Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Prolog: Prolog (überarbeitet)* ------------------------------ Prolog Der Regen ergoss sich in Strömen auf die Erde. In der Ferne hörte sie es donnern und ein Blitz schlug am Ende des Horizontes ein. Naminé blieb ruhig, denn in ihr tobte ebenfalls ein Sturm. Ihr Pferd hielt sie fest am Zügel, während sie im Sattel saß und sich ihr brauner Reiseumhang mit Wasser voll sog. Sie war froh, dass Sie ihre Kapuze aufgesetzt hatte und wenigstens ihre Haare verschont blieben. Als erneut ein Blitz einschlug, schloss sie die Augen. Cyon, wo mag dein Mörder nur sein?, fragte sie sich in Gedanken und hatte immer noch das Bild ihres toten Bruders vor Augen: Ein Pfeil hatte aus seiner Brust geragt, sowie mehrere Einstiche von einem Dolch waren an der Leiche zu erkennen gewesen. In der linken Hand ihres toten Bruders war eine schwarze Rose gelegen - das Zeichen der Elbenjäger! Erneute Trauer, gemischt mit Hass, durchströmten sie und sie zwang sich, ihre Tränen zurückzuhalten. Als sie ihren Bruder gefunden hatte, mit dem Zeichen der Elbenjäger, hatte sie sich eines geschworen: Rache! Plötzlich hörte Naminé Hufschläge hinter sich. Sie blieb sitzen und wartete, bis das fremde Pferd neben ihr zum Stehen kam. „Du wirst es wirklich tun?“, fragte eine, ihr sehr vertraute, Stimme. Naminé öffnete ihre hellblauen Augen und sah neben sich. Aryl, eine Freundin ihres Elternhauses, war ihr nachgeritten und sah sie aus grünen Augen besorgt an. Ihr braunschwarzes Haar schaute unter ihrer Kapuze hervor. Die junge Elbin nickte nur knapp. Aryl seufzte hörbar. „Deine Eltern sind dagegen, Naminé. Du wirst seinen Mörder niemals finden, du weißt selbst, wie viele es von ihnen gibt!“. „Warum töten sie uns, Waldelben, eigentlich?“, fragte Naminé plötzlich und ein erneuter Donnerschlag war am pechschwarzen Himmel zu hören. „Sie geben uns wahrscheinlich die Schuld, dass sie den Krieg vor 75 Jahren verloren haben“, vermutet Aryl schließlich. Eine Weile sagte keine der beiden Elbinnen etwas. „Du wirst dich nicht davon abbringen lassen?“. Naminé schüttelte stumm den Kopf. „Nein. Ich werde solange suchen, bis ich ihn gefunden und getötet habe!“. Aryl legte ihr die linke Hand auf die Schulter - sie biss sich auf die Lippe. „Versprich mir nur eines: Pass gut auf dich auf und mach keine Dummheiten!“. Naminé lächelte still und umarmte Aryl. „Nein. Das werde ich nicht tun“, sagte sie zum Abschied zu der Elbin, bevor sie ihrem Pferd sanft gegen die Flanke drückte und dieses den schmalen Weg, von dem Vorsprung zum dichten Wald, hinunterrannte. Als Aryl ihr nachsah, rannte ihr eine Träne hinab. Die Waldelbin wusste, dass sie Naminé nie wiedersehen würde. Der Regen hatte sich beruhigt, als Naminé endlich den Wald durchritten hatte. Die Bäume wurden weniger und in der Ferne sah sie die Stadtmauer von Vale, einer Stadt nahe der Grenze zum Waldelbenreich. Es war eine der wenigen Städte in der sich Waldelben und Menschen freundlich begegneten. Wenn man tiefer ins Land hineinritt, wurde man mehr und mehr von den Menschen, als Waldelb, verachtet. Naminé überlegte fieberhaft, seit sie aufgebrochen war, was sie machen sollte, wenn sie tiefer ins Menschenland ritt. Kurzerhand hatte sie die Idee sich als Hochelbin auszugeben. Die Hochelben waren bei den Menschen gern gesehen. Da sich sowieso so wenige Waldelben ins Menschenreich trauten, woher sollten sie wissen, wie ein Waldelb aussah? Als Naminé in Vale ankam, bemerkte sie sofort, dass der Sturm hier nicht spurlos vorübergegangen war. Viele Häuser waren zerstört: Fensterscheiben waren in Tausende kleine Glasteile zersprungen, Bäume waren umgefallen und begruben vieles unter sich. Soweit Naminé es sehen konnte, gab es keine Toten. Die Waldelbin ritt auf einem, wie ihr schien, noch intakten Gasthof zu. Sie stieg von ihrem Pferd und gab es einem Stalljungen. Naminé wollte sich in den Gasthof umhören, ob in der letzten Zeit ein Elbenjäger durchgekommen war. Denn für Elbenjäger war die Stadt Vale das reinste Paradies. Das Gasthaus war innen sehr gepflegt und einige Waldelben nickten Naminé zu, die diesen Gruß erwiderte. Kurzerhand setzte sie sich neben ihre Artgenossen. „Der Sturm war ziemlich schrecklich“, eröffnete sie das Gespräch. Der Elb der Links neben ihr saß, nickte. „Ja. Schon seit Langem war es wieder das erste Mal, das es so geregnet hat“. „Es ist nur Schade, um die Menschen hier. Es wird lange dauern, bis alles wieder so aussieht wie früher“, sagte die Elbin, die Naminé gegenübersaß. „Ja, da habt Ihr Recht“. Plötzlich wurde die Tür des Gasthauses grob aufgestoßen und ein hochgewachsener Mann stand in der Tür. Die drei Elben drehten sich um und sahen den Mann skeptisch an. Der Mann hat schwarzes, fast schulterlanges Haar und seine eisblauen Augen waren auf den Wirt fixiert. Er trug dunkle Kleidung, die aufwendig mit Ornamenten verziert war. . Ein schlichtes Schwert trug er auf der rechten Seite. Naminé sah den angewiderten Ausdruck in den Gesichtern der beiden Waldelben. „Wer ist das?“, fragte sie leise, während der fremde Mann, sie schätze ihn auf 23, auf den Wirt zuging und dann mit ihm zu Diskutieren anfing. „Sias. Ein Elbenjäger“, spie der Elb, neben ihr, wütend aus, und an seinen Händen traten die Knöchel weiß hervor, als er diese zu Fäusten ballte. „Wie gerne würde ich ihn jetzt den Dolch in den Rücken rammen“. Sias…der Name kam der Waldelbin vage bekannt vor. Ob er Cyons Mörder war? „Seit wann ist er hier in Vale?“. „Seit fast 2 Wochen. Wir warten immer noch darauf, dass er einen von uns tötet!“. 2 Wochen … das könnte passen. Ihr Bruder war seit ungefähr 9 Tagen tot. Naminé wollte aufstehen, doch eine Hand umfasste unsanft ihren Arm. „Was habt Ihr vor?!“. „Ich möchte ihn etwas fragen“, sagte Naminé fest entschlossen und ging auf den Elbenjäger zu. Dieser wurde erst auf sie aufmerksam, als der Wirt sich wütend von ihm abwandte. „Was willst du, Spitzohr?“, fragte er sie verachtend und Naminé sah den Hass in seinen Augen auflodern. „Euer Name ist Sias, nicht wahr?“, fragte sie zurück und versuchte ihre Angst und Unsicherheit zu überspielen. „Mein Name ist Naminé, und ich will Eure Schülerin werden!“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)