Von wegen Freundschaft! von _Masaru_ (Ein Leben auf dem Internat...) ================================================================================ Kapitel 9: Abschied ------------------- 9. Abschied […] Meine Arme schlangen sich wie von selbst um den zierlichen Körper von meinem geliebten Zwilling. Erneut schloss ich genießerisch meine Augen und atmete seinen herrlichen Duft ein. Jetzt hatte wohl er recht. Es konnte so nicht weitergehen. Ich werde Vjet meine Liebe gestehen. *** Je näher der Tag von Joels Abreise kam, desto nervöser wurde ich. Ich wusste ganz genau was ich zu tun hatte, wenn die Schule wieder begonnen hatte, doch damit stieg die Angst auch immer weiter an. Wie würde er reagieren? Würde er...mich hassen? Davor hatte ich am meisten Angst. Ich hätte meinem Bruder nicht zustimmen dürfen, ich hätte es ihm nicht versprechen dürfen. Auch wenn er recht hatte. Auch wenn ich mir dessen mehr als alles andere bewusst war. Während der Zeit, in der mein Zwilling hier war, schlief er immer bei Max auf der Couch und besuchte mich unter Tags immer, um mit mir etwas zu unternehmen. Auch mein heißgeliebter Wuschelkopf war oft mit von der Partie, obwohl es mir ehrlich gesagt lieber gewesen wäre, wenn er nicht dabei gewesen wäre. Nicht, weil ich ihn nicht mehr mochte, aber ich brauchte Zeit zum nachdenken. Seit Tagen lag ich nachts fast ununterbrochen wach in Vjets Armen, machte mir Gedanken über das Baldige und trotz der Gewissheit, dass er gemerkt hatte, dass ich mir wegen irgendetwas den Kopf zerbrach, hatte er noch nichts gesagt. Vielleicht wartete er darauf, dass ich von alleine auf ihn zu kam, aber das würde ich dieses mal nicht. Wie könnte ich denn auch! Sollte ich auf ihn zugehen und fragen: „Hey weißt du wie ich dir am besten meine Liebe gestehe, ohne dass du mich danach gleich verabscheust?“ Also bitte, als ob ich so etwas machen würde. Ich wäre viel zu feige dafür. Zumindestens schaffte es meine bessere Hälfte mich etwas abzulenken, doch wenn ich bei ihm war, musste ich nur die ganze Zeit an unseren baldigen – hundertprozentig tränenreichen – Abschied denken, mit den Wissen, dass ich ihn bis Weihnachten nicht mehr sehen würde. Ich bekam jetzt schon fast das Heulen. Wer konnte mich aber auch nicht verstehen? Trotz so vielen dummen Gedankengängen meinerseits genoss ich die Zeit mit meinem Bruder ungemein sehr. Seit Kindertagen waren wir ein Herz und eine Seele und nichts was wir je angestellt hatten, taten wir ohne den anderen. Wir waren keine einfachen Zwillinge. Jedenfalls sagten wir uns das immer, deshalb wusste wir auch, dass es stimmte. Und allein der Gedanke daran, dass er bereits morgen wieder abfahren würde, zurück nach Italien, trieb mir die Tränen in die Augen. Warum verging die Zeit nur so schnell? Ich wollte sie anhalten. Anhalten, damit er für immer an meiner Seite bleiben konnte und nicht weg musste. Auf ewig. „Alles okay Jessy?“ Ich versuchte die Tränen erfolgreich zu unterdrücken und blickte in das glücklich, aber gleichzeitig traurig wirkende Gesicht meines Mitbewohners. Der Mond erhellte unser Zimmer, denn es war bereits spät Nachts, wenn nicht sogar schon über Mitternacht, und ich konnte wieder nicht schlafen, doch dieses mal aus einem anderen Grund. Joel würde mich wieder allein lassen. Bereits in wenigen Stunden. