Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 24: Alte Wunden (überarbeitet)* --------------------------------------- 24.Kapitel Alte Wunden Der Alchemist folgte den beiden Elbenjägern leicht zögerlich. Sie hatten ihm den Plan grob erklärt, doch Raven zweifelte immer noch daran, das er funktionieren würde. Es war inzwischen kurz nach Mitternacht und es war eisig, selbst für Raven, der die Kälte gewohnt war und so sehr vermisst hatte. Die Drei waren unterwegs zu einem alten Turm, der in der Nähe eines zugefrorenen Sees stand. In der Ferne ragte er wie ein stummer Wächter des Eises den Gefährten entgegen. Der Turm war aus dicken Eisblöcken gebaut worden, die selbst bei der größten Hitze, die in diesem Gebiet sehr selten war, nicht schmolzen. Die Drei kamen nach einiger Zeit vor dem Turm an. Sie stiegen von ihren Widdern ab. Raven sah den beiden Elbenjägern an, dass sie sich ein wenig unwohl fühlten. „Kneift ihr?“, fragte er die beiden grinsend, erntete von ihnen dafür einen wütenden Blick. „Willst du dir deine Heimat von unten ansehen, Giftmischer?“, fragte ihn Efal und faste an sein Schwert. Raven lächelte leicht. „Dein Schwert würde kaum ein Loch in diesem Boden erschaffen“, antwortete Raven und ging auf die Tür des Turmes zu. Geschickt zog er aus seiner Hosentasche einen kleinen Schlüssel. Er hatte ihn vorher aus dem Haus seines Vaters geklaut. Es war schwierig gewesen, doch der Alte hatte so einen guten Schlaf, er würde es nicht mal merken, wenn sein Iglu zusammenkrachte. Er öffnete die Tür und weiße Rauchschwaden stoben den drei entgegen. Raven nickte ihnen zu und sie betraten den Turm. Die Treppe bestand aus spiegelglattem Eis und schlang sich wie eine Schlange um die Innenmauer des Turmes. Oben sah man eine kleine Tür, die zu einer Kammer führte. „Ich hätte nie gedacht, dass du uns hier herbringst“, sagte Efal nach einer Weile zu Raven, der inzwischen die ersten Stufen zu der Kammer hinauf schritt. „Warum sollte ich Euch nicht hierher bringen? Niemand aus meinem Clan hat Verwendung dafür und man wird es wohl kaum merken, wenn ein oder zwei Dinge fehlen“, erklärte er Efal ohne Umschweif und stieg die Stufen weiter hinauf. Sias folgte den beiden. Der 23 – Jährige betrachtete die glatt geschliffenen Wände und strich über das Eis. Gut, das er Handschuhe trug, sonst wäre er mit seiner Hand nun festgefroren. Selbst durch die gefüllten Handschuhe fühlte er die Kälte, die von ihr ausging. Was man aus Eis alles erschaffen kann, dachte er ehrfürchtig und folgte Efal und Raven, die einigen Treppenstufen entfernt auf ihn warteten. Der junge Alchemist öffnete die Kammer, nachdem sie die ganzen Stufen hinaufgestiegen waren. Der Aufstieg war schwer gewesen, und die Kälte ließ ihnen nach und nach die Glieder taub werden. Raven öffnete die Tür mit einem weiteren Schlüssel, und als die Kammer offen war, stürmte Efal an den beiden vorbei, hinein in die Kammer. Sias sah Raven achselzuckend an und sie folgten ihm hinein. Sias sah die Schätze, die vor ihm lagen, die Efal bereits nach ihrem Wert sortierte. Gold, über Gold lag dort, gepresst in verschiedene Formen. Selten sah man Silber. Sias betrachtete die Kammer abschätzig. Er war noch nie so versessen auf Gold und andere wertvolle Materiale gewesen, wie Efal. Raven stand stumm am Türrahmen und beobachtete Efal, der einen mitgebrachten Leinensack mit mehreren Goldkelchen füllte. „Woher kommt dieser Schatz?“, fragte Sias den Alchemisten und versuchte Efal zu ignorieren. „Geplündert. Du musst wissen, dass noch vor ein paar Hundert Jahren meine Vorfahren mit Eisbrechern, durch die Tundra, auf die See fuhren und alle Händler ausraubten, die sich ihnen in den Weg stellten. Über die Jahre ist einiges zusammengekommen, doch fast niemand hat mehr Interesse an diesen Schatz. Wir haben dafür keine Verwendung“. Sias nickte. „Dein Vater wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass wir den Turm mehr oder weniger leer räumen“. Raven verzog angewidert die Mundwinkel. Der Eisnomade sah ihn aus blauen Augen leicht entnervt an. „Er hat nichts Besseres verdient! Ich hasse ihn!