Ikiteru ★ Breaking the rules von Black_Melody (Die Regeln brechen) ================================================================================ Kapitel 8: Onyx --------------- Müde legte Ryouga seinen Kopf auf seine Federtasche. Endlich war das Problem gelöst und jetzt machte sich die Erschöpfung bemerkbar. Die letzte Nacht war lang gewesen, Nao hatte ihn immerhin noch eine ganze Weile wach gehalten. Alles in allem war es aber doch eine schöne Nacht gewesen. Bei dem Gedanken daran schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Wahrscheinlich würde er nie wieder so eine Nacht mit seinem Lehrer verbringen, und das war auch besser so. Besser für ihrer beider Zukunft. So könnten sie ihr gutes Verhältnis bewahren und eventuell so etwas wie Freunde werden. Ryouga schüttelte über sich selbst den Kopf. Er sollte dringend aufhören, sich so viele Gedanken wegen Nao zu machen. Das war nicht gut, definitiv nicht. Aber egal, worauf er sich konzentrierte, seine Gedanken kehrten unweigerlich zu seinem Mathelehrer zurück. Im Halbschlaf registrierte er, wie es leise wurde. So konnte man auch viel besser schlafen, selbst wenn der Unterricht dafür nicht gedacht war. Ebenso nahm er am Rande wahr, dass heute jemand zusehen würde, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Wenn es wichtig wäre, würde sich schon jemand finden, der ihn aufweckte. Wobei es dann wirklich wichtig wäre, niemand wollte sich seiner Wut und schlechten Laune aussetzen. Jemand ließ sich neben ihm auf Renos Platz nieder. Leicht strich dieser jemand ihm über den Rücken, machte aber keine weiteren Anstalten, ihn aufwecken zu wollen. Wer könnte das nur sein? Ein Lehrer wohl, klar, wer sollte wohl sonst im Unterricht zusehen? Und wer von diesen Lehrern würde ihn so sanft berühren? Uruha wohl, aber der würde ihn vermutlich komplett aufwecken. Und dann gab es nur noch eine andere Option. Nao. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Kurz schmiegte er sich an die warme Hand, um zu zeigen, dass er nichts dagegen einzuwenden hatte. Sofort wurden die sanften Streicheleinheiten etwas fester, selbstbewusster. Ein zufriedenes Seufzen kam über seine Lippen während er weiter vor sich hindämmerte. Irgendwann klingelte sein Handy, welches er auf leise gestellt hatte, in seiner Hosentasche. Unachtsam zog er es hervor und hielt sich das ungeliebte Ding ans Ohr. "Wer stört?" "Ryou, du bist von zuhause abgehauen?! Wo schläfst du im Moment?" Reno. Was fiel dem ein, im Unterricht anzurufen und ihn dann auch noch fast anzuschreien. "Ja, bin ich. Im Moment im Englischunterricht, die Nacht habe ich im Hotel verbracht und nachher ziehe ich zu einem Freund. Woher weißt du das eigentlich?" "Deine Mutter hat mich angerufen, sie will, dass du zurück nachhause kommst." Ryouga gab nur ein missmutiges Grummeln von sich. "Nach der Schule hole ich noch ein paar Sachen von Zuhause weg. Da kann sie ja mit mir reden, ob ich ihr zuhöre ist aber etwas anderes." "Ryou, sag mir wenigstens, wo du unterkommst, bei wem." "Bei meinem Ex-Lover und seinem Freund. Sonst noch Fragen?" "Bist du morgen in der Schule?" "Schwänzen geht wohl schlecht, oder?" Reno lachte am anderen Ende der Leitung. "Stimmt. Wenn du bei unserem Rektor wohnst, der schmeißt dich morgens ja überpünktlich aus dem Bett und zerrt dich im Zweifelsfall völlig ungestylt zur Schule." "Sollte er das wagen, schließe ich mich in seinem Büro ein. Er hat da ein tolles Notfallset. Reno, ich muss auflegen, sonst wird Kohara noch sehr sehr sauer." "Schon klar, viel Spaß." Sofort war das Gespräch unterbrochen. Müde ließ Ryouga sein Handy auf den Tisch sinken. "Dann kannst du bei Uruha bleiben?" Nao streichelte ihm immer noch über den Rücken. "Vorerst, ja. Das ist nur keine dauerhafte Lösung." Müde lächelte