A Loner's Words von BoyWonder (nach Star Trek XI) ================================================================================ Kapitel 1: Romulus ------------------ StarTrek – A Loner’s Words „Romulus?“, fragte McCoy. Seine Stimme klang argwöhnisch, gerade so als glaubte er sich verhört zu haben. „Natürlich“, erwiderte Kirk ernst, der sich seiner Sache sicher war. Er löste seinen Blick von den hellen Streifen, zu welchen die Warp-Geschwindigkeit die Sterne zog. Kirk hatte das Gefühl, sein Freund würde ihn besser verstehen, wenn er ihm ins Gesicht sah. Seine Unterstellten nahm er bei der Blickfeldänderung nur am Rande wahr, des Captains gesamte Aufmerksamkeit galt dem ersten Medo-Offizier, welcher vollkommen überfahren wirkte. „Seit Nero gehört es zur Aufgabe der Sternenflotte, dass eines ihrer Föderationsschiffe diesen Planeten anfliegt, um die laufenden Verhandlungen fortzusetzen und wissenschaftliche Informationen auszutauschen.“ „Richtig, seit Nero“, brummte der Arzt unzufrieden. Das letzte Wort versah er dabei mit einem ganz besonderen Klang. Nero. Der Mann aus der Zukunft. Jener, welcher etliche Leben und Schiffe auf dem Gewissen hatte. Zerstörer Vulkans. Mörder. „Hast du vergessen was der Typ angerichtet hat und wo der herkommt? Er war Romulaner, Mann“, McCoy sah aus, als zweifelte er an Kirks gesundem Menschenverstand. Doch wenn dem so war, belehrte ihn die Reaktion des Captains eines Besseren, denn die Worte des Arztes hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Kirk wusste, was seinem Freund durch den Kopf ging. Selbstverständlich erinnerte er sich noch an das Erscheinen Neros und was es alles nach sich gezogen hatte. Seinetwegen waren hunderttausende von Vulkaniern gestorben. Seinetwegen war Spock zu einem Halbwaisen geworden. Seinetwegen hatte Kirk nie erfahren, wie es war, einen Vater zu haben. Angeblich wäre er in einem anderen Zeitstrang wegen seines Vaters zur Sternenflotte gegangen, aus Bewunderung, Faszination. Doch dies war in einer anderen Vergangenheit geschehen und in einer anderen Zukunft würde George Kirk stolz auf seinen Sohn sein. Jedoch nicht hier. Nicht in diesem Leben. Die Gedanken an das Geschehene verhärteten Kirks Miene. Sein Mund war kaum mehr als eine dünne Linie, welcher jegliche Farbe entwich. „Wie könnte ich?“ „Sag ich doch. Jim, wir sind die Enterprise, Neros Bezwinger. Meinst du nicht, dass es riskant ist, dort aufzutauchen?“ „Wenn ich mich einmischen darf, Doktor“, ertönte es ruhig von einer der Stationen auf der Brücke. Die beiden diskutierenden Männer unterbrachen ihre Unterhaltung, blickten zu dem potenziellen Schlichter. Es war Spock, der ihr Gespräch verfolgt hatte. „Dieser oder besser „unser“ Nero, kam aus einer Zeit, die für uns noch weit in der Zukunft liegt. Abgesehen davon, dass er wiederholt beteuerte, sich eigenständig gegen die Föderation zu stellen und sich somit von seinem Heimatplaneten lossagte, hat er in den 25 Jahren seines Verweilens in unserer Zeitlinie keinen Kontakt zu Außenstehenden aufgenommen. Berichte bestätigen diese Annahme. Es ist also unwahrscheinlich, dass uns dort Gefahr dieser Art droht.“ „Danke für Ihre Meinung, Spock“, schnappte McCoy. Er schien nicht halb so befriedigt zu sein, wie seine Wortwahl vielleicht zu vermuten gab. Doch wer den Arzt kannte, wusste auch um seinen Zynismus. „Na schön, aber nehmen wir doch mal an-“ „Es ist nicht nötig, solcherlei anzunehmen“, beendete der erste Wissenschaftsoffizier die Unterredung. Es sah so aus, als läge für ihn alles klar auf der Hand und als böte jenes keinen Grund, weiter darüber nachzudenken oder gar besorgt zu sein. Kirk schien diese Meinung zu teilen. „Pille, er hat Recht. Mach dir nicht so viele Gedanken“, sagte er bestimmt, aber freundlich. Er wusste es zu schätzen, dass McCoy sich um das Wohlergehen der Crew sorgte, doch Verfolgungswahn würde ihnen bei diesem Unterfangen nur hinderlich sein. „Wir erreichen Romulus in 20 Sekunden“, meldete Sulu von seinem Platz. Er betätigte ein paar Schalter. „… 15, 14…“ Unter dem Countdown des Steueroffiziers blickte Kirk beschwichtigend zu dem Arzt. Er kannte ihn und wusste, dass Spocks Argumentation ihn nicht von seiner Meinung abgebracht hatte. Ebenso wenig hatte sie ihn zufrieden gestellt. „… 5, 4…“ Kirk drückte seinen Rücken gerade, bereitete sich auf die Ankunft vor. Auch McCoy sicherte seinen Stand, indem er leicht in die Knie ging und sich am Stuhl des Captains festhielt. Und von einem Augenblick auf den anderen erstarrten die weißen Bänder zu festen strahlenden Punkten in der Tiefe des Weltraums. Sie hatten den Planeten erreicht. „Wir sind da, Captain“, machte der junge Japaner ihre Ankunft offiziell. Selig lächelnd wand er seinen Kopf zu dem Taktikoffizier neben sich, der ihm breit zu grinste. „Gut gemacht, Mister Sulu“, komplimentierte Kirk. Er erhob sich von seinem Platz, läutete somit den nächsten Schritt ihrer Mission ein. Mit einem Blick über die Besatzungsmitglieder der Brücke signalisierte er, dass seine nächsten Worte sie alle betrafen. „Führen Sie nun Ihre Aufgaben aus. Finden Sie sich um 1900 wieder an Bord der Enterprise ein. Einen angenehmen Aufenthalt.