When the Snow stops falling down... von AlbelNox (Frau x Ayanami) ================================================================================ Kapitel 19: Between two sides of my heart ----------------------------------------- Chapter Nineteen: Between two sides of my heart Eve blinzelte gegen den Sonnenschein. Die Gardinen waren geöffnet, vom Nachttisch drang leckerer Essensgeruch in ihre Nase. Sofort bemerkte sie das viele Blut an ihrem Ärmel und die Übelkeit stieg ihr beinahe schon in den Kopf, als sich das Mädchen langsam aufsetzte. Ihr Gesicht, immer noch so blass und kalt wie frisch gefallener Schnee, war dem Fenster zugewandt und ließ sich von der Abendsonne erwärmen. Sie winkelte ihre Beine leicht an, umklammerte diese mit ihren Armen. Das Zittern, welches sie gestern so gut es ging in Sins Gegenwart unterdrücken konnte, kam nun. Immer und immer wieder durchschüttelten sie Anfälle, als ob das arme Mädchen Schüttelfrost hätte. Oh Gott. Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Sin lebte noch. Er würde sie holen kommen. Mit jedem Gedanken schlug ihr Herz schneller. Er würde jeden töten, der ihm im Weg stand. Panisch sah sie zu Ayanami, doch dieser schien noch zu schlafen- genauso wie Frau. Das Bild sah etwas komisch aus für die Tochter Gottes. Der Peiniger Zehel an einem Bett mit dem Todesgott. Der Blonde hatte die blasse Hand des Anderen fest im Griff. Mit einem sanften Lächeln wollte Eve schon aufstehen, doch ein heftiger Schmerz durchzuckte ihre Brust, als sie sich bewegen wollte. Keuchend fasste sie sich an den Hals, spürte ein Mal an ihrem Schlüsselbein, ein merkwürdig, bekanntes Mal. Es war Sin's Mal. Schluckend fuhr sie mit nervösen Fingern immer und immer wieder darüber, doch der Gedanke, der sich immer wieder vor den Anderen schob, wollte sie nicht realisieren. Sie wollte ihn nicht einsehen, wollte nicht zugeben, dass sie einen großen Fehler begangen hatte. Fast schon ängstlich lagen die violetten Augen auf dem schlafenden Pärchen, von denen sich der Blonde fahrig und trägt bewegte. Er würde bald aufwachen - beide würden bald aufwachen. Würde sie sich dann erklären müssen? Verloren würde wütend sein, mehr als das. Durch ihren Fehler, durch ihr Schweigen, hatte sie nicht nur ihr Leben beeinflusst. Es war nicht ihr Recht gewesen... Nein, sie hatte auch noch ihren geliebten Verloren in Gefahr gebracht und wofür? Für nichts. Nur für Chaos und Mord an unschuldigen Menschen. Mit einem leichten Murren öffneten sich die violetten Spiegel sachte und begannen sich erst einmal mit dem Bild der Decke anzufreunden. Seine Sicht war noch sehr verschwommen und unscharf. Es brauchte also einen Moment bis sich der Violettäugige ungefähr orientieren konnte. Sich den Kopf haltend, setzte er sich ein Stück auf und biss kurz darauf auch schon die Zähne zusammen, denn der Schmerz in seinem Arm war noch immer vorhanden und es fühlte sich an, als würden seine Knochen in Flammen stehen. Langsam aber sich kamen alle Bilder vom letzten Tage wieder zurück und er blickte verstört auf das Bild was sich ihm bot – wie Frau an seinem Bett schlief und wohl ebenso erschöpft und gebrochen wirkte wie er selbst. Doch ein Geräusch im Zimmer ließ ihn aufhorchen und seine Aufmerksamkeit auf Eve richten. „Eve…“ Er lächelte schwach, bevor er einen Blick auf seinen Arm warf, der noch von Wunden übersäht war aber wenigstens nicht mehr blutete. Die Regeneration hatte also wenigstens schon eingesetzt. Dann jedoch wandte er sich wieder an Frau und ließ den Blick auf diesem Ruhen… irgendwie machte es ihn schon durchaus glücklich wie er hier an seinem Bett saß und selbst im Schlaf seine Hand nicht hatte loslassen wollen. Solche Neigungen, war er von dem blondhaarigen Ghost normalerweise gar nicht gewohnt. Langsam öffneten sich die meerblauen Augen, dann öffnete sich der Mund zu einem herzhaften Gähnen. Blinzelnd und etwas orientierungslos erhob sich Frau so gut es ging. Gott, wo war er? Sein Kopf brummte, seine Sicht drehte sich. Leicht schwankend drehte er seinen Oberkörper so, dass er Eve kurz ansehen konnte, dann sah er etwas verwirrt zu Ayanami und dann zu der Hand, die er festhielt, als ob sie sein rettender Anker wäre. Sekunden verstrichen, bevor Frau diese mit hochroten Wangen losließ. Seine Reaktionszeit musste sich wohl noch an den wachen Zustand gewöhnen. Räuspernd rutschte der Blonde etwas von der Bettkante weg - streckend, wohlgemerkt - und gähnte noch einmal. "Mein Rücken wird mich umbringen," quengelte der Bischof und fuhr sich mit den Fingerspitzen suchend nach irgendwelchen Unebenheiten über die Wirbelsäule. Er würde nie wieder in dieser Stellung schlafen- so sehr auch Ayanami liebte, dass nächste Mal würde er mit ihm in einem Bett schlafen. Diese sitzende Haltung tat NICHTS für seine Gesundheit. "Habt ihr alle gut geschl-" "Ihr hättet nicht kommen müssen." Verwirrt sah der Blonde zu Gottes Tochter, die mit schuldigen Augen zurück sah. "Wir sind gekommen, weil Sin ein Wahnsinniger mit Minderwertigkeitskomplexen ist. Außerdem bist du doch unsere Freundin." Eine einfache Freundin für dich vielleicht, dachte Eve und sah flüchtig zu Ayanami. Und für Verloren? "Ihr seid verletzt." "Das passiert," wehrte Frau belanglos ab und grinste frech. Eve schwieg, die Augen blickten zu Boden. „Das ist nicht so schlimm. Es wäre eher schlimm gewesen, wenn wir dich nicht hätten retten können.