Vertigo Vegetasai von Tijana ================================================================================ Kapitel 6: Air -------------- Chichi schlief schon. Bulma vergewisserte sich dessen nun bereits zum dritten Mal. Denn auch wenn sie diesen Urlaub, diese Auszeit und die Kilometer zwischen dieser paradiesischen Insel und der westlichen Hauptstadt gebraucht hatte, war da immer noch diese Unsicherheit, mit der sie gar nicht wusste umzugehen. Sie war immer stark gewesen. Sie hatte auch nie einen Grund gesehen, schwach zu sein. Doch jetzt war alles anders. Bulma Briefs, Tochter des wohl berühmtesten und eigenartigsten Wissenschaftlers der Welt, war am Ende ihrer Kräfte. Nie hätte sie gedacht, dass sie jemals so jemanden wie Yamchu kennenlernen würde. Noch weniger, das sie irgendwann erkennen würde, dass es nicht der Mann war, der sie bis an ihr Lebensende begleiten würde. Leise schloss sie die Tür zu Chichis Zimmer. Dass diese überhaupt schlief und nicht das kleine Haus aus der Kapsel auseinandernahm, verwunderte sie sehr. Normalerweise müsste sie gerade schon sämtliche Schränke aus massivem Holz zerlegt haben aus sorge um ihr Haus, ihr Haushalt, ihren Mann und besonders um ihren Sohn. Dass sie sogar die Jenige gewesen war, die sie quasi schon zu diesem Cut gezwungen hatte, verwunderte sie schon sehr. Die Wissenschaftlerin drehte sich um und ging durch die Küche auf den gläsernen Ausgang zu. Als sie am Küchentisch vorbeiging, nahm sie sich ihre Angoraweste, die ordentlich über der Lehne eines Stuhls hing. Wäre jetzt nicht tief in der Nacht, würde das Sonnenlicht die helle Küche erleuchten und mit Wärme durchfluten, die aber nicht im geringsten mit der mithalten konnte, mit der Chichi sie gerade auffing. Und dafür war sie ihr sehr dankbar. Sie gab ihr den Halt und die Geborgenheit, die eben nur DIE beste Freundin geben konnte. Doch etwas fehlte immer noch. Sie kam sich schäbig vor. Sie erwartete etwas, von dem sie nicht wusste, was es war. Es war aber nicht Chichi, die ihr das geben konnte. Das war ihr klar. Und wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie nicht enttäuscht deswegen war, sondern sie war enttäuscht von sich selbst. Sie hatte sonst immer ihren emotionalen Zustand einschätzen können. Bisweilen war er auch konstant geblieben. Wenn man den ein oder anderen Wutausbruch nicht mit zählte. Das sie dazu jetzt nicht in der Lage war machte sie fertig. Bluma kam sich richtig hilflos und verloren vor. Wegen einem Mann. Sie schnaubte abfällig. Abfällig über diese Tatsache und abfällig über sich selbst. In diesem Moment schwor sie sich, nie wieder wegen einem Mann zu heulen, denn schließlich war sie eine verdammt stolze Frau und das hatte sie sich nicht nötig! Leise surrte die Glastür zur Seite als Bulma davor stand. Allen Vorsätze zum Trotz – gerade das fiel ihr so unheimlich schwer. Und der Gedanke, dass dies bei jeder Frau so war, und nicht nur bei ihr linderte dieses zuschnürende Gefühl im Hals und in der Bauchgegend etwas, als sie raus auf die kleine Terrasse trat. Die junge Frau seufzte schwer, doch auch dies ließ ihren Kummer nicht verschwinden. Mit geknickter Haltung ging sie die zwei kleinen Holzstufen runter und betrat den Sand. Warm passte er sich angenehm ihren Fußsohlen an. Für einen Moment schien es auch so, als würde diese Wärme sie auch all ihre düsteren Gedanken verschwinden lassen. Wärme war das, was sie wollte, dass was sie brauchte. Was sie nicht hatte. Für einen Moment sank ihr wieder das Herz. Auch als sie mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, versuchte sich nicht wieder runter ziehen zu lassen, schaffte sie es nicht und ihr Kopf sackte wieder vor Schwermut etwas nach vorne. Haltung Bulma! Du bist eine starke Frau! Versuchte sie sich selbst zu motivierten. Doch so ganz wollte es nicht klappen. Sie atmete tief ein und aus und roch die salzige Meeresluft. Hörte das rauschen der Wellen, das sie dann doch irgendwie beruhigte. Also schöpfte sie aus diesem eine neue Idee und hoffte das, wenn sie schon das Wellenrauschen beruhigte, das die Wellen selber ihr einen Teil ihrer Kraft aus der Weite gaben. Einen Rhythmus, dass nach der Ebbe die Flut sich mit voller Kraft wieder zeigte. Als deutlicher Kontrast zu der Wärme des Sandes zeigten die Wellen sich kalt. Erfrischend. Fast schon regenerierend. Die Technikerin genoss diese Kühle, als sie etwa bis zu den Knien ins Wasser gewatet war mit geschlossenen Augen. „Komm da gefälligst raus Weib!