Kiss all Frogs, one may be your Princess von Bellathea ================================================================================ Kapitel 2: Von Prinzessinen mit schwarzen Hüten ----------------------------------------------- Galinda wachte auf, als die ersten Sonnenstrahlen ihre Nase kitzelten. Elphaba war natürlich schon lange auf den Beinen. Während Galinda sich langsam aus dem Bett quälte, packte Elphaba ihre Koffer. „Du fährst nach Hause über die Ferien?“, Galinda wollte nicht allein auf Shiz bleiben und diese Angst vorm Alleinsein war deutlich in ihrer Stimme zu hören. Angst davor, niemanden zu haben, dem sie vertraute. Angst vor der Stille. Stille, die ihr die Wahrheit ins Gesicht schrie, erbarmungslos. „Nach Hause?“, Elphaba lachte bitter, „Was sollte ich da wollen? Madam Akaber hat uns ein neues Zimmer zugeteilt. Dieses wird für die Neuankömmlinge gebraucht.“ Galinda hätte am liebsten geweint, so eine Last wurde ihr mit diesen Worten von ihrem Herzen genommen. „Wegen Gestern…“, die Blonde merkte, wie ihre Wangen sich dunkelrot färbten, „Es tut mir leid.“ Elphaba stoppte in ihrer Bewegung und dreht sich langsam um. Sie lächelte, „Ich erinnere mich an nichts, was dir leid tun müsste.“ Die Blonde lächelte glücklich zurück. Nachdem auch Galinda frühstücksbereit war, gingen die beiden gemeinsam in den Speisesaal. Gerade, als sie sich gesetzt hatten, nahm der braunhaarige junge Mann gegenüber von ihnen Platz. „Miss Galinda…“, er setzte sein charmantestes Lächeln auf. „Kennen wir uns?“, Galinda versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, die Blonde wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Der Student musterte sie mit einem finsteren Gesichtsausdruck, schüttelte aber schließlich den Kopf und machte sich davon. Elphaba fing an zu grinsen. „Das ist jetzt wirklich unpassend!“, Galinda hatte grimmiger klingen wollen, doch auch sie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Ihr neues Zimmer war größer als das alte, außerdem hatten sie Aussicht auf die Wiesen, die vor der Universität lagen. Das Wichtigste war für Galinda aber natürlich der größere Kleiderschrank. „Schau, jetzt passen sogar noch einige deiner Sachen mit hinein“, quietschte Galinda vergnügt, nachdem sie all ihr Hab und Gut im Schrank platziert hatte. „Fantastisch“, Elphaba grinste. Es herrschte wieder Stille zwischen den beiden. Sie hatten sich auch schließlich nichts zu erzählen. Elphaba lag auf dem Bett und las in ihrem Buch und Galinda saß auf ihrem Schlafplatz und langweilte sich. „Elphie, sag mal“, begann Galinda. Ein fragendes Brummen war von der Grünen zu vernehmen, das mehr genervt als interessiert klang. „Heute Abend… Mit wem gehst du zum Feuerwerk?“, Galinda schaute ein wenig abwesend aus dem Fenster. Elphaba richtete sich gerade auf und starrte Galinda an, „Ich denke, ich werde nicht gehen. Das weißt du doch. Warum fragst du?“ Galinda errötete leicht, „Nur so…“ Skeptisch runzelte die Grüne die Stirn, erwiderte aber nichts und versank wieder in ihren Kissen. „Elphie?“, Galinda hatte die Stille nicht lange ausgehalten. „Hm?“, kam erneut von Elphaba. „Ich habe nicht nur so gefragt“, gestand die Blonde. „Ich weiß…“, Elphaba setzte sich zu Galinda aufs Bett und schaute sie an, „Nun, was ist denn der Grund, dass du mich gefragt hast?