The future is unwritten von AkiProductions (Today is where your book begins) ================================================================================ Kapitel 1: A new start ---------------------- „Ich. Tanze. Nicht.“ Yusei stand vor mir wie eine Salzsäule. Grimmig sah ich ihn an und zwang mich, ruhig zu bleiben. „Yusei, dass ist nicht irgendein Ball, auf den wir gehen. Das ist mein Abschlussball!“ „Ich. Werde. Auf. Keinen. Fall. Tanzen.“ Klipp und Klar. Das duldete eigentlich keinen Widerspruch. Yusei schien das ebenfalls zu denken, denn er drehte sich um und widmete sich wieder seinem D- Wheel. „Du tust ja fast so, als würde ich von dir verlangen, Suizid zu begehen!“, motzte ich und stemmte die Hände in die Hüften. Yusei hielt kurz inne, arbeitete dann aber seelenruhig weiter. „Aki, jeden anderen Gefallen erfülle ich dir gerne. Ich trage von mir aus sogar einen Anzug. Aber…“ „Du wirst nicht tanzen, ich habe es verstanden! Ich wusste gar nicht, dass du so stur sein kannst!“ „Ich bin nicht stur. Ich kann nur nicht tanzen!“, murmelte er, während er an der Steuerungsanlage herumwerkelte. Unfassbar! Das war alles, was ihn davon abhielt? „Dann lernst du es eben!“ „Davon abgesehen mag ich solche Bälle nicht besonders. Es ist mir irgendwie zu… schick, wenn du verstehst, was ich meine. Ich gebe vor jemand zu sein, der ich nicht bin.“ „Für einen Abend!“, rief ich händeringend. „Yusei, ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn du nicht mit mir tanzen willst. Der Abschlussjahrgang muss der Tradition nach den Ball eröffnen. Das bedeutet, man sollte in Begleitung erscheinen. Da ich verständlicherweise keine Lust habe, mit zwei Partnern dort hinzugehen, wirst du entweder tanzen müssen...“ „Oder ihr kommt einfach zu spät!“, schlug Crow lachend vor, der gerade die Werkstadt betreten hatte. Yusei erhob sich, drehte sich mir zu und sah mich prüfend an. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass er mich einer Musterung unterzog. Bei ihm war ich mir nie sicher, was er gerade wirklich dachte. Ich war kein Fan von munterem Rätselraten, aber was blieb mir anderes übrig? „Wenn wir den Ball eröffnen, müssen wir danach nicht mehr tanzen, oder?“, fragte er unschlüssig. „Nein. Soweit ich weiß nicht. Man kann natürlich, wenn man will… dafür ist solch ein Ball schließlich da. Aber die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden wird uns nur am Anfang geschenkt. Danach steht die Tanzfläche schließlich auch ihnen offen!“ „’Die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden’?“ Crow pfiff durch die Zähne. „Wie viele Leute haben denn bitte vor zu kommen?“ „Keine Ahnung. Der Saal wird laut unserem Schulleiter jedenfalls voll sein.“ „Und was für einen Tanz werden wir tanzen müssen?“ Yusei war zur Couch gegangen und hatte sich langsam auf die Polster sinken lassen. Jetzt hatte er die Ellebogen auf die Knie gestützt, die Hände ineinander verschränkt und sah mich von unten herauf fragend an. „Einen Walzer!“ Ich lächelte. Ich mochte diesen Tanz. „Ahhh, von dem hab ich schon mal gehört!“ Crow schob nachdenklich die Unterlippe vor. „Tanzen kann ich den allerdings auch nicht.“ „Das ist ja auch nicht schlimm!“, warf ich schnell ein. „Einige aus meinem Jahrgang können auch keinen Walzer tanzen, deswegen bieten wir ab nächster Woche einen extra Übungskurs an. Yusei muss sich nur dazu bereit erklären, mein Tanzpartner zu werden.“ Als ich ihn nun anguckte, legte ich all meine Verzweiflung in meinen Blick. „Du hast gesagt, du begleitest mich zu dem Ball. Dazu gehört nun mal auch, dass wir beide tanzen.“ Crow nickte. „Wo sie recht hat…“ „… hat sie recht.“, seufzte Yusei. „In Ordnung, Aki. Ich begleite dich zu dem Ball, werde einen Anzug tragen und sogar tanzen.“ Er erhob sich und lächelte mich leicht an. „Aber ich kann für nichts garantieren!