Kinder ihrer Zeit von Hekate4444 ================================================================================ Kapitel 6: Der Morgen danach ---------------------------- Sooo, dieses Mal gibt es ein Kapitel aus Draco's Sicht der Dinge. Irgendwann werde ich auch noch mal eins aus der Sicht der Jungs machen. Das kann aber noch ein klein wenig dauern. Der grobe Plot für die Geschichte steht jetzt ziemlich fest weshalb ich die Hoffnung habe, dass die uploads jetzt schneller werden. Aber nagelt mich nicht drauf fest! Jetzt viel Spaß beim lesen. :D Draco Malfoy erwachte mit einem unangenehmen Pochen im Kopf. Das Sonnenlicht, das er sonst am morgen genoss, war jetzt unangenehm. Schnell schloss er die Augen wieder und tastete nach dem kleinen Flacon, den er gestern Nacht in weiser Vorrausicht auf seinem Nachttisch platziert hatte. Die Flüssigkeit schmeckte bitter, aber das war es ihm wert. Bereits nach fünf Minuten spürte er, wie der Schmerz langsam nachließ. Den Schwur, nie wieder zu trinken, verkniff er sich direkt. Er bezweifelte stark, dass sich jemals jemand daran gehalten hatte (der kein Alkoholiker mit der festen Absicht trocken zu werden war). Er streckte sich gemächlich und richtete sich langsam auf. Elf Uhr morgens. Das ging ja sogar noch. Das Wetter draußen war dermaßen herrlich, dass er überlegte bei Harry vorbeizugehen um Scorpius abzuholen. Nachdem er den Trank fertig gestellt hatte, hatte er endlich die Zeit dafür. Als er jedoch die langen Beine aus dem Bett schwang fiel ihm ein, dass mit großer Wahrscheinlichkeit Victoria vorbeikommen würde. Morgen würde sie zu dieser sinnfreien Beautyreise fahren. Sie hatte jedoch angekündigt vorher „über ein paar Dinge reden“ zu wollen. So, wie er sie kannte konnte das nichts Gutes bedeuten. Mit einem genervten Stöhnen erhob er sich und steuerte schnurstracks auf die Dusche zu. War das ein Abend gewesen! Als das warme Wasser auf seine Haut prasselte dachte er über Harrys und seine Verabschiedung nach. Harry… in Gedanken hatte er ihn schon öfter mit seinem Vornamen betitelt. Ihn auch wirklich so angesprochen zu haben fühlte sich trotzdem etwas seltsam an. Was hatte er sich eigentlich bei dieser dämlichen Einladung gedacht? Es war offensichtlich, dass eine Art Spannung zwischen Ihnen herrschte, die nicht gut war. Hatte er sich wirklich eingebildet sie hätten Freunde werden können? Man ging nicht so einfach zu seinem ehemaligen Erzfeind und machte seinen besten Freund daraus. Am Anfang hatte er noch geglaubt, dass das zwischen ihnen unangenehme Befangenheit gewesen war, weil sie einfach nicht wussten, wie sie miteinander reden sollten. Aber dann hatten sie einfach über intime Dinge geredet, als wäre da nie dieser Hass zwischen ihnen gewesen. Natürlich hatte er schon keinen Groll mehr gegen Harry gehegt, als er das erste Mal zu ihm gefahren war. Längt schon hatte er eingesehen, dass er damals Unrecht gehabt hatte. Er bewunderte den Mut, den Harry gehabt hatte und wünschte sich auch jetzt noch, dass auch sein Vater und natürlich er selbst diesen gehabt hätten. Mit dem Wissen und den Fähigkeiten von heute hätte er sich mit Sicherheit anders entschieden. Aber was brachte es jetzt noch über die Vergangenheit zu