“ Er bedachte Spock mit einem kurzen Nicken, das der Vulkanier als Aufforderung zum Aufbruch erkannte. Auf dem kurzen Weg zum Turbolift, trat Kirk an dem besorgten Doktor vorbei, der ihm noch einmal einen warnenden Blick zuwarf. „Jim…“ „Das wird schon, Pille“, entgegnete der Angesprochene zuversichtlich. Er klopfte dem anderen auf die Schulter und zog seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. „Das wird schon Pille“, meckerte McCoy in unterdrückter Lautstärke. Was sollte schon wer-den? Glaubte er wirklich, dass alles glatt laufen würde? Und selbst wenn ihm die Reinkarnation der Logik zugestimmt hatte, musste das noch lange nichts heißen. Wenn die beiden einmal einer Mei-nung waren, dann hatten sie entweder verdammt recht oder lagen höllisch falsch. Der Arzt entschied sich dafür, dass gesunde Intuition schwerer wog als alles Logische des Universums – oder zumindest der Welt – und so verloren Spocks angeführte Punkte an Bedeutung. McCoy seufzte. Er machte sich wieder einmal viel zu viele Gedanken. Er sollte das alles ein wenig positiver sehen. „Leonard?“, tönte eine sanfte Frauenstimme an das Ohr des Mannes. Erschrocken hielt er inne, drehte sich langsam um seine eigene Achse. „Manina“, murmelte er, als sie in sein Blickfeld trat und sich sein Verdacht bestätigte. „Bis gerade eben hätte ich noch gesagt, du bist sauer. Aber… wenn ich dich näher betrachte, wirkst du reichlich verwirrt.“ McCoy brauchte eine Weile, um seine Gedanken zu ordnen. Manina, seine Ex-Frau, und sie stand direkt vor ihm, vielleicht nur einige Zentimeter entfernt. Ihr süßlicher Duft umspielte seine Nase, wie er es in der Vergangenheit so oft getan hatte, doch war dies nicht die Vergangenheit. Dieser Geruch barg warmherzige Erinnerungen, bedeutete aber gleichzeitig einen schmerzvollen Blick auf Gegenwart und Zukunft. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. In ihrer Präsens hatte er sich noch immer nicht unter Kontrolle, schon gar nicht, wenn sie unvermittelt auftauchte. „Ist es wegen des Auftrags?“, fragte sie weiter ohne sich, wie es schien, um seine Reaktion zu scheren. „Ich bin nicht glücklich damit“, brachte er schließlich hervor, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Mach dir keine Sorgen“, sagte Manina beruhigend. McCoy hingegen verdrehte die Augen. „Ich bin umgeben von verdammten Ignoranten!“, entfuhr es ihm gereizt, wobei er die Arme in die Luft warf. War er denn der einzige, der die Ereignisse vor drei Jahren mitgeschnitten hatte? Oder wollten sie ihn provozieren? Na, wenn dies der Fall war, dann wussten diese armen Seelen nicht, wie unangenehm dieser Doktor werden konnte! „Ähm, Leonard, es tut mir Leid, aber ich muss mich fertig machen.“ Manina klang entschuldigend, vielleicht sogar ein klein wenig beschämt. „Was?! Du gehst da auch runter?“, platzte es aus dem Medo-Offizier. Die Ungläubigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben und die blonde Frau wirkte nicht minder irritiert. Sie legte ihre Stirn in Falten, Mitleid mengte sich in ihre Stimme. „Vielleicht solltest du auf dein Quartier gehen und dich ausruhen. Du wirkst ziemlich…“ „Nein, nein. Mir geht es gut. Anscheinend bin ich der einzige, dem es hier noch wirklich gut geht. Hat man euch allen asiatisches Euphemismus-Serum gespritzt?“, McCoy winkte schnaubend ab. Waren denn hier alle verrückt geworden? Dass sich mit diesem grünblütigem Spitzohr nicht reden ließ, wusste er bereits. Aber dass weder Jim noch Manina noch sonst irgendjemand die Gefahr ihres Aufenthalts erkannte, brachte den Arzt dazu, an ihrem Urteilsvermögen erhebliche Zweifel zu entwickeln. Das war doch nicht normal. Oder war er es, der sich nicht normal verhielt? Was es auch war, es ging ihm gewaltig gegen den Strich. Aber na schön, wenn alle meinten, es sei alles in Ordnung, dann war eben auch alles in Ord-nung. Bitte. Grüne Natur umgab den Captain des Raumschiffs Enterprise. Romulus‘ Vegetation war der terranischen sehr ähnlich, unterschied sich kaum im Aufbau. In den bewachsenen Gebieten blühten Büsche und Bäume und die Gräser wogen ihre saftigen Halme im Wind der Luftzirkulation. Wäre die Architektur nicht von solch unverwechselbarer Besonderheit gewesen, wären den Besuchern von der Erde kaum Unterschiede zu ihrer Heimat aufgefallen. Doch auch nur das Setzten eines Fußes außerhalb dieses behüteten Bereiches hätte ihnen die Augen geöffnet. Kahle, steinige Wüsten erstreckten sich manchmal nicht unweit der gedeihenden Orte. Dort, wo sich Bodenschätze fanden, wurde Bergbau betrieben. Dessen ungeachtet wusste das Flair der belebten Gebiete diese feindselige Seite zu verbergen. Vom All aus glichen sich die Planeten Erde und Romulus stark, abgesehen davon, dass man sogar ohne direkten Vergleich die Wasserknappheit und den Landüberschuss bemerkte, unter welchem der Himmelskörper im Beta-Quadranten litt. Kirk schwelgte in der ihn umgebenen Schönheit. Und doch mischte sich Unbehagen in sein Empfinden. Spock fiel diese unschlüssige Miene auf. „Stimmt etwas nicht, Captain?