Gate of Destiny von Dabi (Into The Nothing) ================================================================================ Aufbruch (Part 3) ----------------- Setzuna Die Einbauküche in der kleinen Wohnung Yamatos glich einem immer wiederkehrenden Chaos. Das war jedoch meist normal, wenn der vierzehnjährige Setzuna für sich und sein Digimon das Essen zubereitete. Der Rotschopf war viel allein zuhause, abgesehen von seinem Tsunomon, welches ihm nie von der Seite wich. Das pelzige Wesen mit dem Klingenhorn saß auf dem Tisch, beobachtete stillschweigend wie Setzuna das Chaos beseitigte und wieder Ordnung schuf. Eine mühselige Arbeit. Set war meist schweigsam, wenn er sich auf etwas konzentrierte, da der Junge immer dies sehr gewissenhaft erledigte. Tsunomon entging nicht die immer wiederholenden Blicke des Jungen auf die Uhr. Es war schon sehr spät, und dessen Vater und Gabumon würden wohl nicht mehr nach Hause kommen, vermutlich weil Yamato wieder mal in seine Arbeit vertieft war. „Ich glaube nicht, dass sie heute noch nach Hause kommen“, informierte das runde Wesen mit piepsiger Stimme seinen Partner, und er sah das Set diese Erkenntnis wohl auch hatte und sich schnell damit abfand. Yamato war meist nicht zuhause, oder kam erst, wenn Setzuna schon im Bett lag und schlief, sie bekamen sich kaum zu Gesicht. Bevor die Ehe von Yamato in die Brüche ging, war er mehr zuhause und bei seinen Kind gewesen, aber nun nach diesem ganzen Drama in dessen Leben, flüchtete der Vater des Jungen sich steht’s in seine Arbeit und ließ sich noch weniger blicken. Man konnte die Stunden in einer Woche an einer Hand abzählen, wo sie sich sahen. Das Digimon merkte schnell, wie der meist ruhige Junge darunter litt und sich oft allein fühlte, verlassen von der Mutter und dem Vater. Doch war es um das Verhältnis dessen Schwester nicht besser bestellt gewesen, sie mied ihren kleinen Bruder wie einen Todkranken. Dem Digmon fiel es immer schwerer, die Laune seines Freundes zu heben, aber es gelang ihm immer noch, was erleichternd war. Set setzte sich zu ihm, und sie beide sahen sich schweigend an. Tsunomon versuchte es mit einem Lächeln und Set erwiderte dieses matt. Er freute sich, wenn Setzuna etwas fröhlicher war und sie beisammen waren. Sie waren immer beisammen. Der Pelzknäuel fühlte die Hand des Jungen über sein Fell streicheln, bevor Setzuna aufstand und ihn in die Arme hob. Es war Zeit, dass sie sich hinlegten, Setzuna musste morgen früh raus, und es dauerte immer so schrecklich lange, den Jungen zu wecken, da musste er ausgeschlafen sein. Plötzlich ertönte ein immer wiederholendes Geräusch. Sie wussten beide nicht woher es kam. „Vielleicht aus deinem Zimmer?“ Setzuna hörte auf den Vorschlag und ging in dieses, das Geräusch wurde wirklich lauter und penetranter als im Flur. Sie beide sahen wie das Digivice, welches auf dem Tisch lag, immer wieder aufleuchtete. Der Rotschopf ging auf dieses zu und setzte das Digimon auf dem Tisch ab. Eine Zeit lang war nur das Piepen des Gerätes zu hören gewesen, auf welches Setzuna die ganze Zeit starrte. „Scheint eine Karte zu sein. Der zeigt an, was in der Nähe ist. Sollen wir da hin?“ Der fragende Blick von Set ruhte auf dem Digimon. Der Junge verließ sich sehr auf das Urteilsvermögen von Tsunomon und dieser stimmte einfach mal zu. „Kann nicht schaden.