Seelenlos von abgemeldet (Konoha vs. Akatsuki) ================================================================================ Kapitel 3: Ungewissheit ----------------------- Wie in Zeitlupe senkte der Sannin seinen Kopf, … drehte diesen zu dem Kopierninja herum, … verengte ernst seine Augen … und sagte: „Wegen ihres berühmt-berüchtigten Fluches.“ Ungläubig weitete sich kurz Kakashis Auge und seine Stimme verriet sein Entsetzen, als er murmelnd Jirayas Worte wiederholte: „Wegen ihres Fluchs?“ Ein undefinierbarer Laut, der der blonden Hokage entfloh, zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Ihre Zöpfe schwangen schwungvoll von der einen auf die andere Seite, als sie sich wortlos zum Gehen wandte und im Befehlston „Ins Spital - alle!“ sagte. Die schwüle Hitze machte den Aufenthalt draußen ohnehin nicht zu einem Genuss, weswegen die drei Herren der Aufforderung der Godaime willig nachkamen und sich zurück zum Krankenhaus schleppten. Kakashi konnte das, was er eben gehört hatte, einfach nicht vergessen. Tausend und mehr Gedanken bahnten sich ihren Weg in seinen Kopf und hinterließen nichts als ein undurchschaubares Chaos. Selten hatte ihn eine solche Neugier gepackt, was in Anbetracht seiner Situation auch kein Wunder war. „Jiraiya-sama, wisst Ihr mehr über diesen Clan und ihren Fluch?“, wollte der Kopierninja in Erfahrung bringen, doch ein flüchtiger Seitenblick zu dem Angesprochenen prophezeite ihm, dass er auf die gewünschte Antwort noch warten musste. „Wenn wir wieder in deinem Zimmer sind, dann werde ich dir alles erzählen. Habe noch etwas Geduld“, beschwichtige er den Ninja, dessen graue Haare im Licht der Sonne Silber schimmerten. Seite an Seite schritten sie auf das Hospital zu, wobei eine elektrisierende Stille sie umhüllt hatte. Kakashis Mimik und Schritttempo untermauerten nicht gerade seinen Wissensdurst, der sich anpirschte wie ein Löwe seine Beute und ihn zu übermannen drohte. Ein Kribbeln schlich durch seinen Körper, sein Blut geriet leicht in Wallung. Es lag nicht in seiner Natur, die Fassung zu verlieren, weswegen sich kein verdächtiges Anzeichen davon offensichtlich zur Schau stellte. Aus seinem Gesicht sprach innere Ruhe, aus seiner Haltung Selbstsicherheit und Unerschütterlichkeit. Gelassenheit war einer der dominantesten Charakterzüge des Grauschopfs. Die Ruhe, die seiner Person inne wohnte, war wie eine Mauer aus Stahl, die niemand zur Fall bringen konnte. Im schlimmsten Fall verlor er für kurze Augenblicke die Kontrolle über seine Züge, die trotz seiner Maske durchschienen und sich vor allem in seinen Augen widerspiegelten. Kakashi hatte sich so tief in seine Gedanken begeben, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass er bereits an seinem Ziel angekommen war. Seine Beine hatten den Weg zu der Tür seines Zimmers wie von selbst gefunden. Tsunade hatte sich mit dem Gesicht dem Fenster zugewendet und ihre verschränkten Hände hinter dem Rücken deuteten darauf hin, dass sie der ganzen Angelegenheit große Bedeutung und Ernsthaftigkeit zusprach. In der Luft lag eine erdrückende Wärme, die sich fast wie eine unnötige Last auf dem Rücken anfühlte. Das Geräusch, als die Tür hinter Kakashi und Jiraiya ins Schloss fiel, bewegte die Godaime dazu, sich umzudrehen. Ihre Augen musterten den hochgewachsenen Körper ihres grauhaarigen Untergebenen unauffällig, ehe sie ohne jeden offensichtlichen Grund zu dem danebenstehenden Sannin schweiften. „Was ziehst du denn für ein ernstes Gesicht, Tsunade?“, richtete sich der Weißhaarige lachend an seine ehemalige Teamkollegin, und machte belustigte Handbewegungen, doch die Godaime konnte dieser sorglosen Gestik nichts abgewinnen. „Benimm dich ausnahmsweise mal wie einen Erwachsenen!“, herrschte sie ihn an und das Klackern ihrer High-Heels hallte von den sterilen Wänden wider, als sie auf die beiden Männer zulief. „Leg du dich erst einmal wieder ins Bett, dann können wir weiter über die Angelegenheit sprechen“, befahl sie dem Jounin, dessen Miene darauf schließen ließ, dass er das zwar für unnötig hielt, dennoch aber der Anordnung Folge leisten würde. Er begrub die Decke unter seinem Körper, da es eindeutig zu heiß war, um sich damit zuzudecken. Erst jetzt fiel dem Grauhaarigen auf, dass jemand in ihrer Runde fehlte. „Wo ist Neji, Tsunade-sama?“, fragte er deswegen und erwiderte den Blick der Blonden. „Ich habe ihn weggeschickt und er hat nicht den Eindruck gemacht, als wenn es ihn groß gestört hätte“, erklärte sie. „Und ich habe ihn zum Schweigen verdonnert.“ Ihre Hand legte sich auf das kühle Metall des Bettpfostens und ihr Kopf drehte sich erwartungsvoll zu dem Sannin herum. „Erzähl uns jetzt alles, was du über den Clan und diesen Fluch weißt.“ Ihr Tonfall war sachlich und frei von jeglichen Emotionen. So hörte man die Hokage nur selten. Es war sehr wahrscheinlich, dass sie die Angelegenheit sehr ernst nahm. Wie auf Knopfdruck veränderte sich Jiraiyas Gesichtsausdruck. Ernsthaftigkeit trat an die Stelle von fröhlicher Unbekümmertheit. Das war eine Seite an ihm, die er nicht oft zum Vorschein brachte. Trotz seiner oftmals sehr kindlichen Art und Weise konnte er dennoch immer unterscheiden, wann es wichtig war, dass er ernst blieb. