Trugbild von abgemeldet (Eine Mission der alten Teams) ================================================================================ Kapitel 1: Ungutes Gefühl ------------------------- „Zehn Minuten zu spät!“ Mit diesen Worten begrüßte die Hokage den Kopierninja, der, mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen, das gereizte Gesicht der Blondine mit einer gewissen Unbehaglichkeit begutachtete. „Der Tag, an dem du pünktlich erscheinst, wird als achtes Weltwunder in die Geschichte eingehen“, hängte sie mürrisch hinten dran, bevor sie sich mit verschränkten Armen in ihrem übergroßen Sessel nach hinten lehnte. „Entschuldigt bitte, Tsunade- sama, aber auf dem Weg hierhin bin -“ „Spar dir deine billigen Ausreden!“, winkte sie gereizt ab, „Kommen wir zum Eigentlichen“, gab sie unheilverkündend von sich und schob ihren Körper etwas nach vorne, sodass sie ihre Ellenbogen auf dem überdimensionalen Schreibtisch ablegen und ihren Kopf auf ihren geballten Fäusten abstützen konnte. „Ich habe eine Mission für das alte Team 7 plus Sai, Team 8, Team 9 und Team 10. Außerdem wird Yamato mit von der Partie sein.“ Schon allein anhand der Anzahl der Ninjas konnte Kakashi den Schwierigkeitsgrad der Mission erkennen. Augenblicklich verdrängte ein Ernst das sonst so gelassen wirkende Gesicht des Jonin. „Ich nehme an, es geht um Akatsuki“, sprach Kakashi seine Vermutung aus und wartete auf eine Bestätigung oder Verneinung der Blonden. Mit einem seichten Nicken bejahte Tsunade die Mutmaßung des Kopierninjas. „Ich habe vor einiger Zeit einen Tipp bekommen, wonach sich Madara Uchiha in drei Tagen um Punkt 12 Uhr in einer Höhle bei den Hitalaya-Bergen in Kirigakure mit seinem Spion, der ihn über die Lage von Konoha und unserem Vorhaben auf dem Laufenden hielt, treffen wird. Das ist eine einmalige Gelegenheit für uns, diesen Mistkerl endlich zwischen die Finger zu kriegen. Dafür schicke ich meine besten Ninjas in den Kampf und ich bin mir sicher, dass ihr ihn bezwingen werdet. Wenn ihr es nicht schafft, dann wird es niemandem in Konoha gelingen. Du“, sie legte eine kurze Pause ein, um dem Wort „Du“ Nachdruck zu verleihen, „wirst die Führung übernehmen. Ich vertraue und verlasse mich auf dich, Kakashi!“ Damit beendete sie ihren Vortrag, ließ ihre Augen aber nicht von dem Jonin, der in seiner typischen ruhigen Art und Weise mit einem „Ja“ reagierte. „Gut. Jetzt suche deine Teamkollegen und alle anderen, die dich auf dieser Mission begleiten werden, zusammen und erkläre ihnen den Sachverhalt.“ „Jawohl!“ Er wollte sich gerade zum Gehen umdrehen, als ihm ein Gedanke kam, den er unbedingt aussprechen musste. „Noch eine Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dieser Information um eine Falle handelt?“ Gespannt wartete er Tsunades Antwort ab, die sich zuerst in Form eines Lächelns ankündigte. „Die Wahrscheinlichkeit liegt im Bereich von Null und weniger als Null.“ Ein unsichtbares Fragezeichen schwirrte über Kakashis Kopf, ehe er sich ihre Worte nochmals durch den Kopf gehen ließ und anschließend verstehend nickte. „So ist das also“, sagte er mehr zu sich selber als zu seiner Vorgesetzen, die plötzlich niedergeschlagen wirkte. Woran das lag, war nicht sehr schwer zu erkennen. „Kam die Information von Jiraya?“, fragte er trotzdem sicherheitshalber nochmal nach. Er vernahm vorerst nur ein leises hm, gefolgt von einem Seufzer. „Er hat mir das kurz vor seinem Tod mitgeteilt“, ergänzte sie und verdrängte hastig die aufkommende Trauer, die über sie einzustürzen drohte. „Und jetzt mach, dass du aus meinem Büro kommst!“, knurrte sie plötzlich und die schnelle Wandlung ihres Gemütszustandes überrumpelte den Jonin regelrecht, weswegen er wortlos gehorchte und das Büro der Hokage eilig verließ. Auf dem Flur traf er auf seine ehemaligen Schüler Naruto und Sasuke, die sich auf ihn zubewegten. Mit erhobener Hand und hochgezogenen Mundwinkeln begrüßte er sie mit einem „Hallo ihr Zwei“. Sein Gruß wurde mit einem genuschelten und genervten „Hallo“ seitens Sasuke und einem fröhlich und energiegeladenen „Hallo Kakashi- sensei“ von Naruto erwidert. „Was für ein Zufall, dass ich euch hier treffe!“, ließ er sie wissen und legte eine Hand auf Narutos Schulter, der diese Geste mit einem skeptischen Blick bedachte. Als Kakashi das bemerkte, stand ihm die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Was Naruto sich wohl denkt?, fragte er sich still und nahm einfach seine Hand weg, um sich weitere Gedanken darüber zu ersparen und stattdessen auf sein Anliegen zu sprechen zu kommen. „Tust du mir ein Gefallen, Naruto?“, fragte er den Blonden, wartete aber keine Antwort ab, da er sich sicher war, dass dieser sie sowieso bejahen würde. Deswegen sprach er einfach weiter. „Ruf bitte das ehemalige Team 8, Team 9, Team 10 sowie Sai und Sakura zusammen. Ach und noch Yamato. Sag ihnen, sie sollen sich um 19 Uhr auf dem Trainingsplatz zusammen finden. Wir haben was Wichtiges zu besprechen. Ihr zwei sollt natürlich auch da sein.“ „Und warum?“, hinterfragte Sasuke mit verschränkten Armen und genervtem Gesichtsausdruck. „Das wirst du dann schon sehen“, erwiderte Kakashi und wandte sich nochmal Naruto zu, dessen Augen förmlich Funken sprühten. „Es geht um eine Mission, nicht wahr?“, mutmaßte Naruto in einer starren Haltung, die große Vorfreude vermuten ließ, die Augen dabei geweitet. „Ja“, war die kurze Antwort seines ehemaligen Lehrers, bevor dieser sich in die Gesäßtasche griff, eines seiner geliebten Bücher herausholte, es zum Lesen aufklappte und einfach davon ging. Nach einigen Schritten drang der Freudenschrei des Chaosninjas an sein Ohr und zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht. „Wo bleibt der nur schon wieder?“, murrte Sakura zum hundertsten Mal seit der vergangenen zwei Stunden und legte ihren Kopf in den Nacken, um in den Himmel zu schauen. Inzwischen war es stockdunkel geworden und sie alle waren es leid, auf Kakashi zu warten. „Ständig kommt der Typ zu spät! Der macht mich noch völlig wahnsinnig!“, pflichtete Naruto seiner Teamkollegin bei und beförderte einen Stein, der sich dicht vor seinem Fuß befand, mit einem Tritt in den umliegenden Wald. „Wann wird er es endlich lernen?“, verließ es den Blonden nun, der sich gelangweilt auf den kalten Rasen neben Shikamaru setzte, welcher sich hin gelegt hatte und dessen Augen vom Himmel gefangen genommen worden waren. Ino hatte sich auf einen großen Stein gesetzt, das Gesicht von Müdigkeit und Demotivation geprägt, den Kopf auf ihrer Faust platziert. Der ehemalig abtrünnige Ninja Sasuke hatte sich, mit vor der Brust verschränkten Armen, an einen Baum angelehnt und machte im Gegensatz zu vielen anderen nicht den Eindruck, als ob es ihn sonderlich störte, dass Kakashi mal wieder über zwei Stunden überfällig war. Yamato saß im Schneidersitz und geschlossenen Augen auf dem Boden und schien zu meditieren. Zumindest sah das für die anderen so aus. Chouji ließ sich die selbstgebackenen Kekse seiner Mutter schmecken, während keinen Meter weiter der energiegeladene und enthusiastische Lee mit seinem ebenso fitten Lehrer Gai die Zeit nutzte, um eine zusätzliche Trainingseinheit zu absolvieren. Das wurde von Tenten und Neji, die das lächerliche Schauspiel aus einem sicheren Abstand beobachteten, mit Argwohn bedacht. Die Stille der Nacht wurde nur von der schrillen Stimme des -wie er sich selbst nannte – Konohas grünes Biest unterbrochen, der seinen Lieblingsschüler Lee immer wieder lauthals anspornte, um ihn zu Bestleistungen zu befähigen. Selbst jemand wie Naruto sah neben den Beiden in den grünen Anzügen aus wie ein stilles Mäuschen. „Vergiss nicht, Lee, das Feuer der Jugend brennt in dir! Zeig uns, was du drauf hast! Na los, noch zehn! Du schaffst das! Streng dich an!“ Der Schweiß tropfte von Lees Stirn, der schon bei 9990 Liegestützen angekommen war und dessen Kräfte sich langsam dem Ende näherten. Nur sein eiserner Wille und die Motivation seines Lehrers ermöglichten es ihm, über seine Grenze hinauszugehen und die Erschöpfung seines Körpers gekonnt zu ignorieren. „Zehntausend“, keuchte der junge Mann im grünen Anzug und ließ sich glücklich in den Rasen fallen. Die kalten Grashalme fühlten sich auf seinem erhitzen Gesicht wunderschön an, weswegen er einige Zeit liegen blieb, das Freudelied seines Lehrers im Hintergrund genießend. Erst als ein seltsames Geräusch erklang, hob er seinen Kopf und sprang mit einem Satz auf. „Entschuldigt, dass ich zu spät bin, aber wegen der Dunkelheit habe ich mich im Wald verirrt“, versuchte Kakashi sich herauszureden, doch wie gewöhnlich nahm ihm niemand seine Ausrede ab. Unisono tönte es aus der Sakura-Naruto Ecke laut und verärgert: „Verschonen Sie uns!“ Entschuldigend hob Kakashi die Hände vor seiner Brust und setzte ein versöhnliches Lächeln auf. „Das reicht!