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, während ich mich gleichzeitig näher an ihn drückte. Hätte ich jetzt geredet, wären die Tränen nur so aus mir geströmt. Es erfüllte mich mit Freude, dass er hier bei mir war. Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich schon längst vor lauter Trauer gestorben, aber er war da und hielt mich wie immer fest in seinen Armen. Ich konnte ihn seufzen hören und schämte mich, dass ich ihn da mit rein zog. Er hatte nicht wirklich etwas mit meinem Bruder zu tun, auch wenn sie sich gut verstanden hatten, und trotzdem musste er mich jetzt so niedergeschlagen sehen und mich trösten, obwohl ich es nicht von ihm verlangte oder gar erwartete. Klar war Vjet unglaublich liebenswürdig, aber dass er sich jetzt so fürsorglich um kümmerte, hatte ich ihm nicht zugetraut. Das traute ich fast niemanden zu. Ich wusste auch nicht warum, obwohl es eigentlich recht dumm von mir war so zu denken. „Ich kann verstehen, wenn du traurig bist. Hab ja selbst Geschwister, aber...bitte versuch zu schlafen, ja? Hier zu liegen und sich um weiß Gott was Gedanken zu machen bringt auch nichts. Außerdem, es ist bald Weihnachten und da fährst du dann zu ihm! Deshalb...bitte...“ So sanft wie immer strich er mir durch meine Haare und ich spürte, wie er mir einen Kuss auf jene gab. Trotz des ganzen Trubels konnte ich nicht anders, als deswegen fast an die Decke zu gehen. Denn...hallo! Vjet, mein Vjet, hat mich gerade geküsst!! Wenn auch nur auf meine Haare...aber immerhin! Außerdem hatte er seinen Wange leicht gegen meinen Kopf gelegt, um mir so wohl mehr halt zu geben und zu signalisieren: Ich bin da und gehe nicht weg. Ich konnte kaum glauben, wie sehr ich bereits in ihn verliebt war. Wie abhängig ich von ihm war. „Gut...“ Und auch wenn ich nicht mehr damit gerechnet hatte, überkam mich die Müdigkeit, die ich die ganze Zeit verdrängt hatte und ich hatte es wohl meinem Mitbewohner zu verdanken, dass ich tatsächlich langsam aber sicher weg dämmerte, bis ich eingeschlafen war... „Du weißt, was du zu tun hast, nicht wahr Maus?“, flüsterte mir mein Bruder ins Ohr, als ich gerade dabei war, ihm sein schönes blau-kariertes Hemd voll zu heulen. Ich nickte nur und kuschelte mich enger an ihn, wie es überhaupt möglich war. Es war soweit. Er würde mich wieder verlassen. Jetzt. In 10 Minuten. Auf so lange Zeit. „Also ruf mich dann an! Ich zähle auf dich!“ Lächelte er mich an, während er mir die Tränen sanft und behutsam aus dem Gesicht strich. „Natürlich“, schluchzte ich leise. Zu mehr war meine Stimme momentan nicht möglich. „Und du weißt, was du zu tun hast, Süßer?“ Diesmal ein Nicken seinerseits. Ja. Wir würden unser Versprechen einhalten, wie immer schon. Noch einmal drückte er mich ganz fest an sich und ich konnte genau spüren, wie etwas nasses auf meine Schulter tropfte. Joel war genauso traurig wie ich. „Pass gut auf dich auf, addio mein Mäuschen!“ Nachdem er mir zum nun letzten mal auf längere Zeit einen Kuss auf die Stirn drückte, winkte er den anderen, die ich in meiner Trauer vollkommen ignoriert hatte und immer noch nicht wahrnehmen konnte, das letzte mal zu. „Ich liebe dich!“, rief ich ihm tränenüberströmt entgegen, als er langsam Richtung Zug marschierte. „Ich dich auch.