Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Kapitel 17: Besser spät, als nie... ----------------------------------- ()Zunehmend ungeduldiger läuft Julian vor der Tür auf und ab. Das Essen wird kalt. Und von Aaron keine Spur. Wartend sieht er auf die Uhr. Schon fünfzehn Minuten zu spät. Eine ewig endlos Viertelstunde. Von seiner Frisur ist nichts mehr übrig – so oft fährt er sich durch sein schwarzes Haar. Von der Tür rennt er zum Tisch, richtet alles noch einmal her, kniet davor und springt doch wieder auf, rückt Gläser und Teller. Schon zwanzig Minuten.() Bei den Göttern. Das war es für mich und pünktlich. Dank Verkehrslage, roter Ampeln und einem Duo von zugedröhnten Jugendlichen, das einen Pizzaboten überfallen wollte. Wisst ihr… Ich bin immer bewaffnet. Linke Hand, rechte Hand. Und der ganze Rest von Aaron Meyers. Ganz der Papa. Na… Fast. Papa war nicht schwul… Und er hatte brandrotes Haar. Das hatte ich auch. Früher. Vor… Früher eben. Die Bande hat mich weit weniger aufgehalten, als die Danksagungen des erretteten Pizzaboten – und wieder die Verkehrslage und die roten Ampeln. Außerdem eine Dame und ihre Katze auf dem Baum. Ein Junge auf einem Skateboard, der vor einer Laterne geknallt ist. Ein Pärchen, das sich mitten auf der Kreuzung streitet und versöhnt… Was macht das? Eine dreiviertel Stunde zu spät. Und sicherlich noch ein bisschen später. Hoffentlich wartet Julian. Egal, was er von mir denkt… Das gehört sich so, wie ich finde. „Darf es noch etwas sein?“ Geschäftig bindet der ältere Mann meine ausgesuchten roten Rosen mit Schleierkraut, Farn und Asparagus – Ja! Auch damit kenne ich mich aus! – zu einem kleinen Strauß. Lachen ist unnötig! Ich verspäte mich doch schon! Und so ein bisschen Romantik hat noch nie geschadet! Nicht, dass mir jemand vorwirft, ich will nur den Sex. Oh nein! Ich will Julian. Und den Sex… Den will ich auch! „Nein, gnädiger Herr. Danke sehr.“ Meine Höflichkeit veranlasst ihn mein äußeres Erscheinungsbild genauer in Augenschein zu nehmen und er strahlt mich an. „Ah ja… Schwul, hm?“ Ich erlaube mir, das unbeantwortet zu lassen und bezahle, ergreife den Strauß und die Flucht. Nun… Ich meine…. Nicht direkt die Flucht… Ich muss mich beeilen… Bei den Göttern! Hopp, hopp, Meyers! Im Laufschritt Marsch zur 48323 Preston Street! ()Über eine Stunde nach der abgemachten Zeit hat Julian die gesamten Leckereien abgeräumt und im Kühlschrank verstaut. Steht in nächster Zeit also Japanisch auf dem Essensplan. Nur noch das Geschirr erinnert an die Einladung. Auf dem Sofa niedergesunken starrt Julian vor sich hin. „Er kommt nicht.“ erkennt er und zieht die Nase hoch. „War halt zu… forsch.“ Sharky trapst von seinem Kissen, setzt sich neben seinem Mitbewohner und legt den Kopf schief. „Miep.“ „Alles gut…“ krächzt Julian unglücklich und steht auf, geht zum Tisch und beginnt die Teller aufeinander zu stapeln, die Stäbchen legt er obenauf. „Ist meine eigene Schuld.“ Die Gläser in der Hand hebt er die Schultern. „Bin ja regelrecht über ihn hergefallen. Und das in der Nähe eines Tatorts und…“ Er sieht in die blauen Augen des Katers. „Sharky… Ich habe mich verliebt. Hab nicht gedacht, dass mir das passieren kann.“ Er lächelt versonnen. „Ausgerechnet mir.“ Und erschrickt mit dem Läuten seiner Türklingel. Schnell stellt er die Gläser zurück, wischt sich über die Augen und rast los.() Weit über eine Stunde zu spät. Trotzdem. Der erste Eindruck zählt. Darum: Coole Pose… Yeah, Baby! Cool und Macho und… dominant! Die Flasche habe ich neben mir auf den Boden gestellt und taste alle meine Taschen ab. Die Gummis? Alle da. Handschellen? Nicht mehr da. An das zugedröhnte Jugendlichen-Duo verschwendet! Ach… Es wird sich was anderes finden und im Knotenbinden bin ich nicht der schlechteste. Total lässig lehne ich am Türrahmen, klingle noch mal und verberge den Blumenstrauß hinter meinen Rücken. Für eine Sekunde beschleicht mich das Gefühl, Julian mit meiner Verspätung beleidigt – gar vergrault zu haben und beschließe kurz zu warten, einmal noch zu klingeln und mich dann zu trollen. Die Tür wird so plötzlich aufgerissen, dass ich einen Schritt zurückweiche. Meine coole Pose ist damit dahin. Wenigstens kann ich die Rosen versteckt halten. „Hey!