Drop the bomb von blumenpups (Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter (ZoTa)) ================================================================================ Kapitel 23: Family Portrait --------------------------- STILLGESTANDEN UND LAUSCHER AUF! Ja, es hat arschlang gedauert. Zum Ausgleich gibt's ein arschlanges Kapitel auf die Augen. Für die Zeitverzögerung ist verantwortlich, die in den letzten Monaten von Festival zu Festival getingelt ist und höchstens mal nachts um drei im Zelt dazu kam, ein paar Korrekturen vorzunehmen. Oder eben auf der Rückfahrt auf einer holprigen Autobahn. Für Rechtschreibfehler übernehmen wir deswegen keinerlei Haftung ;) So, das war's schon. WEGGETRE- äh...WEGGELESEN! DAS KAPITEL! JETZT! @ All: Sehr schön. Genau diese Reaktionen wollten wir provozieren. *Mission-Completed-Drill-Seargents-High-Five* @ MC-T: KEKS! Namensänderung ohne Genehmigung der Drill Seargents? Schämen Sie sich! 1) Ja, manchmal ist Zorro ein guter Strippenzieher. Manchmal. 2) *die Privates aus der Küche roll* 3) Ja. Ist da, bleibt da. Gibt's auch nichts dran zu rütteln, denn wir haben einen Plan. 4) Grüß die Rekruten mal von uns und richte ihnen aus, sie haben Glück gehabt, dass sie uns nicht als Vorgesetzte haben ;) @ Moni: 1) Danke ;) 2) Umgekehrte Psychologie. Können beide gut ^^ Und wenn sie sich unbeobachtet fühlen, stehen sie weniger unter Zugzwang, sich anzukeifen und den Dicken rauszukehren. 3) Sie ist vielleicht nicht Superwoman, aber Zorro könnte ja ihr Superman werden. Was meinst du? 4) Ja, ist da, bleibt da. Steckt ein perfider Plan dahinter. Außer Tashi weiß in der Army niemand so genau drüber Bescheid, nur, dass irgendwas passiert ist. 5) GO TASHI GO! *PonPon wedel* 6) Aber natürlich, ist ja seine =) @ StannisBaratheon: Revy: "Von einem Untergebenen lass ich mir gar nichts befehlen! *raunz*" @ Kiara_97: Ja, er bleibt. Freut uns, dass dir das Kappi gefallen hat ;) @ Ysaye: Japp, das Lüftchen steigert sich langsam, aber sicher. Erstaunlich, dass du genau unsere Lieblingsstelle rauszitiert hast ("Sorry, dich wollt ich nicht." - "Kein Problem!") Das Problem der modernen Familie liegt darin, dass jeder die Hosen anhat. (George Sitwell) Kapitel 23: Family Portrait Second Lieutnant Tashigi Jenkins tigerte angespannt und wartend in ihrem Büro auf und ab, sah jeden zweiten Schritt zu ihrer Zimmertür rüber, als würde diese jeden Moment von allein aufspringen oder sich ins Nichts materialisieren. Das Aufeinandertreffen mit Lorenor Roan hatte sie stinkwütend gemacht, warum genau war ihr schleierhaft. Natürlich hegte sie einen gewissen Groll gegen diesen Mann, immerhin hatte er seinen eigenen Sohn fast um die Ecke gebracht. Allerdings ging sie diese Familienproblematik nichts an, warum sich also einmischen? War immerhin nicht ihre Schuld gewesen, dass derartiges irgendwann, irgendwo auf der Welt passiert war. Jedoch musste sie sich eingestehen, dass sie eine gewisse Verantwortung für ihre Soldaten trug. Was früher einmal gewesen war, war nicht ihr Bier, das galt aber nicht für das Hier und Jetzt. Diese durchgeknallten, undisziplinierten Männer waren ihre Schützlinge, und wenn es jemand wagen sollte, irgendeinen davon in die Bredouille zu bringen...Prost Mahlzeit!

