Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 48: Ein Name -------------------- 48.Kapitel Ein Name Sias sah sich wachsam um, während Kaeló unbeschwert durch die Gänge des Palastes streifte. „Könntest du bitte aufhören, dich so vorsichtig zu benehmen? Wir sind in einem der sichersten Paläste im ganzen Land. Als entspann dich, Sias“, versuchte es der Beratersohn erneute und schüttelte den Kopf. „Du bist viel zu verkrampft.“ „Ich bin gar nicht verkrampft. Ich mache mir Sorgen um mein Wohlergehen. Und nenn mich gefälligst nicht so! Ich heiße Zôsi, wie oft den noch?!“ Kaeló atmete tief durch und schüttelte kurz den Kopf. „Ein noch blöderer Name ist dir nicht eingefallen, oder?“ „Überleg dir doch in 10 Sekunden einen Namen, wenn du im Palast bekannt wie ein bunter Hund bist und du nicht willst, dass dich jemand erkennt! Wenn du einmal in diese Situation kommst, dann helfe ich dir sehr gerne dabei.“ „Du hättest dir doch vorher schon einen Namen überlegen können“, warf der Elb unbeeindruckt ein. Sias grummelte nur etwas und ließ sich nicht weiter auf die Diskussion ein. Der Elbenjäger fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er hatte seine bequeme, dunkle Kleidung gegen einen leichten silbernen Brustpanzer getauscht, unter der er einen roten Wams trug. Dazu eine schlichte schwarze Hose und Stiefel aus leichtem Metall. Überall sah Sias Gefahr, in Form von Linth und Cirra. Kaeló entgegen verstand nicht ganz, warum er sich so benahm. Bis jetzt verlief ihr Plan ganz gut. Der Hochelb war zuversichtlich das dies auch bis zum Ende gelingen würde. „Techi und Sam gehen ihren Arbeiten gewissenhaft nach. Das hätte ich von der Magierin nicht gedacht. Raven macht sich auch übrigens gut im Krankensaal. Der Oberste der Heiler ist ganz begeistert von ihm. Seine Salbe und Tinkturen helfen den Verletzten viel schneller auf die Beine, als vorher“, erklärte er Sias und nickte einigen vorbeigehenden Hochelben zu. Diese hielten Sias für seinen Leibwächter, weswegen sie kaum Notiz von ihm nahmen. „Gut. Sie gehen in ihren Rollen auf, doch, wenn sie anfangen zu glauben, dass das hier ein Urlaub ist, dann haben sie sich aber gewaltig geschnitten“, erwiderte Sias wütend und schnaubte. Kaeló verdrehte seine braune Augen. „Du bist wirklich anstrengend. Wie hält das Naminé nur mit dir aus, und wenn wir schon bei dem Thema sind, warum hast du ihre Rüstung mitgenommen? Der Quartierwächter hat dir nicht gerade abgenommen, dass das deine Ersatzrüstung ist, vor allem wegen der zwei Ausbuchtungen in der Brustgegend.“ „Wenn wir fliehen, kann sie diese bestimmt gut brauchen. Für solche Fälle war auch diese Rüstung am Anfang gedacht. Eigentlich habe ich ihr nur aus Schikane diese Rüstung kaufen lassen“, gestand er dem Beratersohn. „Für was Spontaneinkäufe alles nützlich sind, richtig?“ Plötzlich blieb Sias wie angewurzelt stehen. Geschwind dreht er sich um und rannte um die nächste Ecke. Kaeló sah ihm perplex nach. „Was soll das jetzt?“ „Oh! Meister Kaeló. Ihr seid wieder zurück?“, sprach Naminé laut und ging freudestrahlend auf ihn zu. Kaeló lächelte. „Die holde Maid des Prinzen? Ich dachte nicht, dass Ihr alleine durch die Gänge gehen dürft?“, fragte er sie keck. Naminé sah ihn kurz wütend an. „Ich bin nicht Linths Eigentum! Wie oft denn noch! Ich bin eine Gefangene im goldenen Käfig, so wie Ihr es selbst gesagt habt.