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, seine Züge nahmen eine dunklere Farbe an und sein Mund verzog sich zu einem geraden Strich. „Vor vielen hunderten von Jahren soll der Clan Nagoya das Reich des Blitzes gänzlich unter seine Herrschaft gebracht haben. Jeder im Dorf fürchtete sie, weil sie eine Macht besaßen, die keiner in so einer Form je gesehen hatte. Vor allem diese Ungewissheit, wozu genau sie in der Lage waren, verbreitete große Angst unter den Dorfbewohnern. Bald schon war der Name Nagoya für Shinobi aller Dörfer ein Begriff. Niemand hatte je von einer solchen Kraft gehört. Es hieß, dass jedes Mitglied dieses Clans die Ausübung dieser besonderen Gabe von frühster Kindheit erlernte. Diese Fähigkeit … dieser Fluch“, er legte eine kurze Sprechpause ein, senkte seinen Kopf ein wenig - sodass seine gesamte Erscheinung eine nachdenkliche Ausstrahlung annahm- und fixierte den Boden, ehe er wieder hochsah, „soll viel Unglück über jene gebracht haben, die dem Clan zu damaliger Zeit ein Dorn im Auge waren.“ Abermals verstummte der Weißhaarige und sorgte so dafür, dass der Raum sich augenblicklich mit einer mystischen Atmosphäre füllte, die den dreien das Gefühl gab, von Schwärze umrahmt zu sein. Ein lautes Klopfen riss sie grob aus ihrer Gedankenwelt, die ihnen die fantasievollsten Bilder vor die Augen zauberte. Die zwei Sannin sowie der Kopierninja sahen mit einer undefinierbaren Miene zur der Tür, die ihnen bald eine hektisch wirkende Shizune präsentierte. „Tsunade-sama, ich wo-“ Weiter kam sie nicht, denn der Gesichtsausdruck der Godaime gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass sie störte, weswegen die Brünette sofort eine entschuldigende Geste machte und langsam zurückwich, was ihre Angst vor der Hokage unterstrich. „Ich komme später nochmal“, ließ sie die Blonde wissen und schloss dann die Tür hinter sich. „Die Ärmste! Ich glaube, die hat ganz schön Angst vor dir“, lachte Jiraiya belustigt auf und besah sich das Gesicht der Godaime, die einen weniger amüsierten Eindruck machte. „Jiraiya-sama“, sprach ihn Kakashi an, was den Sannin dazu bewegte, sich von der Blondine im Raum abzuwenden. „Es gibt da eine Frage, die mich nicht loslässt. Ihr habt gesagt, dass dieser Clan damals das gesamte Reich des Blitzes unterworfen und all jene verflucht hat, die ihnen gefährlich wurden. Aber in welcher Beziehung könnten sie zu meinen Vorfahren gestanden haben? Es ergibt keinen Sinn. Die Hatakes gehören seit jeher zu Konohagakure und unser Dorf stand doch, soweit ich weiß, niemals auf Kriegsfuß mit Kumogakure. Es muss doch einen Grund gegeben haben, warum sie meine Ahnen mit diesem Fluch belegt haben. Aber welchen?“ Kakashi legte seine Stirn grübelnd in Falten. „Tja, Jungchen, das kann ich dir auch nicht sagen.“ Bedauern verbarg sich in seinem Tonfall, da er gewillt war, dem jungen Hatake weiterzuhelfen. „Ich verstehe“, erwiderte Kakashi darauf gefasst, da er sich auf diese Antwort eingestellt hatte. Womöglich würde die Sache ohnehin ungeklärt bleiben. Das was zwar schade, aber an seiner Situation ließ sich nur schwer was ändern. Nach einer Weile, in der sich die drei Shinobi angeschwiegen hatten wie Gräber - da jeder seinen Gedanken nachhing -, setzte Kakashi dem ein Ende. „Gibt es sonst noch irgendetwas, dass Ihr wisst, Jiraiya-sama?“ Er dehnte das „irgendetwas“, um zu signalisieren, dass es völlig gleichgültig war, um was für eine Art Information es sich dabei handelte. Der Angesprochene räusperte sich. „Nun, mir ist mal ein Fall zu Ohren gekommen, der natürlich wieder auf Erzählungen beruht. Ein Mitglied des Clans, ein junges Mädchen, soll im Alter von 18 Jahren in einen Jungen aus dem Dorf verliebt gewesen sein. Zu einer Beziehung kam es allerdings nicht, da sich der Junge für eine Freundin des Mädchens interessierte und diese auch nach kürzester Zeit heiratete. Kurz vor der Trauung sagte das Mädchen zu ihrer Freundin, sie würde dafür sorgen, dass sie niemals in ihrem Leben glücklich werden würde. Gerüchten zufolge legte sie noch am Hochzeitstag einen Fluch auf die Braut, wonach diese jeden Mann verlieren sollte, mit dem sie eine tiefe Beziehung aufbauen sollte. Und so kam es. Schon bald erkrankte der junge Bräutigam an einer unheilbaren Krankheit und starb nach nur drei Monaten. Diese Tragödie wiederholte sich insgesamt 3-mal. Jeder Mann an ihrer Seite verstarb auf eine tragische Art und Weise. Aber soweit ich weiß, kamen solche Fälle eher selten vor. Denn dieser Clan war vor allem für ihren Versieglungsfluch bekannt und gefürchtet, denn damit konnten sie die besten Shinobi in ihre Schranken weisen, indem sie verhinderten, dass sie vollsten Zugriff auf ihr Chakra hatten. Damit schränkten sie die Macht der Ninjas stark ein. So schafften sie es angeblich, jahrelang das Dorf zu beherrschen. Und so wie es momentan aussieht, sind auch die Hatakes Opfer dieses Fluchs geworden, auch wenn es unglaublich klingt.