Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Kapitel 3: Gelegenheiten ------------------------ Lars erzählt mir von einem Traum und an seiner Stimme höre ich, am liebsten möchte er weinen. Mein kleiner Bruder. Ich nehme ihn in die Arme. „Hey.“ flüstere ich. „Seit wann lässt sich dein großer Bruder kleinkriegen, hm?“ „Aaron…“ „Nein. Der Tee ist fertig!“ Nur so ein gefriergetrocknetes Zeug, aber trinkbar. „Den servierst du jetzt unserem Gast, setzt dich zu ihr und guckst, ob du was heraus bekommst!“ Lars nickt. Gut. Ich gebe ihm das Tablett mit Kanne und Tassen in die Hand, stelle Zucker, Milch und die kleine Dose mit dem gekauften Gebäck dazu und schicke ihn los. Einen Moment setze ich mich auf die Anrichte und grüble. Sterben. Na ja… Mir persönlich kommt das ein bisschen zu früh, aber… Ich hoffe, Lars und Sundora werden dadurch fliehen können. Für meinen kleinen Bruder gebe ich alles, wisst ihr. Mein kleiner Bruder ist der einzige, den ich noch von meiner Familie habe. Mein Tod für sein Leben… Das ist wahrlich das geringste Opfer. Ich denke Lars weiß das. Und deshalb hat er solche Angst um mich. Er vergisst immer, ich bin hart im Nehmen. Also… Nicht unsterblich, aber nahe dran. \\Inmitten der Schritte hält Lars inne und blickt zurück in die Küche. Auf der Anrichte sitzend ist Aaron in Gedanken versunken. Der Traum. Klar! Lars möchte sich am liebsten ohrfeigen. Vielleicht hätte er nichts erzählen sollen. Aaron hat keine Angst vor dem Tod. Und für ihn – seinen kleinen Bruder – gibt er sein Leben ohne weiteres. Wahrscheinlich – so vermutet Lars – hofft sein großer Bruder, sein kleiner Bruder und Sundora können dadurch fliehen. „Na!“ ruft Aaron. „Geh jetzt!“ Lars lächelt etwas verunglückt. „Bin schon weg.“ Er blinzelt schnell ein paar Tränen weg, Aaron sieht es dennoch. „Lars…“ meint er und grinst spitzbübisch wie aufmunternd. „Hey! Brüderchen… Wir haben schon anderes gemeistert. Du weißt das.“ Ja. Haben sie. Lars weiß das. Und jedes Mal ist Aaron verletzt worden. Jedes Mal dem Tode näher, denn dem Leben. Jedes verfluchte Mal! Und dieses Mal? Wird Aaron dieses Mal sterben? „Nein!“ ruft Aaron in Lars Gedanken hinein und hebt eine Hand, zur Faust geballt. „Willst du wohl und kümmerst dich endlich um unseren Gast!“\\ //Wie die aufgehende Sonne. Dieses Haar. Sie konnte nicht lassen, dieses Haar anzusehen. Und seine Augen. Er lächelte so warm und herzlich und tröstend und entblößte sein Gebiss. Weiß und ebenmäßig. Was würde der Rat sagen, wenn sie eigenmächtig handelte und ihn zum Auserwählten machte? Oder… War er auch schwul? Die Decke zog sie enger an ihre Schultern und fragte nach einem tiefen Durchatmen: „Sag, Lars Meyers… Bist du auch schwul?“// \\In aller Eile stellt Lars das Tablett auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa, prustet und lacht. Eigentlich will er das gar nicht, aber die nahezu beschwörende Hoffnung in ihren tiefblauen Augen… „Verzeih…“ schnauft Lars und hält sich den Bauch, setzt mehrmals zu einer Antwort an und scheitert, erneut in Gelächter ausbrechend. „Nein…“ artikuliert er endlich. „Bin… ich… nicht.\\ //Sie sprang von Sofa, riss sich die Decke von den Schultern und breitete die Arme aus. „So nimm mich doch!“ verlangte sie flehentlich. „Jetzt! Unser Kind wird stark sein. Gesund. Und schön.“// Ich denke, ich gucke nicht richtig. Die Arme ausgebreitet steht Sundora da. Nackt. Nicht in meiner Umarmung, die ein Teil ihrer Blöße bedeckt. Nicht eingehüllt in die rosa Decke, die den Blick auf ihren Leib verbirgt. Vollkommen nackt. Lars geht in die Knie und ächzt leise. Bei den Göttern. Mein kleiner Bruder ist mit dieser Situation völlig überfordert. Seinen Erzählungen zum Trotz, die ich für reine Angabe und von einem gewissen nicht jugendfreien Magazin für Herren abgelesen halte – Eine treuere Seele als ihn gibt es nämlich nicht! – Lars Meyers sieht in diesem Augenblick und zum ersten Mal eine nackte Frau und das in natura! Aha! Seine Hände wandern unauffällig an seinen Schritt. Sicherlich eine verräterische Beule verbergend. Yep. Und wie blass er wird. Definitiv. Erste Mal. Nackte Frau. In natura. Um einiges blasser werdend und die Augen zukneifend gibt er ein ersticktes „Ugah…“ von sich. Na… Der Schuss ging in die Hose… Schnell bin ich bei Lars und stelle mich vor ihn, hülle die junge Frau in die Decke und zeige mein strahlendstes Lächeln. Zugegeben, ein bisschen Schadenfreude ist auch darin. „Sundora. Verzeih. Setzt dich bitte. Wir sind mal eben im Bad. Mein kleiner Bruder braucht eine warme Dusche. Für eine kalte ist es zu spät.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)