Am Ende des Weges... von abgemeldet (wartet auf Manche von uns, ein Happy End...) ================================================================================ Kapitel 6: VII. In the shadows ------------------------------ „Lia, was ist los?“ Die junge Frau hatte aufgeregt gegen die Haustür geklopft und war dann schnell eingetreten und beinahe in das Zimmer gestolpert, in dem Eline gerade Jara das Kleid zu machte. „Wo ist Wietskes Vater?“ Pieter, der gerade neben Jasper hockte und seine kleine Krawatte zu Recht machte, sah auf und sah Lia unsicher an. „Hier bin ich, was ist denn bloß los Lia, du bist ja ganz aufgeregt.“ „Ich weiß nicht genau was los ist, aber Annemieke hat mit ihrem Vater gesprochen und danach ist sie ziemlich fertig zu uns gekommen und hat gefragt, ob du kommen kannst?“ Pieter fuhr sich durch sein schütteres Haar und sah Eline fragend an. „Ich schaff das schon alleine. Versucht möglichst unauffällig aus dem Haus zu kommen, nicht das Wietske noch etwas mit bekommt ja?“ Die beiden nickten und verschwanden dann recht schnell. „Ist alles in Ordnung Mama?“ Jasper sah zu seiner Mutter an und legte seine kleinen Kinderhände auf ihr Kleid, dass sie bereits trug. „Ja mein Angel, alles gut. Nun komm mal her und wir binden deine Krawatte mal richtig.“ Sie lächelte, obwohl sie sehr besorgt war. Wenn doch bloß alles gut werden würde, dachte sie und wandte sich ihrem kleinen Sohn zu. Schnellen Schrittes überquerten Pieter und Lia das Grundstück und traten dann in das Ferienhaus der van Hoofs ein. Sie hörten wie Cornelis sich in der Küche mit seiner Frau unterhielt, aber vom Rest der Meute war nichts zu sehen. „Sie sind sicher schon oben.“ Pieter folgte Lia und hörte leises Stimmengewirr aus den oberen Räumen. Ana flitzte an ihm vorbei und Catharina rannte hinter her. „Dort ist ihr Zimmer.“ Lia deutete auf die Tür rechts von ihnen beiden und ging selbst in ein anderes Zimmer, immerhin mussten sie sich trotzdem noch fertig machen und an Hand der Koffer, die nun im Flur standen, waren die Friseusen auch schon da. Pieter klopfte an die alte Holztür und trat dann ein. Leise schloss er die Tür hinter sich und sein Blick suchte nach Annemieke. Sie stand am offenen Fenster, der Wind wehte durch ihr langes blondes Haar und auch ihr langer Morgenmantel bewegte sich hin und wieder durch den milden Frühlingswind. „Annemieke.“ Sie schien so in Gedanken versunken, dass die junge Frau gar nicht mitbekommen hatte, dass ihr baldiger Schwiegervater eingetreten war. Auch nach mehrmaligem ansprechen reagierte sie nicht und er berührte leicht ihre Schulter. Erschrocken fuhr sie zusammen und sah ihn dann aus Tränen getränkten Augen an. Es zerbrach ihm das Herz, warum musste sie an einem solch besonderen Tag nur so schrecklich leiden? „Annemieke, was ist los?“ Ohne ein Wort zu sagen, schlang sie ihre Arme verzweifelt um ihn. Sie brauchte Wietske und doch hatte sie nach Pieter gefragt. Sie dürfte ihre Freundin nicht sehen, erst in ein paar Stunden, aber würde sie in 3 Stunden tatsächlich freudestrahlend vor den Altar treten können? „Bitte Annemieke rede doch mit mir?“ Annemieke merkte das erste Mal, wie viel Wietske wirklich von ihrem Vater hatte. Ihre Stimme hatte den gleichen sanften Klang und sie verwandten beide dieselben Worte, dieselbe Art sie aus zu sprechen. „Ich muss dich um etwas bitten. Mein Vater…“ Ein Schluchzer erfasste ihren Körper und zwang sie für einen kurzen Moment zu schweigen. Beruhigend fuhr Pieter über ihren bebenden Körper und drückte sie fest an sich. Es kam ihm wie verkehrte Welt vor. Er gewann mit Annemieke nicht nur eine Schwiegertochter dazu, nein er gewann noch eine Tochter dazu. Er war für sie viel mehr Vater, als ihr eigener es im Moment war. „Mein Vater wird mich nicht an Wietske übergeben, er weigert sich strikt dagegen.