ich erwacht war. „Ich hab das nicht gewollt… wieso habt ihr mich nicht töten können, bevor ich all diese Menschen getötet habe? Wieso habt ihr mich erwachen lassen…“ Ich schaute nach oben, denn ich wusste, dass Chrona und Anubis dort standen. „Nun bringt es wenigstens zu Ende, solange ich wieder wie ein Mensch denken kann…“, rief ich den beiden zu, auch wenn ich sie nicht sehen konnte. Kaze hatte ganz Recht gehabt, es war die schlimmste Strafe für einen Hunter so zu enden. Die beiden standen oben am Krater und hoben ihre Klingen gen Himmel. Es kam nicht oft vor, dass Exile andere exekutierten, nur wenn man als Bedrohung galt. Ich hatte es jedoch verdient. Während meiner kurzen Lebensdauer hatte ich bereits mehrere Menschen getötet, Hunter angegriffen, ja sogar meine eigene Schwester und auch… Roona. Zu mir selbst sagte ich: „Weißt du, das ist das komische bei uns gewesen. Du hast mir offen gezeigt, was du empfindest und ich… ich habe es versucht zu ignorieren. Am Anfang, weil ich ein Hunter und du ein Vampir warst, aber am Ende, weil ich wusste, was ich werden würde… oder eigentlich hatte ich geplant zu sterben, bevor es soweit kommt. Ich wollte es dir nicht sagen, denn auch ich hatte mich verliebt… ein Hunter in einen Vampir eines sehr hohen Ranges… Bei deinem Angebot damals, hätte ich sehr gerne zugestimmt, aber ich konnte es nicht. Und trotzdem hast du weiter zu mir gehalten. Du bist schon komisch, Roona. Aber du lebst noch ewig, das heißt du wirst schon jemanden für dich finden… zumindest Wünsche ich es mir für dich…“ Ich lachte auf, als ich bemerkte wie melancholisch ich doch klang. Normalerweise hasste ich so was, wie die Pest. Es mag mir wie Stunden vorgekommen sein, aber tatsächlich hatten diese Gedanken nicht einmal eine Minute gedauert. Chrona und Anubis hatten sich noch nicht weiter gerührt, denn sie bereiteten den finalen Stoß vor. Ihre Augen blitzten kurz auf, dann stürzten ihre Klingen rasend schnell auf mich zu. Den Schmerz spürte ich kaum. Und ehe ich mich versah, waren Anubis und Chrona verschwunden. Was sollten sie auch warten, bis ich hier starb, es war eh nur noch eine Frage von Minuten. Nun lag ich einsam da. In einem Krater in der Stadt, die wie eine Geisterstadt erschien. Nirgendwo war ein Mensch, keine Geräusche, nur der Regen der auf den Asphalt prasselte. Das Gewitter war schlimmer geworden. Auch wenn sie mich hart erwischt hatten, so leicht starb ein Exile nicht. Sofern man nicht zerstückelt wurde, verblutete man einfach langsam. Und dabei hatten sie mich wirklich hart erwischt. Am Krater tauchte plötzlich ein Schatten auf. Wer auch immer es war, mit seiner Ankunft wurde das Wetter noch mieser. Zumindest kam es mir so vor. Bald bemerkte ich dass es sich um eine Frau handeln musste, denn ihre Haare flatterten im Wind und sie war zart gebaut. Ein Mantel oder ein Umhang flatterte im Wind. Und sie schien mehrere Schwerter zu tragen. Sie rührte sich nicht, schaute nur zu mir. Ich erkannte sie nicht wirklich, denn ich sah durch den Blutverlust ziemlich verschwommen, aber ein unheimliches scharlachrotes glühen, schien in ihren Augen zu sein. Sie stand einfach nur da und blickte mich an. Ich fühlte mich komisch dabei und wollte ihr eigentlich sagen, dass sie verschwinden sollte, aber ich war zu schwach dazu. Plötzlich schaute sie zur Seite. Es begann langsam zu dämmern, verrieten die Schatten. Und da war sie auf einmal verschwunden. Schon begann ich mich zu fragen ob sie nur eine Illusion gewesen war, aber da erschien jemand anderes an ihrer statt. Sie landete neben mir im Krater und beugte sich über mich. Sie rief meinen Namen, immer und immer wieder. Die Sorge wurde von Mal zu Mal größer. Endlich rang ich mich dazu durch sie zu betrachten. Kaum hörbar flüsterte ich „Roona…“ Sie schien etwas erleichterter zu sein. „Hey halte ja durch. Ich werde dir nicht verzeihen, dass du mir innerhalb von 24 Stunden einen Korb gegeben hast, dann versucht hast dich selbst und dann mich umzubringen, nur um dann doch zu sterben!“ Ich lächelte amüsiert. Zumindest dachte ich, ich würde es tun, aber meine Mundwinkel gehorchten nicht und so blieb ich starr. Das war die Roona, die ich kannte. „… Du solltest mich lieber… vergessen…“, brachte ich mühsam heraus. „Vergiss es. So kommst du mir nicht davon.