weinen? Jedenfalls hatte er nicht damit gerechnet, dass Harry ihm so unter die Haut gehen würde. Wie sollte er das einordnen? Das gestern hatte sich angefühlt als hätten sie sich Küssen wollen. Wollten sie? Wollte er? Wollte Harry? Das war alles ziemlich absurd. Der Goldjunge war verheiratet und hatte Kinder! Er selbst mochte gerade mitten in der Scheidung stecken, aber deswegen musste er ja nicht anfangen von heute auf morgen zum anderen Ufer überzulaufen. Sein Plan war sich voll und ganz auf seinen Sohn und die Arbeit (inklusive „Sekretärinnen“) zu kümmern. Er stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche um sich abzutrocknen. Reagierte er vielleicht über? Es passierte ja allerhand seltsamer Kram, wenn Alkohol im Spiel war. Er wollte gar nicht an alle die Dummheiten zurückdenken, die er im Suff so angestellt hatte (auch wenn einige davon ihn immer noch dümmlich grinsen ließen). Das Problem war allerdings, dass es ja nicht nur gestern Abend so gewesen war. Jedes Mal, wenn sie alleine waren, war es seltsam. Nicht normal. Und das, obwohl sie sich noch nicht allzu oft getroffen hatte. Es mochte ja nicht direkt erotische Spannung wie im Rammelkasten zwischen ihnen herrschen aber es war auch nicht die normale Freundschaft oder Bekanntschaft, wie sie eigentlich zwischen Männern herrschen sollten. Es war auch nicht einfach nur Beklemmung aufgrund ihrer Vorgeschichte. Was auch immer es war, es war Draco nicht ganz geheuer. Er schlüpfte in eine bequeme dunkle Jeans und ging nach unten um sich einen Kaffe zu machen. Jetzt, wo die Kopfschmerzen passé waren, konnte er anfangen das Wetter draußen zu genießen. Wenn er Glück hatte würde Victoria schnell verschwinden und er konnte Scorpius doch noch abholen. Als hätte er an den Teufel persönlich gedacht knallte es vor seiner Haustür und eben jene wurde mit einem festen Ruck geöffnet. Victoria. „Ich bin ein bisschen früher gekommen. Ich möchte unbedingt noch ein wenig einkaufen gehen. Schließlich kann ich nicht einfach auf eine Beautyfarm ziehen wenn ich den ganzen alten Fummel trage.“ „Kann ich voll verstehen. Freut mich auch dich zu sehen, Liebling.“, erwiderte Draco lakonisch und nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee. „Bist du jetzt erst aufgestanden?“, fragte sie und musterte ihn kritisch, wie er da barbrüstig mit einer Tasse Kaffee in der Küche stand. „Ja, ich habe den Trank endlich fertig bekommen und war feiern.“ „Irgendwann wirst du total verlebt aussehen, Draco.“ „Ja, aber bei Männern ist das egal, weißt du? Das ist auch der Grund, warum du auf deiner Fahrt keinen einzigen Kerl sehen wirst, außer er heißt Detlef und wartet darauf seinen Horst wieder zu sehen.“ „Auch Männer sollten auf sich achten.“ „Ist nicht so als würde ich mich gehen lassen, Baby.“ Er klopfte gegen seinen trainierten Bauch und goss seiner Exfrau eine Tasse Kaffee ein. Sie schien guter Laune zu sein. Gut für ihn. „Oh, danke, aber ich hätte lieber Wasser. Ich mache nämlich auch eine Fastenkur…“ „Warum auch immer… aber wie du meinst. Mehr für mich.