er den Älteren an. Kazuki und Uruha waren immerhin zusammen und wollten auch Zeit allein verbringen. Zu seinen Eltern würde er aber trotzdem nicht zurückgehen. "Sobald meine Wohnung so weit bewohnbar ist, dass ich eingezogen bin, kannst du bei mir einziehen." Der Größere nickte. Mit Nao zusammen zu wohnen war eine verdammt reizvolle Vorstellung. Und sie verstanden sich wirklich gut, vielleicht könnte er sich einen Job suchen und gegen einen Teil der Miete länger bei Nao bleiben und eventuell im Arbeitszimmer oder auf dem Sofa schlafen. Dafür bräuchte er aber erstmal einen Job. Nicht, dass er es noch nie versucht hätte, zu arbeiten, aber er ließ sich nichts vorschreiben und war immer mit seinen Chefs aneinander geraten. Und die Jobs waren so verdammt langweilig gewesen. Kein Wunder, immerhin hatte sein Vater dafür gesorgt, dass er sie bekommen hatte. Zufrieden glitt er wieder in diesen angenehmen Dämmerzustand und genoss Naos warme Berührungen. Nachdem er sich Kazukis Handynummer von seinem Rektor geholt hatte, hatte er sich mit Nao auf den Weg zum Hotel gemacht, um seine Tasche abzuholen. Er hatte Kazuki auf dem Weg angerufen, dieser war losgefahren und würde ihn vor dem Hotel abholen. "Nao, könnte ich eventuell auch länger bei dir wohnen?" Er zögerte, bevor er die Frage stellte, aber es war nun mal notwendig. Er wusste nicht, ob er überhaupt nochmal bei seinen Eltern einziehen würde. "Vom Platz her würde es sicherlich gehen, und ich hätte nichts dagegen. Aber wir müssen eh noch warten, frühestens nächste Woche kann es losgehen." Ryouga nickte und lächelte ihn dankbar an. "Ich suche mir auch einen Job, versprochen! Wenn ich schon bei dir wohne, kannst du mich nicht auch noch durchfüttern." "Halt die Klappe, Ryouga. Du musst das nicht tun. Die Miete muss ich so oder so bezahlen, und ich gehe mal nicht davon aus, dass du so viel isst, dass ich das nicht mitfinanzieren kann. Konzentriere dich lieber auf deine Schule und danach Studium oder Ausbildung." Genervt seufzte der Jüngere. "Du klingst wie mein Vater, nur kann ich den im Gegensatz zu dir nicht ausstehen." Nao lächelte ihn leicht an. Mit Ryouga zusammenwohnen... Ein seltsames Hochgefühl breitete sich in ihm aus. Seine Laune wurde immer besser, und daran änderte auch die fast unmenschliche Hitze nichts mehr. "Da ist ja unser Traumpaar." Erschrocken blieb Nao stehen und fuhr herum. Ryouga reagierte viel ruhiger, drehte sich aber auch um. "Taka, was willst du?" "Ein wenig Sex wäre ganz nett. Murai-sensei, was halten Sie denn von der Idee? Wir sind fünf, und Ryouga wäre bestimmt auch nicht abgeneigt. Wie wär's?" Entschieden zog Ryouga den Lehrer hinter sich und gab ein undefinierbares Knurren von sich. "Taka, halt die Klappe und verzieh dich. Ich hatte euch doch gesagt, dass ihr ihn in Ruhe lassen sollt. Und wenn sich das gegen mich richtet, du weißt genau, dass ich keine Angst vor euch habe. Wenn ihr so mutig seid, wagt es doch, in der Schule so mit mir zu reden, dann steht es wenigstens fünf gegen fünf." Wütend funkelte der jüngere Schüler ihn wieder an, verzog sich dann aber mit seiner Clique. Ryouga drehte sich um und musterte Nao besorgt. Der Kleinere zitterte und war ziemlich blass. "Was wollen die von mir? Erst greifen sie mich in der Schule an und jetzt auch noch auf dem Weg zum Hotel." Schützend hatte er seine Arme um seinen Körper gelegt. Womit hatte er das alles verdient? Das war einfach alles zu viel. Sanft zog der Jüngere ihn in eine Umarmung und streichelte ihn beruhigend, was zumindest etwas half. "Es ist nicht so, dass nur du darunter zu leiden hast. Die fühlen sich cool, wenn sie auf Lehrern rumhacken, und meistens trifft es den neuesten Lehrer." "Schön und gut, aber muss ich jetzt permanent Angst vor denen