“ Ich grinste breit zurück. „Das macht nichts! Der gute Wille zählt!“ „Und der gute Wille lässt uns Dinge tun, die wir eigentlich im Leben niemals tun wollten.“ Er klang weder wütend, noch verbittert. Er klang einfach nach… Yusei. Erleichtert atmete ich aus. „Yusei, hast du eigentlich einen Anzug?“ Betretenes Schweigen erfüllte den Raum. „Du hast keinen, oder?“ Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Er hat noch keinen! Martha hat schon angekündigt, ihn beim Anzugkauf tatkräftig zu unterstützen.“ Auch Crow grinste breit. „Ich hatte noch nie einen Anzug.“, murmelte Yusei, während er mit einem kleinen, metallenen Teil spielte, von dem ich nicht wusste, woher es plötzlich stammte. „Bisher bestand nie die Notwendigkeit, mir so etwas zu kaufen. Mir gefallen die Klamotten, die ich trage. Sie sind bequem und passen zu mir.“ Nun schaute er mich an, zuckte mit den Schultern und schenkte mir ein kleines Lächeln. Mir fiel nichts ein, was ich darauf erwidern konnte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich die Aussage seiner Worte richtig begriffen hatte. Natürlich, der Sinn war mir klar – doch Yusei war ein Mensch, der seine Gefühle gut zu beherrschen wusste. In den wenigsten Situationen hatte er die Contenance verloren, stattdessen die Probleme objektiv betrachtet und sein eigenes Wohl hinter das der anderen gestellt. Er steckte meist mehr Emotionen und Hintergedanken in seine Aussagen, als ich es von anderen Menschen gewohnt war. Meine Englischlehrerin sagte immer, wir sollen solange an Aussagen herumkratzen, bis wir durch die Oberfläche hindurch und zum Kern stießen. Dann erst würde sich uns die ganze Wahrheit des Gesagten offenbaren. Da ich aber nicht immer die Zeit hatte, die Aussagen meines Freundes ausführlich zu analysieren, erschien er mir oft in einem anderen Licht, als ihm angemessen war. Ich ging auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Hals und gab ihm einen kurzen Kuss. „Ich weiß. Ich mag deine Klamotten auch.“ Ich schenkte ihm ein Lächeln. „Aber auf einem Ball trägt man nun mal einen Anzug.“ Langsam ließ ich ihn los und ging zur Türe. Bevor ich sie öffnete, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. „Sag mir Bescheid, wenn ihr zwei zum Shoppen aufbrecht, okay?“ Yusei zog die die Augenbrauen hoch. „Mach ich. Aber wieso?“ Ich zwinkerte verschmitz. „Weil ich es mir nicht entgehen lassen will, euch zu begleiten!“ Mit diesen Worten verließ ich die Werkstadt (allerdings nicht, ohne Crow vorher zum Abschied noch einmal kurz zugewunken zu haben) und machte mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen wurde ich liebevoll von meinem inzwischen Oberschenkel großen Lieblings- Labrador Peanut begrüßt, zu dem sein Name mittlerweile so gar nicht mehr passen wollte. Mit ihm spazieren zu gehen stellte sich seit neuestem als echte Herausforderung dar: kaum einer konnte seine Leine halten, wenn er spielen wollte oder anderen Hunden begegnete. Nicht, dass er sonderlich fett gewesen wäre (besonders schlank war er allerdings auch nicht); er hatte einfach nur so eine Art Bärenkraft entwickelt, die es einem Normalsterblichen beinahe unmöglich machte, vernünftig mit ihm Gassi zu gehen. Mein Vater war die einzige mir bekannte Person, der es gelang, nicht von Peanut mitgeschleift zu werden. Sogar Yusei scheiterte kläglich, auch wenn er nicht aufgab und es immer wieder versuchte. „Hallo, Dicker!“, begrüßte ich ihn glücklich und tätschelte ihm den Kopf, bevor ich mir Jacke und Schuhe auszog. „Dicker“ hatte allerdings schnell das Interesse an mir verloren und machte sich nichtsdestotrotz schwanzwedelnd auf zu seinem Futternapf in die Küche. Ich hingegen betrat unser großes, geräumiges Wohnzimmer, in dem meine Eltern auf der Couch saßen und ein scheinbar angeregtes Gespräch führten. Als ich sie fragend ansah, winkte mein Vater nur lachend ab. „Es geht um einen meiner Arbeitskollegen. Er ist in meinem Alter und seine Tochter, die nur unwesentlich älter ist als du, macht ihn jetzt zum Opa. Das verkraftet der Ärmste nicht besonders gut, weswegen er hin und wieder etwas neben der Spur läuft.