Orcus Dei von Lionness (eine Welt in den Schatten Rose&Scorpius by Lionness) ================================================================================ Kapitel 9: Familia ------------------ Hey, hier ist also das neue Kap. Ich hoffe wirklich das es euch, meinen Lesern, gefällt und ihr Spaß beim Lesen habt. Zu den Fragen... Frage 1: Am Wichtigsten in diesem Kap ist oder war mir die Szene in der Rose noch jung ist, sie soll zeigen wie sehr die Orcus ihre eigentlich sanften Charakterzüge veränderten. Ist das gelungen? Frage 2: Mir erscheint Dastan immer noch zu weich und verschlossen, irgendwie ist es als wollte der Charakter nichts von sich Preis geben. Gibt es etwas das ihr gerne von ihm wissen würdet? Natürlich würde ich mich über Feedback sehr freuen, wir haben mittlerweile über 80 Favos und auch wenn ich keineswegs von Jedem, zu jedem Kap einen Kommie möchte, würde es mich freuen zwischenzeitlich eure Gedanken zu hören. liebe Grüße eure Lionness ------------------------------------------------------------------- FAMILIE So unterschiedlich die Familie auch in ihrer Anzahl, Personen und Aufteilung geformt sein mochte, für jeden schlussendlich anders, dient sie dem Mensch doch als Schutzwall. Mag es sein um Angriffe von Außen abzuwehren oder den Rücken des Geächteten zu stärken. Eine Familie, sind die Menschen welche dir am Nächsten stehen, die dich mit Liebe und Zuversicht erzogen haben, die mit dir Glück und Leid geteilt haben sollten und doch, gibt es überall auf der Welt auch Ausnahmen. Ausnahmen dessen Eltern nie da waren, nie liebevoll sein konnten, nie mehr sein werden als der Wunsch nach etwas dass wir nicht bekommen. Die Sehnsucht nach diesem Schutz, jener Wärme kann uns zu Unermesslichem vorantreiben, kann uns jedoch auch in die tiefsten Winkel unserer Seele erschüttern. Heute, spät Abends in Godric´s Hollow... Für Albus Severus Potter war das Wiederfinden in seinem Kinderzimmer, in seinem alten Elternhaus, nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, für den ausgebildeten Auror mochte es auch ein ganz großer Schritt zurück sein. Als erwachsener Mann mit seinen Eltern unter einem Dach leben zu müssen war für den Schwarzhaarigen eine absolute Schmach und noch während Jener die Haustür hinter sich zufallen ließ, schwor sich der Potter an seinen Peinigern Rache zu nehmen. Der Tag war länger gewesen als er hätte sein dürfen, seine Beine wogen schwer, die Gedanken mochten nicht mehr gerade laufen und seine Schulter schmerzte erneut, wie noch am Morgen der Tat. Sich dies jedoch nicht im Geringsten anmerken lassend, schlenderte der junge Mann durch den breiten Flur, geradewegs ins Wohnzimmer, aus dessen Richtung bereits die vertraute, wie auch besorgte Stimme seiner Mutter erklang. „Albus, bist du dass?“ Wer sollte es sonst sein? Wagte sich der kleine teuflische Zynismus in ihm hervor, der unglaublich schlecht gelaunt über seine momentane Lage war. Er war erwachsen, hatte sein eigenes Leben geführt, jetzt war er wieder der Meinung überfürsorglicher Eltern ausgesetzt. Sein Vater hatte schon vor Stunden Feierabend gemacht und hätte die Suche nach Neleah im Poisen Apple nicht länger als nötig gedauert, wäre auch er schon längst Daheim gewesen. Daheim, dies hier war schon lange nicht mehr sein Heim, nicht dass er die Menschen in diesem Haus nicht liebte, doch er war froh um den Abstand zu seiner Familie. „Ja ich bin es, ich werde duschen und mich dann hinlegen.“ Er bemerkte wie seine Mutter sich vom Sofa erheben wollte, sein Vater sie jedoch mit stummen Blick und knappen Handwink davon abbrachte, tief in seinem Herzen war der Potter dem ehemaligen Nationsheld dafür dankbar. Seine Mutter, von Natur aus eine herzensgute Frau, mit dem Hang zur Nächstenliebe und dem starken Drang ihre Kinder so gut wie möglich zu versorgen, war nur schwer in ihrer Zuneigung zu bremsen. Seufzend vor Verbitterung fragte sich der junge Auror warum er nicht mehr zum Grimmaulderplatz durfte, wagte der Schwarzhaarige doch zu bezweifeln dass die Unbekannten dort noch einmal aufschlagen würden. Albus war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen, weder hatte er die schwere Last des Erstgeborenen tragen müssen, noch die Vorzüge des Nesthäkchens genossen, er war immer gerne und stets das goldene Mittelmaß gewesen. Die plötzliche Aufmerksamkeit fand der Potterspross also genauso nervig wie zu seiner Schulzeit. „Es steht Abendbrot auf dem Tisch in der Küche.“ Erklang es noch einmal leise, behutsam von Ginny Potter und mit einem Augenrollen lenkte der Schwarzhaarige seine Füße sofort zu besagtem Raum, als Sohn konnte er kaum dem lieblichen Wink seiner Mutter widerstehen, deren Herz an einem Verneinen zerbrechen würde. Kaum das sich die Füße des Potters über die Schwelle zur Küche bewegten, nahm Jener eine Regung aus den Augenwinkeln war, sodass er sofort seinen Zauberstab zog und diesen in besagte Richtung hielt. Perplex stoppten jedoch sowohl der Potter als auch sein Gegenüber, der erstarrt seine Hände erhob während sein Mund mit einem länglichen Löffel gefüllt war. Anscheinend hatte sich der Jüngere mit dem knallroten Haar am Kühlschrank bedient und während dieser noch sprachlos die Augenbrauen hoch wandern ließ, senkte Albus bereits seine Waffe. „Ho, was geht denn mit dir? Hat dich der Überfall etwas labil gemacht?“ Fragte der Jüngere der beiden Männer spöttisch, während sich seine Lippen zu einem Schmunzeln verzogen, der Schalk in den hellblauen Augen auflebte und sich feine Grübchen in den Wangen zeigten. „Von wegen, kann ja keiner ahnen das die gesamte Familie wieder in diesem Haus lebt. Was machst du hier Bruderherz?