Angel´s History von Nalahime (Lucifer´s Angel) ================================================================================ Kapitel 5: Zerbrochene Hoffnung ------------------------------- Lucifer ging in seinem Thronsaal auf und ab, ungeduldig wanderte er von einer Seite des Saals zur anderen und schlug mit jedem Schritt seiner Stiefelsohlen heftig auf den Boden, wodurch ein lautes Echo entstand. Azrael sah ihm jetzt schon seit Stunden dabei zu und fand keine Möglichkeit ihn zu beruhigen oder ihn auf andere Gedanken zu bringen. Er verstand warum der König der Hölle so nervös war. Vielleicht hatte ihr Vater sie endlich akzeptiert und wollte nun einen Frieden zwischen ihnen vereinbaren. Es war aber auch möglich, dass es das Gegenteil war und er die vollständige Kapitulation verlangte. Wenn es zum Schlimmsten kam würden sie nicht nur Krieg führen, sondern... Ein starkes Klopfen gegen die Saaltüren unterbrach seine Gedanken und er blickte auf. Lucifer blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf die Tür. Azrael erhob sich und öffnete demjenigen der geklopft hatte, während der Höllenfürst sich auf seinen Thron setzte. Der Todesengel trat beiseite und ließ ihren Besucher eintreten. Es war ein Himmelsbote, der eine arrogante Haltung und Ausdruck im Gesicht hatte. Er schien recht angefressen, hier in der Hölle sein zu müssen, dazu noch mit zwei gefallenen Engeln. Der Bote neigte lediglich sehr leicht den Kopf vor Lucifer und begann dann zu sprechen: „Höllenfürst, Lucifer, ich bin hier auf Geheiß unseres großherzigen Vaters, des Herrn, um euch eine Nachricht von ihm zu überbringen.“ „Dann lass mich hören was er zu sagen hat und ob er wirklich so großherzig ist.“ Der Bote rümpfte die Nase, fuhr jedoch fort: „Der Herr hat bestimmt, dass ihr und euer Reich von unserem Herrn ausgelöscht werden sollt, wenn ihr nicht kapituliert. Anders als zuvor werden wir , wenn ihr das Angebot von Kapitulation abschlagt, alle euresgleichen töten – sei es alt oder jung.“ Lucifer ließ es sich nicht anmerken, aber Azrael sah die kleinen Anzeichen in seinem Geliebten, dass er geschockt und zornig war. Er hatte leicht verkrampfte Hände und seine Lippen waren ein wenig zusammen gepresst, seine Augen waren von bernsteinfarben zu einem kräftigen Goldton gewechselt, welches ein sicheres Anzeichen seines Zorns war. „Er will uns ausrotten, wenn wir uns weigern?“ Lucifer´s Stimme war bedrohlich kühl und ruhig, während der Bote nur lächelnd nickte, um ihm ein Ja zu versichern. Azrael sog scharf die Luft ein. Entweder Kapitulation oder ein Krieg, der zu einem Massenmord werden konnte. Der Herr hatte sie aufgegeben... Der Höllenfürst ballte seine Hände zu Fäusten, knallte sie auf die Armlehnen seines Throns und funkelte den Boten zornig an. Dieser wich ängstlich ein paar Schritte zurück. „Du verschwindest jetzt besser von hier und sag dem Lord, dass wir uns niemals ergeben werden! Eher sterben wir alle, als das wir uns selbst aufgeben! Verschwinde, du Fliege Gottes!