“ Die Grüne wusste, dass die Blonde Aufmerksamkeit brauchte, sonst fühlte sie sich verlassen. Vor allem brauchte Galinda aber Liebe. Liebe, die Elphaba ihr zu gern gegeben hätte, es aber auf keinen Fall durfte. So versuchte sie Galinda tagein, tagaus ein wenig von ihrer Zuneigung durch kleine Gesten begreiflich zu machen, doch die Blonde schien blind zu sein. Sie begab sich lieber auf Selbstzerstörungskurs in die Ozkothek. „Ich wollte fragen…“, Galinda rang um die richtigen Worte, „Naja… da wir ja beide niemanden haben, mit dem wir gehen könnten… Und es wäre wirklich schade, das Spektakel zu vergessen, immerhin ist es unser erstes Jahr hier, das zu Ende geht. Kannst du glauben, wie schnell alles gegangen ist? Ich fühle mich noch immer wie das kleine Mädchen aus Gillikin, das hier ihren ersten Tag verbringt…“ „Galinda!“, Elphaba kannte es schon von Galinda, dass sie ab und zu vom Thema abkam, vielleicht sogar absichtlich ablenkte, wenn ihr die richtigen Worte nicht einfielen. „Tut mir leid, ich rede schonwieder zu viel, ja?“, die Blonde schien es tatsächlich nicht gemerkt zu haben, denn ihre Wangen färbten sich erneut in einem zarten Rosa, „Was ich… Hast du eigentlich schon diese tolle Aussicht bemerkt?“ „Wenn du es mir nicht sagen willst, dann ist es in Ordnung, aber veralbern musst du mich deswegen nicht!“, Elphaba war ein wenig sauer, doch lange konnte sie der Blonden sowieso nicht böse sein. „Oh, Elphie! Es tut mir so leid…“, Galinda wollte ihre einzige wahre Freundin nicht auch noch verlieren, sie konnte nicht einschätzen, wann es zu viel war. „Wenn du dich heute noch entscheidest, dann komm in die Bibliothek, ich wollte noch einige Dinge nachschlagen, wir sehen uns spätestens-“, Elphaba wollte gerade gehen, als Galinda nach ihrem Ärmel griff. „Wollen wir… zusammen zu dem Feuerwerk gehen?“, Galinda konnte Elphaba nicht direkt ansehen. Die Grüne fing an zu lachen. Galinda verstand die Welt nicht mehr, warum lachte Elphaba über sie? Sie hätte die Frage wohl lieber doch nicht stellen sollen… Den Tränen nahe ließ Galinda die Grüne los und legte sich auf ihr Bett. „Galinda…“, Elphaba setzte sich wieder zu ihr und strich ihr über die Haare, „Diese Frage hast du nicht über die Lippen gebracht? Natürlich gehe ich mit dir dorthin… Wenn du es möchtest.“ „Wirklich?“, Galindas Trauer war vergessen, „Dann suchen wir dir noch ein wunderschönes Kleid aus!“ „Dieses Kleid werde ich niemals tragen!“, Elphaba stand mitten im Zimmer und war dunkelgrün geworden, als sie sich selbst im Spiegel erblickt hatte. Das Kleid, das Galinda Elphaba angezogen hatte, reichte der Grünen knapp bis zu den Knien. Es war in einem zarten hellblau gefärbt und hatte eine dunkelblaue Musterung. Eine rosafarbene Schärpe reichte von der rechten Schulter bis zu Elphabas linker Hüfte. „Ich sehe ja aus, wie Miss Oz!“, die Grüne fummelte mit ihren Fingern fahrig an ihrem Rücken herum und suchte nach dem Reißverschluss, „Niemals!!“ „Du siehst doch so hübsch aus, Elphie!“, Galinda verstand nicht, was Elphaba an dem Kleid auszusetzen hatte, half ihr aber trotzdem beim Ausziehen. Was sollte sie auch machen? Wenn Elphaba das Kleid nicht gefiel, dann eben nicht. „Ich werde mein schwarzes-“, begann Elphaba, doch Galinda ließ ihre Gedanken nicht zu. „Nein! Wir suchen dir ein… passenderes Kleid!“, schnippisch drehte die Blonde sich wieder dem Kleiderschrank zu. „Wie wäre es denn hiermit?“, Galinda hielt Elphaba ein weiteres Kleid vor die Nase. Dieses war rosafarben und hatte unglaublich viele Rüschen. „Pink ist DEINE Farbe, nicht meine!