“ Woraufhin der ehemalige Ravenclaw ihm lachend auf die Schulter schlug und damit deutlich zeigte, mit eben jener energischen Geste, dass er von dieser Art Humor nichts hielt. „Ja klar, jetzt bin ich schuld. Du vergisst das ich Zwanzig bin, du Fünfundzwanzig, du solltest längst nicht mehr hier wohnen.“ „Mein Haus ist von Unbekannten überrannt worden, dein älterer, lieber Bruder könnte bereits tot sein und alles was dich interessiert ist, ob ich dein Zimmer besetze?“ „Quatsch, mir geht es eher um das Abendessen, dass ich dir leider weg gegessen habe. Sorry dafür.“ Kopfschüttelnd wandte sich der ältere Potter um und ließ seinen jüngeren Bruder einfach stehen, wie konnte es sein das Hugo immer solch ein schlechtes Timing hatte? Das seine Mutter zuletzt auch noch Zwillinge bekommen musste, war nicht unbedingt das beste Schicksal für Albus. Lily und Hugo waren Zweieiigezwillinge, was hieß das sie nahezu zeitgleich geboren wurden, jedoch nicht gleich aussahen. Was sie auf Grund des unterschiedlichen Geschlechts sowieso nicht taten. Die roten Haare und die blauen Augen wiesen allerdings auch so auf eine große Ähnlichkeit hin, was man von ihm und James absolut nicht behaupten konnte, da ihre dunklen Haare so gar nicht dazu passen wollten. Obwohl es nicht immer einfach war, mit einem nervtötenden, älteren Bruder und einem gleichaltrigen Geschwistergespann das einen mit ihrer Neugier und Energie in den Wahnsinn treiben wollte, konnte der Potter stolz behaupten seine Familie zu lieben. Auch wenn er dies kaum zeigte, weil die Zeit ihn ständig zu beschäftigen wusste. Noch während der Schwarzhaarige voran Schritt, gleichermaßen aber fühlte das Hugo ihm folgte, gab sich Jener mit der Situation geschlagen und statt weiter nach Ruhe zu suchen, begann er das Gespräch. „Wo ist Lily?“ „In Frankreich, Louis besuchen.“ „Und James?“ „Mit Molly in Rumänien. Bekommst du außerhalb des Ministeriums überhaupt etwas mit?“ Kopfschüttelnd fuhr der Schwarzhaarige herum und gab damit zu das sein jüngerer Bruder im Grunde recht hatte, weder wusste er was James gerade trieb, noch seine kleine Schwester. Zugegebenermaßen war er ein Familien untauglicher Mensch. Seit er Auror geworden war, die Ausbildung beendete und sein neues zu Hause im Grimmaulderplatz 13 fand, war er nicht mehr wirklich am Leben seiner Geschwister interessiert gewesen. So wusste er zum Beispiel nicht mal, was James in Rumänien trieb, war er dort privat oder beruflich? Jener hatte sich zum Fluchbrecher ausbilden lassen, seine Cousine Molly dagegen war Drachenwärterin, war er nun wegen ihr oder sich dort? Albus wollte nicht danach fragen weil es nur weiter das schlechte Bild von ihm bestätigt hätte, während er verzweifelt überlegte ob Lily sich nun endlich zu einem bestimmten Beruf entschlossen hatte oder Frankreich nur eine weitere Stufe auf ihrem Selbstfindungstrip war. „Okay, dass kann man sich ja nicht mit ansehen.“ Entschlossen überholte der ehemalige Ravenclaw ihn auf der Treppe und begann unglaublich geschickt auch rückwärts die holzigen Stufen zu erklimmen und dabei Hand gestisch zu erläutern. „James ist in Rumänien um Molly endlich einen Antrag zu machen, er dachte wohl in der Gegenwart ihrer geliebten Echsen würde sie sich eher erweichen lassen aber das wage ich zu bezweifeln. Unser liebes Cousinchen hat das Wort Emanzipation nicht nur gehört, sondern verinnerlicht, zwecklos also.“ Während der Ausführung strich sich der Jüngere immer wieder durch das wild abstehende Haar, als wäre es von Nutzen, was ein Irrtum war wie Beide sehr gut wussten. Albus erinnerte die Geste ungemein an James und ihren Vater, die besaßen diese Affinität auch. Doch Hugo fuhr fort und der Schwarzhaarige bemühte sich den vielen Informationen zu folgen. „Lily hat noch immer keine Entschlossenheit entwickelt, deshalb wurde sie von Tante Fleur gebeten doch bitte den Sommer in Paris zu verbringen, wobei ich davon ausgehe das diese Idee eigentlich Mutters war. Egal, sie ist begeistert und mit ein bisschen Glück wird sie in das Modeunternehmen von Victoire einsteigen, die immer ein paar kreative Designer gebrauchen kann. Wir wissen Beide das unsere liebe Lily ein Händchen dafür hat, mein Zwilling ist begnadet, warum sie nicht von selbst auf den Gedanken kam ist mir schleierhaft.“ Was den älteren Potter dabei mehr erstaunte als die Neuigkeiten, war vielmehr die Tatsache das Hugo auch ohne über die Schulter zu blicken den Treppenabsatz sofort erfasste und nicht einmal stolperte. Er wandte sich trotzdem nicht um, lief unbeirrt rückwärts zum Ende des Flures, an dem das Zimmer von Albus lag. „Nun zu mir...“ Dabei betonte er sich selbst in dem er mit seinem linken Daumen auf seinen Brustkorb verwies. „Es sind Herbstferien und wie jeder angehende Lehrer habe ich nun Urlaub, die Ausbildung läuft sehr gut und Professor Longbottom sagt, dass er davon überzeugt ist das ich die Prüfung in einem Jahr mit Leichtigkeit bestehen werde.“ Wieder unterstrich er seine eigene Meinung, in dem er die Augen rollen ließ, was ziemlich deutlich machte das er die Erwartungen in seine Person für maßlos übertrieben hielt. Eine Eigenschaft die der Schwarzhaarige an seinem jüngeren Bruder immer geschätzt hatte, seine Bescheidenheit. Dabei wusste doch die gesamte Familie Potter das er der Schlaueste von ihnen Allen war. „Obwohl ich das für übertrieben halte sind Mum und Dad ganz begeistert, besonders Vater hat stolz gemeint das mein Verstand einfach überragend sei. Wir kennen das ja, manchmal wirkt er einfach nur fasziniert und gerührt, ich fürchte das kommt vom Alter.