“ Kirk runzelte die Stirn. „Wie kommen Sie darauf, Spock?“ „Nun, in Anbetracht des als zu nervös klassifizierenden Hände aneinander Reibens und den in raschem Wechsel erfolgenden Blicken nach rechts und links, glaubte ich, es sei angebracht eine solche Äußerung zu tätigen. Korrigieren Sie mich, wenn ich damit nicht richtig liegen sollte.“ Kirk sah auf seine Hände, die sich tatsächlich halb streiften halb kratzten und beendete sofort den Kontakt. Ein Schmunzeln trat dafür auf sein Gesicht, das in seinen Ton einen Hauch Sarkasmus einfließen ließ. „Sie sind ein guter Beobachter, Spock.“ Der Vulkanier hob eine Augenbraue, als hätte er sich verhört. „Das war nicht schwer, Captain. Gratulationen verdiente ich, wenn Sie-“ „Schon gut, schon gut. Lassen Sie’s gut sein“, winkte der Dunkelblonde lachend ab. „Sie müssen wirklich noch lernen, nicht ständig alles so ernst zu nehmen.“ Die beiden Männer kamen dem Gebäude der Verhandlung näher. Langsam zeichneten sich aus sandfarbenen Silhouetten Einzelheiten und die Einrichtung gewann an ihr zu erbringender Anerkennung. Sie wirkte auf beide Männer erstaunlich eindrucksvoll. „Beschäftigt Sie das Thema ihrer Unterhaltung mit dem Doktor vorhin auf der Brücke?“, hakte Spock nach. Wie es aussah, war er durch Kirks Reaktion nicht befriedigt worden. Vielleicht ahnte er, dass die Worte eines guten Freundes bei Menschen oft mehr bewirkten, als es nach außen den Anschein hatte. „Was er sagt, ist nicht unbedingt falsch“, gab Kirk zu bedenken, womit er im selben Moment zugab, dass der Vulkanier mit seiner Vermutung richtig lag. „Falsch nicht, aber unlogisch. Eine isolierte Gestalt hat keinen Einfluss auf Wesen, wenn sie mit ihnen keinen Kontakt aufnimmt oder aufnehmen kann. Die Gründe sowie die genauen Taten des Aufständischen sind nie offiziell bekannt gegeben worden, die Daten zu dem Fall stehen unter Verschluss, die Besatzungsmitglieder der Enterprise werden als Retter gefeiert, nicht als Mörder. Nero hatte keine Verbindung zu Romulus hergestellt, nicht einmal über dritte. Wir können also davon ausgehen, dass uns niemand feindlich gesinnt sein wird. Zumindest nicht in Bezug auf diesen Vorfall.“ „Ja, Sie haben wohl Recht“, gestand der Captain nach einigem Überdenken. Er kam zu kei-nem anderen Schluss, als sein Wissenschaftsoffizier, egal wie oft er alles überdachte. Es drohte keine Gefahr. Nicht deswegen. Schmale, in schwarze Schuhe gehüllte Füße bewegten sich über den steinernen Grund der romulanischen Hauptstadt. Sie gehörten zu einer jungen Frau, die sich bestimmt ihren Weg durch die Menge suchte. Neben ihren festen Schritten kämpfte sich ein nur wenig älterer Mann voran, der immer wieder Sichtkontakt zu ihr suchte, ihn jedoch nicht fand. Obgleich sie beide energisch wirkten, wussten die Kommunikationsoffizierin und der Steuermann nicht, wo sie ihr Weg genau hinführte. Ganz offensichtlich hatten sie sich verlaufen. „Mister Sulu, sind Sie sich sicher, dass dies der richtige Ort ist? Meiner Meinung nach hätten wir zum Süd-Teil der Stadt gemusst“, merkte Uhura nach einer Weile der erfolglosen Suche an. „Nun, auf meinem Verzeichnis war klar diese Umgebung hier abgebildet. Der nördliche Stadtteil…“, murmelte Sulu irritiert. Er fasste sich ans Kinn, als ob ihm diese Geste helfen würde, sich zu erinnern. Uhura war von dieser Verwirrung ganz und gar nicht angetan. Sie war nicht her gekommen, um einen Spaziergang über den Planeten zu machen. Sie sollte einer wichtigen Unterredung beiwohnen und die Ergebnisse mit zur Enterprise bringen. Wenn sie den Beginn verpasste, machte dies keinen guten Eindruck der Föderation, was sie unter allen Umständen vermeiden wollte. „Dann fragen wir eben jemanden“, verkündete sie entschlossen. „Aber Miss Uhura, das ist vielleicht keine so gute-“, wollte der Steueroffizier einwenden, wurde jedoch von scharfen Worten unterbrochen. „Hat der Doktor Ihnen etwa einen Floh ins Ohr gesetzt?“ Ihr entschlossener Blick beugte den unsicheren des jungen Mannes. „Nun, wissen Sie, wenn man einmal darüber nachdenkt…“, begann er trotzdem, wenn auch kleinlaut. „Haben Sie Spock nicht zugehört?