 Dann klopfte es zwei Mal knapp, aber heftig an ihrer Tür. Sofort riss sie sie auf und obwohl sie niemand anderen erwartet hatte, war sie dennoch erschrocken, Lorenor Zorro vor sich zu sehen. Er starrte ihr entgegen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Sein Blick schweifte ins Leere, als wären seine Gedanken noch vollkommen woanders. Das freche Grinsen, dass sie sonst so schnell und heftig auf die Palme brachte, war verschwunden. Stattdessen wirkte er erschöpft. Viel zu erschöpft für einen Zwanzigjährigen. Seine Haltung, sonst aufrecht und vor Selbstsicherheit nur so strotzend, war passé. Er sah aus wie ein geprügelter Hund. Sonderlich überrascht war sie nicht – wer wem würde nicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht weichen, wenn er nach Jahren plötzlich seinem potenziellen Mörder gegenüberstand? – aber es versetzte ihr einen heftigen Stich. Für ein paar Sekunden fehlten ihr die Worte, ihr Mund schien ausgetrocknet, dann riss sie sich zusammen: "Du siehst beschissen aus, Lorenor. Komm rein!", seufzte die junge Frau und trat einen Schritt zur Seite, damit der Grünschopf eintreten konnte. Zorro hatte keine Ahnung, wie er hierher gefunden hatte. Sein letzter Rest Selbstsicherheit hatte ihn verlassen, kaum dass er einen Fuß aus der Kantine gesetzt hatte und seitdem wunderte es ihn, dass er überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Dass ihn seine Füße nun auch noch instinktiv zu Jenkins brachten, war ihm nur recht. Sie hatte ihn ja ohnehin sehen wollen, nicht?
 Geistesabwesend schob er sich an Jenkins vorbei in den Raum. Stillstand war tödlich. Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, aber er wollte sich mit keinem ernsthaft auseinandersetzen. Vielleicht stand er unter Schock. Vielleicht war das auch alles nur ein Traum.
"Kneif mich mal, Jenkins", forderte er, während er in ihrem Zimmer auf- und abtigerte. Tashigi zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, als die Zimmertür wieder ins Schloss fiel. Ihr war klar, dass er aus diesem Alptraum gerissen werden wollte. Aber das würde nicht geschehen, denn es war bittere Realität. Ein lautes Klatsch hallte durch ihren Raum, als Jenkins' flache Hand auf Lorenors Wange traf und ein schmerzhaftes Pochen und eine rotglühende Stelle zurück ließ.
 Wenigstens hatte er jetzt wieder ein bisschen Farbe im Gesicht. "Besser?" "Nicht wirklich", seufzte der Grünhaarige und fuhr sich über die brennende Wange. Dass er nicht aufwachte, hieß, dass es real war. Er war ganz, ganz tief in der Hölle gelandet.
 Unruhig setzte er seinen Streifzug durch Tashigi's Zimmer fort. Immer, wenn er die Wand wieder erreicht hatte, machte er kehrt und begann seine kleine Wanderschaft von Neuem. "Was will der Sack hier?!", stieß er schließlich fassungslos aus und gestikulierte hilflos, aber äußerst energisch mit den Händen in der Luft herum.
 Er begriff es einfach nicht. Sechs wunderbare Jahre hatte Roan keinen einzigen Versuch gestartet, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Und jetzt?! Jetzt tauchte er einfach aus heiterem Himmel hier in der Kaserne auf und machte einen auf Friede, Freude, Eierkuchen. Als ob nie etwas gewesen wäre. 
"Das kann doch kein Zufall sein!", fauchte Zorro entgeistert und warf einen knappen Blick zu seinem Drill Seargant, die sein merkwürdiges Verhalten kommentarlos hinnahm. Schweigsam pustete sich die Brillenträgerin eine Haarsträhne aus dem Blickfeld. Tja, warum war er hier? Smoker hatte irgendwas von "Ersatz für Summerset" gefaselt.
Nun war es Tashigi , die bleich wurde. Mit starrer Miene sah sie zur nächstbesten Wand und schwieg. Scheiße, war das etwa wirklich ihre Schuld, dass Lorenor Senior hier rumrannte? Scheiße, nicht wirklich, oder?! Es dauerte eine Weile, bis Zorro wieder zu Jenkins hinüber sah, aber dann ließ ihn ihre Miene stutzig werden.
 Abrupt hielt er inne. Bildete er sich das nur ein, oder sah sein Drill Seargent tatsächlich ziemlich schuldbewusst aus?
 Er versuchte angestrengt, ihr in die Augen zu sehen, aber sie wich seinem Blick gekonnt aus. Und das konnte nur eines bedeuten, nämlich, dass er sich ganz und gar nichts einbildete und Jenkins irgendetwas mit der Sache zu tun hatte.
 "Was weißt du?!", grollte er und trat einen Schritt auf sie zu. Tashigi kam ins Schwitzen. Scheiße, sie hatte es mit dem Lügen und dem "unschuldig aussehen" einfach nicht rauf. War sie so durchschaubar? Die Schamesröte und das erhitzte Gesicht ließen ihre Brille leicht beschlagen, zumindest hatte sie die Vermutung, es könnte jeden Moment passieren.
"Gib mir den kleinen Finger drauf, dass du nicht ausrastest!", forderte sie und streckte ihm ihren zierlichen, kleinen Finger entgegen. Vollkommen entnervt verhakte er ihre kleinen Finger ineinander. Im Augenblick hätte er ihr auch das Blaue vom Himmel versprochen, damit sie endlich mit der Sprache rausrückte - er wollte einfach nur wissen, was Sache war und wem er diese Misere zu verdanken hatte.
"Spuck's aus!!", forderte er dann genervt und merkte, wie sich sein ganzer Körper verspannte. Denjenigen, der daran Schuld war, würde er mit bloßen Händen umbringen. "Also... tja, wie soll ich das jetzt erklären?", setzte Jenkins an und spürte, wie sich auch ihr gesamter Körper verkrampfte. Sie traute sich nicht einmal, nach Luft zu schnappen. Ihr Hals schnürte sich zu und ihr Puls beschleunigte auf eine unnatürlich hohe Frequenz, als sie daran dachte, wie sie bei ihrer wöchentlichen Schießübung ihre Waffe herumschwang wie ein Italiener seinen Pizzateig. Scheiße, wer hätte auch wissen sollen, dass Revy die Waffe schon voll durchgeladen und entsichert hatte? Sonst hatte sie das immer selbst gemacht. Dass Summerset gerade anwesend und in ihre breitgefächerte Schussbahn geraten war, war ein böser Zufall oder eher Unfall gewesen. "Sagen wir's mal so: Es gibt gewisse...Gründe, warum ihr so übervorsichtig mit euren Waffen umgehen sollt. Nennen wir es eine Verkettung unglücklicher Zufälle, die dazu geführt hat, dass meine Waffe ungesichert auf den Boden gefallen ist und einen Schuss Richtung Summerset abgegeben hat." 
Kaum hatte sie ihren Redeschwall beendet, kniff sie etwas die Augen zusammen in der Hoffnung, dem gröbsten Übel zu entgehen. Zehn endlos lange Sekunden sagte Zorro gar nichts und starrte bloß vollkommen ausdruckslos in Jenkins schuldbewusstes Gesicht. Okay, er hatte vielleicht seinen kleinen Finger drauf gegeben, sich nicht übermäßig aufzuregen, aber als der Sinn ihrer Worte endlich zu ihm durchdrang, war ihm auch das scheißegal.
Sollte sie ihm den Finger ruhig abhacken, wer brauchte den schon? 
"Das heißt...DAS IST ALLES DEINE SCHULD, DU BLÖDE SAU?!!!!" "Estutmirleid, estutmirleid, estutmirleid! Du hast versprochen, nicht auszurasten!", ermahnte ihn Jenkins und fragte sich insgeheim, in was für eine verkehrte Welt sie gezogen worden war, wo sich ein Seargant vor einem Private rechtfertigen musste. 
Unbeholfen kratzte sich die Kurzhaarige am Hinterkopf, während sie auf ihren Schreibtisch zuging. Für solche Fälle hatte sie immer vorgesorgt, zwar nicht für sich selbst, allerdings für ihre Gäste. Ohne ein weiteres Wort zu sagen hatte sie eine Flasche Whiskey aus dem kleinen Schränkchen ihres Schreibtisches hervor gezogen und ihrem Gast mit einem "Es-Tut-Mir-Wirklich-Unendlich-Furchbar-Leid-Und-Ich-Fühl-Mich-Auch-Echt-Beschissen"-Blick entgegen gehalten. Kochend vor Wut entriss der Grünhaarige seinem Drill Seargent die Whiskeyflasche und schraubte sie auf. Seinen Ärger vergaß er dadurch jedoch noch lange nicht und während er die Flasche aufschraubte, marschierte er also rastlos weiter durch den Raum.
"Wenn du glaubst, das mit einer Flasche Billigalkohol alles vergeben und vergessen ist, dann hast du dich gewaltig geschnitten, du dumme Pute!", zischte er gereizt und setzte die Flasche an, um einen tiefen Schluck zu nehmen. Gedanklich fragte sich die Ausbilderin, wann ihr das Ruder aus der Hand gerissen worden war. Im Moment hatte es zumindest Lorenor und es fühlte sich an, als ob dieser damit immer und immer wieder diabolisch lachend auf ihren Kopf einhämmerte, als wenn es kein Morgen gäbe.
"Okay, das lass ich dir noch durchgehen, weil du unzurechnungsfähig bist. Und jetzt trink. ich will erst wieder mit dir reden, wenn du voll bist!", erklärte Jenkins, obwohl sie eigentlich ganz und gar nichts von Alkoholkonsum während der Dienstzeit hielt. Der Grünhaarige setzte die Flasche erst wieder ab, als er sie zur Hälfte geleert hatte.
Danach brannte seine Kehle und in seinen Adern rauschte die Hitze. Konnte aber auch noch an der brennenden Wut liegen, die in ihm aufzüngelte.
"Warum darf der Saftsack eigentlich noch frei rumlaufen, kannst du mir das mal erklären?!", motzte er dann weiter, während er mit großen Schritten rastlos hin- und herlief. "Seit wann nimmt die Army eigentlich solch gottverdammte Psychos auf?! Ach ja, ich vergaß: ES IST DIE BESCHISSENE ARMY!!!" "Trink weiter, du bist noch nicht voll genug...", unterbrach Tashigi seine Tirade und ignorierte die bissigen Kommentare des Soldaten gekonnt, bis ihr wieder einfiel, dass 'ignorieren' Lorenor auch nicht wieder auf den Teppich brachte. Irgendwas musste sie jetzt sagen, um Lorenor wieder aufzubauen. "Heilige Mutter Gottes, findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?" Zorro blieb wie angewurzelt stehen. "Oh verdammt, ich muss es meiner Mom sagen!!", stöhnte der Grünhaarige, setzte die Flasche wieder an und trank sie in einem Zug aus, bevor er sie mit einem gezielten Wurf in den Mülleimer warf.
 Vollkommen entmutigt ließ er sich rücklings auf Jenkins Bett fallen, nun endlich angenehm besäuselt, aber noch lange nicht wieder ruhig und entspannt. Frustriert legte er sich einen Arm über das Gesicht. Er wollte niemanden mehr sehen. Er wollte über nichts mehr nachdenken. Er wollte...er wusste nicht, was er wollte. Dafür hatte er eine lange Liste von Dingen im Kopf, die er nicht wollte.
"Sie wird ausrasten", stellte er schließlich fest und malte sich die Reaktion seiner Mutter aus. Unmöglich. Er hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren würde. Gut möglich, dass sie sich die Dienstwaffe ihres Mannes nehmen und Amok laufen würde. Er wollte es ihr definitiv nicht sagen. Jenkins fuhr sich unter der Brille hinweg über die Augen. Das mit dem "auf den Teppich zurück holen" hatte sich das dann ja wohl erledigt. Nur gut, dass sie unter dem Bett eine Reserveflasche gebunkert hatte, die lag da allerdings schon seit gefühlten zehn Jahren. Leise seufzend kniete sich Tashigi vor das Bett, zog die halbvolle Flasche hervor, nahm dann ebenfalls auf ihrem Bett Platz und legte dem Grünspan das Gesöff stumm auf den Bauch. 
"Auf meinem Schreibtisch steht ein Telefon. Willst du... deine Ma vielleicht vorwarnen?" "Bloß nicht!", stieß Zorro entsetzt aus und gestikulierte heftig ablehnend mit den Händen herum.
 Das war kein Thema für's Telefon. Eigentlich war es nicht einmal ein Thema, das man von Angesicht zu Angesicht besprechen sollte. Solche Themen sollten totgeschwiegen werden – das entsprach auch viel eher der Familientradition. Sie stifteten nur Verwirrung und Chaos. Er war das beste Beispiel dafür.
 Dann fand er die Whiskeyflasche auf seinem Bauch und drehte sie auf, während verschiedene Szenarien vor seinem inneren Auge Gestalt annahmen. Er stöhnte erneut. "Nachher geht noch Dad dran, dann ist die Kacke aber am dampfen!" Wie, Dad?! Tashigi hatte das Gefühl, den Schlüsselmoment verpasst zu haben, oder war Lorenor wirklich schon so besoffen? 
"Wieso sollte dein Vater ans Telefon gehen, wenn er doch hier rumrennt?", hakte sie nach, zog die Beine an und setzte sich in den Schneidersitz. Eigentlich war Tashigi kein Kummerkasten, aber an der jetzigen Miesere war sie immerhin höchstpersönlich Schuld, da wollte sie wenigstens ein offenes Ohr haben. "Ach, den Penner mein ich doch gar nicht", maulte der Grünhaarige und setzte die zweite Flasche an. Wenn er nur an Lorenor Roan dachte, verspürte er den sehnlichen Wunsch, seine Leber in die ewigen Jagdgründe zu schicken, also nahm er zwei große Schluck. 
"Roan ist nur mein Erzeuger. Also, technisch gesehen. Der Mann von meiner Mom, Keiji, ist viel eher mein Dad als Roan es je war, ist oder sein wird." Okay, langsam kam Lorenor auf das Alkohollevel, wo er redselig wurde - und das war vollkommen okay. Solche Dinge sollten nicht totgeschwiegen werden, zumindest wollte Tashigi so viele Informationen haben, damit sie wusste worauf sie sich einließ beziehungsweise worauf sie sich gefasst machen musste. 
"Na gut, kann ich verstehen..." "Oh Gott, oder wenn Aya rangeht. Dann bin ich geliefert. Die rastet völlig aus", schwafelte Zorro weiter und folgte damit nur seinen völlig diffusen Gedankengängen. Dann trank er noch einen Schluck. Und dann noch einen und danach noch ein bisschen und schon war auch die zweite Flasche bereits zur Hälfte geleert.
 Kurz überlegte er und starrte weiter an die Decke. "Ich könnte mit Chester reden, aber der lügt ungefähr genauso gut wie du. Aya wüsste dann schon bescheid, bevor ich den Satz auch nur zu Ende gesprochen hab", stellte er fest, fuhr sich mit einer Hand über das angespannte Gesicht und nuckelte noch einmal an der Whiskeyflasche.
 "Ganz egal, wie ich es drehe und wende, es würde damit enden, das jemand aus meiner Familie noch vor dem Morgengrauen mit einer Schrotflinte bewaffnet vor dem Tor steht", stellte er dann bitter fest. Da würde er die Hiobsbotschaft wohl noch etwas für sich behalten müssen. Ein Fragezeichen nach dem anderen ploppte über Tashigis Kopf auf. Nun hatte sie endgültig den Faden verloren. Zumindest konnte sie sich denken, dass es sich bei den gerade genannten Personen um Familienangehörige handeln musste. 
Seufzend griff die junge Frau erneut unter ihr Bett und zog Schreibblock und Stift hervor. "Jetzt nochmal von vorne. Keiji war dein Ziehvater, soviel weiß ich noch...", erklärte sie und versuchte sich nun einen Überblick über die Familiensituation zu bilden. Wurde Zeit für einen Lorenor-Familienstammbaum. Kurz hob Zorro den Kopf an, erstaunt darüber, was Jenkins so alles unter ihrem Bett aufbewahrte. Aber er hatte nicht die Nerven dazu, sich ausgiebiger darüber Gedanken zu machen. "Aya ist Keiji's Tochter, also meine Schwester. Jedenfalls so gut wie. Und Chester ist ihr Mann", seufzte er leise. Dann spielte er die verschiedenen Möglichkeiten noch einmal im Kopf durch.
 Wenn seine Mutter ans Telefon ging und er sagen würde "Hey, Roan ist grad hier aufgekreuzt", würde sie vermutlich unzusammenhängendes Zeug stammeln, es Keiji und Aya erzählen und morgen früh würde zumindest seine Schwester mit geladener Waffe vor dem Tor stehen und Zeter und Mordio schreien. Das fiel eindeutig flach.
 Falls Keiji dran ging und er ihm sagte, dass Roan auf der Matte stand, würde der Cop vermutlich irgendwelche Kollegen aus der Gegend anrufen, die hier aufkreuzen würden, bevor Aya sich mit einer geladenen Waffe auf dem Weg zur Kaserne machen konnte. Er verwarf auch diesen Gedanken hastig.
 Was passierte, wenn seine Schwester höchstpersönlich ans Telefon ging, musste er sich nicht groß ausmalen. Wahrscheinlich würde sie noch während dem Anruf ihre Waffe durchladen - Klack Klack - und spätestens morgen früh vor dem Tor stehen - und Zeter und Mordio schreien.
 Wenn Chester ran ging...nun ja, Zorro würde gerade mal sagen können "Ey, Bro, Roan ist hier aufgekreuzt" und dann würde Chester höchstwahrscheinlich brüllen: "AYA! ES IST DEIN BRUDER! ROAN IST DORT AUFGEKREUZT!" und im Hintergrund würde er das allgegenwärtige Klack-Klack ihrer Waffe hören und ein "Richte ihm aus, ich bin spätestens morgen früh da!". 
 Ganz egal, wie viele Möglichkeiten er durchspielte - sie endeten allesamt damit, dass seine Stief-Schwester zur Mörderin wurde.