“ Ein kleines Lächeln, ein Handkuss und keine Sekunde später war er im Zug verschwunden, der ihn zurück nach Italien bringen würde. Bis dato wusste ich nicht wie abhängig ich doch von meinem Bruder war. Ein Gefühl der Leere machte sich in meinem Körper breit, so als hätte er ein Teil meines Herzens geradewegs mitgenommen, damit er nicht so alleine war. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich wie paralysiert auf den bereits abgefahrenen Zug gestarrt hatte, bis sich von einem auf den anderen Moment plötzlich zwei leicht muskulöse Arme von hinten um mich schlangen und mich beschützend an sich zogen. Ich spürte, wie sich ein Kopf auf den meinen legte, während ich genießerisch die Augen schloss und den Duft einatmete, den ich von tausend anderen heraus unterscheiden könnte und mich mehr als alles andere süchtig machte. Süchtig nach ihm. Vjet. Er war bei mir. Er würde bei mir bleiben. „Lass uns nach Hause gehen.“ Mein Zuhause. Ich musste mir eingestehen, dass mein Zuhause nicht mehr bei meiner Familie war, nicht mehr in Italien, denn mein Zuhause war dort wo er war. Egal wo ich hingehen würde, solange er bei mir sein würde, würde ich mich wohl fühlen und es 'Zuhause' nennen können. Vielleicht aber sah ich das alles in diesem Moment aber auch zu sehr durch die rosarote Brille, schließlich waren wir kein Paar, nur ganz einfache Freunde. Noch... Ich konnte es nicht, ich konnte es nicht, verdammt noch mal, es ging einfach nicht!! Es war ein riesengroßer Fehler gewesen mit Joel das Versprechen eingegangen zu sein, denn egal was ich mir in den letzten Wochen ausgedacht hatte, alles war scheiße gewesen. Und das stimmte tatsächlich. Klar hatte ich nicht versucht einfach auf ihn zuzugehen und es Vjet einfach direkt ins Gesicht zu sagen, aber ich hatte mich mit Eli und Tom beraten. Jeder einzelne Vorschlag meinerseits, fanden die anderen zum Lachen und einfach nur dämlich und jeden Vorschlag ihrerseits stoß bei mir auf Widerstand, schließlich würde ich nicht einfach über ihn herfallen und ihm einen blasen, wenn er noch am schlafen war! Wie kam Tom bitte auf diese bescheuerte und vor allem absurde Idee, hm? Zumindestens schien es mein Bruder auch nicht leichter zu haben. Wir hatten uns zwar versprochen, gleich nach den Ferien mit der Sprache heraus zu rücken, aber seitdem waren bereits fünf Wochen vergangen und in zwei Wochen fingen schon die Winterferien an. Mein Süßer war deshalb, weil er eben ebenfalls nicht wirklich bei Alois weiterkam – er hatte ebenso wenig einen richtigen Plan wie ich –, mir nicht sauer oder gar böse deswegen und ich ihm auch nicht. Aus dem Grund hatten wir einfach unseren Zeitraum auf 'bis zum Valentinstag' gesetzt. Eigentlich eine recht lange Zeit, aber so wie ich es ihm Gefühl hatte, würde dieser Tag schneller kommen, als ich überhaupt denken konnte. Ich hatte keine Lust mehr! „Oi Jess jetz konzentrier' dich mal, wir haben in einer Woche Aufführung und wollen's nich vermasseln!“ Irritiert hob ich den Kopf und suchte den Auslöser für mein plötzliches Erwachen aus dem Gedankenstrudel. Letztendlich stellte es sich als Ra heraus, der etwas leicht genervt aussah. Aber er hatte ja recht. In einer Woche war das Weihnachtskonzert meiner Schule und das beste war halt, dass wir als Band auftreten und ein paar Lieder spielen durften! Wir hatten uns alle richtig gefreut, als uns der Schulleiter vor zwei Wochen darüber informiert hatten, denn eigentlich waren wir nicht eingeplant gewesen, doch jetzt war es umso besser. „Sorry...