“ Lucifer erhob sich während diesen Worten abrupt von seinem Thron und seine Schwingen waren ausgefahren, bedrohlich schienen sie wie ein bösartiger Schatten hinter ihm aufzuragen. Hastig wich der Bote zurück und rannte verängstigt aus dem Saal. Fluchend ließ sich Lucifer wieder in seinen Thron sinken und schlug erneut mit den Fäusten darauf ein. Azrael seufzte erschöpft, ihr Kampf sollte nun also erst recht beginnen. Er kniete sich vor Lucifer hin, der seinen Kopf auf eine Hand gestützt hatte und sich mit seinen Schwingen, wie mit einer Mauer umgab. Sanft nahm er die andere Hand seines Königs in seine eigene und versuchte ihm in die Augen zu blicken. Der Silberhaarige konnte ihm ansehen wie furchtbar er sich fühlte. All die Jahre hatten sie nicht versucht gegen Gott zu kämpfen, sondern lediglich seine Akzeptanz zu erringen, doch nun waren sie an dem Punkt angekommen an dem sie um ihre Existenz streiten mussten. Lucifer seufzte auf, seine Federn zitterten, als ob Wind über sie fegen würde, traurig blickte er Azrael entgegen. „Warum, Azrael? Warum...?“ Erschöpft ließ er sich in Azrael´s Arme sinken. All die Jahrhunderte, all die Kämpfe, alles umsonst. Wieso nur sollten sie nicht akzeptiert werden? Was war der Grund? War die Liebe nicht das Geschenk Gottes? Sollte sie etwa nur den Menschen gegeben werden und nicht ihnen? „Azrael... Wenn unsere Gefühle nicht existieren sollten, warum besitzen wir sie dann überhaupt?“ „Würdest du... sie gerne verlieren? Diese Gefühle?“ „Wie kommst du jetzt darauf?“ Der Silberhaarige blickte zu Boden. „Ich bin der Engel des Todes und habe diesen Titel immer noch inne, weil niemand sonst ihn tragen kann, somit kann ich aber nicht nur Leben und Seele vom Körper trennen, sondern auch Gefühle. Ich könnte...“ Wütend unterbrach Lucifer ihn. Seine Stimme bebte und dennoch hörte er seine Zuneigung zu ihm heraus. „Wage es ja nicht weiter zu sprechen, Azrael! Ich würde niemals diese Gefühle ablegen! Du könntest mir dann genauso gut mein Leben nehmen, Azrael, aber wage es nicht mir meine Liebe zu dir zu nehmen! Ich habe dir ganz am Anfang dieses Krieges bereits gesagt, dass ich sterben würde, wenn mir jemand meine Liebe zu dir nehmen würde! Niemals, Azrael, niemals! Reiß mir meine Seele heraus, wenn du musst, aber nicht die Liebe die mich erfüllt! Nicht das was du mir geschenkt hast!“ Azrael lächelte ihn warm an. „Die Liebe hat Gott dir geschenkt, Lucifer. Ich habe sie lediglich in dir entzündet, so wie du meine in mir. Verzeih...“ Er senkte sein Haupt und seine langen Haare fielen wie ein Vorhang vor sein Antlitz, sein Gesicht verbergend, aus Reue jemals etwas derartiges erwähnt zu haben. Lucifer verstand, warum sein Geliebter ihm diese Möglichkeit vorgeschlagen hatte. Ohne diese Gefühle könnten sie wie zuvor leben, nur für den Herrn und ihre Pflichten, ohne jemals an etwas anderes zu denken. Niemals sich selbst in den Armen eines anderen verlierend und nur an dieses andere Geschöpf denkend, welches ein Feuer und eine Leidenschaft in einem hervorrief, wie sonst nichts in der Welt und den beiden Sphären. „Azrael, verstecke dich nicht. Ich habe deine Intention verstanden, aber nein, ich will sie nicht verlieren. Außerdem, willst du etwa der Einzige von uns sein, der am Ende mit diesen Gefühlen lebt und verstoßen ist?“ „Wenn es alle anderen und besonders dich vor dem Zorn Gottes schützt, würde ich sogar meine Flügel eigenhändig aus meinem Rücken reißen.“ „Ach, Azrael... Mein geliebter, Azrael...“ Lucifer zog ihn zu sich heran, strich ihm mit der Hand durchs Gesicht und küsste ihn. „Wir werden kämpfen müssen, aber ich werde nicht aufgeben, auf gar keinen Fall!“ Azrael nickte und schmiegte sich an ihn. „Ja, wir werden sie zurück schlagen, immer und immer wieder.