“ Er stelle ihr etwas zu trinken hin und setzte sich zu ihr an den Tisch. Victoria war das, was man eine klassische Schönheit nennen würde. Schlank, wallendes Haar, große Augen, schöne Wangenknochen, volle Lippen. Er würde ja gerne behaupten, dass sie dumm wie Scheiße war. Dem war aber nicht so. Sicher, sie mochte recht oberflächlich sein. Aber das war er bis zu einem gewissen Grad auch. „Weswegen wolltest du jetzt unbedingt vor deiner Reise hier vorbeikommen?“ Sie nahm einen Schluck Wasser und sah nahezu verlegen aus. Sehr untypisch. „Es geht um Scorpius.“ Draco merkte, wie er sich versteifte. Das war nicht gut. „Ich gebe zu, dass ich mich in letzter Zeit nicht genug um ihn gekümmert habe. Aber… weißt du, mir geht das alles auch sehr nahe. Und er ist dir einfach so ähnlich. Ich konnte ihn einfach nicht um mich haben. Aber jetzt vermisse ich ihn manchmal. Ich werde bald in meine Wohnung in London einziehen. Ein richtig schönes Loft. Einfach perfekt. Und… ich würde ihn dann doch gerne über die Herbstferien nehmen. Und wegen Weihnachten… das müssen wir dann mal sehen. Ich fühle mich wie eine Rabenmutter!“ „Warst du in letzter Zeit auch. Aber du scheinst das ändern zu wollen.“ Er war wirklich überrascht. In den letzten Wochen, sogar Monaten, hatte er nicht den Eindruck, dass sie sich wirklich um ihren Sohn kümmern wollte. „Ich weiß.“ „Sprich das mit ihm ab, wenn du wieder da bist. Ich freue mich drüber, wenn er auch mal bei dir vorbeifährt. Für ihn ist das auch wichtig. Auch wenn er das nicht so zeigt.“ „Da ist noch etwas…“ „Schieß los.“ „Ich… bin in einer neuen Beziehung. Schon länger. Und ich habe Angst, dass Scorpius das nicht akzeptieren wird.“ „Er wird sich von dem Kerl nichts sagen lassen. Aber ich denke auch nicht, dass er auf die Barrikaden gehen wird. Wie heißt der Typ denn? Ihr wohnt aber nicht zusammen, oder?“ „Nein… noch nicht. Du kennst ihn. Es ist Jason.“ Draco verschluckte sich fast an seinem Kaffee. „Jason Tanner?“ Er wusste nicht, ob er lachen oder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen sollte. Der Kerl war einfach… einfach… ohne Worte. Das Einzige, das ihn auszeichnete waren sein gutes Aussehen und ein großes Erbe. Er war der Junior Chef der Firma für die er und Victoria gearbeitet hatten als sie sich kennenlernten. Dabei war es ziemlich offensichtlich, dass er diese Position nicht aufgrund seiner Fähigkeiten innehatte sonder wegen seiner familiären Beziehungen. Scorpius würde den armen Trottel in Grund und Boden stampfen. Genauso wie Draco hasste der Junge nichts mehr als sorgfältig kultivierte Dummheit. „Das könnte in der Tat ein Problem sein. Wie zum Henker kommst du denn dazu?“ „Ich weiß es nicht. Es… passt einfach.“ „Ich glaube, ich will es gar nicht wissen.“ „Jetzt, wo das alles raus ist fühle ich mich besser. Ich weiß, dass du Jason nicht magst… aber er ist bei weitem nicht so ein Arsch wie du.“ „Das glaube ich sofort. Um ein Arsch wie ich es bin zu sein braucht es ein gewisses Maß an Intelligenz.“ „Er braucht für einiges halt etwas länger.“ „Ein Mensch hat nur eine geringe Lebensspanne. In so fern er also nicht im Besitz des Steins der Weisen ist wird es vermutlich nie dazu kommen, dass er mir jemals gewachsen sein wird.“ „Vielleicht ist mir das ganz recht.