“, Uhura kam auf Sulu zu. Der steinerne Ausdruck auf ihrem Gesicht wich einem freundlichen Lächeln. Sie meinte es ehrlich, obgleich sie wusste, dass es den anderen überrumpeln würde, wenn sie ihre nach außen getragene Emotion so schnell wechselte. „Er hat genügend Gründe aufgezählt, warum ein solcher Gedanke unnötig ist. Doktor McCoy hat einen Hang dazu, zu übertreiben. Lassen Sie davon nicht Ihre eigene Meinung beeinflussen.“ Tatsächlich schluckte Sulu schwer, als ihm die schöne Offizierin so nahe kam. Als Uhura diese Bedrängnis bemerkte, trat sie rasch ein paar Schritte zurück. Solange er verstanden hatte, was sie meinte und aufhörte den Teufel an die Wand zu malen, sollte ihr das genügen. „Ich werde jetzt jemanden fragen und Sie werden sehen, wie einfach und ungefährlich das ist.“ Mit fließenden Bewegungen trat Uhura auf eine Romulanerin zu, die bereitwillig stehen blieb. „Entschuldigen Sie, wären Sie so freundlich mir zu sagen, wie ich zu der hiesigen Tagungsstätte komme?“ Die Romulanerin lächelte, als sie aus dem Mund des Menschen die Sprache ihres Planeten vernahm. „Aber natürlich. Dazu müssen Sie nur diesem Weg folgen“, sie deutete auf eine Straße, die nach Westen führte. „Sehen Sie das große Gebäude dort? Da müssen Sie hin.“ „Vielen Dank“, sagte Uhura zufrieden. Sie blickte zu Sulu, der überrascht aussah. „Sehen Sie? Und nun folgen Sie mir.“ Die beiden Offiziere überquerten die immer voller werdenden Wege, bis sie schließlich an ihrem Zielort eintrafen. Auf den obersten Treppenstufen wartete bereits eine Traube aus förmlich gekleideten Romulanern. Vermutlich ihre Verhandlungspartner. Uhura hoffte, dass sie ihnen ihre Verspätung nicht übel nehmen würden. „Willkommen!“, begrüßte sie eine Frau mit gebrochenem Englisch. „Wir freuen uns sehr, dass Sie gekommen sind.“ „Wir entschuldigen uns vielmals für die Verspätung. Ihre Stadt ist wirklich groß und sehr schön anzusehen. Wir haben uns wohl in ihrer Pracht verloren“, sagte Uhura mit einem Lächeln auf den Lippen. „Das ist wohl wahr“, lachte eine junge Frau herzlich. „Als ich in diese Stadt zog erging es mir nicht anders.“ Uhura bemerkte, einen flüchtigen Blick, den die Romulanerin zu Sulu warf, welcher daraufhin verlegen grinste. Vermutlich schämte er sich für seine Vorurteile. Und vielleicht trug das hübsche Aussehen der Frau ebenfalls zu dieser Reaktion bei. „Folgen Sie uns doch bitte“, sprach ein älterer Romulaner, der die Ankömmlinge wohlwollend betrachtete. Er deutete auf den Eingang des Gebäudes. „Sehr gern“, vernahm Uhura Sulus Stimme, die entgegen ihrer Erwartungen fest klang. Er hatte seine Unsicherheit anscheinend schnell in den Griff bekommen, was sie ihm hoch anrechnete. Sich nun endlich vollkommen sicher fühlend betraten die Menschen Seite an Seite mit den Romulanern die festlichen Hallen. „Die Unterredungen liefen gut, Doktor“, sprach Chekov freudig, als er neben dem Arzt die Treppen zum Erdgeschoss hinunter lief. „Da haben Sie recht, Mister Chekov. Die sind echt verdammt kooperativ“, merkte McCoy mit Verwunderung in der Stimme an. Er hatte nicht gedacht, dass sich das Treffen so gestalten würde. Entgegen seiner Erwartungen hatte es geradezu Spaß gemacht, über die medizinischen Faktoren zu diskutieren und gemeinsame Lösungsansätze weiter zu formulieren. Als es an die Taktik gegangen war, hatte er sich zwar vorrangig im Hintergrund gehalten, doch auch das Zuhören war ihm nicht unangenehm geworden. Man hatte ihnen immer wieder Getränke und kleine Speisen angeboten, was zur allgemeinen Auflockerung zwar beigetragen hatte, von ihm aber kontinuierlich ausgeschlagen worden war. Sein Misstrauen hatte sich erst abbauen müssen, bevor er sich auf die anderen hatte einlassen können. Mittlerweile bereute er seine Entscheidung. Quälender Hunger hatte sich schon vor geraumer Zeit in seinem Magen breit gemacht, den er nun kaum noch aushielt. Er war froh, bald wieder an Bord gehen und essen zu können. Andererseits… McCoy verzog das Gesicht. Replikatoren war nicht gerade seine Lieblingsköche. „Doktor McCoy, Mister Chekov“, rief eine Frauenstimme den beiden Männern nach, noch bevor sie das Gebäude verlassen hatten. Fragend drehten sie sich um. McCoy erblickte eine erwachsene Romulanerin, die sich noch vor einigen Minuten angeregt mit ihm unterhalten hatte. Allerdings fragte er sich, was sie nun noch wollte. Hatte er etwas vergessen? War ihr ein Fehler in ihren Plänen aufgefallen? Schnell kam Vranaa die Stufen hinab geeilt, wobei ihre Gewänder mit jedem Schritt mit-schwangen, als tanzte sie. „Einige Teilnehmer der Besprechung lassen fragen, ob Sie uns zu einem traditionellem romulanischen Essen begleiten möchten. Wir halten diese kleine Feier immer ab, nachdem wichtige Tagungen abgeschlossen wurden, um diese gebührend ausklingen zu lassen. Wir würden uns freuen, Sie als unsere Gäste begrüßen zu dürfen“, sprach Vranaa mit einer gewissen Vorfreude in der Stimme. McCoy ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Ein Essen, richtiges Essen, zu dem er auch noch eingeladen wurde. Was hätte er sich mehr wünschen können? „Es wäre uns eine Ehre, nicht wahr, Chekov?