Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 11: Meister der Tränke (überarbeitet)* ---------------------------------------------- 11.Kapitel Meister der Tränke Als die vier Gefährten am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzten, begann es erneut in Strömen zu regnen. Da keiner von ihnen ein Pferd mehr hatte, ging sie den Weg zu Fuß weiter. Naminé hatte vage mitbekommen, dass sie auf den Weg nach Sunbay waren: eine kleine Stadt, die unter dem Schutz des Königs stand. Die Waldelbin hatte schon festgestellt, dass sie und Techi wohl nie beste Freundinnen werden würden. Die Hochelbin ignorierte sie stur, und wenn Naminé sie etwas fragte, zog sie nur kurz einmal die Nase hoch und blickte, dann wieder nach vorne. Wenn Techi etwas sagte, dann meistens nur an Efal gerichtet. Sias warf der Hochelbin manchmal einen schiefen Blick zu. Naminé sah ihm an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Noch nie hatte sie den Elbenjäger so nervös gesehen. Naminé seufzte und wrang sich kurz das Wasser aus den Kleidern. Sie hasste es, wenn sie von oben bis unten nass war. „Wie weit ist es noch bis nach Sunbay?“. „Gegen Sonnenuntergang müssten wir da sein“, antwortete Sias ihr. Techi zog hörbar die Luft ein. „Kann unser kleines Spitzohr nicht mehr? Aber keine Sorgen, Raven hat eure Pferde in Sicherheit gebracht“. Naminé wollte etwas sagen, doch Efal sprach zuerst: „Raven?“. Die Magierin nickte. „Raven ist ein guter Freund von mir, er wartet in einer kleinen Waldhütte auf uns. Wir müssten bald dort sein“. Sias runzelte kurz die Stirn. „Raven War das nicht der, der dir damals in Silberau seine gepanschten Tränken verkauft hat? Auf die wir alle drei erst recht krank geworden sind?“. Techi nickte. „Ja. Inzwischen sind seine Tränke besser geworden und wir beide können von dem Geld sorglos umherreisen“, erklärte sie Sias und sah ihn an. Sie lächelte. „Ich wusste gar nicht, dass du dich noch daran erinnerst?“. „Nur ungern“, sagte er und knirschte kurz mit den Zähnen. „Es war nicht gerade … eine schöne Zeit“. „Das ist Ansichtssache“, sagte die Hochelbin zu ihm und blickte wieder nach vorne. Gegen Mittag beruhigte sich der Regen und die Vier kamen an der Waldhütte, die Techi gemeint hatte, an. Draußen standen die Pferde der Vier und Naminé rannte freudig zu ihrem und streichelte es. „Hey? Na meine Kleine? Hat man sich gut um dich gekümmert?“, fragte sie die Stute und kraulte es hinter den Ohren. Sias und Efal widmeten ihren beiden Pferden ebenfalls kurz Aufmerksamkeit, doch als die Tür zu der Waldhütte aufging, sahen sie auf. Ein junger Mann, kaum älter 23, stand im Türrahmen und sah die Neuankömmlinge an. Er hatte weißes Haar, blaue Augen und trug über seiner grünen Robe einen weiten weißen Umhang mit Kapuze. Er verneigte sich knapp vor ihnen. „Mein Name ist Raven“, stellte er sich vor und sah dann zu Techi. „Ich habe dich eigentlich schon gestern Abend erwartete“, sagte er fast monoton zu ihr. „Es war schwerer in die Villa zu kommen als gedacht“, verteidigte sie sich. „Bist du fertig, dass wir weiterreisen können?“. Raven wollte etwas erwidern, als die Fünf einen lauten Knall hörten, der aus dem inneren der Hütte stammte. „Oh“, sagte Raven ruhig und ging in die Hütte hinein. Die Vier folgte ihm. Naminé, Sias und Efal sahen ihn geschockt an, als sie das Chaos in der Hütte sahen. Alles war verwüstest. Auf dem Tisch, in der Mitte des Raumes, standen mehrere Phiolen, Tiegel und andere Alchemistendinge. Einige der Phiolen waren übergeschäumt und ein großes Glas, das unter einer Kerze gestanden hatte, war explodiert und der grünliche Inhalt darin ergoss sich auf den ganzen Boden. Techi rollte mit den Augen. „Raven! Ich habe dir gesagt du sollst besser aufpassen, wenn du Tränke braust!“. Raven ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und versuchte das zu retten, was noch zu retten war. „Ich wollte einen neuen Trank versuchen, wahrscheinlich waren die Kräuter zulange getrocknet“, erklärte er knapp und füllte das, was aussah wie ein fertiger Trank, in ein kleines Glas mit Deckel. Naminé verzog leicht die Nase, als sich der Geruch, der Flüssigkeit auf dem Holzboden, zu ihr hochstieg. „Sag mal, was ist das für ein Trank. Das riecht bestialisch!“, sagte sie nun laut zu Raven und hielt sich die Nase zu. „Ein Schlaftrank. Derjenige der diesen Trank trinkt schläft sicher 12 Stunden“, erklärte er ihr und packte seinen Habseligkeiten in eine braune Ledertasche, die er sich um den Hals hängte. „Vom Geruch alleine wird man schon ohnmächtig“, sagte Efal und atmete kurz tief die Luft ein. Als Raven fertig war, drehte er sich zu den Vier um. „Wir können gehen. Ich hole nur schnell mein Pferd“, sagte er und verließ die Hütte. Als er außer Hörweite war, sah Sias Techi an. „Wie lange reist ihr beide schon zusammen?