“. Sias verwunderte die Kälte in seiner Stimme. Er hätte nie gedacht, dass der sonst so ruhige, stille Raven so etwas wie Wut und Haas empfinden konnte. „Was ist zwischen euch beiden passiert?“, fragte der Elbenjäger ihn schließlich. „Seit ich 5 bin, wollte ich schon immer Alchemist werden, doch mein Vater war schon immer dagegen, doch ich ließ mich von meinem Traum nicht abbringen, weswegen ich heimlich Bücher über Alchemie studierte, die ich von einem wandelnden Händler abgekauft hatte. Mein Vater bemerkte das und verbrannte sie vor meinen Augen. Darauf hin verdonnerte er mich, mit meinen Älteren Brüdern bei der Jagd nach Eisbären teilzunehmen. Natürlich weigerte ich mich und versteckte mich, bevor die Jagd losging, und dann passierte es: Mein Vater sagte zu mir ich sollte gegen Egon, meinem älteren Bruder mit einem Speer kämpfen, ich weiß bis heute nicht warum. Ich tat es und gewann. Ich verletzte ihn schwer, woraufhin er wenige Tage später darauf starb. Es war ein Unfall, doch mein Vater wollte es nicht hören. Ich bin dann abgehauen, weil ich ihn einfach nicht mehr ertragen konnte. Seit diesem Tag sind fast 9 Jahre vergangen und er hat es immer noch nicht vergessen“, erklärte er Sias ruhig, und hatte nicht bemerkt, das Efal inzwischen seinen Sack vollgepackt hatte. Der Meister hatte Raven zwar nicht zugehört, doch an Sias Gesicht sah er, über was sie sich unterhalten hatten. „Du bist seit 9 Jahren nicht mehr hier gewesen?“, fragte Sias ihn, und Raven nickte. „Ich habe es nie bereut gegangen zu sein“, erklärte er den beiden. Efal räusperte sich kurz: „Wir sollten lieber zurückgehen“. Cirra saß in ihrem Zimmer. Sie und ihr Bruder waren inzwischen zurück in ihrem Palast im Hochelben Land zurückgekehrt. Inzwischen hatte der Winter Einzug gehalten und die ganze Landschaft war schneeweiß. Hin und wieder sah sie im Schlossgarten ein Eichhörnchen hin und her huschen. Die Prinzessin war in Gedanken versunken. Sie dachte oft an die kurze Begegnung zwischen Sias und ihr in der Wüstenstadt. Sie schluckte schwer. Cirra wurde schmerzlich bewusst, dass sie den Elbenjäger, der mit ihr gespielt hatte, immer noch liebte. Die Hochelbin bis sich auf die Lippen. Sie hatte Linth nicht erzählt, dass sie ihn getroffen hatte, er wäre ausgeflippt. Sie seufzte. Hätte Techi nicht dazuwischen gefunkt, dann hätte sie Sias wieder bekommen, das wusste sie ganz genau! Diese dumme Magierin!,dachte sie wütend und schlug einmal gegen das Fensterbrett. Den dumpfen Schmerz ignorierte sie. Plötzlich klopfte es an der Tür und ihr großer Bruder trat in ihr Zimmer ein. „Ich hasse diesen Schnee!“, gab er gereizt von sich und schlug die Tür wütend ins Schloss. Cirra warf ihrem Bruder einen kurzen Blick zu. „Warum treibst du dich bei diesem Wetter auch draußen herum?“, fragte sie ihn und betrachteten ihren Bruder, der immer noch einige Schneespuren an seiner Kleidung hatte. „Es gab Komplikationen. Ich musste nachsehen“, sagte er knapp und Cirra nickte. Ihr Bruder setzte sich neben sie und folgte ihrem Blick, der an dem Schlossgarten haftete. „Warum bist du so nachdenklich“, fragte er sie schließlich. „Es ist das Wetter“, antwortete sie, doch Linth wusste, dass es eine Lüge war. Er nickte. „Das Wetter, ach ja“. Cirra lächelte leicht. „Du glaubst mir nicht?“. „Nein. Du konntest noch nie gut Lügen“. Die Prinzessin hob die Augenbrauen an und sah zu ihrem Bruder. „Ich muss nicht alles so gut können wie du“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)