“ Die Worte Jiraiyas knipsten einen Schalter in dem Kopierninja um. Mit einmal kam er sich seltsam schwerfällig und hilflos vor. Es lag nicht an der Tatsache selbst, sondern daran, dass er plötzlich sein ganzes Sein auf irgendeine Art und Weise infrage stellte. Wenn er recht überlegte, dann wusste er gar nicht, woher er kam und wer seine Vorfahren waren. Die Erkenntnis traf ihn schmerzlich, wie der gezielte Biss einer Kobra. Das Gezwitscher der Vögel wurde zu einem hässlichen Schreien, die Wärme der Sonne zum Feuer der Hölle. Er fühlte sich hilflos; Wie ein kraftloses Blatt, das vom Winde hin und her geweht wurde, wie ein Grashalm, der selbst unter den kleinen, schwachen Pfoten einer Maus nachgab. Allmählich zog sich die Sonne zurück und hüllte Konoha in ein hellgraues Tuch. Ein leichter Windzug huschte über das Dorf hinweg und sein unverkennbares Rauschen nahm den Platz der Grabesstille im Krankenzimmer ein. Ein letztes Mal an diesem Tag wandte sich die Hokage an den Kopierninja, dessen Blick sich in einem leeren Punkt verfangen hatte und der sich erst dann davon löste, als die helle, klare Stimme an sein Ohr drang. „Ich habe noch einiges zu erledigen“, sagte sie und begab sich zeitgleich zur Tür. „Komm morgen um zehn Uhr morgens in mein Büro. Außerdem kannst du jetzt schon nach Hause gehen. Es geht dir ja soweit sehr gut und eine Nacht mehr oder weniger macht auch keinen Unterschied.“ Die Hokage gab dem Grauhaarigen noch nicht einmal die Gelegenheit, zu reagieren. Der letzte Ton hatte ihren Mund noch gar nicht verlassen, als die Tür geräuschvoll ins Schloss fiel. Verdutzt hang sein schwarzes Auge am Ausgang, während ihm nach und nach die Sätze der Blonden im Kopf widerhallten. „Endlich kann ich nach Hause gehen.“ Die Bedeutung seiner Worte vergruben den langweilen Klang unter sich, der sie geleitete. Umgeben von einer mystischen Aura saß er wie eine zu Stein gewordene Figur auf dem Bett, die Augenbrauen dabei grübelnd heruntergedrückt. Ob es eine Möglichkeit gab, den Fluch aufzulösen? „Ich werde mich dann auch mal auf den Weg machen, Jungchen, denn ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir“, grinste er vielsagend. Kakashis schwarzes Auge wölbte sich und ließ ein Lächeln erahnen, als er darauf „In Ordnung“ sagte. Der Sannin nahm noch kurz seine Hand zum Abschied empor und war kurz darauf aus dem Fenster verschwunden. Als der Grauschopf alleine war, erhob er sich schwerfällig aus seinem Bett und machte sich daran, seine Sachen einzupacken, um den Weg nach Hause anzutreten. Er freute sich schon sehr darauf, endlich wieder in seinen eigenen vier Wänden zu sein. So gut man ihn hier behandelte und sich um ihn kümmerte, er konnte sich dennoch nicht mit Krankenhäusern anfreunden. Das Nichtstun war für ihn anstrengender als jede Mission. Jedes Mal befürchtete er, dass ihm die Decke auf den Kopf fallen würde. Er empfand es daher schon als Ironie, dass ausgerechnet er immer derjenige war, der die ärztliche Betreuung nötig hatte. Fertig angezogen und mit seinem Rucksack auf dem Rücken ging er ins Erdgeschoss, meldete sich an der Rezeption ab und machte sich mit gemächlichen Schritten auf den Weg nach Hause. Seit die Sonne sich verabschiedet hatte und die Hitze damit von dannen gezogen war, fuhren erfrischende Windböen durch Konoha. Weil er die sommerliche Brise nach seinem mehrtätigen Aufenthalt im Spital außerordentlich genoss, ließ er sich eine Menge Zeit und schlenderte gemütlich durch die ruhigen Straßen des Dorfes. Nichtsdestotrotz stand er zehn Minuten später vor seiner Wohnung. Der Anblick seiner morschen Eingangstür verdrängte das eben noch empfundene Bedürfnis, die Luft zu genießen. Stattdessen ging er mit einem inneren Lächeln auf sein Zuhause zu, fischte seine Schlüssel aus den unendlichen Weiten seiner Tasche und betrat die vertrauten Wände. Die Temperatur war angenehm, fand er, als ihn die leicht warme Luft herzlich empfing. Den Rucksack legte er ordentlich neben dem Kleiderständer im Flur ab, befreite sich aus seinen Sandalen und steuerte anschließend zu allererst vorfreudig das Bad an. Er spürte das warme Wasser schon regelrecht seinen Körper herunterfließen, weswegen er sich augenblicklich daran machte, sich seiner Kleidung zu entledigen. Die Kühle des Duschbodens leitete sich von seinen Füßen durch seinen Körper empor und beschaffte ihm einen angenehmen Schauer, der ihn für einen Augenblick zusammenzucken ließ. Sein Bad hatte im Sommer den Vorteil, dass es durch die Lage des Fensters nicht die gesamte Wärme der Sonnenstrahlen abbekam und somit immer relativ kühl blieb. Nach einer Handbewegung sprudelte das Wasser aus dem Duschkopf, glitt im rasanten Tempo seinen Körper herunter und landete anschließend geräuschvoll auf den Boden