“ Der russische Offizier nickte. Die Aussicht auf echtes Essen schien sie beide zu verzücken. „Dann folgen Sie mir doch bitte. Hier gibt es ein sehr gutes altes Restaurant, das Ihnen sicher gefallen wird.“ Kirk saß gähnend in seinem Befehlsstuhl im Zentrum der Brücke. Er stützte sich mit einem Arm auf der Lehne ab, ließ den anderen locker auf seinen Schoß fallen. Nach den Besprechungen war er am Vortag noch bis spät in die Nacht auf Romulus geblieben und hatte eine Bar nach der anderen unsicher gemacht. Das bekam er nun zu spüren. Dieses Romulanische Ale war wirklich Gift für den Körper und doch konnte kaum einer die Finger davon lassen. Selbst die höchsten Admiräle tranken es heimlich. Das war ein offenes Geheimnis. „Mister Sulu“, sprach den Captain mit müder Stimme zu seinem Steuermann. „Steuern Sie bitte die Erde an, dort sollen wir… einen Zwischenstopp einlegen…“ „Captain?“, fragte der Angesprochene unsicher. „Chekov ist nicht an seinem Platz. Ohne den Taktikoffizier kann ich nicht abfliegen.“ „Was? Wieso ist er denn noch nicht da?“, entfuhr es Kirk, ohne die Bedeutung der Worte richtig zu erfassen. Schwerfällig stemmte er sich in eine Position, die Spock wohl als angemessen für seinen Rang bezeichnet hätte. Die Gedanken kamen nur langsam voran, brauchten eine Weile, um die richtigen Wege zu gehen. Als der Captain begriff, verging allerdings alle Trägheit. „Schläft er noch? Wann ist Chekov gestern wiedergekommen?“ „Ich weiß es nicht, Captain“, sagte Sulu entschuldigend. Uhura, die den beiden zugehört hatte, pflichtete mit einem Kopfschütteln ihrem Kollegen bei und auch sonst meldete sich niemand mit einer anderen Auskunft zu Wort. Das konnte doch nicht möglich sein. Der kleine Chekov war unter der Besatzung als höchst verlässlich bekannt, es sah ihm nicht ähnlich, zu spät zu kommen. Um dem auf den Grund zu gehen, betätigte Kirk seinen Isignienkommunikator. „Kirk an Chekov. Melden Sie sich“, verlangte er mit gedämpfter Stimme. Zu seiner Überra-schung erhielt er keine Antwort. „Chekov! Chekov, sprechen Sie!“ Doch auch diese Aufforderung blieb unerfüllt. Unzufrieden und mit einem leicht mulmigen Gefühl blickte der Dunkelblonde zu seinem Steuermann. „Mister Sulu, wären Sie so freundlich unseren Taktikoffizier wecken zu gehen, wenn es nötig ist. Beordern Sie ihn unverzüglich zur Brücke.“ „Aye, Captain!“, bestätigte der Angesprochene zackig. Sofort erhob er sich von seinem Stuhl und stieg in den Turbolift. Nachdenklich hing Kirks Blick an dem jungen Mann, lange noch nachdem dieser gegangen war. Er fragte sich ernsthaft, ob Chekov dem Romulanischen Ale erlegen war, wenn er sich am gestrigen Tag auch einen gegönnt hatte. Zwar war er keine junge 17 mehr, aber in den vergangenen drei Jahren hatte der Fähnrich, soweit Kirk wusste, keine nennenswerten Erfahrungen mit Alkohol gemacht – vielleicht noch nicht einmal Kontakt gehabt. „Captain?“, unterbrach Spocks Stimme die Überlegungen des obersten Befehlshabers an Bord. „Soeben meldet Doktor McCoy, dass Doktor McCoy nicht zum Dienst erschienen ist.“ Irritiert legte Kirk seine Stirn in Falten. Das Ale hatte ihn wohl tatsächlich heftig erwischt. Es klang gerade doch tatsächlich so, als ob Spock Unsinn geredet hätte, was definitiv ein Indikator dafür war, dass irgendetwas nicht stimmte. So oder so würde der Vulkanier nie etwas Unlogisches von sich geben, ob nun in Kirks Vorstellung oder der Realität. „Wie bitte?“, hakte der Captain noch einmal nach. „Doktorin Manina McCoy hat uns soeben darauf hingewiesen, dass Doktor Leonard Horatio McCoy nicht an seinem Arbeitsplatz erschienen ist“, verdeutlichte Spock seine Aussage. Er hatte offenbar mitbekommen, dass der Captain an diesem Tag nicht dazu in der Lage war, schlüssig mitzudenken. „Ah“, begriff Kirk, „Pille ist also auch nicht da? Das ist sehr merkwürdig. Dann haben die bei-den wohl zu viel gefeiert“, meinte er nicht ganz überzeugt. Er glaubte nicht wirklich daran, dass gerade diese zwei sich in Bars vergnügt hatten. Aber was sollte anderes vorgefallen sein, dass sie beide verschliefen? Was es auch war, er würde es schon aus ihnen heraus bekommen. „Spock, wären Sie so freundlich, Pille wecken zu gehen?