“ „Wie kann man nur mit zwanzig schon Mutter werden wollen.“ Meine Mutter schüttelte verständnislos den Kopf. „Du warst damals bei meiner Geburt auch nicht viel älter.“, sagte ich mit düsterem Blick und setzte mich auf einen Sessel ihnen gegenüber. „Du warst auch nicht geplant, Aki.“ Das war ja mal wieder typisch Vater. Ein Feingefühl wie ein Elefant im Porzellanladen! Ich musste bei seinen Worten dementsprechend geguckt haben, denn er beeilte sich hinzuzufügen: „Aber natürlich waren wir sehr glücklich über die Schwangerschaft deiner Mutter! Ein Kind ist schließlich etwas Wundervolles! Es schafft neue, unvorstellbare Bindungen zwischen zwei Menschen.“ Mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen schaute ich die beiden einige Sekunden lang an, bevor ich mir ein gequetschtes „Na ja“ abrang. „Ich weiß, dass das nicht immer so ist. Und übrigens heißt das nicht, dass wir Großeltern werden wollen!“ Die Stimme meines Vaters klang plötzlich einige Oktaven höher und seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. Ich meinte, so etwas wie Panik in ihnen erkennen zu können. „Gott, wenn ich jetzt Oma werden würde… ich würde mir ja SO alt vorkommen!“ Das glaubte ich meiner Mutter gerne, so entsetzt, wie sie klang. Seufzend stand ich auf und reckte mich. „Keine Sorge. Ich glaube, weder Yusei noch mir steht derzeit der Sinn nach Nachwuchs. Um ehrlich zu sein, bin ich mir momentan überhaupt nicht sicher, ob ich jemals Kinder will. Ich komme mit meinem eigenen Leben schon kaum klar. Wie soll ich dann Verantwortung für ein zweites übernehmen? Außerdem“ – fügte ich hinzu und unterbrach so den von meiner Mutter bereits in die Wege geleiteten Protest – „Denke ich gerade über ganz andere, für mich derzeit relevantere Dinge, wie zum Beispiel meinen Abschluss nach und bin damit vollauf beschäftigt.“ Ich lächelte schräg, als ich tief Luft holte. „Also. Ich geh dann mal lernen.“ „Schon wieder?“, fragte meine Mutter überrascht. „Meine Güte, ich war so froh, dass du eben endlich mal etwas unternommen hast und an die frische Luft gekommen bist. Du lernst nun schon seit Wochen ununterbrochen, Schatz. Irgendwann muss es auch einmal reichen!“ Sie stand auf und kam auf mich zu. Dicht vor mir blieb sie stehen und lächelte mich sanft an. „Warum lädst du Yusei nicht zum Abendessen ein? Ihr habt euch in der letzten Zeit kaum gesehen.“ „Ich war eben bei ihm, Mama. Er ist genauso beschäftigt wie ich. Ich weiß nicht, ob er Zeit hat, bei uns vorbei zu kommen…“ Doch meine Mutter achtete nicht auf mich, hatte bereits nach dem Telefon gegriffen und hielt mir den Hörer nun auffordernd unter die Nase. Natürlich hatte Yusei Zeit. Das hieß, ich wusste nicht, ob er tatsächlich Zeit hatte oder sie sich einfach nahm. Jedenfalls erklärte er sich sofort dazu bereit, schon vor dem eigentlichen Essen bei uns vorbeizukommen und mit uns gemeinsam zu kochen. Während das schlechte Gewissen an mir nagte (zum einen, weil ich nicht lernte, und zum anderen, weil ich Yusei von seiner Arbeit abhielt), versuchte ich, mich abzulenken, indem ich die Lebensmittel bereitlegte, die wir für unser Abendessen brauchen würden. Nach längerem Hin und Her hatten wir uns schließlich für irgendein chinesisches Gericht entschieden, von dem ich noch nie im Leben etwas gehört hatte (damit wäre auch klar, dass ich nicht zur Entscheidungsfraktion „Wir“ gehörte. Ich war mehr für so etwas Herkömmliches wie Sushi gewesen, aber das war ja viel zu langweilig). Als ich abgrundtief seufzte, klingelte es an der Haustüre. Schnell legte ich noch die letzten Lebensmittel bereit und beeilte mich dann, zur Haustüre zu laufen, wurde auf dem Weg aber von einem heranstürmenden Peanut ausgebremst, der sich freudig bellend vor der Türe platzierte. „Komm, rutsch mal ein Stück!