Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Kapitel 5: Silberrücken ----------------------- Mein Telefon klingelt. Damit haben sich meine freien Tage garantiert in Luft aufgelöst. Für eine Sekunde überlege ich, es einfach klingeln zu lassen. Was immer passiert ist. Soll das Departement doch ‚Ich kann das nicht‘-Berger anrufen! Eine Mischung aus Gutmütigkeit, Neugier und Idiotie lässt mich doch das Gespräch entgegen nehmen. Oh. Wen haben wir denn da. „Tag, Berger. Mal wieder was, was du nicht kannst?“ begrüße ich meinen Kollegen und bin geneigt, mir in den Arsch zu beißen. Diese verdammte Neugier in der Mischung! „Tja… Silberrücken…“ erwidert Berger und ahnt nicht, eines Tages werde ich ihm dafür die Nase brechen. Ich lasse mir viel an den Kopf werfen. Schimpfnamen – manche richtig einfallsreich und darum witzig – und Gegenstände. Das verrückteste, was mir an den Kopf geworfen wurde war ein Kondom-Automat. Gefüllt. Ein paar der Gummis habe ich immer noch. Eine Narbe am Hinterkopf obendrein. Souvenirs… Berger allerdings… Stets den Bogen überspannt nennt er mich ‚Silberrücken‘. Findet das scheinbar lustig. Als Anspielung auf meine Haarfarbe. Klar. Ich nenne ihn ‚Ich kann das nicht‘-Berger. Jedoch nie vor Untergebenen, Kollegen oder Vorgesetzten sowie Zeugen, Verdächtigen oder Tätern. Nie gebe ich letztgenannten einen Grund sich über Mister Inkompetenz lustig zu machen oder seine Integrität in Zweifel zu ziehen. „Die haben da was gefunden…“ erzählt diese Nullnummer. „Fällt in dein Metier. Ist ziemlich abgefahren. Und ziemlich ekelhaft!“ „Ich höre?“ Endlich erzählt er und es obliegt mir, die wichtigen Informationen aus seinem Bericht herauszufiltern, der angefüllt ist mit hohlen Phrasen. Er soll auf den Punkt kommen! Tut er nicht. Er hört sich gern reden. Wenn ich wissen will, was los ist, muss ich selbst zum Tatort. Meine freien Tage haben sich wirklich gerade in Luft aufgelöst. Na dann… „Ja. In zehn Minuten.“ \Lars sieht seinen Bruder telefonieren. Sagen tut Aaron nichts. Er hört nur zu. Seine Miene ist regungslos. Nach einer Eile nickt er. „Ja. In zehn Minuten.“ Damit beendet er das Gespräch, flitzt ins Wohnzimmer und kauert vor Sundora. „Mitty. Geh bitte.“ fordert er die Katze auf. „Mjau.“ Und Mitternacht springt davon.\ //Wie Aaron Meyers sie anschaute. Diese wundervollen dunklen Augen. Sie sah die Wärme und Besorgnis darin. Zärtlich nahm er ihre Hand und hielt sie zwischen seinen. „Sundora.“ fing er an. „Ich muss weg. Lars bleibt bei dir. Und Mitty ist auch noch da.“ Er stand auf und lächelte. „Bitte, Sundora. Fühle dich hier wohl. Bis später.“// \Aaron schlüpft in seine Jacke. „Lars. Muss weg. Du bleibst bei Sundora.“ „Ja, aber… Was sollen wir denn machen?“ „Ein Kind zeugen.