“ Im Stillen stimmte der Ältere seinem kleinen Bruder zu, sein Vater schien Hugo häufig mit einem solch stolz, traurigen Blick zu bedenken, was wie Albus wusste an dem Namensvetter Hugos lag. Er wusste genau wie sehr sein Dad den Verlust seiner beiden besten Freunde und deren Kinder bereute. In jener Nacht waren nicht nur sein Onkel und seine Tante getötet worden, man hatte den kleinen Hugo und die niedliche Rose im brennenden Haus zurückgelassen. Durch mangelnde Zahnunterlagen war es sogar nie ganz möglich gewesen sie zu identifizieren, doch da die Überreste in den jeweiligen Zimmern gefunden wurden, schloss sich jeder Zweifel aus. Obwohl der Potter selbst noch sehr jung gewesen war, erinnerte er sich im Gegensatz zu Lily und Hugo noch an seine Tante und seinen Onkel, sowie an seine Cousine Rose. Für das Baby hatte er damals wenig Interesse aber das konnte man einem Fünfjährigen kaum vorwerfen. Von all seinen Onkeln, womit man in einer großen Familie wie der Seinen sehr gut aufwarten konnte, war Ronald Weasley ihm der Liebste und Wichtigste gewesen. Sowie Rose ihm der Schwestern Ersatz war, weil es Lily erst zwei Monate nach deren Tod auf die Welt geschafft hatte. Aus diesem Grund, aus dem Schmerz des Verlustes waren Harry und Ginny Potter gewillt ihren Überraschungsjungen dem Namen Ronald zu geben, er selbst und James jedoch stimmten dagegen und baten darum ihn Hugo zu nennen. Noch heute war sein Bruder ihm dafür dankbar. Kaum einer wusste es, doch Albus besuchte das Weasley Familiengrab einmal im Monat, um den Menschen aus seiner Kindheit die Ehre zu erweisen. Um irgendwie sicher zu gehen dass der Mann welcher ihm einst das Leben rettete, auch das erhielt was er verdiente. In der Schulzeit erfuhr der Potter dann noch mehr über die Heldengeschichten seiner Eltern und Verwandten, wobei ihm auch die Rolle seines Onkels zeigte, dass es nicht immer von Belang ist ob man im Vordergrund steht oder den Rücken des eigentlichen Helden deckt. Die Nacht in der Lily und Hugo Potter geboren wurden, war eine kalte und regnerische, Albus hatte das nie vergessen weil es das erste Mal war das die Geburt zu Hause stattfand. Damals fand er das ziemlich gruselig, eigentlich fand er das sogar heute noch. Stumm sah Albus zu seinem Bruder, der ihn beinahe schon von der Größe her eingeholt hatte als jedoch das Wachstum sein Ende erreichte, er selbst war ziemlich froh darüber. Als kleinerer Bruder hatte er immer gewusst wie schön es war James auf den Kopf spucken zu können, selber wollte er ungern der Leidtragende sein. Immer noch erschlagen von den vielen Informationen ließ der Potter zu das Hugo mit in sein Zimmer eintrat, welcher gut gelaunt die vielen Poster aus seiner damaligen Schulzeit bewunderte, ehe er Platz auf dem Bett nahm. Seine folgenden Worte zerstörten jedoch die Ruhe. „Du hast Post bekommen, der arme Kauz war total erledigt als er ankam, deshalb hat Mum ihn wieder Heim geschickt aber der Brief liegt dort auf dem Schreibtisch.“ Ein wenig zu schnell, wie Albus Sekunden später selbst auffiel, griff der Schwarzhaarige nach dem weißen Umschlag, ehe ihm wieder bewusst wurde das er nicht allein war. „Könntest du?“ „Klar, wer weiß was für wichtige Nachrichten dich erreichen. Vielleicht geht es um Leben und Tod.“ Witzelte der Rothaarige, was der ältere Potter mit einem Augenrollen abtat, manchmal war sein kleine Bruder ihm wesentlich zu kindisch. Obwohl, es auch eben jene Eigenschaft war die ihn zu seinem Lieblingsbruder machte. Mit Hugo konnte man Hippogreife stehlen, er war absolut zuverlässig, warmherzig und wenn man ein Problem hatte, konnte man sich sicher sein das sein Verstand einen sicheren Weg aus der Misere hinaus fand. Albus hatte immer gewusst das sein kleiner Bruder eines Tages nach Ravenclaw oder Gryffindor kommen würde und sein Gefühl hatte ihn da nicht getäuscht. Ebenso wie der Potter fest davon überzeugt war, das Hogwarts kaum einen besseren Lehrer bekommen könnte. Trotzdem warf er sein geliebtes Brüderchen mit einem halbwegs groben Stoß aus seinem Kinderzimmer. Kinderzimmer, wie er das Wort und den Gedanken hasste. ~*~ Wales, Nahe der Stadtgrenze... Ziemlich schnell, nahezu flüchtig kündigte sich der Sommer in England ab, indem die Winde aus Nordosten schon wesentlicher rauer und kühler über die große Insel hinweg fegten. Die Bäume wiegten sich im Rauschen, wie es Kleinkinder auf dem Schoß ihrer Eltern gern taten und Jake Parkinson sah ungerührt in den trist grauen Himmel. Die Sonne hatte sich abgewandt und jener Gedanke ließ den Braunhaarigen bitter lächeln, in seinem Leben hatten sich schon einige Personen von ihm abgewandt oder ihn im Stich gelassen. Für einen jungen Mann von gerade mal 26 Jahren mochten seine Wesenszüge und Gedankengänge verhältnismäßig düster sowie leblos wirken, doch der Parkinson hatte sich grundsätzlich nie nach dem Maß Anderer gemessen. Ohne das Seufzen über seine Zunge rollen zu lassen vergrub der ehemalige Slytherin seine Hände in den Hosentaschen, der dicke Parker den er trug wärmte mehr als es ein Umhang je getan hätte und während der Braunhaarige gemächlich die wenig befahrene Seitenstraße überquerte, fragte er sich schon was manch Zauberer an Muggeln so schrecklich fanden. Er jedenfalls konnte so mancher Kleidung und auch Gerätschaft etwas abgewinnen, mochte es eine Musikanlage sein oder eben die dicke Jacke, welche ihn soeben vor dem kalten Wind schütze. Sein Haar war jetzt kürzer, fast gänzlich abgeschoren, weil er es nach dem heißen Sommer für angenehmer und klüger gehalten hatte. Obwohl es sich als leichter zu pflegen herausstellte, ließ die nahende