“ Murmelte ich, während ich versuchte mich auf den Songtext und die Melodie zu konzentrieren. Langsam aber sicher hatte ich sogar alle bereits dagewesenen Songtexte im Kopf und zusammen hatten wir sogar einige meiner Lieder einstudiert, weshalb wir hofften, dass wir es unserer Schülerschaft nächste Woche zeigen konnte, damit sie mal erkannte, was es hieß talentiert zu sein. Ja ich war eingebildet. „Liegt wahrscheinlich daran, dass du Vjet seit heute morgen nicht mehr gesehen hast, aber bitte versuch dich noch für zehn Minuten zu konzentrieren, Kleiner.“ Der Schwarzhaarige zwinkerte mir zu und ehe ich noch hätte protestieren können stimmten sie grinsend das nächste Lied an. Jaja macht euch nur über mich lustig, aber es lag bestimmt nicht daran, dass ich den Wuschelkopf heute den ganzen Tag noch nicht gesehen hatte!...Nur ein bisschen vielleicht. Man konnte es mir aber auch nicht übel nehmen, ich hing schließlich noch mehr an ihm als vor ein paar Wochen. Er ist irgendwie zu meinem Rettungsboot geworden, dass immer da war, wenn ich es brauchte und mich in den Arm nahm. Vjet behandelte mich nach wie vor – oder sogar noch mehr – wie einen Schatz, etwas Kostbares, weshalb er selbst Schuld war, dass ich mich noch mehr in ihn verliebte als bereits geschehen. Wirklich jeder würde behaupten er täte dies, weil er mich liebte und beschützen wollte. Letzteres mochte wirklich stimmen, aber ich konnte mit völliger Gewissheit sagen, dass er mich nur als Kumpel mochte. Er hatte eben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, vor allem bei mir, da ich ja eh so klein und feminin war. Kurz gesagt, ich wirkte einfach schwach und zerbrechlich, wie eine Porzellanpuppe. Jedenfalls war mein Mitbewohner heute bereits um sieben in der Frühe aus meinem warmen, bequemen Bettchen verschwunden, da er mit seiner Theater-AG verreisen würde. Verreisen war zwar das falsche Wort, doch für mich fühlte es sich so an, als hätte ich ihn seit Monaten nicht mehr gesehen. In Wirklichkeit würde er bereits in weniger als einer Stunde wieder da sein. Irgend so ein Kurztrip, bei dem sie nebenbei ein Theaterstück anschauen wollten. Warum ihnen das erlaubt wurde und mir und der Band ein paar freie Tage zum Proben nicht, konnte ich nicht sagen. Unfair war es jedenfalls. Ansehen tat man es Vjet ebenfalls nicht, dass er überhaupt schauspielerte und – wie er mir selbst gesagt hatte – auch wirklich Spaß daran hatte. Man schätzte ihn auf den ersten Blick anders ein, wie er eigentlich war, was im großen und ganzen mein Interesse über ihn steigerte, da ich unbedingt jede Eigenschaft des Braunhaarigen herausfinden wollte. Eineinhalb Stunden später war mein Mitbewohner immer noch nicht da, weshalb ich, die Sorgen auszublenden versuchend, mit meinen Ohrstöpseln in den Ohren gedankenverloren auf meinem Block 'rumkritzelte. Sonderlich begabt war ich nämlich wenn es ums Zeichnen ging nicht, deshalb war es auch recht selten, dass man einmal ein Bild von mir als 'sehr gut' abstempeln konnte. Kunst interessierte mich ja sowieso eher weniger, dennoch lenkte es mich im Moment ab. Die Musik tat ihr übriges. Meine Umgebung vollkommen ausgeblendet schmückte ich mein Wäldchen mit dem Flüsschen noch mit einem Straßenschild und einer Bank. Das das Bild überhaupt keinen Sinn