Von wegen Freundschaft! von _Masaru_ (Ein Leben auf dem Internat...) ================================================================================ Kapitel 5: Und jetzt...? ------------------------ 5. Und jetzt...? […] ich war alleine mit Vjet...der immer noch nicht mehr anhatte. Fuck...wenn der sich nicht langsam mal etwas mehr anziehen würde, würde ich über ihn herfallen. Das ich ja eigentlich mit ihm Klartext reden wollte, war schon lang wieder vergessen, zu sehr lenkte mich dieser unglaubliche Anblick ab. Noch nie wollte ich jemandem so nahe sein wie ihm jetz gerade...noch nie hatte ich so sehr das Bedürfnis jemanden zu berühren und zu küssen. Mein Bruder hatte wahrlich recht. Ich hatte mich hoffnungslos in Vjet verliebt... *** Ich schätzte ungefähr 10 Minuten. Was ich damit meinte? Mindestens 10 Minuten waren es jetzt wo wir uns einfach nur gegenüberstanden, uns in keinster Weiße bewegten und schwiegen wie ein Grab. Meine Augen konnte sich außerdem auch nicht von dem Körper vor mir losreißen, aber wollte ich das denn? Vjet sah wirklich einfach nur zum anbeißen gut aus und ich als fast Erwachsener, aber doch immer noch Jugendlicher konnte einfach nicht anders als seinen für mich makellosen Oberkörper anzustarren. Was er jetzt über mich dachte war mir auch schon vollkommen egal geworden – Wie eigentlich immer, wenn irgendetwas total...verwirrendes, aber gleichzeitig umwerfendes passierte – . Genau dann, als ich gemerkt hatte, dass da doch mehr war als nur einfaches Schwärmen für einen hübschen Jungen. Weitaus mehr, auch wenn es immer noch nicht wirklich in meinen Kopf rein wollte. Er wollte es noch nicht akzeptieren, aber wer scherte sich schon um seinen Verstand? Ich jedenfalls nicht, denn wenn es nach ihm ginge, wäre alles was auch nur ansatzweise mit dem braunen Wuschelkopf zu tun hätte, verboten. Sagte zumindestens mein Verstand. Na wenn er meinte... Nach weiteren endlos erscheinenden Sekunden in denen mein Kopf weiter solche Gedankenkotze fabrizierte wurde es Vjet anscheinend dann doch zu blöd, weshalb er zum Schrank tapste, um sich Klamotten rauszusuchen. Hm...musste 'n bisschen kalt sein so halbnackt....Hätte er sich gefreut, wenn ich ihn ein bisschen gewärmt hätte? Also wenn er eng an mich gedrückt dagestanden hätte, mir irgendwelche versauten Sachen ins Ohr geflüstert hätte... mir wäre schon nach 'ner gewissen Zeit warm geworden. Aber das sagte ich ihm lieber mal nicht. Musste ja nicht jeder wissen, welche versauten Gedanken ich manchmal hatte. Wenn jemand gewusst hätte, wie ich dieses Ding namens Kopf einmal ausstellen könnte, er hätte es mir unbedingt sagen sollen! Wäre echt praktisch gewesen und hätte mich wahrscheinlich das ein oder andere Mal schon vor peinlichen Situationen gerettet... Was sollte ich jetzt eigentlich tun? Ich stand immer noch wie bestellt und nicht abgeholt im Zimmer, wobei mein Blick auf dem Rücken von meinem Mitbewohner lag. Fasziniert beobachtete ich das Spiel seiner Muskeln, wenn er nach einem Kleidungsstück griff oder einfach nur seine Sachen nach etwas passendem durchsuchte. Jess...ich glaube, der will sich hier umziehen! Dreh dich lieber gaaaaaanz schnell um, nicht dass deine – sowieso kaum vorhandene – Selbstbeherrschung noch flöten geht. Und einmal in meinem ereignisreichen Leben, hörte ich auf das was mein Hirn so vor sich hin quakte, drehte mich schneller als die Polizei erlaubte Richtung Fenster um und bewundert gespielt die kleinen Wölkchen am Himmel, die aussahen...wie Wolken. Sehr spannend, musste man schon sagen! Ein leises Lachen hinter mehr forderte meine Aufmerksamkeit. „Du kannst dich ruhig wieder umdrehn, Jessy. Bin fertig mit umziehn.