“ Erwiderte Ayanami und versuchte ein leichtes aufmunterndes Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. "... Es tut mir Leid. Ich hätte euch von Sin erzählen sollen." "Ja, dass hättest du. Hast du aber nicht, also Schwamm drüber. Jetzt haben wir eine neue Chance ihm in den Hintern zu treten und zwar mit solcher Wucht, dass-" "Nein- ihr könnt Sin nichts anhaben. Zumindest du nicht Frau." Der Bischof hob fragend eine Augenbraue, doch Eve fuhr einfach weiter - seinen verwirrten Ausdruck im Gesicht ignorierend. Stattdessen schlang sie ihre Arme um ihre Knie und drückte diese fester an ihre Brust. "Wir haben das Mal. Er wird uns holen kommen, ob wir es wollen oder nicht." Obwohl der Blonde gerne gefragt hätte, woher sie von seinem Mal wusste, konnte er nicht verhindern, dass er flüchtig über seinen Handrücken strich. Das sündhafte Mal. "Er steht unter Gottes Schutz - er ist für mich erschaffen, sollte Verloren ersetzen." "Also tut er das alles für dich?" Eve zögerte, bevor sie nickte und die Augen schloss. Sie sah so hilflos und zerbrechlich aus, dass Frau am Liebsten aufgestanden wäre um sie in den Arm zu schließen. Nur leider fühlten sich seine Glieder immer noch an wie Blei und er konnte sich beim besten Willen nicht erheben. "Well, that sucks," murmelte er sarkastisch und sah zu Ayanami. Ob er da war, oder Verloren? Wer immer von beiden es war, er hatte nun ein kleines Problemchen (oder mehrere): Erstens: Man konnte Eve nicht alleine lassen, wenn Sin hinter sie her war Zweitens: Gott hatte einen Ersatz für den Todesgott gefunden, der anscheinend unverwundbar war Drittens: Er sah so verdammt sexy gerade aus, dass er damit rechnen musste, dass Frau sich auf ihn stürzen würde- früher oder später. Der Bischof war sich jedoch ziemlich sicher, dass man auf das 'früher' wetten könnte. „Frau… würdest du… uns kurz für einen Moment alleine lassen?“ Er sah wieder zu dem Bischoff den er gerade angesprochen hatte, die Bitte lag ebenso in den violetten Augen, doch gleichzeitig auch die Tatsache, dass er ebenso gerne mit diesem alleine wäre. Zum Glück kannte er die Gedanken des Anderen nicht, obwohl er sie in manchen Augenblicken durchaus teilte und er wohl früher oder später ebenso von diesem Verlangen eingenommen werden würden. Kurz sah Frau ziemlich entsetzt aus. Er sollte raus? In SEINEM Zustand? Und vor allem ließ er die beiden dann alleine.. Flüchtig sah er zu der Brünetten und erkannte schmerzlich, dass sie den Schutz des Silberhaarigen nun mehr brauchte er als. Seufzend erhob sich der Blonde. Er wollte nicht so neidisch sein, wie bei Leviathan. Beinahe hätte er Eve... Schluckend nickte der Bischof und grinste leicht. "Klar- ich wollte eh gerade etwas zu Futtern auftreiben. Irgendwelche speziellen Wünsche? Nein? Gut." Gespielten frohen Mutes ging Frau aus dem Zimmer, doch sobald die Tür hinter ihm zu schlug veränderte sich sein Gesicht. Es wurde traurig, beinahe schon verletzlich. Hinter dieser Tür war Ayanami- sein Liebster. Und doch fühlte es sich an, als ob Meilen zwischen ihnen liegen würden. Langsam entfernten sich die Fußschritte des blonden Mannes, auf der Suche nach etwas Essbaren. Dass ihm dabei schlecht wurde bei jedem zweiten Schritt versuchte Frau auszublenden. Außerdem verlangsamte er somit sein Tempo und das war doch gut, nicht wahr? Schließlich brauchten die beiden Zeit für sich. Der Violettäugige wartete kurz bis der Andere vor die Tür gegangen war und dort warten würde, bevor er sich etwas zögerlich und vielleicht auch etwas wackelig erhob und dann zu dem Bett der jungen Frau rüber ging. Mit einem leisen Seufzen setzte er sich auf die Bettkante und starrte aus dem Fenster. „Warum… hast du mir nicht schon eher davon erzählt? Also von dieser Sache mit dem Ersatz?“ fragte er dann und blickte in das blasse Gesicht, welches sie versuchte hinter ihren Knien zu verstecken, bevor er sich mit einer Hand durch die Haare fuhr und sich dann etwas mehr zu ihr drehte. "Ich würde lügen, wenn ich etwas Heldenhaftes wie: 'Ich wollte dich beschützen' sagen würde," begann die Brünette flüsternd und kuschelte sich weiter an ihren eigenen Körper. "Ich hatte einfach nur Angst und fand es unwichtig dir von einer nicht bestehenden Bedrohung zu erzählen- damals zumindest. Ich hatte gehofft, mein Vater würde Sin verschwinden lassen, wenn er endlich einsieht, dass ich... ihn nicht so lieben kann wie dich. Doch stattdessen gab er Sin mehr Kraft, tötete mich und verbannte dich." Schmerz lag in der Stimme des Mädchens, unendlicher Schmerz und Schuld. Langsam öffneten sich die Augen, die leerer als sonst schienen- ganz ohne Freude oder der kindlichen Naivität, die sie im Himmel zu ihrem Markenzeichen gemacht hatte. Schweigend lauschte er ihren Worten und versuchte diese auf sich einwirken zu lassen. Auf eine gewisse Art und Weise machten sie ihn wütend, denn er konnte nicht verstehen wie sie ihm so wenig vertrauen konnte, dass er damit nicht fertig werden würde. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich dazu, noch nichts darauf zu erwidern und eher abzuwarten was sie noch zu sagen hatte. Sie hatte ihm verschwiegen dass es jemanden geben sollte, der ihn – der Verloren – hatte ersetzen sollen und sie sagte ihm nichts davon? Hatte der Todesgott denn nicht ein Recht gehabt davon zu erfahren? "Aber... ist es überhaupt wichtig?" Schluckend drehte Eve ihren Kopf von Verloren weg und biss sich auf die Lippen. "Sin wird mich holen kommen und er wird euch töten, wenn ihr euch ihm entgegen stellt. Ich weiß, es klingt... feige, aber bitte haltet euch daraus. So viel Leid auf der Welt ist wegen Gott und mir passiert. Ich... muss endlich Sachen selber in die Hand nehmen, anstatt mich immer darauf zu verlassen, dass du mich in den Arm nimmst, wenn es schlimm wird, dass du... mir sagst, dass ich..." Schnell schloss Eve ihre Lippen und schloss die Augen. Ihre Stimme hatte gezittert, ihre Augen waren wässrig. Aber nein, sie wollte nicht weinen. Sie war kein normales Mädchen, sie war Gottes Tochter! Und wie falsch dieser auch sein mochte, so war sie immer noch ihr eigener Herr und sie würde ihr Schicksal selber in die Hand nehmen. Doch dafür musste sie erst... einmal sicher gehen, dass sich keiner um sie sorgte, denn sollte alles schief laufen, so könnte sie sicher sein, dass niemand um sie trauerte. Der Silberhaarige konnte einfach nicht glauben, dass sie nicht einmal ein wenig dankbar darüber war, dass Verloren sie hatte retten wollen und dass sie beide ihr Leben für sie riskiert hatten. „Ich verstehe es nicht.“ Begann er mit einem gespielten und bitteren Lächeln auf den Lippen. „Ich verstehe nicht wie du Verloren so wenig vertraust, dass du nicht wenigstens daran glaubst, dass wir Sin besiegen können.“ Die Hände ballten sich zu Fäusten, bevor er dann auch schon aufstand und ein leises Knurren zu hören war. „Wie sollen wir denn Sin besiegen, wenn nicht mal du daran glaubst und uns unterstützt!? Wir haben unser Leben riskiert weil du uns etwas bedeutest, Herrgott nochmal! Und ich werde es sicher nicht zulassen, dass irgendein Idiot der denkt er müsste sich für die Perfektion der Welt halten, dich mitzunehmen!“ Es war wohl das erste Mal das Verloren (im Moment allerdings eher Ayanami) in Gegenwart von Eve so ungehalten und wütend würde. Normalerweise war er immer sehr ruhig und zurückhaltend, aber jetzt lagen die Nerven blank und die Worte der Braunhaarigen hatten dies einfach nur noch weiter ausgereizt. "Ich vertraute Verloren viel zu sehr," stieß Eve hervor, die Augen leicht verengt. "Ich vertraue Verloren so viel zu, wie keinem anderen. Denkst du etwa, ich würde jemanden lieben, dem ich nicht vertrauen könnte?" Kurz zögerte Eve, dann rutschte sie so weit vom Bett, dass ihre nackten Füße den kalten Holzboden berührten. Kurz fuhr Ayanami sich mit den Fingern über die Nasenwurzel um sich wieder zu beruhigen. "Wie kannst du... mir vorwerfen wollen, dass ich die verbliebene Zeit mit Verloren in Frieden verbringen wollte? Würdest du nicht das Gleiche wollen, wenn du gewusst hättest, dass du nicht mit jemandem zusammen sein kannst, statt mehr und mehr Probleme zu erwähnen, nur um zu verdeutlichen, dass man nicht zusammen gehörte?" Wütend stand Eve auf, ging von ihrem Bett weg zum Fenster und sah hinaus. Das Todesdorf war eingehüllt in einen goldenen Schimmer, Menschen mit schwarzen Schirmen und Kapuzen gingen durch die Straßen und glichen eher Geistern, als Lebewesen aus Fleisch und Blut. "Ich weiß, ich habe nicht richtig gehandelt. Es war ein Fehler, alles war ein Fehler." Eve schloss langsam die Augen, lehnte die Stirn gegen die kühle Scheibe und lächelte zaghaft. "Und doch würde ich keine einzige Sekunde rückgängig machen." „Hör zu. So schnell wird er weder dich noch Frau bekommen, verstanden? Und ein bisschen Unterstützung wäre schon erwünscht, okay?“ Schwer seufzend setzte er sich wieder auf die Bettkante, da seine Kräfte wieder schwanden, ließ er sich dann nach hinten fallen, die Arme ausgestreckt zu den Seiten, starrte er an die Decke. Vielleicht wäre es am besten wenn sie Eve wirklich mitnehmen würden und wenn sie wieder in dem Hauptquartier waren, hatte sie sicherlich nicht das Problem, dass sie groß alleine war. Von der Elite Truppe der Armee waren schließlich alle da um auf sie aufzupassen. Genauso wie er auch. Damit drehte sich Gottes Tochter herum, doch ihre Muskeln waren angespannt, als ob sie auf der Hut vor irgendetwas wäre. "Darf ich dich etwas fragen, Ayanami? Denkst du wirklich, dass Gott es zu lassen wird, dass seine zweite Perfektion einfach so von der Erdoberfläche verschwindet? Wieso wollt ihr Männer immer schon verlorene Kämpfe kämpfen?" Kopfschüttelnd sah das Mädchen auf ihre Hände, drehte sie im Licht der Abendsonne, die sanft in das Zimmer herein schein. Stille breitete sich aus, während Eve über ihre Worte nachdachte. „Willst du auf diese Frage eine Antwort oder willst du nur weiter darüber sinnieren, dass wir keine Chance hätten. Wenn man nicht dran glaubt, dann wird’s auch nichts.“ Gab er ein wenig beleidigt zurück, da die letzte Bemerkung für ihn durchaus diskriminierend wirkte. Gerade wo er doch schon einen gewissen Stolz besaß und zweitens auch der wohl beste Stratege in der ganzen Armee war. Ein leises verächtliches Geräusch entkam den blassen Lippen des Silberhaarigen. "Ihr werdet Gott selber hintergehen müssen, wenn ihr... Sin besiegen wollt. Der erste Schritt dazu ist erst einmal alle Fragmente einzusammeln. Nur eine weitere von Gottes perfekten Kreationen kann die Fälschliche besiegen und töten." Eve senkte ihre Hände wieder und verschränkte die Arme vor der Brust, die Lippen zu einem leichten Lächeln verdreht. "Ich werde am Besten in Naveeh auf euch warten- wie wir es abgesprochen haben.