“, trug der Dunkelblonde dem Vulkanier auf. Mit schwach dröhnendem Kopf versuchte Kirk, sich auf den anderen zu konzentrieren und ihm, falls nötig, genauere Anweisungen zu geben oder einer kleinen Diskussion stand zu halten. Tatsächlich wirkte der erste Offizier so, als ob er irgendetwas erwidern wollte, ließ diese Idee jedoch fallen und folgte Kirks Befehl. Zufrieden verfolgte der Captain Spocks Reaktion, bevor er sich wieder in seinen Sessel sinken ließ. Sobald sie losgeflogen waren, würde er sich von seinem Freund ein Mittel gegen diese unangenehmen Nachwirkungen des Alkohols holen. „Sulu an Brücke. Captain, Chekov ist nicht in seinem Quartier und auch sonst kann ich ihn nirgendwo entdecken.“ Der Steueroffizier klang atemlos, ganz so, als ob er gerannt wäre. „Vielen Dank für Ihre Mühen. Kommen Sie ohne Umwege zurück zur Brücke“, antwortete Kirk bestimmt. Dass Chekov nicht zu finden war, machte ihm Sorgen. „Kirk an Scotty“, lautete seine nächste Anfrage. „Ja, Captain?“ „Sind gestern oder heute McCoy und oder Chekov an Bord der Enterprise gebeamt worden?“, erkundigte sich Kirk bei dem Ingenieur. Scott wusste alles über die technischen Vorgänge des Schiffes und war immer im Bilde über die aktuellen Vorgänge rund um seine Leidenschaft. Mit absoluter Gewissheit würde er demzufolge sagen können, ob überhaupt die Möglichkeit bestand, dass die Vermissten in ihren Quartieren waren. „Nein, Sir. Soweit ich das sehe sind Sie die letzte Person gewesen, die hochgebeamt wurde. Mister Chekovs und Doktor McCoys Moleküle haben uns hier oben noch nicht die Ehre erwiesen, wieder zusammen gesetzt werden zu wollen. Sie müssten sich noch in einem Stück auf Romulus befinden“, sprach Scott ernst. Er schien während er redete über seine Worte nachzudenken und ihnen aufmerksam zu folgen. „Stimmt etwa was nicht, Captain?“ „Orten Sie die beiden, Scotty, und beamen Sie sie an Bord.“ „Aye, Aye, Sir!“, bestätigte Scott mit Schwung, bevor Kirk die Verbindung beendete. Er erhob sich, um seiner Anspannung Luft zu machen. Weder McCoy noch Chekov waren also an Bord der Enterprise zurückgekehrt. Sie mussten noch auf Romulus sein, allerdings meldeten sie sich nicht, geschweige denn antworteten sie. Es gab mehrere Optionen, die Kirk dafür in den Sinn kamen, jedoch nur ein paar wenige, die er für realistisch hielt. Doch vorerst konnte er nicht viel tun, als den Start zu verzögern und sich mit Spock auseinander zu setzen. Er musste warten, bis Scott ihm die wichtigen Informationen gab, die er benötigte. Dunkelheit und Kälte umgaben den reglosen Körper eines Mannes. Noch vor einer Weile hatte er sich in einem tiefen Schlaf befunden, der sich jedoch allmählich verflüchtigte und seinen Geist der Realität frei gab. Benommen hob der Offizier seine Lider, ohne zu wissen, ob seine Augen nun tatsächlich geöffnet oder noch geschlossen waren. In beiden Fällen schien es keinen Unterschied in der Sichtweite zu geben. Das Einzige was er sah, war Schwärze. „Ungh“, stöhnte der Mann unbehaglich auf, als ein unangenehmes Dröhnen in seinen Kopf zog. Was hatte er bloß am Vorabend gemacht, dass er sich so miserabel fühlte? Weder hatte er Alkohol getrunken noch eine Schlägerei gehabt. Beides war eher Kirks Job, obwohl er hoffte, dass sich dieser schon längst mit letzterem Hobby eingekriegt hatte. Aber woran lag es dann? Vorsichtig wollte McCoy aus seinem Bett steigen, als ihn ein Zug an seinen Handgelenken daran hinderte. Irritiert versuchte er einen Fuß auf den Boden zu setzen, nur um festzustellen, dass er bereits stand. Langsam begann sich der Doktor Sorgen zu machen wo er überhaupt war. Wenn er richtig lag, dann befand er sich nicht einmal mehr auf der Enterprise. Doch noch hoffte er das Beste. „Computer, Licht an“, befahl er gespannt darauf, was ihm die Strahlen offenbaren würden. Nach einigen Sekunden des erfolglosen Wartens flammte schließlich eine Lichtquelle auf. Allerdings war sie sehr klein im Verhältnis zum Raum und schien McCoy direkt ins Gesicht. Seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen schmerzten unter dem gleißenden Schein, sodass er noch im selben Moment zusammen zuckte. Wo verdammt nochmal war er? Kapitel 2: Vermisst ------------------- A Loner's Words - Vermisst Auf der Krankenstation der Enterprise kümmerte sich die weibliche Doktorin McCoy gewissenhaft um ihre Patienten. Sie lief ihre übliche Route zu bekannten Dauerpatienten, die sich regelmäßig verschiedenste Verletzungen zuzogen und allem Anschein nach nicht auf die Belehrungen der Ärztin hören wollten. Manche schienen mit Vorliebe Gefahrenquellen aufzusuchen, nur um sich ein ums andere Mal selbst Schaden zu zufügen. Allerdings bemühte sich die Doktorin, sie eines Besseren zu belehren – was offenbar nicht bei jedem denselben Erfolg zeigte. Manina seufzte, als sie vor ihrem Problempatienten hielt. Ihre Augen musterten ihn von oben bis unten. „Hi Chris, was hast du denn nun schon wieder angestellt?