“ Und als ich mich umdrehte, stand da wieder Vjet vor mir in seinen übelst tollen und figurbetonten Klamotten, ohne die er einfach nich er wäre. Ich spürte wie meine Wangen sich rötlich färbten und könnte mich im nächsten Moment einfach nur schlagen, dafür, dass ich ihn vorhin so angestarrt hatte. Oh mein Gott wie peinlich war das denn bitte gewesen?! Und wieso fällt mir das immer erst danach auf?! Wo war dieses verdammte Loch, wenn man es mal brauchte? Vjet schien es ja egal zu sein, denn der saß schon wieder an seinem Schreibtisch und holte seine Schulsachen raus. Stimmt...ich hatte ihm versprochen in Mathe zu helfen...weil...ja weil Eli es gesagt hatte und der Wuschelkopf mich dann so treudoof angeklotzt hatte. Ich wollte wieder nach Hause... *~* Gelangweilt und total müde lugte ich auf mein Handy. 22.48 Uhr. Uuuuuuuh es wurde langsam Zeit schlafen zu gehen. Den ganzen restlichen Nachmittag über hatte ich Vjet bei Mathe geholfen und – oh welche Wunder – er hatte zumindestens mal den Stoff der 9ten verstanden. Das er es überhaupt geschafft hatte bis in die 10. Klasse zu kommen grenzte schon an Zauberei. Jedenfalls war er nun um einiges schlauer und glücklicher und ich...nicht. Die Themen, die ich eigentlich mit ihm bereden wollte, wurden nicht aufgegriffen, schon eher peinlichst übergangen. Zumindestens von meiner Seite aus, denn meinem Zimmergenosse war das alles ja sowieso schnurzpiep egal. Wie die Sache mit meiner Sexualität und die Sache mit dem beinahe Kuss... Immer noch am Schreibtisch sitzend überlegte ich mir, wie ich wohl am besten auf diese Themen hinleiten könnte...und mir viel eindeutig nichts ein. Einfach so mit der Tür ins Haus fallen wollte ich bei solchen Sachen auch nicht unbedingt. Vor allem wenn es um den Jüngeren ging. Schließlich bedeutete er mir etwas...etwas viel... „Ich geh mal Zähne putzen und abschminken“, meinte ich nach weiteren 2 Minuten des Kopfzerbrechens. Vjet war bereits vor gut einer halben Stunde im Bad gewesen und war gerade noch am rechnen einer...recht einfachen Neuntklässler Aufgabe. Während ich im Bad stand und mich bettfertig machte, dachte ich weiter fieberhaft darüber nach, wie ich am besten anfangen konnte. Am liebsten wäre es mir, wenn er anfangen würde mit dem reden, aber...wenn er vorher schon nichts dazu gesagt hatte, wieso sollte er es dann jetzt auf einmal und ohne einen Grund tun? Vielleicht...musste ich ihm einen Grund geben! Sollte ich wieder so eine Aktion wie mit dem Kuss starten? Oder doch lieber einfach gleich ins Zimmer stürmen, mich auf ihn stürzen und ihn zu Tode küssen? Gute Idee! Und was tat ich? Nichts. Ich hatte mich bloß bis auf die Boxershorts ausgezogen – da es heute wirklich unglaublich stickig und heiß im Zimmer war sogar mein T-Shirt – und machte es mir auf meinem Bett bequem. Dem Braunhaarigen war es noch nicht mal wirklich aufgefallen, dass ich wieder da war, so konzentriert war er wegen dieser einen Aufgabe. Aber ich musste schon zugeben. Anstrengen tat er sich ja schon...auch wenn er mindestens 5mal nachfragen musste, weil er es selbst dann fast noch nicht verstanden hatte. Ich war viel zu hilfsbereit geworden. Oder zu verliebt... Die Hände hinter meinem Kopf verschränkt und an die Decke starrend dachte ich über Gott und die Welt. Okay...über Gott eher weniger. Zwar war ich katholisch, aber glaubte nicht an Gott und Geister und Engel und so 'n Kram. Das war mir alles viel zu blöd. So wie Vjet Mathe zu blöd war. Apropos...ich fühlte mich beobachtet. Natürlich wusste ich wer es war, aber dieser Blick, den ich da auf mir spürte...machte mich zusehendst nervös. Allzu lange würde ich diesem Blick nicht standhalten können... Ein unglaublich nerviges Gefühl machte sich in meiner Bauchgegend breit. Nicht. Zum. Aushalten. „Boah was glotzt du so?!“ Ich stütze mich auf meine Hände und funkelte ihn genervt an. Aber anders als ich erwartet hatte smilte er mich mal wieder so unverschämt toll an, dass mein Herz Tango tanzte. Irgendwann würde ich dieses Ding aus meiner Brust reißen und es aus dem Fenster werden. Wie weit es wohl fliegen würde? „Ich würde sagen, dass ist nur fair! Schließlich hast du mich heute auch 'ne Weile angestarrt.