Ikiteru ★ Breaking the rules von Black_Melody (Die Regeln brechen) ================================================================================ Kapitel 19: Bernstein --------------------- "Ryou, alle kommen mit, auch Kiri und Cho." Ikuma lehnte im Türrahmen zum Bad und sah Ryouga zu, wie dieser eine Haarsträhne wieder glättete. Oder es zumindest versuchte. Seine Haare wollten mal wieder nicht so wie er. "Dann ist ja gut. Mal gucken, ob unsere Fall zuschnappt. Wann treffen wir uns wo?" "In zwei Stunden vor dem Paradise. Ich sollte dich vielleicht noch vor Ken warnen." Ruhig stellte Ikuma sich neben ihn und kramte sein Make-Up aus dem Schrank. "Wieso? So schlimm ist er doch gar nicht." Mit hochgezogener Augenbraue sah Ryouga zu dem Silberhaarigen hinab, nachdem er die letzte widerspenstige Haarsträhne doch noch gebändigt hatte. Gelobt sei das Haarspray! "Er vermisst dich unheimlich. Sagt er zumindest, und er will dich unbedingt zurück haben." "Und du glaubst, er wird rumzicken?" Der Größere griff nach seiner Tasche mit dem Make-Up und stellte sie auf den Rand des Waschbeckens. "Er wird sich auf jeden Fall anstrengen, um deine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und er könnte eifersüchtig werden. Du weißt genau, wie er dann ist." "Vielleicht sollten wir ihn dann einweihen, dass er sich zumindest ruhig verhält, bis die Sache gelaufen ist." "Ich nehme ihn mir dann mal zur Seite. Wäre wohl wirklich besser, ihn einzuweihen." Ryouga nickte und beschäftigte sich sorgfältig mit seinem Aussehen. Er gab sich wirklich Mühe, es war wichtig, heute Abend perfekt auszusehen. "Peco!" Ryouga hatte den Blonden schon von Weitem erkannt. Dieses Wesen ließ sich einfach nicht übersehen, und er konnte dem Drang, nach diesem zu rufen, einfach nicht widerstehen. Verwundert drehte der Angesprochene sich zu ihnen um. Trotz der Distanz wusste Ryouga genau, wie freudig der andere grinste. Schnell lief dieser auf sie zu und sprang ihm auf den Arm, riss ihn dabei fast um. "Ryou, du bist wieder hier!", quietschte der Blonde in der höchstmöglichen für ihn erreichbaren Oktave. "Das hast du aber gut bemerkt." Ryouga lachte und stellte den anderen auf den Boden, drückte ihn aber fest an sich. "Ich freu mich auch, dich zu sehen." "Freuen ist gar kein Ausdruck! Das ist einfach wundervoll, seit Monaten habe ich auf diese Ferien gewartet!" Strahlend legte er seinen Kopf auf Ryougas Schulter. "Ich auch. Ich wollte euch zwischendurch teilweise so gern besuchen, aber ich musste zur Schule." "Ryou, könnten wir nicht auch einmal zu dir nach Tokyo kommen?", fragte Peco leise. "Schon, aber ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern. Und die Wohnung, in der ich im Moment mit wohne, ist zwar für drei Personen in Ordnung, aber wir wohnen da schon zu zweit und teilen uns das Bett. Wenn ihr einen Platz findet, wo ihr übernachten könnt, könnt ihr gern vorbeikommen." "Ich lass mir was einfallen." Fröhlich löste Peco sich aus der Umarmung und stellte sich neben Ryouga, zog diesen dann die Meter bis zum Treffpunkt mit sich. "Ryou, was machen wir heute Abend so Schönes?", fragte der Blonde neugierig. "Was macht man in einem Club? Saufen und Feiern vielleicht?" "Tanzt du mit mir?" Der Kleinere setzte den unschuldigsten Engelsblick auf, der er im Repertoire hatte. "Störe