Yajuu - find your own reason to live von Avyr ================================================================================ Kapitel 14: endless fire 1 -------------------------- Nun regnete es heftiger. Das Wasser gab dem Engel einen traurigen Ausdruck, aber auch etwas beruhigendes, als es über uns donnerte und weiter entfernt einige Blitze zu sehen waren. Doch etwas stimmte nicht. Ich blickte erneut den Engel empor und bemerkte, dass dort jemand auf seiner Schulter saß. „Darf man Fragen seit wann du so melancholisch bist?“, ertönte eine melodische, aber auch biestig klingende Stimme. Ich konnte in dem Dämmerlicht nichts erkennen. „Wer ist da?“ „Ich vergaß, dass Menschenaugen so schlecht sind, entschuldige.“, kam es belustigt zurück. Ich schaute zu Roona die neben mir stand und auch nach oben blickte. Dann lächelte sie kampflustig. „Sieh einer an, die Nummer 5 und die 4 persönlich.“ In dem Moment tauchte auf der anderen Schulter ein Wolf auf. Um einen der drei Schweife war eine Lampe gebunden, was merkwürdig klingen mochte, aber ihm in Wahrheit noch verstörender aussehen ließ. Sie leuchtete matt und daher sah man nach wie vor nicht viel von den beiden. „Und du bist die Nummer 8, wie ich sehe. Ganz schön Lebensmüde sich mit einem Hunter einzulassen, noch dazu mit einem solch mächtigen.“, gab die erste Stimme wieder von sich. Der Sarkasmus war nicht zu überhören. Der Wolf sprang hinunter und stellte sich nun vor. „Mein Name ist Sear und bin momentan die Nummer 4 der Liste. Sehr erfreut.“ Seine Stimme war tiefer, als man annehmen mochte, klang zwar angenehm, aber auch irgendwie drohend. Nun stand auch das Mädchen auf. In dem Moment blitzte es und man konnte auch sie erkennen. „Nun und ich bin die amtierende Nummer 5 und gekommen um den Hunter, namens Kyria zu töten. Man nennt mich…“ „Kaze“, ungläubig starrte ich sie an, auch wenn ich sie nun nicht mehr erkennen konnte, da sich wieder die Dunkelheit um den Engel legte. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass nun Roona ihre gesamte Aufmerksam auf mich gerichtet hatte. „Moment, das ist deine Schwester?“, fragte sie irritiert, auch wenn sie die Antwort schon wusste. „Ganz recht sehr erfreut.“ Sie sprang hinab und landete federleicht neben Sear. „Na Sis´ wie gefalle ich dir?“, fragte sie gut gelaunt. Ich schaute sie genauer an. Sie war durchaus schön, hatte jedoch einen merkwürdigen Kleidungstil. Eine Mischung aus Gothic und Military. Ihre Haare trug sie als zwei Zöpfe und ihr Pony verdeckte ein Auge. Das andere schimmerte Giftgrün so wie meine. „Was soll das Kaze? Was bist du?“, fragte ich noch immer verwirrt und einen Tick genervt. Ich hasste es einfach, wenn man mich zum Narren hielt. „Du bist wirklich gut, hast sofort gemerkt, dass ich kein Mensch mehr bin, thihi. Tja, was soll ich groß um den heißen Brei herum reden: ich bin jetzt ein Halbdämon.“ Mit einer schnellen Bewegung strich sie ihr Pony zur Seite und entblößte das verdeckte Auge. Es war schwarz mit einer Gelbleuchtenden Iris und reptilienartiger Pupille. Nach einer Weile erhob sie erneut die Stimme. Ihre gute Laune schien gewichen zu sein. „Willst du wissen wieso? Das war mein Geburtstagsgeschenk vor 12 Jahren. Den Tag den du vergessen hast und mich einfach ignoriert hast. Die ach so tolle Kyria, dir wäre es doch bestimmt lieb gewesen, wären wir nicht verwandt gewesen, dann hätte ich dein perfektes Image nicht angekratzt.