Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 13: Magie (überarbeitet)* --------------------------------- 13.Kapitel Magie Blut. Überall Blut. Sein ganzer Körper sah aus wie nach einer Schlachtung. Einstiche, kleine und große und in seiner kalten, leblosen Hand hielt er eine schwarze Rose. Blut, das die ganze Erde um ihn herum gefärbt hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen, leblos. Ein stummer Zeuge dessen, was passiert ist. Pure Angst. Naminés Atmen ging schnell. Unbemerkt sank sie auf die Knie und zitterte am ganzen Leib. Ihre rechte Hand strich über das Gesicht ihres toten Bruders. „Cyon?“. Keine Antwort, nichts. Die junge Elbin schluchzte und sah zum Himmel. Es war eine wolkenlose klare Nacht und der Mond schien hell. Ein Schrei der Wut und Verzweiflung entrang ihrer Kehle. Schweißgebadet wachte Naminé auf. Ihr Atem ging schnell und ihre dunkelblauen Augen waren weit aufgerissen. Lange hatte sie nicht mehr von ihrem Bruder geträumt, schon beinah hatte sie die schrecklichen Bilder vergessen. Es war so, als würde ihr Unterbewusstsein sie daran erinnern, weshalb sie mit Sias mitgegangen war. Der Körper der Elbin zitterte so stark, als könnte man meinen sie hätte Schüttelfrost. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief ein und aus. Raven saß auf dem Fensterbrett und sah zu ihr. Er konnte nicht schlafen, dafür hatte er schon zu viel am Tag in der Traumwelt verbracht. Lange sah er sie stumm an. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal bemerkt, dass er hier war. „Albträume sind unberechenbar. Sie kommen und gehen, wann sie wollen. Sie sind die stummen Diener der Angst“, flüsterte er leise und Naminé sah zu ihm auf. Der Alchemist erwiderte den Blick. „Man sollte sich ihnen stellen, anstatt von ihnen davon zulaufen“. Naminé biss sich auf die Lippen. „Du sagst es so, als würdest du wissen, was ich durchlebe“, murmelte sie leise. Raven sah sie immer noch an. „Ja. Ich kenne solche Träume, deswegen schlafe ich tagsüber, denn am Tag sind sie nicht so … schlimm“. „Und welche Art Albträume hast du?“, fragte sie ihn vorsichtig und schlang ihre Arme um ihre Knie und legten ihren Kopf darauf. Raven lächelte still und wandte sich wieder dem Mond zu. „Es sind … Verschiedene“, sagte er geheimnisvoll. Naminé legte leicht den Kopf schief. „Ich träume oft von meinem toten Bruder“, flüsterte sie schließlich. Ravens Miene blieb starr. „Wie ich ihn in seinem Blut gefunden habe, mit dem Zeichen eines Elbenjägers“. Ihre letzten Worte wurden immer leiser und leiser. Der junge Alchemist wandte sich erneut ihr zu. „Reist du deswegen mit Sias und Efal? Weil du deinen Bruder rächen willst?“. Das Mondlicht gab Raven etwas Bedrohliches und Naminé hatte ein wenig Angst vor ihm. Sie nickte schwach. „Rache ist ein niederes Gefühl. Was erhoffst du dir davon? Vergebung?! Einen freien Geist!“. Er lachte kurz auf. „Selbst wenn du ihn rächst, spätestens sobald dein … Rachenopfer, tot vor dir liegt, wirst du erkennen, dass alles falsch war und es nichts gebracht hat“. Efal saß unten in der Küche und spielte mit einem halb gefüllten Weinglas. Der Elbenjäger wartete auf Techi. Seit dem kleinen Streit zwischen ihr und Sias war sie verschwunden. Es war nicht so, dass er sich Sorgen um sie machte, doch er wollte sicher sein, dass sie nichts Dummes anstellte. Plötzlich ging die Tür auf und an den Schritten erkannte er, dass es Techi war. Sie ging an ihm vorbei und wollte die Treppen hinauf gehen, doch Efal sagte zu ihr: „Hast du mir nichts zu sagen, Techi?“. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und biss sich auf die Lippen. Ihre rechte Hand krallte sich am Geländer fest. „Was sollte ich DIR denn sagen?!“. Efal sah nun zu ihr und seine grünen Augen fixierten sie. „Du weißt, Techi, in den letzten 2 Jahren ist viel passiert. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn du es gerne wolltest“. Efal stand nun auf und schlenderte auf sie zu. „Deine Zeit ist abgelaufen, Techi!“. Die Magierin stieg wieder die Treppen hinab und stellte sich genau vor Efal auf. „Meine Zeit, Efal, ist nicht vorbei! Ich habe noch eine kleine Chance!“, zischte sie ihm wütend zu. Efal lachte kurz auf. „Du hast keine Chance mehr bei Sias. Du hast ihn verlassen, nicht er dich! Du glaubst doch nicht wirklich, dass er dich wieder zurücknehmen würde?“. „Ja! Das glaube ich!“, antwortete sie fest und ballte ihre Hände zu Fäusten. Efal ging an ihr vorbei. Einige Schritte hinter ihr blieb er stehen. „Du wirst ihn niemals mehr bekommen“. „Ach? Und wer glaubst du mein Lieber wäre ihm würdig?“. Efal sagte darauf nichts und ging grinsend nach oben. „Gute Nacht, Techi!