auf, um im Ausguss zu verschwinden. Er warf seinen Kopf in den Nacken, schloss sein Auge und ließ sich von den Wasserstrahlen abkühlen. Doch so gut sich sein Körper in diesem Moment erholte und so gut es sich anfühlte, seine wirren Gedanken spülte es nicht mit sich fort. Das Wort «Fluch» kam ihm wiederholt in den Sinn und bewegte ihn dazu, seinen Kopf wieder in seine übliche Position zu bringen, nur um ihn dann etwas nachdenklich zu senken. Zeitgleich hatte er seine rechte Hand auf die Fliese gegenüber seiner Brust gelegt. Ein grüblerischer, imaginärer Schatten hatte sich auf seine Gestalt gelegt. Seine Haltung sprach von Niedergeschlagenheit, die er vor anderen niemals in solch einer Deutlichkeit zeigen würde. Wenn er alleine war, konnte auch er sich einen Moment der Schwäche erlauben und im wahrsten Sinne des Wortes die Maske des Kopierninjas ablegen. In diesem Augenblick war er Hatake Kakashi, der sich über seine Vergangenheit, die Gegenwart und seiner Zukunft Gedanken machte. Wenn er ehrlich war, dann hatte ihn diese Entdeckung aus seinem Schneckenhäuschen getrieben. Warum sie eine solche immense Wirkung auf ihn hatte, konnte er einfach nicht begreifen. Aber ob er nun wollte oder nicht, die Sache würde ihn nicht eher ruhen lassen, bis er sie aufgeklärt hatte. In dieser gegenwärtig beschaulichen Atmosphäre tat sich unweigerlich eine Überlegung in ihm auf: Hätte sich das Leben aller Hatakes in eine völlig andere Richtung entwickelt, wäre es niemals zu diesem Fluch gekommen? Die Antwort würde er nie erfahren, so gern er sie auch gewusst hätte. Vielleicht, so dacht‘ er, bezeichnet man das als Schicksal. Dieser Begriff hatte ihn schon Zeit seines Lebens begleitet. Es tat sich jedes Mal dann auf, wenn er intuitiv spürte, dass sein Leben dabei war, sich zu verändern. In welche Richtung, das wusste er zwar nie, aber es machte ihm immer Sorgen. Vielleicht war es gerade die Ungewissheit. Er spürte, wie sich etwas auftat und er hatte so das Gefühl, dass es ihm ganz und gar nicht gefallen würde. Wie recht er damit haben sollte, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen. Die Wassertropfen rannen an den feinen Strähnen seiner wilden Mähne hinab und trafen fast rhythmisch auf die schwarzen Fliesen seines Bades auf. Ein weißes Handtuch bedeckte seine untere Hälfte, während auf seinem nackten Oberkörper durchsichtige Perlen leicht schimmerten. Er stand vor seinem Waschbecken und blickte direkt in den sich darüber befindenden viereckigen Spiegel, was als Ergebnis seiner Dusche völlig beschlagen war, sodass er das Gesicht darin nur erahnen konnte. Kurzum schnappte er sich ein weiteres Handtuch, beugte sich etwas nach vorne, rubbelte sich sein tropfendes Haar ein wenig trockener und benutzte es anschließend dazu, um damit einmal über den Spiegel zu fahren. Als das getan war, präsentierte sich ihm ein ungewohnter Anblick. Die Maske fehlte. Wann er sich das letzte Mal so … entblößt gesehen hatte, wusste er selbst nicht mehr. Er wusste nicht einmal, warum er einen Spiegel im Haus hatte, wo er weder darauf angewiesen noch sehr scharf darauf war, sich selbst zu sehen. Es war nicht so, dass er sich abstoßend fand, sondern, dass er es schlicht und ergreifend für unnötig hielt, in den Spiegel zu sehen. Selbst wenn er sich rasierte, so tat er es für gewöhnlich unter der Dusche. Aber heute … heute hatte er regelrecht das Bedürfnis verspürt, sein eigenes Antlitz zu erblicken. Ob er sehen wollte, wer er war? Denn was wusste er von sich? Erst heute war ihm bewusst geworden, dass die Antwort lautete: Nicht viel! Lange stand er wie angewurzelt da und starrte unentwegt sein Abbild an, welches sich genauso wenig rührte wie er selbst. Er bemühte sich, an nichts zu denken, doch scheiterte dabei kläglich. Mit einem tiefen Seufzer ließ er seinen Kopf nach vorne fallen und kehrte seinem Spiegelbild den Rücken. Als er aus dem Bad spazierte, fühlte er wieder trockenen Boden unter seinen Füßen. Der schmale Korridor war mit dunklem Laminat bepflastert und ein breiter Streifen im selben dunkelbraunen Ton zog sich über die Mitte der Wände. Einige Bilder und kleine, runde Lichter in der Größe von Tassenuntersetzer schmückten den Flur zusätzlich und verliehen ihr eine warme Ausstrahlung, die auch die restlichen Zimmer aufzuweisen hatten. Das Wohnzimmer, was genau gegenüber vom Bad und somit am Ende des Flures war, erstrahlte in einem weinroten Ton, der einen großen Teil der Wände bedeckte. Ein kleiner Glastisch stand vor der teuren, schwarzen Ledergarnitur und der Boden war mit sehr großen, viereckigen grau-schwarzen Fliesen belegt, die aufgrund ihrer glatten, glänzenden Oberfläche sehr luxuriös wirkten. Auf den ersten Blick hätten wohl die meisten Menschen darauf getippt, dass eine Frau in dieser Wohnung lebte, war es doch sehr geschmackvoll eingerichtet und sehr ordentlich und sauber gehalten. Nur der Anblick des Schlafzimmers, was spärlich möbliert war und auch sonst sehr bescheiden