ich?" Sanft lächelnd stellte sich eine schwarzhaarige Person zu ihnen. Hörte man diese Stimme nicht und kannte die Tatsache nicht, hätte man vermutlich von einem hübschen Mädchen gesprochen. Nur war er kein Mädchen. "Nein, warum solltest du, Ken?" Ryouga betrachtete ihn genau. Er war hübsch und genauso feminin wie früher auch. Hier schien sich wirklich nichts verändert zu haben. Es war erschreckend, wie gleich alles geblieben war. "Du siehst gut aus", begrüßte Ryouga seinen Ex-Freund. Und das war eine Tatsache. "Du auch, Ryou. Vielleicht sogar besser als früher." Flüchtig berührte der Schwarzhaarige ihn. Das würde in den nächsten Tagen noch kompliziert werden. Besonders, wenn er dem anderen signalisieren musste, dass er kein Interesse mehr an ihm hatte. "Sind wir die letzten?" Kiri trat mit einem wirklich hübschen Mädchen zwischen Ken und Peco. Ryouga musterte das Mädchen flüchtig. Das war also Cho, Kiris neue Eroberung. Sie hatte lange, dunkle Haare, die ihr in weichen Wellen über die Schultern fielen. Ihre Haut schimmerte hell in der herrschenden Nacht, ihre Augen bildeten trotz des zärtlichen Ausdrucks einen harten Kontrast. Ihr Gesicht war schön und zart, ihre ganze Figur eher weiblich. Irgendetwas stimmte mit diesem Mädchen aber nicht. Ryouga wusste nicht, was es war, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er möglichst schnell möglichst weit weg musste. "Ryouga, alles klar bei dir? Ich freu mich, dass du wieder da bist." Kiri umarmte ihn kurz. "Das ist Cho, mein aktueller, ganzer Stolz. Und das hoffentlich noch lange." Kurz begrüßte das Mädchen ihn. Ryouga lächelte sie geheimnisvoll an. "Freut mich, Cho. Ich habe schon von dir gehört." "Hoffentlich nur Gutes." Offen lächelte das Mädchen zurück. Ihre Stimme war glockenhell. Trotzdem stimmte irgendetwas mit ihr überhaupt nicht, das hatte Ryouga im Gefühl. Aber er musste weiter auf unwissend tun. "Aber selbstverständlich. Und Kiri, wie du siehst, fehlt Kaji auch noch." "Stimmt gar nicht. Hier bin ich doch schon. Hey, Ryou." "Sind wir dann so weit?", fragte Ikuma mit einem leicht genervten Seufzen. "Ich geh mal vor die Tür", meinte Ryouga drei Stunden später. Die gesamte letzte Zeit hatte er möglichst unauffällig mit Cho geflirtet. Und sie hatte besser als erhofft darauf reagiert. Ruhig stand er auf und machte sich auf den Weg nach draußen. Wenn alles so lief, wie es sollte, würde Cho ihm folgen. Und dann würde Ikuma mit Kiri nachkommen. Die kühle Nachtluft begrüßte Ryouga. Vor dem Club war alles gut beleuchtet. Der perfekte Ort. "Darf ich dir Gesellschaft leisten?" Schüchtern legten sich zwei zarte Arme um seinen Körper. "Wenn du möchtest", erwiderte er ruhig, befreite sich und drehte sich um. "Ja, möchte ich. Weißt du", begann sie mit einem frechen Lächeln im Gesicht, "du bist ein attraktiver Mann und bestimmt ein guter Liebhaber." "Aha." Ryouga nickte leicht. Er hätte sich übergeben können, so widerlich war es, von der Freundin eines guten Freundes angegraben zu werden, aber da musste er durch. "Das würde ich gern ausprobieren." "Darf ich dich an Kiri erinnern? Dein Freund, schon vergessen?" Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Ikuma und Kiri in einem Schatten in Hörweite standen und gespannt zu warten schienen. Das lief einfach großartig. "Kiri ist eine nette Freizeitbeschäftigung, aber sehe ich aus, als wäre ich auf Liebe aus?" "Was für ein Problem hast du mit Ikuma?" "Er ist der einzige, der mir noch gefährlich werden kann. Also muss er weg." "Cho, sag mal, spinnst du?" Kiris Stimme durchschnitt laut die Luft. Es war ihm offenbar zu viel geworden, und das Wichtigste hatte er gehört. Sichtlich erschrocken fuhr Cho herum und sah ihren Freund geschockt an. "Ich… Was… Nein! Es ist nicht so, wie es aussieht! Ryouga hat mich angemacht und…" "Darf ich dazu was sagen?", mischte Ryouga sich wieder ein. "Du bist für ein Mädchen zwar ziemlich hübsch, aber… allgemein finde ich Männer interessanter. Das ist ein offenes Geheimnis." "Eben!", fauchte Kiri. "Außerdem habe ich genug mitgehört! Was bist du für ein verlogenes Miststück?!" Cho starrte Ryouga wütend an, der aber blieb völlig ungerührt stehen. Vor einem kleineren und schwächeren Mädchen hatte er keine Angst. Wäre ja noch schöner. "Du bist so ein Arsch!", schrie sie ihn an. "Ich weiß." Gleichgültig verschränkte Ryouga die Arme vor der Brust. "Und so intrigante Schlampen wie du haben es einfach nicht besser verdient, als gehörig verarscht zu werden. Ist nichts Persönliches, aber kein Mädchen hat das Recht, diese Clique zu zerstören." "Cho, lass dich nie wieder bei mir blicken", steuerte Kiri gezielt das Ende des Gesprächs an. "Meine Freunde sind mir wichtiger als du. Und jetzt verpiss dich!" Cho warf Ryouga noch einen rachsüchtigen Blick zu und stolzierte davon. "Schön. Da wir das geklärt hätten, gehe ich wieder rein und ihr sprecht euch gefälligst aus!" In der Sitzecke empfingen ihn fragende Blicke, als er sich auf seinen Platz zwischen Peco und Ken fallen ließ. "Fragt Ikuma", erstickte er gleich alle Fragen und lächelte zufrieden. Erstmal konnte jetzt wieder Ruhe in der Clique einkehren. Vorausgesetzt, es tauchte nicht wieder so ein Mädchen auf und versuchte, alles kaputt zu machen. "Ryou, tanzen wir?", fragte Peco begeistert. Angesprochener nickte und ließ sich einfach mitziehen. Peco war ein sehr guter Tänzer, schon immer gewesen. Er wusste, wie er seinen Körper bewegen musste. Er wusste, wie er sich in Szene setzen musste. Und wie er wirklich alle Blicke auf sich zog. Was er auf der Tanzfläche macht, war einfach nur purer Sex, diese Anziehungskraft, die von ihm ausging, zog alle Umstehenden in seinen Bann. Und auch einen Tanzpartner, der eigentlich weder gern noch gut tanzte, konnte er geschickt einbinden und so ebenfalls in den Mittelpunkt ziehen. Ryouga ließ sich einfach leiten. Wenn es um das Tanzen ging, war er kein Weltmeister, aber auch kein Anfänger. Es fiel ihm leicht, sich vom Rhythmus der Musik leiten zu lassen, sich zu bewegen, und wenn Peco dabei war, war es einfach ein Spiel. Wie, wenn er einen Synchronpart mit Reno auf Gitarre spielte. Er musste sich einfach auf einen anderen Menschen einlassen, sich anpassen. Nah an seinem Körper spürte er die geschmeidigen Bewegungen des Blonden, wie dieser sich mal härter gegen ihn bewegte und danach wieder etwas mehr Distanz zwischen sie kommen ließ. Locker legte er einen Arm um den Kleineren und verhinderte so, dass dieser sich zu weit von ihm entfernte. Wenn das nicht ein gelungener Ausklang eines Abends war. Und so musste er noch nicht auf Konfrontation mit seinem hübschen Ex-Freund