Fairy Tales von Drachenengel (SebastianXCiel) ================================================================================ Kapitel 2: Der Junge mit dem roten Cape --------------------------------------- Der Junge mit dem roten Cape Warum? Das fragte sich der junge Earl Phantomhive am heutigen Tag erneut. Er war nicht verschont geblieben von seiner Verlobten und ihrem verfluchten Märchenbuch… wie Sebastian es angekündigt hatte, musste er sich „Rotkäppchen“ anhören und dazu die Bilder im Buch betrachten. Er hasste Märchen! Er konnte es nicht einmal nachvollziehen: denn er war erstens ein Junge und zweitens schon längst aus dem Alter heraus, in welchen man ihm Fantasiegeschichten erzählte. Wollte Lizzy ihn etwa mental foltern? Immerhin hatte er seinen Traum in der letzten Nacht nicht vergessen, den Traum von Aschenputtel und seiner höllisch guten Fee. Oder eher von Sebastian und ihm. Immer, wenn er daran dachte, jagte es ihm Schauer über den Rücken. Sein höllisch guter Butler war ihm in dieser Gestalt nahe gewesen – viel zu nahe – als es ihm eigentlich erlaubt war und das schlimmste war noch, dass es ihm gefallen hatte! Ob der Dämon seine Fähigkeiten genutzt hatte, um seinen Körper überempfindlich für seine Berührungen zu machen? Was ging nur im Kopf dieses Dämons vor? Ciel bekam Kopfschmerzen vom ganzen Nachdenken… Schlaf würde ihm gut tun… seufzend ließ er sich in die Kissen sinken. Er brauchte Ruhe. Vor Elisabeth. Vor Sebastian. Vor seinen Gefühlen. Und vor allem vor Märchen. Als er gerade dabei war wegzudämmern, spürte er, wie ihm jemand hauchzart durchs Haar strich. „Süße Träume…“, flüsterte jemand leise und dann war Ciel auch schon in Morpheus‘ Reich versunken. „Hat Euch Eure Reise gefallen, junger Herr?“ Sebastian saß auf seinem Bett und hatte sich zu seinem Meister vorgebeugt, der sich nun doch etwas verkrampfte. „Entspannt Euch…“, flüsterte er ihm zu und tatsächlich schien er sich etwas zu beruhigen. Seine dämonischen Augen glühten, als er seinen Blick über Ciels Körper und seine strahlende Seele schweifen ließ. „Spielen wir nun weiter, junger Herr…“ Sebastian legte eine Hand auf Ciels Augen. „Lasst Euch fallen, Ciel, lasst Euch von mir führen…“ Ciel blinzelte, jemand zupfte an seiner Kleidung herum. „Oh, du siehst PERFEKT aus, mein Kind!“, tönte eine begeisterte, fast schon quietschende Stimme, die der Earl sofort erkannte. Lizzy. Schon wieder. Doch sie wirkte plötzlich älter und reifer. „Lieb von dir, dass du Mutter für mich besuchen willst…“, sagte sie fröhlich und führte ihn vor einen großen Spiegel. „Mutter wird erfreut sein, wenn sie dich so sieht, die Farbe steht dir hervorragend.“ In der Tat. Das war Ciels erster Gedanke. Er war gänzlich in Rot gekleidet, aber das Markante war sein leuchtend rotes Cape… schon wieder so ein Märchen. Diesmal war er das Rotkäppchen. Lizzy sollte wirklich schnell verschwinden, wenn ihn nicht jede Nacht solche Träume plagten. „Beeil dich, du musst durch den Wald gehen, aber nimm dich vor den wilden Tieren in Acht!“ Sie drückte Ciel einen Korb in die Hand und schob ihn vor die Tür. Dieser seufzte. Warum musste ausgerechnet ihm so etwas passieren? Aber jetzt, wo er schon in diesem Märchen gefangen war, musste er also der Geschichte folgen… einem Wolf begegnen, der später von einem Jäger getötet wurde, ehe er das Rotkäppchen, also ihn, fressen konnte. Der Wald wirkte auf einmal dunkler und bedrohlicher als er in Lizzys Buch dargestellt war – er schrie förmlich nach Gefahr. Doch so etwas hielt einen Ciel Phantomhive nicht auf, auch wenn er eine leichte Gänsehaut hatte. Er umklammerte fest den Korb in seiner Hand und ging voran. Kein Vogel sang, kein Waldbewohner zeigte sich ihm, während er schweigend dem Waldweg folgte. Plötzlich ein Rascheln. Ciel sah sich um. Stille. Er ging weiter, blieb nicht stehen… Doch dann wurde er von den Füßen gerissen, der Korb glitt aus seinen Händen und er landete schmerzhaft auf seinen vier Buchstaben. Leuchtend rote Augen blickten ihn hungrig an. Der Wolf… doch irgendwie… wirkte er… menschlich, nur die pelzigen Ohren und der Schwanz verrieten ihn. Und er sah so aus wie… Sebastian. „Wohin des Weges, junges Kind?“ Seine Stimme war ein Knurren. Unheimlich und schön. „Ich… gehe zu meiner Tante, sie ist krank…“, antwortete er ihm. Der Wolf musterte ihn durch seine glühenden Augen. „So? Tust du das?“ Er kam Ciels Gesicht sehr nahe und grinste. „Und wenn ich dich nicht gehen lasse?