“ Pieter fühlte wie sich Annemieke zwang stark zu sein und das tat ihm noch mehr leid. Vielleicht wäre es besser die Hochzeit abzusagen und es zu verschieben. Sie war doch tot unglücklich und so sollte sie den glücklichsten Tag in ihrem Leben nicht verbringen. „Und was wünscht du dir jetzt von mir, soll ich dich an Wietske…“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte eher, dass du Wietske an mich übergibst?“ Sie sah ihn hilflos an und mit Angst vor Ablehnung, in den Augen. Ein zartes Lächeln legte sich auf seinen Mund. „Natürlich.“ Er küsste ihr blondes Haar und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Aber Annemieke, bist du sicher, dass du trotzdem heute heiraten willst?“ Sie löste sich ein wenig von ihm und ergriff die Kette an ihrem Hals. Der Verlobungsring von Wietske hing dort. Unschlüssig drehte sie ihn, in ihren Händen hin und her. „In guten, wie in schlechten Zeiten, nicht wahr?“ Er nickte und ging. Wietske saß Mittler Weile vor dem großen Spiegel im Badezimmer und hinter ihr stand eine Friseurin, etwa so alt wie sie selbst, die ihre blonden Haare kunstvoll hochsteckte. Das angenehme Gefühl der Vorfreude war einem Gefühl von Besorgnis gegenüber Annemieke gewichen. Sie hatte mit bekommen, wie Lia hier gewesen war um ihren Vater zu holen, den anscheinend Annemieke sprechen wollte. Am liebsten wäre sie sofort rüber zu ihrer Verlobten gerannt, aber dann hatte sie sich auch schon setzen müssen und nun wartete sie geduldig darauf hier endlich weg zu kommen. Mit etwas Glück bekam es Niemand mit, wenn sie kurz zu Annemieke rüber lief. „Dafür dass sie heute heiraten, sehen sie aber ganz schön besorgt aus.“ Die Friseurin schenkte ihr durch den Spiegel einen lächelnden Blick und steckte noch eine Haarnadel in die Frisur. „Ich bin etwas in Sorge wegen meiner Verlobten. Ihre Eltern machen etwas Stress und ich fürchte sie kommt damit schlechter klar, als sie zu geben würde.“ Das Gesicht der Frau wurde nachdenklich und sie hielt kurz inne. „Ihre Eltern akzeptieren ihre Entscheidung nicht, oder?“ Wietske schüttelte traurig den Kopf. „Ich wünschte, wir hätten sie nicht eingeladen, ich habe auch vorher gewusst, dass das nur schief gehen konnte. Aber ich würde auch nicht ohne meine Eltern heiraten wollen.“ Dann klopfte es an der Tür und ihr Vater lugte hinein. „Papa.“ Am liebsten wäre Wietske jetzt aufgesprungen und hätte ihn sofort ausgefragt, aber die Friseurin drückte sie sanft zurück n den Stuhl. „Alles in Ordnung Wietske?“ Sie sah ihn irritiert an. „Ja, bis auf die Tatsache, dass ich mir Sorgen um Annemieke mache. Warum warst du bei ihr?“ Sein Blick glitt zu er Frau hinter Wietske, welche sofort verstand. „Ich bin in 5 Minuten wieder da.“ Dankbar nickte Pieter und schloss die Tür hinter sich. „Es gab wieder Streit mit ihren Eltern.“ Wietske stand fassungslos auf. „Ich wusste es, sie hätte nicht kommen…“ „Ganz ruhig Schatz.“ „Ich WILL mich aber NICHT beruhigen! Jetzt sag schon, was war noch?“ So kannte er seine kleine Wietske gar nicht. Die pure Angst und Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Cornelis wird Annemieke nicht an dich übergeben, er weigert sich.“ Wietske setzte sich wieder und legte ihre Hände vor das Gesicht. „Und nun?