“ *** Türen wurden aufgeschlagen und jeder der Knalle echote durch sämtliche Korridore des Palastes. Lucifer ging schnellen Schrittes in Richtung seiner Schatzkammer und hielt nicht einen Moment für irgendetwas oder irgendjemanden an. Wenn Gott sie nun wirklich angreifen wollte mit einer kompletten Großoffensive, dann wollte er ihm zuvorkommen und dafür brauchte er einen Gegenstand, dem er dem Himmel einst entwendet hatte. Er riß die Doppeltür zur Schatzkammer auf und trat hindurch. Suchend blickte er sich um und fand auch schnell was er suchte. Lucifer nahm den Gegenstand in seine Hände und wollte gerade wieder aus der Kammer eilen, als er stocksteif stehen blieb und sein Gesicht sich zu einer Maske aus Zorn verzerrte. Wütend schlug er den Gegenstand gegen die Wand, wo er zerbrach und in mehrere Teile zersprang. „Verdammt!“ schrie Lucifer. „Das ist nicht der Seraphenstab! Ich wurde bestohlen!“ Der Seraphenstab konnte mit seiner Macht das Tor zum Himmel öffnen, weshalb er ihn auch hatte mitgehen lassen, als er dem Himmel entfloh. Damals war der Stab ihm einmal, bei seiner Flucht aus der Hand gerutscht und in einer Pfütze seines Blutes gelandet, weshalb er stets wusste wo sich der Stab befand. Eine weitere praktische Sache des Ganzen war auch, dass, was auch immer der Stab öffnete, durch sein Blut noch einmal geöffnet werden konnte. Lucifer hatte das Verschwinden des Stabes nicht bemerkt, weil an dem Replik ebenfalls Blut von ihm hing. Was auch immer mit seinem Blut benetzt war konnte er mit seinen Sinnen verfolgen. Also ließ er seinen Geist umher schweifen, um den echten Seraphenstab zu finden und fand ihn auch recht schnell. Er befand sich im Himmel, dass hieß das irgendjemand den Stab benutzt hatte, um in den Himmel zu gelangen und dort auch verblieben war. Lucifer grinste breit und diabolisch und schritt aus der Kammer heraus. Der Dieb würde es noch bereuen ihn jemals beklaut zu haben, weil er sehr bald Besuch von ihm bekommen würde! *** Azrael stand auf seinem Balkon und sang dem roten Himmel der Hölle entgegen. Das Einzige was ihn neben Lucifer beruhigen konnte war singen und da der Höllenfürst gerade abwesend war tat er eben genau dies. Die rotgefiederten Vögel der Hölle, auch als Phönixe bekannt, leisteten ihm währenddessen, angelockt durch seine Stimme, Gesellschaft. Sie waren die einzigen Vögel in der Hölle, die nicht ausschließlich aus Knochen bestanden. Manche von ihnen stimmten sogar in seinen Gesang mit ein. Er sang all seine Trauer, Frustration, Verzweiflung, Wut und Liebe dem Himmel entgegen, verzweifelt, eine neue Hoffnung suchend an die er sich klammern könnte. Lucifer stand im Rahmen der Balkontür, die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete seinen Todesengel, horchte auf seine Gefühle in seinen Liedern, während sich sein Herz mit jeder neuen Melodie leichter anfühlte. Azrael schien wirklich der Einzige unter den Höllenwesen zu sein, der noch Gottes Liebe in sich trug, sie noch empfing, der Einzige unter ihnen, der noch so etwas wie „Heiligkeit“ besaß. Wie lange würde er diese noch besitzen? Fragte er sich bitter. Wie lange würde es noch dauern, bis sogar Azrael vollkommen korrupt war? Oder besser gesagt er ihn in vollständige Korruption stürzte? Lucifer schüttelte den Kopf und trat auf Azrael zu, umarmte ihn von hinten und hielt ihn fest an sich gedrückt. Des Engels Gesang verstummte, während er seine Hände auf seine eigenen legte und seufzte. „Lucifer? Ich habe dich gar nicht bemerkt. Ist etwas nicht in Ordnung?“ „Alles ist bestens, Azrael. … Wir werden bald den Himmel attackieren...