haben?" "Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum. Und ich denke, sie lassen dich in Ruhe, wenn ich nicht dabei bin." Nao schmiegte sich nur zitternd an den anderen und konzentrierte sich auf das berauschende Gefühl, das diese Nähe in ihm auslöste. "Komm, wir müssen weiter." Leicht entließ Ryouga ihn aus der Umarmung, hielt aber seine Hand und zog ihn so weiter. Je weniger sie sich auf offener Straße aufhielten, desto sicherer war der Kleinere, und das war im Moment am Wichtigsten. "Ryouga, schön dich mal wieder zu sehen." Ruhig lächelte Kazuki ihn an und wartete offenbar auf eine Reaktion. "Gleichfalls. Und noch einmal danke, dass ich bei euch bleiben darf, zumindest für ein paar Tage." Dankbar sah er den anderen an und umarmte ihn kurz zur Begrüßung. Er wollte wirklich maximal bis Ferienanfang bei seinem Rektor und dessen Freund bleiben, danach würde er wahrscheinlich vorerst bei Nao unterkommen. "Ist doch kein Problem. Außerdem bin ich dann tagsüber nicht mehr ganz so allein." "Ich muss zur Schule, das weißt du?" Verwundert sah er den Kleineren an. "Darüber haben Uruha und ich schon gesprochen. Er meinte, ein paar Tage könntest du auch bei mir bleiben." "Er lässt mich schwänzen? Einfach so?" "Weil ich das wollte. Ihm ist Treue zwar eigentlich wichtig, aber du scheinst eine Ausnahme zu sein. Aber komm jetzt, wir müssen hier nicht stundenlang herumstehen." Mit einem undeutbaren Glitzern im Blick wurde er von oben bis unten gemustert. Trotzdem hatte er das Gefühl, genau zu wissen, woran sein Gegenüber dachte. Ruhig erwiderte er den Blick und stieg dann in den silbernen Kleinwagen, neben dem sie standen. Kazuki ließ sich neben ihm auf dem Fahrersitz nieder und startete den Wagen. Ryouga bat ihn, noch zu seinem Elternhaus zu fahren, was Kazuki auch gleich einwilligte. Von Uruha hatte er gehört, weshalb der Schüler von zuhause abgehauen war, aber Genaues wusste sein Freund ja auch nicht. Er würde schon gern wissen, was der Auslöser gewesen war, fragte aber einfach noch nicht weiter nach. Der Jüngere sollte sich nicht in die Ecke gedrängt fühlen, also hieß es einfach abwarten. Bestimmt würde das Rätsel sich irgendwann von selbst auflösen. Genervt seufzend ging Ryouga aus dem Bad wieder in sein Zimmer, wo Kazuki mit dem Laptop in der dazugehörigen Tasche in der Hand an der Wand lehnte, das Gesicht mit einem schadenfrohen Lächeln geschmückt. "Ryou, bitte bleib doch hier, dein Vater wird außer sich sein", unternahm seine Mutter einen weiteren Versuch, ihn zum Bleiben zu bewegen, obwohl er ihr schon mehrmals gesagt hatte, dass er nur ein paar Sachen holen wollte und danach verschwinden würde. "Nein, verdammt! Er ist so oder so außer sich, er hätte mich schon vor Jahren rausschmeißen sollen, dann hätte er uns so viel Theater erspart! Ich habe die Schnauze gestrichen voll!" "Aber er wird dein Konto sperren!" "Dann suche in mir einen Job und eröffne ein neues!" "Ryou-kun..." "Steck es dir sonst wohin. Kazu, von mir aus können wir los." Der Angesprochene nickte und folgte dem aufgebrachten Ryouga und dessen verzweifelter Mutter zur Haustür. "Wie soll ich das deinem Vater beibringen?" Ein verzweifeltes Schluchzen brachte Ryouga dazu, noch einmal genervt zu seufzen. "Hör auf, so schlecht zu schauspielern!", fuhr er sie wütend an. "Sag es ihm einfach so, wie es ist!" Laut knallte er die Tür zu, Kazuki lehnte bereits an seinem Wagen. "Dein Vater ist ein ziemlicher Tyrann, oder? Lass deine Wut trotzdem nicht an deiner Mutter aus." Beruhigend legte Kazuki dem Jüngeren eine Hand auf die Schulter und erschauderte kurz unter dem kalten Blick. "Sie könnte etwas gegen ihn unternehmen, ich kämpfe immerhin auch!" Schnell stieg Ryouga in den Wagen und schloss die Augen. Er musste sich dringend wieder in den Griff bekommen. Allgemein musste