“. „Ungefähr ein Jahr, warum?“. „Nur so“, sagte er knapp und sie verließen die Hütte. Raven wartete schon draußen auf sie, im Schlepptau hatte er einen Schimmel. Er stieg in den Sattel und die anderen taten es ihm nach. Techi ritt mit Efal voraus. Naminé ritt neben Raven und Sias bildete den Schluss. Die Waldelbin sah kurz zu Raven. Erst jetzt fiel der Elbin auf, da er ihr so nahe war, dass er leichenblass war und seine blauen Augen glasig wirkten. „Bist du krank?“, fragte sie ihn vorsichtig - sie wollte nicht unhöflich klingen. Raven sah sie nun an. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein. Wie kommst du darauf?“. „Nun ja … du siehst für diese Jahreszeit ziemlich ungewöhnlich aus. Immerhin haben wir Hochsommer und du bist … blass? Meidest du das Licht?“. „Ich mag das Licht nicht besonderes. Ich bin von Natur aus ein wenig blasser als andere Menschen, außerdem komme ich aus den Eislanden, musst du wissen. Ich mag deswegen die Hitze nicht besonders gerne und versuche mich immer an heißen Tag an kühlen Ort aufzuhalten“, erklärte er ihr. „Und warum bist du dann hier? Die Eislanden sind ziemlich weit weg“. „Ich wollte immer Alchemist werden, doch leider gibt es in meinen Heimatort niemanden der dieses Handwerk beherrscht, deswegen bin ich hier hergereist. Und warum bist du hier? Du bist eine Waldelbin, warum reist du mit Sias und Efal mit?“. „Sias bildet mich aus“, sagte sie knapp und zog leicht den Kopf ein, als sie den stechenden Blick des Elbenjägers auf sich spürte. „Du willst eine Elbenjägerin werden? Hasst du dein Volk, etwa?“, fragte Raven sie und wirkte überrascht. „So ähnlich“, nuschelte sie schließlich. Der Alchemist zuckte mit den Schultern. „Jeder soll das tun was er glaubt es sei richtig“, sagte er zu ihr und kniff leicht die Augen zusammen, als das Sonnenlicht durch das Blätterdach der Baumwipfel drang. „Wie lange bist du eigentlich schon Alchemist?“, fragte Naminé, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken. „Seit 4 Jahren. Am Anfang habe ich in einen kleinen Laden gearbeitet, bevor ich mich dann entschloss durch die ganze Welt zu reisen, um meine Tränke zu verkaufen. Bis auf ein paar Zwischenfälle bin ich ganz gut darin“. „Zwischenfälle? Meinst du ungefähr so etwas wie vorher?“. Raven nickte. „Ja. Ich habe etwas daraus gelernt, braue niemals in der Öffentlichkeit Tränke, du machst dir mehr Feinde als dir lieb ist“, erklärte er ihr knapp. Naminé lächelte verlegen. „Danke für den Tipp“. In Sunbay, wie der Name schon sagte, war es sehr heiß. Raven tat die Hitze nicht gut. Er sackte immer mehr und mehr auf seinen Sattel zusammen. Techi sah kurz zu dem Alchemisten um. „Wir sind gleich da“, sagte sie zu ihm und wandte sich wieder nach vorne. Zielstrebig ritt sie in ein kleines, abgelegenes Wohngebiet. Vor einem alten Fachwerkhaus, mit einem Stall blieben sie stehen. „Geh schon mal rein“, sagte sie zu Raven und dieser folgte ihren Worten. Naminé und die anderen stiegen von ihren Pferden ab und Efal führte Ravens Pferd in den Stall. „Ist Raven immer so?“, fragte der Meister die Magierin. „Ja. Er verträgt keine Hitze“, sagte sie und hob ein Bündel Heu auf, das sie ihrem Pferd gab. „Manchmal ist es ziemlich anstrengend mit ihm“. „Gehört das Haus dir?“. „Raven hat dieses Haus von seiner Tante geerbt. Ab und zu, wenn wir nicht wissen wohin, leben wir dort“, erklärte sie und strich sie ihr Haar zurück. „Sias, Naminé? Ihr beide könnt die Vorräte aufstocken, Efal und ich bleiben hier“, sagte sie zu den beiden. Naminé sah Sias an. Dieser war ebenfalls nicht davon begeistert. „Seit wann gibst du Befehle?“. „Seit eben. Kauf bitte ein wenig Fleisch, Obst und Brot“. Sias verdrehte die Augen. „Ja. Bis später“, knurrte er und ging davon. Naminé folgte ihm widerwillig. Efal sah den beiden nach. „Hast du irgendetwas vor?“, fragte er Techi. Diese zuckte nur mit den Schultern. „Nein. Warum?“. „Ich traue dir nicht ganz, Techi. Ich habe dir noch nie richtig vertraut“. Die Hochelbin lächelte breit. „Ich vertraue dir auch nicht ganz, Efal“. Naminé und Sias wanderten unbeholfen durch Sunbays Gassen. Die beiden suchten Läden, in denen sie die Lebensmittel kaufen sollten, die Techi ihnen aufgetragen hatte. Doch zu ihrem Leidwesen fanden sie keinen dieser Läden. „Kennst du dich hier nicht aus?“, fragte sie Sias. „Ich kann dir sagen, wo ein Rüstmeister ist?“, schlug er vor. „Du brauchst so oder so andere Kleidung für den Kampf.“. „Ich dachte du legst meine Ausbildung auf Eis, weil du schon lange nicht mehr darüber gesprochen hast“. „Das nächste Mal, wenn ich dich auf einen geheimen Auftrag schicke, komme ich jede Nacht und trainiere mit dir, ja?“, sagte er sarkastisch zu ihr. Die Waldelbin verdrehte die Augen. „Suchen wir einen Rüstmeister?“. „Gut. Aber du zahlst“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)