Amnesia von schickimicki (Harry/Draco) ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1: Ein durch und durch malfoyscher Plan - Ein Akt der Verzweiflung ---------------------------------------------------------------------------------- Draco Malfoy umklammerte sein Whiskeyglas so fest, als wollte er es durch seine bloße Muskelkraft bersten lassen. Seine Augen waren starr auf die goldene Flüssigkeit gerichtet. Sein Vater hieß es nicht gut, wenn er trank und auch der Fakt, dass Draco seit über einem Jahr volljährig war änderte Lucius Malfoys Meinung nicht. Alkohol konnte einen Malfoy die Beherrschung verlieren lassen und ein Malfoy verlor nie die Beherrschung. Der auf ihm ruhende Blick seines Vaters machte ihm die Situation nicht angenehmer und langsam wurde ihm bewusst, dass es hier um eine ernste Angelegenheit ging. Schließlich hatte das Oberhaupt der Malfoy-Familie ihm, als er sich auf dem Sofa im kleinen Salon niedergelassen hatte, eigenhändig ein Glas sündhaft teuren Whiskey in die Hand gedrückt und schwieg seitdem beharrlich. Draco wusste, was immer sein Vater mit ihm besprechen wollte, es war bestimmt nichts Gutes. Leise Schritte waren aus dem Flur vor dem Salon zu hören und beide Männer drehten den Kopf zur Tür, durch die in eben jenem Moment Narcissa Malfoy schritt; schlank und hochgewachsen, in ein taubengraues Seidenkleid gehüllt und mit einem ungewohnten Gesichtsausdruck, den Draco nicht sofort deuten konnte. Seine Mutter schritt nicht wie gewohnt zu ihrem Gatten, sondern ging etwas zu hastig auf Draco zu. Als er ihre Hand auf seinem Haar spürte und kurz darauf ihre Lippen flüchtig auf seiner Stirn, wusste er, dass sein Leben gerade begann gewaltig aus der Bahn zu geraten, denn so eine Geste war er von seiner Mutter nicht gewohnt. „Mein armer Drache…“, flüsterte Narcissa und drehte sich zu Lucius um. „Liebes, bitte!“ Galant stand Lucius auf und führte seine Frau zu dem Sofa gegenüber Dracos und platzierte sie sanft darauf. Er selbst setzte sich neben sie und ließ Narcissa seine Hand ergreifen. Noch eine Geste, die untypisch für das Ehepaar Malfoy waren. Draco umklammerte sein Glas fester und blickte fragend zu seinen Eltern. Lucius Malfoy sah zu seiner Frau, als wollte er Kraft suchen, doch diese wendete nur ihren Blick ab. Und dann wusste Draco, was dieser Blick seiner Mutter bedeutete. Es war schlichte Verzweiflung. „Nun Draco, ich denke du weißt um unsere momentane Situation?“ Draco nickte. Seit Voldemorts Sturz vor drei Wochen wurde das Leben der Malfoys keinesfalls friedlicher. Sein Vater, als bekannter Todesser, war geächtet und um Draco selbst stand es nur gering besser. Nur seine Mutter, die es gewagt hatte Voldemort ins Gesicht zu lügen und so unfreiwillig mit für seinen Sturz verantwortlich war, wurde von der Presse in Ruhe gelassen und die Verachtung der breiten Bevölkerung blieb ihr erspart. Ihr Leben hatte sich eindeutig nicht gebessert und es erschien nicht so, dass die Malfoys in absehbarer Zeit wieder der strahlende Mittelpunkt der englischen Zauberergesellschafft sein würden. „Nun, deine Mutter und ich haben einen Plan gefasst, um uns in der Gesellschaft zu rehabilitieren.