“ Als der Junge diese Worte hörte, schnappte er sich sein Digimon und verließ auch schon sein Zimmer. Am Eingang streifte er sich schnell die Jacke über und wickelte seinen Partner in einen Schal, da es draußen doch recht kalt war. Es sah auch nach Schnee aus. Set zog noch schnell die Schuhe an, nahm Tsunomon direkt wieder in seine Arme und verließ schnellen Schrittes die Wohnung, gepackt von Neugierde. Yuuki Das fünfzehnjährige Mädchen saß auf der Couch, in dem von Stoff und Stoffresten übersäten Wohnzimmer. Überall lagen diese Fetzen herum, genauso wie Skizzen mit Entwürfen und angefangenen Kleider oder Kimonos. Yuu hatte nicht das Bedürfnis, dem Chaos ihrer Mutter Einhalt zu gebieten. Sie hatte ja nicht diese Unordnung gemacht, also musste sie auch nichts aufräumen, abgesehen davon, dass, wenn sie das ordnen müsste, würde wohl vieles im Müll laden, vielleicht sogar alles. Auch wenn Sora eine angesagte Modedesignerin war, so traf nix vom dem, was sie schuf, den Geschmack ihrer Tochter. Yuu ähnelte dem Äußerem her eher dem Bild einer Yankee als dem ihrer Mutter, diese ja viel Wert auf ihr Äußeres gab. Die Blondine lauschte der lauten Musik aus der Anlage, auf ihrem Schoß ihr Yokomon, ein pflanzenähnliches Digimon in Rosa mit violetten Ornamenten verziert. Das Digimon war für Yuu schon ein hübscher Anblick. Ein wohliger Seufzer war von dem Digimon zu vernehmen. „Scheint dir ja grad super zu gehen, Kleine“, säuselte Yuu leicht vergnügt. „Warum auch nicht, endlich wieder alleine. Die Musik schön laut und Ruhe vor Sora, wo auch immer sie wieder ist.“ Yokomon hatte keine besondere Zuneigung zu Sora, es hatte keinen Grund, es war einfach eine geborene Antisympathie. Aber was die Frage des Aufenthalts der Designerin ging, so wusste die Schülerin genau wo ihre Mutter war. Yuu hätte ihr ganzes Geld drauf verwettet, dass ihre Mutter sich mit Tai mal wieder traf. Sie wusste gar nicht, was die Alte an dem Kerl bloß fand. Ihr Vater war doch ein Bild von einem Mann und dazu ein Super-Vater. Kein Vergleich zu Taichi. Sie konnte ihre Mutter da einfach nicht verstehen und wollte es auch nicht, warum auch? Ihre Mutter hatte die ganze Familie auseinandergerissen für so einen dahergelaufenen Trottel auf zwei Beinen. Nur weil sie mal in den Typ verknallt war. Es ging Yuu nicht in den Kopf, warum Sora dann überhaupt Matt geheiratet hatte, wenn diese doch eh in den Armen eines anderen Mannes landen würde. Sie musste sich wieder daran erinnern, was an einem Abend früher einmal gewesen war. Die Scheidung ihrer Eltern war in vollem Gange gewesen und sie lebte schon bei ihrer Mutter und ihr kleiner Bruder, der Glückspilz, bei ihrem Vater. Sie war bei ihnen zu Besuch gewesen, wollte mit Setzuna ein bisschen Zeit verbringen und ihrem Vater eben. Sora hatte sich an diesem Abend sehr verspätet. Set lag schon im Bett und schlief und sie selbst war auch kurz davor gewesen, einzudämmern, als sie die Klingel hörte. Das Mädchen brauchte eine ganze Weile, bis sie aus den Federn kam und sich fertig machte. Bevor sie Sets Zimmer verließ, vernahm sie die bittende Stimme ihres Vaters. Yamato versprach Sora alles und noch mehr, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für sie, doch sie lehnte alles höfflich ab. Matt wusste wohl nicht, warum sie sich für Tai und nicht für ihn entschieden hatte. Yuu empfand zu dem Zeitpunkt so viel Mitleid für ihn wie für niemand anderen, Sora war die Liebe seines Lebens gewesen. Er gab es bald auf, den er schien zu wissen, dass das wohl sinnlos war. Dann kam eine Bitte, mit der wohl ihre Mutter nicht gerechnet hatte, er verlangte wenigstens zu wissen, wie lang das denn schon mit seinem besten Freund lief. Eine Frage, dessen Antwort er wohl besser nie gehört hätte. Es war fast über die ganze Länge der Ehe gewesen, kurz nach Yuus Geburt. In diesem Augenblick schoss Yuu ein Gedanke durch den Kopf, denselben, den auch ihr Vater wohl gehabt hatte: War Setzuna überhaupt sein Sohn?! Als er diese Frage stellte, sagte schon allein der Gesichtsausdruck ihrer Mutter mehr als tausend Worte: Er war es nicht. Ihr Vater war am Boden zerstört. Yuu schnellte in diesem Moment