That's life von Salix (Wann, wenn nicht jetzt?) ================================================================================ Kapitel 5: Freier Wille und Freimarkt ------------------------------------- Authors Note: Erst einmal vielen Dank an Ran24 und Miezel für die lieben Kommentare. Das hat mir wirklich Aufwind geben. Zylinder vom Kopf zieh und verbeug. Danke auch an die Freischalter, weil das mit den Kapiteln so schnell ging. Diesmal ein kurzes Kapitel mit noch einer Bremensie. Irgendwie ist die Story a) länger als geplant geworden und b) zu einer Bremen-vorstell-Story mutiert, so neben anderen Dingen. Na, was soll’s. Weiterhin viel Spaß beim Lesen! Kapitel 5 Freier Wille und Freimarkt Allmählich war es Herbst geworden. Neben den regelmäßigen Kochgruppentreffen, bei denen es ihnen gelungen war Erzi zumindest ein paar Kochgrundlagen zu vermitteln, waren die vier bei, Straßenzirkusfestival La Strada gewesen und hatten sich sogar aufgerafft nach Worpswede zu radeln. Marco hatte das zweifelhafte Vergnügen genossen Labskaus probieren zu dürfen und Grünkohl für sich entdeckt. Der Wind fegte bunte Blätter durch die Straßen und auf die Wege, wo sie, durch den häufigen Regen, gefährliche, glitschige Flächen bildeten. Morgens schwebten Nebelschlieren über Weser und Werdersee. Ohne Regenjacke oder Schirm aus dem Haus zu gehen, war in etwa so sinnvoll, wie ohne Zahnpasta Zähne zu putzen. Am unangenehmsten war die in der Luft hängende Feuchtigkeit, welche es an den trockenen Tagen gab, da sie durch jede Kleidung zu dringen schien. Sonnige Tage besaßen Seltenheitswert. Genauso wie das Schietwetter im Herbst zu Bremen gehörte, gehörte der Freimarkt dazu. Am Roland hing ein überdimensional großes Lebkuchenherz mit der Aufschrift: „Ischa Freimarkt!“ und an den Einfahrtstraßen wurde mit dem gleichen Spruch geworben. Bremen ohne Freimarkt, wäre wie Bremen ohne Roland oder als würde das Rathaus plötzlich nicht mehr stehen. Diese herbstliche Attraktion konnten die vier sich natürlich nicht entgehen lassen, weswegen Peregrin an einem grauen, kalten, typisch feuchten, Oktobertag aus der Linie 6 stieg und zum Elefanten stiefelte. Sie waren vor dem Kolonialdenkmal, einem großen, aus roten Backstein gebauten, Elefanten verabredet. Diese Statue stand nicht zu nah an der Bürgerweide, wo die ganzen Fahrgeschäfte aufgebaut waren und nicht zu weit entfernt davon, außerdem lag es direkt neben der Haltestelle. Es war einer der vielen Treffpunkte, an denen man sich noch fand. Denn auf der Bürgerweide war die Menschenmasse so dicht, dass an ein sich treffen nicht zu denken war. Marie, die eine rot-schwarze Alltwetterjacke trug, hatte sich einen schwarzen Schal bis zur Nasenspitze umgewickelt. Erzi, der nicht auf seinen schwarzen Ledermantel hatte verzichten mögen, wirkte leicht verfroren. Marco stach neben den beiden mit seiner leuchtend orangen Regenjacke hervor. Auf dem Kopf trug er eine bunte Strickmütze. Auch Peregrin war wetterfest in Allwetterjacke und Schal gewandet. So würden sie jedem noch so heftigen Schauer trotzen können. Nach der Begrüßung, schlossen sie sich dem dichten Freimarktsbesucherstrom an. Hier im Norden war man Schietwetter gewöhnt und dementsprechend hart im Nehmen. Als erstes kaufte Peregrin eine Tüte gebrannte Mandeln, an der er sich die Finger wärmen konnte. Sie quetschten sich durch die Besuchermassen, welche sich nicht vom Wetter hatten abhalten lassen. Inzwischen wussten auch Marie und Erzi von Peregrins Krankheit, so dass es sie nicht wunderte, dass er die meisten Fahrgeschäfte ausließ. Peregrin hielt Marcos Mütze und Erzis Schirm, während die anderen drei ein Fahrgeschäft nach dem nächsten ausprobierten. Nach Fahrten in der „wilden Maus“, der „Wildwasserbahn“ (als wenn sie nicht vorher schon nass genug gewesen wären), dem „Autoscooter“ und „Free Fall“, bemerkten die drei, dass Peregrin irgendwie ständig außen vor war. „Sag doch was, Mann! Wir sind hier um zusammen Spaß zu haben und jetzt stehst du ständig da und wartest auf uns.