“ Sie sprach ohne ihren Vater an zu sehen. „Nun ja, ich werde dich an Annemieke übergeben und nicht umgekehrt. Das wollte Annemieke von mir. Ich tue das gerne, aber ich bin mir nicht sicher, ob es heute richtig ist zu heiraten. Sie sah furchtbar traurig aus.“ Wietske konnte nur mit Mühe ihre Tränen unterdrücken. Väterlich legte Pieter seinen Arm um die Schultern seiner Tochter. „Hast du das auch zu ihr gesagt?“ Er nickte verhalten. „Aber sie will es trotzdem. Ich glaube, auch wenn es ihr weh tut, wie es gerade ist, so ist der Wunsch dich zu heiraten viel stärker und größer, als alles was ihre Eltern ihr antun könnten.“ Wietske lehnte sich gegen ihren Vater und schloss für einen Moment die Augen. „Ich hoffe alles wird gut.“ „Das hoffe ich auch mein Schatz, dass hoffe ich wirklich für euch.“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und ließ dann die Friseurin wieder in das große Badezimmer. „Du wirst sehen, alles wird gut, ich weiß es.“ Er schenkte ihr ein letztes Lächeln, bevor er wieder verschwand. Während die Friseurin, ihre Arbeit noch vollendete und Wietske dann auch noch dezent schminkte, war diese in Gedanken versunken. Wegen Annemiekes Eltern hatten sie schon so viele Kompromisse gemacht. Erst hatten sie in Deutschland heiraten wollen, immerhin war es das Land in dem sie zu einander gefunden hatten, sie lebten, arbeiteten und liebten hier. Nach Holland zu fahren, war meist nur noch ein Gefühl von Urlaub, obwohl es doch ihre Heimat war. Aber wegen Cornelis und Antonia, hatten sie ihre Pläne verändert und heirateten nun doch in ihrer Heimat. Selbst dann waren sie noch nicht zufrieden gewesen, hatten immer etwas gefunden, dass geändert werden mussten damit sie auch kamen und letztlich musste Catharina sie noch beinahe zwingen. Wietske hatte das Gefühl, sie hätten erst dann Ruhe gegeben, wenn dieser Christian neben Annemieke stand und sie ihn heiraten würde. Es war ja eine Sache, wenn sie was gegen ihre Hochzeit hatten, aber eine anderen wenn sie versuchten diese zu zerstören. Hoffentlich würden sie nicht allzu oft, zu ihren Schwiegereltern müssen, sonst würde Wietske sich irgendwann strikt weigern. „Klaar.“ rief die Friseurin und weckte Wietske aus ihrem Komaähnlichen Zustand. Wietske sah in den Spiegel und das was sie sah, machte sie glücklich, wenigstens etwas… Vorsichtig, streifte Annemieke die durchsichtigen Strümpfe über ihre langen Beine und harkte sie oben ein. Das Gleiche machte sie mit dem anderen auch noch. Sie griff nach der schwarzen Korsage und streifte sie sich über. Gerade als sie überlegte, wie sie diese allein anbekam, legte sich eine fremde Hand auf ihre Schulter. „Warte ich helfe dir.“ Es war Lia, die unbemerkt eingetreten war. Annemieke nickte und blickte in den Mannsgroßen Spiegel vor dem sie stand. Dann aber sah sie an ihm vorbei, aus irgendeinem Grund fand sie nicht, dass sie heute gut aussah. Natürlich ihre Haare waren wunderschön hochgesteckt und feine Perlen hatte man ihr eingeflochten, aber ihr Körper stieß sie heute irgendwie etwas ab. Sie wusste nicht woran das lag. Gestern noch, da hatte sie sich unglaublich sexy gefühlt und heute schon, als ob sie fett wie ein Pfannkuchen wäre. Der Druck auf ihren Oberkörper erhöhte sich, als Lia die Bänder straff zog und durch die Schlaufen zog. Annemieke hatte das Gefühl man würde ihr die Luft zum atmen nehmen und das lag nicht an der Korsage allein. Diese elenden Streitereien machten sie ganz müde und matt, raubten ihr die Kräfte. „Nicht die Schultern so hängen lassen.