“, sagte Yamato sanft aber bestimmend in die Richtung von Sakura und Naruto, während er sich erhob und sich den Dreck von der Kleidung klopfte. „Es ist spät. Wir sollten uns schnell anhören, was Kakashi- senpai zu sagen hat“, schlug der Anbu vor und deutete mit einer Handbewegung an, dass alle sich in einem Kreis zusammenfinden sollten. Da es sehr dunkel war, ging Kakashi mit den Worten „Ich bin gleich wieder da“ in den Wald hinein, sammelte in Windeseile eigene Holzstücke ein und lief damit zurück zu seinen Kollegen. Er platzierte das Holz in ihrer Kreismitte, befahl allen, sich etwas zu entfernen, ehe er mit dem Ausruf „Katon: Goukakyuu no Jutsu“ ein Feuerball auf die hölzernen Teile sprühte, die sofort zu brennen begannen und die Dunkelheit um sie herum vertrieb. „So, jetzt können wir uns in Ruhe unterhalten“, sagte er lächelnd und alle setzten sich wieder um das Feuer herum. „Wie ihr alle wisst – oder auch nicht-, hasse ich es, mich wiederholen zu müssen. Deswegen hört aufmerksam zu und wenn ihr Fragen habt, dann merkt euch diese und stellt sie erst, wenn ich mit meinen Ausführungen fertig bin“, erklärte er ihnen vorab und schaute einmal durch die Runde, die ihm viele neugierige Gesichter zeigte. Nur Sai schaute emotionslos drein und Sasuke versuchte seine Neugierde durch einen gleichgültigen Ausdruck zu verschleiern, aber Kakashi kannte ihn zu gut, als dass er darauf hereinfiel. „Also, hört zu! … “ Damit begann Kakashi seinen Kollegen in allen Einzelheiten zu erzählen, was er von der Godaime erfahren hatte und worin genau ihre Mission bestand. Als er fertig war, breitete sich erst einmal Schweigen aus, bis Shikamaru das Wort erhob. „Wäre es nicht vernünftiger, diese Mission mit einer kleineren Gruppe durchzuführen? Durch die hohe Anzahl der Ninjas steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man uns schon vorab entdeckt, um ein vielfaches. Und sollte das passieren, dann haben wir verdammt schlechte Karten. In diesem Fall sind wir auf den Überraschungseffekt angewiesen.“ Nickend stimmte Kakashi den Worten des Genies zu. „Damit hast du vollkommen recht, aber du darfst nicht vergessen, mit wem wir es hier zu tun haben. Madara ist wohl der stärkste Ninja, den es zurzeit gibt. Das heißt im Klartext, dass wir nur dann eine Chance gegen ihn haben, wenn wir in deutlicher Überzahl sind. Ihr alle wurdet von Tsunade- sama aufgrund eurer speziellen Fähigkeiten auserwählt und nicht zuletzt, weil ihr euch untereinander kennt und dazu in der Lage seid, gemeinsam zu arbeiten. Und der Schlüssel zum Erfolg ist Teamwork. Nur zusammen haben wir eine Chance gegen Madara und -“ Ein abschätziges „tss“ von Sasuke ließ den Grauhaarigen inne halten und seinen Kopf zu seiner linken drehen, wo er ihm mit seinen tiefschwarzen Augen begegnete. „Wie darf ich dein "tss" verstehen, Sasuke?“, fragte Kakashi ruhig nach. „Es ist naiv von dir, zu glauben, dass wir auch nur den Hauch einer Chance gegen Madara haben“, erklärte er seinem ehemaligen Lehrer und aus seiner Stimme sprach eine Mischung aus Gleichgültigkeit und Wut. Sasuke kannte Madara inzwischen sehr gut und nur er alleine hatte gesehen, wozu dieser Mann imstande war. Aus diesem Grund war er sich sicher, dass es niemanden gab, der diesem mächtigen Gegner den Garaus machen konnte. Kakashi schloss sein sichtbares Auge und senkte seinen Kopf etwas. „Du täuschst dich, Sasuke“, gab er unerwartet von sich, was Sasuke dazu brachte, aufzusehen und den Jonin zu fixieren. „Es stimmt, dass keiner von uns im der Lage ist, Madara zu töten. Aber selbst er, mit all seinen Fähigkeiten, kann es allein unmöglich mit uns allen aufnehmen. Ich habe mir auch schon überlegt, wie genau wir vorgehen werden, denn unser Handlungsablauf wird über unser Leben oder eben unseren Tod entscheiden. Aber das erkläre ich euch zu einem späteren Zeitpunkt. Ich wollte euch erst einmal nur von der Mission in Kenntnis setzen. Geht jetzt nach Hause und überanstrengt euch die nächsten Tage nicht, denn ihr werdet alle Kraft brauchen, die ihr aufbringen könnt. Wir treffen uns in zwei Tagen um Punkt 9 Uhr morgens wieder hier. Seid unbedingt pünktlich!“ „Ausgerechnet Sie reden von Pünktlichkeit!“, sagte Naruto empört und verzog seine Lippen. Gekonnt ignorierte Kakashi Narutos indirekten Einwand und erhob sich. Die anderen taten es ihm gleich. Mit einem Jutsu des Wasserelements losch Kakashi das Feuer und wünschte allen eine gute Nacht, bevor er verschwand und nichts als eine Rauchwolke hinterließ. Zwei Tage später warteten alle um 9 Uhr- wie abgemacht- auf dem Trainingsplatz, nur Kakashi fehlte mal wieder. „Wenn der wieder zu spät kommt, dann kann er was erleben!“, meckerte Ino aufgebracht und der Glanz in ihren Augen zeigte, dass sie es ernst meinte. Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen sagte Sai zu Ino: „Noch ist er kaum eine Minute zu spät. Kein Grund sich aufzuregen, Ino- Tussi.“ Von der einen auf die andere Sekunde lief Inos Gesicht tomatenrot an und ehe Sai sich versehen konnte, traf ihn ihre Faust mit voller Wucht gegen den Kopf und katapultierte ihn gegen einen nahegelegenen Baum. „Du hast sie ja wohl nicht alle!“, brüllte sie in seine Richtung und fletschte die Zähne wie ein Raubtier. „Er hat doch recht“, pflichtete Sakura ihrem Teamkollegen bei und hob andächtig ihren Kopf, um ihren indirekten Triumph zu demonstrieren. „Ach, was du nicht sagst …, Breitstirn!“, giftete Ino nun ihrerseits und Naruto glaubte schon, wechselseitige Blitze aus ihren Augen kommen zu sehen, die immer wieder mal gegeneinander prallten. „Vertragt euch doch wieder! Im Grunde mögt ihr euch doch“, versuchte Naruto die beiden Damen zu beschwichtigen, erntete dafür aber nichts als eine undankbare Kopfnuss von Sakura, die ihm noch im Flug „Idiot, halt dich da gefälligst raus!“ hinterher rief. „Weiber!“, war Shikamarus einziger genervter Kommentar zu dem aufbrodelnden Zickenkrieg der Kunoichi und er wünschte sich nur, dass er diese nervige Mission endlich hinter sich bringen konnte, um sich dann wieder dem Nichtstun- seiner Lieblingsbeschäftigung- zu widmen. Auch Sasuke ging das Gezicke der beiden mächtig auf den Keks, doch er entschloss sich dazu, das lieber zu ignorieren. Kiba hatte nicht aus Narutos Fehler gelernt und mischte sich auch ein, um den Streit zu schlichten und endete, wie sein Vorgänger, mit dem Kopf in einem Baumstamm. Shino hingegen hatte die Hände in seiner Tasche vergraben und versuchte die Beleidigungen, wie „blöde Kuh“ und „dumme Ziege“, gänzlich zu ignorieren, was ihm nicht unbedingt gelang und so seufzte er nur von Zeit zu Zeit. Wehleidig rieben sich Sai, Naruto und Kiba ihre Beulen und warfen sich alle mitleidige Blicke zu. „Beim nächsten Mal halten wir uns besser daraus, was, Leute?“, schlussfolgerte Kiba aufgrund des Ausgangs ihrer Handlung und begab sich zurück zu seinem Platz, wo Akamaru ihn freudig empfing. Narutos Blick streifte die junge Hyuuga und er sprach laut seinen Gedanken „Wieso könnt ihr nicht ein bisschen wie Hinata sein?“ aus, wofür er prompt zwei eisenharte Schläge auf seinen ohnehin schon schmerzenden Kopf erhielt und schreiend gegen Kiba prallte, den er mit auf dem Weg gegen eines der Bäume nahm. Das Aufeinandertreffen von den beiden Shinobi und dem Baum, erhöhte ihre Schmerzen nochmals. „Was habe ich denn nun schon wieder getan?“, gab Naruto stockend durch den Schmerz von sich und Kiba sagte darauf nur: „Die Frage ist ja wohl, was ich getan habe, Du Idiot!“ Mühsam rappelten sich beide auf und dicke Beulen schmückten nun ihre Köpfe, die wie rote Kugeln auf der Spitze des Tannenbaums thronten. Die beiden ehemaligen Freundinnen stritten sich immer noch und verstummten erst, als Kakashi auftauchte und den Mund aufmachte, um eine Erklärung für seine Verspätung abzugeben. Er wurde jedoch durch den warnenden Satz „Kommen Sie mir ja nicht mit irgendeiner billigen Ausrede oder Sie können dem Club der „Verkrüppelten Köpfe“ beitreten, verstanden?“ von Sakura zum Schweigen gebracht. Ein Blick zu Kiba und Naruto verschaffte dem Jonin Klarheit darüber, was sie gemeint hatte. Vorsichtig wich er daher einige Schritte zurück. Um dem bedrohenden Blick der Rosahaarigen zu entgehen, räusperte er sich schnell und verkündete dann: „Die Mission beginnt. Los!“ Stundenlang rannten sie durch den dichten Wald und hielten nur gelegentlich an, um kurz durchzuatmen und etwas zu essen oder zu trinken. Ihr Ziel lag nicht sehr weit von Konohagakure entfernt und doch hatte Kakashi darauf beharrt, früh loszugehen, damit sie genügend Zeit hatten, um sich von den Strapazen der Reise zu erholen. Diese Mission war nämlich alles andere als ein Zuckerschlecken. Und trotz ihrer Überzahl würden sie alles geben müssen, wenn sie den Sieg davon tragen wollten. Irgendwas in Kakashi sagte ihm, dass nichts so verlaufen würde wie er es geplant hatte, obgleich er kein Pessimist war. Aber dieses Gefühl war so dominant, dass selbst sein sonstiger Optimismus nicht durchschien. Woran das genau lag, konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht war er einfach nervös, weil er noch nie einem so mächtigen Gegner gegenüber gestanden hatte. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst zu versagen, schließlich hatte er wie immer die Leitung über die Mission und somit war er der Verantwortliche, wenn etwas schief ging. Eigentlich hatte es ihm noch nie etwas ausgemacht, aber diesmal war es mehr als wahrscheinlich, dass es Opfer auf ihrer Seite geben würde. Es würde an einem Wunder grenzen, sollten sie tatsächlich alle diese Mission überleben. „Überlegst du gerade, ob ich nicht doch recht habe?“, riss ihn Sasuke aus den Gedanken, ohne ihn dabei anzusehen. „Nein, das ist es nicht …,zumindest nicht direkt“, antwortete er dem jungen Uchiha, während er weiter von Baum zu Baum sprang. Jetzt drehte sich Sasuke zu ihm um und sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er eine nähere Erklärung wollte. In Begleitung eines Seufzers fuhr der Grauschopf fort: „Ich habe nur ein ungutes Gefühl. Aber warum genau, kann ich nicht sagen.“ „Das sind aber keine guten Voraussetzungen, um in die schwerste Schlacht seines Lebens zu ziehen“, sagte Sasuke aufrichtig und die Kälte war dabei aus seiner Stimme gewichen. In Kakashis Ohren klang es sogar etwas mitfühlend, was er bei dem Schwarzhaarigen nur sehr selten erlebt hatte. Vielleicht glaubt er ja, dass wir sterben werden, dachte sich Kakashi. „Ja, ich weiß“, sagte er schließlich leise, nicht wissend, ob Sasuke ihm noch zuhörte. Nach einer Weile stoppte der Teamführer in seinen Bewegungen und sorgte dafür, dass alle anderen es auch taten. Fragend sahen sie in seine Richtung. „Wir sind nur noch etwa 15 Kilometer von unserem Ziel entfernt. Wir werden hier übernachten“, sagte er zu allen. Dann richtete er sich mit den Worten „Sorg bitte für eine Unterkunft“ an Tenzou, der darauf verstehend nickte und sich sofort an die Arbeit machte. Kurz darauf betraten alle Ninjas aus Konohas das zweistöckige Haus aus Holz. Kakashi hatte vorgeschlagen, in der oberen Etage zu übernachten und so liefen die Ninjas die hölzerne Treppe hinauf ins Obergeschoss, wo sie einen großen, leeren Raum vorfanden, der identisch mit dem Untergeschoss war. Keiner saß sich direkt hin, alle befreiten ihre Schlafsäcke aus ihren Tüten und als das getan war, füllten sie ihre leeren Mägen. Währenddessen ging Kakashi in Gedanken nochmals seine Strategie durch. Wenn man DAS denn überhaupt so bezeichnen durfte, dachte er seufzend. Die nächtliche Stille trug maßgeblich zu seiner Konzentration bei, weswegen er schon fast genervt fragte „was?“, als jemand hinter ihn ins Freie trat und ihn ansprach. Es war Yamato. „Ihr wolltet uns doch noch erzählen, wie wir morgen vorgehen werden. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt. Alle sind satt und noch sind sie relativ wach. Also, wenn Ihr das noch tun möchtet, dann am besten jetzt“, ließ er den Grauhaarigen wissen, der darauf mit einem „Ja, ich komme“ antwortete und sich im selben Atemzug erhob. Er folgte dem Anbu zurück ins Haus, wo er bereits von den anderen erwartet wurde. Einige hatten sich bereits in ihre Schlafsäcke gelegt, wohingegen andere noch topfit in dem relativ großen Haus hin und her gingen, während sie sich über alles Mögliche unterhielten. „Kommt bitte alle her! … Ja, du auch, Naruto“, sagte der Grauschopf zu dem Blonden -der etwas weiter hinten im Raum mit Akamaru rumtobte - und lehnte sich wartend an die Wand, eine Hand in der Hosentasche vergraben. Als alle beisammen waren, wiederholte Kakashi seine Worte, die er schon vor zwei Tagen am Lagerfeuer zu ihnen gesagt hatte: „Ich hasse es mich wiederholen zu müssen, also hört gut zu.“ Er räusperte sich. „Für unseren Kampf morgen ist es sehr wichtig, dass ihr euch an unsere Abmachungen haltet. Falls ihr das nicht tun solltet, könnte das böse für uns enden und das will wohl keiner von euch“, sagte er und besah sich die Gesichter, die ihm teils Entschlossenheit, teils Gleichgültigkeit vermittelten. „Ich habe uns in kleinere Gruppen unterteilt, um den Feind, der in Anführungsstrichen nur Madara Uchiha sein wird- oder besser gesagt, nur Madara Uchiha sein soll –, aus verschiedenen Richtungen anzugreifen.“ Er legte eine kurze Pause ein, um sich die Teams in Erinnerung zu rufen. „Allerdings ist mir bewusst, dass es unmöglich ist, alles genau durchzuplanen, weil wir hier nicht von irgendjemanden sprechen. Außerdem sind wir viel zu viele und es ist nicht ausgeschlossen -wohl eher wahrscheinlich-, dass wir uns alle gegenseitig behindern und das komplette Chaos ausbricht. Deswegen habe ich beschlossen, dass wir uns in Teams einteilen. Dabei habe ich mich zum einen daran orientiert, wie gut diese Personen zusammen arbeiten können, als auch, wie die spezielle Fähigkeit von jedem einzelnen dem Team helfen können. Aus diesem Grund werdet ihr euch nicht über die Gruppenaufteilung wundern, die wie folgt aussieht: Die erste Gruppe ist das ehemalige Team 10, bestehend aus Ino, Shikamaru und Chouji. Ihr werdet von Yamato angeführt werden und nennt euch deswegen nun „Team Yamato“. Kiba, Hinata und Shino bilden das zweite Team. Shino wird das Team anführen. Team Gai setzt sich aus den Mitgliedern Neji, Tenten und Lee zusammen. Angeführt werdet ihr- wie der Name schon sagt - von eurem ehemaligen Lehrer. Die letzte Gruppe, das ehemalige Team 7, werde ich als Team Kakashi anführen. Sai?“, richtete sich Kakashi an den Schwarzhaarigen, „dir wird eine spezielle Aufgabe zuteil. Du wirst keinem Team zugeteilt. Stattdessen wirst du vorausfliegen und das Schlachtfeld aus der Luft im Auge behalten. Wenn dir etwas auffällt, dann wirst du uns das mitteilen.“ „Ja!“, erwiderte der ehemalige Anbu- Kämpfer entschlossen. Ohne ersichtlichen Grund legte Kakashi eine Pause ein. Dann fuhr er fort. „Ich schlage vor, dass die Teams sich untereinander absprechen, weil es sonst einfach zu chaotisch werden würde, sollten wir das als eine große Gruppe angehen. Die Gruppenführer kommen im Anschluss an ihre Gruppengespräche bitte zu mir, um mir ihre Pläne mitzuteilen.“ Er beendete seine Anweisungen mit einem „Und jetzt nutzt die Zeit, um euch abzusprechen.“ Sofort begann das Gerede und Kakashis kippte unter einem Seufzer leicht nach vorne, da er sich in diesem Moment mehr Ruhe wünschte als er das je getan hatte. Noch immer hatte er ein ungutes Gefühl, was er unbedingt loswerden wollte, da er befürchtete, dass es ihn in seinem Vorhaben behindern konnte. „Naruto, Sasuke und Sakura, lasst uns nach draußen gehen und uns dort absprechen“, richtete sich Kakashi an seine ehemaligen Schüler, die ihm schweigsam folgten. Draußen angekommen, setzte er sich auf den Boden und deutete mit einer Handbewegung an, dass sich das restliche Team 7 ebenfalls niederlassen sollte. Sakura und Sasuke taten dies auch schnell, nur Naruto brauchte eine zweite Einladung. „Setz dich endlich, Naruto, oder willst du, dass wir die ganze Nacht hier hocken?“, meckerte ihn seine rosahaarige Teamkollegin an und klopfte neben sich auf den Boden. Glücklicherweise verstand Naruto die Aufforderung und folgte dieser unverzüglich. „Also gut…“, murmelte Kakashi, während seine Hand mit den Grashalmen spielte, „so viel gibt es eigentlich nicht zu bereden. Bei uns sind die Rollen schnell verteilt. Naruto! Sakura!“ „Ja?“, kam es gleichzeitig von den Angesprochenen. „Ihr zwei werdet- wie sollte es anders sein- den Feind mit euren Nahkampf- Fähigkeiten konfrontieren. Es wäre besser, wenn du, Naruto“, er sah den Blonden direkt in die gebannten Augen, „vorgehst, während dir Sakura“, jetzt sah er rüber zu der einzigen Frau in der Runde, „Rückendeckung gibt. Es ist wichtig, dass ihr Madara irgendwie festnagelt. Bei unserem letzten Aufeinandertreffen mit ihm sind sämtliche Schläge durch ihn hindurch gegangen und solange das so ist, werden wir keine Chance haben. Ich weiß zwar nicht, wie er das anstellt - wobei ich ein Genjutsu vermute - ,aber solange wir uns nicht sicher sind, dass er da wahrhaftig vor uns steht und tatsächlich von unseren Fäusten getroffen werden kann, solange sind wir machtlos. Aber es ist sehr wichtig, dass ihr euch erst dann in den Kampf einmischt, wenn ich euch den Befehl dazu gebe. Was dich betrifft, Sasuke“, er wandte seinen Kopf zu seiner rechten, „du wirst mit mir zusammen etwas weiter weg vom Geschehen stehen. Wir werden Gebrauch von deinem Susanoo machen und diesen als Schutzschild verwenden. Sobald Madara in einem körperlichen Kampf verwickelt ist- sei es mit Naruto, Gai oder sonst wem-, dann werde ich versuchen, ihn mit meinem Mangekyou Sharingan in eine andere Dimension zu verfrachten. Stellt euch aber darauf ein, dass das nicht funktionieren wird, aber ein Versuch ist es wert.