Blickwinkel von Capulet (Taito) ================================================================================ Kapitel 3: Teil III ------------------- Ein ganzer Monat war seit diesem schicksalhaften Tag vergangen. Mehr als 4 Wochen lebte Taichi jetzt schon in meiner Wohnung, die mir erstmals viel zu eng vorkam. Wir redeten nicht miteinander, das klang eigentlich unmöglich - war aber so. Ich, der sowieso den lieben langen Tag irgendwo rumtourte und absichtlich erst am späten Abend wieder nach Hause kam und Tai, von dessen Treiben ich absolut keine Ahnung hatte. Ich wusste, dass er jeden Tag auf der Couch schlief und ich seitdem er dies zu tun pflegte, kein Fernsehen mehr geschaut hatte. Wir gingen uns sozusagen aus dem Weg – oder viel besser ich vermied es ihm überhaupt unter die Augen zu treten. Ging also so früh es nur irgend möglich war und kam so spät es nur irgend möglich war. Zusätzliche Termine, die ich mir selbst aufhalste, halfen mir dabei sehr. Das Ganze war verrückt, wenn man bedachte, dass ich ihn längst nach dem Grund seines Kommens hätte fragen müssen oder zumindest, wann er denn vorhatte wieder zu gehen. Es wirkte allerdings beinahe so, als würde dieser Zustand bis in die Ewigkeit andauern und ich musste sagen, dass ich mich mittlerweile sogar daran gewöhnt hatte, dass jemand da war, wenn ich wieder eintraf. Jemand der vor der laufenden Flimmerkiste eingeschlafen war, dem ich nachdem ich den Fernseher ausgeschaltet hatte auch noch die schützende Decke über den Körper legte und dies alles ohne das er etwas davon mitbekam. Vermutlich würde er denken, er hätte es im Schlaftrunkenen Zustand selbst getan. War mir nur recht, denn Hinterfragungen meines Verhaltens konnte ich so absolut nicht gebrauchen. Auch der Kühlschrank war seitdem gefüllt, Taichi musste wohl eingekauft haben, da er –wie sämtliche Sportler, die ich je kannte, eine gesunde Ernährung vorzuziehen schien. Vielleicht zeugte daher auch sein makelloser, durchtrainierter Körper? Aber sein Erscheinungsbild mal beiseitegelegt, der morgige Tag, seinerseits 32. den mein ehemaliger bester Freund hier verbrachte, sollte sich als ernsthaftes Problem herausstellen. Morgen war mein freier Tag, seit vielen Monaten der erste. Und diesen musste ich, wie eigentlich all meine Freizeit, in der ich mich nicht öffentlich zur Schau stellen musste, Zuhause verbringen. In einem Apartment mit Tai, von dem ich immer noch nicht wusste, ob er tagsüber das Haus verließ oder nicht. Da Tai mich aber bereits am ersten Abend seines Eintreffens nach einem Schlüssel gefragt hatte, vermutete ich fast, dass er ab und zu nach draußen ging, um sich die Zeit mit was auch immer zu vertreiben. Nur misstrauisch zu werden schien niemand, keiner sprach mich auf den hübschen jungen Mann an, der regelmäßig aus meinem Apartment kam. Auch die Presse und mein Management bekamen keinen Wind von dieser filmreifen Story, was daran liegen mochte, dass man uns nie zusammen sah und hier so viele Menschen wohnten, dass einer mehr nicht sonderlich auffiel. Tai würde unter den vielen Prominenten Profi-Sportlern, die hier ein und aus gingen, bestimmt keine große Aufmerksamkeit erregen. Ausschließlich die Putzfrau hätte meinen unfreiwilligen Mitbewohner entdecken können, aber diese arbeitete wie gesagt Top Secret. Um zu meinem freien Tag zurückzukommen: Ich entschied mich diesen erst einmal solange wie nur irgend möglich in meinem geheiligten Schlafzimmer zu verbringen – zumindest bis mich das natürlichste aller menschlichen Bedürfnisse erfasste und ich das Bad aufsuchen musste oder ich vor Hunger zu sterben drohte und ich einen Lieferdienst anrufen musste. Mich aus meinem Schlafdress pellen, tat ich trotzdem vorerst, man wusste ja nicht, ob Tai wieder einmal alle seine guten Manieren über Bord warf und einfach reingestürmt kam, wäre ja kein Erstvergehen seinerseits. Ausgesucht wurde wie üblich eine Röhrenjeans und am heutigen Tag ein schlichtes schwarzes Tshirt einer Designermarke. Normalerweise