“ Der Herr interessierte diesen nicht wirklich. Um ehrlich zu sein war er ihm scheiß egal! Sowohl ihm als auch Verloren ging er wirklich am Arsch vorbei und es wäre ihm eine Freude ihm das zurückzuzahlen, was er ihm und Eve damals angetan hatte. Noch dazu kam ein leises Seufzen seitens des Violettäugigen, schließlich hatte er selber genug Ahnung davon was er tun musste. Er wusste, dass nur der vollständige Verloren Sin in diesem Stadium besiegen können würde. Mit ein paar Schritten war die Distanz zwischen ihnen überbrückt und die Brünette beugte sich über Ayanami, dass goldene Sonnenlicht schien von hinten gegen den Rücken des Mädchens und ließ ihre Haarspitzen sogar etwas Bronze wirken. "Ich werde auf dich warten - immer." Sanft legte Eve die Lippen gegen die Wange des Anderen, bevor sich auch schon die Tür öffnete und ein vielbeladener Frau hinein torkelte. Kichernd eilte Eve ihm zur Hilfe, nahm ihn ein paar der vielen Teller ab und setze sie alle auf Boden ab, da es keinen Tisch gab. Mit einer leichten Fußbewegung schloss der Bischof die Tür, bevor er sich auf das Holz fallen ließ und die restlichen Teller vor sich ausbreitete. "Sooo liebe Leute von heute - bon apetito!" Grinsend sah Frau zu Eve und dann zu Ayanami, bevor er die Stirn runzelte. "Was ist denn los? So eine bedrückte Stimmung. Ich dachte ihr liegt euch in den Armen nach der heftigsten Schlacht des Jahrtausend." "Nein," lächelte Eve unbekümmert und setze sich ebenfalls hin, "man umarmt sich nur, wenn man etwas feiert. Es... gibt nichts zu feiern." "Ich dachte, man umarmt sich auch, wenn man sich liebt?" Prüfend sah der Blonde zu Gottes Tochter und dann wieder einmal zu Ayanami, während er blind nach einem Fleischspieß griff. Die Brünette zögerte kurz, dann goss sie sich ein Glas Wasser ein, die violetten Augen auf etwas gerichtet, was nicht zu sehen oder zu greifen war. Frau hatte wirklich erwartet, dass die beiden sich in den Armen lagen. Zumal, weil er nicht dagewesen war, vielleicht hätten sie dann die Zweisamkeit genutzt. Aber nein. Eve war entweder anständiger als der Bischof, oder irgendetwas war in diesem Zimmer vorgefallen, was ihre Beziehung leicht ins Wanken gebracht hatte. "Sicher, dass alles okay ist? Eve?" Keine Reaktion. Das Mädchen blickte stumm gerade aus. Nicht einmal auf ein leichtes Schütteln seitens Frau reagierte sie, bis er zum vierten Mal ihren Namen sagte. Da wachte Gottes Tochter aus ihrer Starre auf und sah blinzelnd zu ihrer Rechten, wo der Bischof besorgt hockte. "Hey... alles klar?" Eve nickte lächelnd, doch er sah es in ihren Augen: Etwas stimmte ganz und gar nicht. "Klar, alles gut. Ich... denk nur nach." Nur nebensächlich lauschte er den Worten die Frau und Eve austauschten, bevor dies letztendlich ganz das Fass zum Überlaufen brachte, weshalb er sich abrupt von seinem Platz erhob – seltsamer Weise neue Kraft geschöpft. „Ich gehe frische Luft schnappen. Ich habe sowieso keinen Hunger.“ Kam es kurz, sachlich und mit einer Kälte in der Stimme, die jedes Blut hätte gefrieren lassen als er ohne beide eines Blickes zu würdigen das Zimmer verließ und die Tür hinter sich so zu schlug, dass der Rahmen beinahe erzitterte. Das Zuknallen der Tür hallte noch etwas im Raum. Okay? WAS war das? Irritiert sah er zu Eve, die kurz davor ausgesehen hatte, als wolle sie in einem Tränenbach ausbrechen. Und wie immer war der Bischof überfordert mit allem. Sein Geliebter hätte mit Stimme und Blick sogar die Sahara zum Gletscher werden lassen, Gottes Tochter war kurz vor einem mentalen Zusammenbruch und sein Magen knurrte so laut, dass er sogar hungrige Bären damit verschrecken könnte. Seufzend erhob sich der Blondschopf und tapste rüber zu Eve. Alles der Reihe nach: Zuerst Eve aufmuntern, dann Ayanami einen Besuch abstatten, wenn er da nicht zum Eisklotz wurde und dann etwas essen. Gott, wieso kamen seine Bedürfnisse immer zuletzt? Die Bischofslehre hatte wirklich nur Nachteile mit sich gezogen, also echt. Fürsorglich, wie ein großer Bruder seine kleine Schwester trösten wurde, legte Frau seinen Arm um die zierlichen Schultern des Mädchens. Diese zuckte erschrocken zusammen, die Hände schon zur Abwehr gehoben, doch dann überlegte sie es sich wieder anders und klammerte sich an den Bischof. Ihr Blick war leer, doch er füllte sich mit Tränen, die Frau sofort ebenfalls traurig stimmten. "Was... ist denn passiert, Süße?" Mit einem aufmunternden Lächeln sah er zu der Brünetten, doch diese reagierte nicht auf seinen Blick. Es war, als ob sie zu keinem bestimmten reden würde, als sie antwortete. "Ich habe... gesagt, dass ich nicht will, dass ihr verletzt werdet wegen Sin, dass er unbesiegbar sein wird. Doch Ayanami hat es falsch aufgefasst und mich in Frage gestellt, mich hinterfragt... und ich habe alles immer nur noch schlimmer gemacht. Es ist für ihn, als ob ich seine Bemühungen und seine Liebe durch den Dreck ziehen würde, doch ich..." Langsam sah die Brünette zu Frau und schniefte. "Doch ich liebe ihn. Ich wollte das niemals, Frau. Ich wollte doch nur, dass er mich in den Arm nimmt, aber... ich..." Zuckend schlang Eve die Arme um ihren Oberkörper und wiegte sich vor und zurück, während Frau ihr sanft über den Rücken strich. "Du wolltest nicht hilflos erscheinen, richtig?" Sofort nickte Eve und die Tränen konnte nun keiner mehr aufhalten. "Ich wollte nicht, dass er sich immer um mich kümmern muss. Immer und