“ Holte Lia sie aus ihrer Starre zurück. „Sorry.“ besorgt blickte Lia über den Spiegel in Annemiekes Augen. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Annemieke wollte schreien und sagen, dass nichts in Ordnung war, dass nichts nach Plan lief, dass ihre Hochzeit sicher ein Fiasko werden würde, aber sie schwieg, lächelte und nickte. Sicherlich war es nicht die beste Entscheidung, zu schweigen, aber was würde es jetzt noch ändern. Alle waren perfekt, hatten sich so viel Mühe gegeben um diesen, ihren Traum wahr werden zu lassen und dann war es ihre eigene Familie die alles zerstörte. Sie hatte so verbissen dafür gekämpft, dass ihre Eltern her kamen und am Ende zerstörte das alles. Sie hatte nicht daran gedacht, wie sich Wietske dabei fühlte, wenn sie selbst traurig war. Es hatte nur noch den Wunsch gegeben, eine richtige Familie zu haben, die auch zu ihrer Hochzeit kam. Vielleicht hätten ihr Catharina, Lia und Anna reichen sollen, aber nein sie hatte mehr gewollt, alles und das war jetzt das Problem. „Bist du dir sicher? Du siehst ganz schön mit…“ „Wirklich! Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich bin bloß aufgeregt.“ Annemieke wollte Lia gar nicht anlügen, aber was würde es schon ändern, wenn sie von ihren Ängsten wüsste. Nichts! Reden half auch nicht immer. Es konnte nicht alle Probleme lösen, manchmal musste man durch gewisse Dinge allein durch. „Nun gut, ich bin dann jetzt auch fertig. Jetzt das Kleid.“ Lia öffnete den weißen Sack und holte das weiße Brautkleid heraus. „Es ist so schön.“ flüsterte Lia andächtig und fuhr über den Stoff. Auch Annemieke musste Lächeln und spürte wieder dieses Gefühl von Glück und Vorfreude. So sehr sie diese Situation auch belastete, einer Sache konnte sie sich immer sicher sein. Wietske liebte sie von ganzen Herzen und genau deshalb würden sie heute auch, trotz aller Widrigkeiten heiraten. Sie dachte an Wietske, die sicher jetzt auch ihr Kleid anzog und Helena die ihr dabei half. Sie schob den Gedanken bei Seite und sah zu Lia, die ihr helfen würde. Es war doch egal wer ihr half, solange es Menschen waren, die sie liebte und dir ihr etwas bedeuteten. Lia öffnete den Reisverschluss des Kleides und hielt es Annemieke hin. Diese stieg ehrfürchtig in das Kleid aus feinstem Stoff. Es passte immer noch wie angegossen, als ob man sie praktisch eingenäht hätte. Lia schloss den Reisverschluss und rückte alles zurecht. Sie harkte den Schleier in der Frisur ein und hängte Annemieke das Medaillon um, das Bilder von ihr und Wietske enthielt. Die Tür ging knarrend auf und Anna steckte ihren Kopf zwischen den Spalt. „Ich soll mal gucken, ob ihr schon…oh wie schön.“ Annas Augen fingen an zu strahlen und sie schloss die Tür leise hinter sich. „Also kann ich so gehen?“ Anna nickte heftig und streckte ihre Finger nachdem Kleid aus. „Das fühlt sich an wie Meines.“ Annemieke lächelte und zog einen Stuhl heran, auf den Anna dann kletterte. Jetzt konnten sie sich beide im Spiegel an sehen. „Das ist, weil es der gleiche Stoff ist.“ Anna lächelte und nahm Annemiekes Hand. „Du bist so ein schönes Blumenmädchen, alle werden dich bewundern.“ Anna wurde prompt rot. „Aber Tante Annemieke du bist doch viel schöner, als ich.“ Lia lachte. „Einigen wir uns darauf, dass ihr beide gleich schön seid?“ Die beiden nickten zustimmend und Anna verließ mit Lia schon mal das Zimmer. Annemieke griff in eine kleine Kommode und zog ihr Handy heraus. Sie musste kurz mit Wietske reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)