erschien, passte genau in das Bild, das die meisten Menschen von der Wohnung eines Mannes hatten. Für einen Außenstehenden wäre es dennoch nicht abwegig, dass ein Mann hier lebte, wo es hingegen für all jene, die Kakashi persönlich kannten, wohl genau das wäre. Ein Mensch, der ständig zu spät kam und die Dinge sowieso nicht allzu genau zu nehmen schien, konnte doch unmöglich in solch einem ordentlichen und schönen Haus hausen! Das war ein Widerspruch in sich. Beides sagte etwas über den Charakter aus und in diesem Fall passte es irgendwo nicht zusammen. Nur was die Bekannten des Grauhaarigen nicht wussten: Kakashis Wohnung, von seinem Schlafzimmer abgesehen, war eine Art Andenken an seine frühere Teamkollegin Rin. Diese hatte ihn damals als 18-Jährige mehrmals in ihre erste eigene Wohnung eingeladen und hatte dabei oft gefühlte Stunden über, wie er es damals ausdrückte, Frauenzeugs gesprochen. Rin war ihr Leben lang eine Ordnungsfanatikerin gewesen und hatte viel Kraft in ihre Wohnung gesteckt, die sie gern modern möbliert und dekoriert hatte. Sie hatte ein Faible für übergroße Bilder, die bei ihr damals sowohl in ihrem Wohnzimmer als auch in der Küche und Schlafzimmer zu finden waren. Ihr zu Ehren hatte Kakashi diese Vorliebe übernommen. Auf diese Weise hatte er das Gefühl, dass sie allgegenwärtig war. Inzwischen war der Shinobi in frische Kleidung geschlüpft und hatte sich mit „Make-out Tactics“ in sein Bett gelegt. Er schlug es auf und begann, zu lesen. Mehrmals blätterte er um, doch den Sinn des Gelesenen erfasste es nicht, weil er ihn nicht erreichte. Seine Gedanken kreisten wieder um die Dinge, über die er zu diesem Zeitpunkt nicht nachdenken wollte. Aber was er wollte oder nicht, spielte im Grunde keine Rolle, denn es war unmöglich, die eigenen Gedanken in so hohem Maße zu steuern. Resignierend klappte Kakashi das Buch schließlich wieder zu und legte sich stattdessen ins Bett. Er ging zwar nicht davon aus, dass er schlafen können würde, aber ein Versuch war es wert, fand er. Und so schloss er die Augen … Nach und nach wurden diese schwerfälliger und obwohl sein Denkprozess im vollen Gange war, driftete er langsam aber sicher in das Land der Träume ab, bis er schließlich vollständig in der Dunkelheit versank. Wie gewöhnlich fanden seine Hände ihren Weg zu seinen Augen und rieben den Schlaf weg. Im liegen streckte er gähnend seine Glieder von sich und sorgte so dafür, dass seine Decke vom Bett rutschte und beinahe geräuschlos auf den Boden aufkam. Wie hatte er bei dieser unerträglichen Hitze eigentlich mit Decke schlafen können? Diese Frage beantwortete er sich selbst mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Die wieder einmal sehr hohe Temperatur hatte sich schon bemerkbar gemacht: Sein Oberteil hatte sich eng an seinen Körper angeschmiegt. Er konnte unmöglich noch weniger Begeisterung versprühen, als er sich schwerfällig aufrecht hinsaß und sich erst einmal einige Minuten Nichtstun gönnte, bevor er aus seinem Bett kroch und als erstes die Jalousie hochzog. „Du bist heute wohl gar nicht schadenfroh, oder?“, murmelte er ungerührt beim Anblick der strahlenden Sonne, als ihm die gestrigen Unterhaltungen einfielen. Erst als er schon eine ganze Weile vor seinem Fenster gestanden und die passierenden Menschen beobachtet hatte, fiel ihm ein, dass Tsunade ihn um zehn Uhr in ihrem Büro sehen wollte. 9:42 Uhr. Rein theoretisch hätte er es noch geschafft, pünktlich bei Tsunade zu sein. Doch Kakashi wäre nicht Kakashi, wenn er sich wegen einer solchen Kleinigkeit aus der Ruhe bringen lassen würde. „Ich komme zu spät“, stellte er stattdessen interesselos fest und steuerte dann gemütlich das Bad an. Er putzte sich die Zähne, duschte sich kurz und lief dann zurück ins Schlafzimmer, wo er sich anzog. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er lediglich zwanzig Minuten gebraucht hatte und eigentlich jetzt bei der Hokage sein musste. Bevor er das Haus verließ, schaute er noch kurz in der Küche vorbei, wo er eine Tasse Genmaicha Tee – die Lieblingssorte seines ehemaligen Lehrers Minato - trank und trockenes Schwarzbrot aß. Heiß war noch eine Untertreibung, wenn man das Wetter beschreiben wollte. Kakashi sprang über Dächer, um sich nicht durch die Menschenmenge auf dem Konoha Markt schlagen zu müssen. Selbst so eine geübte körperliche Betätigung wurde zu einer lästigen Schufterei, und das obwohl Kakashi als Ninja um einiges belastbarer war als der durchschnittliche Mensch. Immer wieder musste er sich den Schweiß von der Stirn abwischen. Er war nur froh darüber, dass sein Ziel nicht sehr weit weg war. Da stand er nun. Das Denkmal auf dem Trainingsplatz war mit den Jahren fast schon so etwas wie ein Vertrauter geworden. Wie jeden Tag blieb sein Blick an dem Namen Uchiha Obito hängen. Oft stand er stundenlang regungslos davor und fixierte diesen Namen. Er hatte ihn schon so lange nicht mehr ausgesprochen, dass der Klang fremd auf ihn wirkte, wenn er ihn irgendwo hörte. Nur in Gedanken sagte er ihn immer und immer wieder. Obito, sprach er wie so häufig stumm seinen toten Kameraden an, was soll ich tun? Oft wenn er ihm eine Frage stellte, wartete er lange auf eine Antwort. Er wartete jedes Mal vergebens. Eine ihm nur allzu bekannte Stimme riss ihn mit einem lauten „Kakashi-sensei!