“ Er merkte wie sich der Kleinere in seinen Armen anspannte und sich auch genauso schnell wieder entspannte, um daraufhin schlicht zu nicken. „Ich weiß. Hast du den Seraphenstab geholt, Lucifer?“ Er schüttelte etwas verbittert den Kopf. „Nein, er wurde gestohlen und bereits benutzt. Weiß der Herr wann das gewesen ist...“ „Warte... aber wie sollen wir dann...?“ „Kein Problem. Ich kann das Tor noch einmal mit meinem Blut öffnen. Wir werden garantiert nicht von einem dämlichen Tor aufgehalten werden. Außerdem habe ich schon jemanden da oben für uns am arbeiten, wenn es denn nötig werden sollte.“ Azrael blinzelte seinen Geliebten fragend an. „Und wie hast du einen Dämon in den Himmel bekommen, der da ungesehen herum schleichen kann?“ „Wer sagt denn, dass es ein Dämon ist?“ Lucifer grinste ihn frech an und fing an leicht zu lachen. Azrael schüttelte den Kopf mit einem Lächeln. Das war so typisch für ihn... *** Michael, Erzengel des Feuers, Schwert und Richter Gottes auf Erden, schritt nervös und unsicher vor den Toren zu Gottes Halle hin und her. Er wusste nicht mehr was er noch denken sollte, wusste nicht mehr was er glauben sollte oder tun. Sie hatten seit Lucifer´s Aufstand stets gegen die Höllenkrieger gekämpft - ja. Und er hatte immer versucht seinen älteren Bruder zu töten, wenn er ihn traf - ja, es war schließlich auch sein persönlicher Frust und Verlust, der ihn dazu trieb. Aber warum mussten sie jetzt die gesamte Hölle von Leben auslöschen?! Selbst wenn sie gefallen waren, waren viele von den Höllenwesen doch immer noch ihre Brüder! Michael biss sich auf seine untere Lippe, bis Blut an seinem Kinn hinablief und rote Tropfen auf den weißen Marmorboden aufschlugen. Ein starker farblicher Kontrast, der hier so fehl am Platze schien wie er selbst. Es kümmerte ihn nicht, er bemerkte nicht einmal den Schmerz der durch seinen Körper fuhr, er ignorierte alles. Seit Stunden war er mit sich am ringen, ob er den Herrn nun befragen sollte über seine Anweisungen oder nicht und noch immer konnte er sich selbst nicht irgendeine Art von Antwort geben. Wenn er als Engel fluchen dürfte, würde er es jetzt mit jedem Schritt den er tat tun. Er fuhr sich erschöpft mit den Händen durch sein kurzes, dunkelrotes Haar, welches mit gold-blonden Strähnen durchzogen war und seufzte schwer. Müde sank er auf den Boden hinab und starrte in sein gespiegeltes Abbild im Marmor zu seinen Füßen. Wie er sich so betrachtete, schienen ihm seine goldenen Augen verloren und bedrückt. Hatte sich sein Bruder ebenfalls so gefühlt, als er Gott konfrontiert hatte? Sinnierend dachte er an ihren letzten gemeinsamen Kampf zurück. Sein Bruder hatte mit dem Rücken zu ihm in der Luft gestanden, also hatte er zu ihm ausgerufen, um ihn zu warnen. Obwohl er sich sicher gewesen war, dass Lucifer ihn bereits bemerkt hatte. „Willst du dich mir nicht entgegen stellen, Höllenfürst?“ „Michael... Musst du dies tun?“ Seine Stimme hatte sich so traurig, so zerrissen angehört. „Natürlich..., aber ich möchte es auch. Du bist mein Bruder und deswegen will ich persönlich deinen Verrat in Stücke reißen.“ Leicht war sein Körper zusammengezuckt, als hätte er durch seine Worte einen physischen Schlag abbekommen. „Verrat... hm. Was denkst du ist der größere Verrat? Der Verrat an deinem Herrn oder der Verrat an deinem eigenen Herzen?