That's life von Salix (Wann, wenn nicht jetzt?) ================================================================================ Kapitel 3: Segeln und Sightseeing --------------------------------- Segeln und Sightseeing Es war ein strahlend heller Sommertag, doch durch den leichten Wind wurde die Hitze abgemildert. Peregrin stand an der Schlachte und wartete auf Marco, Marie und Erzi. Er hatte den Dreien in seiner SMS nur mitgeteilt, dass er für Marcos Sightseeing-Tour eine Überraschung für den Anfang organisiert hatte. Zudem hatte er ihnen Zeit und Ort sowie, die Warnung, dass Zuspätkommen nicht drin war übermittelt. Die ersten Takte von „Leb!“ erklangen. Peregrin ging an sein Handy. „Hi, wo verflucht ist dieser Anleger?“, grüßte Marco ziemlich gereizt. „Wo bist du denn?“ „An der Friedrich-Ebert-Brücke.“ „Oh, dann ist es nicht mehr weit. Lauf Richtung Stadion, nicht Richtung Brill. Ich steh vor der Kogge.“ „Was ist eine Kogge?“ „Ein mittelalterliches Handelsschiff. Das aus Holz mit dem einen Mast.“ „Das sollte ich finden, bis gleich.“ „Bis gleich.“ Marco traf, obwohl er hatte nachfragen müssen, als Erster ein. Peregrin verstand nicht, wie der es eigentlich immer schaffte zu früh aufzutauchen. Diese Eigenschaft Marcos hatte sich während den Treffen der Kochgruppe deutlich herausgestellt. „Hi. Und, warum treffen wir uns hier?“, wurde Peregrin begrüßt, der nur lässig auf den Koggennachbau hinter sich deutete. „Was hat das Schiff damit zu tun?“ Marco musterte das einmastige Holzschiff mit dem viereckien weißen Segel auf dem das Stadtwappen, ein Schlüssel, prangte. „Der Nachbau einer Handelskogge aus dem dreizehnten Jahrhundert. Sie haben das Schiff anhand eines Funde hier im Fluss rekonstruiert.“, teilte Peregrin ihm mit, ohne Marcos Frage damit zu beantworten. „Is’ ja spannend. Und das fährt auch?“ „Klar.“ Marco schlenderte näher an den Steg zum Schiff heran und las das Schild am Anleger. Peregrin folgte ihm. „Willst du es mit uns besichtigen?“, wollte Marco wissen. „Nein, ich hab was besseres vor.“ „Was denn?“, fragte Marie hinter ihnen. Erzi stand neben ihr. „Das denn!“ Peregrin zog vier Karten aus der Innentasche seiner Windjacke, die er vorsorglich übergezogen hatte. „Du hast doch wohl nicht wirklich... Weißt du wie teuer die sind?“, kam es von Erzi. „Da ich sie bezahlt habe, sollte ich es wissen.“, gab Peregrin zurück. „Und, da ich sie schon mal habe, nutzen wir doch de Gelegenheit. An Bord Leute.“ Peregrin betrat den Metallsteg. „Hey Per, das ist doch wirklich viel zu teuer!“ Marco hetzte ihm hinterher. Peregrin zuckte mit den Schultern. „Zurückgeben geht nicht. Kommt ihr jetzt?“ „Dann lass uns dir wenigstens das Geld zurückgeben.“ Peregrin schüttelte den Kopf. „Ich hab sie euch geschenkt. Außerdem ist Geld zum Ausgeben da, im Grab nütz es einem ja nichts mehr.“ Mit diesen Worten reichte er dem Mann an der Planke die Karten. „Für mich und die drei hier.“ Die drei folgte ihm, doch ganz glücklich waren sie nicht. „Schön Geld kann man nicht mit ins Grab nehmen, aber du bist noch jung, Per. Außerdem, was ist mit deinem Wunsch Paraglinding zu lernen? Dafür wirst du Geld brauchen!“, warf Marie ein, als sie an Deck standen. Über Peregrins Gesicht huschte ein bitteres Lächeln. „Den kannst du ruhig vergessen. Er ist eh unerfüllbar.“, teilte er Marie mit. „Also kann ich soviel Geld für solche Sachen hier ausgeben, wie ich will.“ „Unerfüllbar?“ „Sei still, der da vorne will, was über die Kogge erzählen!