Die unfreiwillige Ehefrau von Pusteblume1991 (Ein verhängnisvoller Wunsch) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Salim --------------------------- Kapitel 3: Salim Die Schwärze war angenehm. Sie schien schwerelos in der Luft zu schweben. Wie lange? Das wusste sie nicht. Doch irgendwann nahm die Schwärze ab und wurde heller, ohne das sie es wollte. Ihre Lider zuckten, sodass bunte Punkte vor ihrem inneren Auge tanzten. Nur schwerfällig gehorchte ihr, ihr eigener Körper und öffnete die Augen. Das Erste das sie sah war der fremde, junge Mann, der auf dem kleinen Schemel neben dem Bett saß. Im fahlen Licht der Öllampe erschien er wie ein Traumgebilde. Ihre Irden huschten in dem kleinen Zimmer umher. Es war eben jenes Zimmer, das sie bereits nach ihrem ersten erwachen gesehen hatte. „Es ist nichts hier womit du dich verletzen könntest.“, der Fremde stellte die Schale beiseite und klang bei seinen Worten wohl nicht halb so abfällig wie er es gern getan hätte. Sophia schnaubte trotzdem. „Ich habe nicht vor mich zu verletzen.“, sie richtete sich auf, wobei die Decke an ihr herunter rutschte. Eine Weile herrschte Schweigen, sie hätte nicht gewusst was sie sagen könnte. Die Erkenntnis das ihr Wunsch sich erfüllt hatte, lag ihr schwer im Magen. Was sollte sie hier im Mittelalter? Unter all diesen seltsamen Menschen? Wo sollte sie hin? Sie seufzte frustriert auf. Das war nicht ganz so wie sie es sich vorgestellt hatte. Aber was sie mehr erschreckte war, das sie sich nicht einmal nach ihrer Familie sehnte. Sie fühlte sich eher frei und das Ängstigte sie wie es sie zu gleicher maßen glücklich machte. Das Knurren ihres Magens ließ sie leicht rot werden, sodass sie beschämt auf die Bettdecke starrte. Der Fremde lachte amüsiert auf. „Ich werde dir etwas zu essen holen.“, Sophia schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Hunger.“, log sie prompt und wurde von dem Fremden mit einer erhobenen Augenbraue betrachtet. „Das Lügen liegt dir nicht, Christenweib.“, ein amüsierter Ausdruck erschien in seinen Augen als Sophia trotzig die Arme verschränkte. „Haben Ihnen ihre Eltern keine Manieren bei gebracht? – Außerdem hören Sie auf mich zu duzen.“, ihre blauen Irden funkelten ihn an, doch er lächelte lediglich. „Da du nun hier bleiben wirst, denke ich ist es angebracht dich vertraut anzusprechen.“, ehe sie hätte etwas erwidern können, war er verschwunden. Sophia starrte die geschlossene Tür noch einen Moment böse an, bis das Gesagte zu ihr drang. Da sie hier blieb? Wer hatte das denn gesagt? Rasch schwang sie ihre Beine vom Bett und erhob sich. Zögerlich trat sie an das Fenster und sah hinaus. Vereinzelnd, wenn sie sich nicht täuschte, sah man einige Menschen, ob Frau oder Mann vermochte sie nicht zu sagen. Die Sonne war bereits untergegangen und der Mond tauchte die Landschaft in sanfte blau-töne. Sie seufzte abermals. Das Ganze kam ihr so irreal vor, das sie nicht wusste ob sie lachen oder weinen sollte. Als sich die Tür öffnete, wandte sie sich um. Sie wollte nun wirklich keinem Fremden ihren Rücken zukehren. Erst recht nicht in dieser Zeit. Der Fremde kam gefolgt von der Frau wieder. Diese stellte das Tablett in ihren Händen auf den kleinen Tisch neben dem Bett ab. Sophia´s Augen wechselten von der Frau zu dem Mann. „Ist das Ih….deine Frau?“, wenn er sie duzte dann durfte sie das doch auch. Der Fremde schüttelte den Kopf. „Iss!