 Eine Weile lang grübelte der Grünhaarige ernsthaft darüber nach, wem er denn überhaupt Bescheid geben könnte, ohne, dass die Sache direkt in einem Blutbad endete. 
"Ich könnte Nami anrufen", sagte er schließlich langsam und trank weiter brav aus der Flasche, wie Tashigi es ihm fortwährend mit Gesten bedeutete. "Und Nami ist deine leibliche Schwester, oder wie?", hakte Jenkins lieber nochmal nach, während sie hektisch die Stiche von A nach B auf dem Papier zog. Mein Gott, ein Lorenor brachte sie schon an den Rand des Wahnsinns. Eine ganze Familie von denen... unvorstellbar! Natürlich behielt sie jegliche Gedanken für sich und konzentrierte sich weiterhin auf den Stammbaum. Irgendwann würde sie schon den Durchblick kriegen. "Bist du bekloppt?! Nami ist meine Ex!!", stellte er nachdrücklich klar, stützte sich auf die Ellbogen und blickte Jenkins entrüstet entgegen. Beinahe hätte er ihre Anwesenheit vergessen, aber so eine blöde Frage konnte auch nur sie stellen.
 Dann trank er weiter, stellte bedauernd fest, dass die Flasche leer war, stellte sie bei Seite und ließ sich wieder zurück in die weichen Kissen sinken. Ja, er könnte Nami anrufen - aber Nami war mit Aya befreundet. Er ließ der Vision freien Lauf.
 Er würde sagen "Hey, Nami, stell dir vor, Roan ist da!" und seine Ex-Freundin würde auflegen. Fünf Minuten später würde dann vermutlich Aya anrufen, um ihm - Klack-Klack - mitzuteilen, dass sie morgen früh da sein würde. 