“, zischte Peregrin. Schweigend lauschten sie den historischen und technischen Ausführungen des Mannes. Kaum merklich löste sich das Schiff in der Zeit vom Steg. Langsam wurde es vom Wind stromaufwärts getrieben. Peregrin und seine Freunde erfuhren, dass sie nur bis zur nächsten großen Brücke segeln würde, da der Mast zu hoch war um darunter hindurch zu fahren. Der Mast könne zwar gekippt werden und dies war auch schon bei längeren Fahrten geschehen, doch dauere dieses Manöver zwei Stunden, weswegen es für die gebuchten Rundfahrten nicht genutzt würde. Aber wer Interesse hätte, könne als Helfer auf einer längeren Fahrt anheuern, schließlich würde die Kogge bald zur Kieler Woche in Kiel erwartet, da sie dort die Stadt zu repräsentieren hatte. Peregrin stand an der Reling und beobachtete beim Zuhören wie das Ufer vorbeiglitt. Amüsiert stellte er fest, dass die Radfahrer auf dem Radweg am Flussufer das Schiff locker überholten. „Und mit solchen Geschwindigkeiten auf den Flüssen sind die Menschen mit Koggen bis nach Russland gesegelt. Wow!“, dachte er. Marco trat neben ihn. „Danke für die Einladung.“ „Keine Ursache. Ich wollte eh schon lange mal mitfahren.“ „Aber du hättest das nicht tun brauchen.“ „Ich wollte es, Ende.“ „Wir gebe dir das Geld zurück.“ „Nee, lasst mal. Die Überfahrt über den Styx kann ich mir auch jetzt noch geradeso leisten.“ Marco schnaubte. „Warum machst du das?“ „Was?“ „Immer an den Tod denken?“ Peregrin senkte den Blick auf das schmutzigbraune Wasser. „Das ist nur mit Vernunft nicht zu erklären. Vielleicht, weil man es zu oft vergisst. Das jede Sekunde des Lebens kostbar ist, weil es im nächsten Augenblick vorbei sein kann.“ Er zuckte mit den Schulter „Hmh. Aber ständig daran denken, da wird man doch trübsinnig bei.“ „Deswegen tue ich, was mir Spaß macht. Dinge wie diese hier, um mein kurzes Leben zu genießen.“ „Hör mal, für einen Paraglidingkurs brauchst du wirklich nur zu sparen, also lass uns die Karten selbst zahlen.“ Peregrin lachte trocken. „Wenn’s nur das wäre...“ Er drehte sich Marco zu. „Es ist mir ärztlich verboten Sport zu machen bei dem die Gefahr von starken Stoßverletzungen besteht. Paragliding zählt zu solchen Sportarten. Selbst, wenn ich spare und den Kurs bezahlen könnte, würde ich nicht als Teilnehmer akzeptiert. Ich bin vielleicht morbide, aber ich bin nicht selbstmordgefährdet, also halte ich mich an solche ärztlichen Ratschläge. Hör auf über dein Geschenk zu maulen und genieß die Fahrt!“ Ruckartig drehte Peregrin sich wieder der Reling zu und starrte auf das Wasser. Seine Hände krallten sich um das Holz. Er löste eine Hand und deutete zum Ufer. „Da vorne ist das Stadion, man kann es schon sehen. Sind wir eigentlich schon an der umgedrehten Kommode vorbei?“ „An der was?“ „Dem alten Wasserwerk. Es sieht aus wie eine Kommode, die auf dem Kopf steht.“ „Äh...“ „Peregrin, da drüben!“ Marie kam angeflitzt und zerrte an seinem Handgelenk. „Komm mit.“ Sie zog ihn auf die andere Seite des Schiffes um ihm zu zeigen, dass sie gerade an einem Binnenschiff vorbeifuhren und auch an der umgedrehten Kommode. Zwei Stunden später hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen. „Und jetzt?“, wollte Marco wissen. „Geht die Sightseeing-Tour los. Also Jungs, wo machen wir weiter?“ „Schnoor, ist am nächsten.“, meinte Erzi. „Da könnten wir doch gleich das Geschichtenhaus miteinplanen.“ „Klasse Idee, Per. Ach und eins noch. DU zahlst heute nichts mehr!“ Marie wedelte vor Peregrins Nase mit dem Finger herum. „Hast du mich verstanden?“ „Klar und deutlich.