“, dann sagte er noch etwas zu der Frau, die immer wieder nickte, sich leicht verbeugte und ging. Sophia hatte das alles schweigend beobachtet. Sie kannte sich wirklich nicht mit den Sitten und Bräuche des Mittelalters aus, aber eines wusste sie. Der Fremde schien nicht irgendwer zu sein, denn sonst würde die Frau sich nicht respektvoll verbeugen. Wer war er? „Iss, es ist nicht vergiftet falls du das fürchtest.“, seine Stimme schwankte zwischen ernst, amüsiert und spöttisch. Sie nickte. „Ich dachte auch nicht das es vergiftet sei.“, warum sollte es auch? Der Fremde maß sie mit einem Blick den sie nicht deuten konnte. Etwas an seiner Aussage hatte eine Ernsthaftigkeit besessen, das sie sich fragte ob er wirklich annahm sie hätte so etwas denken können. Seufzend setzte sie sich auf das Bett und griff zögerlich nach einer Dattel. Das einzige was sie auf dem Tablett kannte. Das dampfende Essen war ihr nicht wirklich geheuer. Das der Fremde sie beobachtete machte sie nur noch nervöser. Hatte sie etwas im Gesicht, oder warum sah er sie so eigenartig an? Sophia legte fragend den Kopf schief. Das sie hier blieb, fielen ihr die Worte ihres Gegenübers wieder ein. Wie hatte er das gemeint? Dachte er etwa sie würde hierbleiben? Ganz sicher nicht….Andererseits wo sollte sie hin? Das Mittelalter war sicherlich nicht die schönste Zeit. Erst als sich das Bett neben ihr senkte, schreckte sie aus ihren Gedanken. „So in Gedanken?“, der Fremde musterte sie eingehend. „Ich frage mich, wie du das meintest als du sagtest ich würde hier bleiben?“, Sophia rückte ein Stück von ihm weg. Sie mochte nähe nicht und schon gar nicht von einem Fremden den sie am Anfang für einen Traum gehalten hatte. Das das hier echt war, war noch immer ein wenig schwierig zu begreifen. „Ich meinte es so wie ich es sagte, Christenweib.“, seine Augen funkelten amüsiert, als sie bei seiner Bezeichnung scharf die Luft einzog. „Nenn mich nicht so!“, protestierte sie prompt. „Ich habe auch einen Namen.“, beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust. So ein unhöflicher Flegel. „Verzeih einen in deinen Augen Ungläubigen.“, spöttisch funkelten seine dunklen Irden, als er sich soweit nach vorne beugte das seine Stirn das Bett berührte. Dann richtete er sich wieder auf. Sophia musste unwillkürlich lächeln. „In Ordnung.“, sie gab ihre abweisende Haltung auf. „Ich heiße Sophia.“, sie hielt ihm die Hand hin. Als er jedoch nicht reagierte, fragte sie nach. „Und du bist?“, der Fremde nahm ihre Hand und wirkte dabei leicht verwirrt. „Salim.“ Sophia nickte. Salim. Das war kein Name den sie schon einmal gehört hatte. „Freut mich dich kennenzulernen.“ Salim küsste ihren Handrücken, „Die Freude liegt auf meiner Seite.“, Sophia errötete. So etwas war sie nicht gewöhnt. Eine Weile schwiegen sie beide. „Und nun?“, fragte sie schließlich als ihr das nichts tun zu langweilig wurde. Salim erhob sich, wobei er ihr einladend die Hand hinhielt. „Wa…“ „Komm.“, unterbrach er sie. Sophia zögerte. „Wohin?“, fragte sie schließlich, ließ sich jedoch von ihm auf die Beine ziehen. „Ich zeige dir dein Zimmer.“ Zimmer? „Wie meinst du das? Wie kommst du darauf das ich hierbleibe?“, noch immer hielt er ihre Hand, während sie auf den Gang traten. Salim maß sie mit einem ernsten Blick. „Du bleibst, weil ich es sage.“ Sophia schnappte zum zweiten mal an diesem Tag nach Luft. „Ich bin nicht dein Eigentum!“, protestierte sie lautstark. „Du kannst mich nicht hier festhalten, wenn ich gehen will, dann gehe ich.