Ikiteru ★ Breaking the rules von Black_Melody (Die Regeln brechen) ================================================================================ Kapitel 14: Bergkristall ------------------------ Ryouga streckte sich leicht und zog an seiner Zigarette. Nachdem der Sonntag fast schon langweilig arbeitsreich vorbeigezogen war, hatte er sich schon fast auf den Montagmorgen gefreut. Aber auch nur fast. Geschichte in der ersten Stunde war nach wie vor nicht das Optimale. Wenigstens war Reno anwesend. Und Unterricht bei Nao machte das Ganze noch erträglicher. Nao war einfach ein guter Lehrer und ein netter Mensch, bestimmt auch ein verdammt guter Freund. Nein, er war ein guter, zuverlässiger Freund. "Ryouga, wie war dein Wochenende?" Lächelnd ließ Ko-ki sich neben ihn fallen. "Anstrengend." "Was ist denn passiert? Details, wenn ich bitten darf!" Auffordernd piekste Ko-ki ihm in die Rippen. Wie nervtötend. Aber wie niedlich der Pinkhaarige aussah. "Gibt keine Details. Freitagabend gearbeitet, Samstag bei einem Freund verbracht, Sonntag mit dem seine neue Wohnung weiterbearbeitet. Morgen werden wir wohl so weit einziehen. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du weißt, dass ich im Augenblick nicht mehr bei meinen Eltern wohne." "Klingt wirklich anstrengend. Stellst du ihn mir irgendwann vor?" Verwirrt sah Ryouga den Kleineren an. "Weshalb?" "Du hast dich ein bisschen verändert. Du gehst neuerdings arbeiten. Du bist ruhiger geworden. Und wenn du mit ihm zusammenziehst und meine Theorie stimmt, wird früher oder später irgendetwas… Spannendes zwischen euch passieren", erklärte der Jüngere, als wäre es das Logischste auf der Welt. "Deine Theorie lautet?", fragte der Brünette sofort nach. Das war doch auf eine Art und Weise seltsam. Ko-ki hatte eine Theorie. Das bedeutete, er hatte nachgedacht. Beunruhigend seltsam. "Ich denke, er ist auch schwul oder mindestens bi. Wenn ihr zusammenzieht, müsst ihr euch theoretisch auch mögen. Klar soweit?" "Du bist heute echt gruselig. Iv, was hast du ihm ins Frühstück getan?" Skeptisch sah Ryouga zum Kleinsten ihrer Runde. "Ich hab gar nichts gemacht!" Beleidigt verschränkte Angesprochener die Arme vor der Brust und schob schmollend die Unterlippe vor. "Na dann." Immer noch misstrauisch wandte Ryouga sich seinem Tisch zu. Gleich nach ihrer Ankunft hatte Uruha sich die Zeichnung angesehen und sein Einverständnis gegeben. Keine der Putzfrauen durfte dem zum Kunstwerk umdesignten Tisch mit irgendwelchen Reinigungsmitteln zu nahe kommen. Still nahm Ryouga seinen Bleistift zur Hand und zeichnete weiter. Seit er hier angekommen war und in die Clique aufgenommen worden war, hatte sich zwischen ihnen fast nichts verändert. Freundschaftlich waren sie enger zusammengerückt, aber sie hatten sich noch nie gestritten. Sie hielten fest zusammen und kümmerten sich innerhalb der Gruppe umeinander. Alles in allem war die Situation fast perfekt. Aber was wäre passiert, wenn Nao nicht ihr neuer Lehrer geworden wäre? Was, wenn er nie hier aufgetaucht wäre? Wenn Reno nie von Ryougas Affäre mit Uruha erfahren hätte? Wäre er einfach so Hals über Kopf abgehauen? Wäre es überhaupt notwendig geworden, schon von Zuhause abzuhauen? Aber wäre er auch ohne Naos Anwesenheit noch lange bei