“ erwidert sein großer Bruder lapidar und ist schon durch die Tür. Sein großer Bruder ist weg. Lars ist allein mit der schönsten Frau sämtlicher Welten. Er holt tief Luft und nimmt sich vor, so ungezwungen wie möglich mit dieser Situation umzugehen. Nur seine Lendenregion scheint von der eben getroffenen Abmachung des Kopfes nicht zu wissen. Im Wohnzimmer grabscht Lars nach der Fernbedienung, setzt sich in den Sessel, der am weitesten vom Sofa entfernt steht und will das TV-Gerät anknipsen. Irgendwas zur Ablenkung wird es ja geben. Das Scheiß-Teil geht nicht an. Lars drückt alle Knöpfe der Fernbedienung und legt diese mit erzwungener Ruhe auf die Armlehne des Sessels. Kurz davor, den Fernseher einzutreten kann er sich noch beherrschen. Sundora soll keine Angst vor ihm haben. Mit einem dezenten Seitenblick bemerkt er, sie schaut zu ihm herüber und lächelt verträumt. Lars schluckt und tut sein Möglichstes, die Schönheit der jungen Frau zu ignorieren. „Hast du… Hunger? Willst du was essen? Ich kann kochen. Richtig gut sogar. Und…“ Weiter kommt er nicht. Sundora erhebt sich und tritt an ihn heran. Die Decke gleitet von ihren Schultern. „Bitte.“ haucht sie. „Paare dich mit mir. Bevor es zu spät ist.“\ // Welcher Welt sie wohl entstammten und wie kamen sie hierher? Warum waren sie hier? Flüchtlinge? Gestrandete? Eroberer? Nein. Keine Eroberer. Sowohl Aaron als auch Lars hätten sie in den Fall anders behandelt. Nicht so… hilfsbereit. Lars. Sein rotgoldenes Haar war wirklich wie das Licht der aufgehenden Sonne. In seinen dunklen Augen war die gleiche Wärme, die auch in den Augen des Aaron strahlte. Sie traf eine Entscheidung. Er sollte es sein. Der Vater ihres Kindes. Lars Meyers. Derjenige, der den Fortbestand ihrer Rasse sicherte. Sie lächelte. Warum auch nicht? Es gab kaum einen Unterschied zu Aaron Meyers. Das gleiche Gen-Potential. Um ihr Wohl besorgt fragte er, ob sie Nahrung aufnehmen wollte und betonte seine Vorzüge zur Zubereitung eben jener. Sie konnte nicht anders. Sie stand auf und ging zu ihm. Die Decke rutschte herab. Und sie bat ihn.// \„So nicht.“ Seine Worte unterstreichend schüttelt Lars den Kopf. „Sundora… Halte mich für altmodisch, aber… Ohne Liebe?“ Er hüpft vom Sessel. „Ich hole dir was zum Anziehen! Hätte ich längst tun sollen! Und dann koche ich uns was. Das tut uns jetzt besser gut!“ Und flüchtet aus dem Raum. Seine Lendenregion beschimpft gerade seinen Kopf. Das ist Lars egal und er ist dankbar um seinen Verstand. Er kennt diese junge Frau gar nicht. Zum Fortbestand der Rasse. Das hört sich… abstrus an. Liebe sollte der Grund für Sex sein. Aus Liebe sollten Kinder entstehen! Kinder der Liebe… Lars schnieft und räuspert sich. Aaron und er sind Kinder der Liebe. Einer großen Liebe. Einer verbotenen Liebe… Ein bitteres Lächeln zeigt sich auf seinen Lippen. Die Söhne von Romeo und Julia… Nur in… Intergalaktisch… Mit einem Jogginganzug auf dem Arm betritt er das Wohnzimmer und reicht die lässige Kleidung an Sundora weiter. „Bitte. Zieh das an.“ Die junge Frau nickt. Den Anblick ihres nackten Leibes entgeht er, indem er in die Küche hastet.\ //Der Anzug war zu groß, aber wärmte. Und der Geruch, der davon ausging, gefiel ihr. Sie mummelte sich darin ein, setzte sich auf die Couch, legte die Decke auf ihren Schoß und seufzte behaglich. Was die Wesen dieser Welt aßen? Sie war neugierig. Nach dem Nährbrei roch es nicht. Der Duft, der aus dem anderen Raum kam, ließ ihr das Wasser im Munde zusammen laufen. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Innern aus. Sie hatte keine Zweifel mehr, hier richtig zu sein. Sie fühlte sich wohl.// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)