“, unterbrach sie mich energisch. Sie biss sich in das Handgelenk und beugte sich dann über mich und ließ das Blut auf meine Wunden tropfen. Ich schnitt erst gar nicht mit, was sie da tat. Vampirblut wurde stets nachgesagt eine heilende Wirkung zu haben, aber der Glaube daran war nicht sehr ausgeprägt. Als nun aber ihr warmes Blut auf die zahlreichen Verletzungen auf mir gelangte, da wirkten sie wie ein Schmerzmittel. Anschließend begannen sich die Wunden tatsächlich zu verschließen, wenn auch nur langsam. Dies wiederholte sie noch ein paar Mal, damit es schneller voran ging. Dann hielt sie inne. „Erstaunlich… es klappt. Wie gut, dass du kein Mensch mehr bist, da wärst du schon lange tot.“ Sie grinste mich frech an. Ich war noch immer sehr schwach, merkte aber, dass ich wahrscheinlich nicht mehr sterben würde. Ich konnte sogar wieder etwas lauter sprechen. „Wieso tust du das?“, fragte ich verwirrt. „Na warum wohl, ich will mich später an dir rächen.“, gab sie ohne zu zögern zurück. Ich schloss die Augen kurz und sagte dann. „Kannst du gerne tun, aber vorher musst du mir die Chance geben mich zu bedanken.“ „Und wie?“, fragte sie irritiert. Mit noch zitternder Hand zog ich sie an den Haaren zu mir herunter und obwohl ich knallrot wurde, hielt ich nicht inne, als ich sie küsste. Erschöpft ließ ich mich wieder zu Boden knallen. Roona war verdutzt. Wäre ich etwas fitter gewesen, hätte mich das sicher zum Lachen gebracht. „Soll das heißen, du bist endlich bereit meine Partnerin zu werden?“, sagte sie schließlich und hob eine Augenbraue in die Höhe. „Wie auch immer du es nennen willst.“, seufzte ich. Nun kam Roona zu mir herunter und küsste mich ebenfalls. Jedoch viel inniger, als zuvor. Als wir uns voneinander lösten, war in mir eine seltsame Wärme. „Ich weiß jetzt was Chrona meinte.“, sagte ich schließlich. „Inwiefern?“, fragte sie neugierig. „Als Exile kann man wirklich ein bisschen menschlich bleiben, solange man jemanden hat, der dich bindet. Ich glaube deswegen haben sie mich nicht gleich getötet.“, versuchte ich ihr zu erklären. „Ich verstehe…“ Roona stand nun auf und musste mich Huckpack nehmen, da ich beim besten Willen noch nicht selbst wieder laufen konnte. „Jetzt bring ich dich erst einmal zu mir nach Hause. Bevor es richtig Tag wird und sich wieder Menschen hertrauen.“, lachte sie fröhlich gestimmt. Und zusammen verschwanden wir in einer Gasse. „Na also geht doch.“, freute sich Chrona. „Ich hätte sie gleich getötet.“, gab Anubis ihr mürrisch als Antwort. Die beiden standen auf einem Dach in der Nähe und hatten das Geschehen beobachtet. „Wusste ich doch, dass sie eine Gespielin hatte. Außerdem weißt du ganz genau, dass hier bald alles drunter und drüber gehen wird. Da können wir jede Kampfkraft gebrauchen.“, parierte sie ihm. „Du magst recht haben, aber es hätte trotzdem schief gehen können. Einer allein hätte durchaus gegen sie verlieren können.“, ermahnte er sie. „Ich weiß, aber jetzt hat sie sich ja wieder gefangen… und ich werde ihr schon zeigen, wie man sich im Griff halten kann.“ „hmm….“, murrte Anubis. Die beiden wussten, dass sie sich in einem Kessel befanden, in dem es keinen Ausweg mehr gab. Sie Gewitter der letzten Zeit waren die Vorboten der kommenden Ereignisse gewesen und so schien die Luft bereits seit Tagen unter Spannung zu stehen. Sicher, nicht viele waren sich dessen aktiv bewusst, aber im Unterbewusstsein hatten es alle Lebewesen in der Umgebung auch gemerkt. So war es nicht verwunderlich, dass die Erwachtenrate in letzter Zeit sehr gestiegen war und all die Tiere sich verschreckt in ihre zu Hause zurückgezogen hatten. Durch die schattigen Gassen der Stadt bewegte sich eine Gestalt. Sie hatte es nicht besonders eilig. Ihr Mantel wehte im Wind umher und ihre Schwerter klapperten leicht aneinander, wenn sie lief. Wie lange wohl noch? Wie lange würde der trügerische Schein dieser Stadt noch gewahrt werden, bevor die Hölle losbrach? Das sie den Kampf der Exile miterlebt hatte, war nicht der Grund gewesen, weswegen sie ursprünglich gekommen war. Nein, sie hatte die Gelegenheit genutzt um sich den neuen Gast dieser Stadt näher zu betrachten. Klammheimlich und durch die Hitze der Kämpfe getarnt, war sie seelenruhig hierher gekommen und schritt just in diesem Moment durch die Straßen, genau wie sie selbst. Zweifelsohne wollte auch sie sehen, was sich hier zusammenbraute. Die dunklen Wolken sprachen für sich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)