“ Lucius sah zu Narcissa, die immer noch ihren verzweifelten Gesichtsausdruck trug. Draco fixierte seine Eltern und musste schlucken. Er war sich nicht sicher, was er von Plänen seiner Eltern halten sollte. Meistens entwickelten Lucius und Narcissa Pläne eine ungewollte Eigendynamik. Das beste Beispiel war wohl, als sie sich Voldemort anschlossen und damit auch ihren einzigen Sohn mit hineinzogen. Nein, eigentlich wollte Draco mit diesem Plan nichts zu tun haben. „Und was genau habe ich damit zu tun?“, frage Draco betont gelangweilt, um seine Nervosität nicht zu offenbaren. „Draco!“ ermahnte ihn sein Vater. Gerade wollte Lucius Sohn etwas erwidern, als es laut ploppte und eine Hauselfe im kleinen Salon erschien. Die Ohren wackelten aufgeregt und sie verbeugte sich eifrig vor den drei Malfoys. Einzig die Hauselfen, die bei ihnen nicht das beste Leben führten, standen noch hinter ihnen, dachte Draco mit unbestreitbarem Sarkasmus. „Mibby will Sir Professor Snape anmelden, Mylady und Mylords!“ Die Hauselfe verschwand sofort wieder. Narcissa straffte ihre Schultern, setzte wieder ihre gut einstudierte Maske auf und nichts deutete mehr auf ihren kurzen Gefühlsausbruch hin. Draco war immer wieder von seiner Mutter beeindruckt. „Narcissa!“, schnarrte eine ölige Stimme und Severus Snape, in seine für ihn typisch schwarze Robe gehüllt, betrat den Raum. Seine kohlschwarzen Augen fixierten sofort Narcissa und ignorierten die beiden Malfoymänner gekonnt. „Severus, mein Lieber.“, zwitscherte sie und nickte Severus zu. „Bitte setz dich doch. Möchtest du einen Tee?“ Das Einzige, was sie als Antwort erhielt, war ein verächtliches Schnauben, was Narcissa schlicht überging. Der Tränkemeister war kein einfacher und vor allem kein höflicher Mensch und die Malfoys wussten das. „Lucius,“, brummte Snape und nickte dem Malfoyoberhaupt zu, bevor seine Kohlenaugen Draco fixierten. Draco hielt dem Blick seines Paten nicht lange stand und besah sich lieber wieder den goldenen Whiskey. „Wie ich sehe hast du meine Nachricht erhalten, Severus?“ „Wäre ich sonst hier?“, kam es verächtlich von Snape. Draco hätte schwören können, kurz ein verdächtiges Zucken um die Mundwinkel seines Vater sehen zu können. „Dann weißt du also, dass das Ministerium eine Anklage wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Unterstützung des dunklen Lords, sowie Folter, Entführung und Erpressung, gegen uns vorbereitet?“ „Kingsley hat es auf einer Versammlung des Orden des Phönix erwähnt.“, entgegente der Tränkemeister in einem unbetroffenem Ton. „ Und er schien sich seiner Sache recht sicher zu sein, Lucius.“ Snape lehnte sich in seinem Sessel zurück und nippte an seinem Tee, welcher vor Kurzem auf dem Beistelltischchen aufgetaucht war, doch dabei ließ er das Ehepaar Malfoy nicht aus den Augen. Narcissa seufzte leise und umfasste die Hand ihres Gatten fester. „Und genau dessen sind wir uns bewusst. Wir werden diesen Prozess nicht gewinnen können.“ Draco verschluckte sich an seinem Whisky und begann zu husten. „Draco, ist alles in Ordnung?“ , fragte Lucius scharf nach, gereizt wegen der Unterbrechung durch seinen Sohn. Ein letztes Mal keuchte dieser. „Ja Vater. Ich bin nur überrascht…“ Abschätzig sah Snape ihn an und Draco wünschte sich zu jung für die Unterredung der Erwachsenen zu sein und draußen ein paar Runden auf seinem Feuerblitz fliegen zu können. „Was hast du erwartet, Sohn? Dass wir uns durch ein paar Galleonen frei kaufen können?“ Draco schluckte und schüttelte den Kopf, sich selbst schrecklich naiv vorkommend. „Und was soll ich jetzt machen?