seinen Eltern geblieben? Wo wäre er, wenn er so oder so abgehauen wäre, untergekommen, wo sein Vater ihn nicht hätte finden können und er niemanden gestört hätte? Gab es überhaupt so einen Ort in seinem Leben? Warum dachte er eigentlich über so etwas nach? Es änderte doch eh nichts. Nao war da. Er selbst hatte Reno von seiner kleinen Affäre erzählt. Er war im Streit von Zuhause abgehauen. Und da Nao da war, konnte er bei ihm unterkommen. Seine Eltern würden ihn nicht aufspüren, zumindest nicht so schnell. Und selbst wenn sie es schaffen sollten, er war 17 Jahre alt, und somit alt genug, um selbst zu entscheiden, was er wollte. "Guten Morgen! Ihr drei, Shin, Ko-ki und Iv, raus mit euch." Lächelnd wies Nao mit einer Hand zur Tür. Mit einem Schulterzucken lief Shin los, die beiden Jüngeren folgten ihm. Das war doch mal ein nicht gerade häufiges Bild. Schweigend sah Reno Ryouga über die Schulter, wie dieser feine Linien mit dem Bleistift zog, sie bei Bedarf wegradierte und korrigierte, die Umgebung dabei völlig ausgeblendet zu haben schien. Seine Gedanken schienen ohnehin gerade irgendwie ganz weit weg zu sein, die Art, wie er zeichnete, wirkte mechanischer als sonst. Vorsichtig sprach Reno ihn an, aber der Kleinere zeigte keine großartige Reaktion. Auch als Reno ihn leicht berührte, reagierte er nicht. Besorgt musterte Reno ihn und sah sich dann im Raum um. Er bemerkte, wie Naos Blick, sobald dieser sich umdrehte, sich ebenfalls nur kurzzeitig auf Ryouga richtete. Kurz darauf sah der Lehrer ihn fragend an und er antwortete nur mit einem Schulterzucken. Was genau mit Ryouga los war, wusste er immerhin auch nicht. Weiter versuchte Reno den Jüngeren aus diesem Trancezustand aufzuwecken, kam aber nach wie vor nicht wirklich an ihn heran. Nur halb bekam er mit, dass die Klasse eine Aufgabe bekam. Kurz danach erschien Nao neben Ryouga und hockte sich dort hin. "Reno, was ist mit ihm los?" "Ich habe keine Ahnung." Reno war sich nicht ganz sicher, aber sah er da gerade etwas wie Sorge in Naos Blick aufleuchten? "Ryouga, komm zu dir." Zögernd berührte Nao Angesprochenen an der Schulter. Mit ganz viel Glück konnte er gemeinsam mit Reno Ryouga aus dieser Starre holen. Nach kurzem Zögern legte er dem anderen seine Hand auf die Stirn. Fieber hatte er schon einmal nicht. "Ryouga, bitte", versuchte Nao es wieder. Zart hielt er die Hand seines Schülers fest und nahm ihm den Bleistift ab. Vielleicht war ja gerade das die Chance, an ihn heranzukommen. Vorsichtig zog er ihre Hände unter den Tisch und fuhr mit seinen Fingerspitzen sanft über die Handinnenfläche des Jüngeren. Die Berührungen schienen zu Ryouga durchzudringen, wenn auch nur schwach. Leise begann er auf den Jüngeren einzureden. Nach und nach wachte dieser auf, bis er Nao schließlich fixieren konnte. "Schön, dich wieder unter den Lebenden zu haben", bemerkte Nao und lächelte ihn leicht an. "Was war los?" "Nichts Besonderes." Leicht blinzelte Ryouga. Er war noch nicht komplett geistig anwesend und brauchte einfach noch einen Moment. "Ich habe zuerst nachgedacht. Und dann war mein Kopf einfach leer." "Ist gut. Das passiert. Menschen können sich selbst in Trance versetzen, teilweise dauert es Stunden, bis sie wieder aufwachen und auch das dann nur mit Hilfe. Es ist in