“, sagte ich und versuchte, ihn zur Seite zu schieben. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Fluchend öffnete ich die Türe so weit wie möglich und Yusei gelang es tatsächlich, durch den entstandenen Spalt nach innen zu schlüpfen. Dort riss ihn Peanut beinahe in dem Versuch von den Füßen, sein Gesicht abzuschlabbern. Yusei lachte kurz, hielt sich dann aber den begeisterten Hund mittels dessen Halsbands vom Leibe. Genervt schaute ich Peanut an. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass er strohdoof ist.“ „Nun sag doch nicht so was.“, widersprach Yusei sanft lächelnd, „Er freut sich eben. Ich kenne kaum einen Hund, der dumm ist.“ „Stimmt. Aber unerzogen ist er auf jeden Fall.“ Yuseis Lächeln wurde breiter. „Aber dafür kann er ja nichts.“ Langsam ließ er Peanut los, der sich inzwischen wieder einigermaßen beruhigt hatte, trat einen Schritt auf mich zu, beugte sich zu mir hinunter und küsste mich sanft auf die Stirn. Zur sonderlichen Besserung meiner Laune trug das allerdings auch nicht bei. Er schien das zu bemerken, denn seine Augenbrauen zogen sich in einem Anflug von Besorgnis zusammen. „Alles in Ordnung mit dir?“ Ich schaute ihn kurz an und überlegte, ob ich einfach nicken sollte. Dann jedoch fiel mir der Vorsatz wieder ein, den ich mir gemacht hatte, kurz nachdem wir zusammengekommen waren: ehrlich sein ! Ich seufzte. „Ich mache mir Vorwürfe, weil ich dich von der Arbeit abhalte. Und außerdem müsste ich eigentlich lernen…“ Er nahm meine Hand. „Hey. Gerade weil du soviel lernst, haben wir uns in der letzten Zeit kaum gesehen. Zeit, die ich genutzt habe, um an meinem Motor weiterzuarbeiten. Also haben wir zwei uns eine kurze Auszeit verdient, meinst du nicht?“ Als ich nichts erwiderte und nur auf den Boden zu meinen Füßen starrte, hob er mit seiner anderen, noch freien Hand mein Kinn an und zwang mich so, ihn direkt anzusehen. Verzweifelt versuchte ich, an die Decke zu schauen, nach links, nach rechts, nach unten (das musste total bescheuert aussehen!), doch immer wieder blieb mein Blick an seinen wundervollen, saphirblauen Augen hängen. „Meinst du nicht?“, fragte er noch einmal mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ja. Vielleicht hast du recht.“, flüsterte ich leise. „Vielleicht? Aki, zielstrebig zu sein hat zwar seine Vorteile, aber auch die Nachteile lassen sich nicht einfach von der Hand weisen. Setz’ dich nicht so unter Druck. Dadurch kann man krank werden.“ Und im nächsten Moment befand ich mich in seinen Armen, mein Kopf ruhte an seiner warmen Brust und ich konnte seinen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag hören. Ich musste lächeln und schloss glücklich die Augen, bevor ich meine Arme um seine Hüfte schlang. „Weißt du“, begann ich leise, „ich freue mich, dass du hier bist! Ich hoffe, du bist nicht aufgrund meiner Reaktion vom Gegenteil ausgegangen.“ „Mittlerweile kann ich dich ganz gut einschätzen, Aki.“, antwortete er und bettete sein Kinn vorsichtig auf meinen Kopf. „Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch. Es fällt mir nicht mehr schwer, herauszufinden, was du gerade denkst und empfindest.“ Ohne es zu wollen entfloh mir ein dumpfes und enttäuschtes „Hmpf“. Ich wünschte, dass könnte ich auch von ihm behaupten! „Was gibt es denn zu Essen?“, fragte Yusei und wechselte rasch das Thema. Ja, er schien meine Reaktionen wirklich gut beurteilen zu können. „Chinesisch.“, antwortete ich nach kurzem Zögern und beendete die Umarmung, indem ich ihn langsam los ließ. „Präzise Angabe. Geht das vielleicht auch etwas genauer?“ Ehrlich antworten, Aki! „Nein.