hätte ich mich nicht so ‚fein‘ herausgeputzt, sondern es einfach bei ein paar Schlabberklamotten belassen, aber selbst bei meinem alten Freund Tai konnte ich mir die Blöße nicht geben. Selbst wenn meine momentane Absicht nur darin lag mich an meinen Schreibtisch zu setzen und den ein oder anderen neuen Liedtext zu verfassen oder zu bearbeiten. Gesagt, getan. Nur diesmal war etwas entscheidendes, etwas sich als gravierend herausstellendes, anders als sonst. Zuerst fiel mir nur auf, dass meine bereits fertig geschrieben sowie komponierten Liedblätter anders dalagen, als ich sie hinterlassen hatte. Sie waren nicht mehr feinsäuberlich übereinander gestapelt, sondern lagen breit gefächert auf dem Tisch verteilt. Bei genauerem Hinsehen war an ihnen allerdings nichts komisches zu bemerken, alle Noten stimmten überein und auch der Text entsprach meiner feingeschwungenen Handschrift, vermutlich hatte nur die Putzfrau, das erste Mal in ihrem Leben eine Art Spur hinterlassen. Als mein Blick dann allerdings auf die unwichtigeren, vermarktungsungünstigen Texte fiel, erkannte ich, dass hier doch etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Nein, augenscheinlich hatte jemand in meinen Unterlagen herumgewühlt, denn auch diese waren durcheinander und nicht mehr nach Fertigstellung sortiert. In meinem letzten Werk, welches ich in einer meiner destruktiven Phasen zu Papier gebracht hatte, war sogar hineingeschrieben wurden. Ich erkannte diese krakelige, beinahe unleserliche, eindeutig einem Jungen zuzuordnende, Handschrift neben meiner eigenen und wusste sofort wem sie gehörte. Es gab schließlich nur eine Person, die ungehinderten Zugriff auf meine Habseligkeiten hatte. Ich spürte, wie zum ersten Mal die Wut in mir aufstieg – ich wusste Tai hatte eine Grenze überschritten, so wie ich erkannte, dass es an der Zeit war zu handeln, mich zu wehren. Tai klar machen, wie sehr mir sein plötzliches Auftauchen missfiel, ihn zurechtstutzen, dass er nicht machten konnte, was er wollte, ihn vor die Tür setzen, aus meinem Leben werfen, ihm für immer Lebe wohl sagen und wieder für unbestimmte Zeit alleine sein! All diese Entscheidungen traf ich binnen Sekunden, so viele wie ich in den ganzen 4 Wochen nicht hatte treffen können. Ich hätte jede einzelne von ihnen bereut, wäre meine Neugier nicht überdrüssig gewesen und hätte mich gezwungen, zumindest zu lesen, was er da ungefragt hinzugefügt hatte: Here you are on the top of the world gained experience, success, which is nothing worth. Was dich zu dem macht, der du bist. You should know, that your dream already passed by. Dass deine Träume jetzt erst beginnen. You should know, that big cars and campaign aren’t enough. Sondern noch viel mehr auf dich wartet. You should know, that there was someone before. Dass da jetzt jemand ist. You should know… You should know… The time runs slower, the space becomes lower, under a constant speed. You lost the constitution, never knew, how to plan a revolution, Jetzt ist es Zeit für einen Ausbruch. to stroke down the illusion. You are like a bird, caught in a metallic cage. Der freier sein kann, als irgendjemand sonst. Run, run , run you won’t touch the edge. Fail to use your wings - Und flieg mit mir davon. ‘cause only who believes can fly. You Social Links become zero, Einer war und ist immer da. no one come to visit, the bitterest lifestyle in this century. Look away, look away Schau nicht weg, Your heart charge: Solange mein Herz bittet, You turn wrong, dir zu folgen, while he stayed. wenn du in die falsche Richtung gehst. Eigentlich bemerkte ich in diesem Moment nur noch, wie mir beim Lesen des letzten Satzes, das dünne Stück Papier aus den Händen glitt. Mehr routiniert als mit voller Beabsichtigung bückte ich mich gleich darauf wieder, um es aufzuheben, merkte allerdings zu spät, dass ich es unbeabsichtigt mit der Hand zerknitterte. Ich war mir sicher, dass dies daran liegen musste, dass ich nun mehr keine große Kontrolle über meine