Ikiteru ★ Breaking the rules von Black_Melody (Die Regeln brechen) ================================================================================ Kapitel 31: Ekonit ------------------ @ Kritik. *-* Zur Kenntnis genommen. Das Problem ist, dass ich an dieser FF nichts komplett umschreiben kann, weil ich eben schon lange fertig bin, aber ich werde versuchen, es zukünftig zu berücksichtigen. Und die Schulden... 10.000€ umgerechnet? Mit 30? Es gibt Leute, die sind mit 21 so hoch verschuldet, eventuell, weil sie jung und naiv einen Vertrag unterzeichnet haben (Handy, etc. pp.). Und wenn es Mietschulden sind, weil einfach das Geld im Monat nicht gereicht hat, sammelt sich auch eine Menge an. (Ich meine mich zu erinnern, irgendwo etwas wegen Mietschulden geschrieben zu haben.) Und an alle: Ja, Ryouga ist ein Idiot. Ein verzweifelter, verliebter Idiot, der keinen großartigen Ausweg sieht. Und wie das Ganze weitergeht, werdet ihr ja sehen. Es sind ja nur noch ein paar Kapitel. Und . Du hattest mir ja die ENS geschrieben. Und du hast Recht. Möp. Sorry, war gestern nicht mehr so fit. Natürlich war es . Der kleine Fehler tut mir leid, aber sowas passiert. ^.~ Damit an alle ein schönes, einjähriges! Heute vor genau einem Jahr wurde das erste Kapitel zu dieser FF freigegeben. :3 Und Furiku darf sich jetzt etwas wünschen. Das nächste Kapitel kommt in zwei Wochen wieder an einem Donnerstag! Bis dahin, Hikari _________________________________________________________________________________ Aufgeregt hielt Nao Ryouga das Geld unter die Nase. "Was ist das?" "Sieht aus wie Geld." Seufzend zog Ryouga die Wolldecke, unter der er auf dem Sofa lag, höher. "Das sehe ich auch", zischte der Ältere. "Und es war in deiner Hosentasche. Woher hast du das und wofür?" Nicht, dass er die Antwort nicht kannte, aber er wollte es nicht glauben. "Denk nach." Ryouga zuckte mit den Schultern, wandte den Blick aber ab und sah auf seine Hände. "Das kann doch nicht wahr sein!", brauste Nao auf, knallte das Geld auf den Tisch und lief dann unruhig im Wohnzimmer hin und her. "Hast du den Schuss noch gehört?! Du kannst doch kein Geld für Sex nehmen! Bist du neuerdings unter die Nutten gegangen?!" "Nao, komm runter. Ich hätte so oder so mit ihm schlafen müssen, und das Geld können wir brauchen", erwiderte Ryouga ruhig. "So dringend brauchen wir das jetzt auch nicht!", fuhr der Ältere ihn wieder an. "Doch. Schätzchen, ich habe deine Berechnungen gesehen. Wann hattest du vor, mir von den anderen 860.000 Yen Schulden zu erzählen?" "Gar nicht! Weil ich wusste, dass du Scheiße bauen würdest! Als was hattest du vor, mir das Geld zu verkaufen?!" "Trinkgeld", antwortete Ryouga und sah seinen Freund wieder an. "Ich sehe, dass ich dir damit wehgetan habe, aber ist es so schlimm, eine Situation, die sich eh nicht ändern lässt, zu seinem Vorteil zu nutzen?" "Nein, aber dass du dich verkaufst, das ist schlimm!" "Erstens war das nur einmal und zweitens ist es wirklich so, dass es doch so besser ist als wenn ich einfach so mit ihm geschlafen hätte." "Nein! Wo ist dein Stolz?! Ein Mensch, der so was hat, macht das nämlich nicht!" Langsam stand Ryouga auf und näherte sich Nao, der ihn mit einer seltsamen Gefühlsmischung im Blick ansah. Vorsichtig nahm er dessen Hände und sah ihm ruhig in die Augen. "Es tut mir leid. Ich weiß nicht, ob es für dich schlimmer ist, aber du musst auch zugeben, dass das Geld uns nicht