“ eine kalte Stimme herrschte sie von hinten an. Kälter als das Meer war sie. Doch sie machte nicht den Anschein nach Desinteresse an dem Grund ihrer Aktion bis zu den Knien ins Wasser zu gehen. Bulma drehte sich verwundert um. Kein anderer als Vegeta herrschte sie so an. Es hob ihre Stimmung nicht sonderlich. Es war nicht so, das sie es noch trauriger machte. Aber im Moment nervte er einfach nur. „Vegeta…“, sagte sie schleppend und watete extra noch etwas tiefer ins Wasser hinein. „… was führt dich her? Hast du dein Ziel aller Ziele endlich erreicht und mein Haus in endgültig in die Luft gejagt?“ ein deutlicher, ironischer Unterton begleitete ihre Stimme. Der Krieger überging das ganz cool. Bulmas Weste sog sich voll Wasser und die Wissenschaftlerin bemerkte, dass sie dadurch langsam schwerer wurde. Doch sie blieb im Wasser. Es kam ihr im Moment wie eine schützende Barriere, eine Hürde zwischen Vegeta und ihr vor. Denn irgendwie schien das, was sie bis jetzt auf Abstand gehalten hatte, etwas dünner geworden zu sein. Und das behagte der klugen Frau ganz und gar nicht. „Pah! Nicht meine Schuld!“ murmelte er, verschränkte die Arme vor seiner Brust und starrte sie vom Ufer aus mürrisch an. Bulma dagegen hob einfach nur ihre Brauen und fragte sich, was er eigentlich wollte und warum er hergekommen war. Sie dachte für einen weiteren Moment über seine bisherigen Worte nach. Komm da gefälligst raus Weib! Zitierte sie ihn in ihrem Kopf. Jetzt zog sie ihre Brauen auch noch in der Mitte zusammen, als ihr ein ihr sehr abspenstiger Gedanke kam. Machte Vegeta – stolzer Saiyajin Prinz und störrischstes Lebewesen, das ihr je begegnet war – sich etwa darum Sorgen, das sie sich aufgrund der Kälte des Wassers das um ihre Oberschenkel strich, erkälten könnte? Dieser Gedanke war tatsächlich so Paradox, das sie belustig darüber ihre Mundwinkel heben musste. „Was gibt’s da zu grinsen, Weib?“ fauchte er sie an. Es gefiel ihm gar nicht, das sie so grinste. Auch wenn seine Augen beinahe einen Moment zu lange an ihren Lippen hängen blieben. Bulma dagegen schloss entspannt die Augen und ließ sich hinterrücks ins kühle, erfrischende, fast schon eine Spur zu kalten Wasser fallen. Doch sie genoss diese Kälte. Sie war belebender als alles andere und schien ihr ihre düsteren Gedanken aus dem Kopf zu waschen und schien dafür einzig eine wahnsinnige Klarheit zu hinterlassen. Vegeta hörte sie wieder brummen. Er schien wirklich etwas dagegen zu haben, das sie sich hier mit voller Montur ins Meer fallen ließ. Von den sanften Wellen umschmeicheln und dem rauschen beruhigen. Sie schien wie in einer Trance. Nicht mehr ganz auf der Erde und mit ihrem seelischen Sein an einem Ort voller Wärme, Licht und Leichtigkeit. Und das tat Bulma so wahnsinnig gut. Keiner würde ihr das nehmen. Sie entschied, mit wem sie diesen ihren Ort teilen würde und mit wem nicht. „Komm zu mir Vegeta. Genieß mit mir das Meer …“ lud sie ihn ein. Dabei fiel ihr auf wie ähnlich Vegeta dem Meer war. Launen wie Ebbe und Flut. Beim einen ruhig und mysteriös. Barg so viele Geheimnisse, die sie unbedingt noch rausbekommen müsste. Des anderen besaß er eine Macht, wenn er so voller Wut war, dass sie mit Worten gar nicht mehr zu beschreiben war. Natürlich kam Vegeta nicht zu Bulma. Er stand nur am Ufer und schnaubte regelmäßig alle paar Sekunden vor sich hin. Bulma seufzte. Außerdem war Vegeta wie ein Fels in der Brandung. Starr und egal wie hoch die Wellen waren, sie konnten ihn nicht brechen. „Dann eben nicht“, murmelte sie und öffnete ihre Augen. Sie hatte recht gehabt. Ihre Gedanken hier waren weitaus weniger schwer als in der westlichen Hauptstadt, wo sie vor Smog und Abgase nicht klar sehen konnte. Aber das gerade Chichi alles hatte stehen und liegen lassen – ihren Sohn, den sie so liebevoll zum Lernen zwang, ihr Haus, das sie doch tatsächlich in den Händen ihres Mannes zurückließ – erstaunte sie so sehr, dass sie es noch gar nicht fassen konnte, das genau diese Frau gerade in dem Kapselhaus in ihrem Bett auf dieser einsamen Insel lag und seelenruhig schlief. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte sie Vegeta nun schon zum zweiten Mal und hob ihren Kopf etwas nach oben, damit sie ihn besser sehen konnte. „Sollte Son Goku nicht dafür sorgen, dass du eben nicht hier auftauchst?“ Auch ein Teil von Chichis Plan. Aber anscheinend hatte sie Vegetas eigenen Kopf nicht bedacht. „Pah!“, sagte dieser nun wieder. „Kakarott ist ein Idiot“, schimpfte der Prinz und das schadenfrohe Grinsen, das er nun aufsetzte, hatte auch einen Hauch von Triumph. „Mag sein das Er ein ganz passabler Krieger ist, aber in Sachen Technik ist er eine Null …“ deutete er an, während Bulma nicht lange überlegen musste, was Vegeta getan hatte, um zu verhindern, das Son Goku verhinderte, das er Bulma nach flog. Ob Son Goku gerade eingesperrt im Gravitationsraum verhungerte. Wer wusste schon, wie lange Vegeta ihn da noch eingesperrt ließ?! Das brachte Bulma aber wieder zu ihrer Frage, die Vegeta immer noch nicht beantwortet hatte. Warum war er hier? Bulma schwang im Wasser ihre Beine gen Boden und stellte sich auf ihre Füße. Drückte sich nach oben und bemerkte erst mal den Schwall Wasser der aus ihrer voll gesogenen Kleidung runter ins Meer platschte, immer weniger wurde und letztendlich sanft ihrem Körper entlang lief. Ihren Schenkeln entlang rann… Cool bedachte Vegeta das mit einem desinteressierten Brauen heben, schloss die Augen, verschränkte die Arme vor seiner Brust und drehte seinen Kopf zur Seite. - „Son Goku ich weiß nicht …“ skeptisch und sorgenvoll besah Chichi sich das. Bulma lag mittlerweile im Wasser und Vegeta stand wie eine Statue aus Stein am Ufer. Ihr Mann stand hinter ihr im Haus und besah sich das ganze ebenfalls. Doch im Gegensatz zu seiner Frau mit einer fröhlichen Miene. Das Schicksal schien wirklich seinen Lauf zu nehmen. Es war stockfinster und dennoch legte er mit der Sicherheit des Tageslichts seine Hände auf ihre Hüften und zog sie nach hintern näher an sich heran. „Chichi mach dir keine Sorgen. Anscheinend hat da irgendetwas, irgendwas Großes vor“ Chichi schürzte die Lippen. Ihr gefiel das nicht. Sie hielt Vegeta immer noch für einen skrupellosen Mörder, der nichts Gutes im Sinn hatte und nie haben würde. Der Krieger wusste natürlich das seine Frau so dachte und deswegen legte er seine Stirn auf ihre Schulter. Genoss ihre Wärme. Genoss ihr Ganzes sein, ihre Seele in seinen Händen. „Hab keine Angst. Ich habe immer ein beschützendes Auge auf Bulma…“ sagte er und genoss die Geborgenheit, die Chichi ausstrahlte. Doch die besorgte, schwarzhaarige Frau hielt das nicht aus. „Ich vertraue ihm kein Stück“, sagte sie ihm. „Und deswegen werde ich da jetzt auch dazwischen gehen …“ sprach sie und befreite sich von Son Goku. Mit zwei großen Schritten war sie an der Schiebetür, nach einem leisen Surren und einem weiteren großen Schritt auf der Veranda des Kapselhauses. Son Goku war nicht enttäuscht von seiner Frau. Er warf ihr auch nichts vor. Wenn er nicht schon längst über die weiteren Umstände bescheid wüsste, wäre er gerade der jenige gewesen, der da jetzt dazwischen gefunkt hätte. Deswegen glaubte er auch, das Chichis einschreiten ein Teil des Plans des Schicksals war. „Bis bald, meine Liebe …“ verabschiedete er sich von seiner Frau, der er immer noch hinter hersah und legte zeige und Mittelfinger an seine Stirn bevor er sich wieder schnurstracks in den Brief’schen Gravitationsraum Teleportierte. - „BULMA!“, rief Chichis Stimme vom Haus her ganz besorgt. Und keinen Augenblick später stieß sich Vegeta vom sandigen Untergrund ab und war im düsteren Nachthimmel verschwunden. „Bulma!“, rief die Schwarzhaarige erneut und watete selbst bis zu den Knöcheln ins kalte Wasser hinein. Die Wissenschaftlerin kam ihr entgegen und schenkte ihr eins ihres in letzter Zeit so seltenen Lächelns. „Meine Güte du kommst auf Ideen! In so einer Kälte baden gehen! Du holst dir den Tod!“ sagte ihre Freundin beunruhigt und zog sich ihre Weste von den Schultern. „Also wirklich …“, schimpfte Chichi und legte sie über die Schultern ihrer Freundin. Hosted by Animexx e.V. 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