“ „Wenn Sie der Meinung sind, dass das nicht funktionieren wird, warum tun wir es dann?“, fragte Naruto zu Recht und seine Teamkollegen stimmten ihm in Gedanken zu. Kakashi zögerte mit seiner Antwort, weil er seine Schüler nicht demotivieren wollte, nur weil er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl hatte, dass seine Mission zum Scheitern verurteilt war. Trotzdem antwortete er wahrheitsgemäß mit einem beruhigenden Lächeln auf seinen Lippen (wobei er nicht wusste, wen genau er beruhigen wollte, sich oder seine Schüler.): „Es ist beinahe unmöglich eine Prognose abzugeben, was diesen Kampf und diesen Gegner betrifft. Wir wissen so gut wie nichts über seine Fähigkeit. Alles, was wir wissen, ist, dass er ein überaus starker Gegner ist. Wir müssen uns auf alles einstellen, auch wenn das aufgrund unseres Informationsmangels unmöglich ist. Wir können nichts anderes tun, als unser bestes zu geben und versuchen, ihn irgendwie dran zu kriegen.“ Er schwieg kurz und seine Tonlage wurde plötzlich sehr ernst. „Wir müssen es einfach schaffen, egal, wie wir das anstellen wollen. Sollten wir scheitern, dann ist die Welt der Ninjas zum Tode verurteilt.“ Als Kakashi diese Worte sagte, tauchte das Bild Itachis in Sasukes Kopf auf und hinterließ nichts als Bitterkeit und Wut. Der Blick in seinen Augen war undefinierbar. Kakashi war das nicht entgangen und er hoffte nur, dass Sasuke nicht die Kontrolle über sich verlor. Er war froh, dass er nach Danzos Tod letztendlich Einsicht gezeigt hatte und nach Konoha zurückgekehrt war, auch wenn damit eine harte Zeit für ihn begonnen hatte. „Okay, es ist schon sehr spät. Geht jetzt schlafen, damit ihr morgen topfit seid. Und macht euch keine Sorge wegen dem morgigen Tag, wir werden Madara erledigen, denn im Gegensatz zu ihm wissen wir, wofür wir kämpfen.“ Sein Motivationsversuch hatte anscheinend gefruchtet, denn Sakura und Naruto hoben siegessicher die Faust in die Höhe und stießen einen Siegesschrei aus. Sasuke hingegen gab keinen Pieps von sich, doch sein Gesichtsausdruck zeigte dem Kopierninja, dass auch der Uchiha zu allem bereit war. Kaum waren die jungen Ninjas im Haus verschwunden, da kamen auch schon Yamato, Gai und Shino aus der Tür gelaufen und gesellten sich zu Kakashi auf den Boden. „Dann lasst mal hören!“, sagte Kakashi in die kleine Runde. In Einzelheiten erklärten ihm die Gruppenanführer ihre Pläne. Den einen oder anderen Punkt diskutierten sie nochmal und als sie endlich fertig damit waren, war es schon weit nach Mitternacht. „Ich denke, das reicht. Wir sollten jetzt schlafen gehen, wenn wir morgen rechtzeitig aus den Federn kommen wollen.“ Und damit gingen alle vier gemeinsam ins Haus und legten sich in ihre Schlafsäcke. Alle hatten nun Zeit für sich und Kakashi hörte immer noch diese innere Stimme, die ihn warnte. Jeder dachte über etwas anderes nach. Doch am Ende hing alles mit dem morgigen Tag zusammen, der eine große Überraschung für sie bereit halten sollte, was zu diesem Zeitpunkt aber niemand ahnen konnte. Kapitel 2: Schatten böser Vorahnungen ------------------------------------- Die laute Stimme seines jungen Schützlings, der immer wieder „Wer hat meine Ninja- Ausrüstung gesehen?“ im Einklang mit nervigen Geräuschen rief, holte Kakashi unsanft aus seinem Schlaf. Müde rieb er sich die Augen und setzte sich aufrecht hin, damit er sich strecken konnte, was in dem engen Schlafsack wohl kaum möglich gewesen wäre. Als er einen Blick rüber zu Naruto warf, erkannte der Jonin, dass Sakura hinter dem Blonden stand, die Hände in den Hüften gestemmt. „Kannst du nicht mal auf deine Sachen aufpassen, Baka?“, motzte sie ihn an und hob einen Zeigefinger als ermahnte sie ein kleines Kind. „Aber Sakura- chan …“, versuchte der Chaosninja die Rosahaarige zu besänftigen, doch ein Knurren ließ ihn verstummen und stattdessen kratzte er sich verlegen am Kopf, dabei die Mundwinkel unsicher nach oben gezogen. „Suchst du das hier?“, hörte er eine emotionslose Stimme einige Schritte von sich, weswegen er sich hoffnungsvoll umdrehte und direkt in Sais unberührtes Gesicht blickte. Augenblicklich hellte sich Narutos Miene auf und ein großer Halbmond erwachte auf seinem Mund zu neuem Leben. „Danke Sai!“, schrie er beinahe in die Richtung des Schwarzhaarigen und entnahm die handliche Tasche aus dessen Hand. Mit einem Schmunzeln hatte Kakashi das Schauspiel beobachtet und wandte nun sein Blick ab, um diesen stattdessen aus dem Fenster schweifen zu lassen. Dieses bot ihm einen herrlichen Ausblick auf einen blütenreichen Baum. Sein Auge blieb an einem wunderschönen bunten Vogel hängen, der scheinbar sorglos einen Ast entlang ging und dabei vergnügt zwitscherte. Besser konnte der Tag gar nicht beginnen, fand der Kopierninja und verbot sich selber, weiter über die Mission nachzudenken, aus Angst, das ungute Gefühl wieder zu erwecken. Mit einem Sprung kam er auf die Beine, griff sich anschließend seine Weste, sein Stirnband und alles, was er noch abgelegt hatte und formte diese zu einem Bündel zusammen, den er dann unter seinen Arm klemmte. Einige lagen noch in den Federn und da er annahm, dass es noch sehr früh war, weckte er sie auch nicht auf. Lautlos stellte er sich vor das Fenster und ließ sich von den warmen Frühlingsstrahlen verwöhnen, die seiner Haut angenehme Wärme schenkten. Dann stieg er auf die Fensterbank und sagte in Narutos und Sakuras Richtung noch schnell „Ich bin gleich wieder da“ und sprang dann herunter ins Freie. Dass Naruto so früh wach war, war ganz schön verwunderlich, doch Kakashi nahm an, dass er vor lauter Aufregung wohl gar nicht schlafen konnte. Der Blondschopf war das reinste Energiebündel und Geduld gehörte definitiv nicht zu seinen Stärken. Kakashis Ziel war der kleine See, der nur ein paar Schritte von dem Haus entfernt war. Als er eines der Bäume passierte, fiel ihm etwas Seltsames auf dem Boden auf. Beim Nähertreten erkannte er eine tote Maus, die, ihrem Äußeren nach zu urteilen, noch nicht lange tot war. „Kakashi- sensei, von mir aus können wir sofort losgehen, ich bin startklar!“, schrie Naruto gutgelaunt, weswegen Kakashi kurz rüber zum Haus sah und lächelte. Naruto war einfach unverbesserlich! Sein Blick blieb an dem Blonden und Sasuke hängen, die sich etwas aus dem Fenster gelehnt hatten. Er lächelte Naruto kurz zu, um ihm zu signalisieren, dass er ihn gehört hatte und wandte sich erst dann wieder dem toten Tier zu. Armes Ding, dachte er, legte dann seinen Klamottenbündel auf den Boden, schnappte sich einen Kunai, mit dem er ein kleines Loch schaufelte, und vergrub die Maus darin. Infolgedessen nahm er sein Bündel wieder unter seinem Arm und setzte seinen Weg fort. Erst als er beim See angelangt war, kam er wieder zum Stehen. Vorsichtshalber schaute er einmal um sich herum, ob ihn auch niemand sehen konnte, bevor er seine Maske herunterzog. In Windeseile wusch er sich das Gesicht mit dem kühlen Wasser und putzte sich mit einer Reisezahnbürste und- pasta die Zähne. Da er kein Handtuch hatte, versuchte er sich mit der Hand zu trocken, was nur mäßigen Erfolg zeigte. Er fühlte sich gehetzt und dieses Gefühl verschwand erst, als er seine Maske wieder übers Gesicht gestülpt hatte. Deutlich ruhiger zog er sich seinen Pullover, seine Weste und seine Schuhe an. Das Stirnband band er sich zum Schluss schräg um die Stirn, sodass sein Sharingan-Auge wie immer bedeckt war und erst dann kehrte er zurück zu den anderen. Wieder zurück im Haus musste er erschreckend feststellen, dass das Chaos ausgebrochen war. Von allen Ecken hörte er nur hysterische Stimmen, die riefen: „Könnt ihr euch mal beeilen?“, „Wir müssen bald los!“ oder „Mit dieser Mähne kann ich doch nicht raus gehen!“ Den Satz „Wenn du nicht endlich aufhörst, an diesem verdammten, frühen Morgen so einen Krach zu machen, dann mache ich dich hier und jetzt platt und erspare Madara die Arbeit!“ ordnete er sofort seiner ehemaligen Schülerin zu, die sich mal wieder über Naruto aufregte. Alle – von Shikamaru, Sai und Sasuke abgesehen- liefen durch das Haus und schienen irgendwas zu machen, dass Kakashi nicht zu überblicken vermochte. „So viel zum Thema Besser kann der Tag gar nicht beginnen!“, seufzte er und entschloss sich dazu, ein wenig abzuwarten, bis sich die Hysterie von alleine legte. Wahrscheinlich sind sie einfach nur nervös, erklärte sich der Jonin ihr Verhalten und konnte es ihnen nicht verübeln. Etwa 45 Minuten später waren alle bereit dazu, in den Kampf zu ziehen. Sie hatten noch genau zwei Stunden Zeit. „Es ist so weit“, begann Kakashi seine vorläufig letzte Ansprache. „Wir stellen uns heute unserem gefährlichsten Gegner.