“ „Das stimmt nicht… zumindest nicht mehr, ich bereue mein Verhalten schon sehr lange.“, versuchte ich mich zu verteidigen. Doch ich selbst empfand meine Worte als erbärmlich und ich war mir sicher, sie genauso. „Vergiss es, das kannst du dir sparen. Weißt du, ich bin jetzt viel erfolgreicher als du und nicht wegen dir, sondern wegen Sear. Er hat mich damals aus dem Feuer befreit, als ich im Begriff war zu sterben. Er hat mir die Wahl gelassen, ob ich mit ihm gehen will oder bei euch verrecken will. Hättest du anders entschieden?“ Sie streichelte Sear durch das rote Fell. „Jetzt ist er meine Familie.“ Sear grinste mich an und schwarze Flammen schlugen plötzlich aus. Dann schob sie das Pony wieder über das Auge und setzte ein gemeines Lächeln auf. „Und dein Tod ist mein heutiges Geburtstagsgeschenk, Schwester.“ Roona zerrte mich gerade noch von der Flamme weg, da ich mich nicht gerührt hatte. „Misch dich nicht ein Vampir. Ich weiß zwar nicht in welcher absurden Beziehung ihr zueinander steht, aber ich lasse nicht zu das du mir meinen Geburtstag versaust!“, fauchte Kaze und ich fand, von meiner Schwester war dort nicht mehr viel übrig geblieben. Aus den Flammen kamen allerlei Ungeheuer zum Vorschein, die flackernd ihre Form veränderten, die uns umringten und immer wieder vorstießen. Ich zog mein geliehenes Schwert von Sayo, was sie ja nicht zurück gefordert hatte und durchtrennte diese Feuerwesen. „Gut zu wissen, dass du doch nicht so schwach bist.“, lachte Kaze, jedoch ohne Humor. „Mist.“, ertönte es plötzlich neben mir. „Was ist Roona.“ „Ich wusste doch ich kenne diesen Wolf. Das ist Sear, der Wächter der Höllenflammen… Er ist wirklich nicht ohne. Lass dich nicht von ihm erwischen.“, warnte sie mich und ich sah durchaus Sorge in ihrem Gesicht. Ich sprang gerade noch weg, als sie das gesagt hatte. Nun stand eine Feuerwand zwischen uns. Das war Kaze´s Stichwort in Aktion zu treten. Sie wurde selbst zu einem Teil des Feuers, was auf merkwürdige Weise und unter anderen Umständen sehr schön ausgesehen hätte und verschwand schließlich zwischen den Flammen. Sear attackierte Roona währenddessen und lockte sie von mir immer weiter weg. Um mich herum war ein Kreis aus Feuer und ich begann zu schwitzen durch die furchtbare Hitze. Der ganze Regen verdampfte, noch ehe er den Boden erreichte. Da kam Kaze aus den Flammen gesprungen. Ich wehrte sie jedoch schnell genug ab und sie verschwand wieder in den Flammen. Dies wiederholte sich einige Male. Zum Glück gelang es mir immer rechtzeitig zu reagieren. Ich kramte eine Zigarette heraus und hielt sie gegen das Feuer. „Danke Schwester.“, sagte ich provokant. „Du bist Raucher? Weißt du nicht, dass das nicht gut für die Gesundheit ist?“, ertönte ihre Stimme aus den Flammen und schien zum Teil verwundert, aber auch amüsiert. „Sei ruhig du Grünschnabel, sag mir lieber ob das schon alles war?“, spielte ich das Spielchen weiter. „Von wegen, ich fange doch gerade erst an.“ Plötzlich wurden die Flammen um einiges heißer, sofern das überhaupt noch möglich war. Es wurde unerträglich. „Kyria…“ Roona schien besorgt, aber ich sah sie nicht. „Kümmere dich um dich selbst, ich komm schon zurecht.