“ Er drehte sich um und sah seinem Bruder direkt in die Augen. Seine Augen waren von Trauer durchzogen, Unverständnis und sie schienen so entsetzlich müde. So als ob er es leid war, es immer wieder erklären zu müssen, warum er überhaupt erst kämpfte. „Was ist deine Antwort?“ Schwere und Trägheit hatte in seiner Stimme mit geschwungen. „ … Beides wiegt gleich schwer. Wenn man sein eigenes Herz verrät kann man einem Herrn nicht mehr dienen. Sollte man jedoch seinen Herrn verraten ist das die größte Schande.“ „So ist es. Ich entschied mich für die Schande, da ich mein eigenes Herz nicht hintergehen konnte. Wieso also habe ich ein Verbrechen begangen, wenn ich nur meinem Herzen folgte, wie es unser Vater wünscht?“ Hoffnung lag in seinem Ton, als er ihn mit seinen Bernsteinaugen musterte. „ …“ „Ich kann darauf nicht antworten. Egal was geschieht, ich muss meine Pflicht erfüllen. Mach dich also bereit!“ Lucifer schüttelte traurig den Kopf. Enttäuschung hatte sich in seines Bruders Körper breit gemacht und Verzweiflung. Sein Blick wurde leer, während er sich mit aller Kraft dazu zwang sich ihm entgegen zu stellen. „Dann komm und lass mich sehen wie du dich gemacht hast, Bruder!“ Entschlossenheit lag in seiner Stimme. Entschlossenheit nicht zu verlieren, nicht auf zu geben, bis er sein Ziel erreicht hatte, bis sie endlich alle akzeptiert wurden, mit all ihren Gefühlen. In diesem Moment war Michael stolz auf seinen Bruder gewesen. Stolz und dennoch fühlte er sich verraten. Es war nicht so sehr ihr Vater der ihn zum Kampf trieb, sondern seine eigenen Gefühle. Sein Schmerz und seine Trauer darüber, dass sein geliebter älterer Bruder ihn zurückgelassen hatte, es nicht für nötig befunden hatte ihm zu vertrauen und ihm die Chance geboten hatte ihn zu begleiten. Michael schloss die Augen und seufzte erneut, machte sich so klein wie möglich, während er sich mit seinen Händen wieder durch die Frisur fuhr und dann sein Gesicht mit ihnen bedeckte. Ohne einen Laut zu verursachen, wurde sein Körper von Trauer geschüttelt und bebte unaufhörlich, ohne dass er es verhindern konnte. Gabriel stand während dieser ganzen Zeit, seit Michael angefangen hatte vor den Toren einen sprichwörtlichen tiefen Pfad in den Boden zu laufen, versteckt hinter einer der Marmorsäulen und beobachtete ihn. Am liebsten hätte er nun einen traurigen Seufzer von sich gegeben oder noch besser: Michael einfach in den Arm genommen. Aber das würde den Stolz des feurigen Erzengels enorm beschädigen. Das jemand ihn so zerbrechlich und trauernd sah, war für ihn sogar furchtbarer als der Tod, das wusste der Erzengel des Wassers und hielt sich deswegen zurück. Gabriels grüne Augen fixierten Michael, als wenn das genug wäre den anderen Engel zu trösten. Beklommen blickte er nach einer Weile auf den Boden, wodurch seine gewellten Haare, wie ein Vorhang nach vorne fielen. So kühl und stumm wie er sich auch vor seinen Mitengeln gab, so hitzig und aufgewühlt konnte Michael sein Inneres werden lassen. Waren es diese Gefühle, die Lucifel dazu getrieben hatten den Himmel, den Herrn, ja sogar seinen Bruder, zu verraten?! Gabriel schüttelte den Kopf und blickte erneut zu Michael. Wenn dem so war, konnte er ihn wohl besser verstehen, als er gedacht hatte... *** Zader strich mit seiner Hand durch seinen Zopf, der gerade über seine Schulter hinablief. Er blickte in das Wasser im Springbrunnen und meinte fast ein Gesicht darin erkennen zu können. Eines, das nicht sein eigenes war und ihm dennoch so vertraut war. Betrübt seufzte er und ließ seine Finger durch