“ Sie wurde schnippisch. Das war eigentlich der Moment aufzuhören. Er musste sich gehörig auf die Zunge beißen um nicht noch mehr Gehässigkeiten auszuspeien. Es ging ja nicht darum, dass sie einen Neuen hatte. Hätte sie sich nicht aber wenigstens einen mit Niveau suchen können? „Wie auch immer. Ich stehe dir da nicht im Wege. Sprich mit Scorpius wenn du wieder da bist und dann klären wir das alles.“ Er nahm sich die zweite Tasse, die eigentlich für Victoria gedacht war. Detox. Was eine Scheiße. „Gut. Dann müssen wir noch irgendwann einen Termin machen. Beim Scheidungsanwalt. Wegen des Besitzes.“ „Ja, ja. Mach du erst mal deine Kur. Raffgieriges Stück.“ Er zwinkerte ihr dieses Mal zu um etwas Ernsthaftigkeit aus der Aussage zu nehmen. Ein Teil war trotzdem ernst gemeint. Und sie wusste das. Ein Hauptgrund warum sie so viel stritten war die Tatsache, dass sie das Haus hatte haben wollen. An sich wäre das nicht so dramatisch gewesen- wenn sie zugestimmt hätte Scorpius dauerhaft aufzunehmen. Das war ihr dann ja wegen der Arbeit auch nicht Recht gewesen. Aus diesem Grund war er aufgrund ihres Sinneswandels ein wenig misstrauisch. Nicht, dass das plötzliche Interesse an Scorpius und Jason eine Finte waren um das Haus zu ergattern. „Na das ging ja fix. Ich dachte, dass ich mehr dafür kämpfen muss.“ „Ich mag ein Arschloch sein, Liebes. Aber ich verweigere unserem Sohn doch nicht den Umgang mit seiner Mutter.“ Seinen Verdacht ließ er vorerst außen vor. Er hatte wirklich wenig Lust jetzt noch mit ihr zu streiten, wenn er die Aussicht hatte, dass sie bald wieder abhauen würde. „Und er ist jetzt gerade noch bei Potter?“ „Ja, aber ich überlege ihn bald wieder abzuholen. Wenn wir zwei uns bald einigen habe ich wieder genug Zeit für ihn. Ich wollte ihn auch heute abholen und das ganze besprechen. Hast du denn Zeit ihn zum Zug zu bringen, wenn ich auf dem Kongress bin? Sonst frage ich Harry.“ „Harry? Ich dachte ihr könnt euch nicht leiden.“ „Das ist lange her. Wir kommen klar.“ „Aber ja, ich kann ihn fahren.“ „Gut, dann ist das ja auch geregelt.“ „Wie geht es ihm denn da?“ „Ziemlich gut würde ich sagen. Er ist wirklich ziemlich dicke mit James und die Potters behandeln ihn wirklich gut. Ich hoffe, dass er ohne Widerstand wieder nach Hause kommt.“ „Hmm. Dann ist ja gut.“ „Ist noch irgendwas Victoria?“ „Na ja, ich dachte… wir haben in letzter Zeit nur gestritten. Da könnten wir uns doch einmal normal unterhalten.“ „Immer wenn wir das versuchen endet es ja im absoluten Chaos.“ Er stand auf und stellte seine zweite Tasse zusammen mit der ersten in die Spüle. Er lehnte sich an die Küchenzeile und fuhr sich durch das nasse Haar. „Ja, ich weiß. Wieso ist das nur aus uns geworden?“, fragte sie. „Keine Ahnung. Vielleicht weil wir beide Egozentriker sind.“ „Ich bin nicht egozentrisch!“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Schatz, du bist die selbstzentrierteste Frau, die ich kenne, abgesehen von Zabinis Mutter.“ „Das mag vielleicht aus deiner Perspektive so sein!“ „Siehst du, es fängt schon wieder an. Ich sage einen Satz und du bist direkt wieder auf hudert achtzig. Uns war die ewige Liebe einfach nicht bestimmt. Eigentlich hätten wir das von Anfang an wissen können. Aber da kommt dann eben die rosarote Brille dazwischen.“ „Wir hatten eine gute Zeit. Irgendwann mal.