“ ruft Julian hocherfreut und tut, was er mir garantiert garantiert hat. Er fällt mir um den Hals und küsst mich auf den Mund. Wieder Lippen auf Lippen. Wieder nicht mehr. Und wieder ist es eine Offenbarung. „Hey.“ schaffe ich endlich zu sagen. „Verzeih die Verspätung.“ ergänze ich und hebe meine Hand mit dem Rosenstrauß. „Für dich.“ Bei den Göttern. Welch ein Anblick! Die Rosen entgegennehmend strahlt er regelrecht und seine goldenen Augen leuchten wie… Unbeschreiblich! Leute… Es ist endgültig um mich geschehen. Dieser da. Meiner!!! ()Julian küsst Aaron erneut. Rote Rosen. Niemals zuvor hat ihm jemand… Rote Rosen… Er könnte heulen vor Freude, spürt die Hitze auf seinen Wangen und versucht seine Verlegenheit zu überspielen. „K-k-komm do-doch r-r-rein.“ stottert er und tritt beiseite. Den Arm gestreckt weist er geradeaus. „D-d-da lang, bitte.“ „Du bist unglaublich sexy, wenn du rot wirst.“ erwidert Aaron, denkt gar nicht daran das Domizil zu betreten und zieht Julian am Hemdkragen zu sich heran. „Danke für die Einladung.“ flüstert er, umfasst die Taille seines Gastgebers und küsst ihn seinerseits.() Schon in der Gasse wollte ich ihn so küssen. Ich sehe, wie er seine Augen schließt und schließe meine. Das Kribbeln auf den Lippen entlädt sich in einem schwachen elektrischen Schlag und ich kann nicht genug davon bekommen. Unsere Zungen necken und streicheln sich gegenseitig. Julian umschlingt meinen Nacken – die Rosen rascheln auf meinem Schulterblatt – und seufzt selig in diesem Kuss. Manchmal hält er inne und knabbert spielerisch in meine Unterlippe. Ich dagegen sauge an seiner Oberlippe und gleich darauf beginnen unsere Zungen ihr Spiel von neuem. Vielleicht kennt ihr das Sprichwort: Liebende schließen beim Kuss die Augen, weil sie sich mit ihren Herzen sehen. Keine Ahnung, wer das gesagt hat, aber… Es ist wahr. Meine Hände wandern von seiner Taille über seinen Rücken und ich drücke ihn richtig an mich heran. So sehr und so fest, dass ich seinen Herzschlag an meinem spüre. Schande! Ich fange an zu kichern. Und es ist ansteckend. Julian gluckst. Wir lösen unsere Lippen voneinander. „Na…“ meint er atemlos und sein süßes Lächeln zeigt sich. „Kusstechnisch passen wir schon mal gut zusammen.“ „Oh ja!“ kann ich nur bestätigen. „Komm doch rein.“ bietet er mir wieder an. „Magst du japanisches Essen?“ Ich nicke eifrig. „Asiatische Küche ist ganz mein Ding.“ ()Angestrengt bemüht sich Julian darum nicht zu heulen. Sakuya hat ja soo Recht! Mister Right! Aaron ist sein Mister Right! „Auch w-wenn es sch-schon kalt…?“ Seine Wangen müssen regelrecht glühen. „I-i-ich ka-kann das auch k-k-kurz i-i-im O-O-Ofen…“ Der Rest geht in einem Fiepen unter.() Julian fiept. Wie niedlich das klingt. „Nein! Du machst dir keine Umstände.“ entscheide ich. „Immerhin kam ich zu spät.“ Das macht ihn sprachlos. Schaffe ich es tatsächlich, ihn so aus dem Konzept zu bringen? Oh… Ja… Ich schaffe es. Ich lächle doch bloß. ()Dieses Lächeln… Alles andere… Julian stockt der Atem und sein Herz klopft so laut, er vermutet, Aaron hört es. Aaron Meyers… Sein Mister Right. Kein Zweifel. Was er empfindet kann er nicht in Worte fassen und verliert die Fassung. Die Hand gehoben streichelt Aaron seine Wangen. „Rosen für dich, Tränen für mich.“ sagt er leise. „Nie zuvor hat mich jemand derart beschenkt.“ „Du bist…“ heisert Julian. „Und… Ich… Ausgerechnet ich…“ Weiter kommt er nicht. Aaron zieht ihn erneut in eine Umarmung und küsst ihm zärtlich die Tränen von den Wangen. „Ja.“ flüstert er Julian ins Ohr. „Ausgerechnet du!“() Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)