Sherlock Holmes - Einem Mythos auf der Spur- von Ryukin ================================================================================ Kapitel 7: Neuigkeiten ---------------------- Die Times berichtete auch drei Tage nach dem Vorfall im Uhrturm über das Thema. Während dieser Zeit widmete sich Holmes seiner Skulpturen. Das Reh stand vor dem Fenster und die zwei kleinen Vögel saßen auf seinem Schreibtisch. Wenn noch mehr Tierskulpturen aufgetaucht wären, hätten wir ein Naturkundemuseum eröffnen können. Das verdiente Geld wäre in unsere Miete eingeflossen. Denn damals konnten wir sie gerade noch so pünktlich aufbringen. Holmes hätte sicherlich Geld wie Heu haben können, wenn er nicht damals schon seine Fälle nach Interesse ausgesucht hätte. Auf dem Esszimmertisch stapelten sich allmählich die vielen Briefe mit Hilferufen.Wer wusste schon, welche armen Seelen um Holmes' Beistand anfragten. „Gütiger Himmel, Holmes! Sie sollten wirklich mal Ihre Briefe öffnen.Es sind sicherlich einige dringende Angelegenheiten dabei.“ „Nein Watson, das ist nur belangloses Zeug. Ich hatte die Briefe schon durchgeblättert.“ Holmes stand an seinem Chemietisch und experimentierte mit verschiedenen Substanzen. Ich nahm die Brief in die Hand und wendete sie. Dabei bemerkte ich, dass sie ungeöffnet waren und lag sie stutzig bei Seite. Auf einmal stieg mir ein beißender Geruch in die Nase und meine Augen fingen an zu brennen. Schnell riss ich das Fenster auf und schnappte nach Luft. „Zum Teufel, es stinkt bestialisch. Wann sind Sie endlich damit fertig?“ „Das wird sich gleich zeigen!“ Er tröpfelte noch eine Flüssigkeit in das brodelnde Zeug in dem Glasbehälter, den er mit einer Holzzange festhielt. Daraufhin zischte es kurz und das Gemisch sprudelte über. Leise fluchend stellte er das Glas ab. Seufzend stopfte er seine Pfeife und schwang sich auf den Sessel. Als ich auf die Bakerstreet hinab sah, konnte ich beobachten, wie eine Polizeidroschke vor unserer Tür hielt. Kurze Zeit später waren eilige Schritte vom Flur aus zu hören. „Er sucht wieder um Rat. Lassen Sie den werten Inspektor Lestrade eintreten“, schmunzelte der Detektiv. Ich wollte gerade die Tür öffnen, als sie mir gegen die Stirn knallte. „Können Sie nicht aufpassen, Inspektor!“ Wütend hielt ich mir die zugezogene Beule. „Dr., ich wusste nicht..Es tut mir aufrichtig leid. Aber Sie können sich nicht vorstellen, was geschehen ist!“ „Dann setzen Sie sich doch und erzählen Sie es uns,“ bat Holmes. „Zur kurzen Info: Es bezieht sich noch auf den Big Ben Fall. Nachdem Owen Hamilton in der Gefängnisdroschke saß, war er sehr nachdenklich. Und nachdem wir ihn in die Gefängniszelle sperrten, verstarb er plötzlich an Organversagen. Die Obduktion ergab, dass er vergiftet wurde. Aber um welches Gift es sich dabei handelt, ist noch ungewiss. Aber nun zum Kuriosen. Mr. Hamiltons Leichnam wurde heute morgen als vermisst gemeldet. Jemand muss ihn gestohlen haben! Und dieser Jemand ließ dieses Telegramm auf der Liegefläche des Toten zurück. Es ist an Sie gerichtet, Mr. Holmes! Und nun will ich verdammt nochmal wissen, was Sie damit zu tun haben!“ „Das wüsste ich auch gern. Was steht darauf?" Wenn Sie wissen wollen, wer den Leichnam gestohlen hat, fragen Sie doch einfach bei Sherlock Holmes nach. „Leider kann ich Ihnen Nichts sagen, Inspektor!“ Er zerknüllte das Papier und warf es in den Kamin, welches dort in Flammen aufging. „Nun gut, Mr. Holmes. Sie wissen wohl mehr als Sie zugeben. Sie wollen sicherlich das Leichenschauhaus inspizieren? Wir treffen uns dort in einer Stunde! Auf Bald!“ Die Tür fiel hinter Lestrade ins Schloss. „Holmes, könnte es sein, dass dieser Brief von Miss Oneggro stammt?“ „Gut möglich!“ „Was um Himmels willen will sie mit einer Leiche? Sie hatte Ihnen lediglich den Auftrag erteilt, die Sache mit den versteinerten Figuren aufzuklären.