“, lenkte Snape das Gespräch wieder auf den Ausgangspunkt zurück. „Soll ich bei eurer Verhandlung für euch aussagen? Ich denke nicht, dass ihr dadurch einer Haftstrafe in Askaban-“ „Du übersiehst den entscheidenden Fakt, Severus!“, unterbrach Narcissa den Tränkemeister und ignorierte die wütende Blicke. „Erst einmal muss es zu einer Verhandlung kommen.“ Snape schwieg und Narcissa fuhr vor. „Unsere Idee, um uns aus dieser recht prekären Situation zu befreien, setzt genau an diesem Punkt an. Und dafür brauchen wir deine Fähigkeiten als Tränkemeister, Severus.“ Die schwarzen Augen verengten sich zu Schlitzen und sprangen misstrauisch zwischen dem Ehepaar Malfoy hin und her. „Ihr wollt also einen Trank?“ „Genau, aber nicht irgendeinen Trank. Genauer gesagt einen schwarzmagischen Trank, den Amnesia.“ Narcissa lächelte Snape an, dessen Augenbrauen überrascht in die Höhe wanderten. „Auf diesen Trank stehen 5 Jahre Askaban, Narcissa. Ich hoffe du weißt das?“ „Ich habe mich informiert.“ „Und wozu brauchst du bitte einen Trank, der sämtliche Erinnerungen einer Person auslöscht? Willst du das der magischen Bevölkerung Englands unters Butterbier mischen und so um deinen Prozess herumkommen?“, fragte er zynisch, doch Narcissa lachte nur kurz auf. „Aber nicht doch! Es reicht vollkommen, wenn wir es schaffen ihn einer einzigen Person zu verabreichen.“ Sie holte Luft und setzte ein Lächeln auf. Seine Mutter musste sich ihrer Sache sehr sicher sein und auch sein Vater hatte dieses hinterlistige Funkeln in seinen grauen Augen. Auch Snape hatten den siegessicheren Ausdruck bemerkt und wartete ausdruckslos auf die weiteren Ausführungen. Narcissa lehnte sich etwas vor, als würde sie nun etwas zutiefst Geheimes preisgeben und raunte nur einen Namen, bei dem sich Dracos Eingeweide verknoteten. „Harry Potter!“ „NEIN!“ Snape war aus dem Sessel hoch gefahren und wirkte wie eine wütende Fledermaus, als er sich vor Dracos Eltern aufbaute. Draco drückte sich instinktiv tiefer in die Polstern des Sofas. „Nicht nur, dass dieser Trank unter Strafe steht; ihr wollt ihn auch noch dem Liebling der Zaubererwelt einflößen.“ Snape schnaubte und fixierte Narcissa, die seinen Blick kühl erwiderte. „Ich weiß nicht, was bei Merlins Namen eure Absichten sind, aber eins kann ich dir versichern Narcissa, ich werde mich nicht in eure Machenschaften mit hineinziehen lassen.“ Er drehte sich um, schritt mit seiner aufwehenden Robe zur Tür des Salons und wollte gerade hinaustreten, als Narcissa ungewohnt scharf ihre Worte an den Tränkemeister richtete. „Du kannst dich nicht entziehen. Du hast mir den unbrechbaren Schwur geleistet, oder hast du das schon vergessen, Severus?“ Auch sie erhob sich von ihrem Platz. Severus Snape, mit einem Gesichtsausdruck zwischen Überraschung und Verwirrung, und Narcissa Malfoy, schön, stolz und sich ihrer Sache sicher, standen sich stumm gegenüber. „Wie ich dich erinnern darf, liebste Narcissa, hat der Schwur, den ich dir geleistet habe, nichts mit Harry Potter zu tun.“ Snape setzte ein höhnisches Grinsen auf, doch Narcissa winkte ab. „Das weiß ich doch. Aber Harry Potter ist der Schlüssel für Dracos Sicherheit und damit der gesamten Malfoy Familie.“, erklärte sie und kurz huschten ihre Augen zu ihrem Sohn, der verständnislos dasaß. „Oder glaubst du, dass Draco Askaban unbeschadet überstehen würde?