gehen. "Ikuma, bist du wach?" Die Geräusche im dunklen Zimmer ließen die Frage eigentlich unnötig werden. Woher sollten diese denn sonst kommen? Leise drehte Ryouga sich auf die Seite und sah zu dem Bett, in dem er seinen Freund vermutete. "Nein, lass mich", bat dieser mit leicht zitternder Stimme und strich sich durch die Haare. "Was ist los? Und jetzt fang nicht an, mich zu ignorieren!" "Sagen wir, ich habe schön geträumt, obwohl ich weder das träumen noch es schön finden wollte. Und jetzt habe ich ein Problem…" Ryouga musste grinsen, es ging nicht anders. "Mach schon, ich will nicht, dass du leiden musst, nur weil du dein Zimmer nicht für dich hast." Trotz der Dunkelheit sah er Ikumas geschockten Blick förmlich. Für den Kleineren war das trotz aller Perversität komplett neu. "Du willst, dass ich es mir selbst besorge, obwohl du da bist?" "Wenn es dir hilft, dann mach." Gleichgültig zuckte Ryouga mit den Schultern. "Nein!" Seufzend stand Ryouga auf und setzte sich auf Ikumas Bett. "Hinsetzen." Zögernd gehorchte der Silberhaarige. "Was hast du vor?" "Wirst du gleich sehen." Langsam zog er den Kleineren so hin, wie er es wollte. Ikuma saß zwischen seinen Beinen, mit dem Rücken an seine Brust gelehnt. Dass sie beide nur Boxershorts trugen und Ryouga genau zu wissen schien, was er wollte, beunruhigte Ikuma. "Entspann dich einfach, Kleiner. Du vertraust mir doch. Lass mich einfach machen. Denk an deinen Traum. Oder soll ich dir eine Geschichte erzählen?" "Ryou, das kannst du nicht bringen!", zischte Ikuma. Sein Herz schlug schmerzhaft schnell gegen seine Brust. "Und ob ich kann." Beruhigend streichelte der Angesprochene dem Kleineren über den Oberkörper. Er wusste nur zu genau, wie hochsensibel ein Körper in so einer Situation auf Berührungen reagierte, aber er wollte es lieber langsam anfangen, den Älteren an seine zarten Streicheleinheiten zu gewöhnen. "Ryou, lass das bitte." Trotz der Bitte konnte Ikuma ein leises, wohliges Seufzen nicht unterdrücken. "Nein, das werde ich nicht." Vorsichtig strich seine Hand über den flachen Bauch, seine Finger begannen, um den Bauchnabel zu spielen und hinein zu tauchen. Erschrocken keuchte der Silberhaarige auf und schloss die Augen, legte seinen Kopf auf Ryougas Schulter ab. Leise fing der andere an, eine Geschichte zu erzählen, ihn dabei weiterhin sanft streichelnd und sich in noch andere Gebiete vorwagend. Dass diese Geschichte gar nicht ausgedacht war, musste sein bester Freund ja nicht wissen. Schwer atmend lehnte Ikuma an ihm und hielt sich an seinen Armen fest. Ryouga ließ es einfach zu. Es war immerhin seine Schuld, dass der Ältere so hektisch atmete. "Ryou, verdammt, diese Geschichte war heiß", bemerkte der Silberhaarige nach einer Weile. "Auch wenn es zwei Männer waren. Oder vielleicht gerade deswegen." "Soll heißen?" "Ich weiß es nicht. Erst mein Traum und jetzt deine Geschichte… Ist es normal, dass mich die Vorstellung von Sex zwischen Männern so anmacht? Obwohl ich hetero bin?" Ryouga zuckte mit den Schultern. "Und wenn du bi sein solltest, dann ist es so." "Stimmt." Ikuma lachte leise. "Dann kann ich wenigstens auf Frauen verzichten." "Ein durchaus positiver Punkt." Sanft streichelte Ryouga den Silberhaarigen. Er wollte nicht an Nao denken, aber er fragte sich, was sein Mitbewohner gerade