Ivalice von Rooro (Die Anfänge) ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 1: Vossler ------------------------------ Vossler York Azelas’ größtes Problem war es, dass der Turm aus Holzbauklötzen nicht aufrecht stehen bleiben wollte. Jedes Mal wenn dieser erneut zusammen brach, saß der Junge mit einer Schnute und hilflosem Blick davor, hin und wieder kullerten auch stumme Tränchen über dessen Wange. Doch wenn die klapprige Konstruktion hielt, warf Vossler sich mit einem fröhlichen Gackern hinein, damit der Turm laut krachend in sich zusammen fallen konnte. Sein Leben bestand aus solchen und ähnlichen Problemen, im Grunde trübte nichts seine Kindheit. Sein Vater sah ihm stolz dabei zu, wie er aufwuchs, seine Mutter hingegen wandte sich desinteressiert ab. Schon bald nach der Geburt kam der Alltag für Lady Azelas zurück. War sie während der Schwangerschaft noch ständig von ihrem Mann unterstützt und unterhalten worden, so war er nun die meiste Zeit außer Haus, Gil wollten für die Familie und das Haus verdient werden. Sie selbst war nun ebenfalls eingeschränkt. Wollte sie früher auf den Markt gehen, so tat sie es einfach, heute musste sie auf ihren Jungen acht geben. Es wurde für sie besser, als Vossler älter wurde, als er laufen und sich mit Spielzeug und Bilderbüchern beschäftigen konnte. Gleichzeitig waren damit aber auch andere Probleme verbunden. Einmal ritt der Junge mit seinem Holzsteckenchocobo durch das Haus und zerschmetterte aus Versehen eine mittelteure Vase. Er wurde nicht von seiner Mutter geschimpft, stattdessen wurde ihm eine gewaltige Ohrfeige verpasst und weinend musste er mit ansehen, wie sein Chocobo zerbrochen und in den angefachten Kamin geworfen wurde. Es war sein Vater, der ihm später im Bett die Tränen wegwischte, nicht seine Mutter. Dieser Vorfall war auch der erste große Streit der Eltern, nach dem sie für zwei Tage verschwand und er sich das erste Mal betrank. Vossler war zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt. In anderen Familien hätte sich das Familienleben wieder eingestellt, doch die 20jährige Mutter war rastlos. Sie fühlte sich in dem Haus gefangen, angekettet an Mann und Sohn, jeglicher Freiheiten beraubt. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, weswegen sie in York so sehr verliebt gewesen war, noch erfüllte ihr Kind sie mit der Freude, die sie mit einer Tochter hätte haben können. Und obwohl er sie noch immer vergötterte und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen versuchte, auf alles, worauf er wert legte verzichtete, damit sie bald, wie damals versprochen, in ein größeres Haus ziehen könnten, konnte er sie nicht aufheitern. Die sinnlosen Streits häuften sich, er griff danach jedes Mal erneut in hilfloser Wut zur Flasche, was sie nur noch mehr anwiderte. Sie war sich mittlerweile bewusst, dass sie dumm gewesen war zu glauben, eine 17jährige wäre bereit für das Familienleben und für die Verantwortung eines Kindes. Sie verfluchte ihren jugendlichen Leichtsinn! Doch verließ sie ihre Familie nicht. Noch war die Angst, wieder allein zu sein, stärker als die Abneigung. Vossler hingegen konnte noch so viele hohe Türme bauen oder bunte Bilder malen, er bekam nicht die gewünschte Aufmerksamkeit seiner Mutter. Mit jedem Jahr verlor sie weiter das Interesse an ihm und sein Vater wurde seine Anlaufstelle, wenn er sich weh getan oder Fragen aus kindlicher Neugier hatte. Er hatte gelernt, ruhig zu sein, damit sie ihn nicht wieder schlug. Er hatte gelernt, sich mit sich selbst zu beschäftigen, wenn sie den ganzen Tag nichts mit ihm unternehmen wollte. Aus einem fröhlichen Kleinkind wurde ein schweigsamer Junge. Er war sechs Jahre alt, als seine Mutter abends mit einem Fremden nach Hause kam und ihn augenblicklich ins Bett schickte. Wie so oft stand er ruhig in seinem Zimmer und lauschte jedem Wort des Streits seiner Eltern, den er doch eigentlich gar nicht hören wollte. Sie, mittlerweile 23 und ihres Lebens hier müde, würde ihren Mann verlassen, sie hatte einen Geliebten, der ihr mehr bieten konnte als tägliche Langeweile zu Hause. Sie liebte York nicht mehr und sie würde nichts von ihm verlangen, sie wollte nichts mitnehmen, was sie an die Zeit mit ihm erinnerte. Dazu gehörte auch ihr Sohn, er passte einfach nicht in ihr Leben. Sie verfluchte ihre jugendliche Leichtsinnigkeit, die es ihr nun verbot, ihren Geliebten zu heiraten. Als Vossler am nächsten Morgen barfuss mit seinem Plüschkaktor im Arm in die Küche trat, sah er seinem Vater am Tisch schlafen, eine fast leere Flasche lag umgeworfen neben ihm. Seine Mutter hatte er nie wieder gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)