Es war hoffnungslos. Aya würde hinter Gittern landen und es wäre seine Schuld, weil er seine Klappe nicht halten konnte.
"Die Kinder würden ohne Mutter aufwachsen. Und Chester würde Alkoholiker werden, weil er mit dem Druck nicht fertig wird. Scheiße, Aya ist doch viel zu hübsch für den Knast!", jammerte er im Brustton der Überzeugung und merkte nicht einmal, dass er nuschelte. Überfordert pustete Tashigi wieder eine Haarsträhne aus der Stirn, während sie den Namen seiner Ex wieder hastig durchstirch, nur um dann wieder Striche zu ziehen, die ins Leere führten. "Kinder?! Was für Kinder? Herrgott nochmal, wie viele von euch gibt es eigentlich?" Es war zum Verrückt werden, irgendwann musste das doch mal ein Ende haben! 
Genervt warf sie den Block samt Stift auf Lorenors Bauch und rappelte sich wieder auf die Füße. "Soll ich Nachschub holen?", fragte sie mit einem Blick auf die Flasche in Lorenors Händen, die schon so gut wie geleert war. Zorro schüttelte matt den Kopf. "Nein, das hat keinen Sinn. Ich springe", beschloss er, schob Block und Stift von seinem Bauch und kam - nur leicht schwankend - auf die Beine.
 Dann steuerte er geradewegs das Fenster an und riss es auf. Er würde keinen weiteren Familienkrieg provozieren oder die Schuld auf sich nehmen, dass seine Schwester im Knast landete und vergewaltigt wurde. Genauso wenig würde die Anwesenheit von Roan ertragen, er kannte immerhin sein Glück. Wahrscheinlich würde in Zukunft kein Tag vergehen, ohne dass er das Arschloch sehen musste. Nein, vielen Dank, er verzichtete. Lieber machte er sich aus dem Staub. Mal wieder.
"War schön mit dir. Danke für den Alkohol!", sagte er ernsthaft und hob die Hand zum Abschied, während er ein Bein über das Fensterbrett schwang. Immerhin wohnte Jenkins im Erdgeschoss, das musste er ausnutzen. Da war nichts mit tief fallen. Erschrocken fuhr der Drill Seargant herum. Ihr erster Gedanke war, dass Lorenor seinem verrückten Leben ein Ende setzen wollte...bis ihr einfiel, dass sie ein Zimmer im Erdgeschoss behauste, mal abgesehen davon, dass Lorenor nun wirklich kein Suizidkandidat war, ganz egal, wie viel Scheiße er hatte durchmachen müssen. Dennoch, jetzt zu türmen kam so was von rein gar nicht in Frage! 
 "Nichts da, DU BLEIBST!", motzte die junge Frau und umklammerte inbrünstig seine Hüfte und versuchte ihn zurück ins Zimmer zu ziehen, stemmte schon den rechten Fuß gegen die Heizung, die unter dem Fenster angebracht war.
 Verbissen kämpfte sie dagegen an, dass Zorro weiß Gott wohin verschwand, aber der Kerl hatte die Zugkraft eines Elefanten und zerrte sie beinahe mit über das Fensterbrett. Das Ziehen und Zerren konnte höchstens eine halbe Minute gedauert haben, doch ihr kam es vor wie Stunden, als es an der Tür klopfte. Es war ihr scheißegal, wer gerade vor ihrer Tür stand, solange dieser jemand auch den Schneid und die Kraft hatte, ihr bei Mission "Lorenor Junior bleibt in der Kaserene, PUNKT!" zu helfen. Pech wäre es allerdings, wenn der Grund allen Übels plötzlich in ihrem Zimmer stehen würde. Vermutlich würde Zorro sie dann einfach mitziehen, über Mienen und durch einen Kugelhagel rennen, ohne auch nur ansatzweise ins Straucheln zu kommen.
 "KOMM REIN UND HILF MAL WER, EGAL WER!!!" Ohne zu zögern schwang die Tür auf und herein zwängten sich Lysop, Ace und Sanji, die ihren unfreiwilligen Putzdienst endlich beendet hatten.
 Irritiert nahmen sie die Szene in Augenschein. Sah irgendwie merkwürdig aus, wie Jenkins da hinter Zorro stand, beide Arme um seine Hüften geschlungen, und versuchte, ihn wieder ins Zimmer zu ziehen. Ace grinste nur kurz. Anscheinend hatte sein grünhaariger Kumpel mal wieder seine 'Ich-verzieh-mich-von-hier-macht's-gut-ihr-Trottel!'-Phase. Lysop seufzte genervt, dann zuckte er mit den Schultern und durchquerte den Raum, bis er Zorros Schulter umklammern und mitziehen konnte. 
"LASST MICH LOS, VERDAMMT NOCH MAL!", motzte der Grünhaarige genervt und lehnte sich gegen seine Kontrahenten. Mit einem Bein stand er immerhin schon draußen, es war nicht mehr weit bis in die Freiheit. 
"Nix da, du bleibst hier!", fällte Ace sein Urteil und packte Zorros andere Schulter. "Mann, du stinkst ja wie 'ne irische Nutte!" Sanji fingerte sich eine Kippe aus seiner Zigarettenschachtel, während er dabei zusah, wie seine beiden Kollegen und die süße Tashigi versuchten seinen besten Freund wieder in das Zimmer zurück zu drängen. Mittlerweile war der blonde Koch an einem Punkt angelangt, wo ihm alles scheißegal war. Nicht umsonst zitterten seine Finger noch immer, die Begegnung mit Roan hatte selbst ihm einiges abverlangt. Und dabei hatte Roan nie Hand an ihn gelegt. Dafür hatte Sanji hautnah beobachten können, wie er seinen Sohn über Monate hinweg zu einem Schatten seiner selbst machte. Um so ein Übel zu bekämpfen musste man ein noch größeres Übel herschaffen.
 Mit einigen entschlossenen Schritten ging er Richtung Telefon und wählte die Nummer des Lorenor'schen Geheimdienstes. Und der war bekanntlich ein Dreck gegen jede noch so gute SWAT-Einheit. 

 Kaum war die Verbindung hergestellt und es tutete in der Leitung, nahm Zorros Mom auch schon ab. 
"Hallo Miyu, hier ist Sanji! Wir haben hier ein Problem..." Zorro ließ alle Gegenwehr fallen, als er am Rande mitbekam, was Sanji da tat. 
WAR DER BLONDE KOCH DEN VÖLLIG WAHNSINNIG GEWORDEN?!

 Jenkins, Ace und Lysop traf es völlig unvorbereitet, dass er seine Flucht aufgab, und die vier stolperten und fielen rücklings ins Zimmer.
 Der Grünhaarige verschwendete gar nicht erst Zeit dafür, sich auf die Beine zu rappeln, sondern robbte in bester Soldatenmanier bäuchlings auf das Telefon zu, während der Koch bereits wieder zum Sprechen ansetzte. Gerade noch rechtzeitig bekam Zorro das Telefonkabel zu fassen und riss es aus der dazugehörigen Buchse.

 Sanji hielt immer noch den Hörer in der Hand und blinzelte erstaunt, als die Leitung so plötzlich tot war. "Hallo? Miyu? Bist du noch dran?", fragte er hilflos in den Hörer und hatte alles ausgeblendet, was hinter ihm vor sich ging.
 Erst, als sich Zorro wutschnaubend vor ihm aufbaute und ihm den Hörer aus der Hand riss, bemerkte er, dass sich irgendetwas grundlegend verändert hatte. Irritiert beobachtete der Koch, wie Zorro sich das Telefon schnappte, zurück zum Fenster stapfte und es hinaus auf das Gelände warf.
 "WAS SOLL DAS DENN?!! ICH WAR AM TELEFONIEREN, DU PENNER!!", fauchte Sanji drauf los und baute sich vor dem nicht minder zornigen Grünhaarigen auf.
 "DENK MAL SCHARF NACH: WILLST DU, DASS AYA IM KNAST LANDET, HÄ?! WILLST DU DAS?!!!", brüllte Zorro zurück und gestikulierte in Richtung des offenen Fensters, aus dem das Telefon gerade geflogen war.

 Einen langen Moment starrte Sanji ihn verblüfft an, dann schien er zu verstehen und seine Schultern sackten herunter. "Nein, natürlich nicht. Du hast vollkommen Recht..."
 Zorro nickte zufrieden und ließ sich wieder rücklings auf Jenkins Bett fallen. "Ich krieg die Krise...", stellte er dann um einiges leiser fest. Fassungslos legte Jenkins die Hand auf den Mund, als Lorenor ohne Rücksicht auf Verluste das Kabel rausriss, dabei fast die komplette Steckdose mitnahm, bis schlussendlich das komplette Gerät aus dem Zimmer flog. Noch etwas, was sie auf die Liste "Geschrottet von Lorenor" setzen musste: Auto.
 Lampe.
 Telefon.
 Nerven!

 "Du kriegst die Krise?! HALLO?!!! WAS SOLL ICH DENN BITTE SAGEN, DU DUMMES ARSCHLOCH!!!" Die kleine zierliche Frau drehte auf 280 auf. Wo zum Teufel war sie hier nur reingeraten? "ACE! DEINE FREUNDE SIND ALLESAMT TOTAL DURCHGEKNALLT!!!", motzte sie, während Ace sich vor Lachen kaum noch halten konnte, was Jenkins nur noch mehr auf die Palme brachte.
 "Du bist auf der Liste mit den durchgeknallten Freund ganz oben mit dabei, Tashilein."
 "HALT DIE KLAPPE!!!!"