“ Narcissa hoffte, das Draco ihnen verzeihen können würde. Aber ihr Plan war für ihr aller Wohlergehen. Seufzend nickte Snape Narcissa zu und nahm wieder neben Lucius Platz. „Ich höre.“ „Du weißt, wie es um unsere Familie steht. Lucius steht kurz davor lebenslang nach Askaban zu wandern, Dracos Strafe wird geringer ausfallen, aber auch er wird sich Askaban nicht entziehen können. Und ich werde ein Leben als Geduldete, aber Ausgestoßene in der Zauberergesellschaft fristen. Mit einem Mann und Sohn in Askaban.“ Lucius ergriff wieder ihre Hand und Narcissa schenkte ihm ein erschöpftes Lächeln. „Unser Geld holt uns dieses Mal nicht aus der Misere, nicht nachdem sie Kingsley zum Zaubereiminister ernannt haben. Er verabscheut uns.“ Es war kein Geheimnis, was Kingsley von den Malfoys hielt. Zu frisch war der Tod seiner früheren Kollegin Nymphadora Tonks und, dass Narcissas Schwester diese ermordet hatte, ließ die Malfoys nicht gerade in seiner Gunst steigen. „Ihr könntet euch ins Ausland absetzen.“, schlug der Tränkemeister vor, aber es war ersichtlich, dass er selbst nicht viel von seinem Vorschlag hielt. Dieses Mal war es Lucius, der mit einer tiefen Erschöpfung in seiner Stimme antwortete. „Die magische Welt schaut in diesen Tagen auf England. Wenn wir ins Ausland fliehen würden, wären wir schneller wieder eingefangen, als wir Quidditch sagen könnten. Außerdem würden wir uns dann schuldig gegenüber den Vorwürfen bekennen.“ „Und Potter soll nun wieder einmal den Helden spielen?“, fragte Snape bissig und Narcissa nickte. „Du weißt, was unsere letzte Möglichkeit ist?“ Snape nickte und seine Augen blickten zu Draco. „Eine politische Hochzeit.“ Draco glaubte seinen Feuerwhisky hochwürgen zu müssen. Sein Vater warf ihm einen mahnenden Blick zu und auch seine Mutter richtete nun ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Sohn. „Wenn Draco eine Bindung mit Harry Potter eingehen würde, dann wären wir praktisch unantastbar. Keiner würde wagen, die Familie Harry Potters anzugreifen, geschweige denn anzuklagen. Wir würden politische Immunität besitzen.“, stellte Narcissa fest und Draco sah ungläubig zu seinen Eltern und explodierte. „Ich hasse Potter! Wie könnt ihr denken, dass ich ihn heiraten, geschweige denn, eine Bindung mit ihm eingehen würde!?“ Nun sprang Draco vom Sofa auf und tigerte mit großen Schritten den Salon auf und ab. „Allein die Vorstellung, dass ich mich mit dem Narbengesicht binde und mein gesamtes Leben mit diesem Schlammblut verbringen muss, ist vollkommen absurd.“ Seine grauen Augen suchten seine Mutter, doch die schüttelte nur leicht ihren Kopf. „Draco Lucius Malfoy! Setzt dich verdammt nochmal hin. So verhält sich kein Malfoy.“, zischte sein Vater, doch Draco war kein Kind mehr und diesem ganzen Gehabe von Anstand und Würde müde. „Kein Malfoy vor mir wurde zu einer Bindung mit einem Schlammblut gezwungen, Vater.“ Das letzte Wort betonte er besonders und wieder zuckte es um Lucius Mundwinkel. Eine Angewohnheit, die er seit seinem letzten Askabanaufenthalt nicht abgelegt hatte. „Bitte, Draco. Hör auf deinen Vater und setz dich wieder hin.“ Obwohl Draco nicht danach war, befolgte er den Wunsch seiner Mutter und setzte sich seinem Vater gegenüber. „Eine Bindung…“, zischte er empört seiner Mutter entgegen und stellte sein Glas mit einem lauten Klirren auf einen gläsernen Beistelltisch. „Eine überaus gerissene Idee, Narcissa.