Kälte ihn doch eine Spur Reue empfinden. Er würde ganz schön frieren. Kaum das seine Füße den Bordstein aus dunklem, rauen Beton berührten, sandte der Parkinson ein letztes Mal suchend seine grünen Augen umher. Sicher waren seine eigentlichen Partner der Ansicht er hätte die Beschattung in den letzten Monaten nicht bemerkt, doch er war nicht umsonst einer der Besten. Still schmunzelnd schlüpfte er zwischen zwei großen Betonpfeilern hindurch, ließ das eiserne Tor quietschend hinter sich ins magere Schloss fallen und machte sich auf den Weg über den ziemlich verlassenen Friedhof. Die Bewachung hatte seit dem Auftrag, Sophie aus dem Manor zu holen nachgelassen, als habe er sich dort seinem Freund Dastan bewiesen und nun nutzte der ehemalige Slytherin seine Chance einen Besuch zu tätigen, der eine ganze Weile auf sich hatte warten lassen. Während der Wind hinter den hohen Mauern des städtischen Friedhofs langsam nachließ, erklang über ihm bereits tiefes Donnergrollen und als seine Beine nach wenigen Minuten sein Ziel erreichten, fragte sich der Parkinson schon was genau ihn hier her getrieben hatte. Schuld? Mitgefühl? Liebe? Jake musste sich eingestehen keine genaue Antwort darauf zu kennen, trotz allem ließ er sich vor dem hellen Grabstein in die Hocke sinken. Noch schien er rein, kaum belästigt von Witterung und Moos, wie es vielen toten Nachbarn zu ergehen schien und ehe er selbst es wirklich wahrnahm, schlich sich ein melancholisches Lächeln auf seine Lippen. Vielleicht war seine Rache diesen Preis nicht Wert gewesen, vielleicht trug er wirklich die Schuld an dem Tod seiner Mutter aber selbst der kalte Slytherin wusste das es nichts an den Tatsachen ändern würde. „Du wolltest das ich mich ändere, sieh was es gebracht hat Mutter.“ Hisste er leise aber grollend, er wollte den Schmerz in sich nicht dulden, nicht wahr haben aber auch diese Tatsache konnte sein kluger Verstand nicht verdrängen. Warum hatte sie ihn und seine Beweggründe auch nicht verstehen können? Sein Vater war von Todessern getötet worden, nachdem der Krieg lange beendet war. Damals zu Zeiten der großen Schlachten war sein Vater ein russischer Rebell, der sich vehement gegen das Regime wehrte welches langsam aber stetig bis nach Europa übergriff. Seine Mutter hatte damals, als sie noch jung und unentschlossen war nach einem leichten Ausweg gesucht und ihn in der Flucht nach Russland gefunden. Das Schicksal meinte es mit der einstigen Slytherin und ängstlichen Anhängerin des dunklen Lords allerdings anders und als sie schließlich Alexander Romanov traf, der voller Kampfgeist schien, ließ sie sich belehren. Von einer besseren, helleren Welt in die sie als eine völlig neue Frau startete. Die Beiden heirateten Jahre später, jedoch hielten sie es für besser bei dem Namen Parkinson zu bleiben, weil viele der vertriebenen Todesser Rache an dem Kämpfer geschworen hatten. Schließlich wurde er geboren und Alles nahm seinen Lauf. Vielleicht wäre aus ihm ein besserer, liebevollerer Mensch geworden wenn diese Bastarde von Todessern ihm nicht seinen Vater genommen hätten. Vor seinen Augen. Der Moment in dem er als 16jähriger Junge in die grünen Augen seines Vaters gesehen hatte, der den feigen Anschlag hatte kommen sehen, ihn mit einem nonverbalen Zauber weg schleuderte, würde er nie mehr vergessen. Stolz und beinahe erwartungsvoll hatte es in dem dunklen Grün gefunkelt, während die Explosion in seinen Ohren rauschte und das Antlitz seines geliebten Vater in Feuer, Schutt und Rauch verschwand. Das dunkle Zeichen hatte an jenem Sonnentag zum ersten Mal seit über fünfzehn Jahren wieder am Himmel geschwebt und zeitgleich war dem jungen Parkinson klar geworden das die Welt lange nicht so gut war wie man es ihm versprochen hatte. Er schwor Rache. Fest und verbissen arbeitete er an seinen Fähigkeiten und als er schließlich von den Orcus angesprochen wurde, gefunden wurde, nahm er die überraschende Geste an, ließ sich auf seinem Weg des Todes und der Rache ein Stück weit begleiten. Jeder der den Totenkopf trug war für den Parkinson nicht das geringste Wert, er tötete Jeden von ihnen und machte dabei keinerlei Unterschied zwischen Mann oder Frau. Der Parkinson hatte sich fest vorgenommen solange zu töten, bis auch der letzte Todesser vom Antlitz dieser kalten grauen Welt verschwunden war. Dabei war dem ehemaligen Slytherin jeder Preis gleich gewesen, vielleicht lag es daran das er stets geglaubt hatte nichts zu besitzen was das Schicksal einfordern könnte. Heute wusste er es besser. Er hatte seine Mutter geliebt. Vielleicht nicht unbedingt so sehr wie seinen Vater, doch sie war der Teil seiner ziemlich kleinen Familie, ein kurzer aber kläglicher Rest der übrig geblieben war. Und wieder fragte sich der ehemalige Slytherin, ob seine Rache dieser Preis Wert gewesen war, sicher in dem Wissen, dass er nie eine Antwort darauf erhalten würde, solange er sich nicht traute die Frage laut zu stellen. Es gab nur noch einen einzigen Menschen dem er sie stellen könnte und vielleicht, vielleicht auch eine Antwort erhalten würde. ~*~ Außerhalb von London, unbekannter Ort... Seine Hand schlug zu, rücksichtslos und mit der ungehemmten Stärke eines ausgewachsenen Mannes. Der Schrei welcher folgte klang jämmerlich und qualvoll in Dastan´s Kopf, wie das Quieken eines aufgescheuchten Schweines, welches merkte das dass was nun folgte nicht gut Enden würde. „Bitte, warum tut ihr das?