Blood Painted von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 6: 2. Victim: Timebomb ------------------------------ Sie stellten jetzt Wachtposten auf. Der Henker beobachtete zwei von ihnen, die über die Straße davon spazierten und sich mit gedämpften Stimmen unterhielten. Er sog die Luft durch die Nase ein, als ob er ihre Angst wittern könnte; Sie wollten sicher lieber bei ihren Frauen zu Hause sein und sich unter einer warmen Decke verstecken...Aber sie waren hier und sie wussten, dass er da war, irgendwo, verborgen in den Schatten, die sie umgaben. Diese beiden hatten Glück, sie waren nicht heute dem Tod geweiht. Er suchte nach einem einzelnen Mann, den er sich schon vor einer Weile ausgewählt hatte, obwohl er den Impuls, ihn zu jagen, bisher unterdrückt hatte. Heute hatte seine weniger kulante Seite dann die Führung übernommen, ihn hinaus geführt in die Nacht und auf diese Straße, von der er einfach spürte, dass sein Opfer vorbei kommen würde. Er saß auf einem Dach, neben dem Gaubenfenster eines Kindes, das er eine Weile lang beim Schlafen beobachtet hätte. Er hätte auch das kleine Mädchen töten können... Aber sie war unschuldig. Sie bräuchte noch ein paar Jahre, bevor sie es verdient haben würde zu sterben. Nein, die Kleine leistete ihm nur stille Gesellschaft auf seiner eigenen einsamen Wache, während er im eisigen Wind, der an seinen Haaren zerrte, auf den Richtigen wartete. In Gedanken malte er es sich schon genau aus, er wusste, wann er welchen Handgriff tun würde und er hatte geplant, was er mit der Leiche tun würde. Ein leises Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen und er war so versunken in dem Hochgefühl, das ihn erfüllte, dass er ihre Anwesenheit erst spürte, als die Frau ihn ansprach. „Wer ist da?“ fragte sie mit fester Stimme, doch er hörte die Unsicherheit, die so gut unter dem barschen Tonfall verborgen war. Das Rot in seinen Augen flammte auf, genauso wie sein Hass – Und die Sehnsucht. Aber sie war es nicht, sie sollte heute nicht sterben... „He, du da, antworte gefälligst!“ Aber sie bettelte ja förmlich darum. Das Lächeln kehrte zurück in das Gesicht des Henkers, als dieser sich, unglaublich langsam und in einer ungelenken, schlaksigen Bewegung, die nichts mit der Anmut, die er an den Tag legte, wenn er tötete, gemein hat. Es sah aus, als wäre er eine Leiche und ein kranker Puppenspieler würde ihn an unsichtbaren Fäden auf die Beine ziehen, als er sich umdrehte. Mit einem entsetzten Keuchen stolperte die Frau ein paar Schritte über das Dach zurück. Fast besorgt warf der Henker einen Blick zur Seite, durch das Fenster zu dem kleinen Mädchen, doch sie schien nichts von dem Lärm über ihr mitbekommen zu haben und schlief selig weiter. „W-Was machst du hier?“ Ihre Stimme war jetzt hoch, kein Versuch mehr, die Panik zu unterdrücken. Sie wusste, dass sie einem Mörder gegenüberstand, der sie auch noch belustigt anlächelte. „Ich bin hier, um dich zu holen.“ log er. Das Rot seiner Augen flammte noch mal auf, doch die Frau wehrte sich, da er sie nicht so überrumpelt hatte wie er es sonst tat. Sie schrie und wand sich wie unter Qualen, fasste sich an den Kopf und versuchte, den fremden Geist aus ihren Gedanken zu bringen, der ihren Widerstand zu unterdrücken gedachte. Sie hob sogar die Hand, biss sich in den Finger, formte einige Fingerzeichen, woraufhin eine große, getigerte Katze vor ihr erschien, die die Nackenhaare aufstellte und den Henker anfauchte. Dieser beachtete das Tier kaum, auch, als es sich auf ihn stürzte; Er pflückte es aus der Luft wie eine reife Frucht und schleuderte es gegen den Kamin, an dem es bewusstlos hängen blieb. „Ruki...?“ fiepte die Frau, die immer noch blind über das Dach wankte. „Ruki!“ Doch ihr vertrauter Geist war jetzt auch gefangen in dem Alptraum, den der Henker in ihren Kopf gepflanzt hatte und sie konnte nichts tun, als ängstlich zu fauchen und zu wimmern. Sie waren zu laut... Der Henker warf einen Blick zurück über seine Schulter, doch die Straße unter dem Dach war leer, sodass er unbehelligt auf sein Opfer zutreten konnte. Eine lose Dachschindel fiel ihm ins Auge, er hob sie auf und wog sie abschätzig in der Hand. Der raue Stein unter seinen Fingern war kalt von dem Schnee, der auf sie herabrieselte, doch gleich würde er warm sein vom Tod der Frau. Mit hoch erhobenen Armen machte er einen letzten Schritt auf sein Opfer zu, das inzwischen weinte und immer wieder einen Männernamen wimmerte, flüsterte „Finde Frieden...