“ Worauf wollte sie denn jetzt schon wieder hinaus? Dieser ewige Wechsel zwischen ihren Stimmungen machte ihn wahnsinnig. „Ja, aber das ist vorbei. Ich dachte wir hätten damit abgeschlossen.“ „Haben wir auch. Ich möchte nur gerne wissen, was alles schief gelaufen ist… damit ich nicht die gleichen Fehler wieder mache.“ Ach, das war also des Pudels Kern. „Victoria. Jason ist nun wirklich kein komplizierter Charakter. Er hat dir schon immer schwanzwedelnd hinterher gehechelt. Das kannst du gar nicht versauen.“ „Er trägt mich auf Händen.“ „Schön für dich. Was soll ich dazu sagen? Ich war nie ein Mann, der plötzlich butterweich wird und seiner Geliebten jeden Wunsch von den Lippen abliest nur weil er verliebt ist.“ „Das ist traurig, Draco.“ „Ich nenne das selbstbestimmt. Aber wie du meinst. Trotzdem bin ich nun wirklich der Falsche um über deine Beziehung mit Jason zu reden. Hättest du dir nicht jemand anderen nehmen können. Michael zum Beispiel?“ „Auf keinen Fall. Der ist dir viel zu ähnlich. Mit unterkühlten, selbstsüchtigen Männern bin ich durch.“ „Jetzt ist alles wieder meine Schuld?“ „Du hättest liebevoller sein können!“ „Ich bin nicht der einzige, der sich etwas hätte zurückhalten können.“ „Argh! Du hattest Recht. Das alles hat keinen Zweck. Ich gehe jetzt bevor ich mich wieder zu sehr aufrege.“ „Besser ist das. Nicht, dass das kontraproduktiv zum entgiften ist.“ „Ich finde alleine raus!“ Mit einem Ruck stand sie auf und rauschte aus der Küche. Das war ja mal wieder herrlich gelaufen. Dennoch: Besser als sonst. Trotzdem verstand er noch nicht ganz, was sie dazu bewog ihre Beziehung analysieren zu wollen. Diese Frau war ein einziges Rätsel. Er schüttelte den Kopf und öffnete das Küchenfenster. Ein angenehm warmer Luftzug kam ihm entgegen. Es wäre nahezu Sünde seinen Sohn nicht abzuholen. Die einzige Frage war, ob er Harry vorher Bescheid sagen sollte. Aber wozu? Das würde alles viel zu lange dauern. Besser er machte sich sofort auf den Weg. Er trank noch einen Schluck Wasser und ging dann nach oben, um sich ein T-Shirt anzuziehen. Rasieren? Nö. Gut gelaunt trat Draco Malfoy nach draußen und aparrierte. Als er vor Harry’s Einfahrt stand wurde er nun doch ein klein wenig nervös. Die Situation gestern war derartig seltsam gewesen… aber vielleicht erinnerte sich der Schwarzhaarige ja auch an gar nichts. Er war wirklich ziemlich voll gewesen. Er atmete noch einmal tief durch und klingelte an der Tür. Es dauerte ein wenig bis er schlurfende Schritte hörte und ein ziemlich verlottert aussehender Harry ihm die Tür öffnete. Sein Haar war noch zerzauster als sonst und er hatte Ringe unter den Augen. Bekleidet war er mit einer Jogginghose und einem lockeren T-Shirt. Überrascht sah er ihn an und blinzelte ins Sonnenlicht. „Was machst du denn hier?“ Seine Stimme klang etwas kratzig. Draco konnte nicht anders als zu lachen. „Oh Mann. Wie siehst du denn aus?“ Immer noch grinsend zog er ein weiteres Fläschchen des Tranks hervor, den er selbst am morgen getrunken hatte. „Hier, das wirkt Wunder.“ Harry nahm den Trank an und schien dann erst zu merken, dass sie immer noch in der Einfahrt standen. „Komm rein.“ „Ich bin übrigens hier, weil das Wetter so gut ist und ich Scorpius abholen wollte. Vielleicht sogar für etwas länger.