“ Etwa eine Stunde später saßen meine Eltern, Yusei und ich um unseren Tisch herum und aßen das zugegebenermaßen gut schmeckende, chinesische Etwas, dessen Namen zu merken mir ernsthafte Schwierigkeiten bereitete. „Es schmeckt fantastisch!“, sagte mein Vater bewundernd und meine Mutter nickte zustimmend. „Ihr habt wirklich fabelhaft gekocht!“ Irgendwann hatte meine Mutter uns netterweise offenbart, dass „wir werden kochen“ soviel bedeutete wie „ihr werdet kochen“ und uns dann mit dem Rezept alleine gelassen. Und obwohl Yusei so gut wie keine Ahnung vom Zubereiten von Mahlzeiten hatte, war es uns doch irgendwie geglückt, ein genießbares Gericht auf die Beine zu stellen. „Danke.“, murmelte ich und Yusei nickte meinem Vater kurz dankend zu. „Und Yusei?“, fragte er, „Wie läuft es so bei dir? Kommst du voran mit deinem Motor?“ Dieser räusperte sich. „Ja, prinzipiell schon. Hin und wieder erreiche ich Punkte, an denen ich alleine nicht weiter komme, aber mithilfe von meinen Freunden ist des Rätsels Lösung immer ganz leicht zu finden.“ Er zwinkerte mir zu und ich musste lächeln. Wenn er mir von seinen physikalischen Problemen erzählte, saß ich meist mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf und großen, bewundernden Augen vor ihm, bis er in seinen Ausführungen stockte, danach meist so etwas wie „Das könnte es sein“ nuschelte und sich wieder seiner Arbeit zuwandte. Aber na gut, wenn er das als Hilfe bezeichnete, sollte es mir recht sein. „Na, das klingt doch großartig! Seitdem ich dich kenne, hatte ich das Gefühl, dass du einmal in die Fußstapfen deines Vaters treten würdest! Das scheint bei euch in der Familie zu liegen, ähnlich wie das Diplomatische Markenzeichen der Unseren ist.“ Ich verschluckte mich an meinem Bissen chinesisches Etwas und musste husten. Jaah, ich war schon ein unglaublich diplomatischer Mensch! Yusei klopfte mir leicht auf den Rücken, und nach kurzer Zeit hatte ich mich wieder im Griff. „Ich kann nur hoffen, dass du mehr von deinem Vater geerbt hast, als ich.“, flüsterte ich mit erstickter Stimme und schnappte halb lachend, halb keuchend nach Luft. Meine Mutter, die meine Worte verstanden hatte, musste ebenfalls lachen, als Yusei prüfend zu meinem Vater hinüberschaute, der uns wiederum mit einem vollends verdatterten Ausdruck auf dem Gesicht musterte. „Hideo wünscht sich schon lange, dass Aki Gefallen an seinem Beruf findet und ebenfalls das Senatoren- Amt anstrebt.“, erklärte meine Mutter, die sich Yusei zugewandt hatte. „Aber, was soll ich sagen… Aki sieht ihre Stärken nicht gerade in diesem Bereich, nicht wahr, Schatz?“ Sie zwinkerte mir zu, was ihr einen grimmigen Blick meinerseits einbrachte. „Ach, wirklich?“ Yusei schaute mich fragend an. „Ich denke, du würdest eine gute Senatorin abgeben.“ „Tja, dann seid ihr ja schon zwei, die das denken.“ „Drei!“ Meine Mutter hob die Hand. Ich seufzte und lehnte mich zurück. „Natürlich. Und wenn ich im Sitzungssaal erscheine, rennen die Leute schreiend weg. Das nennt man dann Erfolg, denn ich werde praktisch alle Entscheidungen alleine treffen können, weil keiner sich traut, mir, dem Monster mit den Psy- Kräften, Kontra zu geben!“ „So ist es doch gar nicht mehr.“, widersprach Yusei ruhig und griff unter dem Tisch nach meiner Hand. „Trotzdem. Das ist einfach nicht mein Berufswunsch.“ „Und was ist dein Berufswunsch?“ „Ich… weiß es noch nicht so genau.“, murmelte ich und sah, wie Yuseis Augen sich vor Verblüffung kurz weiteten. „Ich versuche einfach, den bestmöglichen Schulabschluss zu machen, den ich erzielen kann und schaue dann, in welchen Bereichen ich besonders gut abgeschnitten habe. Dann überlege ich weiter.“ Yusei lächelte und drückte kurz meine Hand. „Das halte ich für eine gute Idee.“ „Ich kann nur hoffen, dass deine Taktik aufgeht.“, murmelte meine Mutter und nippte kurz an ihrem Wasserglas. Darauf fiel mir keine Erwiderung ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)