schadet." "Mach das nie wieder", flüsterte Nao und drückte sich leicht gegen den anderen, der ihn daraufhin in den Arm nahm. "Ich will dich nicht wegen so etwas verlieren." Ryouga antwortete nicht, presste stattdessen die Lippen zusammen. Er musste, sollte er seinen neuen Nebenjob antreten, verdammt vorsichtig sein. Nao durfte davon auf keinen Fall irgendwas erfahren. Er wollte seinen Freund immerhin auch nicht verlieren. Schade, dass er das Risiko eingehen musste. Deswegen würde er auch nicht versprechen, sich nie wieder kaufen zu lassen. Wenn er schon so weit gehen musste, musste er den Kleineren nicht auch noch anlügen. "Was machen wir, um das Geld zurückzuzahlen?", fragte er nach einer Weile leise. "Es sind meine Schulden und ich kümmere mich darum. Halt du dich da mal schön raus", erwiderte der Ältere ruhig, sah zu ihm auf und küsste ihn kurz. "Wir leben zusammen und wir sind zusammen, also sind es auch meine Schulden." "Als die entstanden sind, waren wir aber noch nicht zusammen", konterte Nao, "wir kannten uns ja noch nicht mal." "Aber jetzt geht es mich etwas an." "Gut, wenn du meinst. Was machen wir eigentlich heute Abend?" Verträumt lächelnd sah er seinen jüngeren Freund an. Ein Themenwechsel war immer eine gute Idee. "Ich weiß nicht, kuscheln vielleicht. Und davor kochen. Egal, was wir machen, es wird bestimmt lustig." Frech grinste er den Kleineren an und zog ihn mit auf das Sofa. Ryouga ließ sich zufrieden neben Reno fallen. Ein wundervoller, vergangener Abend. Auch wenn es gemein gewesen war, dass Nao ihn etwas hingehalten hatte, aber allein die Zeit, die sie nur nebeneinander gelegen und sich berührt und geküsst hatten, war schon unglaublich gewesen. Es wunderte ihn zwar, dass Nao ihm so schnell verziehen hatte, aber er freute sich darüber. Er hatte es wirklich genossen, Nao so nah bei sich zu haben, vielleicht gerade, weil so viel passiert war. "Ryou, du wirkst so glücklich. Gestern noch Nao rumgekriegt?" Reno grinste ihn an. "Nein, aber wir hatten einen sehr schönen Abend. Und ich musste nicht arbeiten." "Wieso hast du dich nicht bei mir gemeldet?", fragte der Ältere mit einem leichten, vorwurfsvollen Unterton. "Tut mir leid. Nao hat mich erst aus der Dusche holen müssen, danach lag ich erst mal auf dem Sofa und dann hat er das Geld gefunden und wir haben uns gestritten." "Verständlich. An seiner Stelle wäre ich auch sauer." "Fall mir nicht so in den Rücken", knurrte der Kleinere. "Du hast mir einmal erzählt, dass du dich auch bezahlen lassen hast." "Da war ich aber in keiner Beziehung. Hältst du es wirklich für eine gute Idee, anschaffen zu gehen?" "Ich halte es für keine gute Idee, aber es ist das einzige, das ich tun kann. Viel mehr Sorgen macht mir das, was Nao erleiden wird, wenn er das mitbekommt." "Lass es doch einfach und warte ab. Zusammen schafft ihr das." "Aber nicht über eine Million Yen in drei Monaten", zischte Ryouga und sah Reno herausfordernd an. "Oh scheiße. Selbst wenn ihr euer gesamtes Geld nehmt, wird das nichts." "Stell dir vor, das weiß ich. Und deshalb werde ich heute Abend meinen neuen Nebenjob im Club antreten." "Oh Mann, du spinnst. Aber du musst heute noch zu Nakamura, das Wahlergebnis steht. Suzuki-sensei wird unser neuer Rektor." "Wenn's weiter nichts ist." Ryouga lief ein kalter Schauer über den Rücken. "Hauptsache, ich muss mich nicht wieder von ihm nehmen lassen." "Ryou, du musst los", rief Nao