“ Salim schritt weiter. „Sehe dich als Gast, den wir nicht gehen lassen.“, er wandte sich im gehen ihr zu. „Und so schlimm ist meine Anwesenheit doch auch nicht, oder Christenweib?“ Er wollte sie ärgern! Da war sie sich ganz sicher. Deswegen ging sie nicht auf seine Provokation ein. Eingeschnappt hatte sie einfach beiseite gesehen. Salim führte sie durch die verwinkelten Gänge, eine Treppe hinauf. Sie wusste schon lange nicht mehr wo sie war und den Weg ins Freie würde sie wohl auch nicht finden. Schließlich blieb er an einer verzierten Flügeltür stehen. Vor der Tür standen zwei Männer, die sich jedoch nicht einmal bewegten. Ganz so, als wären sie aus Stein. Gast, dachte sie. Wie sollte sie sich hier als Gast fühlen? Wohl eher als eine Gefangene. Salim nickte einer der beiden Wachen zu, woraufhin der Mann die Tür öffnete. Zögerlich trat sie nach der einladenden Geste Salim´s ein. Und was sie sah verschlug ihr den Atem. Das Zimmer war riesig und mit hellem Stein versehen. Drei große Fenster waren in die Wände eingelassen. Bunte Vorhänge schwingen leicht mit dem Wind. Links neben der Tür war ein Trennwand, dahinter konnte man einen Waschzuber, Spiegel, Nachttopf und eine Kommode mit vielen Dingen darauf ausmachen. Vor ihr, am einem der Fenster stand ein kleiner Tisch mit Stühlen. Während in der rechten Ecke ein riesiges Bett stand. Bunte Vorhänge versperrten die Sicht darauf. Generell war alles sehr Bunt. So hätte sie sich ein mittelalterliches Zimmer nicht vorgestellt. Mit wackligen Beinen warf sie einen Blick auf die Landschaft vor ihr. Wüste? Sie befand sich in der Wüste? Nachdenklich wanderte ihr Blick zu Salim, der bis jetzt reglos am Eingang stand. Was war er? „Gefällt es dir?“, Salim trat neben ihr an das Fenster. Sophia nickte, sie hätte nicht gewusst was sie sagen sollte. Natürlich gefiel es ihr. Man fühlte sich wie eine Prinzessin aus Aladdin. „Ja.“, sagte sie schließlich. „Aber ich verstehe nicht, was….“ Der Fremde lächelte und hob die Hand. „Zerbreche dir darüber nicht deinen hübschen Kopf, Christenweib.“ Sophia sah ihn skeptisch an. Sie musste das Verhalten Salim´s nicht verstehen, oder? Vielleicht lag es auch an der Zeit? Oder an den Sitten und Bräuchen? Er schien kein Christ zu sein. Muslime wohl eher. Sie seufzte schließlich ergeben und nickte. Fein, für den Moment würde sie nicht weiter darüber nachdenken. Salim nickte. „Du darfst dich hier frei bewegen.“, damit küsste er ein weiteres mal ihre Handfläche und verschwand. Sophia sah sich seufzend im Zimmer um. Ihre Irden fixierten die Vorhänge des Bettes. Ob es wohl weich war? Zögerlich trat sie heran und ließ ihre Finger über den seidigen Stoff gleiten, um ihn dann auseinander zu schieben. Bunte Kissen und Decken zierten das große Bett. Vorsichtig setzte sie sich darauf. Es war erstaunlich weich und roch überhaupt nicht nach Stroh oder Heu. Ein solches Bett hätte sie früher bei sich zuhause auch gerne gehabt. Sie sah zur Tür. Irgendwie war sie schon neugierig. Wie sah wohl der Rest aus? Salim hatte ihr gesagt, sie dürfte sich frei bewegen und dennoch fühlte sie sich unwohl dabei. Langsam schritt sie voran. Nach längerem überlegen hatte sie sich doch dazu entschlossen sich etwas in der Burg umzusehen. Das sitzen in dem goldenen Käfig war ihr zu langweilig geworden. Die Eine der beiden Wachen begleitete sie lautlos, während die Andere zurück geblieben war. Dachte man etwa sie würde etwas