“, stellte Snape abschätzend fest und Draco stöhnte auf. „Das ist der größte Wisch, den ich je gehört habe! Ich gehe doch keine Bindung mit Narbengesicht ein.“, klagte Draco, doch nun schnaubte der Tränkemeister verächtlich. „Dir ist bewusst, dass das Ministerium eine Anklage gegen dich vorbereitet? Und du weißt auch, wie deine Chancen auf eine milde Strafe stehen.“ Wütend starrte er auf seine Hände, um nicht in die Gesichter seiner Eltern oder Severus sehen zu müssen. „Wenn du Glück hast, bekommst du 20Jahre Askaban, falls der Zaubergamot dein Alter berücksichtigt. Wenn nicht, dann weiß ich nicht, ob du diesen Ort je wieder verlassen wirst.“, schloss Severus und Draco konnte die Kohleaugen auf sich Ruhen fühlen. Aber Draco wollte nicht so schnell aufgeben. Hartnäckig fragte er:„Aber warum muss es eine magische Bindung sein? Warum reicht keine einfache Hochzeit?“ Sein Vater schüttelte den Kopf. „Das weißt du doch ganz genau, Draco.“ Doch Lucius Sohn schwieg. „Wenn du Potter heiratest und es zu einer Scheidung kommen würde, wären wir wieder angreifbar. Und stellt dir doch mal vor, was passieren würde, wenn Potter oder seine Freunde von dem Trank erfahren.“ Snape musste sich sichtlich mit einem Kommentar über die unerschütterliche Neugier Harry Potters und seiner unausstehlichen Gryffindorfreunde zurückhalten. „Eine magische Bindung kann man nicht einfach per Gesetz trennen. Sie ist von Magie geschaffen und nichts vermag die Verflechtung der Magie wieder aufzubrechen. Solange Potter und du lebt, wird er an unsere Familie gebunden sein und somit für unsere Sicherheit garantieren.“ „Ich will aber nicht mein gesamtes Leben wegschmeißen.“, flüsterte Draco erstickt und kämpfte mit heißen Tränen, die begonnen hatten seine Wange hinabzurinnen. „Du wirst kein Leben zum Wegschmeißen haben, wenn du es nicht schaffst eine Bindung mit Potter einzugehen.“ Er blickte verlegen auf und sah ein ungewohnt sanftes Lächeln auf dem Gesicht seines Professors. „Du wirst das schaffen, Draco. Du bist schließlich ein Malfoy.“ Ermunterte ihn seine Mutter und fügte hinzu: „Und ein Drache.“ Sein Vater schenkte ihm ein kurzes Kopfnicken und Draco nahm unbewusst wieder die Haltung ein, die eines Malfoys würdig war. Er hatte Voldemort überlebt, da würde er auch Potter überleben. Dessen war er sich sicher und ein kleines Lächeln schlich sich auf sein verweintes Gesicht. „Und wann verabreichen wir Potter den Trank?“ *** Mibbys Ohren schlackerten aufgeregt, als sie sich aufmerksam den dunklen Flur dieses unheimlichen Hauses ansah. Die Wände waren mit schwarzem Holz getäfelt und sie war sich sicher, ein Trollbein gesehen zu haben. Langsam drehte sie sich um und quiekte erschrocken auf. Ihre Tennisaugen fixierten die auf dem Treppengeländer ausgestopften Hauselfenköpfe und ängstlich lauschte sie, ob Sir Harry Potter etwas gehört hatte. Aber nur das Geräusch einer laufenden Dusche drang leise auf den Flur und zur Bestrafung für ihr Quieken kniff sie sich in ihren Unterarm. Wenn sie wieder bei ihren Herren wäre, würde sie sich richtig bestrafen; vielleicht mit einem heißen Bügeleisen, oder sie würden einen der anderen Hauselfen bitten sie mit dem Rohrstock zu schlagen. Das Geräusch der Stille legte sich auf das Haus und Mibby erinnerte sich wieder an ihren Auftrag. Hektisch suchten ihre Tennisaugen den Flur und neben einem samtenem Vorhang fand sie die Tür zur Küche. Leise, um das Portrait der Mrs Black nicht