“ Die Stimme der Frau überschlug sich vor Furcht und Schmerz, während ihr nackter, gepeinigter Körper zu seinen Füßen lag. Obwohl die Unbekannte längst seine Bosheit zu spüren bekommen hatte, wahrscheinlich das Ende schon ahnte, blieb sie weiterhin ehrfürchtig und bewies ihm damit wie lange sie schon hier gefangen war. Sie bettelte gerade zu um ihr Leben und obwohl ihr einstiges Erscheinungsbild -kaum noch vorhanden- an eine exotische Schönheit erinnert hatte, war sie für ihn von Anfang an nur eine kleine Ablenkung. Er kannte nicht einmal ihren Namen, sie war nur irgendeine Frau mit der er sein Vergnügen gehabt hatte. „Weil ich es kann.“ Erneut entfloh den aufgeplatzten Lippen ein hoher Schrei als er ohne Zögern in das lange schwarze Haar griff und die Fremde daran hinauf zu seinem Gesicht zog. Ihre nackten Füße rutschten immer wieder über den kalten und glatten Marmor, während ihre Hände versuchten seine kompromisslosen Finger zu lösen. Glaubte sie tatsächlich das es ihr gelingen würde? Spöttisch verzogen sich seine Lippen und durch die Nähe zu der jungen Frau, die wohl kaum älter als er selbst sein durfte, erkannte er die reine Todesangst in ihren Augen. Furcht gepaart mit Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Eine Mischung die seinem kalten Herzen durchaus gefiel, seine blauen Augen huschten über die zierliche aber auch schon reich lädierte Gestalt. Seine Schläge hatten der Frau ziemlich zugesetzt. Stumm seufzend, weil die Reaktionen alle so vorhersehbar waren, wünschte er sich aus einem Anflug von Frustration und Langeweile seine Verlobte zurück. Sophie hatte bei all dem was er ihr angetan hatte, was weit mehr war als jenes was die Fremde hier ertrug, wesentlich besser und standhafter durchgehalten. Ihm wurde erst jetzt klar, als das fremde Grün sich vor Schreck verdunkelte, ihre Schreie lauter wurden und er den Zauberstab hob, dass der Stolz in Sophies Augen ihn doch erregt hatte. Sie unter sich zu wissen, ihren Körper in Besitz zu nehmen und trotz allem in dem durchdringenden Braun ein Stück der Unerreichbarkeit zu wissen, hatte seinen Willen angeheizt. Ihm gehörte die Zukunft, die ganze Welt und er wollte Sophie zurück, damit auch sie nun endlich voll und ganz ihm gehören konnte. Mit fester Miene schwang er seinen Stab und sprach jenes Wort: „Crucio“, weshalb die nervigen Schreie -sie schadeten seinem guten Gehör- augenblicklich verstummten. Das junge Ding hatte nach der nächtlichen Tortur kaum noch die Kraft gehabt zu stehen, es war nur eine Frage der Zeit gewesen bis alles aus ihr wich, wie ein verblasster Morgen. Doch ein wenig fasziniert von dem schwächlichen Frauenkörper, der windend und um sich schlagend vor seinen Füßen da lag, ging Dastan zu der Fremden in die Hocke. Er konnte beinahe spüren das sie etwas sagen wollte, wahrscheinlich darum Flehen es zu beenden, doch dem konnte der Cartwright nicht zustimmen. Gerne wollte der junge Mann dieses Schauspiel weiter beobachten, er hatte selbst keine Ahnung warum aber ihn kümmerte der Schmerz und das Leid anderer nicht. Es war als würde er gar nicht wissen was Qualen eigentlich sind und deshalb den ganzen Aufstand darum nicht verstehen. Mehr noch kamen ihm solche Reaktionen, wie Flehen und Weinen widerlich einfältig und erbärmlich vor. Sein Vater hatte ihn auch nie geschont, er wusste selbst wie sich ein Cruciatus anfühlte und doch konnte sich der junge Mann nicht entsinnen so gebettelt zu haben. Seine Mutter hatte ihm vor langer Zeit gesagt das ein Stück seines Herzens fehlen würde und sie nicht wisse wo es hin gelangt sei. Selber war ihm diese Weissagung komisch vorgekommen und darum war er geneigt sie zu ignorieren. Dastan war in dieser Welt, die so dunkel und tödlich sein mochte aufgewachsen, er kannte nichts anderes und hatte diese Beständigkeit lieben gelernt. Ihm war es zwar zuwider vor einem anderen Menschen in die Knie zu gehen und dabei war es gleich ob diese Person sein Vater war, doch abgesehen von diesem misslichen Umstand, war er zufrieden mit seiner Rolle im Leben. Dies hier war sein zu Hause und, sofern er es denn konnte, liebte er sein Heim. Wie eine Nebensächlichkeit beendete der Cartwright den Zauber, ließ die junge, geschändete Frau langsam zu Atem kommen ehe er sie wieder bei den langen Haaren packte. Sie konnte nicht mehr Kreischen, lediglich haltlose Töne der Pein entwichen ihren verkrusteten Lippen und so schaffte er sie über den Boden schleifend hinaus vor die Tür. Ihr nackter Körper schlug hart auf dem sicher kalten Stein auf, der Wind pfiff durch den langen Korridor und er warf ein letztes Mal einen kühlen, regungslosen Blick auf dieses eigentlich bemitleidenswerte Geschöpf. Die wenig gesunde Haut, die neben den zahlreichen Blutergüssen und Schnittwunden noch zu sehen war, hob sich grell ab von der Dunkelheit des Flures. Doch ihr Haar verschwand gänzlich in der Kälte und als er schließlich die Tür schloss, war es für sein Herz ebenso wie für seinen Verstand, nicht von belang das Mädchen je getroffen zu haben. Sollten die Geier sie holen, ihm war es gleich, genauso wie jedem Bewohner jenes finsteren Teiles dieser trostlosen Welt. ~*~ Malfoy Anwesen am Rande der Stadt... „Tante Astoria?“ Als auch nach langem Schweigen niemand der Zabini antwortete, trat Neleah schließlich ohne Erlaubnis in das große Schlafzimmer. Es war bei weitem nicht das erste Mal, denn sie und Scorpius hatten im Kindesalter oft verstecken in dem großen Haus gespielt. Ihr Patenonkel hatte immer fürchterlich geflucht wenn er über einen von ihnen gestolpert war. Was nicht selten vorkam, da ein sehr gutes Versteck sich meist in der Nähe von Draco Malfoy versprach. Die junge Frau trat in den hellen Raum, es wirkte frisch und mit einem Blick zu den hohen Panoramafenstern wusste die Dunkelhaarige auch sofort weshalb, sie waren geöffnet. Ein knapper Wink und die Ungetüme schlossen sich, der Wind ebbte ab und brachte die beigefarbenen Vorhänge wieder zum Erliegen. Der Raum leuchtete durch das Sonnenlicht, die weißen Wände strahlten auf die weichen Konturen der hellen Möbel und für einen Moment war die junge Frau durch die langen Nächte ohne Schlaf, geneigt sich einfach in die einladenden Kissen fallen zu lassen. Doch sie verbot es sich strikt. „Oh Leah mein Kind. Ich hatte dich nicht gehört, tritt näher.