er lernen, seine Wutanfälle unter Kontrolle zu halten. Er wollte gar nicht so auf seine Mutter losgehen, und er wollte auch nicht aus irgendeinem Grund Kazuki anfauchen, obwohl der wirklich gar nichts für die Situation konnte. Er war so in diesen Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, sie Kazuki einstieg und losfuhr. Auch registrierte er nicht, wie der Wagen vor dem Wohnhaus stoppte. Erst, als ihm der Ältere über den Arm strich, schlug er die Augen wieder auf und sah sich um. "Wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da." Der andere lächelte ihn sanft an. "Ich komme darauf bestimmt irgendwann zurück. Auch wenn ich glaube, eine private Anti-Aggressionstherapie wäre sinnvoller." Unmotiviert stand er auf und nahm seine Taschen aus dem Kofferraum. Der Ältere hielt ihm die Haustür auf und ging mit ihm hoch in die Wohnung. Nachdem die Tür hinter ihnen zugefallen war, brachte der Größere seine Sachen erstmal in das Schlafzimmer und gesellte sich dann zu Kazuki an den Küchentisch. Der Barkeeper hatte sein Handy in der Hand, legte es aber auf den Tisch, als er die Küche betrat. "Ich habe nachgedacht", begann Kazuki das Gespräch, nachdem der Größere sich ihm gegenüber gesetzt hatte und die Cola in seinem Glas betrachtete. "Über deine private Therapie." Misstrauisch sah Ryouga ihn an, wartete aber erst einmal ab. Der Ältere würde das Geheimnis schon lüften, und das auch ohne Aufforderung. "Weißt du, ich dachte an etwas ganz Bestimmtes. Sex als Therapie gegen Aggressionen soll sehr wirksam sein, und da lebst du mit zwei geeigneten Therapeuten unter einem Dach." Aha. Daher wehte der Wind. "Und was sagt Uruha dazu?" "Frag ihn selbst." Leicht schon der andere ihm sein Handy hin. Das...! Unglaublicherweise war das nicht nur per Anruf mit Uruha verbunden, nein, das Ding stand auch noch auf Lautsprecher! "Na, wenn das so einfach ist. Ruha, was meinst du?" Am anderen Ende der Leitung lachte jemand deutlich amüsiert. "Von mir aus könnt ihr das Therapieprogramm durchziehen. Aber ich will heute Abend alle Einzelheiten hören, egal wie versaut oder hart!" Jetzt lachte Kazuki. "Und dabei willst du dann von uns verwöhnt werden. Meinetwegen gern." Ryouga nickte grinsend. "Ich bin auch dabei. Wir sehen uns dann heute Abend." Nun ebenfalls grinsend drückte Kazuki den aufgelegten Hörer und schob sein Handy zur Seite. "Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad oder gleich hier?" "Mir egal, aber du liegst unten." "Das werden wir noch sehen." Schnell beugte er sich über den Tisch und stahl dem Jüngeren einen kurzen Kuss. "Spätestens, wenn du meinen Schwanz im Arsch hast", hauchte er lasziv, stand auf und zog den anderen mit sich in das Schlafzimmer. Ryouga würde sicher gegen ihn kämpfen, aber wer von ihnen beiden letztendlich die Macht haben würde, würde sich wahrscheinlich eh erst im letzten Moment ergeben, auch wenn Kazuki sich keine allzu großen Hoffnungen machte. Genauso wenig wagte er zu hoffen, dass er völlig schmerzfrei davonkommen würde. Aber möglich war es dennoch. _________________________________________________________________________________ Und pünktlich das nächste Kapitel. Viel dazu zu sagen habe ich nicht, aber zu dem nächsten Upload: Wer mich kennt, weiß, dass ich Lemonkapitel meistens ziemlich zentral zwischen zwei regulären hochlade. Das würde ich auch beibehalten, aber ich bin bis zum 29.07. im Urlaub. Wer jetzt etwas rechnen kann bemerkt, dass da auch noch ein zweiter Donnerstag reinfällt. Anstatt aber einfach zu sagen, ich mache Pause, werden sowohl Kapitel 9 als auch Kapitel 10 an dem Tag, an dem ich wieder hier bin hochgeladen. Also gilt: nächster Upload [Kapitel 9 -adult][Kapitel 10 - kein adult]: 29.07.2011 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)