“, schlimm genug, dass das Kleid so eine schreckliche Verzierung besaß, aber Rosa würde Elphaba niemals anziehen. Galinda murmelte etwas unverständliches, gab aber noch nicht auf. Sie kramte immer neue Kleidung hervor, doch keine wollte der Grünen so recht gefallen. „Du bist so anstrengend, Elphie!“, Galinda seufzte gekünstelt laut. „Also… wenn ich ehrlich bin. Ich hätte noch ein anderes Kleid.“, sagte Elphaba nach einer Weile Schweigen. „Was?“, Galinda rechnete nicht damit, dass es ein außergewöhnliches Kleid, so wie eins von ihren sein würde, aber ansehen konnte sie es sich schließlich ja mal, „Warum hast du das nicht früher gesagt?“ Elphaba zuckte mit den Schultern und kramte eine Weile in ihrem Koffer herum. Schließlich kam ein schwarzes Kleid zum Vorschein und Galinda schloss die Augen. „Was soll das denn jetzt?“, fragte Elphaba ein wenig entnervt. Die Blonde kicherte, „Ich will es an dir sehen.“ Ihre Zimmergenossin verdrehte die Augen, tat der Blonden aber den Gefallen und zog sich um. „Du kannst die Augen jetzt wieder aufmachen“, gespannt blickte Elphaba auf Galinda. Diese öffnete erst das eine Auge und konnte nicht fassen, was sie sah. Schnell öffnete sie auch ihr rechtes Auge, um zu sehen, ob es tatsächlich wahr war. Galinda brachte kaum ein Wort heraus, „E-elphie“, flüsterte sie schließlich leise. Das schwarze Kleid reichte Elphaba bis knapp über die Knie und so konnte Galinda makellosen Waden sehen. Unterhalb der Taille war das Kleidungsstück gerafft und eine kleine Schleife zierte den linken Träger des Kleides. „Ja?“, erwiderte Elphaba vorsichtig. „Du bist wunderschön.“, Galinda hatte den Satz gesagt ohne Nachzudenken und dennoch war es die reine Wahrheit. Ihre Gefühle sprachen zum ersten Mal direkt aus ihr. Elphaba war auf so viel reine Wahrheit nicht gefasst gewesen und ihre Wangen färbten sich dunkler. Als Galinda begriff, was sie so eben gesagt hatte, nahm auch ihr Gesicht eine rosigere Farbe an. Eine Weile sahen die beiden sich direkt in die Augen. Die schwarzen Augen trafen die Blauen. In Elphabas Blick war Liebe und Wärme, während in Galindas ein wenig Unsicherheit und doch Zuneigung lag. Zuneigung, auf die Elphaba so lang gewartet hatte, aber nicht glauben konnte, dass es sie tatsächlich geben sollte. „Also, meinst du, ich kann das heute Abend tragen?“, Elphaba ergriff als erste wieder das Wort und war erstaunt darüber, wie fest ihre Stimme klang. Denn noch eben hatten ihre Knie sich weich angefühlt, wie der Ozpudding, den es gestern Nachmittag gegeben hatte und die Grüne hatte damit gerechnet, dass auch ihre Stimme nicht viel fester sein konnte. Auch Galinda besann sich, schüttelte ihren Kopf kaum merklich. Elphaba bemerkte jede Geste ihrer Galinda, sie prägte sich ein, wie sie lachte, sprach, wie ihre Locken um ihren Kopf tanzten, wenn sie ihren Kopf bewegte. Wenn Galinda etwas nicht wusste, kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und rümpfte ihre Nase. Elphaba verlor sich ganz in ihren Gedanken an die Blonde, sie hätte sie den ganzen Tag einfach nur ansehen können. „Natürlich!“, Galinda antwortete ein wenig spät auf Elphabas Frage, „N-natürlich solltest du das tragen!“ Elphaba grinste, „Na, dann tue ich dir den Gefallen!“ Die Grüne zwinkerte der Blonden zu und im Gegenzug kicherte Galinda. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)