zu wecken und sich zu verraten, schlich sie zur Küchentür und schlüpfte hindurch. Das Erste, was sie wahrnahm, waren die Berge von stinkendem Geschirr, welches sich in der Spüle auftürmte. Für den Bruchteil einer Sekunde wollte sie ihren Auftrag Auftrag sein lassen und das tun, was Hauselfen am besten konnten, nämlich putzen. Aber Mibby schaffte es sich von dem Geschirrberg loszureißen und nach dem zu suchen, was ihr ihre Herren ihr befohlen hatten. Auf dem langen Holztisch stand neben noch mehr dreckigen Tellern und Gläsern eine Karaffe. Flink zog die Hauselfe eine kleine Phiole, welche sie von Professor Snape bekommen hatte, aus ihrer Schürze und kletterte auf den Tisch. Vom oberen Stockwerk konnte sie Schritte hören. Schnell, um sich nicht zu verraten, entkorkte sie die Phiole und schüttete den Zaubertrank in die Karaffe. Es puffte einmal laut und eine grüne Dampfwolke blies ihr ins Gesicht. Erschrocken fiel sie rückwärts vom Tisch und hatte Glück, bei ihrem Sturz keinen Stuhl umgeworfen zu haben. Die Schritte wurden lauter und sie hörte das Knarren einer Treppenstufe. Flink kroch Mibby in einen kleinen Schrank unter einem rostigen Wasserboiler und lugte durch den kleinen Türspalt in Richtung Küchentür. Und keine Minute später betrat ein schwarzhaariger, junger Mann die Küche. Mibby fand, dass der Mann sehr gut in dieses Haus passte, denn auch er wirkte etwas verlottert und heruntergekommen. Sie schlug sich die Hand vor den Mund um ihr Piepsen zu unterdrücken. Sie durfte nicht entdeckt werden, aber für diese schändlichen Gedanken würde sie sich in Malfoy Manor bestrafen. Denn Mibby war nur eine dumme Hauselfe und Sir Harry Potter war für ihre Herren anscheinend sehr wichtig und wie konnte sie die Pläne ihrer Herrschaften hinterfragen? Nur mit einer Jeans bekleidet und noch mit nassen Haaren betrat Harry James Potter die Küche und wäre am liebsten rückwärts wieder hinausgelaufen. Es stank nach verfaultem Essen und durch die dunkle Küche flogen dicke Fliegen. Seit Kreacher vor zwei Wochen gestorben war, ging es mit dem Grimmauld Place bergab. Der alte Hauself hatte die meisten Arbeiten nicht mehr verrichten können, aber wenigstens hatte er es, im Gegensatz zu Harry, geschafft, dass das Haus nicht zu einer dreckigen Junggesellenbude verkam. Angeekelt sah Harry sich um und fragte sich, warum er Sirius Erbe so verkommen ließ. Es bräuchte nur ein paar Haushaltszauber und auch wenn Harry auf diesem Gebiet der Magie unbegabter nicht sein konnte, würde er es vielleicht wenigstens schaffen, die Fliegen und den Gestank zu vertreiben. Sogar Ron und Hermine weigerten sich seit Kurzem den Grimmauld Place zu betreten, was bei Ron Weasleys Reinlichkeitsansprüchen schon etwas hieß. Aber seit der Schlacht um Hogwarts vor nicht ganz einem Monat, einer sehr aufschlussreichen Partynacht und der Trennung von Ginny, lief sein Leben einfach nicht mehr rund. Trotz der dauermedialen Präsenz, hunderten Fanbriefen täglich und wenigen penetranten, weiblichen Stalkern fühlte er sich ziemlich einsam. Der Fakt, dass Ron und Hermine nun zusammen waren und sich eine kleine Wohnung in London angemietet hatten, er Single war und den Fuchsbau aufgrund von Ginnys Anwesenheit nur ungerne betrat, trug nicht gerade dazu bei, dass er viel Kontakt zu Außenwelt hatte. Er lebte in diesem alten, langsam zerfallenden Haus vor sich hin und ihm schien es, als