“ Marco wurde durch die engen Gassen zwischen kleinen Fischerhäuschen aus dem 17. Jahrhundert geführt. Hier im einzigen Teil der Altstadt, welcher nicht im Krieg zerbombt worden war, befand sich das Touristenviertel schlechthin. Im Papierlädchen, vor dessen Schaufenster Marco geschlagene fünf Minuten stehen geblieben war, kauften sich alle Papierbastelbogen für ein Rotkehlchen. Vom Schnoor aus schlenderten sie ins Viertel, wo sie bei der besten Eisdiele der Stadt ein Eis aßen, ausruhten und dem Kellner zusahen, wie er immer mit den Bestellungen die große Straße überquerte um zu den Tischen auf dem Platz gegenüber der Eisdiele zu gelangen. Nach einem Abstecher zu Maries Lieblingsteeladen, am Sielwall, der noch eine Registrierkasse sowie eine Messingwaage besaß, kehrten sie ins Zentrum zurück. Dort lehnte Marie es rundweg ab mit in den Bleikeller zu kommen, so dass die drei Jungs sich die mumifizierten Geistlichen alleine ansehen mussten. Sie ließen das Dommuseum aus, schlenderten an Rathaus und Roland vorbei zur Böttcherstraße. Am Roland wurde Marco die Sage vom Lahmen erzählt, der den Bürgern das Land für Bürgerweide und Bürgerpark gesichert hatte. Tja, da die Bedingung für die Schenkung gelautet hatte soviel Land, wie ein Mann an einem Tag umrunden können, sollte verschenkt werden, war es egal gewesen, dass der geizige Erbe den Lahmen gewählt hatte. Land umrunden konnte man schließlich auch kriechend. Zu guter Letzt besichtigten sie die Stadtmusikanten zwischen Rathaus und Liebfrauenkirche. „Ehrlich, die hab ich mir immer größer vorgestellt.“, murmelte Marco. „Tja, ursprünglich war das Märchen hier in der Stadt überhaupt nicht beliebt. Die Kaufleute empfanden es als Spott. Inzwischen ist es ein Tourismusmagnet und es heißt, dass es Glück bringt die Vorderbeine der Statue zu umfassen.“, erklärte Erzi. „Ach, bringt es. Und was hilft gegen Freunde, die einen bis zum Umfallen an einem Tag durch die Gegend scheuchen?“ „Ich dachte, ich wäre hier der Unsportliche, aber wenn dich so ein bisschen Sightseeing schon umbringt, dürfen wir dich wohl nicht mit auf den Freimarkt nehmen.“, stellte Peregrin fest. Erzi lachte. „Und das, wo er mal gesagt hat, er liebe Kirmes. Du bist gemein.“ „Hey, ihr seid albern.“, schimpfte Marco. „Wozu hat man Freunde?“, grinste Marie. „Also, nach der Stadtbesichtigung, geht es dann demnächst mit der Museumstour weiter. War nicht bald die lange Nacht der Museen, oder so?“ Peregrin nickte. „Aber sagt mal, wollten wir nicht ursprünglich Erzi, beibringen wie er etwas Essbares kocht?“ „Na, dass geht doch trotzdem.“, warf Marie ein. „Wie auch immer. Mein Kopf schwirrt und meine Füße tun weh, ich brauch eine Pause.“, stöhnte Marco. „Also auf ins nächstbeste Café.“, grinste Erzi. „Oder wir müssen ausprobieren, ob sich der Friedhof auf dem wir stehen reaktivieren lässt um Marcos Leiche zu verbuddeln.“ „Nur so, hier ist Kopfsteinpflaster, Per.“, wies Erzi ihn auf ein klitzekleines Problemchen hin. „Stimmt, aber hier war auch mal ein Friedhof.“ „Hier? Und woher weißt du das wieder?“ „Interesse. Und na nicht genau hier, eher auf der anderen Seite der Kirche, da wo jetzt immer Blumenmark ist.“ „Ernsthaft?“, erkundigte sich Erzi, vorsichtig. Peregrin grinste. „Ja ernsthaft, laut den Stadtarchäologen.“ „Mal was anderes, von wegen Café. Omaambiente mit Blick auf die Straßenbahnen gefällig?“, wollte Marie wissen. „Solange es nur nah ist.“, seufzte Marco. „Ist es.“ „Dann ja.“ Zusammen gingen sie in ein winziges Café, bei der Haltestelle Obernstraße, dass im ersten Stock über einem Geschäft lag. Sie ergatterten sogar einen Tisch am Fenster, von dem aus sie zusehen konnten wie die Menschen durch die Straße zu den Schäften hasteten oder vorbeiflanierten. Peregrin trank eine warme Schokolade und überlegte sich, dass Unternehmungen mit Freunden doch schön waren. ~tbc~ So diesmal nur Alltag mit Freunden, ohne viel Tiefgründiges. Und jetzt sollte klar sein, in welcher Stadt die Geschichte spielt. Eine alte Hansestadt mit langer Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)