“. Als Naminé erwachte war Raven nicht mehr da. Sie gähnte verschlafen und rieb sich den Sand aus den Augen. Müde stand sie auf und schlurfte die Treppe nach unten. Die Küche war leer. „Hallo? Jemand da?“, rief sie laut, doch sie erhielt keine Antwort. Sie seufzte und machte die Tür zum Hinterhof auf. Kaum war sie offen duckte sie sich gerade noch, denn sonst wäre sie von einem Pfeil aufgespießt worden. „Pass besser auf, Spitzohr!“, zischte Sias genervt. Zuerst sah sie den Pfeil an, dann Sias, der mit hocherhobenen Bogen auf sie zielte. „Sag mal spinnst du?!“, schrie sie ihn wütend an. Sias zuckte nur leicht mit den Mundwinkeln. „Das nächste Mal kriech durch die Hundeklappe!“. Naminé wollte etwas darauf erwidern, als sie bemerkte, dass Sias ihren Bogen in der Hand hielt. „Du ist MEIN Bogen!!!“, rief sie ihm wütend zu und stand auf. Sias sah sie verwundert an, als sie sich direkt vor ihm hinstellte. „Gib ihn wieder her!“, forderte sie, doch der Elbenjäger zog seinen Kopf leicht nach oben. „Ach? Dann hol in dir!“, sagte er schließlich und hielt den Bogen ein Stück weiter nach oben. Naminé stellte sich zwar auf die Zehenspitzen, doch es brachte ihr nichts. Sias war viel zu groß. „Gib ihn wieder her!“. Ihre Stimme war fast schon hysterisch. „Bist du etwa zu klein?“, fragte er sie und grinste hämisch. Naminé funkelte ihn wütend an. Fast mechanisch streckte sie ihre linke Hand aus und hielt sie ihrem Bogen entgegen. Sias sah sie neugierig an. Leise murmelte sie etwas, was Sias nicht verstand. Kaum versiegten ihre Worte, durchdrang Sias ein stechender Schmerz, der sich von der Brust bis zu seinem linken Arm zog. „Argh!“. Er ließ den Bogen fallen, sank auf den Boden und fasste sich an sein Herz. Der Elbenjäger dachte es würde gleich explodieren. „Naminé! Hör auf!“, rief er laut und sie tat es. Als er wieder zu ihr aufblickte, funkelten ihre blauen Augen wütend. „Mach mich nie wieder so wütend, verstanden?!“, sagte sie zu ihm und hob ihren Bogen auf. „W … Was hast du gemacht?“, fragte er seine Schülerin und er tat sich mit dem Atmen schwer. „Mich gewehrt! Fass nie wieder meine Bogen an!“. Sias atmete einmal tief aus, bevor er schließlich aufstand. Seine Beine zitterten leicht. „Du beherrschst Magie?“. „Ich bin eine Elbin! Natürlich beherrsche ich Magie!“, gab sie selbstverständlich zurück und sah sich ihrem Bogen an. Sias kniff leicht die Augen zusammen. „Du hättest mich beinahe umgebracht!“, sagte er nun wütend zu ihr. „Du hättest nicht auf mich schießen sollen?!“, gab diese zurück. Sias stellte sich nun direkt vor sie hin. „Mach das nie wieder“, zischte er ihr wütend zu. „Dann hör du auf, meine Waffen zu benutzen“. Sias legte leicht den Kopf schief. „Du solltest besser auf deine Waffen aufpassen“, erwiderte dieser. „Für jemanden, der gerade kurz vorm Sterben war, reißt du ziemlich weit die Klappe auf!“, sagte Raven plötzlich, der mit Efal und Techi hinter den beiden stand und sie wartend ansahen. „Halt du doch da raus, Giftmischer!“, zischte Sias ihn wütend zu und wandte sich dann wieder Naminé zu. „Ich bin dein Meister, du meine Schülerin! Du tust das, was ich dir sage!“. Ein letztes Mal warf er ihr einen wütenden Blick zu, dann ging er in da Haus. Efal und Raven folgten ihm, doch Techi blieb draußen bei ihr stehen. „Du hast ihn mit Magie angegriffen?“, fragte sie die Waldelbin zögerlich. Naminé nickte. Die Hochelbin sah sie eine Weile lang stumm an. „Aber wieso?“. „Er hat mir meinen Bogen weggenommen!“, sagte sie zu ihr und umklammerte das Stück Holz fester. Die Magierin sah sie weiterhin stumm an. „Deine Magie ist … unfertig. Ich kann dir helfen sie besser zu kontrollieren“, schlug Techi ihr plötzlich vor. „Für die Zeit, in der ihr noch hier seid“. Naminé runzelte die Stirn. „Du willst mir helfen?“. Techi nickte. „Ja. Wieso nicht?“. Naminé überlegte kurz. „Gut, wir können es ja versuchen“. Cirra saß neben ihrem Bruder in der Kutsche und wedelte sich mit einem Fächer Luft zu. Es war heiß hier, und die Prinzessin war kurz davor, einen Hitzschlag zu bekommen. „Linth! Wann sind wir endlich da? Ich sterbe bald“. „Bald meine Liebe, bald“, sagte er nachdenklich und betrachtete den Verlauf des Meeres am Horizont. Linth war mit den Gedanken immer noch bei Naminé und Sias. Er verstand immer noch nicht, wie sie ausbrechen konnten! Irgendjemand musste ihnen geholfen haben! Er seufzte. Schade … ich hätte gerne mit Naminé meinen Spaß gehabt, dachte er grinsend und Cirra bemerkte den Gesichtsausdruck. „An was denkst du?“. „An etwas Schönes“, antwortete er ihr und sah nun Cirra an. „Du wirst dich bald an Sias rächen können, versprochen“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)