“ Schweigsame Stille. „Wir werden heute das letzte Kapitel eines schmerzlichen Buches beenden, abschließen und für alle Zeit als Erinnerung aufbewahren, um ein Denkmal zu setzen. Einige von euch … haben Menschen durch sie verloren, … Menschen, die ihr gekannt, gemocht, geliebt habt.“ Trauer. Vor Narutos geistigem Auge tauchte ein älterer, weißhaariger Mann auf. Shikamaru verstärkte seinen Griff um das Feuerzeug in seiner Hand. „Wir alle werden heute jemanden verlieren, der uns wichtig ist.“ Akzeptanz. „Wir alle sind bereit dazu, unser Blut gegen das Leben unserer Teamkollegen und gegen die Sicherheit unseres Dorfes zu tauschen.“ Zustimmung. „Ich habe nur zwei Hände, nur eine begrenzte Anzahl an Waffen, nur ein Leben, aber das Feuer, das in mir brennt, ist so stark, dass nicht mal eine Flut aus Wasser es zu erlöschen vermag.“ Tatendrang. „Gemeinsam … werden wir unser Ziel erreichen. Unser Feind kann uns nichts anhaben. Seine Shuriken, seine Kunais … werden an unseren Körpern abprallen.“ Entschlossenheit. „Wir kämpfen für unsere Familien, wir kämpfen für unsere Freunde, wir kämpfen für Konoha und vor allem kämpfen wir für den Frieden aller Nationen. Macht euch bereit! Es geht los!“ Siegeswille. Voller Tatendrang und Energie stürmten die Konoha-Ninjas los, um das eben Gesagte in die Tat umzusetzen. Vier Gruppen näherten sich dem Ziel auf vier verschiedenen Wegen. Jeder von ihnen hatte jemanden in der Gruppe, der gut darin war, die Spur von Menschen aufzunehmen. Hinata, Shino und Kiba liefen durch ein kleines Dorf, um zu den Hitalaya- Bergen zu gelangen. Dafür schickte Shino seine Käfer voraus, die ihnen den Weg zeigten. „Haben sie schon jemanden gefunden?“, fragte Kiba seinen Teamkollegen, der die Frage bejahte. „Na dann, weiter!“, verlautete er anschließend, woraufhin Shino und Hinata nickten. Gleichzeitig sprinteten sie los und näherten sich ihrem Zielort in rasanter Geschwindigkeit. „Wie sieht es aus, Neji? Kannst du irgendwo Chakra sehen?“, fragte Gai und schaute in das konzentrierte Gesicht seines ehemaligen Schülers, der mit seinem Byakugan die Gegend in einem Umkreis von 5 Kilometern absuchte. „Wir müssen noch etwas weitergehen. Noch kann ich nichts entdecken“, erklärte er seinen Teamkollegen. „Okay, dann werden wir noch einige Kilometer weiterlaufen und dann versuchst du es einfach nochmal“, schlug der schwarzhaarige Lehrer vor. Die anderen waren einverstanden und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Die Finger zu einer Raute geformt, zielte Ino auf eine Eule, die seelenruhig auf einem Ast hockte und die Landschaft mit ihren großen, runden Augen beobachtete. „Gleich …“, sprach sie ihren Gedanken leise aus und im nächsten Augenblick sank ihr Körper auf die Knie, wurde jedoch von Shikamaru rechtzeitig aufgefangen, bevor er vollständig auf den Boden fiel. Eilig flog Ino einige Kilometer weiter über den Wald hinweg. Der Wind erleichterte ihr das anstrengende Fliegen sehr und sie ließ sich größtenteils davontragen. Kaum war sie in der Nähe des Berges, da spürte sie auch schon die Anwesenheit einer Person. Sie wagte es nicht, näher an die Person heranzurücken, deswegen flog sie eilig zurück und kehrte in ihren Körper zurück. „Und?“, fragten Shikamaru und Tenzou gleichzeitig. „Nun“, sagte sie verunsichert, „Ich habe ganz deutlich Chakra gespürt. Unser Feind ist also schon da. Wir sollten losgehen.“ Sie drehte den jungen Männern den Rücken zu und auf Yamatos Wort hin liefen sie alle auf den großen Fluss zu und rannten darüber hinweg. „Jutsu des vertrauten Geistes!“ Ein bekanntes Geräusch ertönte und schon standen dort 8 Ninken. „Wie können wir dir helfen, Kakashi?“, fragte der kleinste Hund unter ihnen, der auf den seltenen Namen Pakkun hörte. „Danke, dass ihr da seid. Wir haben erfahren, dass sich Madara Uchiha heute mit seinem Spion in den Hitalaya- Bergen treffen soll. Da eine Falle nicht ausgeschlossen ist, sollt ihr uns dabei behilflich sein, festzustellen, ob und wie viele Personen sich in der unmittelbaren Umgebung dieser Berge befinden“, erklärte Kakashi und sah seine vierbeinigen Freunde hoffnungsvoll an. „Kein Problem. Wartet kurz hier, es wird nicht lange dauern.“ Schnell waren die Ninken verschwunden. „Was passiert, wenn sie mehrere Personen riechen, Kakashi- sensei?“, fragte Sakura und zog ein fragendes Gesicht. „Dann werden wir die Mission abbrechen und in einer wesentlich kleineren Gruppe versuchen herauszufinden, um welche Personen es sich handelt und anschließend nach Konoha zurückkehren. Wir werden es dann zu einem geeigneteren Zeitpunkt erneut versuchen.“ „Verstehe“, seufzte die Kunoichi und lehnte sich gegen den Stamm des Baumes. Etwa 25 Minuten später kehrten die Ninken, angeführt von Pakkun, wieder zurück und erklärten Kakashi, dass sie nur eine einzige Person gerochen hatten. Mit einem zufriedenen Gesicht dankte der Grauhaarige seinen Hunden und richtete sich anschließend an sein Team: „Also Leute, dann lasst uns mal weitergehen.“ Prompt sprangen sie auf die Äste und hinterließen nichts als einen Luftzug. Um Punkt 12 Uhr waren alle Teams auf ihrer Position. Vier Teams, die den Feind, der sich in einer Höhle befand, umzingelt hatten, indem sich jede Gruppe in einer anderen Himmelsrichtung aufgestellt hatte; Team Yamato agierte aus dem Osten, Team Shino aus dem Norden, Team Gai aus dem Süden und Team Kakashi aus dem Westen. Es war von vornherein klar gewesen, dass ihre Anwesenheit sofort bemerkt werden würde, deswegen hatten sich Kakashi und die anderen Teamleader darauf geeignet, zum bestmöglichen Zeitpunkt anzugreifen. Wann dieser Zeitpunkt sein würde, sollte jeder Teamführer individuell für sein Team feststellen. Noch ruhten alle an ihren Verstecken. Die Berge boten den besten Schutz, den sich die Konoha Ninjas hätten wünschen können. Team Yamato saß ruhig hinter einem riesigen braun-beigen Felsen, von wo sie einen guten Ausblick auf die kleine, dunkle Höhle hatten, die sich etwa 8 bis 10 Meter über den Boden schräg gegenüber von ihnen befand. Sie waren das einzige Team, das, im wortwörtlichen Sinne, auf dem Boden geblieben war. Die anderen waren hochgeklettert und befanden sich somit einige Meter über Team Yamato. Chouji, Ino, Shikamaru und der Anbu konnten zwar niemanden sehen, doch sie spürten die Anwesenheit einer Person, wenn auch nur ganz schwach. Und das war der erste Punkt, den Tenzou und Shikamaru stutzig machte. „Madara ist sicher dazu in der Lage, sein Chakra zu löschen. Er hat uns bestimmt schon lange bemerkt, wieso also hat er nicht sein Chakra gelöscht, um uns glauben zu lassen, dass er nicht anwesend ist?“ Shikamaru legte eine kurze Pause ein, wahrscheinlich um nochmal kurz zu überlegen. Dann ergänzte er: „Ist es nicht komisch, dass er sein Chakra ganz niedrig hält, obwohl er weiß, dass wir uns seiner Anwesenheit sicher sind? Glaubt er tatsächlich, dass wir so dumm wären, zu glauben, dass sein Chakralevel so niedrig ist?“, fragte er den neben sich stehenden Yamato, dessen Augen noch immer auf die Höhle gerichtet waren. „Das gleiche habe ich mich auch schon gefragt, Shikamaru“, antwortete er und drehte sich kurz zu ihm um, „wer weiß schon, was in Madara Uchihas Kopf vorgeht!“ „Der hat mit Sicherheit was vor, wenn ich nur wüsste, was. Ich werde nochmal darüber nachdenken“, sagte Shikamaru schließlich und setzte sich im Schneidersitz neben Chouji, der gerade dabei war, den Inhalt einer Chipstüte zu leeren. 200 Meter weiter südöstlich versteckten sich auf einem Bergkegel die Mitglieder des dritten Teams. Neji hatte sein Byakugan aktiviert und durchforstete damit die Gegend. Dabei entdeckte er eine Gestalt im Inneren einer Höhle und stellte fest, dass das Chakra dieser Person zwar in geregelten Bahnen verlief, jedoch viel zu gering war für einen Ninja von Madaras Klasse. Er runzelte seine Stirn, weswegen Lee laut fragte: „Gibt’s was neues?“ „Pssst, rede doch nicht immer so laut“, wies ihn Tenten zurecht, wurde jedoch von dem Schwarzhaarigen gänzlich ignoriert, der neugierig an Nejis Lippen hing. „Er ist definitiv da, aber etwas stimmt nicht“, sagte er besorgt, woraufhin Gai ein breites Grinsen aufsetzte -das seine strahlendweißen Zähne zum Vorschein brachte-, einen Daumen in seine Richtung hochzog und voll Leidenschaft und Enthusiasmus sagte: „Gegen das Feuer der Jugend ist niemand gewappnet. Wir werden unseren Feind schlagen, komme, was wolle!