 Während sich Ace und Tashigi ihren ganz eigenen Dialog voller Schimpfwörter zusammenstellten, wobei Tashigi diejenige war, die fluchte wie ein Rohrspatz, versuchte auch Sanji seinen Kumpel wieder auf den Teppich zu bringen, der, wen wunderts, noch mehr Schimpfwörter vom Stapel ließ als ihr Drill Seargant.
 "Alter, was machen wir denn jetzt? Miyu wird doch durchdrehen vor Sorge und Aya steht morgen mit 'ner geladenen Schrotflinte vor dem Tor. Scheiße, sie ist zu hübsch für den Knast!!" Tashigi stoppte mitten in einer langvirigen Beleidung und starrte dem Blondchen irritiert entgegen. "Dasselbe hab ich doch vorhin schon mal von Lorenor gehört...?"
 "Sag ich ja", mischte Zorro sich nun auch gereizt ein. "Du hast mir nur einfach nicht geglaubt."
 Lysop setzte sich stöhnend auf. "Ich versteh nur Bahnhof, echt, Leute!"
 Der Grünhaarige sah den Schwarzhaarigen einen Moment nachdenklich an. "Lysop? Kannst du mal runter gehen und das Telefon hochholen? Die prima Ballerina hat Recht - ich muss meine Mutter anrufen, sonst gibt es zum Frühstück einen Amoklauf."
 Fassungslos schüttelte die Langnase den Kopf. "Beweg deinen Arsch doch selbst!"
 "Er findet den Weg zurück doch nie im Leben, Lysop!", warf Ace ein.
 "Auch wieder wahr. Na schön - auch wenn ich keine Ahnung hab, worum genau es hier eigentlich geht...", motzte Lysop genervt, rappelte sich auf die Beine und verließ das Zimmer. Vollkommen fassungslos legte Tashigi beide Hände aufs Gesicht und schüttelte nur immer und immer wieder den Kopf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Vermutlich begriff sie einige Stränge mehr als die Langnase und dennoch war sie komplett verwirrt. Diese gesamte Familie schien einfach nur seltsam ineinander geflochten und vor allem absolut verrückt zu sein. 
Total überfordert lehnte sich die Brillenträgerin gegen die Wand, nur an dieser dann herunter zu rutschen. „Koch, gib mal ’ne Kippe“, forderte Zorro und setzte sich wieder aufrecht hin. Sanji fackelte nicht lange – wenn der Marimo in einer solchen Stimmung war, diskutierte man nicht lange – und warf seinem grünhaarigen Kumpel einen Glimmstängel zu. Tashigis ohnehin entnervte Miene verfinsterte sich noch weiter. Ihr Auge zuckte gereizt und sie umklammerte ihre angewinkelten Knie, um das Zittern ihrer Hände unter Kontrolle zu kriegen. Ein wütendes Zittern, wohlgemerkt. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! „Wag es dich ja nicht, den Dreck hier anzuzünden!“, fauchte sie in Richtung Lorenor, der sie vollkommen verständnislos anblinzelte. Sprach sie Suaheli? Oder irgendeine andere Fremdsprache? Das hier war immer noch ihr Zimmer, und sie würde es sich garantiert nicht vollquarzen lassen, nur weil es dem Herrn gerade in den Sinn kam. „Was hast du denn jetzt für ein Problem?“, hakte Zorro dann auch noch blöde nach, während er das Feuerzeug zückte und die Flamme zur Spitze der Zigarette wandern ließ. Tashigi konnte es kaum fassen, dass er tatsächlich die Dreistigkeit besaß und sich ihrem direkten Befehl widersetzte. Ihre Verwunderung hielt jedoch nicht allzu lange an. Es war Lorenor, was hatte sie erwartet? Also stemmte sie sich genervt in die Höhe, zupfte ihm die Kippe von den Lippen und zerbröselte sie vor seinen Augen, langsam und genüsslich. „Hier ist Rauchverbot, du Penner!“ Zorro starrte sie vielsagend an und sie bemerkte durchaus, dass sein Blick zur leeren Whiskeyflasche im Mülleimer glitt. Sie spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg. Okay, da hatte sie eine Ausnahme gemacht, aber das hieß trotzdem nicht, dass er jetzt tun und lassen konnte, was er wollte. Oder wo er es wollte. Sie warf ihm den Filter vor die Füße und erwiederte seinen verständnislosen Blick mit trotzig hervorgeschobenem Kinn. Schließlich seufzte Lorenor genervt. „Du bist echt ein Regel-Nazi, das weißt du schon? Und kein sonderlich konsequenter...“ „Nerv mich nicht weiter, Lorenor“, unterbrach sie seine halblauten Nörgeleien und setzte sich wieder unweit von ihm auf den Boden. Rücken an die Wand gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Wurde Zeit, dass die Jungs verschwanden. "Das hast du dir selbst zuzuschreiben", befand Zorro.
Der Blonde warf seinem Freund einen skeptischen Blick zu, zuckte dann mit den Schultern und packte seinen Unterarm. "Komm schon, Grünspan, du bist ihr lange genug auf die Nerven gegangen. Wir gehen zurück ins Zimmer."
 Noch bevor Zorro irgendwas darauf entgegnen konnte, schwang die Zimmertür wieder auf und Lysop trat ein, in den Händen das Telefon. "Ich schließ es mal wieder an, allzu viel hat Zorro nicht kaputt gemacht", erklärte die Langnase und ging neben dem Schreibtisch vor der Buchse in die Hocke, wo er damit begann, die Kabel wieder richtig anzuschließen. "Abgesehen von meinem Auto...", seufzte der Drill Seargant und sah dabei zu, wie die Langnase ihr Telefon wieder anschloss. Wenigstens war dieses Stück Eigentum zu retten, während sie ihren Wagen und die Schreibtischlampe schon längst abgehakt hatte. Der Grünhaarige streckte seinem Drill Seargant den Mittelfinger entgegen, bevor Lysop ihn unterbrach und auf das Telefon deutete. "Es funktioniert wieder, du kannst jetzt telefonieren."
 Seufzend raffte sich Zorro auf die Beine und nahm den Hörer in die Hand. In seinem Rücken spürte er die neugierigen Blicke seiner Kameraden. Sein Finger schwebte unschlüssig über den Zifferntasten. Schließlich ließ er den Hörer wieder sinken. "Koch, wähl mal."
 Ace brach in schallendes Gelächter aus. "Du kannst die Nummer von zu Hause nicht?!!"
 "Ich hab ein schlechtes Zahlengedächtnis..." Jenkins schüttelte den Kopf. Was konnte dieser Idiot eigentlich? Hatte keine Orientierung und Zahlen merken war anscheinend auch nicht sein Ding. "Je sportlicher, desto dümmer...", murmelte Tashigi, woraufhin Ace nur leise lachte. Er musste zugeben, dass seine Sandkastenfreundin anscheinend Recht hatte. Er verstummte abrupt, als Tashigi ihm gehässige Blicke zuwarf. "Lach nicht, du bist nicht besser..." Seufzend raffte Sanji sich auf, tippte die Nummer ein und hielt dem Grünhaarigen dann den Hörer entgegen.
Zorro nahm ihn und hörte zu, wie die Verbindung aufgebaut wurde. Es klingelte nur ein einziges Mal, dann war seine Mutter auch schon dran. "Hallo?"
 "Hey, Mom, ich bin's. Pfeiff’ die Hunde zurück, es ist alles in Ordnung", log Zorro das Blaue vom Himmel hinunter. Ganz und gar nichts war in Ordnung, aber es war eindeutig besser, seine Familie blieb in dem Glauben.
 "Schätzchen! Was war denn los? Wieso hat Sanji angerufen?"
 "Weil er ein Idiot ist. Er hat gedacht, ich wäre tot, weil ich...aus dem Fenster gefallen bin, aber wie du hörst, geht's mir gut", wiegelte der Grünhaarige hastig ab.
 "Hast du getrunken? Du nuschelst", fragte seine Mutter dann kritisch. Der Urinstinkt aller Weibchen.
 "Nein, Mom, ich hab nicht getrunken." "Lüge des Jahrhunderts!", murmelten alle anderen anwesenden unisono und hörten weiterhin gespannt zu, immerhin kam es nicht oft vor, dass ein Lorenor Zorro wie ein Schoßhund 'Platz' machte. Sie kicherten leise, als sie weiter dem Gespräch zwischen dem Grünspan und seiner Mutter folgten. Zorro streckte ihnen den Mittelfinger entgegen und beschloss, das Telefonat so schnell wie möglich zu beenden, bevor er sich in den nächsten Tagen laufend Sticheleien deswegen anhören musste. "Mom, ich muss jetzt aber auch auflegen. Ich hab noch Nachtdienst."
 Lüge Nummer vier.
 "Aber-"
 "Wir sehen uns doch in ein paar Wochen", versuchte der Grünhaarige, seine Mutter zu beruhigen, die ihn anscheinend unbedingt in ein Gespräch verwickeln wollte. Im graute bereits jetzt vor dem Gelöbnis, wenn seine Familie anreisen würde. Spätestens dann würde er Roan wohl kaum noch verheimlichen können, aber bis dahin sollte sich niemand Sorgen machen.
 "Aber-", setzte Miyu erneut an.
 "Mom! Ich. Muss. Jetzt. Auflegen!", stellte er klar und betonte jedes Wort, damit sie es begriff. 
"Aber Renji möchte dich sprechen. Er steht neben mir und zupft die ganze Zeit an meinem Arm rum." Selbst durch das Telefon konnte er spüren, wie sie bei diesen Worten lächelte.
 Das war eine Gemeinheit. Die Kids waren seine Achillissehne und das wusste sie ganz genau - damit hätte sie ihn jederzeit ködern können. Kurz biss er sich auf die Unterlippe und warf einen Blick zu den lauschenden Anwesenden, dann seufzte er leise und fuhr sich durch das kurze Haar. "Schön, na gut. Gib ihn mir." Genervt sah Jenkins zum Grünspan rüber, verschränkte die Arme, aber sie musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass ihr Zimmer weiterhin unter Belagerung stand. Man, musste er ausgerechnet jetzt ein Kaffeekränzchen mit seiner Familie führen? Tashigi seufzte und beugte ihren Oberkörper etwas zu Sanji rüber, der sich gerade eine weitere Kippe anzündete.
"Mit wem redet er denn jetzt?", hakte sie dann flüsternd nach und sah am Gesichtsausdruck von Ace, dass der sich gerade das Gleiche fragte.
 "Dem Gesichtsausdruck zu urteilen: Wohl mit einen der Kids.", beantwortete Sanji gutmütig ihre Frage.
 "Was für Kinder?" Jenkins zog fragend die Augenbrauen zusammen. Lorenor hatte etwas von Kindern geschwafelt, aber bei der Familienkonstellation hatte sie nicht wirklich durchgeblickt.
"Das frag ich mich auch!" Lysop musterte Zorro von seinem Standpunkt aus. So alt war der Grünspan doch gar nicht, außerdem hatte er nie auch nur einen Ton über Kinder verlauten lassen. "Sag bloß, er ist schon Vater."
 "Quatsch. Aber dreifacher Onkel", warf der Blonde schmunzelnd ein. Und - auch, wenn er es nur äußerst ungerne zugab - ein verdammt guter Onkel. Aya's Kids vergötterten ihn von hier bis zur Spitze des Himalayas.