“ Der Hochelb nickte. „Natürlich seid Ihr das. Ich wollte Euch nur Bescheid geben, dass ich eine wichtige Angelegenheit außerhalb dieser Mauer, für Euch erledigt habe.“ Naminés blaue Augen hellten sich nun auf. „Wirklich? Ihr habt für mich eine Möglichkeit gefunden, hier rauszukommen?“ Kaeló nickte schwach. „Ja. Das habe ich, doch Ihr müsst Euch gedulden. Es ist ein wenig kompliziert.“ Die Waldelbin hingegen klatschte begeistert in ihre Hände. „Ach das ist schön! Egal wie lange es dauert, ich komme hier raus!“ Der Beratersohn räusperte sich kurz. „Ihr solltet Eure Freude zügeln. Nicht, dass Linth dahinter kommt.“ Die Fürstentochter verstand und nahm wieder ihre typische mürrische Art ein. „In Ordnung, Sir.“ Der Hochelb verkniff sich ein Grinsen. Er mochte die Waldelbin. Sie war einfach jemand, den man mögen musste, egal was dieser verbrach. „Nun, da dies geklärt ist, werde ich nun meinen Weg fortsetzten genau wie Ihr den Euren, ja?“ Naminé nickte und verabschiedete sich von ihm. Die junge Elbin ging ihren Weg weiter, wirkte aber nun viel fröhlicher als vorher. Kaum war sie verschwunden, erschien Sias wieder. „Ist sie weg?“, fragte er Kaeló zur Kontrolle nach und dieser nickte. „Warum bist du abgehauen? Sie hätte sich sicher gefreut, wenn sie dich gesehen hätte.“ Der Beratersohn runzelte die Stirn. „Ich will nicht, dass sie weiß, dass ich da bin“, gestand er ihm schließlich. „Ich danke dir, dass du deine erfolgreiche Mission so schön beschrieben hast.“ Kaeló zwinkerte ihm zu. „Hoffentlich weißt du, was du tust. Ich habe ihr nicht verraten, dass deine Gefährten und du hier seit.“ Sias nickte. „Danke. Es ist das Beste, wenn sie es nicht weißt. Nicht, dass sie sich verplappert.“ „Was hast du gefühlt, als du sie gesehen hast?“, fragte der Hochelb ihn plötzlich. Sias überraschte die Frage. „Ich habe mich … gefreut“, war seine knappe Antwort. Ohne auf Kaeló zu warten, ging er weiter. Der Elb folgte ihm kopfschüttelnd. „Du hast dich nur gefreut? Ist das alles?“, bohrte er nach. Sias seufzte genervt auf. „Meine Gefühlswelt geht dich nichts an!“ Wütend stampfte er davon. Kaeló ließ ihn gehen. Sias würde sich wieder beruhigen, das wusste er. Der Beratersohn streckte sich genüsslich. „Ach ja … Die Liebe.“ Efal saß auf den kalten Kachelboden und sah den Magiestein skeptisch an. Dieser stand auf einen steinern Podest. Obwohl Efal keine Magie in sich trug, spürte selbst er die dunkle Macht, die von diesem ausging. Der Elbenjäger konnte sich vorstellen, was man alles mit diesem Artefakt machen konnte. Es ist mächtiger, als Linth es zugeben will, dachte er zuversichtlich und sah auf sein Schwert hinab, das in seinem Schoß lag. Liebvoll strich er über den abgewetzten ledernen Griff. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Sein Schwert und er – eine Einheit seit mehr als 10 Jahren. Dieses Schwert hatte er sich damals, nach seinem ersten Mord, von einem fahrenden Zwerg erstanden. Damals hatte Efal den Preis als Wucher empfunden, doch nun, da die beiden eine solange Zeit miteinander verbracht hatte, empfand seinen Aufstand von damals als kindisch. Sein Schwert war sein Ein und Alles. Doch zu seiner großen Verwunderung hatte er seiner Waffe noch nie einen Namen gegeben. Vielleicht wäre es langsam Zeit, dir eine richtige Identität zu geben, ,überlegte er nun und nickte dann entschlossen. Er zog das Schwert aus der schlichten Scheide. Das Licht der Wandfackeln spiegelte sich in der silbernen Klinge wider. Efal sah kleine Kerben und Kratzer, die von vielen Kämpfen stammten. „Was wäre ein Name für dich?