durch die Wohnung und lehnte neben der Tür. Er wusste nicht, was sein Freund noch in seine Tasche packen musste, aber er musste es auch nicht wissen. Er vertraute Ryouga doch irgendwie, immerhin hatte er von der Sache mit dem Beamten vorher gewusst. Klar war die Idee mit der Kohle dumm gewesen, aber es war gut gemeint, und er konnte seinem Liebsten nicht wirklich böse sein. "Ich bin doch schon da." Eilig schlüpfte Ryouga in seine Schuhe, nahm seine Tasche und umarmte Nao fest, küsste ihn sanft und strich ihm über die Wange. "Geh schlafen und bleib im Bett. Heute kann es ziemlich anstrengend und spät werden." "In Ordnung." Lächelnd scheuchte Nao den Größeren aus der Tür, schloss diese und lehnte sich dann dagegen. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Allein spazieren gehen war witzlos, vor dem Fernseher sitzen auch, und kochen… Vielleicht eine Kleinigkeit, aber allein kochen machte keinen Spaß und beschäftigte ihn nicht lange genug. Er war einfach zu lang allein gewesen, er wollte gern Menschen um sich haben. Kurz entschlossen schnappte er sich sein Telefon und ließ sich auf das Sofa fallen, nahm sich Ryougas Lieblingskissen und wählte die erste Nummer, die ihm einfiel. "Ja?" "Jin… Hast du Zeit, ein bisschen zu quatschen?" "Pooh-chan, wäre ich sonst ans Telefon gegangen? Was gibt's?" "Mir ist langweilig." "Mir auch. Manabu arbeitet. Normalerweise haben wir immer zusammen Dienst gehabt, aber jetzt hat dieser Idiot von Chef uns so seltsam eingeteilt. Homophober Mistkerl!", schnaubte der Jüngere. "Wieso? Was hat das mit eurem Dienstplan zu tun?" "Irgendwer hat die Nachricht, dass wir zusammen sind, verbreitet. Unser Boss ist sowas von schwulenfeindlich, der will so erreichen, dass wir keine Zeit mehr für uns haben und uns trennen." "Das tut mir wirklich leid für euch", seufzte Nao und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Und was hast du jetzt vor?" "Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Vielleicht wegen Diskriminierung zum Anwalt, aber ich habe keine Beweise, dass er das nur deswegen macht." "Du könntest den Arbeitsplatz wechseln", schlug Nao vor. "Könnte ich, aber es wird nichts bringen, weil unsere Arbeitszeiten dann auch nicht aufeinander abgestimmt wären." Nao nickte langsam, auch wenn Jin das nicht sehen konnte. Wie gut war es doch, dass Ryouga und er zumindest zum Teil die gleichen Arbeitszeiten hatten. "Vielleicht könnte einer von euch sich einen Job mit fester Zeit suchen, dann könntet ihr etwas mehr Zeit zusammen haben." "Stimmt schon. Ich mache mich mal auf die Suche. Aber wie läuft es bei euch so?" "Ach, ganz gut", antwortete Nao ausweichend. "Was hat er angestellt?", fragte der Jüngere sofort mit einem scharfen Unterton. "Nichts. Ihm geht's gut, mir auch, und wir haben im Moment nur noch ein paar Probleme, die wir auch gelöst kriegen." "Nao, jetzt rede!" "Meine Fresse, Jin, bleib ruhig! Ryouga wurde dazu gezwungen, mit dem Übergangsrektor zu schlafen, aber er…" "Bitte was?! Du lässt dich einfach von ihm betrügen?!", brauste Jin auf. "Ich weiß, dass du ihn liebst und dass ihr noch keine zwei Wochen zusammen seid, aber er muss begreifen, dass er das nicht einfach machen kann! Du musst dich von ihm trennen, sofort!" "Jin, er hat vorher mit mir darüber gesprochen und ich habe ihm gesagt, dass er es tun soll, damit er nicht noch mehr Probleme provoziert. Und deswegen werde ich ihn ganz bestimmt nicht