“, rief ich zurück in die Leere. Roona durchtrennte gerade einige der Feuerwesen, die sich aber immer wieder nachbildeten. Es war ebenso sinnvoll, als würde man Luft zerschneiden wollen. Dann sprang sie auf Sear zu und attackierte ihn frontal. Er trat einen Schritt zur Seite und versuchte Roona zu beißen. Sie schaffte es gerade noch die Klinge zwischen sich und ihn zu bringen, um sich die Zähne vom Leib zu halten. Doch er war ziemlich stark und sie musste ganz schön dagegen halten. Als von hinten eine Flamme auf sie zukam, stieß sie sich ab und machte einen Handstand auf der Klinge, die noch immer gegen Sear lehnte. Dann sprang sie zu mir in den Kreis. „Wird Zeit das du hier raus kommst, du siehst schon angebraten aus.“, sagte sie zu mir und wirkte dabei etwas durch den Wind. Sie wirbelte mit dem Schwert umher und traf Kaze dabei. Diese flog aus dem Kreis heraus, wodurch er sich augenblicklich auflöste. Dennoch schwirrten immer noch zahlreiche dieser Feuerwesen um uns herum, da Sear ihr Erschaffer war. Ich bekam einen Hustenanfall, wegen all der Rauchentwicklung und ich sah zunehmend nur noch verschwommen. Eine Rauchvergiftung konnte ich mir nun wirklich nicht leisten. Ich hustete erneut… Blut. Geschockt sah Roona mich an, als sie das Blut roch. „Gott was hast du? Eine Rauchvergiftung? Kann nicht sein, oder doch?...“ Sie schien sich nicht übermäßig mit den Gebrechen der Menschen auszukennen, aber ich machte ihr darüber keine Vorwürfe. „Das ist nichts weiter.“, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Ich rappelte mich wieder auf, aber mein Körper zitterte, sodass sich das ganze weitaus schwieriger gestaltete. Da spürte ich es. Mein Herz machte eine Art Aussetzer und ich hustete erneut los. Roona musste mich stützten sonst wäre ich wohl umgefallen. Mein Körper schien die Hitze der Umgebung gerade zu aufzunehmen, nur meine Hände schienen eiskalt zu sein. „Sag bloß du machst schon schlapp?“ Kaze war wieder neben Sear und hatte ein irres Grinsen aufgesetzt, welches sie wahnsinnig wirken ließ… vielleicht war sie es sogar. Diese Erkenntnis machte mich irgendwie traurig. Wir hätten genauso gut Fremde sein können, die sich das erste Mal gegenüber standen. Ich stieß mich von Roona los, um sie in ihren Ansichten nicht noch mehr zu bestätigen. Schon wieder… mein Herz setzte wieder kurz aus. Ich taumelte kurz und sah meine Umgebung nur verschwommen. Wie heiß war dieses verdammte Feuer? Jedenfalls hatte Roona recht. Noch viel länger und es würde mich wohl umbringen. Ich schien von innen heraus zu brennen, was mich träge machte. Ich fühlte mich, als wäre ich betrunken, konnte meine wirbelnden Gedanken kaum in Zaum halten und verlor immer wieder die Orientierung. So hilflos hatte ich mich noch nie gefühlt und tief in mir drin, wallte unendlicher Zorn darüber auf. Warmes Blut tropfte aus meinen Mundwinkeln. Ich wusste nicht woher es kam, aber es war mir egal. Vorsichtig fasste ich in mein Gesicht. Als ich die Hand wieder wegnahm war sie voller Blut… Nasenbluten also auch. Irgendetwas ging schrecklich schief in mir. Erneut machte mein Herz einen unsicheren Sprung… Dann kam dieses Gefühl. Es schlich sich schon lange bei mir ein, aber nun wusste ich es sicher… ich ging auf mein Ende zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)