“ brutal aus seiner persönlichen, nur für ihn zugänglichen Welt. Das brachte ihn sofort wieder in die Realität zurück. „Hallo, Naruto“, sagte er fröhlich lächelnd zu seinem Schüler, die Hand zum Gruß erhoben. Keine Spur von Bitterkeit war mehr zu sehen. Alles war so wie immer. „Ich habe Sie überall gesucht!“, ließ er Kakashi etwas genervt wissen und der vorwurfsvolle Ton entging dem Jounin nicht. „Was willst du denn von mir?“, hinterfragte er und ahnte schon, was Naruto vorhatte. „Ich komme mit meinem Training nicht weiter.“ Diesen Satz hätten die meisten Menschen wohl mit einem traurigen oder enttäuschten Unterton gesagt, Naruto hingegen hatte seine Knie etwas gebeugt, seine auf Brusthöhe erhobene Faust geballt und ihn voller Enthusiasmus und Verbissenheit ausgesprochen. Geradezu so, als könnte er es kaum abwarten, diesen Fakt zu ändern. Kakashi stöhnte auf, ließ seinen Kopf lustlos nach vorne fallen und murmelte nur: „Hab ich‘s mir doch gedacht!“ „Und? Werden Sie mir helfen oder nicht?“, fragte er hoffnungsvoll nach. Enttäuscht hörte er Kakashi sagen: „Das würde ich ja wirklich gerne, aber ich kann nicht.“ Dem Grauhaarigen tat es wirklich leid, dass er so wenig Zeit für seine Schüler hatte, aber Tsunade ließ ihn kaum zur Ruhe kommen. Seit dem Angriff von Pain mangelte es Konoha an hochqualifizierten Shinobi, weswegen die Erfahrensten sich vor Arbeit kaum noch retten konnten. Akatsuki hatte ihrem Dorf schon herbe Verluste beigebracht und der gegenwärtige Frieden war trügerisch und hinterhältig. Das wusste Kakashi. Dem Frieden konnte man nicht trauen. „Warum denn nicht?“, tönte es nun recht laut aus dem blonden Jungen, der seinen Lehrer aus aufgebrachten, blauen Iriden ansah. Wenn es ums Training ging, dann verstand der Uzumaki keinen Spaß. Noch bevor Kakashi auf irgendeine Art und Weise reagieren konnte, hörten die beiden Konoha-Ninja ein lautes „Hallo!“. Abrupt sahen sie in die Richtung, aus der das Begrüßungswort gekommen war. Ein rosahaariges Mädchen strahlte sie an und winkte ihnen gutgelaunt zu. „Hallo, Sakura“, begrüßte Naruto seine Teamkollegin. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht und verdrängte die eben noch von Ärger geprägten Züge. „Was macht ihr zwei denn hier?“, erkundigte sie sich und rüttelte ihr verrutschtes Stirnband zurecht, während sie auf eine Antworte wartete. „Eigentlich wollte ich mit Kakashi-sensei trainieren“, beantwortete Naruto ihre Frage und erntete dafür ein genervtes „War ja klar!“. „Bist du aus irgendeinem bestimmten Grund gekommen?“, wollte Kakashi wissen und besah seine Schülerin mit fragender Miene. Kurz schien sie zu überlegen, bevor sie kaum merklich zusammenzuckte, als sie sich anscheinend erinnerte. „Ich wollte Naruto nur fragen, ob er mit mir ein Eis essen geht. Es ist so warm und ich wusste nicht, was ich unternehmen sollte. Tsunade-sama hat mir nämlich heute freundlicherweise frei gegeben.“ „Nur du und ich?“, hakte Naruto hoffnungsvoll und gespannt nach, die Augen weit geöffnet. „Ähm…“, begann sie, sah kurz rüber zu ihrem Lehrer und ergänzte den stockenden Anfang ihres Satzes mit: „Eigentlich schon, aber wie wäre es, wenn Sie mitkommen, Kakashi-sensei?“ Sie hatte diesen Vorschlag nicht ohne Hintergedanken gemacht. Es war eine gute Gelegenheit das Ziel, das Naruto, Sasuke und sie sich vor drei Jahren gesetzt hatten, endlich in die Tat umzusetzen: Ein Blick auf Kakashis wahres Gesicht zu werfen. Die Hoffnung wurde ihr jäh genommen, als dieser dankend ablehnte. „An so einem Tag ist es wirklich besser, Eisessen zu gehen, anstatt zu trainieren. Also, geht nur. Zurzeit drängt uns nichts zum Trainieren, deswegen kannst du es auch langsamer angehen, Naruto“, fügte Kakashi noch schnell lächelnd hinzu. „Na gut, aber morgen werden Sie mich trainieren, Sensei!“, stellte er klar, bevor er sich fröhlich seiner Teamkameradin zuwandte. Heute bot sich ihm die einmalige Gelegenheit, alleine ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen. Kein Kakashi, kein Sai und kein Sasuke. Nur er und seine große Liebe. „Bis dann!“, sagte Kakashi noch und war im nächsten Augenblick auch schon verschwunden, denn schließlich erwartete ihn die Godaime. Den Hokageturm erreichte er bei seiner Schnelligkeit nach kürzester Zeit. Selbst die Art, wie er an ihre Tür klopfte, klang lässig. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Dass er wieder einmal zu spät war, ging ihr zwar gegen den Strich und dennoch konnte Tsunade dem grauhaarigen Shinobi einfach nicht lange böse sein. Unter den Konoha-Ninja war ihr feuriges Temperament weit verbreitet und gefürchtet, aber im Grunde war sie eine sehr warmherzige Frau, die sogar über eine dumme Angewohnheit wie das Zuspätkommen hinwegsehen konnte. Sie wusste schließlich, woher das rührte. „Komm herein, Kakashi!