immer wieder." Donner erklang von außen, erschütterte dieses kleine Dorf, während Blitze den Himmel durchzuckten und der Regen gegen die geschlossene Scheibe prasselte. Der Bischof drückte Gottes Tochter nun an sich, die ihr Gesicht gegen seine Brust presste und langsam die Augen schloss. "Hasst er mich jetzt?" "Nein. Er ist nur verletzt. Weder Ayanami, noch Verloren verstehen die komplizierte Denkweise einer Frau. Ayanami ist wahrscheinlich einfach nur verletzt, dass du daran zweifelst, dass ihr beide für immer zusammen sein könnt - wie ihr es doch von Anfang gewollt habt, oder etwa nicht? Du liebst Verloren. Und er-" "Er liebt mich nicht." "Wie bitte?" Schmunzelnd, weil dieser Gedanke so absurd war sah er zu dem Mädchen in seinen Armen, welches nachdenklich nach draußen sah. "Das kann nicht dein Ernst sein." Eve schwieg noch einen Augenblick, bevor sie antwortete. "Nein... so habe ich es nicht gemeint. Ich bin mir sicher, dass... er ETWAS für mich fühlt, doch er hat mir noch nie... gesagt, dass er mich liebt. Oder das ich ihm gehöre, oder das ich bei ihm bleiben soll. All seine Worte drückt er nur in Gesten aus. Manchmal bin ich mir... etwas unsicher." "Er hat tausende von Seelen für dich geopfert, nur um dich zu finden. Die Suche nach dir hat sein und Ayanamis ganzes Leben bestimmt, Eve." sagte Frau etwas emotionslos. Natürlich verstand er Eve's Gefühle, auch wenn er sich fragte, wie Verloren noch verklemmter in Sachen Liebe sein konnte, als Ayanami. Schließlich hatte der Silberhaarige Chief es auch geschafft ihm diese lieblichen Worte zuzuflüstern. Wieso dann nicht auch Verloren? Nach all der Zeit, nach der er nach Eve gesucht hatte... Natürlich war sie da unsicher und wollte ihm nicht noch mehr Probleme bereiten. Vielleicht war Verloren auch so benebelt von seiner Fürsorge zu ihr, dass er ihre Gefühle nicht verstehen KONNTE. Mit sanften Bewegungen strich er dem Mädchen über den Rücken, die ihre Augen geschlossen hatte. Ihre Hände lagen sanft auf den Knien des Bischofs, doch er merkte, dass sie wieder eingeschlafen war. Vorsichtig legte er sie auf dem Bett hin und deckte sie zu. Sie sah aus wie Schneewittchen, auf den Prinz wartend, der ihr den erlösenden Kuss geben würde. Vielleicht konnte Frau die gute Fee spielen - soweit sich Verloren oder auch Ayanami darauf einließen. Mit einem Lächeln strich er ihr noch eine braune Strähne aus dem Gesicht. "Er liebt dich Eve. Er hat es immer getan und er wird es immer tun, verstanden?" Natürlich kam keine Antwort, doch er sah einen Anflug von geröteten Wangen und einem Lächeln auf den Lippen des Mädchens. Hm, dass musste wohl reichen. Jetzt zu Punkt zwei. Hastig griff Frau sich seinen Mantel und hastete hinauf auf die Straße. Der Regen trommelte unaufhörlich auf seine wasserdurchlässige Kleidung und während er durch die Straßen rannte wurde er so klitschnass, dass er als er Ayanami fand wie ein begossener Pudel aussah. Ayanami bemerkte schnell die Präsenz einer weiteren Person, während er mit geballten Fäusten im Regen stand. Seine Kleidung war ebenso vollkommen durchnässt und die Haare klebten an seinen blassen Wangen fest. Mit bestimmten Schritten ging Frau auf den Rücken des Chiefs zu und drehte ihn mit einer kräftigen Bewegung um, bevor er ihm eine klatschte. Wütend starrten die meerblauen Augen in violette Augen, dann umarmte er den Silberhaarigen fest, drückte seinen kleineren Körper an sich und verbarg das Gesicht in seine Halsbeuge. "Du bist SO ein planloser Idiot manchmal, ich frage mich wie DU Chief werden konntest. Und DENK erst gar nicht daran mit eine pampige Antwort zu geben, denn insgeheim hast du keine Lust mehr alleine zu sein." Damit lockerte er seine Umarmung etwas, drückte einen Kuss auf den Hals des Anderen und entfernte sich eine Armlänge von ihm. Obwohl es immer noch regnete, donnerte und blitze hatte Frau kein Bedürfnis Unterschlupf zu suchen. Wieso denn auch? Er hatte so viel durchgemacht, außerdem war das hier eine kostenlose und schnelle Dusche. Besagter Silberhaariger hatte nicht einmal bei dieser Berührung gezuckt, auch wenn er vorher wahrscheinlich vollkommen ausgerastet wäre, hätte sich jemand erlaubt ihn schlagen zu wollen. Doch jetzt blieb er still. Ihm schien es einfach schlicht weg egal geworden zu sein, denn er fühlte einfach nichts mehr. Es hatte keine Bedeutung und es würde auch keine mehr haben. Er konnte Frau nicht lieben ohne Eve damit zu verletzen und Verloren konnte Eve nicht lieben ohne das Ayanami sich dagegen wehrte wegen Frau. Für einen Augenblick ließ er ihn gewähren als dieser ihn auf einmal an sich zog und er war sogar in Versuchung die Arme um ihn zu schlingen. Doch der Silberhaarige fand schnell wieder seine Fassung und drückte ihn von sich weg. „Lass mich in Ruhe. Warum bist du überhaupt hier?“ knurrte Ayanami nur und die violetten leeren Augen musterten ihn einfach nur wütend, wobei er sich jedoch zusammenreißen musste nicht selbst in Tränen auszubrechen. Es war vollkommen untypisch für ihn, doch er kam einfach im Moment weder mit sich, Verloren noch mit der Beziehung zu diesen beiden Menschen klar. „Bist du hier wegen ihr? Dann kannst du gleich wieder zurückgehen.