“ „Is mir noch gar nicht aufgefallen. Also das Wetter. Bin quasi grade aus’m Bett gefallen.“, murmelte Harry und beäugte misstrauisch den Trank. „Ach, was soll’s.“, sagte er und schüttete den Inhalt in einem herunter. „Schmeckt eklig.“ „Warte ein paar Minuten und du wirst merken dass es das Wert ist.“ „Die Jungs sind oben, denke ich. Ich mache mir einen Kaffee. Willst du auch einen?“ „Gerne. Ginny ist immer noch weg?“ „Ja. Dauert noch was bis sie wieder kommt.“ Bisher war nichts Seltsames an Harry‘s Verhalten. Vielleicht erinnerte er sich wirklich an nichts. Oder er war einfach zu verkatert, um sich Gedanken über so etwas zu machen. „Ich geh nur mal kurz nach oben.“ „Mach das.“ Draco nahm die Treppe nach oben und hörte auch bald die Stimmen von James und Scorpius gedämpft durch eine der Türen. Kurz war er versucht zu lauschen worüber die beiden sich unterhielten. Er entschied sich jedoch dagegen. Schließlich würde er das auch nicht wollen. Dennoch war er neugierig, worum es sich so bei den beiden drehte. Ihm wurde klar, dass er zur Zeit nicht die Rolle im Leben seines Sohnes spielte, die er gerne spielen würde. Zu einem gewissen Teil war das natürlich normal. Scorpius wurde älter und wollte nicht mehr alles mit seinem alten Herrn besprechen. Auf der anderen Seite war es auch seine eigene Schuld, weil er in den letzten Monaten einfach nicht die Zeit für ihn gefunden hatte, die er gerne gehabt hätte. Er klopfte an die Tür und wurde auch sofort hereingebeten. „Dad?!“ Scorpius sah ihn positiv überrascht an. „Was machst du denn hier?“ „Bei dem schönen Wetter dachte ich wäre es eine gute Idee dich abzuholen. Wenn du magst auch für etwas länger.“ „Ja klar... Aber James und ich wollten heute Quidditsch spielen.“ „Dann bleibe ich entweder noch so lange hier oder er kommt mit rüber. Und dann sehen wir mal weiter. Du brauchst deine Pläne nicht komplett umzuwerfen.“ „Sie und Dad könnten auch einfach mitspielen. Vorausgesetzt er kommt heute noch wieder auf sein Leben klar.“, schlug James vor. „Wird er. Ich habe ihm da was mitgebracht.“ „Dad braut erstklassige Anti-Kater-Tränke aber er weigert sich mir welche zu geben bis ich 18 bin und offiziell trinken darf.“ „Wenn du meinst dich vorzeitig besaufen zu müssen kannst du dafür auch leiden.“ „Würde ich nie im Leben tun.“ „Genau, Scorpius. Nie im Leben.“ Er zwinkerte seinem Sohn zu und sah sich in James Zimmer um. Ein wenig chaotisch. Die Wände waren tapeziert mit allen möglichen Postern. Ein typisches Jungenzimmer eben. Was hatte er denn erwartet? Das Potter-Haus hatte für ihn einen so ungewohnten Zauber, dass er überall allerhand Überraschungen erwartete. „Dann lasse ich euch hier noch ein bisschen alleine. Wenn ihr euch entschieden habt, was ihr machen wollt, sagt Bescheid.“ „Geht klar, Dad.“ Als Draco wieder die Küche betrat wirkte Harry etwas verwirrt. Er sah schon ein wenig besser aus. Seine Gesichtsfarbe wirkte nicht mehr wie eine frisch geschnittende Kiwi aber dafür schien er jetzt intensiv über etwas nachzudenken. Draco ahnte bereits worüber. Er hatte wirklich mit sich gerungen, ob er Harry diesen Trank mitbringen sollte. Neben der Schmerzlinderung kehrten auch alle Erinnerungen zurück, die der Alkohol vielleicht gelöscht haben könnte. „Besser?