ergab, war mir gerade recht egal. Nur das von einer Sekunde zur anderen ich fast einem Herzinfarkt erlitten hätte, konnte und wollte ich nicht tolerieren. Ich war zudem so geschockt, dass ich gut eine halbe Minute brauchte um zu realisieren, dass mir jemand meine Ohrstöpsel geklaut hatte und zwei mir bekannte starke Arme um meinem Oberkörper lagen. Diese Arme trugen auch die Schuld für meinen Beinahe-Tod. Wobei ich mal wieder maßlos übertrieb. Kichernd wurde ein Kopf auf meinen gelegt. „Ganz schön schreckhaft, aber ich sollt's gewohnt sein bei dir.“ Ein kleines Schnauben konnte ich mir nicht verkneifen, was ihn aber erst recht zum lachen animierte. Es ließ mich aber nicht davon abhalten genießerisch meine Augen zu schließen, wobei ich seine Wärme in mich aufnahm. Selig lächelnd legte ich meine Hände auf seine Unterarme. „Du bist ganz schön spät, Vjet.“ „Wir sind in einen Stau geraten. Tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast, Jessy“, erwiderte er und drückte mir als Entschuldigung einen Kuss auf meinen Kopf. Hach...wegen mir konnte die Zeit jetzt stehen bleiben, damit ich diesen Moment richtig genießen konnte. Zwar machte er das in letzter Zeit öfter, aber ich freute mich jedes mal wieder, als wäre es der erste Kuss, den ich von ihm bekam. „Ich hab mir keine Sorgen gemacht“, meinte ich trotzig, wusste dennoch, dass er es mir nicht abkaufte. Ich mir eigentlich auch nicht. Er lachte wieder auf und vergrub daraufhin sein Gesicht in meinen Haaren. Unsere jetzige Beziehung könnte – fast – nicht besser sein. Dieses Gefühl von ihm genauso gebraucht zu werden, wie ich ihn brauchte war einfach unschlagbar. Wenn ich ihm jetzt meine Liebe gestehen würde...wäre das nur alles vorbei. Oder nicht? „Hab dich vermisst“, murmelte er gegen meinen Kopf, während seine Arme mich noch fester umklammerten. Ich wusste was er meinte. Ich ihn auch. Jede Minute, die ich ihn heute nicht gesehen hatte, ihn aber sonst jeden Tag sehe, war wie eine endlich währende Qual, die ich ungern wieder erleben wollte. Doch kein einziges Wort verließ meine Lippen, nur ein zustimmendes Gebrumme, dennoch schien es ihm zu genügen. Wir waren teilweise schon soweit, dass wir uns in manchen Situationen ohne Worte verstanden, wie eben jetzt. Trotzdem hatte ich ihn mehr vermisst als er mich. Schließlich liebte ich ihn. „Und was war bei dir heute so los?“, fragte er mich ohne Zusammenhang, dennoch antwortete ich ihm nach kürzerem Überlegen. Der Tag war einfach an mir vorbeigezogen, ohne dass ich viel mitbekommen hatte. Ich war zu sehr in Gedanken. „Schule, Bandprobe für unseren Auftritt, Langeweile, du siehst es ja.“ Dabei deutete ich auf mein Gekritzel und ich konnte ihn kichern hören. „Wie war der Ausflug?“ „Klasse! War wirklich toll. Hätte mich gefreut, wenn du dabei gewesen wärst, dann wär's noch schöner gewesen.“ Erneut ein Kuss auf meinen Kopf. Ich wär ja auch gern mitgekommen, nur war ich für das Theater nicht geeignet, da reichte mir mein eigenes Leben schon. Das war anstrengend genug, wobei momentan...da war ich der glücklichste Mensch auf der Welt! Konnte es nicht ewig so sein wie gerade? „Bin nicht gut im schauspielern...