tat. Am vorigen Abend hatte er keine Zeit gefunden, diesen anzurufen. Warum dachte er überhaupt an Nao, während er Ikuma im Arm hielt? Das war doch nicht normal. "Wie ist er so? Dieser Nao." Ikuma klang ernsthaft interessiert. "Ich kann ihn nicht beschreiben. Genauso wenig kann ich erklären, weshalb ich mich in ihn verliebt habe. Gib mir mal bitte mein Handy." Ikuma tat ihm den Gefallen, wenn auch zögernd. "Was willst du?" "Das Beste, was man tun kann, ist vielleicht, ein Gespräch mit anzuhören." "Und deshalb rufst du ihn an?" Skeptisch zog Ikuma eine Augenbraue hoch. "Ich wollte mich eigentlich schon gestern Abend bei ihm melden, aber irgendwie habe ich das nicht mehr geschafft." Scheinbar ruhig wählte Ryouga die Nummer, ignorierte dabei sein wie wild schlagendes Herz, das einzige, das verriet, wie aufgeregt er wirklich war. Ikuma bemerkte es, lächelte aber nur verständnisvoll. Er wusste nur zu gut, wie es war, verliebt zu sein. Ryouga zögerte. Sollte er Ikuma wirklich mithören lassen? Er hatte Nao allgemein noch nie lange am Telefon gehabt, im Moment konnte er sich nicht daran erinnern, überhaupt öfter als einmal mit seinem Lehrer telefoniert zu haben. Und was, wenn Nao noch schlief oder Besuch hatte? Entschieden schüttelte Ryouga den Kopf und drückte die Taste mit dem abgenommenen Hörer. "Ryou? Schön, dass du dich meldest." Der Ältere schien eben auf diesen Anruf gewartet zu haben. Wer hatte schon nach zwei Sekunden sein Handy zur Hand und konnte einen Anruf entgegennehmen, wenn man nicht darauf gewartet hatte? "Nao, was gibt's Neues?" "Schlafzimmer und Wohnzimmer sind jetzt wirklich komplett fertig, ich bin gerade im Arbeitszimmer, aber auch hier werde ich spätestens morgen fertig. Gestern waren Jin und Manabu noch hier." "Deswegen bist du auch schon so weit, oder? Oder warst du einfach nur einsam und gelangweilt." Ryouga grinste bei dem Gedanken daran. "Sie haben mir geholfen, und ja, sie haben mir Gesellschaft geleistet. Bilde dir aber ja nichts darauf ein!" Trotz der Drohung lachte Nao. "Du vermisst mich. Das gefällt mir." Ryouga lachte hinterhältig. "Das tue ich nicht!" "Dann ist das sehr schade, ich hätte dich nämlich gern hier." Einen Moment schien Nao ziemlich sprachlos zu sein, zumindest herrschte Stille. Dann räusperte der Ältere sich. "Ich… wäre auch gern mitgekommen, aber das ging eben nicht. Außerdem ist es deine Zeit mit deinen alten Freunden. Genieß es so lange es dauert. Aber ja, ich vermisse dich auch. Wann kommst du Montag eigentlich wieder hier an?" "Weiß ich nicht genau, wohl am Nachmittag." "Soll ich irgendwas Besonderes kochen?" Nao schien irgendetwas zu durchsuchen. Vermutlich den Kühlschrank. "Nein. Wenn du kochen willst, dann entscheide selbst, was. Sonst können wir auch etwas bestellen." "Ryou, komm bitte bald zurück. Ich bin nicht gern allein. Nicht jetzt." Naos Stimme klang schon fast flehend, was bei Ryouga sofort sämtliche Alarmglocken schrillen ließ. "Nao, was ist passiert?" "Ryan weiß, wo ich arbeite. Uruha hat einen Brief an mich weitergeleitet." Ryouga stockte für einen Augenblick der Atem. Erst, als Ikuma ihm schmerzhaft einen Ellenbogen in die Rippen stieß, begann er wieder zu atmen. "Scheiße… Nao, du machst niemandem die Tür auf, wirklich niemandem. Ich sehe zu, dass ich Montag so früh wie möglich zurückkomme. Und du meldest dich sofort, wenn du wieder etwas von ihm hörst." "Ryouga, das geht schon. Eigentlich bin ich alt genug, auf mich selbst aufzupassen, meinst du nicht auch?" Ryouga musste lachen. "Vom Alter her schon, aber sonst? Nao, Angst kann lähmen, und du hast Angst vor Ryan." Schlagartig wurde er wieder ernst. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass du es schaffst, dich dann selbst zu verteidigen." Nao seufzte. "Du hast recht. Aber mach dir keine Sorgen, ich komme klar. Hetzt erzähl, wie ist es bei dir? Und wie war der Geburtstag von Renos Oma?" "Hier hat sich fast nichts geändert, abgesehen davon, dass mein bester Freund ein paar persönliche Veränderungen durchmacht. Und wir einem Miststück, das unsere Clique auseinander bringen wollte, einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht haben." "Weiber", schnaubte Nao. "Aber du hast Punkt zwei ausgelassen." Ryouga schüttelte den Kopf, auch wenn er wusste, dass Nao das nicht sehen konnte. "Sie versucht, Reno und mich zusammen zu bringen. Für eine so alte Frau lässt die zweideutige Sprüche ab, das glaubst du gar nicht!" "Und? Ist sie erfolgreich?", fragte Nao zögernd. "Nein. Reno und ich hatten zwar ein paar Mal Sex, okay, tatsächlich genau zwei Mal, aber sonst sind wir nur gute Freunde." "Schläfst du immer mit deinen Freunden? Uruha, sein Lover, Reno… Und von Reno weiß ich, dass mit Shin auch was lief." "Bist du eifersüchtig?", fragte Ryouga grinsend. "Du hast die Liste nicht vollständig, hier hatte ich auch noch was mit Peco. Und ich war mit Ken zusammen, mit dem war ich vorher befreundet und bin es jetzt wieder. Zumindest noch." "Wieso 'noch'? Ryou, was ist los?" "Nichts." Ryouga bemühte sich, möglichst ruhig zu atmen. Warum fiel es ihm plötzlich so schwer zu lügen? "Die Diskussion hatten wir. Rede mit mir", bat Nao leise. Der traurige Unterton in der Stimme des Älteren versetzte ihm einen Stich. Er wollte nicht, dass Nao traurig war. Nicht wegen ihm. "Na ja… Ikuma meinte, dass Ken mich zurück will, und gestern kam das auch teilweise so rüber." Der Brünette in Tokyo schwieg einen Moment. "Gehst du zu ihm zurück?" Es klang so, als würde der Gedanke Nao ernsthaft wehtun. "Nein." Ryouga verlieh seiner Stimme einen möglichst entschlossenen Ton. So fest entschlossen wie er war, sollte Nao nicht an ihm zweifeln. Er wollte das nun mal gleich klären. "Nao, ich will nichts mehr von ihm. Er ist hübsch, aber das war er schon immer, und es hat früher auch nicht so lange gehalten." "Wie hübsch ist er denn?", fragte der andere hörbar verunsichert. "Kannst du mir ein Foto schicken?" "Klar kann ich das. Er wirkt sehr mädchenhaft, aber ich stehe momentan eher auf etwas männlichere Wesen." "Wie mich?" Der Ältere klang amüsiert. "Eventuell." Grinsend ging Ryouga auf das Spiel ein. Solche Neckereien machten eben Spaß, auch wenn es noch lustiger war, sich dabei gegenüber zu stehen. "Das gefällt mir. Dann komm bald wieder her." "Übermorgen, Nao. Vermiss mich nicht zu sehr." "Schon klar. Byou und sein neuer Freund haben mich für heute Nachmittag eingeladen, ich bin also beschäftigt. Und morgen finde ich schon eine Beschäftigung, im Zweifelsfalle Kartons aus dem Keller holen und auspacken." "Gut. Wir sehen uns, Kleiner. Und nicht vergessen, mich anzurufen, falls etwas sein