“, fragte die Ärztin argwöhnisch. Der junge Mechaniker, welcher vor ihr auf einem Krankenbett saß, hatte sich erst am Vortag ein gebrochenes Bein behandeln lassen. Stolz hatte er der Frau von seinem Unfall erzählt, so wie er es immer tat, wenn er sich verletzt hatte. Dass er an dem heutigen Tag abermals erschien, ließ Manina nichts Gutes ahnen. In Gedanken spekulierte sie schon, was diesmal passiert sein könnte, als der Junge wie erwartet ein Grinsen offenbarte. Anders als sonst, zeigte er jedoch nicht auf eine Wunde, sondern blickte weiterhin zu der Doktorin auf. „Dir geht es gut?“, fragte Manina verdutzt, ohne ihren eigenen Worten Glauben zu schenken. „Ja!“, bestätigte der Junge. „Ich werde in Zukunft vorsichtiger sein, Ma’am.“ „Und das meinst du… ernst?“ Ungläubigkeit dominierte den Tonfall der Ärztin. „Aber natürlich, Ma’am. Ich kann jetzt nicht mehr unvorsichtig oder leichtsinnig sein“, ver-kündete der Mechaniker stolz. „Es gibt da jemanden, auf den ich seit gestern acht geben muss.“ „Oh tatsächlich? Das freut mich für dich“, erwiderte Manina. Das warme Lächeln einer Mut-ter breitete sich auf ihrem Gesicht aus und verdrängte für einen Moment die förmliche Ausstrahlung einer Ärztin. „Na dann hoffe ich doch, dich hier nicht so bald wiederzusehen.“ „Ich auch!“, sagte der Mechaniker leicht verlegen. Offenbar wurde ihm die Situation ein wenig unangenehm, sodass er sich nur Momente nach seiner Antwort vom Bett schwang. „Das wollte ich Ihnen nur mitgeteilt haben. Auf Wiedersehen, Doktor.“ Stumm blickte die Ärztin dem jungen Mann nach. Ihre Gedanken führten sie zu ihrer Tochter und brachten sie unwillkürlich an einen Punkt, der ihr ein ums andere Mal Kopfzerbrechen bereitete. Doch an diesem Tag, wollte sie nicht darüber nachdenken. Andere Dinge hatten Vorrang. Manina schloss ihre Augen, um tief durch zu atmen. „Mum?“, fragte eine helle Stimme zögerlich. Manina blinzelte sich Tränen aus den Augen, und wischte sie von ihrer Wange. Gefasst wand sie sich zu ihrer Tochter. „Joanna! Solltest du nicht an deiner Arbeit sein und lernen?“ „Ich habe gerade Pause und dachte mir, ich gucke mal, was meine liebe Mutter so macht“, sagte Joanna. „Geht es deinen Patienten gut?“ „Ja“, bestätigte die Angesprochene. „Aber ich habe heute noch nichts von deinem Vater gehört. Das verwundert mich.“ „Meinst du, ihm ist etwas passiert?“, fragte Joanna. Sie hatte ihre hellbraunen Augen geweitet, der Mund stand leicht offen. Manina wusste, was dieser Ausdruck zu bedeuten hatte. „Mach dir keine Sorgen, Schatz. Er hat sicherlich nur verschlafen“, beschwichtigte die Mutter. Sie strich dem blonden Mädchen über die Wange. „Ich werde kurz nach Leonard sehen gehen und ihm erzählen, wie sehr er dich erschreckt hat, hm? Vertrittst du mich derweil?“ „Ähm… kein Problem, Mum.“ Joanna klang nicht ganz überzeugt, zeigte aber dennoch, dass sie ein braves Kind war, indem sie keine Widerworte einlegte. „Danke, meine Kleine“, sagte Manina leise. Sie tätschelte den Kopf des Mädchens, bevor sie die Krankenstation verließ. In ihrem Magen hatte sich schon seit der Meldung von Spock, sie solle die Position des Medo-Offiziers an Bord übernehmen, ein mulmiges Gefühl ausgebreitet. Sie hoffte, dass McCoy nur ein paar Tage der Ruhe auf seinem Quartier benötigte und dann wieder zum Dienst antrat. Da ihr allerdings erhebliche Zweifel an dieser Theorie gekommen waren, erlaubte sie sich, ihrer anderen Vermutung nachzugehen. Ihr Ex-Mann hatte vor seinem Aufenthalt auf Romulus angedeutet, wie wenig er von diesem hielt. Es war in Anbetracht der Umstände höchstwahrscheinlich, dass er Recht gehabt hatte und ihm tatsächlich etwas passiert war. Die festen Schritte der Frau führten sie zu dem Technikoffizier Montgomery Scott. Sie erblickte ihn an einer Konsole im Transporterraum, deren Bildschirm mit gezielten Berührungen immer wieder neue Informationen anzeigte. „Mister Scott?“, fragte Manina in seine Konzentration. „Ach verdammt! Da tippt man nur einmal daneben und alles ist weg! Was ist denn?“, me-ckerte der Offizier. Sein Interesse reichte nicht weit genug, um den Blick zu dem Besucher zu wenden. „Ich bin hier, um mich nach Doktor McCoy zu erkundigen. Wissen Sie etwas über seinen Verbleib?“ „Meine Liebe“, Scott legte einen kleinen Handcomputer beiseite, „sehe ich so aus, als hätte ich Zeit mich mit jedem auf der Enterprise über Gott und die Welt zu unterhalten?“ „Mister Scott, hätten Sie mir eine Antwort gegeben, wäre diese Unterhaltung längst been-det“, erwiderte die Ärztin forsch. Der Angesprochene löste sich von dem Pult und die Doktorin sah, dass er von ihrer Antwort überrascht war. „Er ist zumindest nicht an Bord, Miss…“ „…McCoy. Vielen Dank“, antwortete Manina befriedigt. Als sie auf dem Absatz kehrt machte, bemerkte sie noch die entgleisenden Gesichtszüge des Ingenieurs und seine damit einhergehende Erkenntnis. Allerdings hatte sie nun Wichtigeres zu tun, als sich darum zu scheren. „Entführt… Natürlich sind sie entführt worden. Was ich brauche, sind neue Schlussfolgerun-gen, Ideen“, Kirk massierte seine Schläfen. „Seit zwei Tagen erzählen Sie mir immer wieder, dass die beiden entführt worden sind. Ich bin beeindruckt, wie viele verschiedene Wege Sie finden, um diesen Gedanken auszudrücken. Aber wenn ich noch einmal höre, dass man Pille und Chekov höchstwahrscheinlich gekidnappt hat, dann…“ „Captain, entschuldigen Sie meinen Einwand, aber Ihre Aggressionen sind in dieser Diskussion nicht hilfreich.