Feinmotorik hatte. Ich zitterte, wie ich beim Ansehen meiner geballten Faust mit Inhalt bemerkte und auch der dazugehörige emotionale Ausbruch ließ nicht lange auf sich warten, nein, er war längst eingetreten. Lautlos rannen mir die Tränen über die Wangen und versiegten in meinem Shirt, wo man sie zum Glück nicht weiter bemerken würde. Denn noch machte ich mir die Mühe mir mit dem Handrücken über die Augen zu fahren, doch der Effekt, dass ich aufhören würde zu weinen, blieb leider völlig aus. „Arschloch…“, war das einzige, was so brüchig über meine Lippen kommen sollte. Ja, Beschimpfungen würden mir wohl in keinem Moment meines Lebens ausgehen. Wie lange es wohl her war, dass ich zum letzten Mal geweint hatte? Irrelevant, alles mir jetzt gleichgültig, bis auf den verbrauchten Zettel, den ich mittlerweile an meine linke Brust gedrückt hielt und der den Anschein machte, als wäre er das einzig wichtige auf der Welt. Und das war es. Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf, so dass es unmöglich war einen klaren Gedanken zu fassen und mich eventuell auf die kommenden Minuten vorzubereiten. Einzig und allein die Frage nach dem, Warum‘ trieb mich dazu, Tai aufzusuchen. So dringend, so sehnsüchtig, wie ich es mir in den letzten Tagen nicht hätte vorstellen können. Es war hilfreich, dass sich hierbei meine Beine geradezu von selbst bewegten. Plötzlich schien es unvorstellbar einfach die Tür meines Schlafzimmers zu öffnen, ins Wohnzimmer zu gelangen, mich frei und ohne Vorsehen in meinem Apartment zu bewegen, auf der Suche nach nur einer Person. Und diese sollte ich finden. Zwar befand sich der Braunhaarige nicht im Wohnzimmer, aber im nächstgelegenem Raum, der Küche, wurde ich schließlich fündig. Da stand er, werkelte an der Kaffeemaschine herum und versuchte anscheinend sie mit bloßem Anstarren dazu zu bewegen das heiße Wasser schneller durch den Filter und den darin befindlichen Kaffeesatz fließen zu lassen. Bald sollte es ihm egal sein. Das einzige was ich noch bemerkte war, dass Tai ein weißes T-Shirt und eine schwarze kurze Hose trug. Ehe ich es zum ersten Mal, die Eigenschaft meiner Diele zu Knarren, sobald jemand mit nennenswertem Gewicht drauftrat, guthieß. Als er mich, gerade wegen dieses Geräusches, bemerkte, stellte ich zufrieden fest, dass ihn mein Anblick nicht komplett kalt ließ, auch seine Fassung schien zu schwanken und besonders die warmen braunen Augen vermittelten ein Bild der inneren Aufwühlung. Ohne zu Zögern ging ich auf Tai zu, ich hatte schließlich auch keine Sekunde Zeit gehabt mir Sorgen zu machen, was denn im schlimmsten Fall passieren könnte. Kaum stand ich vor ihm, so nah wie wahrscheinlich bis vor etlichen Jahren nicht mehr, konnte ich nicht anders, als meine Hand samt dem malträtierten Blattpapier an sein Herz zu pressen. Dabei sah ich ihm direkt in die Augen, überging somit mein Laster mit anderen Menschen keinen Blickkontakt aufzubauen komplett. Ebenfalls egal war es mir, dass ich nach wie vor die Tränen nicht zurückhalten konnte, trotz dessen bemühte ich mich durch schnelles Wegwischen keine verschwommene Sicht zu bekommen. Ich erwartete eine Antwort, eine Erklärung, irgendetwas was mich in meiner vollkommenen Unsicherheit befrieden konnte. Doch Tai sah mich nur an, mit diesem Blick, den er schon seit unserer Kindheit auf mich richtete, mitfühlend, liebevoll, tröstend, weil er mich nicht weinen sehen konnte oder wollte. Und dann tat Taichi die vermutlich einfachste Sache der Welt, um jemanden zu trösten. Er nahm mich in den Arm, jenes sollte ihm nicht besonders schwer fallen, da zwischen uns nur eine Armlänge meinerseits lag. Er drückte mich an sich, ohne ein Wort zu verlieren. Mein erster Affekt war es ihn schlicht von mir zu stoßen, ihn anzuschreien gegen seine verflucht warme und in gleichem Maße weiche Brust zu schlagen. Ihn nach dem verdammten Grund für diese ganze Show zu fragen. Aber selbst, wenn ich gewollt hätte, wäre wohl kein einziges Wort meinem Mund