sollte." "Ryou, ich bin nicht klein. Bis Montag dann." "Ja, bis dann." Lächelnd legte Ryouga auf. Dass er Ikuma die ganze Zeit über im Arm gehalten hatte, hatte er völlig verdrängt. Natürlich waren ihm das Gewicht und die Wärme an seinem Körper bewusst geblieben, aber er hatte nur noch an Nao denken können. Er war dem Kleineren wirklich verfallen, ob er wollte oder nicht. "Ihr seid dermaßen ineinander verschossen", lachte der Silberhaarige und holte ihn in die Gegenwart zurück, nach Akita. In Ikumas Zimmer auf dessen Bett. "Kann sein, aber wir sind nicht zusammen." "Das wäre auch zu einfach. Ryou, du machst alles immer komplizierter als es ist." Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern. Dann war es eben so. Fakt war allerdings, dass seine Beziehung zu Nao alles andere als unkompliziert war. Genau genommen waren sie nicht zusammen, aber einseitige Liebe machte ihre Freundschaft und Wohngemeinschaft schwierig. Sollten sie zusammen kommen, wäre aber alles noch viel schlimmer. Sie durften nicht zusammen kommen, geschweige denn zusammen sein. Egal, wie er es drehte und wendete, es ging einfach nicht. Er durfte Nao nicht lieben, tat es aber trotzdem. Warum verbot das Gesetz oder das Amt oder sonstwer das überhaupt? Fiel das nicht rein theoretisch unter freie Entfaltung der Persönlichkeit? Konnte man dagegen dann nicht mit den Menschenrechten vorgehen? Seit wann kümmerten ihn eigentlich Regeln, Verbote und dergleichen? Er hatte auch so schon mit Nao Sex gehabt und ihr Verhältnis war enger als erlaubt. Und trotzdem war es so. "Ikuma, es ist kompliziert. Komplizierter als du denkst." Ryouga seufzte und verbarg sein Gesicht an der Schulter des anderen. "Dann erklär's mir", forderte der Silberhaarige. "Er ist mein Lehrer, ich hätte ihm nie so nah kommen dürfen. Reicht das nicht schon als Erklärung?" "Wenn ihr euch nicht erwischen lasst, wird niemand davon erfahren und keinem von euch wird etwas passieren. Du musst schon genauer erklären, wo das Problem liegt." Ryouga rollte genervt mit den Augen. "Für meinen Vater gäbe es wirklich mindestens drei Punkte gegen eine Beziehung mit Nao. Erstens ist Nao ein Mann, und das geht ja überhaupt nicht. Zweitens ist Nao gut 13 Jahre älter als ich. Gut, das stört mich weniger, aber für Nao ist das ein kleines Problem. Er meint, ich sollte mir jemanden in meinem Alter suchen. Und drittens ist er einfach ein Lehrer, er würde sich strafbar machen." "Streng genommen hat er das schon", bemerkte Ikuma trocken. "Ich weiß." "Ryouga, Ikuma, wenn ihr schon wach seid: Frühstück ist fertig!" Die Gerufenen lachten. "Okay, Frühstück zur Mittagszeit ist ein genialer Plan. Lass uns dann mal runtergehen", meinte Ikuma, als er sich wieder beruhigt hatte. _________________________________________________________________________________ Nr. 19: abgehakt. Ehrlich, ich bin hundemüde, aber ich versuche zumindest, mich an meine Termine zu halten. Klappt bisher doch auch ganz gut. Was soll ich zu diesem Kapitel sagen? Ehrlich? Keine Ahnung. Die Sache mit Ryan wird immer schwieriger, aber Nao und Ryouga sind ja bald wieder zusammen. Aber eben noch in keiner Beziehung. Mal schauen, ob sie es denn bald schaffen.^^' Das nächste Kapitel kommt in zwei Wochen. Bis dahin, Hikari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)