“, murmelte ich mit den Gedanken bereits in eine andere Welt abgedriftet, nur noch das Jetzt genießend, während ich meinen Kopf ein Stück in seine Richtung drehte, ihn etwas näher zu mir zog und mich mit geschlossenen Augen sanft in seine Halsbeuge schmuste. Das das für ihn vielleicht etwas unbequem sein könnte, darauf kam ich nicht. Das das mehr als verdächtig sein könnte und sowohl mich, als auch meine Gefühle verraten könnte, darauf kam ich nicht. Aber Vjet schien es genauso wenig zu stören wie mich, er zog mich nur kichernd noch näher an sich heran. Sein unglaublich angenehmer Duft war schuld, dass ich das tat. Unter anderem... Kurze Zeit darauf und ein paar Sätze später hatte er sich zu meinem Leid wieder von mir gelöst, um sich endlich einmal bequemere Sachen anzuziehen, außerdem sollten wir Mathe noch einmal durchgehen, da uns nächste Woche noch eine Schulaufgabe bevorstand. Schließlich lagen wir – man beachte hier das 'wir' und sei eifersüchtig – dieses mal bereits kurz nach zehn Uhr im Bett, eng aneinander gekuschelt. Vjet war mindestens genauso müde wie ich von diesem Tag, dennoch schien er noch nicht schlafen zu wollen. „Jessy...“, murmelte er gegen meine Stirn, sein Atem der dabei meine Haut streifte ließ mich eine Gänsehaut bekommen. Kleine angenehme Schauer liefen meinen Rücken hinab. „Hm?“ „Jessy“, kam es erneut von ihm, ohne das er etwas weiteres sagte. Was wollte er denn? „Ja Vjet?“ „Jessy!“ „Boah man, ja was is denn jetz?!“ Mir platzte der Kragen. Wenn er was wollte, sollte er es doch einfach sagen! Leicht wütend lehnte ich mich etwas von ihm weg und versuchte in der Dunkelheit seine Augen zu fixieren. Den einzigen Effekt den mein kleiner Wutausbruch hatte, was ein allzu bekanntes Kichern von meinem Mitbewohner. Ja, ich konnte auch nichts dafür, dass ich manchmal unter Stimmungsschwankungen – vor allem morgens und abends – litt. „Nichts, nur...“, er schien über eine Antwort nachzudenken, oder wie er sie am besten formulieren konnte, während ich mich langsam wieder ganz unter Kontrolle hatte. „...du bist richtig süß, weißt du das?“ What? Seit....seit wann sagte er sowas zu mir? Außerdem...ich war nicht süß! Ich war alles andere, aber nicht süß, weshalb ich ihm das auch sagte. Er musste leicht lachen. „Oh doch, glaub mir, du bist einfach Zucker, Kleiner.“ Gegen Ende des Satzes wurde er immer leiser, bis er fast nur noch flüsterte. Zum Glück was es dunkel, denn ich spürte richtig, wie meine Wangen wärmer wurden. Passierte hoffentlich nicht auch tagsüber, wär nämlich irgendwie peinlich. Er merkte, dass es mir wohl die Sprache verschlagen hatte, da ich nicht antwortete, deshalb kicherte er mal wieder – tat er übrigens wirklich oft, wie mir so nebenbei auffiel – und strich anschließend sanft mit den Fingern meine Wange hinab. Wooooah. Gänsehaut, Herzstillstand, Kribbeln, alles auf einmal. Das...hatte er noch nie gemacht und shit es fühlte sich einfach nur göttlich an. Es war so einen unglaublich sanfte, leichte und liebevolle Geste, die mich aus den Socken haute. Er schien nicht zu merken, dass ich innerlich wohl gerade tausend Tode starb, gluckste nur erfreut über mein erneutes Schweigen und wissend über den Auslöser dafür auf. „Hab dich lieb, Kleiner.“ Ein kleiner, feiner Kuss auf meine Stirn. Arme, die mich enger an ihn drückten. Seine Hand, die meinen Kopf kraulte. Ich war wahrlich im Himmel, nein, im Paradies angekommen! ------------------------------------------- to be continued~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)