verlassen. Wie du bemerkt hast, ich liebe ihn, und das wirklich so sehr, dass es für mich fast schon ungesund ist. Du weißt, wie sehr ich ihn nicht nur will sondern auch brauche. Außer auf ihn kann ich auf alles verzichten." "Pooh-chan, das klingt schon fast, als wärst du von ihm besessen. Ich freue mich, dass du ihn liebst, und er dich scheinbar auch, aber du solltest vorsichtig sein. Er hat so viel Macht über dich. Ich glaube, wäre er in finanziellen Schwierigkeiten und würde dich bitten, für ihn auf den Strich zu gehen, würdest du das ohne Zögern tun." "Und er würde das Gleiche tun, auch ohne Bitte meinerseits." "So? Was tut er denn, um dir bei deinen Schulden zu helfen? Weiß er überhaupt davon?" Jin stockte. "Er hat sich doch nicht bezahlen lassen, oder?" "Doch, hat er, aber…" "Oh mein Gott!", fuhr Jin ihn an. "Jetzt wird dein Freund auch noch zum Stricher! Ich kann nicht glauben, dass du dir das bieten lässt! Ihr seid zusammen, setz dich doch einmal durch!" Nao seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Das war Jin, wie er leibte und lebte, aufbrausend wie sonst nichts. "Jin, es war nur ein Mal und er hat ja recht, wenn er sagt, dass wir das Geld brauchen können. Wir haben uns deswegen auch gestritten, und ich finde es nicht gut, aber ich habe ihm die Aktion verziehen. Und zu deiner Frage beziehungsweise Behauptung betreffend Prostitution… Ich denke nicht, dass ich das einfach so machen würde. Dann wäre die Frage, in wie großen Schwierigkeiten er steckt und wie viel Zeit wir haben und…" "Halt die Klappe, Nao! Das heißt, du würdest es tun, wenn es deiner Ansicht nach unbedingt notwendig wäre. Schätzchen, das ist krank! Du bist vollkommen abhängig von ihm!" "Falsch, Jin. Ich bin ein selbstständig handelnder und denkender Mensch, ich kann für mich selbst entscheiden, und wenn ich für ihn auf den Strich gehen würde, wäre es allein meine Entscheidung. Natürlich würde die Tatsache, dass ich ihn liebe, eine wichtige Rolle spielen, aber das wäre nicht ausschlaggebend sondern halt nur ein Nebenfaktor." "Du hast einen an der Klatsche", meinte Jin trocken. "Das heißt, nicht nur einen. Du bist doch total bescheuert. Seit du festgestellt hast, dass du in Ryouga verliebt bist, erkenne ich dich nicht wieder. Ich verstehe, dass du ihn liebst, aber ich liebe Manabu auch, und ich würde niemals meinen Stolz für ihn aufgeben, geschweige denn mich verkaufen!" "Wir sind unterschiedliche Menschen, das solltest du nicht vergessen. Du hattest mehr Glück mit Beziehungen, und ich werde den Teufel tun und meine aktuelle Beziehung gefährden." Jin seufzte. "Pooh-chan, das sehe ich ein, aber du kannst dir wirklich nicht alles von ihm gefallen lassen. Ihr seid gleichberechtigte Partner, aber du unterwirfst dich ihm mehr oder weniger. Er würde wahrscheinlich sofort Schluss machen, wenn du ihn betrügen würdest." "Dann hätte er mich wohl kaum gebeten, mit seinem Chef zu schlafen." Im nächsten Augenblick hätte Nao sich für diese Aussage ohrfeigen können. Das hätte er Jin nun wirklich nicht erzählen dürfen. "Er hat was?", meinte der Jüngere nur verblüfft. "Aber du hast das nicht gemacht, oder? Warum wollte er das eigentlich?" "Nein, ich will nicht mit seinem Boss ins Bett, und ich weigere mich, das zu tun. Und er wollte das, weil er wissen will, wie sehr er mir wehgetan hat, er will den gleichen Schmerz spüren." "Oh Mann. Nicht nur du bist durchgeknallt, er auch. Ihr