“ Stumm konnte die Zabini ihre Tante dabei beobachten wie diese, aus dem angrenzenden Bad kommend, vor ihrem Schminkspiegel platz nahm und sich daran machte ihre Ohrstecker in die richtige Position zu bringen. Obwohl wahrscheinlich ein Außenstehender es kaum bemerken würde, sah Neleah deutlich die Trauer und Furcht unter den schönen dunkelblauen Augen ihrer Verwandten. Sie musste sich schreckliche Sorgen um Scorpius machen, ebenso wie auch Neleah es insgeheim tat. Natürlich war Draco Malfoy nur ihr Patenonkel und damit weder Scorpius ihr richtiger Cousin, noch Astoria eine echte Tante, doch die Familie Zabini war wahrlich nicht sehr groß und Neleah liebte die Malfoys eben einfach doppelt so stark, um über eine solche Nichtigkeit hinweg zu sehen. „Du hast nach mir schicken lassen Tante?“ „Ja, komm her Liebes, setzt dich bitte zu mir. Wir müssen etwas sehr wichtiges besprechen.“ Langsam aber anmutig trat die Dunkelhaarige näher und ließ sich neben dem schmalen, grazilen Körper nieder. Die Hand der Älteren löste sich augenblicklich um nach der wesentlich jüngeren zu greifen. Neleah Zabini wusste sehr genau was die Andere von ihr wollte und die Malfoy wusste im Gegensatz, das ihre Nichte dem gewillt war nachzugeben. „Lass mich raten, du möchtest dass ich dir die Informationen des Falles zu spiele, weil Onkel Draco sie dir verweigert. Habe ich recht?“ Ein warmes, einnehmendes Lächeln erschien auf den vollen Lippen von Astoria und die junge Frau konnte sehen wie es wahrscheinlich zum ersten Mal seit Tagen auch wieder die dunkelblauen Augen erreichte. Eine Geste die der Zabini Wärme ins Herz trieb. Schmunzelnd und doch leise seufzend zog die Aurorin einen verkleinerten Umschlag aus ihrem dunklen Umhang, der, nachdem er wieder seine richtige Größe annahm, wie eine unausgesprochene Wahrheit zwischen den Frauen lag. Scorpius und auch seine Eltern waren Teil ihrer Familie, ob Neleah es wollte oder nicht, diese Tatsache hatte sich schon vor vielen Jahren entschieden. Lächelnd schob sie die Papiere über die Ablage und erhob sich langsam, was aufmerksam von der ehemaligen Greengrass verfolgt wurde. Doch die Zabini ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, sie beugte sich zu ihrer Verwandten hinab und schenkte dieser einen zarten Kuss auf die rechte Wange. Währenddessen waren ihre Worte ganz leise, wie das stumme fallen von Schnee oder das Knacken kleiner Äste. „Mein Bericht Tante Tori, ich hoffe er hilft dir weiter. Wann immer du etwas brauchst, du weißt wo du mich findest.“ Und der Zabini war es in jenem Moment ganz gleich ob sie ihren Job riskierte, oder sie gegen ihre eigenen Prinzipien verstieß. Das Schicksal zwang sie praktisch dazu, wenn sie Scorpius doch noch retten wollte. ~*~ London, Apartment im Muggelviertel... Schon eine Sekunde nach dem Läuten der Klingel, öffnete die Longbottom die Haustür und war gar nicht überrascht Albus bereits oben vorzufinden, statt laufend im Treppenhaus. Seine grünen Augen funkelten wild, flackerten nahezu, als sie ihn mit einer stummen Handgeste ins Innere ließ. Dieser Schritt war viel schwerer als es sich die junge Frau je vorgestellt hätte. Innerlich bebte ihr gesamter Körper vor Aufregung und Alice war verdammt froh drum das man es ausnahmsweise nicht sofort zu sehen schien. Der hohe Körper schob sich eng an ihr vorbei, berührte sachte den Ihren und während durch ihr Innerstes ein Inferno fegte, machte der Potter den Eindruck nichts dergleichen zu spüren. „Hi.“ „Hi.“ Ihre eigene Stimme klang fremd in den Ohren, schüchtern und unsicher, zwei Dinge die sie in der Nähe des Schwarzhaarigen nie mehr, seit der Schulzeit, gewesen war. Jedoch zerstreuten sich all ihre Gedanken wie Sandkörner im Wind, als Albus sie bestimmend aber zärtlich an die Wand drängte. Seine starken Hände schlichen ihre Seiten entlang, hinterließen damit eine brennende Spur und während die Eine auf ihrem Oberschenkel zum Erliegen kam, fand die Andere halt an ihrem Kinn. Ehe sie etwas sagen konnte, ihn in die Richtung des Wohnzimmers schieben konnte, hatte er bereits bestimmend seine Lippen auf ihre gelegt. Selbst wenn die Longbottom gewollt hätte, gegen solch einen leidenschaftlichen wie intensiven Kuss wäre es kaum möglich gewesen sich zu wehren. Seufzend erwiderte sie die Geste, ließ sich für einen Moment fallen und vergaß jeglichen Plan oder Konsequenz. Sehr bald schon würde der Potter sie vielleicht hassen, da sollte es ihr gestattet sein sich zu verabschieden. Nach nur wenigen Sekunden war es ihr zarter Körper der den Seinen an die Wand drückte, ehe Alice es endlich schaffte sich loszureißen. Sie setzte konfus erneut an. Der Kerl war eine Plage, wenn auch eine anbetungswürdige. „Hi.“ „Komm her und sag nochmal so Hallo.“ Wies er spielerisch, rau in der Stimme hin, und ihr gesamter Körper überzog sich ohne Vorankündigung mit einer verheißungsvollen Gänsehaut. Sie wollte dieses Angebot so sehr annehmen, denn was immer das auch zwischen ihnen war, die Longbottom konnte sich mehr als einmal von seinen Liebhaber Qualitäten überzeugen. Leider wurde der jungen Frau jetzt nur allzu bewusst das ihre straffällige Freundin sich in ihrem Bett ausruhte und sein bester Freund wahrscheinlich aus dem Wohnzimmer alles hören konnte. Sie unterband den nächsten Versuch von Nähe, in dem sie den Kopf zur Seite wand und seine weichen, warmen Lippen lediglich ihr Ohr trafen. „Wir müssen reden.