“ Okay. Der Gedanke, er würde nicht selbst auf eines der Themen zu sprechen kommen, hatte sich gerade erledigt. Aber...dass er so fies war und es mir so heimzahlen wollte, fand ich unglaublich scheiße. Ich mochte es noch nie wirklich wenn man mich anglotzte. Die Menschen heutzutage waren alle viel zu neugierig. Und sah man mal etwas anders aus als der restliche Durchschnitt, dann musste man ja schaun und beobachten. Könnte ja ein Außerirdischer sein oder so! Zum verrückt werden war das... Bei dem Wuschelkopf war es zwar ein anderer Grund, wieso er nicht so starren sollte, aber das was ja jetzt gerade nebensächlich, denn dieser musterte mich immer noch. Dieses Grinsen, dass sich dabei auf seine Lippen gelegt hatte und dieses Funkeln in den Augen waren geradezu zum verrückt werden. „Kay...ja...nein...doch...nein“, stotterte ich so vor mich hin. Wie gesagt, sein Blick machte mich nervös und wenn ich nervös war, fing ich gerne mal an zu stottern. Wie gerade. Ich wusste nicht einmal mehr was ich überhaupt sagen sollte! In meinem Kopf herrschte nur noch ein Gedanke: Vjet küssen. Jetzt. Sofort. Doch bevor ich auch nur die Chance dazu bekam einmal richtig aufzustehen, fiel Vjet in schallendes Gelächter. Er lachte mich aus. Dieser Arsch! „Hör gefälligst auf zu lachen!“ „T-Tut mir...haha...leid...aber...haha...du siehst zu süß aus...haha...wenn du...so ein Gesicht...haha...ziehst...“ Er kugelte sich halb auf dem Boden vor Lachen, aber es dauerte auch nur einen Moment, dann hatte er sich wieder einigermaßen gefangen und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Ehrlich was war daran gerade bitte so witzig? Diesen Kerl musste man echt einmal verstehen. War ja nicht zum aushalten! „Sorry. Is schon gut. Ich hör ja schon auf!“, kicherte er, machte die Schreibtischlampe aus und legte sich auf sein Bett. Er wollte langsam wohl auch mal schlafen gehen. „Pfff!“ Beleidigt darüber, dass er einfach so über mich gelacht hatte, legte ich mich ebenfalls wieder hin und drehte ihm den Rücken zu. Vjet konnte mich mal kreuzweise. „Nich beleidigt sein, Jessy~“ Hatte ich gerade richtig gehört? Hatte er meinen Namen gerade wirklich total sexy geschnurrt? Wenn das überhaupt ging...aber...ich träumte wohl. Oder? Ich war verwirrt. „Nacht“, brummte ich und kuschelte mich in meine Decke. Mein Bruder fehlte mir. Ich bräuchte jetzt jemanden zum kuscheln, jemanden der mich wärmte und einfach bei mir war. Jemand der nicht unbedingt braune Haare und lapislazuli-blaue Augen hatte. Morgen mein zweiter Schultag. Wie schnell doch die Zeit hier verging. Ich war jetzt schon seit gut 3 Tagen hier. Was wohl meine restliche Familie so trieb? „Die auch 'ne gute Nacht und Kleiner?“ Ich murmelte ein leises und undeutliches „was“, woraufhin der Wuschelkopf leise kicherte. Ich mochte sein Kichern. Es klang nicht mädchenhaft im Gegensatz zu meinem. Eigentlich mochte ich ja irgendwie alles an ihm...Seine Augen, sein Mund, sein Körper, seine Haare – durch die ich unbedingt einmal wuscheln wollte – und auch sein Charakter sprach mich ja riesig an... „Der Bauchnabelpiercing sieht einfach nur hammer an dir aus.“...und schon hatte ich einen Grund, wieso ich die ganze Nacht kein Auge zu bekommen würde... *~* „Du sag mal...“ „Hm?