“, fragte er laut. „Silberklinge? Elbenschlachter?“ „Blutbringer.“ Efal drehte sich leicht um. „Techi. Ich dachte mir schon, dass ihr alle bald auftauchen würdet.“ Die Magierin ging auf Efal zu. Ihre blutroten Augen sahen ihn kalt an. Sie trug die typische graue Kleidung einer Dienstmagd. „Nenn es Blutbringer. Denn genau das ist es auch“, zischte sie ihm wütend zu. Efal sah erneut sein Schwert an. „Der Name passt. Danke Techi, du hast mir sehr geholfen.“ Der Elbenjäger steckte sein Schwert zurück in dessen Scheide und stand auf. „Ich will gar nicht wissen, wie du den Gang entdeckt hast“, sprach er nun zu ihr und wischte sich kurz seine Hose sauber. Die Hochelbin ging auf den Magiestein zu. Das schwarze Licht, das leicht von ihm ausging, spiegelte sich in ihrem Gesicht wider. „Es gibt solch einen Stein also wirklich“, flüsterte sie und besah sich den Stein ehrfürchtig. „Die Magie, die von ihm ausgeht, stellt alles in den Bann, was ich je gesehen habe. Mit diesem Stein könnte man die ganze Welt zerstören.“ Efal horchte auf. „Die ganze Welt?“ Hastig trat er neben Techi. „Wie meinst du das?“ „Mit diesem Stein kann mal einfach ALLES kontrollieren. Jegliches Wesen, jegliches Leben hier. Wer diesen Stein besitzt, kann über Leben und Tod entscheiden.“ Der 32-Jährige hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl. „Linth ist wahnsinnig“, wurde ihm klar. Die Magierin sah ihn schief an. „Ach. Wird dir das jetzt erst klar?“ Efal murrte nur etwas als Antwort. „Ich muss ihn vernichten.“ „Vernichten? Du? Ich glaube kaum, dass das geht. Naminé wäre dafür eher geeignet.“ „Warum Naminé“, fragte Techi ihn nun verständnislos. „Weil Naminé den Stein … kontrollieren kann.“ Techi sah ihn an, als wäre er lebendig gewordener Toter. „Das ist nicht dein Ernst“, erwiderte sie sprachlos. „Nein. Das ist mein voller Ernst. Sie hat den Stein berührte und er hat ihr nichts getan. Sie kann ihn kontrollieren und daher auch bestimmt zerstören.“ Die Hochelben stieß einen genervten Schrei aus. „DAS darf doch nicht wahr sein! Warum ist das Mädchen nur so unfähig, sich aus irgendwelchen Dingen rauszuhalten!“ „Linth hat sie ausgewählt. Sie verfügt über ein reines, gutes Herz. Doch er weiß nicht, dass der Stein sich davon beeinflussen lässt. Das sollte besser unter uns blieben. Damit können wir Linth das Handwerk legen.“ Techi zog die Augenbrauen hoch. „Kannst du dich nicht mal für eine Seite entscheiden?“ „Wieso?“ „Weil keiner von uns weiß, ob du nun Freund oder Feind bist?“ „Ihr könnt mich als neutral sehen.“ Efal wandte ihr den Rücken zu, bereit zu gehen. „Morgen wird Naminé vor Linth ihre Feuerprüfung ablegen. Wenn du willst, kann ich dich einschleusen.“ Techi überlegte nicht lange. „Ich bitte darum.“ Efal hob die Hand zum Abschied und ging die dunkle Treppe wieder nach oben. Techi sah ihm eine Weile nach, bevor sie den Stein wieder ansah. Seine Aura machte der Magierin Angst. „Ich werde Naminé helfen, dich zu vernichten. Das schwöre ich dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)