“ Die Tür öffnete sich und der Grauhaarige trat ein. Wie immer hatte er eine Hand in seiner Hosentasche vergraben, die ihm eine noch legerere Haltung verlieh. Die Ellenbogen auf dem Schreibtisch abgestützt, die Hände ineinander gelegt, die Gesichtszüge verdunkelt. Tsunades Haltung sprach Bände - zumindest für Kakashi, der sie inzwischen lange genug kannte. „Um es kurz zu machen, Kakashi“, eröffnete sie das Gespräch. „Ich werde dich auf eine Mission schicken, die zum ersten Mal nicht im direkten Wohlwollen von Konoha durchgeführt wird.“ Leicht zog sich Kakashis sichtbare Augenbraue nach oben, als hätte er keinen Schimmer, was die Hokage von ihm wollte. Doch es war mehr die Überraschung über die Entscheidung der legendären Sannin als Unwissen. „Könntet Ihr bitte deutlicher werden, Tsunade-sama?“, bat er sie und schlenderte auf den riesigen, massiven Holztisch zu, welcher der dahinter sitzenden Person eine große Wichtigkeit zusprach. „Es ist doch ganz klar, was sie dir sagen will“, tönte es plötzlich fröhlich von der Fensterbank, auf dem ein weißhaariger Mann wie aus dem Nichts auftauchte. „Jiraiya-sama“, kam es eine Spur fragend aus dem Kopierninja, da er nicht mit dessen Erscheinen gerechnet hatte. Eigentlich hatte er ihm erzählt, er würde recherchieren müssen und das tat er normalerweise über eine sehr lange Zeit. Dafür suchte er alle möglichen Orte in Konoha auf. Man bekam ihn dann auch kaum zu sehen. „Kannst du dich nicht mal zur Abwechslung anmelden und die Tür benutzen?“, knurrte ihm Tsunade entgegen und überkreuzte ihre Arme vor der Brust, um ihre Missbilligung deutlich zu machen. „Ach Tsunade, mittlerweile solltest du dich doch daran gewöhnt haben. Schließlich bin ich nicht der einzige, der auf diese Weise dein Büro betritt. Kakashi tut das auch immer und …“ Jedes Wort, welches er voller Heiterkeit von sich gab, erzielte bei der Godaime das gegenteilige Gefühl. Als er das bemerkte, stoppte er in der Ausführung seiner, in Tsunades Ohren, armselig klingenden Entschuldigung für seine Gewohnheit. Eine Ader zeichnete sich deutlich auf der Stirn der Blonden ab und pulsierte gefährlich. Sie wollte gerade den Mund aufmachen, um ihrem ehemaligen Kollegen die Leviten zu lesen, als ein „Hallo“ sie zum Schweigen brachte. „Das kann nicht gut gehen“, stellte Kakashi trocken fest, während Jiraiya nur noch ein „Oh oh“ herausbrachte, als sie beide Tenzou erblickten, der gerade dabei war, durch das Fenster ins Büro einzusteigen. Naruto und Sakura standen nur einige Meter vor der Eingangstür des Hokageturms. Die beiden wollten noch etwas mit der Godaime besprechen, weswegen sie sich dazu entschlossen hatten, erst danach Eis essen zu gehen. Sie waren gerade dabei in den Hokageturm hineinzulaufen, als ein lauter Ton, den sie sofort der Fünften zuordneten und der sie an einen Kampfgeschrei erinnerte, erklang und sie förmlich dazu zwang, ihren Blick in den oberen Teil des riesigen Gebäudes schweifen zu lassen. Wegen der Sonne hielten sie ihre Hand waagerecht an die Mitte ihrer Stirn, um etwas erkennen zu können. „Sag mal, ist das nicht Yamato-san?“, fragte die rosahaarige Kunoichi ihren Teamkollegen, als sie einen Menschen aus dem Fenster des Büros der Hokage buchstäblich fliegen sahen. Der Schrei, der dem Anbu dabei aus der Kehle entfloh, bewies den beiden Beobachtern, dass ihr kurzzeitiger Teamleader nicht freiwillig diesen Weg nach draußen gewählt hatte. Naruto schaffte es nicht, ein Lachen zu unterdrücken, als er zusammen mit Sakura beim Baum stehen blieb, auf dem der verdutzte Tenzou gelandet war. Die Blätter auf dessen Kopf und die dabei fast mitleidig dreinschauenden Augen führten nicht gerade dazu, dass das Lachen des Chaosninjas verstummte. „Sie sollten sich mal sehen“, witzelte Naruto lachend und auch Sakura konnte sich bei dem herrlichen Anblick ein kurzes Auflachen nicht verkneifen. „Womit habe ich das verdient“, seufzte der Anbu, den Kopf dabei auf der Faust abgestützt. Seine Position sah schon fast bequem aus. Auf dem dicken Ast des großen Baumes saß es sich wohl bequem! „Geht es Ihnen da oben einfach nur zu gut oder warum steigen Sie nicht ab?“, rief ihm die Rosahaarige zu. Naruto sagte darauf kichernd: „Wahrscheinlich hat er nur Angst, wieder in Oba-chans Büro zu gehen.“ Fast beleidigt verzog Yamato den Mund und sprang dann ab. Wieder auf dem Boden klopfte er sich die Blätter, die ihn noch wie einen Tannenbaum schmückten, ab. Naruto fiel sofort die Beule auf dem Kopf des Anbus auf. „Sehen Sie sich mal die Beule da an“, lachte der Blonde erneut los und hielt sich den Bauch. Seine Teamkollegin lächelte beim Anblick der Verunstaltung nur und wandte sich dann mit den Worten „Hör jetzt auf!“ an den Chaosninja, bevor sie wieder zu Kakashis ehemaligen Ersatz sah. „Wir wollten gerade zu Tsunade-sama. Kommen Sie mit?