“ Eher uninteressiert blickte ich zu Eli, wobei ich mich erst einmal von einem viel besseren und interessanteren Anblick losreißen musste. Die Mittagspause hatte gerade begonnen, weshalb wir – damit meinte ich Vjet, Eli, Ra und mich – , nachdem wir zuerst die Mensa unsicher gemacht hatten, es uns mit unseren neu erworbenen Nahrungsmitteln irgendwo zwischen dem Schulgebäude und den Wohnheimen gemütlich gemacht hatten. Wenn meine – ich nannte sie jetzt einfach mal Freunde, ob sie das nun wirklich waren sei dahingestellt – Freunde sich jetzt alle auf einmal in Luft aufgelöst hätten....ich hätte höchstwahrscheinlich nicht mehr zurückgefunden. Sei es nun zur Schule oder zum Wohnheim, denn dieses komplette Schulgelände war...groß! Mehr als groß, wenn man mal bedenkt, dass es hier ein riesiges Schulgebäude, zwei Wohnheime für 4 Jahrgangsstufen, eine große Sporthalle, eine Aula, ein eigenes Hallenbad, Fußballplatz und was weiß ich noch alles gab!...Aber sie hätten mich ja auch nicht einfach in so in Stich gelassen....oder? Naja...also...Eli und meine Wenigkeit hatten es uns auf eine der hier unzählig 'rumstehenden Bänke breit gemacht. Alles in allem war das hier eine recht große, ebene Fläche, auf der man locker ein kleines Konzert hätte halten können wäre in der Mitte nicht ein kleiner Teich mit ebenso kleinen Fischchen angelegt worden. Es erinnerte mich stark an einen kleinen Park und doch hübsch und einfach perfekt, um die Zeit tot zu schlagen. Der Junge mit den lapislazuliblauen Augen und...Ra – seine Augenfarbe hatte ich irgendwie vergessen – saßen etwas weiter von uns weg vor dem kleinen Teich. Wie Vjet da so saß, dieses unwiderstehliche Lächeln auf den Lippen...einfach zum... „Jess!“ Etwas erschrocken drehte ich mich nach Links. Simmt. Da war ja noch einer. Eli grinste wie immer, sah aber etwas genervt aus....aber wi... Shit! Ich hatte schon wieder gestarrt und geschwärmt auch noch! Ich war dabei so in Gedanken an Vjet gewesen, dass ich vergessen hatte, dass noch jemand neben mir saß! So hatte ich mich ja noch nie erlebt...Ich hatte gar nicht richtig mitbekommen, dass ich schon wieder zu ihm geschaut hatte. Er zog meinen Blick einfach an. Meine Augen suchten von vornherein erst einmal den braunen Wuschelkopf. An sowas...musste ich mich hoffentlich nicht gewöhnen! Sowas durfte mir wirklich nicht öfters passieren... „Ich wär dir sehr verbunden, wenn du mir auch zuhören würdest, wenn ich was sage.“ Das Grinsen des anderen wurde noch eine Spur breiter. Das das überhaupt noch ging?! „Vjet kannst'e später auch weiter anstarren. Der läuft nämlich nich weg, keine Sorge!“ Nach so richtiger What-The-Fuck-Manier starrte ich ihn an. War...ich also wirklich so offensichtlich? Oh fuck nein! Wenn es Eli schon bemerkt hatte, dann Ra doch sicherlich auch und dann...Vjet! Okay Jess. Bleib auf dem Teppich. Alles halb so wild. Die beiden hatten es sicher nicht gecheckt...ruhig atmen...gleichmäßig... „Hey chill mal, Jess! Ich seh' sowas immer auf den ersten Blick. Muss also nich heißen, dass es noch wer gemerkt hat wie du ihn ansiehst.“ Sein wohl aufmunterndes Lächeln, welches er mir schenkte, beruhigte mich kein bisschen. Ehrlich, wie konnte es überhaupt passieren?! Ich dachte ja immer, dass es die Liebe-auf-den-ersten-Blick nur in total kitschigen Romanen und im Fernsehen gab...aber ich wurde eindeutig eines besseren belehrt. Wieso immer ich?! „Lächel doch mal!“ Er stupste mich leicht in die Seite. Ein Seufzer entkam meinem Mund. „Is doch schön, wenn du in jemanden verliebt bist! Und ehrlich ich sag's ja auch keinem.“ Ihm musste mein leicht zweifelnder Blick aufgefallen sein, denn er setzte noch ein „ehrlich nich“ hinterher und grinste mich erfreut an. In dieser Sache musste ich ihm wohl oder übel vertrauen... Irgendwie erschien mir der Typ eh von Tag zu Tag sympathischer! Ich wusste auch nicht an was das lag, aber ich hatte das Gefühl, dass es nicht schlecht war in als Freund zu haben. „Jedenfalls was ich sagen wollte, ich könnte mich auch täuschen, aber is vielleicht...najaaa...irgendetwas passiert? Gestern?“ Ich war verwirrt. Was meinte er damit? Doch nicht etwa, dass ich über ihn hergefallen bin oder so!!! Oh my god...zu sowas wäre ich nie im Leben im Stande. Dafür war ich dann doch zu schüchtern. Und peinlich wär das auch noch. Jedenfalls wusste ich immer noch nicht was er konkret meinte, doch glücklicherweise erklärte er von sich aus was er damit sagen wollte. „Na irgendein Streit oder ähnliches. Du hast heut kaum mit ihm geredet und ihn nur nachdenklich angesehen. Ich fand's halt einfach nur 'n bisschen komisch, weißt'e?