“ Augenblicklich wurde auch der Potter wieder ernst und leider, mit schwerem Herzen, konnte Alice beobachten wie jegliche Zuneigung und Leidenschaft aus dem hellen Grün verschwand. Vorsichtig griff sie nach der Hand des jungen Mannes und trat mit ihm zu der am Ende des Flures gelegenen Tür. Die Klinke knarrte leise als sie Jene nach unten drückte und die ehemalige Ravenclaw hielt tatsächlich die Luft an als sie das Holz aufschob. Das würde eine Zusammenführung der besonderen Art werden, die beiden waren wie Brüder, wenn Scorpius Erzählungen stimmten. Sie hatte absolut keine Ahnung wie Albus Potter auf dieses Treffen jetzt reagieren würde, genauso wenig wie auf all die Wahrheiten. Es konnte für sie gut ausgehen, aber sie auch alle in Voldemorts Küche bringen. Sie hoffte still das es Ersteres sein würde doch am Ende blieb ihr nur das Warten. Und als sie in ihrem Rücken deutlich hörte wie Albus zischend wie eine Schlange vor Erstaunen die Luft einzog, da bereute die Longbottom ein wenig ihren mangelnden Glauben. ~*~ Nur ein Traum, nur eine Erinnerung... Es war dunkel, dort wo sie war und der Schatten machte dem kleinen Mädchen weit mehr Angst, als es sich traute zuzugeben. Die Menschen in ihrer Umgebung mochten keine Furcht oder sonstige Dinge in jene Richtung, sie nannten es schwach und ihre Stimmen bekamen dabei einen boshaften Klang. Etwas das Rose noch weniger mochte als die Dunkelheit. Seit die schwarzhaarige Frau mit den seltsamen Augen und dem warmen Lächeln sie begrüßt hatte und erklärte, dass sie nicht länger Rose wäre -jetzt nämlich eine Sophie- war eine sehr lange Zeit vergangen. Jahre, mit Sicherheit konnte das kleine Mädchen nicht sagen wie viele, doch zwei waren es bestimmt und die gruseligen Flure, die kalten steinernen Wände und die nagende Finsternis waren alles was sie zu Gesicht bekam. Die meisten Menschen hier waren nicht sehr freundlich und die Lehrer, welche sie in vielen Zaubern unterrichteten, wirkten fies und gemein. Als sie sich das erste Mal darüber beklagt hatte, kaum ein paar Monate nach ihrer Ankunft, hatte man ihr schrecklich weh getan. Wie furchtbar war das Brennen in ihrem Körper gewesen, so hartnäckig und schmerzhaft das sie versucht hatte sich die Haut von den Knochen zu ziehen, nur damit es aufhörte. Immer fester hatte sie gekratzt und geweint, doch der Mann hatte nicht aufgehört. Erst als die schwarzhaarige Frau mit den hellen Augen ihn darum gebeten hatte und sie musste lernen das man sich hier nicht beschwerte. Nicht so, wie sie es zu Hause bei ihrer geliebten Mama gedurft hätte. Das kleine Mädchen ließ die stummen Tränen zu, während es sich in dem kahlen Zimmer unter dem Bett zusammenrollte. Der Boden war nass und kalt, doch das war Rose egal. Sie hoffte einfach, sich hier, vor dem was gleich kommen würde verstecken zu können. „Dies ist nun dein zu Hause.“ Sie hatte diesen Satz niemals vergessen, denn als man ihn ihr sagte war ein schriller Schrei aus ihr hervorgebrochen und sie hatte sich auf diese Elenora gestürzt. Immer wieder hatte sie gesagt dass das nicht wahr sei und ihr zu Hause bei ihrer Mama und ihrem Papa war, doch die Dunkelhaarige hatte sich nicht erweichen lassen. Sie hatte nicht nach Hause gedurft und es war schließlich jener grausame Mann, Marx Cartwright, der ihr vollkommen ruhig erklärt hatte das ihre Eltern jetzt tot seien. Tot, einfach nicht mehr da. Aus diesem Schock heraus hatte Rose aufgehört zu weinen und die nächste Strafe des furchteinflößenden Mannes stumm über sich ergehen lassen. Schnitte in die Haut, Brennen im Körper oder Brüche der Knochen war sie immer mehr gewohnt und deshalb war es nur noch wie ein Spiel, ein Spiel dass man ruhig zu Ende spielte. Tot, ihre Eltern und ihr kleiner Bruder waren tot. Erschüttert nach jener Neuigkeit hatte sie aufgehört sich zu wehren und angefangen zu gehorchen, denn das kleine Mädchen hatte verstanden das niemand kommen würde um sie hier herauszuholen. Kein Papa, mit dem strengen Blick, keine Mama, lieblich durch ein sanftes Lächeln und auch kein Albus, der sie sicher wegen ihrer Angsttränen vor der Dunkelheit ausgelacht hätte. Die Jahre waren dahin gezogen und Rose hatte ihr Leben hier akzeptiert, sie hatte jene Zauber gelernt die so grausam und grässlich waren und begriffen, dass wenn sie diese nicht ausführte, sie es statt der kleinen Tiere war die leiden würde. Manchmal, wenn keiner darauf achtete hatte sie niedliche Mäuse und fette Ratten befreit, doch selbst noch so jung, wusste auch ein junges Mädchen wie sie, dass es nichts wieder gut machen würde. Das mittlerweile sechsjährige Mädchen lag so weit wie möglich an die kalte Wand gepresst, ihre Gliedmaßen eng an den zarten Körper gezogen und so hoffte es einfach das man sie hier nicht finden würde. Nun eigentlich wusste Rose es besser, man würde sie finden, doch für die Zeit des nagenden Wartens wollte sie den Gedanken beibehalten. Sie wollte dass nicht, nein, sie wollte fortlaufen soweit sie eben konnte. Doch es würde nichts bringen, denn die Kleine wusste das Elenoras Augen sie überall finden konnten und Marx sie anschließend grausam für den Versuch bestrafen würde. Eine Flucht war unmöglich. Die Tür wurde aufgeschoben und weil etwas in ihr sehr wohl spürte das dies alles hier nur ein Traum, eine Erinnerung war, ließ sie sich