ins Zimmer ihres kleinen Bruders zurück und legte sich hin. Sie wusste, dass das Gespräch ein Ende gehabt hatte und wollte nicht beim Lauschen erwischt werden. Kurz darauf kam ihre Mutter hinein, weckte sie und nahm sie mit nach Hause. Es war wohl einer der schlimmsten Abende in Yuus Leben. An dem Tag veränderte sich ihr Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrem Halbbruder. Ihre Mutter wies sie in jeder Hinsicht ab, aber leider auch Set, obwohl er ja nichts dafür konnte. Aber sie konnte nicht anders als ihn nun zu einem Grund der Scheidung zu machen. So gedankenverloren wie die Blondine war, war es nur die Stimme Yokomons, die sie aus dem Gedanken riss. „Hörst du das denn nicht?“ „Hm, was denn?“ Erst dann hörte die Schülerin es, ein nervendes Gepiepse von ihrem Digivice. Sie nahm es zur Hand und betrachtete den aufleuchtenden Punkt. Sie war sichtlich irritiert. Leise murmelte Yuu, eigentlich mehr zu sich selbst: „Scheint wohl eine Karte zu sein…“ „Und auf was zeigt die?“, wollte das kleine Wesen nun unbedingt wissen, gepackt von Neugier. „Irgendwo wohl in der Nähe vom Fernsehsender, da wo Opa arbeitet.“ Nach dem sie das sagte, sah sie ihr Digimon an, welches sie mit großen Augen ebenfalls betrachtete. Das kleine Digimon war immer sehr neugierig gewesen und wollte nun sicherlich – unbedingt - da hin. Der Blick von Yokomon verriet alles. „Ist ja gut, wir gehen hin…“ Mit dieser Aussage erhob sich das junge Mädchen und nahm ihr Digimon in die Arme. Da sie schon in voller Montur angezogen war, zog sie sich nur schnell ihren Parker über. Sie selbst war zwar nicht so interessiert daran, aber verließ trotzdem die Wohnung, um zu sehen, was dort sein könnte. Kira Kira lebte zwar mit seiner Mutter und den Digimon alleine hier, aber im Großen und Ganzen konnte er sich zufrieden stellen. Kari war eine liebevolle Person, die sich gut um alle in diesem Haushalt und auch um die Kinder bei ihrer Arbeit kümmerte. Alles ging seine Mutter mit besonderer Fürsorge an. Es gab für den Jungen eigentlich nichts zu beschweren, besser konnte er es ja kaum haben mit so einer Mutter, und dem war auch so. Kari war für diesen Abend mit einer Arbeitskollegin ausgegangen, hatte ihrem Sohn noch schnell was fürs Abendessen gekocht und hingewiesen, wie er sie erreichen konnte. Nur Gatomon ließ sie auch noch da, um ein bisschen auf Kira Acht zu geben, für den Fall der Fälle eben. Gatomon war aber keine gute Aufpasserin, sie schlief an solchen düsteren Tagen mittlerweile recht viel, sie verfiel mehr und mehr in die Gewohnheiten einer Hauskatze. Aber der Braunschopf gönnte dem Digimon, das einer weißen Katze mit Handschuhen glich, seinen Schlaf. Kira saß mit seinem Salamon auf der Fensterbank seines Zimmers und betrachtete den Himmel, dann konnte er sehen, wie kleine Schneeflocken langsam vom Himmel herabfielen. Jede Flocke schmolz an seinem Fenster dahin. Ein Geräusch lenkte ihn von dem Wetter draußen ab, Salamon fixierte ihren Blick auf seine Hosentasche. Er griff in diese und holte sein Digivie heraus, das immer wieder aufleuchtete. Er kannte den Ort, welches das Gerät zeigte und stand schon auf. War einmal eine nette Abwechslung etwas raus zu gehen. Salamon hüpfte von der Fensterbank herunter und folgte ihm auf Schritt und Tritt ohne Fragen zu stellen. Kira zog sich schnell für draußen an und schaute, dass sein Digimon auch was Warmes anbekam, er wollte nicht, dass Salamon sich noch erkältete bei dem Wetter. Er griff noch schnell nach seiner Seitentasche und schlich zur Tür. Sein hundegleiches Digimon tippelte ihm schweigend nach und schlüpfte schnell durch den Türspalt. Der Junge tat es dem Digimon gleich und verließ die Wohnung lautlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)