“, knurrte Erzi schließlich Peregrin an. „Spaß ist, was ihr daraus macht, oder in diesem Fall ich. Außerdem hab ich meine gebrannten Mandeln und die selten dämlichen Fotos von euch aus der Wildwasserbahn. Ist schon in Ordnung.“, antwortete Peregrin. „Von wegen! Geht nicht, gibt’s nicht. Es wird doch wohl etwas geben, dass wir alle mitmachen können.“, überlegte Marie. „Sonst hättest du gar nicht mitkommen brauchen.“ „Es war mein freier Wille mitzukommen, obwohl ich in fast kein Fahrgeschäft rein darf.“, erwiderte Peregrin. „Dein freier Wille auf uns zu warten in allen Ehren, aber dass ist doch sicher langweilig so.“, schnaubte Marie. „Das Riesenrad. Könnte gehen.“, warf Marco ein. „Peregrin nickte. „Oder ihr kommt mit mir ins Spiegellabyrinth.“ „Hey, dass machen wir. Im Spiegellabyrinth war ich zuletzt mit zehn!“, grinste Erzi. „Ist sicher witzig jetzt noch mal reinzugehen. Komm Marco, wir machen den Weg frei!“ Die beiden stürzten sich todesmutig vor Marie und Peregrin ins Gewirr. Sie erstanden Karten für das Spiegellabyrinth und irrten darin herum, bis Marco auffiel, dass der Boden mal neu gestrichen werden musste und man daran erkennen konnte, wo es lang ging. Danach fuhren sie gemütlich mit dem Riesenrad, wobei Erzi ziemlich bleich wurde und Marie auffällig fest an sich drückte. Marie griff nach seiner Hand und daraufhin schaffte Erzi es sogar den Blick vom Gondelboden zu lösen. Sie genossen, in einem Fall weniger, den Ausblick auf das bunte Lichtermeer auf dem Platz. Wieder mit sicherem Boden unter den Füßen, stellte Marie fest, dass ihr kalt war. Sie schlug vor ins Bierzelt zu gehen. Erzi argumentierte dagegen. „Da drin ist es viel zu voll und genauso kalt. Und Per müsste irre aufpassen nicht von irgendwem angerempelt zu werden. Außerdem ist die Musik da echt mies. Willst du nicht lieber einen heißen Met?“ „Hm, ist eine Überlegung wert.“, gab Marie zu. „Und wo willst du hier heißen Met herkriegen?“, fragte Marco. „Auf dem Kleinen Freimarkt am Marktplatz. Zwischen Rathaus und Liebfrauenkirche ist immer Mittelaltermarkt zur Freimarktszeit.“, klärte Peregrin ihn auf. „Na gut, gehen wir dahin.“, stimmte Marco zu. Sie schoben sich durchs Gewühl und wählten den Weg durch den Bahnhof. Im Endeffekt wäre es wohl genauso schnell, beziehungsweise langsam, gewesen, wenn sie den längeren Weg außen um das Bahnhofsgebäude genommen hätten. Im Bahnhofstunnel unter den Gleisen stauten die Menschen sich fast. Weswegen sie erst nach fünfzehn Minuten Fußmarsch den Kleinen Freimarkt erreichten. Hier war nicht soviel los. Sie fanden sogar Gelegenheit in aller Ruhe die Stände des Mittelaltermarktes zu besichtigen. An der Weinschänke besorgten sie sich jeder einen Tonbecher heißen Met. An den Tischen unter dem Segeltuch neben der Schänke fanden sie jedoch keine freien Plätze mehr. Ein bisschen innerlich gewärmt, konnten sie den nachgespielten Pestzug beobachten, da sie zufällig am richtigen Tag zur passenden Uhrzeit dort waren. Große Tropfen trafen auf das Katzenkopfpflaster unter ihren Füßen. Regen begann wie eine Dusche hinab zu rauschen, als der Zug an ihnen vorbei war. „Ist das Wetter hier eigentlich immer so?“, maulte Marco. „Nicht immer, aber immer öfter. Freu' dich auf den Winter, er ist höchstens eine Winzigkeit trockener als der Herbst.“, antwortete Pergrin freundlich lächelnd. „Wenn es warm dabei wäre, würden wir nur anfangen Schimmel anzusetzen. Das hier ist das perfekte Bremer Wetter.“ Marco schüttelte sich. „Also mir ist das jetzt zu nass Leute, außerdem muss ich Morgen früh raus...“ „Ja, schon klar. Lösen wir die Versammlung auf. Nächstes Treffen dann bei mir?“, ließ Erzi sich vernehmen. Alle nickten und zogen ihrer Wege. Hosted by Animexx e.V. 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