“ „Was wollen Sie mir damit sagen, Spock?“, fragte Kirk gereizt. „Entweder Sie beherrschen sich, oder ich sehe mich dazu gezwungen, Ihnen temporär das Kommando zu nehmen und Sie dieses Raumes zu verweisen. Es ist offensichtlich, dass Sie emotional kompromittiert sind“, erwiderte der Angesprochene kühl. Der Captain holte tief Luft. Er wusste, dass sein erster Offizier Recht hatte, trotzdem fiel es ihm schwer, entsprechend zu reagieren. Seit drei Tagen waren sein bester Freund und der Taktikoffizier unauffindbar. In seinen Augen war es nur natürlich, dass ihre Handlungsunfähigkeit an seinen Nerven zehrte. „Lieutenant Uhura, haben Sie mittlerweile Meldung von den romulanischen Behörden?“, erkundigte sich Kirk bemüht ruhig. „Nein“, antwortete die Frau. Sie legte ihre Stirn in Falten. „Nichts Neues. Angeblich sind sie noch auf der Suche.“ „Auf der Suche“, widerholte Scott sarkastisch. „Das einzige was diese Typen suchen, sind neue Bohrstellen, um ihre tollen Bodenschätze zu fördern. Wenn sie dabei unsere Leute begraben, ist denen das doch herzlich egal. Und wenn sie sie währenddessen durch Zufall finden, na mein Gott, dann ist das eben ein netter Zufall, hübscher Nebeneffekt…“ Sulu blickte stumm zu dem Technikingenieur. Insgeheim erging es ihm mit seinen Gedanken nicht anders, immerhin war ein sehr guter Freund von ihm auf Romulus verschwunden. Allerdings beherrschte er sich, im Gegensatz zu dem Ingenieur und dem Captain. „Das Problem ist, dass uns verboten wurde, auf die Oberfläche zu beamen. Wenn wir mehr als zwei Personen runter schicken, müssen wir damit rechnen, inhaftiert zu werden“, stellte Uhura laut fest. Sie lehnte sich zurück, um ihre Beine übereinander zu schlagen. „Uns sind die Hände ge-bunden.“ „Ich verstehe überhaupt nicht, wieso wir nicht runter dürfen. Die meinen die kriegen das schon allein hin, was ist das denn für eine Begründung, he?“, mischte sich Scott ein. „Hätte ich doch nur auf ihn gehört“, murmelte Kirk. Mittlerweile hatte er seinen Kopf an seine Handfläche gelehnt, den Ellbogen auf dem runden Tisch platziert. Sie kamen keinen Schritt weiter. Ihnen fehlte Schlaf und ihnen fehlten Informationen. Kirk musste einsehen, dass er keine Möglichkeit hatte, in absehbarer Zeit zu handeln, doch er glaubte nicht an ausweglose Situationen. Er war sich sicher, dass er irgendein Detail übersehen hatte. Nur welches? „Ich habe immer gesagt, dass man denen nicht trauen kann“, warf Scott ein. „Die sind sowas von fanatisch in ihr romulanisches Imperium. Wahrscheinlich mussten die sich ganz schön zusammenreißen, den einen Tag Fremdlinge von der Föderation zu ertragen. Einige haben’s wohl nicht geschafft und sind ausgetickt.“ „Brücke an Captain“, ertönte eine weibliche Stimme nur Sekunden, nachdem Scott sich mittgeteilt hatte. Kirk betätigte eine kleine Anlage. „Sprechen Sie.“ „Wir erhalten soeben Meldung von Fähnrich Chekov. Ich stelle sie durch.“ Simultan hoben Uhura, Scott, Sulu, Spock und Kirk den Blick. Während der Steueroffizier erleichtert lächelte, wirkte Uhura angespannt. Was Kirk in diesem Moment empfand, vermochte niemand zu erkennen. Er saß stumm wartend an seinem Platz. „Captain? Hier ist Pavel Chekov“, meldete sich die Stimme des Vermissten durch den Laut-sprecher. Er klang erschöpft. „Chekov, wir sind erleichtert von Ihnen zu hören! Wo sind Sie?“, fragte Kirk angespannt. „Ich weiß es nicht, Sir. Man hat uns betäubt und verschleppt. Ah, ich kann die Sonne sehen“, für einen kurzen Moment herrschte Stille. „Können Sie uns orten? Doktor McCoy ist noch drinnen, er wird von den Romulanern festgehalten. Sie nennen sich die Er-“, noch bevor Chekov aussprechen konnte, erstarb seine Stimme. Stattdessen vernahmen die Brückenbesatzung und die obersten Offiziere erschreckende Geräusche. Sie hörten, wie jemand brüllte, gleichzeitig schien jemand zu rennen, stürzte jedoch und schrie schließlich auf, nachdem ein Schuss die Geräuschkulisse unterbrochen hatte. Kirk spürte, wie sich seine Augen weiteten. Ebenso bemerkte er Sulus fassungslosen Gesichtsausdruck und Scotts Sprachlosigkeit. „Mister Chekov! Mister Chekov!“, rief Kirk reflexartig, doch er erhielt keine Antwort. Das einzige, was noch übermittelt wurde, war ein leises Rauschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)