 Genervt über die Diskussion hinter sich drehte Zorro den Anwesenden demonstrativ den Rücken zu, während der Hörer durchgereicht wurde.
"Onkel Zorrooooooooooooo!!", plärrte sein siebenjähriger Neffe kurz darauf ohrenbetäubend laut los, dass der Grünhaarige sich sicher war, dass die anderen es ebenfalls hören konnten.
 "Hey, Kurzer. Wieso bist du noch nicht im Bett?", gab er zurück und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Die Kinder seiner Schwester hatten jedes Mal diesen Effekt auf ihn und erst jetzt bemerkte er, wie sehr er die Kleinen vermisste. Sie schafften es zumindest immer, in abzulenken und auf Trab zu halten.
 "Ich bin vom Telefon wach geworden. Wann kommst du uns besuchen??"
 "Zu Weihnachten", versprach der Onkel hoch und heilig. 
"So spät erst? Bringst du mir was mit?", fragte Renji übergangslos. Kindlicher Pragmatismus. Ja, die Kids fehlten ihm wirklich. "Ich bring dir doch immer was mit. Und jetzt geh schlafen und gib Mommy einen Kuss von mir, sobald sie wieder da ist und das Gewehr weggestellt hat, okay?" Lysop und Ace lachten sich halb tot, während Tashigi wenigstens noch irgendwie versuchte sich zusammenzureißen. Irgendwie war's ja auch ganz niedlich, Private Lorenor schien die Kinder echt zu lieben. Irgendwie war es ungewohnt diese Seite an ihm zu sehen, aber sie musste sich eingestehen, dass sie sogar ein bisschen zu Lorenor passte. 

 Sanji zog an der Zigarette, ging auf Zorro zu und tippte ihm kurz auf die Schulter. "Von mir auch 'nen Kuss für deine Schwester!", säuselte der blonde Koch und paffte mit dem Zigarettenqualm ein Herzchen aus Rauch heraus. Oh, wie er Aya vermisste! Zorro hob mahnend die Hand, bereit zuzuschlagen, wenn Sanji auch nur ein weiteres Wort sagte. "Koch, halt die Fresse!", drohte er angepisst.
"Onkel Zorro, du hast 'Fresse' gesagt. Dafür musst du nächstes Mal in die Fluchkasse zahlen!", triumphierte Renji am anderen Ende der Leitung. Der Grünhaarige seufzte inbrünstig. "Natürlich. Und jetzt...ins Bett, aber zackig."
 Er hörte seinen Neffen kurz noch amüsiert glucksen und ihm eine gute Nacht wünschen, dann hatte der Siebenjährige aufgelegt.