entwichen, da ich soeben in einen wahrhaftigen Heulkrampf verfiel. ‚Erbärmlich‘ wäre wohl das mit Abstand passendste Wort mit dem man mich nun beschreiben konnte, Matt der gefeierte Superstar, steht in der Küche seines Apartments und heult sich in den Armen seines besten Freunds die Seele aus dem Leib. Aber seit ich Taichis Nähe spürte, hatte ich das Gefühl ein genau solcher Ausruf der Weltpresse könnte mir rein gar nichts anhaben. Erst als mein Atem daran war sich wieder zu normalisieren, registrierte ich wie auch Tais Umarmung lockerer wurde, erneut versuchte ich die Tränen aus meinem Gesicht zu verbannen und diesmal sollte es mir sogar gelingen, vermutlich hatte ich längst alle verfügbare Flüssigkeit aufgebracht. Wir sahen einander an, weiterhin schweigend. In seinen Augen konnte ich sehen, dass es meine Aufgabe war, die Stille zu durchbrechen. „Warum, Tai? Warum bist du hergekommen, warum schläfst du seit 4 Wochen auf meiner Couch, warum schreibst du in meine Texte und warum interessierst du dich verdammt nochmal noch so viel für mein Leben?“, brach es förmlich aus mir heraus und ich hatte wirklich Mühe und Not den aufkommenden Schluchzer zu unterdrücken, egal wie leise und brüchig meine Stimme sowieso schon klang. Mir entglitten beinahe die Gesichtszüge, denn seine Reaktion war ein einfaches Lächeln. Warm und ehrlich war es und trotzdem hätte ich ihn dafür einen Kinnhacken oder ähnliches verpasst. Ich war einem Nervenzusammenbruch näher als je zuvor und er konnte nicht mehr als mich mit einem Lächeln abspeisen? Gerade als ich meinen Mund öffnete und somit zu einem zweiten Worthagel ausholte, spürte ich Tais Hand auf meiner eigenen liegen, fühlte wie seine Finger sich um die meinigen schlossen und konnte nicht verhindern, dass mir als Reaktion der Mund offen stehen blieb. Als Folge dessen flog der mehrmals beschriebene Zettel, abermals zu Boden und diesmal blieb er unbeachtet auf diesem liegen. Sollte ich in den ganzen Jahren wirklich vergessen haben, was Taichi für eine Wirkung auf mich hatte? Dass jede seiner Berührungen, so zärtlich wie sie waren, mein Herz dazu brachte höher zu schlagen? Nie hätte ich mich seinem Bann entziehen können. Auch hier, in meiner neuen Wohnung, mit meinem neuen Charakter, in meinen neuen Klamotten, in meinem neuen Leben war seine Wirkung auf mich allgegenwärtig. Einer der Gründe, warum ich ihm die ganze Zeit aus dem Weg gegangen war. Angst. Taichi hingegen wirkte momentan alles andere als ängstlich oder zurückhaltend, nein, er machte keinen Heil daraus, es mir noch unangenehmer zu machen, ihm nah zu sein. Er beugte sich ganz einfach zu mir hinunter, schmiegte seine Wange förmlich an die meinige, so dass sein Geruch mit sofortiger Wirkung in meine Nase stieg. Ich musste trocken schlucken. Berauschend, wie früher. „Du kennst die Antwort, Yamato.“, waren die leisen Worte, nah bei meinem Ohr. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich schloss für einen kurzen Moment unwillkürlich die Augen. Yamato. So hatte mich ewig niemand mehr genannt, doch aus seinem Mund klang es vertrauter denn je, wie als wäre er mit meinem Zuhause zusammen hergekommen. Oder als wäre Taichi mein Zuhause. „Ich bin gekommen, weil ich mich vergewissern wollte, ob du wirklich so bist wie die Welt dich darstellt. Oh du musst wissen, ich habe sämtliche Fernsehshows verfolgt in denen du aufgetreten bist, jeden Artikel über dich gelesen und jedes deiner Konzerte im Fernsehen gesehen. Und dann habe ich beschlossen hier her zu reisen, um zu sehen, ob das Showbusiness es geschafft hat meinen Yamato zu einem Monster zu machen. Ich musste mich selbst davon überzeugen, ob du so arrogant und selbstverliebt bist, wie du dich darstellst…“, es waren ruhige Worte und ich wusste, dass sie hundertprozentig der Wahrheit entsprachen. Viel schwerer war allerdings meine nächste Frage: „Und ist er?