“ Tenten und Neji setzten beide einen genervten Gesichtsausdruck auf, im Gegensatz zu ihrem Teamkollegen Lee, der seinem Sensei zustimmte und seinerseits nun von der Kraft der Jugend sprach. „Na das kann ja was werden“, murrte Tenten und innerlich gab ihr Neji recht, auch wenn er schwieg. Team Gai und Team Shino hatten sich beinahe genau gegenüber voneinander positioniert. Rund 350 Meter trennten sie. Vorsichtshalber hatten sie sich hingelegt und schauten vom höchsten der vier Standpunkte- etwa 20 Meter über den Boden – auf die Höhle herab. „Es ist ganz schön warm“, bemerkte Kiba und warf seine Kapuze nach hinten, sodass sie nun auf seinem Rücken ruhte. „Sei lieber still und konzentriere dich auf unser Zielobjekt. Wir müssen auf der Hut sein. Er weiß, dass wir da sind und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er aus der Höhle kommt und dann müssen wir schneller sein als er“, gab der sonst so wortkarge Shino von sich und ließ die Höhle nicht eine Sekunde aus den Augen. „Das weiß ich selber“, keifte Kiba und sah mürrisch zu Shino herüber. „Bitte streitet euch nicht, dafür ist die Situation zu ernst“, kommentierte Hinata ihr Verhalten in ihrer typischen ruhigen Art und Weise. „Vermutlich hast du recht“, zeigte sich Kiba einsichtig und fixierte wieder die Höhle. „Was macht der Kerl da nur die ganze Zeit?“, fragte Naruto ungeduldig und strampelte ungeduldig mit den Füßen wie ein Baby. „Nur Geduld, Naruto“, versuchte ihn Kakashi zu beruhigen, aber ein Seufzen des Blonden verriet ihm, dass dessen Geduldsfaden kurz davor stand, zu reißen. „Nimm dich gefälligst zusammen!“, mischte sich nun auch das einzige Mädchen im Team ein und durchbohrte den blonden Ninja regelrecht mit ihrem tödlichen Blick. Sasuke hingegen war die Ruhe in Person. Lässig hatte er sich gegen eines der riesigen Felsen gelehnt, der sich links von der Höhle befand und etwa 5 Meter höher als dieser lag. Jedoch waren sie sehr weit davon entfernt, damit Kakashi nicht so schnell auffiel und somit die Gelegenheit hatte, sich in dem Durcheinander ein Bild von der Lage zu machen. Das Timing war unglaublich wichtig. Er musste abwarten und zum richtigen Augenblick Gebrauch von seinem Kamui machen. „Irgendwas ist komisch“, bemerkte Kakashi, der neben Sasuke stand und hinter den Felsen in Richtung Höhle lugte. Sofort waren drei Augenpaare auf ihn gerichtet, mit drei Fragezeichen im Gesicht. „Ist es euch noch nicht aufgefallen?“, fragte er seine ehemaligen Schüler. „Was meinen Sie? Dass der Spion nicht aufgekreuzt ist?“, hakte Sakura neugierig nach und trat einen Schritt näher an den Kopierninja heran. Dieser schwieg kurz und sah dann nochmal zur Seite. „Nein, das meine ich nicht. Das war abzusehen. Ist dir nichts aufgefallen, Sasuke?“ „Was sollte mir denn auffallen?“, gab der Gefragte gleichgültig zurück und sah weg. Diesmal wandte er sich an Naruto. „Was ist mit dir?“, fragte er hoffnungsvoll und wurde enttäuscht, als der Chaosninja mit „Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht, was sie meinen, Sensei“ antwortete. „Sein Chakralevel ist kaum zu spüren, das ist doch ungewöhnlich“, verriet ihnen der grauhaarige Shinobi schließlich. „Das habe ich zwar auch gemerkt, aber ich dachte, dass das daran liegt, dass wir so weit weg sind und er noch dazu nicht kämpft“, sagte Naruto. Kurz trat Stille ein, doch dann entgegnete der Teamführer: „Selbst wenn man das berücksichtigt ist dieses Chakralevel für jemanden von seinem Schlag lächerlich gering. Da stimmt definitiv was nicht.“ „Sie haben auch sehr wenig Chakra, obwohl Sie ein ausgezeichneter Kämpfer sind“, argumentierte Sakura. „Das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Das niedrige Chakralevel ist der Schwachpunkt der Hatakes, aber hier haben wir es mit einem Uchiha zu tun und dieser Clan ist für ihr großes Arsenal an Chakra berühmt“, hielt er dagegen und bewirkte damit, dass Sakura verstummte. „Was glaubst du, könnte der Grund dafür sein, Kakashi?“, sagte Sasuke und klang dabei so desinteressiert, dass der Angesprochene sich ernsthafte fragte, was Sasukes Absicht hinter dieser Frage war, wenn nicht die Antwort an sich. „Schwer zu sagen. Rein theoretisch wäre es möglich, dass es sich hierbei nicht um Madara selbst handelt, sondern nur um jemanden, der ein Teil von ihm in sich trägt. Das könnte erklären, warum wir nur so wenig seines Chakras spüren“, erläuterte Kakashi, den Blick aber auf die Höhle gerichtet und nicht auf Sasuke. „Wie soll sowas möglich sein?“, hinterfragte der Uchiha und der Jounin antwortete: „Durch ein spezielles Jutsu, der es dem Anwender ermöglicht, ein Teil seines Chakras an eine beliebige Person abzugeben und diese Person damit dann theoretisch zu einer fast perfekten Kopie von sich selbst zu machen. Damit überträgt man der Kopie aber nicht nur das äußere Erscheinungsbild von sich, sondern für diese Zeitspanne auch all seine Fähigkeit und sein Wissen. Und im Gegensatz zu einem Schattendoppelgänger verpufft die Kopie natürlich nicht, wenn ihn ein Schlag trifft.“ „So ein Blödsinn!“, gab Sasuke abfällig und mit geschlossenen Augen von sich. „Itachi war dazu in der Lage“, verließ es Kakashi beiläufig, während er weiter zur Höhle sah. Sasuke zog erschrocken seine Lider hoch. Bilder seines toten Bruders schwirrten vor seinem inneren Auge, wie er ihm ein letztes Mal die Stirn angetippt hatte. Angestrengt biss er die Zähne zusammen, um den Gedanken an Itachi vorerst zu verdrängen. „Welche Möglichkeit noch?“, fragte er nun, um sich abzulenken. „Es könnte auch sein, dass es sich nur um eine Taktik handelt, um uns zu verunsichern oder …“ Er dehnte das „oder“, als ob ihm während dem Sprechen noch ein anderer Gedanken gekommen war, doch er kam nicht mehr dazu, ihn auszusprechen, denn genau in dem Moment spürte er, wie Madara sich in Bewegung setzte und kurz darauf vor die Höhle trat. Nun war er für alle Teams sichtbar. Er trug den allseits bekannten schwarzen Akatsuki – Mantel, auf denen blutrote Wolken abgebildet waren und der bis zum Knöchel reichte. Eine orange Maske bedeckte sein Gesicht und ließ nur die Sicht auf sein rechtes Auge zu. Das schwarze Haar hatte eine mittlere Länge und hob sich kaum von dem schwarzen Kragen seines Mantels ab. Ruhig stand er da, als warte er darauf, angegriffen zu werden. Mittlerweile war es 12:20 Uhr und inzwischen war auch dem Letzten klar, dass der Spion nicht mehr erscheinen würde. Shikamaru vermutete jetzt zum ersten Mal, dass ihr Plan, Madara anzugreifen, von irgendwem verraten wurde und dieser jemand musste über die Mission in Kenntnis gesetzt worden sein. Abgesehen von ihnen selbst wussten nur die Hokage und Shizune Bescheid. Sonst wurde niemand informiert. Selbst wenn man davon ausging, dass Madaras Spion aus Konoha war, so war es doch recht unwahrscheinlich, dass er sich unter ihnen befand. Laut Jiraya arbeitete dieser Spion schon länger für Madara, daher fiel sogar Sasuke- der einzige, dem es Shikamaru ein wenig zutraute – raus. Doch wie war der Spion oder Madara sonst an diese Information gekommen? Die einzige Möglichkeit wäre, dass ihre Feinde nicht direkt von der Mission erfahren hatten, sondern dass jemand aus ihren eigenen Reihen die Hand im Spiel hatte. Das jedoch hatte auch einen Haken: Hätte jemand zwischen den Tagen, an dem ihnen Kakashi von dem Treffen zwischen Madara und seinem Spion erzählte und dem Beginn der Mission, die Grenze von Konoha überschritten, dann wäre das mit Sicherheit nicht unbemerkt geblieben. Wenn dieser Kampf vorbei war, würde er schon darüber nachdenken und herausfinden, wie die Information zu Madara durchgedrungen war. Das hieß natürlich, nur, wenn er die Mission überstehen sollte. Nichts regte sich. Alle starrten gebannt zu dem Uchiha, der vor dem Eingang der Höhle stand und sich ebenso wenig bewegte. Es schien so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Tentens Blick glitt nach oben, wo sie jemanden auf einem großen weißen Vogel fliegen sah. „Schaut mal, da ist Sai!“, sagte sie zu ihren Teamkollegen. „Was der wohl vorhat?“, fragte Gai besorgt, als er sah, dass Sai nur noch einige Meter über Madara schwirrte. „Was tust du denn da, Sai? Bist du von Sinnen?“, kam es erschrocken von Sakura, die sich die Hand vor den Mund hielt und sich zwingen musste, hinzusehen. Hoffentlich geht das gut, dachte Kakashi und ließ den ehemaligen Anbu nicht aus den Augen. Erwähnter Kämpfer zeichnete in der Luft etwas auf seine Schriftrolle und kurz darauf erwachten die gezeichneten Löwen zum Leben und griffen den maskierten Mann an. Jener bewegte sich nicht ansatzweise und die Löwen aus Tinte sprangen durch ihn hindurch und verschwanden in das Innere der Höhle, wo keine zwei Sekunden später ein seltsames Geräusch erklang, als wäre eine Seifenblase zerplatzt. Sais Gesichtsausdruck war undefinierbar. Auf seinem gemalten Riesenvogel saß er ungerührt, während die großen Flügel seines Tieres ihn in der Luft hielten. Hinata beobachtete Sai ganz genau und für sie hatte es den Anschein, als ob er nicht genau wusste, was er tun sollte. Sai verfiel ins Grübeln, während seine schwarzen Augen den Uchiha ins Visier genommen hatten. „Glaubst du wirklich, dass du mich mit so einem billigen Trick drankriegst? Wenn ja, dann bist du nur zu bemitleiden, kleiner Dummkopf“, verhöhnte Madara den Schwarzhaarigen, der sehr zur Überraschung von dem Uchiha lächelte und sagte: „Ich habe gelesen, dass Menschen, die so abfällig und herablassend von anderen sprechen, stets ein Problem mit sich selbst haben.