seid süchtig nacheinander. Aber trotzdem vertraue ich dem Ganzen nicht. Sei vorsichtig, ich will nicht, dass er dich am Ende sitzen lässt und du daran zerbrichst. Wie du schon bemerkt hast, hattest du nie lange Glück in Beziehungen. Ich will nicht, dass du wieder so verletzt wirst, weil du dich gleich mit vollem Vertrauen auf Ryouga einlässt." "Jin, das ist aber mein Problem, und halb vertrauen kann ich nicht, genauso wenig wie nur halbherzig lieben. Ich lasse mir aber trotzdem nicht alles von ihm gefallen." "Ich mache mir einfach Sorgen, Großer", seufzte Jin am anderen Ende der Leitung. "Ich kenne dich schon ewig, du bist wie mein Bruder, und auch, wenn du fast ein Jahr älter bist, will ich dich nur beschützen und dich glücklich sehen. So ist das unter Brüdern und Freunden." "Ich weiß doch, dass du nur das Beste für mich willst, umgekehrt ist es doch das Gleiche. Ich bringe Manabu um, wenn er dich einfach verlässt und so zerstört." "Dann kannst du dir auch denken, was Ryouga blüht", konterte Jin lachend. "Das will ich sehen. Ich glaube nicht, dass er Angst vor dir hat, was Schlägereien betrifft, hat er nämlich viel Erfahrung, und er ist stark." "Na und? Dann hol ich mir Hilfe, ich denke nicht, dass er gegen vier Gegner ankommt." "Wenn er Reno dabei hat schon. Aber ich will auch nicht, dass ihm etwas passiert. Ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt, Jin. Ich kann nur hoffen, dass es lange so bleibt, wie es jetzt zwischen uns ist. Er ist mir einfach so wichtig." "Ach, Großer, ich weiß, aber du solltest ihm trotzdem nicht blind vertrauen. Ein bisschen Misstrauen hätte dich vor so Vielem beschützen können. Und solange das Misstrauen nicht da ist, muss ich eben auf dich aufpassen." "Du bist ein Schatz", lachte der Ältere und drückte das Kissen an sich. "Wir sind wohl wirklich sowas wie beste Freunde, was?" "Sind wir", bestätigte Jin lachend. "Schade eigentlich, dass wir die meiste Zeit nur telefonieren, obwohl wir mittlerweile wieder in der gleichen Stadt wohnen." "Wir müssen uns unbedingt öfter treffen." "Definitiv. Bevor du dich wieder nach Europa verziehst." "Nicht länger als für einen Urlaub. Ryouga will mit mir einmal nach London fliegen. Wenn wir Geld haben." "Wenn ihr Geld habt, was im Moment und wohl auch in naher Zukunft nicht der Fall sein wird." "Leider. Ich würde ihm London gern zur Weihnachtszeit zeigen", seufzte der Ältere. "Weihnachten kommt jedes Jahr wieder, du Spinner!" "Ich weiß, aber trotzdem… Ich will wieder hin, bevor sich zu viel verändert." "Das wird schon." Jin gähnte. "Wir hören voneinander, aber ich gehöre ins Bett. War ein anstrengender Tag." "Warum? Was ist passiert, Jin?" Besorgt zog Nao die Augenbrauen zusammen. "Wegen dem Mist auf der Arbeit habe ich mich mit Manabu gefetzt, aber das renkt sich wieder ein. Kümmere du dich lieber um deine eigene Beziehung!" "Du weiß, du kannst mich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen, kleiner Bruder. Die Probleme anderer zu lösen ist einfacher als die eigenen." "Mach dir keine Sorgen, ich komme klar. Und morgen mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Job." "Ich mache mir aber Sorgen. Wenn etwas ist, du hast meine Nummer und du weißt, wo du mich findest." "Klar. Bis dann." Bevor Nao etwas erwidern konnte, hatte Jin aufgelegt. Vielleicht hatte der Kleinere mit seinen Bedenken recht, aber es änderte nichts. Nao seufzte leise. Er würde wirklich