“ Sanft, aber bestimmt drückte er den Jungen zu Boden. „Ich könnte dich mit Haut und Haar so verschlingen…“, flüsterte er Ciel fast schon zärtlich zu, „Aber du bist viel zu schön und kostbar, als dass ich so etwas tun könnte…“ „Und was willst du dann tun?“, fragte der Earl nach und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. Oh. Falsche Frage. Der Wolf grinste. „Du gehörst mir, Rotkäppchen, und niemand anderem!“ Okay, in diesem Punkt musste er ihm zustimmen, zumindest was seine Seele betraf. Erschrocken keuchte der Junge auf, als der Wolf sich zu ihm herunterbeugte und an seinem Hals knabberte. Er konnte seinen warmen Atem spüren, es klang wie ein hundeartiges Hecheln. Der Wolf war hungrig und Ciel war seine Beute. „Eine reinweiße Seele gebettet in roten Samt, ein wunderschöner Anblick…“, flüsterte Sebastian, er beugte sich noch weiter zu ihm herunter, die schwarzen Haare kitzelten auf Ciels Haut. „Nicht…“ Doch zu spät, er spürte bereits die kühlen Lippen des Wolfes auf seinem Hals, was seinen Körper zum Erzittern brachte. „Bist du dir wirklich sicher, Rotkäppchen?“, knurrte Sebastian mit seiner tiefen, dunklen Stimme, „Gefällt es dir denn gar nicht von einem Raubtier so begehrt zu werden? Lass dich einfach fallen, es ist ganz leicht…“ So leicht… zu leicht. Ciel schloss seine Augen. Es war wie in der Realität, Sebastian war sanft und gleichzeitig gefährlich – wie ein Raubtier eben. Er würde irgendwann seine Seele verschlingen. Aber seltsamerweise hatte er keine Angst bei dem Gedanken. Es war… vielmehr ein befreiendes Gefühl. Er würde seine Seele an denjenigen geben, dem er am meisten vertraute. „So ist es richtig, entspann dich…“, hauchte der Wolf leise. Ciel konnte sich nicht rühren. Seine blauen Seelenspiegel hafteten auf den dämonischen des Raubtieres, er war wie in Trance… er vertraute Sebastian, er würde ihm nichts antun. Ciel blinzelte, er sah Sebastian verwirrt an, weil er dieses typisch dämonische Grinsen auf den Lippen hatte. „Faszinierend…“, flüsterte der Wolf, „Du willst dich wirklich auf einen Dämonen einlassen? Deine strahlende Seele wird von einem grauen Schleier bedeckt werden, sobald du dich darauf einlässt…“ Ciels Blick verfinsterte sich, er bedurfte keinem weiteren Kommentar. Der Wolf lachte, ehe er ihn endlich küsste. In diesem Moment fragte sich der junge Earl, warum ihm diese Berührung vor kurzem so unangenehm war. Das hier war wie ein Rausch. Die kühlen Lippen des anderen wurden warm und schienen mit jeder Berührung Ciels Körper zu erhitzen, es machte ihn wahnsinnig. Doch dann löste sich Sebastian wieder, strich zärtlich, ja fast liebevoll über den jungen Körper. „Wie sehr willst du mich, Rotkäppchen?“, fragte er, während seine Augen rot aufleuchteten und seinen Blick über dessen Körper gleiten ließ. Der junge Earl sah sein Gegenüber an, seine Wangen waren gerötet, man sah die Gefühle regelrecht in seinen Augen aufblitzen. „Ich…“ Ciel konnte nichts sagen, er war zu überwältigt von diesem plötzlichen Gefühlschaos und doch kannte er die Antwort… er wollte Sebastian – mehr denn je! „Aufwachen, junger Herr, es ist Zeit aufzustehen!“ ‚Nein, nicht schon wieder!‘, fuhr es Ciel durch den Kopf. Wie letzte Nacht auch… er wurde abrupt aus seinen Träumen gerissen, wo es doch gerade so… der junge Earl errötete. Langsam öffnete er seine Augen und blickte in das freundlich lächelnde Gesicht seines höllisch guten Butlers. „Habt Ihr gut geschlafen?“, fragte er leise, aber Ciel entging der Unterton in dessen Stimme natürlich nicht, mit hochgezogenen Augenbrauen starrte er Sebastian an. „Ihr habt im Schlaf gesprochen!“ Am liebsten wäre Ciel im Boden versunken, sein Gesicht wurde noch heißer als es vorher war. „Ihr habt von einem Wolf gesprochen… habt Ihr ihn gejagt?“, fragte sein Butler. ‚Nein, eher hat er mich gejagt…‘, dachte Ciel bei sich und atmete innerlich auf. „Ich habe hier Euer Frühstück und Euren Earl Grey Tee.“ Er schob seinen Wagen vor. Der Geruch des Tees belebte Ciel und Sebastian reichte ihm eine Tasse. „Du kannst gehen…“, meinte der Earl und nahm einen Schluck. Sebastian verneigte sich vor ihm. „Heute steht Violinenunterricht an, junger Herr, ich erwarte Euch später in Eurem Arbeitszimmer…“ Mit diesen Worten verließ er den Raum. Ein Grinsen lag nun auf den Lippen des Dämons. „Ihr seid ein schönes Rotkäppchen, junger Herr“, meinte er und lachte, „Es hat Euch gefallen, das spüre ich… und Ihr wollt mehr, das konnte ich in Euren Augen lesen…“ Wieder ein Lachen. „Wer weiß? Vielleicht gebe ich Euch heute Nacht ja noch mehr…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)