“ Ich konnte mir keinen einzigen Reim darauf machen. Und Holmes wohl auch nicht. Er antwortete mir nicht. Man merkte, wie er versuchte seine neue Kundschaft irgendwie in seinem Sammelsurium an Informationen unterzubringen. „Watson, wir haben mehrere Sachen zu klären und dabei brauchen wir dringend Hilfe.“ Der Detektiv trat zum Fenster und pfiff eine Kombination aus zwei dunklen und einem hellen Pfeifton. Ein Straßenjunge kam herbei geeilt. Holmes winkte ihn hinauf. „Sie brauchen meine Hilfe, Mr. Holmes?“ fragte der Junge. „So ist es Tony. Bitte suche eine Zigeunerfrau mit ihrem Warenkarren. Sie trägt ein buntes Kopftuch und einen alten Rock und Mantel. Ihre Haare sind Feuerrot. Daran solltest du sie schnell erkennen können. Hier hast du schon einmal ein paar Groschen. Den Rest bekommst du, wenn du mir den Aufenthaltsort der Dame berichten kannst.“ Tony nickte und rannte zurück zur Bakerstreet. Holmes sah mir ernst und fest entschlossen in die Augen. Sein Blick ließ mich leicht frösteln. Aus der Starre heraus, fragte ich nach unserem weiteren Vorhaben. Dabei erhielt ich nur eine knappe Antwort. „Sie gehen bitte zur Stadtbibliothek und holen mir Bücher über toxische Pflanzen sowie alles über Tierbildhauer.“ Etwas pikiert schnappte ich nach meiner Melone und meinen Gehstock und wir verließen gemeinsam die Wohnung. Wir trennten uns stillschweigend an der nächsten Kreuzung. Ich wäre nur zu gern mit ihm ins Leichenhaus mitgegangenen. Jetzt muss ich alte staubige Bücher besorgen. Zu meinem Eingeständnis war der Weg zur Bücherei eine Wohltat für meine Glieder. Ich ließ die letzten Tage vor meinen Augen Revue passieren und merkte wie es mich innerlich aufwühlte. Also zwang ich mich an etwas anderes zu denken. Ich schaute mich um und sah glückliche Pärchen und spielende Kinder. Ich erhoffte mir, dass sich die gute Laune etwas abfärben würde. Doch es blieb nur bei der Hoffnung. Als ich vor der verzierten Türe der Bücherei stand, holte ich noch einmal tief Luft. Beim Eintreten kam mir die gammelige Luft entgegen, die alte Bücher nun mal in sich haben. Dieser Geruch löste in mir ein Unwohlsein aus. Es mochte wohl damit zusammenhängen können, dass ich in jungen Jahren zu oft hier gewesen war, um bis in späte Stunden für mein Studium der Medizin zu büffeln. In der Bücherei gab es wirklich alles, was das Literaturherz begehrte. Mit der Zuversicht keins von Holmes' gewünschten Büchern ohne Hilfe finden zu können, peilte ich umgehend den Bibliothekar an. Dieser war tief in einem alten Ledereinband versunken. „Guten Tag , ich suche Bücher über toxische Pflanzen, sowie über Bildhauer, die sich auf Tiere spezialisiert haben.“ Der gute Mann war so in sein Buch vertieft, dass er nicht reagierte. Damit er auf mich aufmerksam wurde, räusperte ich mich mehrmals. Mit kleinen trüben Augen blickte er mich durch seine runde Sehhilfe an, die er sich mit dem Zeigefinger auf den Nasenrücken schob. „Ja bitte, Sir? Wie kann ich behilflich sein?“ Er richtete sich auf und gab mir die Hand. Er trug ein zerknittertes Hemd und zu kurze Hosen. Die Schuhe waren abgenutzt aber gepflegt. „Ich suche Bücher über toxische Pflanzen, sowie über Bildhauer, die sich auf Tiere spezialisiert haben.“ wiederholte ich mich. Der kleine Mann nickte freudig und war für einige Minuten verschwunden gewesen. Mit einer kleinen Bücherauswahl trottete er zum Tresen und überreichte sie mir. „Sie können versichert sein, dass ich Ihnen die besten Werke ausgesucht habe. Hiermit werden Sie Ihren Wissensdurst stillen können.“ Ich nickte ihm freundlich zu und erkundigte mich, was er vorhin mit soviel Begeisterung gelesen hatte. Er klatschte freudig in die Hände. „Sie werden es vielleicht uninteressant finden, aber ich lese zur Zeit die griechische Mythologie. Gerade las ich das Kapitel über Perseus.“ Bevor er mir das ganze Buch zitierte, machte ich mich schleunigst wieder auf den Nachhauseweg. So wie ich es befürchtet hatte, war mein guter Freund noch nicht wieder zurück gekehrt. Ich nutzte die Gelegenheit für ein kleines Schläfchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)