“ und ließ die Schindel auf den Kopf der Kunoichi niederfahren. Sie war sofort tot, sank zu seinen Füßen zusammen wie eine tote, blasse Puppe, das rote Haar hing ihr wie Feuer um den Kopf und es war schwer, es in der Dunkelheit von dem Blut, das durch den Schnee sickerte, zu unterscheiden. Die Katze am Kamin war verschwunden. Angewidert betrachtete der Henker sein Werk, doch gleichzeitig durchströmte ihn eine enorme Befriedigung, ein Gewicht auf seinen Lungen, das den ganzen letzten Monat stetig zugenommen hatte, war verschwunden und es war, als würde das Biest in ihm zufrieden seinen Rücken streicheln. Braver Mensch. Gehorche deinen Instinkten... Mit der Fußspitze drehte der Henker das Gesicht der Frau nach oben. Sie war nicht schön; Ein kantiges, maskulines Gesicht mit verhärmten Falten in den Mundwinkeln und Narben am Hals. Ein Teil ihres Ohres fehlte. Und obwohl sie so hässlich war, glaubte sie es sich erlauben zu können, so einen Verrat begehen zu können. Sie würde jetzt noch leben, wäre sie einfach weiter gezogen, aber sie hatte die Heldin spielen müssen, hatte das Gemeinwohl über ihr Leben gestellt. Da sieht man es wieder, dachte er abfällig, was Edelmut den Menschen einbringt. Nicht, dass ihr Leben mehr bedeutet hätte als der Dreck zu seinen Füßen. Ihr hässliches Gesicht dämpfte seine Zufriedenheit. Sie war es nicht, die ihm ihr Leben hatte geben sollen, es war der Mann, und irgendetwas in ihm bewegte den Henker dazu, sich umzudrehen und hoffnungsvoll die Straße nach seinem eigentlichen Opfer abzusuchen. Natürlich war er nicht gerade da um die Ecke spaziert. Aber die Nacht war noch jung, der Winter und seine ewige Dunkelheit waren ein Segen, und er konnte unten keine Spuren außer der der beiden Wachen erkennen, die angedeutet hätten, dass er schon vorbei war. Die Wartezeit konnte er sich ja mit der Hässlichen vertreiben. Neugierig geworden kniete er sich über die Tote, strich ihr durch das erstaunlich weiche Haar, über die kalte Haut und zog ihre Lieder nach oben. Diese neugierigen, neugierigen Augen hatten sie verraten und in den Tot geführt, sie hatten ihn gesehen. Ohne recht darüber nachgedacht zu haben, grub der Henker die Finger in die Augenhöhle; Der glitschige Apfel gab nach, sodass er für einen Moment das Innenleben des Kopfes dieser törichten Frau spüren konnte. Dann zog er aber an und riss das ganze Auge heraus, gefolgt von dem zweiten verräterischen Organ. Sie fühlten sich seltsam gut an in seiner Hand, noch warm vom Körper ihrer einstigen Herrin, und eines davon schien ihn vorwurfsvoll anzustarren, so vorwurfsvoll, dass ihm schlecht davon wurde. „Ihr seid schuld...“ flüsterte er in die Nacht. Sein Gespräch wurde unterbrochen, als Schritte im Schnee auf der Straße knirschten. Ah, der eigentliche Protagonist dieses Abends war auf der Bühne erschienen. Das Monster schnurrte behaglich auf, als der Henker sich zum Dachfirst schlich und ihn einen Moment beobachtete, ehe er seinen Namen rief, ganz leise, um das Mädchen nicht zu wecken. Als das Opfer aufblickte, fixierten ihn die roten Augen und hielten ihn, wo er war, ganz alleine auf einem Hinterhof mitten in der Nacht, wo ihn niemand schreien hören würde außer der hässlichen toten Frau auf dem Dach... Keine zehn Minuten später lag der zweite Tote vor ihm, blutete den unschuldigen Schnee voll und sah so wunderbar friedlich aus, dass der Henker sich für einen Moment zu ihm setzten wollte. Die Augäpfel, die er zuvor ein paar Meter weiter geworfen hatten, waren die einzigen Zeugen davon, wie der Henker den Mann packte und ihn zu der Hauswand zerrte, hinter der irgendwo das Mädchen friedlich schlummerte. Einige Blutflecke waren auf das unauffällige, dreckige weiß des Hausputzes gespritzt, die der Henker eine Weile fasziniert beobachtete, bevor er mit einem Satz auf das Dach sprang, wo die Hässliche schon auf ihn wartete. Geleitet von dem Monster hob er sie hoch und sprang mit ihr wieder hinunter, legte sie in einer äußerst ansprechenden Pose neben das Opfer. Er tauchte die Hand in das Blut am Hals des Mannes, betrachtete die Spiegelung der flackernden Straßenlaterne und hob den Arm, um eine Botschaft auf die Wand hinter den beiden zu schreiben. Dann drehte er sich um und verschwand in der Nacht, deren Dunkelheit und Schnee seine Spuren verschluckte wie ein verlässlicher Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)