Ordnung. Wenn du an die frische Luft willst, kannst du ruhig gehen, aber nimm Reno mit." "Ich bleibe hier." Entschlossen sah Ryouga Nao an. "Trotzdem danke ich dir. Und dir auch, Reno." "Kein Problem." Leicht zog Nao seine Hand weg. Er hätte zwar gern weiterhin Ryougas Hand gehalten, aber das wäre wohl zu auffällig gewesen. "Wenn du meinst." Ruhig erhob er sich und ging zurück an die Tafel. Nach wie vor streifte sein Blick Ryouga, der aber konzentriert den Unterricht verfolgte und manchmal mit Reno redete. Alles schien wieder normal zu sein. Er machte sich gut und von der selbstverursachten Hypnose war nichts mehr zu bemerken. Trotzdem war das Thema für Nao noch lange nicht vergessen. Er nahm sich fest vor, den Jüngeren am Nachmittag noch darauf anzusprechen. Wenn ihn etwas so sehr beschäftigte, musste es wirklich bedeutend sein. Endlich war Mittagspause. Heimlich verzog Ryouga sich auf das Schuldach. Ganz eigentlich war es verboten, aber das interessierte ihn momentan nicht besonders. Er wollte einfach nur etwas Ruhe haben, allein sein. Die Pause genießen. Ruhig setzte er sich und lehnte sich an eine kleine Mauer. Es könnte zwar sein, dass Reno sich eventuell bei ihm melden würde, um zu erfahren, wo er abgeblieben war, aber das ließ sich ignorieren. Entspannt schloss Ryouga die Augen. Das Wetter war eigentlich ganz gut, vielleicht war es direkt in der Sonne ein bisschen zu warm, aber sonst wirklich gut. "Ryouga, du weißt, dass es verboten ist, das Dach zu betreten?" Lächelnd stellte Nao sich neben ihn. "Ich habe gesehen, wie du hochgegangen bist." Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern. "Klar weiß ich das." "Und warum kommst du dann trotzdem her?" Nao setzte sich neben den Größeren und sah ihn fragend an. "Keiner kommt her. Wenn ich in der Schulzeit allein sein will, ist hier der beste und wahrscheinlich auch einzige Platz." "Was beschäftigt dich im Moment?" Ausweichend sah Ryouga auf seine Hände. "Nichts." Ohne wirklich darüber nachzudenken nahm Nao eine von Ryougas Händen und lächelte ihn sanft an. "Ich will dir helfen und dafür musst du mit mir reden." "Ich habe nicht um Hilfe gebeten." "Weißt du, Freunde erkennen auch ohne Bitte, wann du Hilfe brauchst. Also?" Leise seufzte Ryouga. Ein ziemlich sicheres Zeichen der Kapitulation. "Ich denke viel nach, über Dinge, die eigentlich nur mich betreffen. Diese typischen 'Was-wäre-wenn'-Fragen. Gerade alles, was seit deiner Ankunft hier passiert ist, beschäftigt mich. Vielleicht, oder eher höchstwahrscheinlich, wäre Vieles anders gelaufen, hättest du den Job nicht übernommen. Es ist nicht schlecht, wie es ist, aber ich frage mich eben, wie es anders wäre." Nao nickte. "Dabei kann ich dir auch nicht wirklich helfen. Ich selbst habe mir diese Fragen auch schon verdammt oft gestellt. Das einzige, was ich dir raten kann, ist, nicht weiter darüber nachzudenken. Akzeptiere alles so, wie es jetzt ist, du kannst es nicht ändern. Diese Fragen werden immer wieder aufkommen, aber du darfst nicht zu lange darüber nachdenken. Konzentriere dich auf die Zukunft, nicht auf das was war oder hätte sein können." Leicht lehnte Ryouga sich an Nao und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Es war ihm gerade auch egal, ob sie jemand sah. Sein