 Seufzend legte auch Zorro auf, warf Sanji noch einen bitterbösen Blick zu und wandte sich dann zu den anderen um. "Mordanschlag verhindert."
 "Gib Mommy einen Kuss von mir...", äffte Ace ihn belustigt nach.
 Der Grünhaarige griff in dem Mülleimer neben dem Schreibtisch nach der leeren Whiskeyflasche und warf sie. Ace und Tashigi duckten sich unter dem Geschoss hinweg, bevor dieses an der Wand scheppernd zersprang. Die junge Frau stemmte genervt die Arme in die Hüften und sah mahnend durch die Runde. 
"Ich hab die Schnauze voll, echt mal! Los, raus jetzt hier!", maulte Jenkins und zeigte auf die Tür. Die Idioten hatten jetzt lang genug ihr Zimmer in Beschlag genommen und so langsam wollte auch sie ihre Ruhe haben. Folgsam rappelten sich alle anwesenden Privates auf die Beine und schlugen den Weg in Richtung Tür ein.
 Sie hatten Tashigi's Gastfreundschaft lange genug ausgenutzt. Selbst Zorro gab keine Widerworte und seinen Fluchtversuch schien er schon wieder vergessen zu haben, zumindest folgte er seinen Zimmergenossen schweigend, anstatt erneut durch das Fenster zu türmen. Tashigi seufzte und fuhr sich kurz über den angespannten Nacken. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Zu wissen, dass diese Chaoten allein durch die Gänge schlichen, im Schlepptau ein volltrunkener Lorenor Zorro und den Dauerchaoten Ace... Nein, das war ihr alles andere als Geheuer. 
"Ich bring euch noch", erklärte Jenkins knapp und ging voran. Sanji hielt verblüfft inne. Beinahe fühlte er sich geschmeichelt, aber...
"Süße, das ist doch echt nicht nötig. Nicht jeder von uns hat so 'nen miesen Orientierungssinn wie der Grünspan!"
 "Hey!!", motzte Zorro und rammte seinem blonden Freund den Ellbogen in die Seite. Leicht schmunzelnd zog die Angesprochene eine Augenbraue in die Höhe. "Darum geht's nicht. Ich hab nur keine Lust morgen früh zu hören, dass ihr auf dem Weg zu eurem Flur eine Wand eingerissen habt, oder so. Ich überzeuge mich lieber selbst davon, dass ihr im Zimmer ankommt.", erklärte sie und zog ihre Tür zum Flur auf. ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Eine Viertelstunde später warf Ace die Zimmertür hinter ihnen zu.
Der Rückweg war erstaunlich friedlich verlaufen, wenn man bedachte, wie chaotisch es in den letzten Stunden zugegangen war. Der Schwarzhaarige kletterte hinauf auf sein Bett und beobachtete von dort aus, wie Zorro sich bäuchlings auf sein Bett fallen ließ und den Kopf frustriert im Kissen vergrub. Mit verschränkten Armen sah Tashigi dabei zu, wie sich die Soldaten (noch voll bekleidet) in ihre Betten fallen ließen. Bei Lorenor blieb sie hängen. Er sah nicht gerade begeistert aus. Kein Wunder, wenn man bedachte wie die letzten Stunden verlaufen waren. Er war seinen über alles verhassten Vater über den Weg gelaufen und der machte keinerlei Anstalten, sie schnellstmöglich zu verlassen. 
 "Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das anstellen soll, aber irgendwas wird mir schon einfallen, damit der Kerl euch nicht auf die Pelle rückt." Sie selbst hatte keine Lust auf ein Blutvergießen zwischen Vater und Sohn und wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich dafür verantwortlich, immerhin trug sie eine gewisse Mitschuld an Lorenor Roans Erscheinen. Überrascht hob Zorro den Kopf ein wenig an und warf einen Blick zu seinem Drill Seargant herüber.
Er hatte ebenfalls keine Ahnung, wie sie das anstellen wollte, immerhin war es ihm selbst früher nicht gelungen - und er hatte wirklich alles daran gesetzt. Das schlechte Gewissen stand ihr allerdings ins Gesicht geschrieben und wenn sie sich dann besser fühlte, sollte sie es ruhig tun. "Viel Glück dabei", seufzte er und ließ den Kopf wieder sinken, als es an der Tür klopfte. "Pah, du wirst schon sehen...", gab Jenkins selbstsicher von sich und ging zur Tür, um denjenigen, der es wagte noch um diese Uhrzeit zu stören, gewaltig den Marsch zu blasen. Kaum hatte sie tief Luft geholt (um den Störenfried lauthals anzuschreien) und die Tür geöffnet, hätte sie diese am liebsten direkt wieder zugeschlagen. Ausgerechnet der Mann, der ihrer aller Abend zerstört hatte und sie allesamt zur Verzweiflung brachte, stand nun aufgebäumt vor der Tür und wartete darauf, herein gelassen zu werden.
 "Hallo, ich wollte zu-...", setzte Roan nach einigen Sekunden an, doch Jenkins knallte einfach unbeholfen die Tür vor seiner Nase zu. Verdammt, hatte sie gerade nicht noch voller Inbrunst versichert, die beiden Lorenors auseinander zuhalten? Und jetzt stand einer von ihnen vor der Tür und suchte nach direkten Kontakt! Zorro hatte die Stimme sofort wiedererkannt und setzte sich kerzengerade auf. Verblüfft beobachtete er, wie Jenkins die Tür wieder zuschlug.
 Einige Sekunden war es totenstill im Zimmer.
"Wer war das?", brachte Zorro schließlich heraus und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Er wusste genau, wer es war, aber nach Jenkins großen Worten von wegen 'auseinanderhalten' wollte er die Antwort gerne von ihr selbst hören. Tashigi war durchaus klar, dass jeder hier Anwesende wusste, wer da nun vor verschlossener Tür stand. Allerdings hielt sie ihr Wort und würde alles daran setzen zwischen den beiden so viel Abstand wie möglich einzuräumen. 
"... Niemand!...", sagte die junge Frau knapp, sah nochmal in die Runde, bevor sie wieder zur Türklinke griff. Sie wusste genau, dass Lorenor Roan nicht so schnell den Platz räumen würde, also musste sie was unternehmen, egal was!
 "Wir sehen uns morgen." Lorenor Junior konnte nicht anders, als kurz zu grinsen, auch wenn ihm eigentlich nicht der Sinn danach stand. "Danke, Jenkins. Bis morgen." Der Drill Seargant winkte etwas grinsend ab, bevor sie die Tür einen Spalt öffnete und auf den Flur trat. Nun stand sie vor Lorenor Senior und stemmte nachdrücklich die Arme in die Hüften. Trotz gewaltigem Größenunterschied ließ sich die zierliche Frau nicht einschüchtern, warum sollte sie auch? Beide bezogen lediglich den Statur eines Drill Seargants und das, obwohl Lorenor Roan bereits Kriegserfahrungen gesammelt hatte. 
"Was wollen Sie?", bellte Tashigi gereizt und versuchte einen mehr als nur ein selbstsicheres Auftreten darzubieten. "Mit meinem Sohn reden. Darf ich mal?", entgegnete Roan gereizt und versuchte, Seargant Jenkins einfach bei Seite zu schieben. Von einer Frau ließ er sich gar nichts sagen, schon gar nicht von einer Frau, die ihm gerade die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Er war Zorro's Vater und als solcher hatte er die volle Befugnis, mit ihm zu reden, wann es ihm in den Kram passte. Als der Mann vor ihr versuchte sich an ihr vorbei zu drängen, hatte sie sich in den Türrahmen gestellt und die Hände links und rechts neben sich gegen die Wand gestemmt. Das kam ja sowas von gar nicht in Frage!
 "Nein, dürfen Sie nicht! Er will Sie nicht sehen, also bleiben Sie gefälligst fern von ihm, Seargant!"
 Sie hatte es dem Grünspan versprochen und sie würde alles dafür tun dieses Versprechen zu halten, unter allen Umständen. Roan zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Wollte dieses Weibsstück ihn etwa tatsächlich davon abhalten, mit seinem Sohn zu reden? Dann hatte sie aber keinen blassen Schimmer, worauf sie sich einließ.
 "Gehen Sie bei Seite, Seargant Jenkins", sagte er gefährlich leise. Er gab ihr drei Sekunden, dann würde er es auf andere, nicht ganz so nette Weise versuchen. "Sie sind nicht in der Position mir Befehle zu erteilen. Und auch ihrem Sohn nicht", stellte sie klar. 
Ihre Stimme bebte. Sie war angespannt und gereizt und es war ihr vollkommen egal, ob man es hörte, oder nicht. Konnte ruhig jeder merken, wie genervt sie war, auch Seargant Lorenor Roan. 
Auch, wenn sie um einiges jünger war als ihr Gegenüber, musste klargestellt werden, wer in dieser Kaserne welchen Platz einnahm. Und seiner war definitiv nicht neben seinem Sohn. Der Kriegsveteran blinzelte. Hatte er sich verhört? Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?!
 "NICHT IN DER POSITION?! ICH BIN SEIN VATER! DU KLEINES MISTSTÜCK HAST MIR GAR NICHTS ZU SAGEN UND JETZT GEH MIR AUS DEM WEG, PÜPPCHEN, BEVOR ICH MICH VERGESSE!" "SIE SIND SEIT SECHS JAHREN NICHT MEHR SEIN VATER! UND ICH STEHE HIER NICHT ALS SEIN SEARGANT, SONDERN ALS EINER SEINER FREUNDE. ALSO VERSCHWINDEN SIE ENDLICH, BEVOR ICH MICH VERGESSE!!" Ja, hier mussten definitiv einige Fronten geklärt werden. Was fiel diesem Mistkerl überhaupt ein, sich als seinen Vater zu betiteln, wo er doch sein eigen Fleisch und Blut so etwas Furchtbares angetan hatte? Einen langen Moment starrte Lorenor Roan die Frau vor sich nur sprachlos an.
 Zu gerne hätte er sich einfach an ihr vorbeigedrängt, notfalls auch mit Gewalt, da sie den Platz anscheinend nicht freiwillig räumen würde, aber...das würden seine Chancen, in Ruhe mit seinem Sohn zu reden, nicht gerade erhöhen, geschweige denn positiv beeinflussen. Es war ihm zwar neu, dass sich Drill Seargants mit ihren Lakaien anfreundeten, aber wenn es so war, würde Zorro ihm nie verzeihen, wenn er der Frau eine schallende Ohrfeige gab.
 Zerknirscht schluckte er alle Beleidigungen herunter, die ihm gerade auf der Zunge langen und schob seine geballten Fäuste in die Hosentaschen, bevor sie sich selbstständig machten.
 "Da ist das letzte Wort noch nicht drüber gesprochen", gab er dann beherrscht zurück, drehte sich um und ging, bevor ihm die Situation noch weiter entglitt. "Da freu ich mich schon drauf", zischte Jenkins sarkastisch und unbeeindruckt. Sollte der Kerl ruhig weiterpöbeln, darauf würde sie schon vorbereitet sein. Ihre Blicke bohrten sich in den Hinterkopf des Mannes, wartete, bis dieser um die Ecke abgebogen war, bevor sie sich rücklings gegen die Tür lehnte und an dieser runter rutschte. Sie war standhaft geblieben, bis zum Schluss, aber jetzt gaben ihre Knie nach. Beinahe hatte sie befürchtet, mit diesem Idioten in eine handgreifliche Auseinandersetzung zu geraten. Dann wäre sie erledigt gewesen, da war sich Seargant Jenkins ziemlich sicher. Sie wusste, das Zorro zuschlagen konnte wie ein Berserker, und wenn er sich nur die Hälfte davon von Roan abgeguckt hatte, wollte sie es nicht darauf ankommen lassen. 
Einige Male atmete sie tief durch, um wieder runter zu kommen. Roan hatte sie so dermaßen auf die Palme gebracht. Er hatte sie beschimpft und beleidigt, aber daran lag es nicht. Das machte Lorenor Junior ständig, das ging ihr am Arsch vorbei. Aber wie konnte sich dieser Mistkerl nur als Vater schimpfen, nach allem, was er getan hatte? In der Stube der vier Jungs war es totenstill geworden.
 Fasziniert schweigend hatten sie dem lautstarken Streitgespräch der beiden Seargants vor der Tür gelauscht. Auch Zorro, der immer noch bäuchlings in seinem Bett lag und vorgab, gar nicht anwesend zu sein. 
Als Jenkins hinausposaunt hatte, eine seiner Freunde zu sein, hatte er jedoch sämtliche Tarnung fallen lassen und sich aufrecht hingesetzt. "Was hat sie da gerade vom Stapel gelassen?!", forderte er perplex zu wissen, sicher, sich verhört zu haben. Sie waren keine Freunde, jedenfalls nicht, dass er es wüsste. Oder hatte er irgendwas verpasst?
 "Das ihr befreundet seid, Alter!", zischte Ace zurück und machte ein paar Handbewegungen, er solle die Klappe halten und weiter zuhören. Allerdings kam nicht mehr viel und Zorro musste verwirrt feststellen, dass Roan offenbar den Rückzug angetreten hatte. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Das Schweigen kehrte mit aller Macht zurück und die vier Jungs blickten sich kurz mit gemischten Gefühlen an. Keiner von ihnen wusste so Recht, was er von dieser Entwicklung halten sollte.
 Schließlich kam Zorro auf die Beine und ging geradewegs zur Tür. Vielleicht stand Jenkins ja noch dort. Auf jeden Fall konnte er das Gehörte nicht einfach so stehen lassen, er wurde das Gefühl jedenfalls nicht los, etwas dazu sagen zu müssen, irgendwas, denn schließlich hatte sie diesen Streit für ihn über sich ergehen lassen. Und für einen langen Moment hatte es den Eindruck gemacht, dass dieser Streit handgreiflich werden würde - wobei er dann mit Sicherheit der erste gewesen wäre, der sich dazwischengeworfen hätte. Immerhin kannte er Roan's Kampftechniken ziemlich gut und Jenkins hätte keine Chance gegen ihn gehabt.
Tief durchatmend griff er nach der Türklinke und zog die Tür auf. Erschrocken, dennoch leise schrie Jenkins auf, als die Tür, die ihr bis gerade noch Halt gegeben hatte, ins Nichts verschwand. Sie haute sich etwas den Kopf am Boden an, als sie hinten überfiel. Nun starrte sie kopfreibend in einen Kreis von Rekruten, die sich um sie gestellt hatten und zu ihr runter sahen. 