würde die Stimmung des Grimmauld Place langsam auf ihn übertragen. Kein Wunder, dass Sirius zu Lebzeiten sein zu Hause hasste. Schlurfend ging er Richtung Kühlschrank und erblickte ein einsames Glas verschimmelter Gewürzgurken. Leise murrend schloss er ihn wieder und suchte nach etwas Essbarem. Er war sich sicher, dass irgendwo noch eine angebrochene Tüte Bertie Botts Bohnen herumliegen musste und während Harry überlegte, wo bei Merlins Unterhosen er suchen sollte, nahm er sich ein Glas aus einem der Schränke und Griff nach der Karaffe mit Kürbissaft. Plötzlich fiel es ihm ein und er nahm einen großen Schluck Saft. Als er gestern- „BÄH!“, rief Harry laut und stellte den Becher schnell wieder ab. War der Kürbissaft schlecht, oder warum hatte er das Gefühl auf einer alten Socke herumzulutschen? „Scheiße! Nicht mal was zu… Oh!“, begann der junge Zauberer loszuschimpfen, doch dann begann auch schon die Wirkung des Trankes einzusetzen. Harry schwankte und hielt sich am Küchentisch fest. Seine Welt legte sich in Nebel und- RUMS! Mibby hechtete aus ihrem Versteck auf den schlafenden Zauberer zu. Dieser lag mit entspanntem Gesicht auf den dreckigen Boden und wüsste die Hauselfe es nicht besser, so würde sie denken, dass Sir Harry Potter einen Rausch ausschläft. Kurz fühlte sie nach seinem Puls. Kraftvoll und gleichmäßig war er und Mibbys Ohren wackelten vor Erleichterung. Teil eins des Planes ihrer Herren hatte also wunderbar geklappt und Teil zwei sollte keine Probleme verursachen. Vorsichtig stieg sie über den bewusstlosen Zauberer drüber und kletterte wieder auf den Tisch. Mit einem Fingerschnippen leerte sie Karaffe und Becher und ließ so die einzigen Beweise ihrer Tat verschwinden. Ihr war nicht ganz wohl bei der Sache, aber wenn ihre Herren dies für einen guten Plan hielten, dann würde sie nie wagen zu widersprechen. Denn Mibby war eine gute Hauselfe! Mit einem Sprung landete sie wieder auf dem Fußboden und umfasste einen Arm ihres Opfers. Mit einem leisen Knall verschwanden sie und Harry Potter aus dem Grimmauld Place. Stille legte sich über das ganz und gar führnehme Haus der Blacks. *** „Draco!“, ermahnte ihn seine Mutter mit leiser Stimme, aber er ignorierte sie. Mit langen Schritten wanderte er im Salon umher und seine Mutter, welche angespannt auf einem Sofa saß, folgte ihm mit ihren blauen Augen. „Lass sie alleine zurückkommen! Lass sie alleine zurückkommen!“, murmelte er leise wie ein Mantra vor sich hin. Draco wusste genau, dass es eine Katastrophe für die Familie Malfoy wäre, wenn Mibby ohne Potter zurückkommen würde und schlimmer noch, wenn Potter die Hauselfe und den Schlaftrank entdecken würde. Harry Potter war seine einzige Chance auf ein Leben außerhalb von Askaban und trotzdem war da diese kleine, nicht sterben wollende Hoffnung, dass jeden Augenblick sein Vater hereinkommen würde, stolz und würdevoll und so viel mehr ein Malfoy, als Draco es jemals sein würde und dann würde Lucius seiner Frau und seinem Sohn von seiner großzügigen Spende an das Ministerium berichten und, dass daraufhin die Ermittlungen gegen sie eingestellt worden sind. Aber Draco wusste, dass sein Vater nicht in den Salon kommen würde und ihnen beiden eine nahe Zukunft in Askaban blühte. „Draco!