“ „Ja schon. Denke ich.“ Harry reichte ihm eine Tasse Kaffee und nippte an seiner eigenen. So wie er da gerade stand erinnerte er ihn wieder sehr an den Jungen, der er in ihrer Schulzeit gewesen war. Ein wenig in sich zusammengesunken und verunsichert. „Alles okay?“ „Ja, schon. Kannst du… kannst du dich an alles erinnern?“, fragte Harry. „Glasklar.“ „Hmm… gibt es da etwas worüber wir sprechen sollten?“ Harry war sichtlich anzumerken, wie unangenehm ihm diese Frage war. Genauso wie Draco. „Besser nicht. Dinge, die im Suff passiert sind sollten manchmal auch genau da bleiben.“, antwortete er nach einem kleinen Zögern. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Draco hatte den Eindruck, dass Harry zwar erleichtert war aber auch ein wenig enttäuscht wirkte. Wie auch immer das zusammenpasste. „Ich habe James angeboten, dass er mitkommen kann, wenn er möchte.“, versuchte er das Thema zu wechseln. „Klar.“ „Die Beiden wollen vielleicht eine Partie Quidditsch mit uns spielen…“ Harry merkte auf und grinste ihn plötzlich an. Dieser Gesichtsausdruck war Draco schon wesentlich lieber als der zerknirschte, der Harry’s Gesicht vorher verunstaltet hatte. Er sah direkt zehntausendmal besser aus. „Dir ist klar, dass ich dich gnadenlos abziehen werde?“ „Vergiss es, Mann. Ich bin besser geworden. Und da wir nur zu viert sind wird es sowieso keinen Sucher geben…“ „Als Sucher würdest du immer noch verlieren. Gnadenlos.“ „Ich nehme die Herausforderung für das nächste größere Spiel an.“ „Du wirst sowas von versagen.“ „Musst du das so oft sagen, um dich selbst davon zu überzeugen?“ „Ich will dir nur die Möglichkeit geben einen Rückzieher zu machen um dir die Schmach zu ersparen.“ „Da hast du aber schon bessere Konter abgegeben.“ „Ich bin noch nicht wieder ganz in dieser Welt.“ „Du solltest vielleicht mal duschen. Soll angeblich helfen. Außerdem riechst du wie eine Schnapsfabrik.“ „Charmant wie immer“ „Ehrlichkeit ist eine Tugend.“ „In diesem Fall hast du wohl auch verdammt recht. Du kommst sicher mal kurz alleine klar?“ „Ich raube vielleicht deine Wohnung aus oder so.“ „Weil du auch so bettelarm bist.“ „Man hat nie genug.“ „Typisch Malfoy.“ „Geh duschen, Mann.“ Harry stellte seine Tasse ab und verließ die Küche. Allerdings nicht ohne ihm vorher noch ganz erwachsen die Zunge rauszustrecken. Eigentlich lief doch alles gut. Sie würden diesen Vorfall einfach beide ignorieren. Dann würde sich schon alles irgendwie einrenken. So ungern er sich das auch eingestand: Auch wenn sie sich erst seit kurzen näher gekommen waren, wollte er dass Harry auch weiter in seinem Leben blieb, auch wenn Scorpius wieder bei ihm wohnen würde. Nur wie sollte er das anstellen ohne die vertrackte Situation noch weiter zu verkomplizieren? Sein Blick fiel auf ein Bild an der Küchenwand neben dem Gewürzregal. Harry und Ginny waren darauf zu sehen. Sie sahen glücklich aus. Beide mit einem albernen, breiten Grinsen im Gesicht. Draco trank seinen Kaffee und schob das gurgelnde Gefühl in seiner Magengenend auf die Überdosis Koffein. Sooo, das war es dann erst einmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)