“, fragte sie den Braunhaarigen. „An eurer Stelle würde ich da jetzt nicht auftauchen. Die Godaime hat gerade Wichtiges zu besprechen und deshalb sowieso keine Zeit für euch. Den Weg dorthin könnt ihr euch also getrost sparen“, riet er ihnen und setzte sich in Bewegung, um diesmal auf normalen Wege ins Büro seiner Vorgesetzten zu kommen. Naruto bemerkte nach seinem Lachflash, dass die Quelle seines Amüsements nicht mehr da war. „Wo ist er denn hin, Sakura-chan?“ Genervt seufzte sie mit geschlossenen Augen. „Komm, wir gehen.“ „Aber wir wollten do- “ Die Kunoichi schnitt ihm sichtlich gereizt das Wort ab. „Kriegst du eigentlich gar nichts mit, du Idiot?“, fuhr sie ihn an und ihre geballte Faust reckte sich dem Blonden entgegen. „Aber Sakura-chan …“ „Halt die Klappe und komm jetzt mit!“ Grob packte sie ihn am Arm und zerrte ihn hinter sich her. Kakashi konnte Narutos Protest von dem Geschäftszimmer der Hokage ganz deutlich hören. Eins musste man dem jungen Shinobi lassen: Er gab niemals auf, selbst wenn seine Lage noch so aussichtslos erschien. Ein Klopfen an der Tür zauberte der Godaime ein triumphierendes und schadenfrohes Schmunzeln ins Gesicht. „Herein!“, verlautete sie und verschwand dann wieder hinter ihrem Schreibtisch zu dem Chefsessel, auf den sie sich zufrieden setzte. Sie nahm ihre typische Haltung an mit den verschränkten Händen, auf denen sie ihr Kinn hin und wieder nur ansatzweise ablegte. „Jetzt wo alle da sind, kann ich euch meinen Beschluss mitteilen.“ Kakashi und Tenzou standen dicht nebeneinander vor ihr. Während der Hatake eine genaue Vorstellung von dem hatte, was die Hokage sagen würde, hatte Yamato nicht den blassesten Schimmer. Jiraiya ging es wie dem Grauhaarigen. Er saß mutig hinter Tsunade auf der heilgebliebenen Seite des Fensters und besah sich die Verkündung mit aufmerksamen Augen. „Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie wir weiter vorgehen sollten. Als Hokage ist es meine oberste Pflicht, alles Erdenkliche im Sinne Konohas zu tun. Genau aus diesem Grund habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich diesen Schritt wagen soll.“ Ihre Stimme war an Lautstärke immer weiter zurück gegangen. Eine kurze Pause trat an der Stelle an, an der üblicherweise der Auftrag kurz und bündig erklärt wurde. Aus den Gesichtern ihrer Gegenüber konnte Tsunade zwei völlig verschiedene Dinge herauslesen. Kakashi wirkte gefasst, so gefasst, als würde er bereits jedes Detail kennen, mit dem sie ihn konfrontieren würde, wohingegen der Braunhaarige keinen Hehl aus seinem Ich-verstehe-überhaupt-nicht-worum-es-geht Gedanken machte. Ihre Stimme fand zu ihrer alten Lautstärke zurück, als sie fortfuhr. „Kakashi!“, sie nahm Blickkontakt mit dem Angesprochenen auf, „Yamato!“, ihre Augen wanderte rüber zu dem Braunhaarigen. „Ich habe eine Mission für euch, die keinen Rang hat, denn es ist unmöglich, den Schwierigkeitsgrad zu bestimmen, wobei ich nicht glaube, dass sie sonderlich schwer werden wird. Das Ziel eures Auftrages ist es, mehr über diesen … Fluch herauszufinden und ein Mittel, mit dem man diesen auflösen kann. Dafür reist ihr in das Dorf des Blitzes. Es wird offiziell eine ANBU-Mission, die unbedingt geheim bleiben soll. Außer uns vieren weiß niemand davon. Sollten die Ältesten davon Wind bekommen, kann ich mich auf viel Ärger einstellen, auf die ich absolut keine Lust habe. Verstanden?“ Sie fixierte die beiden, die noch immer denselben Eindruck auf sie machten, nur das Yamato noch verwirrter zu sein schien. „Ja!“, kam es mit fester Stimme vom Kopierninja. „Gut, hier hast du die Schriftrolle.“ Tsunade reichte sie dem Grauschopf, der sie dankend entgegen nahm. Diese Schriftrolle enthielt alle wichtigen Informationen zu dieser Mission. „Tsunade-sama, ich weiß n- “, begann Tenzou und beugte sich etwas nach vorne, als eine Handbewegung seitens der Blonden ihn zum Rückzieher bewegte. „Kakashi wird dir alles erklären“, erläuterte sie ihr Verhalten und fügte dann noch hinzu: „Seid vorsichtig und sorgt dafür, dass der Raikage nichts von dieser Mission erfährt. Es könnte missverstanden werden und zu Spannungen zwischen unseren Dörfern führen. Ich weiß, dass wir uns auf dünnem Eis bewegen, aber wir müssen es riskieren, denn die Auflösung dieses Fluchs wird Kakashis Schwachpunkt beseitigen und das wird Konoha zu Gute kommen. Also, haltet die Augen offen und lasst euch was Gescheites einfallen. Viel Glück!“ „Danke!“, entgegneten beide gleichzeitig und werteten ihre Worte als Abschluss des Gesprächs, weswegen sie das Büro nach einem kurzen Abschied von den beiden Sannin verließen. Während die beiden schweigsam den Korridor entlang gingen, wusste Kakashi noch nicht, dass die Ausführung dieser Mission der Anfang einer schwierigen Zeit für ihn bedeutete und das in diesem Augenblick Madara einen Plan schmiedete, der ihn, den berühmten Kopierninja aus Konoha, miteinbezog. Der Kampf konnte beginnen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)