Kopfkissen war überraschend bequem. "Ich kann's ja versuchen. Auch wenn ich nicht glaube, dass ich das schaffe." Unsicher sah Nao zu dem schlanken Körper neben sich. Das konnte der doch nicht…?! Was, wenn ein Lehrer oder Schüler sie so sah? Allerdings war das doch sehr unwahrscheinlich, normalerweise kamen auch die anderen Lehrer nicht hoch, da das Dach nicht umzäunt und das Risiko deshalb ziemlich hoch war. Und Schüler durften eigentlich nicht herkommen und kannten den Weg auch nicht. Zögernd legte er einen Arm um Ryougas Schultern. "Ich helfe dir. So gut ich kann. Ich schulde dir viel. Was kann ich eigentlich tun, um das auszugleichen?" Ryouga schüttelte leicht den Kopf. "Vergiss es. Ich mache das alles freiwillig, du musst dich dafür nicht bei mir revanchieren. Außerdem kann ich bei dir wohnen, das ist schon mehr als genug." Trotzdem wollte Nao sich gern etwas einfallen lassen, so viel hatte er beschlossen und dabei würde es bleiben. "Ich will aber etwas für dich tun." "Dann bleib einfach so sitzen und halte mich weiter so fest." Diese Aussage überraschte Nao dann doch etwas, aber er war auch sofort bereit, dem Jüngeren diesen Wunsch zu erfüllen. Leicht hielt er ihn im Arm und streichelte ihn etwas. Es war einfach ein gutes Gefühl, zu spüren, dass der andere ihm vertraute. Zufrieden dösten beide vor sich hin, der Schatten, in dem sie saßen, sorgte dafür, dass es nicht zu warm wurde. Die Zeit verging, ohne dass sie es bemerkten. Es war einfach mit nichts zu vergleichen. Ryouga seufzte entspannt. Er konnte Nao vertrauen, er konnte sich einfach in der Situation fallen lassen, wissend, dass er aufgefangen wurde. "Ryouga… Was genau sind wir eigentlich?", fragte Nao nach einer Weile. "Ich weiß es nicht. Freunde. Vielleicht auch ein wenig mehr?" "Aber eigentlich bin ich viel zu alt. Zwischen uns liegen 13 Jahre." Ruhig richtete Ryouga sich auf und sah Nao an. "Das Alter ist der unwichtigste Faktor, wenn man einen Menschen als Freund gewinnen möchte." "Das mag stimmen, aber trotzdem… Mit Gleichaltrigen kann man sich eher über die gleichen Interessen unterhalten." Nao schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Egal, wie sehr er es sich wünschte, Ryouga und er passten nicht zusammen, auch wenn sie super über alles reden konnten. Und es sich wahnsinnig gut anfühlte, ihn zu küssen. Ryouga seufzte genervt. "Als ob wir damit schon Schwierigkeiten gehabt hätten. Außerdem habe ich ja noch Freunde in meinem Alter." Nao wollte protestieren. Wie gesagt, wollte. Ryouga erstickte diesen Protest aber noch bevor er aufkommen konnte, indem er Nao kurz küsste. Erschrocken sah der Kleinere sich um. Zum Glück hatte niemand sie gesehen. Wäre auch unwahrscheinlich gewesen. Wer kam schon ausgerechnet in so einem Moment auf das Dach? "Spinnst du?", zischte er trotzdem danach. "Nein, ist doch halb so wild. Hat doch keiner gesehen." Ryouga zuckte mit den Schultern. "Aber es hätte jemand sehen können! Darum geht es!" "Schon gut." Besänftigend strich er über die Hand des anderen. "Hast du in der nächsten Stunde Unterricht?" "Nein, erst in der übernächsten", antwortete Nao misstrauisch. "Dann lass uns hierbleiben. Physik kann ich auch ausfallen lassen." "Du bist unmöglich", seufzte Nao und legte sich hin. "Ich weiß." Lächelnd