“ Damit löste er sich abrupt wieder von ihm und wandte ihm erneut den Rücken zu. "Sag mal hast du noch alle Tassen im Schrank da oben oder ist dir die ganze Sache zu Kopf gestiegen?!" Die anfängliche Liebe in seinem Blick schlug zu Wut um und die blauen Augen musterten den Chief beinahe schon abschätzig. "Erstens: Schon mal darüber nachgedacht, dass ich dich LIEBE und deswegen hier bin?! Mein Gott, dass letzte, was ich jetzt gebrauchen kann ist ein arroganter und egoistischer Chief mit einem Schnupfen." Seufzend verschränkte der Blonde die Arme vor der klitschnassen Brust und fuhr fort. "Zweitens: Ja, vielleicht bin ich auch wegen Eve hier. Sie hat Fehler begangen, gut. Sie war nicht die Klügste oder auch nicht die gewandteste mit ihren Worten, aber sie würde niemals irgendetwas tun oder sagen wollen, was Verloren oder dich verletzten würde. Sie ist einfach überfordert, Ayanami. Sie hatte keine Militärische Ausbildung, sie ist in keinem sicheren Zuhause wie in einem Kloster aufgewachsen. Sie hat sich in den einzigen Menschen verliebt, den sie nicht lieben darf, wurde dann von ihrem eigenen Vater getötet und jetzt, wo ihr Glück zum Greifen nahe ist taucht ihr Ex auf und will alle töten, die sich ihm in den Weg stellen." Schweigend verschränkte Ayanami wieder die Arme vor der Brust und krallte die Finger in seine eigenen Arme, den Blick auf einen unbestimmten Punkt vor sich gerichtet, während der Regen weiter hinabfiel und seine Kleidung weiter durchnässte und die silbernen Haare, die jetzt erst recht flüssig wirkten, noch mehr im Gesicht kleben ließen. "So. Jetzt habe ich vermittelt und jetzt zu mir und dir." Damit holte Frau wieder aus und klatschte dem Chief eine auf der anderen Wange. Vielleicht, damit sie am Ende beide gleich gerötet waren, aber auch, damit der Schmerz nicht zu groß wurde. "Ganz ehrlich, was ist mit dir los?! Ayanami wir werden einen Weg finden. Denkst du ich bekomm nicht mit, wie du versuchst dich von Eve und mir wegzuziehen um keinen von uns zu verletzen? Wie sehr du darunter leidest?! Ich bin nicht blind und wenn du willst, dass es dir besser geht, dann mach deinen Mund auf und rede mit mir! Schrei mich meinetwegen an, schlag auf mich ein oder wein an meiner Brust es ist mir scheiß egal. Hauptsache du lässt mich wissen, wie du dich fühlst." Der wütende, verletzte Ausdruck im Gesicht des Bischofs glättete sich und mit einem zärtlichen Lächeln strich er dem Silberhaarigen durch die Haare. "Sonst kann ich dir nicht helfen, Liebster." Damit zog er den Chief an seine Brust und hielt ihn wieder fest - mit der Hoffnung, dass dieser sich diesmal nicht dagegen wehren würde. Nicht diesmal. Und es schien Früchte zu tragen. Im ersten Moment wollte er sich noch von ihm wegdrücken, doch egal wie sehr es gegen seine Natur normalerweise sprach, dieses Mal waren seine Nerven blank. Irgendwann war auch die Grenze des Chiefs erreicht, der an diesem Punkt einfach nicht mehr weitergehen konnte und letztendlich die stummen Tränen sich nicht mehr aufhalten ließen, während sie über die fast schneeweiße Haut wanderten und er den Widerstand dagegen irgendwann aufgeben musste. „Keiner von euch versteht es.“ Die Verzweiflung keimte wieder auf und ließ die Kälte in seinem Herzen nur erneut wieder ihre Klauen nach ihm ausstrecken. „Alles was ihr könnt ist von euch reden, dass ihr mich lieben würdet. Alle beide. Aber es interessiert euch einen scheiß Dreck wie es mir dabei geht!“ Tatsächlich schlug er mit der Faust fast halbherzig gegen die Brust des Bischoffs, während seine Stimme zu zittern begann. „Es interessiert euch nicht einmal ob es mich überfordert oder nicht!“ Er lehnte die Stirn gegen den durchweichten Stoff und vermied damit in die tiefblauen Augen des Anderen zu sehen, die ihn nur verspotten würden. "Es interessiert uns," flüsterte der Blonde sanft, ohne einen Hauch von irgendetwas anderem außer bedingungslose Liebe. "Aber wir sind zu egoistisch es einzusehen, auch wenn es heißt, dass man seine Bedürfnisse hinter die seines Liebsten stellen muss. Und es tut mir an dieser Stelle aufrichtig leid, mein geliebter Ayanami." Damit wanderten die Hände vom Rücken zu den feuchten Wangen und strichen sanft darüber, unklar darüber, was nun die salzigen Tränen war, die er ab sofort hasste, oder der Regen, den Gott zu ihnen niederschickte. Frau wusste nicht, wieso er auf einmal so sentimental wurde, aber er dachte wirklich daran- nur kurz- das Gott seine Entscheidungen vielleicht bereute. Nicht alle, dafür waren es zu viele falsche gewesen, aber vielleicht ein paar. „Alles was ich wollte war mit dir zusammen zu sein. Aber Verloren wird immer wieder seine Finger im Spiel haben. Genau wie er nichts mehr will als bei ihr zu sein und ich fühle mich als wenn ich euch beide hintergehe. Ich kann das nicht!“ Wieder schlug er gegen den Brustkorb des Anderen, bevor er die Finger in den Stoff krallte. „Wie könnt ihr nur von mir verlangen, für euch beide das zu sein was ihr wollt…..