"Alles okay, Teuerste?", hakte Sanji nach, der immer noch neidisch auf seinen besten Freund war, immerhin war er mit dem süßen Drill Seargant befreundet... irgendwie. Dennoch war er mehr als nur beeindruckt von ihrem Mut, sich gegen Lorenor Roan zu stellen. Umso peinlicher fand er nun seine eigene Reaktion, als er dem Mann heute das erste mal seit langem wieder begegnet war. Liebevoll reichte er ihr die Hand und paffte verliebt einige Herzchen mit dem Zigarettenqualm heraus.

 Seufzend rieb sich die junge Frau immer noch den Kopf, als sie dankend die Hand annahm und sich hochziehen ließ. "Geht schon, danke", lächelte sie dem Koch etwas zu, der daraufhin in einen Liebestaumel geriet. Na, da hatte sie sich ja was eingebrockt. Zorro nahm seinen Drill Seargant kurz unter die Lupe, er konnte allerdings keine offensichtlichen Verletzungen feststellen. Kein Handabdruck auf der Wange, keine geschwollenen Körperpartien. Anscheinend hatte Roan sie tatsächlich nicht angerührt.
 Gut für ihn, noch besser für Jenkins.

 Er grinste ihr kurz verlegen zu und rieb sich mit einer Hand über den Nacken. "Du hast dich echt gut geschlagen", gestand er ihr dann und beschloss, doch nicht auf ihre Worte einzugehen. Jedenfalls nicht vor den anderen. Tashigi, die gerade dabei war sich über ihre Klamotten zu klopfen, hielt kurz inne und wurde um die Nase herum etwas rot. Verdammt, der Streit schien doch etwas lauter von Statten gegangen zu sein als angenommen. 
"D-danke...", stotterte sie nur etwas und richtete sich die Brille. Wie peinlich, sie hatte Lorenor als Freund bezeichnet, was so noch nicht mal stimmte. Er war in gewissen Dingen ganz okay, aber befreundet waren sie nun wirklich nicht. Sie hatte es gesagt, damit Roan Ruhe gab, weil sie darauf gebaut hatte, dass er niemals einem Freund seines Sohnes anrühren würde, in dem Punkt war sie etwas egoistisch gewesen. Und voreilig.
 Jenkins grübelte. Wenn Roan petzen ging, würde man ihr wahrscheinlich daraus noch einen Strick drehen können. Es war nicht gern gesehen, wenn sich ein hochrangiger Offizier mit Rekruten verbrüderte, was sie für absolut schwachsinnig hielt - war doch ihre Sache, mit wem sie sich anfreundete und wen sie in ihrer Freizeit traf. Ace grinste nach wie vor breit. "Seit wann seid ihr denn befreundet? Hab ich was verpasst?" 
Gut, die beiden duzten sich schon eine ganze Weile, aber abgesehen davon hatte er noch nie wirklich bemerkt, dass die beiden sich mochten. Respektieren, ja. Freunde? Noch nicht ganz. 
Er warf seinem grünhaarigen Kumpel einen "Ich hab's dir ja gesagt"-Blick zu, woraufhin dieser bloß die Augen verdrehte. Wieder stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Peinlich, warum musste Ace sie jetzt darauf ansprechen? Idiot!
 "Ehh... das... ist mir nur so rausgerutscht. Aber anscheinend hat's was gebracht, danach ist er gegangen." Zorro klappte kurz die Kinnlade herunter. DAS WAR NUR EINE TAKTIK GEWESEN?!!! 
Genervt vergrub er die Hände in den Hosentaschen und wandte sich von der Gruppe ab. Blöde Kuh. Und er hatte sich tatsächlich noch irgendwie darüber gefreut, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand. Immerhin hatten sie sich in den letzten Tagen tatsächlich halbwegs gut verstanden, da wäre der Gedanke an eine Freundschaft gar nicht mal so abwegig gewesen. Aber da hatte er sich wohl getäuscht.
 Innerlich seufzend kickte er sich die Stiefel von den Füßen und zog sich das Hemd über den Kopf. Es war spät, der Tag war eine absolute Katastrophe gewesen und Jenkins hatte jetzt noch mal einen drauf gesetzt - er wollte nur noch schlafen und das alles für eine Weile vergessen. Skeptisch hatte Tashigi die Augenbrauen zusammen gezogen, sah nur kurz fragend dabei zu, wie der Grünspan sich wieder in sein Bett warf. Verständlich, dass er genervt war. Sein verhasster Vater war unerwartet aufgekreuzt und nun hatte sie ihn in eine weitere unangenehme Situation gebracht. Es war ihr durchaus bewusst, dass er keinen Bock auf eine Freundschaft mit ihr hatte, warum sollte er auch? Sie hatten sich ewig angezickt und verspottet und nun hatte Tashigi lauthals eine 'Freundschaft' mit ihm verkündet.
 Sie räusperte sich kurz und klopfte Ace freundschaftlich auf die Schulter, bevor sie den Raum verließ. 
"Wir sehen uns morgen, Jungs..." "Schlaf gut, Süße!", wünschte Sanji ihr herzlich und auch die anderen Jungs verabschiedeten sich von ihrem Drill Seargent - bis auf Zorro, der etwas vollkommen Unverständliches in sein Kissen brummte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)