viel für seinen Freund tun und ziemlich weit gehen, aber würde er sich wirklich für diesen prostituieren? Warum weigerte er sich dann überhaupt, mit dessen Chef zu schlafen? Warum dachte er jetzt überhaupt darüber nach? Es brachte ihn auch nicht weiter, also konnte er es sich auch ersparen, aber das war leichter gesagt als getan. Er wollte Ryouga nicht wehtun, aber dieser hatte ihn darum gebeten. Was sprach dagegen, wenn sein Freund ihn doch bat, mit dessen Chef einmal Sex zu haben? Und für Ryouga würde er so weit gehen. Vielleicht sollten sie am nächsten Morgen oder Nachmittag noch einmal darüber sprechen. Es war wirklich eine halbe Stunde später als normalerweise, als Ryouga nachhause kam. Er hatte lieber laufen wollen, um den Kopf freizubekommen. Ihm war klar, dass das Geschäft erst anlaufen musste, und eigentlich waren fast 8000 Yen für einen Abend, dazu den ersten, gar kein schlechter Verdienst. Fakt war aber, dass es ihm nicht wirklich gut damit ging. Er hatte zwar eine Taktik gefunden, dank der er nicht alles auskotzen musste, aber er fühlte sich mehr als nur billig. Aber es war ja nur so lange, bis die Schulden ausgeglichen waren. Und er tat es nicht, weil er Nao unbedingt leiden sehen wollte, im Gegenteil, er wollte seinem Freund nur helfen. Und wenn er sich dreckig fühlte, er wusste, wofür er so weit sank. Er wusste, wofür er seinen Stolz zeitweise aufgab. Er wusste aber auch, weshalb er Nao davon abhielt, nachts auf ihn zu warten. Vor dem Aufeinandertreffen wollte er auf jeden Fall noch ausgiebig duschen und Zähne putzen, damit auch alle Spuren fremder Männer beseitigt waren. Leise schloss er die Tür auf und horchte erst einmal. Es war alles still. Nao schlief also wirklich schon. Erst, als er sicher war, dass sich nichts mehr rührte, trat er ein und schloss die Wohnungstür hinter sich. Seine Tasche schmiss er, wie sie war, in eine Ecke, schlich sich ins Schlafzimmer und holte sich frische Unterwäsche. Danach ging er ins Bad und sah in den Spiegel. Gesund sah er jedenfalls nicht mehr aus. Er war blass, und zu seiner Überraschung liefen Tränen über seine Wangen. Das war ihm vorher gar nicht aufgefallen. Wie lange es wohl schon so war? Er atmete tief durch, bevor er sich selbst zur Ordnung rief. "Hör auf zu heulen!", befahl er seinem Spiegelbild und wischte die feuchten Spuren von den Wangen. Danach zog er sich aus, warf seine Sachen in den Wäschekorb und stellte sich in die Duschkabine. Eine Weile stand er wie eine Statue unter dem Wasserstrahl. Er war nicht im Stande zu reagieren, sein Verstand arbeitete momentan etwas zu langsam. Er war sich nur nicht sicher, ob das an der Müdigkeit oder seinem schlechten Gewissen lag. Seufzend rieb er sich mit dem Duschgel ein und ließ so die letzten Spuren der Berührungen verschwinden, löste so auch den Geruch von Sex von seiner Haut. Er wollte nicht, dass Nao auch nur annähernd Verdacht schöpfte. Zumindest nicht, weil er diesen eigenwilligen Geruch an sich hatte. Rasch stieg er aus der Dusche, trocknete sich ab und schlüpfte in die sauberen Boxershorts. Danach putzte er sich noch die Zähne und spülte seinen Mund sorgfältig aus. Wenigstens waren alle körperlichen Spuren beseitigt. Wenn er weiterhin so vorsichtig blieb, konnte sein Freund zumindest keine äußerlichen Zeichen für seinen Nebenjob finden. Veränderungen im Verhalten könnte er einfach mit Stress auf der Arbeit begründen. Oder Streit mit