Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 35: Freiheit (überarbeitet)* ------------------------------------ 35.Kapitel Freiheit Der Blick der Oberin ruhte streng auf Naminé. Die Waldelbin saß vor der Oberin in deren Arbeitszimmer. Die blondhaarige Elbin hatte ihr Kinn trotzig vorgestreckt und die Arme vor die Brust verschränkt. Naminé fröstelte es leicht. Das Zimmer der alten Frau war kahl. Außer dem Schreibtisch zwei Stühlen und das Zeichen der Gottheit, das an der Wand war, befand sich nichts in diesem Raum. Die Oberin hatte ihr graues Haar zu einem Knoten noch oben gesteckt. Sie trug eine schlichte weiße Robe ohne jeglichen Schmuck. Eine Kette, das Zeichen der Gottheit, ruhte auf ihrer Brust. Die grauen Augen wirkten kalt, hart. „Ourea … du weißt, warum du hier bist?“, fragte die Oberin sie nun. Sie faltete ihr Hände ineinander. Diese waren übersäht mit Altersflecken und in ihrem Gesicht waren schon viele Falten zu sehen. Naminé überlegte, kurz bevor sie antwortete: „Nein. Ich habe keinen blassen Schimmer“, erwiderte sie schließlich. Die Oberlippe der Frau bebte, doch sie beherrschte sich. „Du hast unsere Gottheit beleidigt. Das Heiligtum unser Religion und dies als Novizin! Weißt du, dass ich dich für das hängen lassen kann?!“ Naminé zuckte nur mit den Schultern. „Dann tut es, wenn ihr euch traut! Ich wurde dazu gebracht, gegen meinen Willen, in diesem Tempel einzutreten und meine Gefährtin auch!“, gestand sie nun. Die Elbin hatte langsam die Nase voll! Sie wollte zurück zu Sias und nicht mehr hier in diesem kalten Gemäuer verbringen in das kein Licht drang. Clarissa, die Oberin, öffnete die Augen weit als sie die Worte der Waldelbin vernahm. „Du wagst es so mit mir zu reden?!“, schrie sie sie an und die Knöchel ihrer Hände traten weiß hervor, als sie diese fest ineinander drückte. Naminé grinste nun und beugte sich leicht zu ihr vor. „Natürlich! Für mich ist diese Religion eine Beleidigung, genau wie für meine Zimmergenossin. Am liebsten würde ich diesen ganzen Schuppen hier abreißen!“ Erneut wollte Clarissa etwas sagen, als ganz zaghaft an die Tür geklopft wurde. Nach einigem Zögern ging die Tür nun auf und Farida trat ein. Sie war sehr blass. Naminé, die sich leicht umgedreht hatte, sah hinter ihr Techi stehen. Die Augen der rothaarigen Elbin huschten unruhig hin und her. „O … Oberin Clarissa … ein … ein junger Mann wartet in der Halle auf Nami …. Ich meine auf Ourea und Kayne“, erklärte die junge Novizin ihr erscheinen und sah beschämt auf den Boden. „Ein junger Mann?“, fragte Clarissa und sie sah Naminé verwundert an. Das Herz der Elbin schlug mit einem Mal schneller. „Sias …“, flüsterte sie leise. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und lief aus dem Zimmer. Clarissa und Farida riefen ihr etwas nach, doch sie hörte es nicht. Techi warf den beiden Frauen einen spöttischen Blick zu, bevor sie Naminé folgte. Naminé rannte kreuz und quer durch die Gänge. Ungefähr wusste sie noch, wo die Halle war, durch die sie damals das Kloster betreten hatte. Sie fand den richtigen Gang und stieß die schwere Tür gewaltvoll auf. Grelles Licht trat ihr entgegen und es blendete sie für einen kurzen Moment, bevor sie die Gestalt erkannte, die mit dem Rücken zu ihr stand und gedankenverloren an einer Pflanze rumzupfte, die es in dieser Halle unzählig gab. „Sias!“ Der schwarzhaarige Elbenjäger zuckte zusammen, als er die Stimme Naminés vernahm. Leicht irritierte drehte er sich zu ihr. Schneller als er sehen konnte schlang die junge Elbin ihren Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Tränen traten in ihre Augen und sickerten in seine dunkle Kleidung. Sie schluchzte. Der 23-Jährige umarmte sie erst nach einer ganzen Weile und drückte sie an sich. Techi stand im Türrahmen und grinste breit. „Na? Holst du uns ab? Habt ihr zwei nun gemerkt, dass diese Idee einfach nur bescheuert ist?“, stichelte sie leicht. Sias seufzte und sah Techi aus blauen Augen ausdruckslos an. „Nicht ganz.“ Naminé drückte sich fester an ihn. Sie hatte ihn so vermisst. Seinen Geruch, seine Stimme … „Was soll das heißen?“, fragte Techi und ging auf Sias zu. Der junge Mann entfernte Naminé vorsichtig von sich. Er wischte ihr einige Tränen aus dem Gesicht, bevor er sie sanft auf die Stirn küsste. „Es gibt ein kleines Problem. Efal zieht nicht mit. Ich will diesen ganzen Schwachsinn abbrechen. Es bringt einfach nichts. Wenn er Zwist sähen will, sollte er lieber bei einem der Ratsmitglieder anfangen als anstatt euch beide hier es ihm Kloster tun zulassen“, erklärte er schließlich. „Dann hol uns hier raus! Gib nicht auf das, was Efal sagt! Das sprichst du doch selbst ständig.