“ Durch ein Nicken meinerseits bestätigte ich es ihm, aber...sollte ich es ihm wirklich erzählen? Vor ein paar Tagen fand ich ihn ja noch recht...scheiße. Hmmm...Irgendwie war Eli aber auch der einzige mit dem ich darüber reden könnte! Schließlich war er schon eine Weile mit Vjet befreundet. Vielleicht könnte er mir auch helfen...Gut. Ich konnte ja gar nicht anders! Augen zu und durch! „Naja also, es fängt alles damit an, dass Vjet vom Aussehen und auch vom Charakter her total mein Typ is. Und Sonntag, als er so mit mir auf'm Bett saß, vorher nichts dazu gesagt hatte als er erfahren hatte, dass ich bi bin – ja nich mal das Gesicht verzogen oder sonst was hat er! – ja, da konnte ich einfach nich anders und wärt ihr nich 'reingekommen hät' ich ihn sicherlich geküsst!“ Ich machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. Oder auch einfach damit es mehr dramatischer erschien...was eigentlich total sinnlos war. „Nachdem er dann gestern vom Duschen kam konnte ich nich anders als seinen Oberkörper anzustarren. Meine Augen wurden ja regelrecht angezogen von ihm! Weißt du wo hier das Problem liegt? Das er nie wirklich 'n Wort drüber verloren hat. Nur das er meinen Bauchnabelpiercing hammer findet. Aber...es is schrecklich nich zu wissen was er denn von mir denkt und alles! Das macht mich einfach fertig, ja?!“ Meine Stimme kam mir unnatürlich laut vor gegen Ende hin, doch schienen Ra und Vjet nicht auf uns zu achten. Puhhh...mir ging es gleich besser. Das alles mal direkt ausgesprochen zu haben tat wirklich gut. Helfen tat's mir aber trotzdem nicht wirklich. „Du machst dir zu viele Gedanken, Jess!“ Elis Stimme riss mich aus meinen Gedankenwirrwarr. Auch als ich ihn anschaute merkte ich, dass er nicht wie sonst ein Grinsen oder Lächeln auf den Lippen trug. Nein. Er war vollkommen ernst und in seinen Augen sah ich nichts anderes als Verständnis, Ernsthaftigkeit und...war da noch Eifersucht? Oder täuschte ich mich da? „Vjet hat dich bis jetz kein einziges Mal abgewiesen, noch hat er dir irgendwie verständlich gemacht, dass er dich nicht mag. Wieso willst du wissen, wie er darüber denkt? Eigentlich solltest du doch schlau genug sein um zu checken, dass es Vjet anscheinend am Arsch vorbei geht ob du jetz hetero-,bi-,schwul-,pan-,a- oder sonst-was-sexuell bist! Er mag dich. Denn wenn er das nich würde, hätte er's dir schon längst gesagt. Also zerbrich dir darüber mal nich dein kleines Köpfchen, Jess!“ Und nun war wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht erschienen. Ein aufrichtiges. Wie kam ich nur auf den Gedanken, Eli sei nervig und einfach nur scheiße?! Wenn ich nich auf Vjet gestanden hätte, hätte ich Eli einen Heiratsantrag gemacht! Er hatte mir so unglaublich geholfen...Ich wusste auch gar nicht, dass er neben dem Dauergrinsen auch noch eine ernste Seite hatte. Also war es doch ganz praktisch mit ihm befreundet zu sein, wenn er immer mal wieder diese Seite an ihm zeigte und mir Tipps gab.... Eigentlich wunderte ich mich ja, dass ich nicht selbst drauf gekommen war, dass Vjet mich irgendwie zu mögen schien! Ist ja eigentlich auch recht klar, dass der Wuschelkopf was für mich übrig haben musste. Ich sagte und zeigte ja auch immer jeden, ob ich ihn nun leiden konnte oder nicht! War ja normal. Lügen war schließlich schlecht! Okay...ich tat's auch. Hin und wieder mal. Ich war halt auch nur ein Mensch, der Fehler machte und Scheiße baute. Jedenfalls...war die erste Hürde überwunden. Jetzt musste ich mir nur noch überlegen wie ich weitermachen sollte, denn eines stand klipp und klar fest: Ich würde Vjet für mich gewinnen! ----------------------------------------------------------- to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)