Ikuma. Solange Nao nicht auf die Idee kam, diesen anzurufen, war alles okay. Zumindest halbwegs. Viel schwieriger war die Sache mit dem Geld. Jeden Tag fast 8000 Yen Trinkgeld, nachdem er Nao gegenüber schon zugegeben hatte, dass er eben Trinkgelder und Zusatzzahlungen als Begründungen nehmen wollte, waren mehr als nur unglaubwürdig. Vielleicht sollte er das Geld auf sein Konto einzahlen und an Nao monatlich überweisen, so dass es offiziell von seiner Mutter, mehr oder weniger als Unterhalt kam. Das war eigentlich gar keine schlechte Idee. Eine bessere Tarnung konnte er eigentlich nicht finden. Ruhig ging er in das Schlafzimmer und setzte sich neben seinem schlafenden Freund auf die Bettkante. Bei dem Anblick legte sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht, in dessen Gegensatz sich ein schmerzhaftes Stechen in ihm ausbreitete. Egal, wie sehr er versuchte, es vor sich selbst zu rechtfertigen, er hatte seinen Freund betrogen und dafür Geld genommen. Er war nichts anderes als eine Hure. Und er musste es vorerst weiterhin tun und dadurch alles aufs Spiel setzen. Egal, wie sehr er Nao liebte, er konnte es, gerade weil er es auch für diesen tat, nicht lassen. Er kroch auf seiner Betthälfte unter die Decke, schmiegte sich an seinen Freund und schloss diesen fest in die Arme. Er brauchte die Nähe des anderen gerade jetzt sehr, auch wenn er nicht wusste, warum. Eventuell aber auch nur, weil die Zeit nachts die einzige war, in der er ganz und gar Nao gehörte und dieser ihm keine Fragen stellte. Ryouga wachte auf, weil ihn irgendjemand leicht schüttelte, ihm eine Strähne aus der Stirn strich und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte. "Ich weiß, dass du wach bist", flüsterte Nao ihm zu und nahm seine Hand. "Wach ist Interpretationssache", murmelte er zurück, blinzelte ein paar Mal verschlafen und sah seinen Freund aus halbgeöffneten Augen an. "Würdest du noch schlafen, könntest du nicht mit mir reden", erwiderte der Ältere lächelnd. "Komm jetzt aus dem Bett. So süß und friedlich du auch schläfst, Schule ist angesagt." "Würdest du uns fahren, könnten wir länger im Bett bleiben und schöne Dinge machen." Grinsend zupfte Ryouga am Bund der Boxershorts seines Freundes. "Vielleicht können wir ja heute eine Ausnahme machen." Lächelnd drückte Nao seinen Freund auf die Matratze und küsste ihn fordernd. Zwar verschob sich so die Zeitplanung des kompletten Morgens, aber wenn sie ein kleines bisschen zu spät kamen, war das auch kein Weltuntergang. Zart strich er über Brust und Bauch des Jüngeren und intensivierte den Kuss. So startete man gut in den Tag. "Ich habe nochmal nachgedacht. Ich mach's", begann Nao am Frühstückstisch und schob sich einen Löffel Obstsalat in den Mund. Ryouga hielt in seiner Bewegung inne, kaute auf den Pfirsichstücken herum. "Du machst was?" "Mit deinem Chef schlafen. Wenn du es noch willst." Überrascht verschluckte der Größere sich und bemühte sich, nicht los zu husten. "Du erklärst dich gerade bereit, für mich mit Kisaki zu schlafen?", fragte er noch einmal nach. Irgendwie ergab das keinen Sinn. "Wenn du das möchtest, klar." Ungerührt aß der Ältere sein Frühstück weiter. "Okay… Ich weiß nämlich, dass Kisaki Interesse hat. Er hat ein Bild von dir auf meinem Handy gesehen, und dich ja auch schon so. Wenn du willst, kannst du heute gleich mitkommen." Nao nickte entspannt, zumindest äußerlich. Wirklich überzeugt war er von