“ Sias nickte schließlich. „Ja, du hast recht. Ich konnte ihn dazu bringen, dass ich eine von euch hier rausholen darf.“ Sias sah nun Naminé an und lächelte. Techi nickte. Es war ihr klar gewesen, dass er sich für Naminé entscheiden würde. „Wirklich?“, fragte Naminé ihn nun und sah ihn verblüfft an. „Ja. Wirklich.“ Ein Jubelschrei kam ihr über die Lippen, bevor sie ihn stürmisch küsste. Jemand räusperte sich. Naminé und Sias sahen zu Techi, die nun nicht mehr alleine da stand. Die Oberin und Farida standen neben der Magierin. „Du wirst schön hierbleiben, du Ketzerin!“, sprach Clarissa nun und ging auf die beiden Verliebten zu. Sias stellte sich schützend vor Naminé und legte seine rechte Hand an den Griff seines Schwertes. „Waffen sind im Tempel nicht erlaubt!“, rief Farida nun und folgte Clarissa. Zögerlich ließ Sias sein Schwert wieder los. „Ich werde sie mitnehmen, Frau Oberin. Naminé hat hier in diesem Tempel nichts verloren.“ „Das glaube ich eher nicht! Sie ist eine Waldelbin! Ihr Glaube ist eine Schande für alles auf dieser Welt! Ich werde es ihr austreiben!“ Techi sah die Oberin leicht schief an. „Dann müsst Ihr das mit mir auch tun. Das könnte schwer werden“, bemerkte sie leicht bissig. Clarissa ignorierte diese Bemerkung. „Naminé wird mit mir mitkommen. Sie will keine Novizin mehr sein. Fragt sie selbst!“, erwiderte Sias erneut. Die Oberin zitterte leicht vor Wut. Ihr Kopf war hochrot. „Sie bleibt hier!“ Ein lauter Knall fegte durch den Raum. Techi hatte die Schnauze voll! Sie hatte eine Kugel erschaffen, die sie durch die Halle geworfen hatte. Diese war geplatzt. „Ihr werdet sie gehen lassen! Bestraft mich für ihr Verhalten! Ich habe sie dazugebracht, so gegen Eure Götter zu reden!“ Farida und Clarissa sahen die Magierin an. Alle beiden waren bleich wie der Schnee selbst. Die roten Augen Techis funkelten. Die Oberin nickte schließlich. „Gut … du wirst ihre Worte ausbaden müssen“, sagte sie an Techi gewandt. Die Hochelbin nickte. Clarissa wandte sich nun an Sias. „Ihr könnt sie mitnehmen. Aber wenn sie einen Fuß nur in die Nähe dieses Gebäude setzt, werde ich sie aus dieser Stadt verbannen lassen! Und jetzt verschwindet!“ Sias nickte, während er Naminé sanft an der rechten Hand nahm und sie aus der Halle führte. Naminé sah Techi an. Die Magierin lächelte leicht. „Macht euch um mich keine Sorgen! Ich komme klar!“, rief sie den beiden nach, bevor die Tür zum Tempel in das Schloss fiel und der Blick auf Techi ihr genommen wurde. Naminé wandte den Kopf nach vorne und schloss die Augen, als der Wind durch ihr Gesicht streifte. Sie war endlich wieder frei. Sias und sie gingen stumm Hand in Hand durch die Stadt. Viele Menschen sahen Naminé verwundert an, als sie ihre Kleidung sahen. Sie schämte sich deswegen und sah zu Boden. Ihre Kleidung befand sich im Gasthaus bei ihren Sachen. Im Tempel befand sich nichts, was ihr gehörte. Sias sah, dass sich die Elbin unwohl fühlte. „Wir sind gleich da und dann kannst du dich umziehen“, flüsterte er ihr leise zu und drückte ihre Hand fester. Die blondhaarige Elbin nickte stumm. Naminé kam es wie eine Ewigkeit vor, als sie endlich das Gasthaus betraten. Sie war froh das sich niemand im Schankraum befand und die beiden somit ungestört nach oben gehen konnten. „Efal und Raven sind unterwegs“, erklärte Sias ihr, als sich Naminé im leeren Zimmer umsah. Sie nickte zögerlich, bevor sie einige Kleidungstücke aus ihrem Rucksack hervor kramte. Sias ließ sie alleine in ihrem Zimmer und die Elbin zog sich um. Als sie endlich wieder ihre normale Kleidung trug, atmete sie tief aus. Erst jetzt merkte sie, dass sie wirklich aus diesem Tempel heraus war. Frisch umgezogen und voller Erleichterung verließ sie das Zimmer und sah Sias an, der vor der Tür geduldig gewartet hatte. „Endlich bin ich diesen Fetzen los!“, sagte sie laut und streckte sich. „Das glaube ich dir sofort.“ Naminé lächelte. „Und? Was machen wir jetzt?“ „Wir suchen Raven und Efal. Die beiden werden sich freuen.“ Die Waldelbin verzog kurz das Gesicht. „Efal und freuen? Er wird mich eher davon jagen.“ Sias nahm ihre rechte Hand und drückte sie fest. „Er wird dich niemals davon jagen, dafür Sorge ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)