“. Ich bin mir sicher, wäre Tais Ohr nicht genau neben meinem Mund gewesen, so hätte er die schüchtern genuschelte Frage nicht verstanden. Seine Reaktion darauf war ein leises Lachen, dass mir mehr Hitze bereitete, als ich sowieso schon vorzuweisen hatte. „Nein“, erwiderte der Braunhaarige sanft, legte dabei seinen Kopf auf meine Schulter. „Und...und wieso bist du solange geblieben…“, es war als wäre meine Sprachbarrikade gebrochen und nun arbeitete mein Mundwerk unkontrolliert, stellte Fragen vor deren Antwort ich mich eigentlich fürchten sollte. „Aus demselben Grund, aus dem du hier stehst und dich von mir umarmen lässt.“, meinte Tai daraufhin, nach wie vor rätselhaft. Konnte er nicht einfach geradeheraus sagen, was er dachte und nicht in wirren Passagen sprechen und behaupten er würde dasselbe fühlen wie ich? Eben als hätte Taichi meine inneren Beschwerden vernommen, sah er mich auch schon wieder fast mahnend an, gerade als ich meinen Mund zum Aussprechen einer neuen Frage öffnen wollte. Anscheinend empfand er es als effektiver Taten statt Worten sprechen zu lassen. Ehe ich mich versah, hatte der Braunhaarige mir eine Hand in den Nacken gelegt und somit meinen Kopf zu sich gezogen, bis sich unsere Lippen trafen. Taichi hatte mir soeben meinen ersten Kuss gestohlen, während ich die Auffassung vertrat meine Beine würden gleich nachgeben, so weich wie sie sich anfühlten. Noch ehe ich überhaupt auf diesen völlig neuen Körperkontakt reagieren konnte, war er auch schon beendet, zum Abschied blieb mir nur Tais Zunge, die noch einmal über meine Lippen fuhr. „Du …hast mich geküsst. Und deine Zunge…“, stammelte ich recht unbeholfen, wagte dabei nicht mehr als Tais Shirt vor mir zu betrachten. „Konnte es nicht mehr zurückhalten…“, antwortete er daraufhin belustigt, ich konnte sein breites Grinsen förmlich spüren. Doch zu meiner Besänftigung sollte das nicht alles sein, was über seine Lippen kam: „Weil dir mein Herz gehört, schon so lange.“ Das war definitiv genug, um meinem blassen Gesicht eine völlig neue Farbe zu verleihen. Ich war mir sicher komplett rot angelaufen zu sein. Ich musste darauf nichts erwidern, er wusste es ja sowieso. Mein Herz war sein, und sein Herz war mein. Lediglich näher an ihn heranschmiegen konnte ich mich, zu mehr war ich nicht fähig. Das war es also, was Menschen über die Liebe sagten und wirklich ich fühlte mich so geborgen wie noch nie und trotzdem gab es da etwas, was diesen Frieden zu zerstören drohte. Mein aufgebautes Leben, das zum Scheitern verdammt war. Am liebsten hätte ich für ewig hier gestanden, aber meine erlangte Redseligkeit wollte sich nicht verbergen lassen: „Und was machen wir nun?“, meine Stimme war nicht mehr als ein Murmeln in den Stoff des weißen Shirts, welches sich so perfekt an Tais Brust schmiegte. Ich hoffte fast, er hätte es nicht gehört, denn es gab keine Antwort darauf die mir gefallen hätte, da war ich mir sicher. Anscheinend war ich mir der Sache zu sicher, denn der Braunhaarige antwortete, während er mit den Fingern durch meine Haare strich, völlig entspannt: „Na ich bin gekommen, um dich zu retten.“ Irgendwie hatte ich eine viel dramatischere Aussage erwartet. „Als Ritter auf dem weißen Ross oder wie darf ich das verstehen?“, drängte sich der Sarkasmus in mir auf. Das konnte doch nicht sein ernst sein, ehrenhaft war Taichi ja schon immer gewesen, aber er glaubte doch nicht ehrlich mich aus diesem Sumpf der Musikwelt retten zu können, oder? „Vielleicht nicht mit einem Pferd, aber mit einem Privatjet sicherlich.“, ich musste ihn daraufhin angesehen haben wie ein Mondauto. „P-Privatjet?“, fragte ich mehr als ungläubig. „Wollen wir es so sagen, mein Vater hatte vielleicht keinen Erfolg mit Yagami Kooperation, ich dafür schon.“, den Stolz in seiner Stimme konnte ich fast greifen, jetzt wurde mir auch so einiges klar. Wie Tai es geschafft hatte in mein Wohngebäude zu gelangen oder was er den ganzen Tag so trieb oder dass sich niemand zu wundern schien, dass er hier ein und ausging. Manchmal kam eben doch alles, wie es kommen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)