seinem Plan nicht, aber er würde jetzt nicht mehr versuchen, die Entscheidung rückgängig zu machen. Und nervös werden konnte er am Abend auch noch. Nur wehrte sich etwas in ihm dagegen, einfach so mit jemandem zu schlafen. Ob Kisaki oder sonstwer, aber es war das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Diese körperliche Nähe war etwas, das man eigentlich nur mit dem Menschen teilte, den man liebte, zumindest war es für ihn immer so gewesen. "Bist du fertig?", fragte Ryouga nach einer Weile. "Wir müssen los." Nervös folgte Nao seinem Freund zum Eingang des Clubs. Es war definitiv eine blöde Idee gewesen, und dessen war er sich mittlerweile zu 100 Prozent sicher. Auch wenn Ryouga beruhigend seine Hand hielt, zumindest noch, sein Herz schlug viel zu schnell. Er hatte Kisaki am Anfang der Ferien einmal gesehen, und mit diesem Mann sollte er… Verdammt, war er nervös! "Ryouga hat Besuch mitgebracht", lenkte Jui, der mit elegant übereinander geschlagenen Beinen auf einem Hocker vor der Theke saß, die Aufmerksamkeit auf die Ankömmlinge. "Ja, habe ich. Aber streng genommen für Kisaki. Chef, mein Freund, aber nur ausgeliehen." Ruhig musterte der Rothaarige Nao. "Wirklich sehr hübsch", war sein fachliches Urteil, "aber erst mal soll er sich beruhigen. Im Augenblick erinnert er eher an ein scheues Reh." "Boss, das ist ja auch keine alltägliche Situation", mischte Kazuki sich ein, stellte aber ein Glas Whiskey vor Nao. "Trink. Hilft beim Entspannen, und dann kannst du es schnell hinter dich bringen." "Du tust so, als wäre es abartig, mit Kisaki Sex zu haben", meinte Jui trocken. "Kein Wunder, dass du gleich dagegen hältst. Bist ja auch seine Privatschlampe." "Spinnst du?", zischte der Blonde. "Nö", erwiderte Kazuki ruhig. "Nein, es ist nicht abartig, mit Kisaki rumzumachen. Aber ich denke trotzdem, dass Nao bald wieder nach Hause möchte." Lächelnd legte Ryouga seinem Freund, der den Whiskey bereits heruntergekippt hatte, einen Arm um die Taille, während Jui und Kazuki weiterdiskutierten. "Bleib ruhig. Ich weiß, dass der Boss schon mit fast jedem hier Sex hatte. Ich wollte nicht, deswegen lief da auch nichts, aber ich glaube trotzdem, dass er gut zu dir sein wird. Und ich werde ganz bestimmt nicht sauer sein. Okay?" Sanft drückte er seinen Freund ein wenig an sich. "Ich liebe dich", flüsterte er diesem dann noch beruhigend zu. "Ich dich auch", erwiderte Nao ruhiger als vorher und stahl seinem Freund einen Kuss. "Das weiß ich, und trotzdem höre ich es immer wieder gern." Lächelnd strich er dem Älteren über die Wange. "Könnt ihr mal aufhören, hier so herumzuturteln?", fuhr Jui genervt dazwischen. "Nein, warum auch?", erwiderte Ryouga grinsend und küsste seinen Freund demonstrativ. "Oder bist du etwa eifersüchtig, weil du 'nur' Privatschlampe bist?!" "Und wenn schon", fauchte der Blonde. "Kisaki, ich bin oben, wenn du mich suchst." "Oh Mann", seufzte der Rothaarige, nachdem Jui davon stolziert war. "Ryouga, musst du ihn unbedingt provozieren? Du weißt, wie ungern er sich als meine Schlampe bezeichnen lässt." "Mir doch egal. Ich habe keine Angst vor ihm oder seinen Zickereien, wobei der heute schon empfindlicher ist als sonst. Hat wohl seine Tage." "Ich habe auch keine Angst, aber ich will mich auch nicht mit ihm streiten. Wie dem auch sei." Schulterzuckend griff Kisaki nach Naos Hand und zog ihn mit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)