das kalte Nass gleiten. „Salees, wir werden den Himmel attackieren. Kannst du dir das vorstellen? Ich glaube du kannst dir denken wie mies ich mich jetzt fühle, oder? Aber andererseits freue ich mich auch. Ich meine, ich kann meine alte Heimat wiedersehen und den Baum besuchen unter den ich mich immer gelegt habe, wenn ich faulenzen wollte, weißt du noch? Ach, ja! Ich habe mein Haar im Nacken lang wachsen lassen, so wie du es immer getragen hast, Salee. Ich dachte, dass ich dadurch wenigstens etwas von dir habe an das ich mich erinnern kann...“ Ein Rascheln, das er hinter sich vernahm unterbrach seine Gedanken und er blickte hinter sich. Kiris stand dort ein wenig beschämt darüber, dass er ihn belauscht hatte. Zader lächelte seinen kleinen Geliebten an und bot ihm an sich neben ihn zu setzen, was er dann auch schleunigst tat. Nach einer Weile des Schweigens fragte Kiris dann: „Wer ist Salee, Zader?“ Zader lächelte und zerzauste ihm das braune Haar. „Ein Freund... Ein sehr wichtiger Freund von mir...“ „Ist er noch im Himmel, weil er nicht mit dir kommen wollte? Bist du deswegen so traurig?“ Zader schüttelte melancholisch den Kopf und starrte wieder in den Brunnen und sein klares Wasser. „Nein, er kam nicht mit, weil er nicht mehr konnte... Er starb, getötet von Himmelskriegern, die die Situation missverstanden haben, in der wir uns befunden hatten. Wenn ich so darüber nachdenke, war das vermutlich meine Schuld...“ Der Rothaarige blickte mit einem wehmütigen Gesichtsausdruck intensiver auf das blaue Wasser. Kiris schlang seine Arme um seinen geliebten Feuerdämon, wusste nicht was er sonst tun konnte, um ihm diesen Schmerz zu nehmen. Nie hätte er gedacht, Zader jemals so zerbrochen zu sehen und das über jemanden, den er nicht einmal kannte. Vielleicht war es jemand den er geliebt hatte, als er noch im Himmel residiert hatte. „Zader...“ fragte er leise. „Hast du diesen Salee geliebt?“ Zader zuckte leicht zusammen und seufzte dann, drehte sich um und nahm Kiris in den Arm, drückte ihn an sich, um etwas Halt zu finden an dem kleinen, zarten Körper seines Liebsten. Stumm nickte er und sagte dann: „Ja, nur anders als er mich. Er hat mir gestanden mich zu lieben, als er in meinen Armen gestorben ist. Ich... Aber ich habe ihn wie einen Bruder geliebt. Nein, vielleicht nicht wie einen Bruder. Mehr als das, aber immer noch nicht so... Nicht so wie ich dich liebe Kiris. Es war einfach anders, aber immer noch so furchtbar stark... Ich habe ihn einfach geliebt – mehr nicht, nur das...“ Zader´s Stimme versagte und er vergrub sein Gesicht in Kiris´ Nacken. Der kleine Winddämon drückte sich fester an ihn heran, umarmte ihn so stark er konnte, um ihm wenigstens ein wenig Trost spenden zu können. „Erzählst du mir von ihm, Zader? Dann kann ich mich auch an ihn erinnern. Ich bin sicher, dass ich ihn gemocht hätte, was meinst du?“ Der Feuerdämon nickte leicht und begann dann mit zittriger Stimme zu erzählen. Kiris hörte ihm aufmerksam zu und verstand mit jedem Wort besser, warum Zader sich so zerrissen fühlte mit der bestehenden Situation. Er hatte niemals wieder dorthin zurück gehen wollen und dennoch musste er es, um Gott etwas Verstand beizubringen und jetzt war der Moment seiner Rückkehr gekommen und seine Erinnerungen nagten an ihm, ließen ihn noch einmal fallen... Kiris würde Salee niemals vergessen, nicht jemand der seinem Zader so wichtig gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)