rutschte Ryouga ebenfalls in eine liegende Position und griff nach Naos Hand. Sein Blick wanderte zufrieden in den Himmel. Es war einfach wundervoll so, wie es war. Konnte es überhaupt besser werden? Ja, könnte es, wenn sie sich noch näher sein würden. Sofort schüttelte Ryouga über sich selbst den Kopf. Von allem Unmöglichen, das er gern tun und das er gern für sich haben wollte, Nao durfte er nicht haben. Er war sich ja nicht einmal sicher, ob und wie sehr er Nao wollte. "Was ist?", fragte der Ältere ihn leise mit einem sanften Lächeln im Gesicht. "Unwichtig." "Ryouga", meinte der andere in bittendem Tonfall, "hör auf, immer alles abzustreiten. Ich will dir nicht schaden, wenn ich dich frage, was dich bewegt. Es interessiert mich einfach, was du denkst und fühlst." "So genau weiß ich das selbst nicht. Körperliches Verlangen, Verliebtheit oder Liebe? Nicht jetzt sondern allgemein." Nao nickte verständnisvoll. Er konnte sich nur zu gut erinnern, wie sehr diese Gefühle ineinander übergehen, die Grenzen verschwimmen und dadurch große Verwirrung entstehen konnten. "Du wirst es schon irgendwann wissen. Gefühle sind schwierig, aber du schaffst das." Nachdenklich zog Ryouga Nao näher an sich. Wenn Nao wüsste, dass er Schuld an dem ganzen Durcheinander war. Ryouga wollte es ihm aber nicht sagen. Warum sollte er die Pferde scheu machen? Noch hatte das rein gar keine Sicherheit. Zart legte der andere seinen Kopf auf seine Brust. Fast liebevoll strich Ryouga ihm über den Rücken. Gerade diese Momente waren es, die den Jüngeren an seiner gesamten Gefühlswelt zweifeln ließen. Aber weshalb sollte er versuchen, genau zu analysieren, was er fühlte? Nao hatte zwar Klarheit verdient, aber er wusste ja nicht, dass Ryouga anders für ihn fühlte, als Freunde es normalerweise taten. Aber so wichtig war das auch wieder nicht. Letztendlich war es nur er selbst, der unter dieser verfluchten Ungewissheit leiden musste. Kein anderer wusste von seinen Gefühlen, ganz einfach, weil er nicht wusste, wem er genug vertrauen konnte, der die Situation auch ernst genug nahm und keine Idee hatte, für wen er so fühlte. Bis zum Wochenende mindestens nicht. Freitagnachmittag würde er von seiner neuen Heimat Tokyo aus nach Akita fahren, in seine alte Heimat, um seine alten Freunde zu besuchen. Und diese alten Freunde zählten nach wie vor zu seinen engsten Vertrauten. Ikuma könnte und würde ihm helfen und zuhören. "Ryou… Wie sieht es eigentlich bei deinen Verflossenen aus?", fragte Nao leise und stützte sich vorsichtig neben ihm ab, richtete sich etwas auf. Ryouga zuckte nur mit den Schultern. "Einer gehört noch zu meinen guten Freunden, er hat die Trennung ganz gut verkraftet. Eigentlich heißt es ja, dass aus Freunden Liebende werden können, aus Liebenden aber niemals Freunde. Bei Ken und mir war das anders. Sonst habe ich zu keinem meiner Ex-Freunde Kontakt. Sie hassen mich. Jeder von ihnen wusste, dass ich im Bett gern Abwechslung habe, keinen hat es zuerst gestört. Nur wenn ich dann mit Peco, auch einem guten Freund von mir, etwas hatte, sind sie ausgerastet vor Eifersucht." "Vielleicht weil sie dich geliebt haben und du sie verletzt hast?" "Nao, geliebt habe ich keinen von ihnen und ich habe es auch keinem vorgelogen. Wenn ich jemanden