anstellen? Die Gänge waren Menschenleer, was auch daran liegen könnte das es draußen dunkel war und sicherlich schon alle schliefen. Ihre eigenen Schritte hallten unnatürlich laut an den Wänden wieder, während der Mann hinter ihr nicht zu hören war. Irgendwie hatte sie es schließlich beschafft unten im Hof anzukommen. Die Dunkelheit hatte sich wie ein Nebel über die Landschaft gelegt. Doch vor dem dunkeln hatte sie keine Angst. Langsam ließ sie ich auf den Treppen nieder und sah zu den Sternen auf, während sie ihre Hände um ihre Oberarme schlang. In der Nacht war es wirklich Schweinekalt hier. Sie seufzte. Sie sollte also hierbleiben? Für immer? Sie konnte es noch immer nicht fassen. Was ihre Familie wohl dachte? Ob sie sie suchten? Wohl eher nicht. Eigenartiger Weise vermisste sie ihre Familie nicht einmal. Aber wie sollte sie im Mittelalter überleben? Als Frau? Salim hatte ihr gesagt sie könnte hier bleiben, aber sicherlich war sie irgendwann eine Last. Sie konnte den Menschen nicht ständig zur Last fallen. Irgendwann würde jemand sicherlich wollen das sie ging. Immerhin gehörte sie hier nicht her. Seufzend ließ Sophia den Kopf hängen. „Kleine Mädchen sollten um diese Zeit schlafen.“, überrascht wandte sie den Kopf nach hinten. „Ich bin nicht klein.“, sie warf Salim einen bösen Blick zu. „Trotzdem solltest du hinein gehen, sicherlich ist dir kalt.“, wobei er einen wissenden Blick auf ihre Hände warf, die ihre Oberarme rieben. „Mache ich gleich.“, Sophia erhob sich. „Danke.“, sagte sie schließlich. „Wofür?“, war die sofortige Gegenfrage. „Dafür das ich erst einmal hier bleiben darf.“, Salim machte ein merkwürdiges Gesicht. „Erst einmal?“, murmelte er. „Du kannst es mir irgendwann danken.“ „Das werde ich.“, versprach sie. „Ich begleite dich hinein.“, dabei warf er einen kurzen Blick zu der Wache, die sich darauf lautlos zurück zog. „Du kannst das hier anziehen.“, sagte Salim in ihren Zimmer angekommen und übergab Sophia ein Nachtgewand. Schlicht in weiß, das vorne oben zusammen geschnürt wurde. „Okay.“, sagte sie lediglich und nahm das Gewand entgegen. „Morgen werde ich dir einige Personen vorstellen, mit denen du sicherlich viel zu tun haben wirst.“, sie nickte. Eine andere Möglichkeit hatte sie wohl kaum. Sie wartete bis Salim gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Erst dann zog sie sich rasch um. Ungewohnt, war das erste was ihr dazu einfiel. Ihre Hand fuhr über den Stoff. Seide? Wie teuer das wohl gewesen war? Und warum sie so etwas bekam? Als sie endlich in den vielen Kissen lag und die Vorhänge zugezogen hatte, starrte sie eine Weile an die Decke. Was sie morgen erwarten würde? Salim schien bisher der Einzige zu sein, der ihrer Sprache mächtig war, wie sollte sie sich mit anderen verständigen? Wie würde man auf sie reagieren? Auf eine Frau? Sie war ein wenig aufgeregt. Immerhin hatte sie Filme gesehen und Bücher gelesen, aber wirklich im Mittelalter zu leben, war sicherlich nicht einfach. Schon gar nicht für nicht adlige Menschen. Wobei, war Salim adelig? Die Fremde hatte sich vor ihm verbeugt. Er schien eine Burg zu besitzen, also war er nicht irgendwer. Aber wer war er? Er wirkte auf sie teils sympathisch und teils etwas seltsam. Vielleicht lag es auch daran, das sie ihn noch nicht richtig kannte. Jedenfalls war sie ihm dankbar für das was er für sie tat. Es hätte sie auch viel schlimmer treffen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)