“ Madara verzog kurz das Gesicht, was Sai jedoch wegen seiner Maske nicht sehen konnte. „Du scheinst mir tatsächlich nicht ganz dicht zu sein, Junge, geh lieber nach Hause.“ „Nein, danke, ich genieße lieber das schöne Wetter“, entgegnete der ehemalige Anbu und lächelte den alten Uchiha an. Dann flog er zurück und stieg noch einige Meter weiter in die Höhe, sodass er den Kampfplatz aus sicherer Entfernung beobachten konnte, so wie Kakashi es ihm aufgetragen hatte. Akamaru bellte, weswegen Kiba seinen Hund verwundert fragte: „Tatsächlich?“. Prüfend zog er sämtliche Gerüche in Madaras Nähe ein. „Stimmt, du hast recht“, richtete er sich an den Vierbeiner und streichelte ihm liebevoll das weiche, weiße Fell. „Womit hat er recht?“, fragte Hinata seinen Teamkollegen. Noch bevor Kiba antworten konnte, tat es Shino. „Sai hat dafür gesorgt, dass ein winziger Teil der Tinte auf Madaras Kleidung gelandet ist. Dadurch wollte er es uns ermöglichen, ihn zu riechen.“ „Wirklich?“, sagte Hinata und lächelte sanft. „Ja“, entgegnete diesmal Kiba und ein breites Grinsen huschte über sein bemaltes Gesicht. „Das war eine sehr gute Idee von Sai“, lobte Shino den Schwarzhaarigen. „Ja, finde ich auch“, sagte Kiba. Erleichtert atmete Yamato aus, als Sai fürs erste in Sicherheit war. „Macht euch bereit! Wir werden gleich angreifen und zwar so, wie wir es abgesprochen haben“, sagte Tenzou zu seinen Kollegen. Ino, Chouji und Shikamaru brachten sich in Kampfposition und sprangen einige Felsen empor, um die Höhle überhaupt erreichen zu können. „Jutsu der Entfaltung!“, kam es von Chouji, dessen Körpergröße sich daraufhin auf das Sechsfache entfaltete. Ino und Shikamaru stiegen jeweils jeder auf eine seiner Schultern und konzentrierten sich. Samt seinen Kameraden rannte Chouji auf sein Ziel zu und als er kurz vor ihm stand, ballte er seine riesige Faust und schlug Madara den Boden unter den Füßen weg, so dass dieser mit einem Hechtsprung nach hinten zurückweichen musste. Naruto beobachtete das Schauspiel ganz genau. „Ich verstehe. Shikamaru versucht Madara mit seinem Schattenjutsu festzunageln, damit Ino in sein Geist einsteigen kann“, schlussfolgerte er aus seinen Beobachtungen und zog im nächsten Augenblick abenteuerlustig seine Ärmel hoch, legte an beiden Händen zwei Finger eng aneinander und formte mit diesen dann ein Kreuz. „Jutsu der tausend Schattendoppelgänger!“, verkündete er laut und prompt erschienen hunderte Narutos, die sich mit einem Kampfschrei in das Kampfgetümmel stürzten. Das alles war innerhalb von 10 Sekunde passiert, sodass Kakashi keine Chance hatte, den blonden Wirbelwind davon abzubringen. „Ich werde Naruto helfen“, sagte Sakura entschlossen. „Nein, Sakura, bleib hier. Naruto hätte jetzt auch nicht eingreifen sollen. Ihr werdet euch alle gegenseitig behindern und so können wir Madara nicht besiegen. Bleib bitte hier“, erklärte er der Rosahaarigen, die nicht überzeugt aussah. Bevor sie antwortete, sah sie rüber zu Naruto, der tapfer den Uchiha angriff. „Tut mir leid, Sensei, aber ich kann hier nicht tatenlos rumsitzen, während die anderen kämpfen.“ Noch ehe er irgendwas einwenden konnte, war Sakura schon vom Felsen abgesprungen. „Jetzt haben wir ein Problem“, sagte Kakashi darauf und seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Mit besorgter Miene beobachtete er den chaotischen Kampf, den er kaum zu überblicken vermochte. Überall sah er Narutos, die einer nach dem anderen verpufften, dazwischen einen riesigen Chouji, auf dessen Schultern Ino und Shikamaru standen, Sakura, die versuchte, Naruto zu helfen, unzählige Insekten, die sich auf den Uchiha stürzten und dazwischen noch Tenten, die zig von Shuriken und Kunais abwarf. Von Sekunde zu Sekunde wurde es chaotischer und ein Ninja nach dem anderen mischte sich in den Kampf ein. Sowie er die Sache sah, waren er und Sasuke die einzigen, die nicht mitkämpften. Etwas Positives hatte das Ganze aber auch: Madara musste sich unglaublich schnell bewegen, um allen Angriffen auszuweichen. Warum er bei einem solchen Kampf nicht seine Maske abnahm, um sein Sharingan zu verwenden, bereitete Kakashi hingegen Kopfschmerzen. Er wurde immer noch dieses verdammte Gefühl nicht los, dass etwas hier gewaltig faul war. Madaras Verhalten war auffällig, zu auffällig für sein Geschmack. „Sollten wir nicht auch mitkämpfen?“, fragte Sasuke den Grauhaarigen, der darauf in deutlichem Ton „Nein!“ sagte. „Warum nicht? Warum sind wir denn verdammt nochmal hier?“ Sasuke ließ Kakashi keinen Zweifel daran haben, dass er wütend war und die Beweggründe seines ehemaligen Senseis nicht nachvollziehen konnte. „Siehst du denn nicht, dass alles außer Kontrolle gerät? Es ist besser, wir warten auf eine günstige Gelegenheit, anstatt uns Hals über Kopf ins Getümmel zu stürzen. So kommen wir nicht weiter.“ „Hier herumzusitzen bringt uns aber auch kein Stück weiter“, verließ es den Uchiha zornig. Der Grauhaarige seufzte und sagte dann: „Hör zu, Sasuke, wenn du unbedingt kämpfen willst, dann tue es bitte von hier aus. Susanoo ist doch bestens für Fernkämpfe geeignet, oder nicht?“ Zähneknirschend sah er zu dem Hatake herüber. „Und was wirst du tun? Hier herumgammeln, bis der Kampf vorbei ist?“, sagte er verächtlich und Kakashi war von Sasukes Art und Weise, wie er mit ihm sprach, sehr überrascht. Es erinnerte ihn an jenen Tag, als er ihn nach Jahren wiedergesehen hatte. Im letzten Moment hatte er ihn daran hindern können, Sakura zu töten und seine Worte hallten noch heute in seinem Kopf, … von Hass und Verachtung geprägt. Den Bruchteil einer Sekunde hatte er den alten Sasuke herausgehört und schloss daraus, dass er wohl noch immer an der Sache zu knabbern hatte. „Wie ich bereits sagte, ich warte auf einen günstigen Moment.“ Wortlos brach der Uchiha den Augenkontakt ab und wandte seinen Blick wieder zum Schlachtfeld. „Los, strengt euch an! Das Feuer der Jugend brennt in euch. Zeigt mir, was ihr könnt!“ Mit diesen Worten stachelte Gai seine Schüler an und während ihn Neji und Tenten in dem Durcheinander restlos ignorierten, brüllte Lee immer nur: „Ja, Sensei, Sie haben absolut recht!“ „Hinata, du musst unbedingt Bescheid sagen, wenn sich sein Chakra irgendwie verändert“, richtete sich Kiba an seine Teamkollegin, die etwas weiter abseits stand und den Kampf mit ihrem Byakugan verfolgte. „Bis jetzt jedenfalls ist es unverändert“, erwiderte sie darauf. Shikamaru nutzte eine kurze Konfrontation zwischen Yamato und Madara dazu, sich einmal umzusehen. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, versuchte eine Struktur der Ereignisse herauszuarbeiten. Er besah sich seine Teamkollegen, die unerbittlich kämpften und denen man den Siegeswillen ganz deutlich ansehen konnte. Der Anblick von Madara hingegen vermittelte nicht ansatzweise das, was er von ihm erwartet hatte. Und plötzlich fiel es Shikamaru wie Schuppen von den Augen; Wenn man Madaras Verhalten im Kampf als Ganzes betrachtete, so fiel auf, dass er bisher keine einzige Gegenattacke gestartet hatte. Vielmehr hatte er versucht, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Außerdem stellte Shikamaru fest, dass Madara sie bewusst an eine Stelle gelockt hatte und zwar auf den Boden, zwischen all den Felsen. Auf einmal ergab alles einen Sinn; das Fehlen des Spions, das niedrige Chakralevel, der Zeitpunkt seines Heraustretens aus der Höhle und die Verlegung des Kampfplatzes von den hohen Felsen auf den Boden. Doch wie sollte er die Ninjas in diesem Durcheinander warnen? Kakashi und Sasuke hatten das Kampffeld immer noch im Auge. Tausende Gedanken bahnten sich ihren Weg in das Gehirn des Grauschopfs, doch als er sah, wie Madara langsam seine Maske abnahm und sie aus seiner Hand auf den Boden glitt, kam alles zum Stehen. Im Hintergrund sah er noch, wie Shikamaru beinahe hektisch mit den Armen wedelte und allem Anschein nach bereits herausgefunden hatte, was der alte Uchiha vorhatte und seine Kollegen warnen wollte. „Was hat er vor?“, murmelte Kakashi aufgewühlt. Im nächsten Augenblick gab ihm sein Sharingan die Antwort darauf. Seine Augen weiteten sich auf eine beträchtliche Größe. Er öffnete den Mund, um die anderen zu warnen, während er im selben Atemzug mit all seiner Kraft nach hinten sprang, um dem Glasgefängnis zu entgehen. Da spürte er einen starken Tritt gegen seinen Rücken, der ihn daran hinderte, die Gefahrenzone zu verlassen. „Sasuke!