“ Für einen Moment herrschte Stille. "Du hast Recht." Es waren drei Worte, wie 'Ich liebe dich' oder 'Ich hasse dich' und hatten sicherlich nicht weniger Bedeutung. Ayanami hatte wirklich Recht. Es war unbedacht und einfach nur egoistisch gewesen von dem Silberhaarigen zu verlangen, dass dieser sich um beide gleich kümmern konnte, dass er seine zweite Seele abstellen konnte mit einem einfachen Knopfdruck. Nein, es war sogar wirklich falsch gewesen dies von dem Mann zu verlangen, den Frau und Eve doch so sehr liebten - auch wenn es zwei verschiedene waren. Kein Wunder, dass der Chief so außer sich war. Die Finger glitten über die blassen Wangen, die so weich und glatt wie Porzellan erschienen, bevor sich Frau runter beugte und seine Lippen auf die des Anderen legte, ganz sanft, wie der Windhauch, der die blonden Haare gerade etwas mehr durchrüttelte. "Verzeih mir, Liebster," murmelte Frau, die Augen geschlossen und die Stirn gegen die des Chiefs gedrückt. Seine Arme hatten wieder ihren Platz um die Hüften des Anderen genommen, zogen Ayanami näher an den Körper des Bischofs. „Was weißt du schon…“ kam es nur halbherzig seitens des Violettäugigen, der nun die Augen geschlossen hatte und den Kopf zur Seite gedreht hatte, den Blick vehement von seinem Liebsten abgewandt. Er wollte ihn einfach nicht mehr hintergehen und dieses Doppelspiel führen. „Vielleicht sollte ich Eve einfach die Wahrheit sagen. Anders halte ich das nicht mehr lange aus.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage zu sich selbst, denn er wollte einfach nur noch reinen Tisch machen. Für einen Moment atmete Ayanami kurz tief durch bevor er sich etwas von ihm löste und den Kopf an den Hals des Anderen legte, wo er kurz einen Kuss auf die feuchte Haut hauchte. „Wollen wir… langsam wieder zurück…?“ fragte er dann und löste sich wieder ein Stück von ihm, wobei er schon bedauerte, dass er gleich dessen Wärme wieder verlieren würde, jetzt wo die Arme des Anderen doch so schön um seine Hüfte lagen. Zurück. Vielleicht war es doch Leviathan, der aus Bischof sprach oder der für ihn dachte, aber er wollte nicht zurück zu Eve. Er sah in ihr zwar langsam keine Bedrohung mehr, nicht so wie früher, aber trotzdem war da immer noch ein kleiner Stich der Eifersucht und der Schuld, wenn er sie ansah. Schuld, weil er den Mann liebte, den sie nie haben konnte, denn Ayanami schien immer mehr Besitz von seinem Körper zu erlangen - anders als Verloren. Und Eifersucht- nun, dass Thema war ja schon vor langer Zeit geklärt worden. "Eine gute Idee- ich glaube, ich kann meine Füße und Hände nicht mehr spüren," grinste der Blonde, bevor er den Arm um die Schultern des anderen legte und ihn zurück zur Herberge führte, während der Regen wieder etwas mehr wurde. Der Stoff seiner Kleidung klebte an seinem Körper und wahrscheinlich sahen sie beide wie begossene Pudel aus als sie zurück in der Herberge ankamen und der Chief für einen Moment unsicher wurde ob er dieses Mädchen wirklich sehen wollte. Doch es führte einfach kein Weg mehr daran vorbei, zumal der Todesgott in ihm ihn ebenfalls wieder zu ihr zog. Als er den Blick durch das Zimmer schweifen ließ, wanderte seine Aufmerksamkeit erst zu dem Essen was wohl noch niemand angerührt hatte und dann zu Eve, die wieder in ihrem Bett lag und zu schlafen schien. Gerade so hatte er bemerkt dass der Blondschopf ihm ein Handtuch zugeworfen hatte und fing dieses auf, bevor er sich begann die Haare damit abzutrocknen. Erst das Niesen seitens Zehels ließ ihn wieder aufhorchen und ein schiefes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Sieht beinahe so aus, als bist du derjenige der sich was eingefangen hat.“ Erwiderte er dann nur und ließ das Handtuch um seinen Hals liegen als sich seine Aufmerksamkeit kurz auf das Mädchen mit den fliederfarbenen Augen richtete, welche nun wieder wach wurde. "Hoffentlich bist du nicht erkältet, Frau," sagte die Brünette besorgt und der Bischof stellte mit Freude fest, dass ihre Stimme langsam genauso lieblich und honigsüß wie bei ihrem ersten Treffen klang. Und langsam konnte Frau sehen, wieso sich Verloren in so eine Schönheit verliebt hatte. "Ach was," winkte Frau nur grinsend ab, doch er musste noch einmal niesen und dann leise husten. Eve hob skeptisch eine Augenbraue hoch, dann lächelte sie zärtlich. "Frag doch unten bei der Rezeption nach einem Tee, Frau. Der beugt Erkältungen vor." Ayanami blieb nicht verborgen das sie kurz ihn ansah und dann schnell wieder wegblickte als wenn sie sich nicht trauen würde ihm in die Augen zu sehen. Wieder biss er sich auf die Lippe und stellte sich die Frage ob er es wirklich tun sollte, doch sein Gewissen riet ihm erneut lieber reinen Tisch zu machen. Es würde sich zumindest niemand mehr verstecken müssen und das war auch gut so und noch dazu würde sie und auch Frau es verstehen wenn er zwischenzeitlich keinem von beiden Nahe war, wenn sie alle zusammen waren. Mit einem stummen Seufzen war er während dieser Gedanken zu Frau gegangen und legte eine Hand auf die Schulter des Blauäugigen. „Kommst du kurz alleine klar?“ Er blickte in die tiefblauen Spiegel, hoffte dass er verstehen würde und richtete sich dann wieder auf, bevor er zu Eve ging. "Ja klar. Lasst euch Zeit." Damit klopfte sich Frau wieder mit der Faust gegen die Brust, bevor er nach dem Wasserglas griff und es mit zwei großen Schlucken leer trank. Halfen tat es nichts. „Kann ich kurz mit dir reden?“ fügte er dann letztendlich nach einem kurzen Nicken zu Frau hinzu. Es war für ihn eher ungewohnt so vorsichtig zu sein, aber er wollte weder sie noch sich selbst erneut so aufregen, das konnten sie jetzt eigentlich gar nicht gebrauchen. Sachte umfasste er ihre Hand, bevor er noch einmal kurz zu dem Bischoff blickte und mit ihr das Zimmer erneut verließ. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl in den Klamotten und in der ganzen Situation, aber er musste es einfach sagen, denn er würde das nicht mehr lange so durchziehen können. Die Unsicherheit kehrte wieder zurück sobald er die Tür geschlossen hatte und sie sich alleine in diesem Flur befanden. Unsicher strich Eve sich ihr T-Shirt glatt, in das sie gewechselt hatte, als Frau und Ayanami draußen gewesen waren und dann fummelte Gottes Tochter nervös an einer Haarsträhne herum. Trotzdem konnte Eve es nicht verhindern, dass ihr Blick dem des Silberhaarigen begegnete. „Also wegen vorhin… ich wollte dich nicht so anfahren. Es war nur alles ein bisschen viel in der letzten Zeit und du bist uns wirklich wichtig…. Du bist mir wichtig… verstehst du? Aber… ich denke es gibt da etwas was du wissen solltest, auch wenn es dir nicht gefallen wird.“ Die amethystenen Augen richteten sich wieder zu Boden, während eine Hand sich die klammen Strähnen aus dem Gesicht strichen. 'Du bist mir wichtig'. Aber es waren nicht Verlorens Worte, es waren die Worte von jemanden, der sie nicht kannte. Den Eve nicht kannte - ein Unbekannter, der den Körper mit ihren Liebsten teilte. Und auch wenn Ayanami ihr versuchte weis zu machen, dass es zwei Seelen in den Körper gab, so war sich Eve ziemlich sicher, dass nur eine da drinnen herrschte. „Wie du sicher weißt sind Verloren und ich vielleicht fast immer nahezu eine Person, weil wir uns ähneln im Handeln und in unseren Entscheidungen. Aber an sich ist es das nicht … Ich weiß nicht was du denkst oder dir ausmalst, aber Verloren liebt dich wirklich. Nur…“ Unruhig lehnte er sich gegen die Wand und suchte nach den richtigen Worten. Verdammt. Er war einfach nicht gut in solchen Dingen. „… also… seine Gefühle, sind nicht vergleichbar mit meinen… das ist das ganze Problem an der Sache und ich kann einfach nicht mehr dauernd hin und her wandern ohne dich belügen zu müssen. Was ich weder auf Dauer kann noch will… und… Frau gegenüber wäre es auch nicht gerecht, dich… nicht in Kenntnis zu setzen darüber.“ Mit jedem Wort was er gesprochen hatte, wurde er am Ende leiser als es um den Bischoff ging. „Diese Sache mit ihm… hatte schon angefangen bevor wir dich trafen…. Aber ich konnte mich nicht gegen die Gefühle Verlorens stellen und ich wollte es auch nicht…. Er hat dich so lange gesucht…“ Unsicher sah Eve zu der geschlossenen Tür, hinter der wahrscheinlich ein Ghost und ein Bischof sich zu Tode hustete. Danach begegneten die fliederfarbenen Augen ihres gleichen und Eve konnte nicht anders als leicht zu lächeln. Mehr nicht. Auch wenn es weh tat wie Feuer und ihr Herz das Gefühl hatte weitere Risse zu erleiden, so verstand sie endlich, wieso sich der Silberhaarige manchmal von ihr entfernte, wenn Frau dagewesen war oder wieso er noch nicht die Worte gesagt hatte, die sie so gerne hören wollte. Und trotz des Lächelns bekam Eve wieder Angst. Verloren war so nahe und dann doch so weit weg. Wann würde er wieder Herr über diesen Körper sein? Wann könnte er sie in den Arm nehmen und sie küssen und ihr diese drei Worte sagen? Bald? In ferner Zukunft oder nie? Unwohl umklammerte Eve ihre eigenen Oberarme, doch das zärtliche Lächeln auf ihren Lippen blieb. Zumindest konnte es ja nicht schlimmer werden - sie hatte Verloren schon einmal hergeben müssen. Es würde nicht noch einmal vorkommen. "...Danke." „Was?“ Gottes Tochter atmete einmal tief durch, dann noch einmal und dann noch ein drittes Mal, bevor sie die Distanz zwischen ihnen überbrückte und den silberhaarigen Chief, den sie doch gar nicht kannte, umarmte. Sie drückte ihr zartes Gesicht gegen seine Brust, obwohl diese klitschnass war. Ihre feinen Finger kraulten kurz die Schulterblätter des Anderen, bevor sie sich wieder von ihm entfernte. "Ich werde... mir Mühe geben, dich kennen zu lernen, Ayanami - als Person. Weißt du, ich... mag dich. Schon nur dafür, dass du den Mut aufgebracht hast mir das hier zu sagen. Danke." Ayanami wollte niemanden verletzten und er selbst kam damit auch nicht wirklich zurecht, aber was sollte er daran ändern? Wie Frau schon sagte, von beiden fernhalten konnte er sich auch nicht. „Es… tut mir Leid, dass es nicht das ist was du hören wolltest. Aber … wirklich ändern kann ich es auch nicht… auch wenn ich es gerne würde. Das Ganze ist mir einfach zu kompliziert. Keiner von euch beiden kann mit dieser Situation glücklich sein und ich fühle mich als hintergehe ich euch beide, auch wenn Verloren dich liebt.“ "Es muss dir nicht leidtun. Man sollte sich nicht über etwas aufregen, was man zurzeit nicht ändern kann- okay? Vielleicht später, wenn Sin aus der Welt ist werden wir einen Weg finden diese... Dreiecks-Sache zu lösen doch für diesen einen Moment lassen wir es sein. Ich werde mich zurück halten, denn es ist dein Körper. Dein Leben und nicht das von Verloren - so schwer es mir auch fällt das zu sagen. Und du kannst mit deinem Leben tun und lassen was du willst, okay? Du quälst dich zu sehr, Ayanami. Du schuldest Verloren nichts und du schuldest mir nichts. Nur schon zu wissen, dass Verloren 'hier' ist, dass er mich liebt und das ich die Möglichkeit habe ihn irgendwann wieder zu sehen reicht mir schon." Damit streckte Gottes Tochter ihre Hand aus und berührte sanft die Wange des Silberhaarigen, bevor sie sich entfernte und wieder zur Tür ging. Es tat weh ihn anzusehen. Es tat weh zu wissen, dass Verloren nicht wirklich 'da' war im Moment. Aber es tat ihr noch mehr weh, weil sie wusste, dass ihre Worte die Wahrheit ausgedrückt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)