wirklich liebe, bin ich treu." "Und was war mit diesem Ken?", fragte Nao neugierig. "Hast du ihn geliebt? Hast du ihn auch betrogen?" Ryouga seufzte. Natürlich ließ Nao nicht einfach so locker. Wäre ja auch zu einfach gewesen. "Ich denke schon, aber auf eine familiärere Art. Trotzdem habe ich jedes Mal genossen, ihm nahe zu sein und mit ihm zu schlafen. Es war einfach eine schöne Zeit mit ihm, wir waren fast zehn Monate zusammen. Und nein, ich habe ihn nie betrogen. Ich konnte ihn nicht so verletzen, ich kann mir aber nicht wirklich erklären, weshalb." "Und warum ist die Beziehung zerbrochen?" "Ich habe es beendet, bevor ich ihm zu sehr wehtun konnte. Die zwischenzeitlich starken Gefühle sind wieder zurückgegangen und es war Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen." Leicht nickte Nao und legte sich wieder hin. Ryouga war doch sehr gemütlich. Die Wärme, die von ihm ausging, war zwar im Moment etwas unangenehm, aber im Winter bestimmt sehr schön. Wer wollte schon eine Heizung, wenn man Wärme und Gesellschaft gleichzeitig von einem Menschen haben konnte? Wobei es eine komische Vorstellung war, hier im Winter auf dem Dach zu liegen. Nao seufzte leise. Sanft kraulte der andere ihn im Nacken. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so zufrieden gewesen war. Ruhig rutschte er näher an den Jüngeren und genoss den Augenblick. Es war einfach perfekt, nur das zählte. Still lagen sie eng beieinander auf dem Dach, wo keiner sie stören würde, außer vielleicht der nächste Unterricht. Aber den konnte man im Zweifel auch einfach wegfallen lassen. "Nao, hast du Höhenangst?", fragte der Größere plötzlich. "Eigentlich nicht. Warum?" Schnell stand Ryouga auf und zog Nao hoch. "Ich hoffe doch, dass du auch schwindelfrei bist. Du hast unseren Schulhof bestimmt noch nie von oben gesehen." "Ryouga, denkst du, dass ist eine gute Idee?" Widerwillig folgte Nao dem Größeren in die Richtung des Dachrands. "Es ist nicht gefährlich, wenn du nicht zu weit nach vorn gehst. Wenn du willst, halte ich dich fest, damit du nicht fällst." Vorsichtig sah Nao über den Rand. Sie waren wirklich weit oben. Weit genug, damit ein Sturz tödlich sein würde. Unsicher blieb er stehen. Ein paar Meter trennten ihn noch von dem Abgrund und der kleinen Erhöhung davor. Ryouga stellte sich hinter ihn und legte seine Arme fest um den kleineren Körper. "Keine Angst", flüsterte er dem anderen zu. "Ich sichere dich. Du kannst nicht fallen." Behutsam schob er den Älteren vorwärts, bis dieser direkt vor dem kleinen Vorsprung stand. Nao zitterte deutlich, als er gezwungenermaßen auf diesen treten mussten. Beruhigend streichelte Ryouga seinen Handrücken. "Es ist okay", hauchte er dem anderen zu. "Solange ich da bin, passiert dir nichts." _________________________________________________________________________________ Kapitel 14 - online. Das Kapitel beschäftigt sich viel mit Gedanken und Gefühlen, besonders aber auch dem Verhältnis zwischen Ryouga und Nao. Meine Frage an euch: Wie würdet ihr das einschätzen? Zusammen sind sie nicht, aber von Freundschaft zu reden, würde einiges außer Acht lassen. Wie dem auch sei, in zwei Wochen kommt wahrscheinlich das nächste Kapitel. Bis dahin! Hikari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)