“, zischte seine Mutter nun und Draco seufzte. Ergeben setzte er sich neben sie, als es einen kleinen Knall gab. Synchron waren Mutter und Sohn auf den Beinen und eilten in die Mitte des Raumes. Dort stand ihre treuste Hauselfe, Mibby, und verbeugte sich freudig. Neben ihr lag der Auserwählte, der Bezwinger Voldemorts, Held der Zaubererwelt, Harry James Potter und schlief selig unter den Augen seines Erzfeindes. „Mylady! Mylord!“, rief die Hauselfe aufgeregt und verbeugte sich überschwänglich vor den beiden blonden Malfoys. „Mibby hat es geschafft Ihren Wunsch zu erfüllen. Sie hat Sir Harry Potter hierher zu den Herrschaften gebracht!“, schloss sie strahlend und verbeuget sich so tief, dass ihre Nasenspitze den Boden berührte. „Ja, das hast du sehr gut gemacht, Fibby!“, wimmelte Narcissa sie ab und winkte leicht pikiert Richtung Tür. „Du kannst jetzt zurück in die Küche gehen und das Abendessen vorbereiten.“ Eifrig nickte die Hauselfe. „Mibby wird ein Festmahl für die Lady und die Lords zubereiten. Mibby ist so glücklich, dass sie den Auftrag erfüllen konnte.“ Und dann verschwand sie wieder mit einem leisen Knall. „Ich werde ihn erst einmal in das vorbereitetet Zimmer bringen.“ Draco zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf den schlafenden Harry. „Wingardium Leviosa“, murmelte Draco und der schlafende Körper erhob sich sanft in die Höhe. „Mutter.“ Er nickte ihr knapp zu und diese sah nachdenklich auf die beiden Zauberer. „Ich denke, es wäre das Beste, wenn wir Severus kontaktieren. Oder was meinst du, Drache?“ „Ganz wie du meinst, Mutter.“, antwortete er knapp und ließ den schlafenden Harry vor sich her aus dem Salon schweben. Wilder als sonst waren seine Haare und Draco verzog pikiert das Gesicht. Wie konnte sich ein Mensch nur so verkommen lassen? Die Haaren sahen aus, als wären sie seit Tagen nicht gekämmt worden, ein grauer Schatten aus Bartstoppeln verlieh dem eigentlich sanften Gesicht eine leicht verwegene Note und dann diese Hose! Draco war sich nicht sicher, wo um Salazars Willen Harry seine Kleidung herbekam, aber er schwor sich, den Schwarzhaarigen nicht mehr so verlottert rumlaufen zu lassen. In ein paar Wochen würde Potter sein Bindungspartner sein und in der Öffentlichkeit stehen. Noch mehr als jetzt! Und da gehörte es sich für einen Malfoy nun mal ein respektables Bild abzugeben. Und das Erste was er Potter angewöhnen würde, war Hemden zu tragen. Der schmale Oberkörper mit den leichten Muskelansätzen vom Quidditch war zwar recht passabel aber bestimmt nicht für die Öffentlichkeit gedacht! STOPP! Was dachte Draco da? Potters Oberkörper war nicht passabel, schließlich gehörte er zu Potter und der war alles andere als passabel. Wäre ja noch schöner, wenn er sich an Potter aufgeilen würde. Nein, dieser Part würde noch früh genug kommen müssen und Draco würde schon bald seinen Mann stehen müssen und davor grauste es ihm. Nicht weil Potter ein Junge war (auch wenn er Brüste einem Schwanz in der Regel vorzog), sondern weil es eben Potter war! Etwas zu ruppig beendete Draco den Zauber und der schlafende Körper landete zum Glück weich auf dem großen Himmelbett. Schnell griff Draco nach der Bettdecke und zog sie über seinen Zukünftigen, damit er endlich diese Bilder eines nackten Potters und sich selbst aus seinem Kopf bekam. Er und Potter! Es war unvorstellbar und würde Harry Potter nicht seelenruhig neben ihm liegen und schlafen hätte Draco gelacht. Aber so war ihm nur zum Weinen zu Mute! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)