“, verließ es ihn erschrocken. In aller letzten Sekunde, bevor sich die konvexe Wölbung um ihn schloss, erschuf er einen Schattendoppelgänger, der ihm mit voller Kraft in den Bauch trat und ihn somit aus dem gefährlichen Gebiet katapultierte. Eine riesige, durchsichtige Koppel hatte Madara erschaffen, in dem er die Konoha- Ninjas festhielt. Kakashi war so schockiert von dem, was er da sah, dass Sasukes Handlung von eben zur Nebensächlichkeit wurde. Mit Entsetzen erkannte der Kopierninja, dass Madara die Ninjas in seiner Koppel hypnotisiert hatte, da keiner von ihnen sich bewegte, sondern alle regungslos dastanden. Jetzt erst setzten sich in Kakashi die einzelnen Puzzelteile zu einem Gesamtbild zusammen; Madara war von Sasuke gewarnt worden, sodass der Spion erst gar nicht aufgetaucht war. Da Madara wusste, dass er es mit einer Menge Ninja zu tun haben würde, die er gar nicht alle gleichzeitig bekämpfen konnte, musste er ein Jutsu anwenden, dass es ihm ermöglichte, eine beträchtliche Anzahl an Shinobis gleichzeitig zu vernichten. Und dafür brauchte er eine Menge Chakra, die er explosionsartig in die Höhe schießen lassen musste. Außerdem- auch das begriff Kakashi jetzt- brauchte Madara zusätzlich die Wärme der Sonne, die er in Energie umwandelte und für sein Jutsu verwendete. Deswegen hatte er in der Höhle abgewartet, bis die Sonne, die zwischen 12 und 15 Uhr am Wärmsten war, genau zwischen den Bergen schien. Verdammt, fluchte Kakashi innerlich, weil er die Sache nicht eher durchschaut hatte. Sasuke stand noch immer dicht hinter ihm. Aus diesem Grund schlich er sich unauffällig vor den Felsen, sodass ihn der junge Uchiha für einen Moment nicht sehen konnte. Noch bevor Madara die nächsten Handzeichen formte, um die Ninjas allesamt zu töten, sah der Kopierninja, was er vorhatte, weswegen er hastig vom Felsen absprang. Jedoch hielt ihn eine Hand, die nach seinem Fuß griff, davon ab, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sasuke schleuderte ihn mit einem Schwung wieder zurück. „Du bleibst hier!“, sagte er drohend und der ehemalige Anbu stellte bitter fest, dass Sasuke sich kein bisschen geändert hatte. Höchstens zum Negativen. Eilig erhob sich der Jounin und stellte sich den hasserfüllten Augen seines Ex-Schülers. „Warum tust du das, Sasuke?“, fragte er ruhig und sah deutlich, wie sich die Miene des Uchihas weiter verfinsterte. „Weil ich es Konoha niemals verzeihen werde, was sie meiner Familie, allen voran meinem Bruder, angetan hat.“ „Soll das heißen, du hast uns den Geläuterten nur vorgespielt?“, wollte der Kopierninja nun von dem Uchiha wissen. Ein amüsiertes und überhebliches Lächeln zierte Sasukes Gesicht. „Ja“, sagte er nur und brach kurz darauf in schallendes Gelächter aus. Was ist nur aus ihm geworden? „Ich muss schon sagen, Kakashi, es hat mich doch sehr überrascht, wie herzlich ich in Konoha empfangen wurde. Niemand schien sein Vertrauen in mich verloren zu haben. Du warst der einzige, bei dem ich mir Sorgen gemacht habe, du könntest meine Pläne durchschauen. Aber die habe ich mir wohl umsonst gemacht“, erklärte er dem Grauhaarigen und ein wahnsinniges Blitzen ließ sich in seinen Augen finden. „Dein Vorhaben? Hast du Madara vor uns gewarnt und damit das Treffen mit seinem Spion verhindert?“ Er kannte die Antwort zwar darauf, aber er wollte es von Sasuke persönlich hören. „Du hast es erfasst“, entgegnete er und lachte wieder auf. „Warum, Sasuke? Warum tust du das?“ „Das habe ich dir doch gerade schon erklärt“, sagte er diesmal gereizt. Er ist unberechenbar, dachte Kakashi und ermahnte sich selbst zur Vorsicht. „Ich frage mich gerade nur, wie man so schändlich das Vertrauen von Menschen ausnutzen kann, die so für einen gekämpft haben.“ „Ausgerechnet du, ein Bürger Konohas, willst mir etwas von ‚Menschen ausnutzen‘ erzählen? Wie war das denn damals, als Konoha meinen Bruder für seine Zwecke missbraucht hat? He? Da hat sich doch auch keiner beschwert“, bluffte er und stand kurz vor einem Wutausbruch. „Glaubst du denn, dass du dich besser fühlen wirst, wenn du erst einmal Konoha ausgelöscht hast?“ „Ja“, kam es überzeugt und mit Nachdruck von dem Uchiha. „Sasuke, … Rache hat noch niemanden glücklich gemacht und sie wird dich nicht glücklich machen. Rache bringt dir deine Familie auch nicht zurück. Wenn es so wäre, dann wäre ich schon lange auf Rachefeldzug gegangen.“ Kakashi versuchte, Sasuke zur Vernunft zu bringen, auch wenn dessen Gesichtsausdruck ihm jegliche Hoffnung nahm. Nichtsdestotrotz konnte er es nicht sein lassen. Er konnte den Schwarzhaarigen einfach nicht aufgeben, so sehr er es auch wollte. „Ach, verschon mich mit deinen Belehrungen! Ich werde mich rächen und meine Familie wieder vereinen“, verließ es ihn zornig. „Ich sage es dir noch einmal: Hör auf mit deiner Rache!“ Sasukes drückte seine Augenbrauen wütend nach unten. „Bring mir meine Eltern zurück, bring mir Itachi zurück, bring mir meine Tante und meinen Onkel zurück, bring mir meinen ganzen Clan zurück und dann höre ich mit meiner Rache auf“, schrie er aus Leibeskräften. „Wenn man mit Rache seine Familie wieder zurück bringen kann, dann sage ich dir, Sasuke: Bring mir meinen Vater und meine Mutter zurück, hole Rin und Obito zurück zu mir, rette meinen Sensei, bring mir all meine toten Kameraden zurück.“ Zum ersten Mal schwieg Sasuke und starrte Kakashi nur an. „Das reicht jetzt!“ Mit einem Aufschrei griff er den Jonin an. Geschickt wich der Grauschopf aus, indem er sich mit seinem Fuß am Felsen, der links von ihm stand, zur Seite abstieß. Der Schlag seines ehemaligen Schülers ging ins Leere, doch er griff immer wieder an und Kakashi gab sich größte Mühe, ihn zu beschäftigen, damit sein Schattendoppelgänger den anderen zur Hilfe eilen konnte. Doch sein Plan ging nicht auf. Sasukes Blick streifte nämlich zufällig seinen Blitzschattendoppelgänger bei der Koppel. „Verdammt, du hast mich reingelegt, du Bastard!“, brüllte er außer sich vor Wut und Kakashi sprang vom Felsen ab, um ebenfalls zur Koppel zu gelangen. Als wäre auch er hypnotisiert, stand der Schattendoppelgänger- Kakashi dicht vor der Koppel und beobachte fassungslos das Gemetzel. Körperteile lagen verstreut herum, der Boden ertrank im Blut und in Mitten dieses Massakers stand ein Mann, der wie eine Statur wirkte und der dem vergossenen Blut nichts als Gleichgültigkeit entgegenbrachte. Ein Mann, der Augen hatte, die nichts als den Tod brachten. Kakashi fühlte sich nicht imstande dazu, auch nur einen Muskel zu rühren. Es schien, als wäre alles Leben aus seinem Körper gewichen und hätte nichts als eine nutzlose, leere Hülle hinterlassen. Madara löste das Jutsu auf und sofort strömte der metallische Geruch des Blutes zu dem Kopierninja herüber. Kraftlos ging Kakashi durch die zerteilten Körper seiner Kollegen und er fühlte sich in die Zeit versetzt, als er Obito verloren hatte. Als der echte Kakashi neben den Leichen auftauchte, löste er das Jutsu auf und sein Klon verpuffte. Nun sah er von den Leichen rüber zu dem bösartig lächelnden Sasuke und dem apathisch wirkenden Madara und dann wieder zurück zu den Leichen. „Erstaunlich, dass du meinem Jutsu entkommen bist, Sharingan no Kakashi“, sagte Madara und beugte sich herunter, um seine Maske aufzuheben. Mit einer langsamen Bewegung setzte er sie auf und widmete sich dann wieder dem Konoha- Ninja. „Bringen wir es zu Ende“, sagte der alte Uchiha schließlich. Sein Sharingan leuchtete auf und in Kakashi Ohren erklangen Kirchenglocken. „Wenn wir dich jetzt auch noch töten, Kakashi, dann hat uns Konoha gar nichts mehr entgegenzusetzen“, sagte Sasuke und kam ganz langsam näher auf ihn zu … „Wer hat meine Ninja- Ausrüstung gesehen? … „Kannst du nicht mal auf deine Sachen aufpassen, du Idiot?“ … „Aber Sakura …“ „Suchst du das hier?“ … „Danke Sai!“ Jeder Satz drang in sein Ohr, laut und deutlich. Doch im ersten Moment machten sie keinen Sinn. Erst als ihm die Bedeutung dieser Worte bewusst wurde, riss er ungläubig die Augen auf und sprang dann, wie von der Tarantel gestochen, auf. Schweiß tropfte ihm die Stirn herunter. Unmöglich, dachte er, das ist unmöglich. Er stellte sich hastig ans Fenster und erblickte sofort den wunderschönen, bunten Vogel der zwitschernd einen Ast entlang ging. „Da ist der Vogel“, murmelte er fassungslos, während sich seine Gedanken überschlugen. Rasch versetzte er sich mit einem Sprung ins Freie und rannte so schnell den Weg zum See herunter, dass man meinen konnte, der Teufel höchstpersönlich wäre hinter ihm her. Sprachlos blieb er stehen, das Auge auf die kleine leblose Maus gerichtet. „Kakashi- sensei, von mir aus können wir sofort losgehen, ich bin startklar!“ Wie in Zeitlupe drehte er sich zum Haus um … Seine Augen fixierten das Fenster … Sein Blick blieb an dem Sohn des vierten Hokage hängen … Und an dem Erbe des Uchiha Clans… Sasuke ... Erschrocken flüsterte er nur noch: „Ich weiß, … Naruto.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)