hervorziehen und mitführen. Noch ehe sie die große Halle betraten wusste Rose bereits was sie dort sehen würde. Es würde ihr Angst machen, schrecklich vorkommen und doch mit keiner Mimik nach Außen dringen. Viele Menschen hatten sich versammelt, sie saßen an der langen Tafel, feierten, tranken und aßen in bester Laune. Das Licht in der Halle war milder, der Schein der Kerzen zog nicht durch jeden Winkel, doch es reichte um auch das arme Geschöpf in der Mitte zu erkennen. Es lag wimmernd und in Ketten gehalten keine fünf Meter vom Tisch entfernt, als Elenora sie hinein schob, verstummten die Gespräche. Rose hörte über all jenes hinaus jedoch nur das verzweifelte Schluchzen und Betteln des Mädchens, welches sicher nicht viel älter als sie selbst war. Vielleicht fünf oder sechs Jahre. Die Kleidung war zerrissen, nur ein knappes Kleidchen am Leib und die Haare waren ausgefranst und schmierig, Rose hätte nicht mal sagen können ob ihre Hautfarbe weiß oder schwarz war. „Da seit ihr ja, komm her mein Kind.“ Natürlich kam sie der Aufforderung nach, welche durch die erhobene Hand nur noch mehr verdeutlicht wurde und dass, obwohl ihre Gedanken nur schrien das sie keinesfalls sein Kind war. „Freunde, heißt meine neue Tochter Sophie in unserem Kreise willkommen. Noch heute Nacht wird sie eine wahre Orcus, sobald sie den Aufnahmeritus vollbracht hat.“ Laute der Zustimmungen erschallten und das kleine Mädchen konnte nur mit absoluter Mühe ein Zusammenzucken verhindern, ihr waren die Menschen hier nicht geheuer. Sie wirkten dunkel, finster und böse. Beinahe war Rose froh neben Marx zu stehen, dessen Hand auf ihrer Schulter ruhte, zwar war sie sich genau im Klaren darüber das er der Erste wäre welcher ihr Leid zufügte, doch sie wusste wenigstens was sie erwarten würde. „Trink.“ Man hielt ihr auffordernd einen goldenen Kelch vors Gesicht und sie sah trotz der Leere in Elenora Cartwrights Augen, die Aufforderung darin besser ihrem Mann zu gehorchen. Sie tat wozu man sie anwies und nahm einen großen Schluck von dem roten Saft, der fürchterlich sauer schmeckte. Sie hustete und sorgte damit für große Belustigung am Tisch. Durch die vielen Stimmen wurde das Jammern und Wimmern zwar leiser, doch Rose sah aus den Augenwinkeln immer wieder hinüber zu dem armen Ding, das an seinen Ketten zerrte und bitterlich weinte. Erst nach einer guten Stunde, nachdem alle mit dem Essen fertig waren, erhob sich der Meister wieder und machte ihr deutlich in die Mitte zu folgen. Sie waren jetzt kaum mehr zwei Meter von dem Kind entfernt, das zitternd und angstvoll aus traurigen blauen Augen aufsah. Für Rose war es, als würde sie ihrem eigenen Ich gegenüber stehen, vielleicht hatten sie absichtlich so gewählt. Das Mädchen schien jetzt wie erstarrt, ja ruhig, als wüsste es was ihm blühen würde. Die kleine Rose wusste es auch und ihr ganzer Körper begann langsam zu beben, sie hörte die Schreie jener Nacht zu Hause, sah das grüne Licht und die toten Augen ihrer Mutter. Sie wollte das nicht tun. Beinahe unbemerkt, weil sie mit dem Rücken zu all den Fremden stand, lösten sich Tränen aus ihren Augen und rollten wie Regen vom dunklen Himmel die Wangen hinab. „B..b.itte, ich will das nicht.“ Flüsterte das rothaarige kleine Mädchen und wusste gleich, als sie in die eisigen Augen vom Meister sah, dass er dafür weder Verständnis noch Erbarmen aufbringen würde. Seine Gestalt wirkte so riesig neben ihr, breit und kräftig, als wäre er ein Bär und auf der linken Gesichtshälfte zog sich eine große Narbe über das Auge, bis hinab zum Kinn, was ihm etwas grauenvolles verlieh. Sie hasste ihn wie keinen Menschen sonst auf der Welt, denn selbst in diesem jungen Alter wusste Rose wer ihr die Familie genommen hatte. Aber gleichermaßen wusste das Mädchen auch das sie keine Chance gegen ihn hatte. „Du wirst das tun, so ist unsere Welt. Sie wird sterben, ob durch dich oder jemand Anderen und wenn du dich weigerst, wirst du es ebenfalls.“ Noch immer rollten die warmen Tränen über ihre Bäckchen und mit aller Mühe versuchte Rose dies mit energischem Fortwischen zu unterbinden, das Wimmern und Jammern hatte wieder eingesetzt. Es klang entsetzlich in ihren zarten Ohren. Wahrscheinlich hatte die kleine Fremde seine Worte auch gehört. „Aber..-“ „Kein aber, tue es! Wir sind deine Familie Sophie und dies ist dein zu Hause, es ist besser du gewöhnst dich daran.“ Unbeherrscht drückte man ihr einen Zauberstab in die Hand, Jenen, welchen sie schon im Unterricht für all die schrecklichen Dinge genutzt hatte und als die Berührung präsent wurde, spürte die kleine Weasley ein warmes Prickeln von Magie in ihren Fingern. Angstvoll sahen ihre braunen Augen zu dem Mädchen, das jetzt versuchte weg zu kriechen, die Stimme leise, erschöpft, aber auch schrill vor Panik. „NEIN, bitte, wo ist meine Mama, ich will zu meiner Mama!“ Ich auch. War Rose einziger, stummer Gedanke, ehe sie weinend die Augen zusammenpresste und den Aveda Kedavra murmelte. Leise, als hoffte sie die Wirkung würde sich nicht entfalten, doch natürlich war ihr Talent der Zaubersprüche auch bei solch grausamen mehr als wirksam. Das grüne Licht schlängelte sich aus der Spitze, schoss wie ein Pfeil auf das arme Mädchen zu und riss diesem die Seele heraus. Leblos, langsam erkaltend, fiel es schließlich auf den harten Steinboden und dort würde es auch für immer reglos liegen bleiben. Ja,und Sophie Roses, spürte wie ein kleiner Teil ihrer Seele mit erkaltete, als wäre Frost über sie hinweg gezogen und hätte seinen Tribut gefordert. „Willkommen in der Familie, Sophie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)