Ivalice von Rooro (Die Anfänge) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 3: Balthier ------------------------------ „Die Geschichte muss wieder von Menschenhand geschrieben werden!“ „Aber ja, das ist brillant, Venat!“ „Der Stein wird alles verändern. Was? Oh, ich bin natürlich dankbar für die bisher erbrachten Opfer.“ Nachspionieren war nicht die feine Art und Weise, doch Ffamran blieb nichts anderes übrig. Er hatte mittlerweile heraus gefunden, wo sein Vater gewesen war, in der antiken Stadt Giruvegan. Zahlreiche Geschichten, Legenden und Märchen erzählten davon, eigentlich hatte er nicht einmal geglaubt, dass dieser Ort tatsächlich existierte. Doch was immer dort gewesen war, es hatte Cid den Verstand geraubt! Zuerst sprach er nur heimlich und leise mit sich selbst, sprach zu einem Venat über einen Stein, als hätte er einen unsichtbaren Freund, doch mit der Zeit tat er es auch in Gedanken versunken, wenn andere in der Nähe waren. Ffamran hatte einmal versucht, ihn vorsichtig darauf anzusprechen, doch er bekam nur die Antwort, dass er es nicht verstehen würde und lieber seinem Amt als Richter gerecht werden sollte! Schon bald würde er ihn nämlich brauchen! Dem jüngsten Sohn blieb nichts anderes übrig als zuzusehen, wie sein Vater langsam aber sicher den Verstand verlor. Nicht nur das, auch die Besuche und Treffen mit Lord Vayne wurden häufiger, ja fast schon zur Regelmäßigkeit! Etwa zur selben Zeit begann der Sohn des Kaisers seine anderen Brüder einen nach dem anderen umbringen zu lassen. Auf ziemlich geschickte Weise, nach außen zum gemeinen Volk drang kein Wort, doch dank der Lauscherei wusste Ffamran, was tatsächlich geschehen war. Lediglich vor seinen jüngsten Bruder, Lord Larsa, gerade einmal sechs Jahre alt, machte er Halt. Wenn Cid sich in den Palast für eben jene kaiserlichen Gespräche aufmachte, stahl sich Ffamran in dessen Arbeitszimmer. Unzählige Unterlagen las er durch, sie handelten alle von Maginiten und einem seltsamen Stein genannt Nethizit. Zahllose Versuche um einen solchen Stein zu erschaffen lagen vor ihm ausgebreitet auf dem Schreibtisch. Es ging sogar so weit, dass Dr. Cid seinem jüngsten Sohn eine deftige Ohrfeige gab, als dieser ihn explizit darauf ansprach. Da wusste er, dass sein Vater davon regelrecht besessen war. Ffamran dachte lange nach, was er tun könnte. Seine Brüder schenkten ihm kein Gehör, der einzige, dem er sich hätte anvertrauen können, war sein mittlerweile geistesgestörter Vater. Dazu kam, dass das Imperium mit Lord Vayne einen Pfad anstrebte, der ihm nicht gefiel. Im Grunde war er allein in Archadis. Er war kein Richter, Cid hatte ihn zu einem Richter gemacht, mehr nicht. Und eben weil er seinen Vater liebte, konnte er dessen Zustand nicht mehr ertragen. Er wollte weg! Weg von der Korruption von Vayne, weg von Selbstgesprächen und weg von dieser Rüstung samt den zwei Schwertern! 16 Jahre lang hatte er artig getan, was man von ihm verlangte, hatte nie etwas dagegen gesagt. Und der Dank war nun, dass man ihn nicht einmal zu Wort kommen ließ, dass er schweigend zusehen musste, wie das einzige, das er liebte, sich selbst zu Grunde richtete…. Der Abend dämmerte bereits als sich Ffamran auf den Weg zum Waffenlabor machte. Das neue Luftschiff war fertig gestellt, jedoch bereits wieder aufgegeben worden, morgen sollte es demontiert werden. Er hatte sich selbst einen Passierschein ausgeschrieben, die Wachen ließen diesen zivil gekleideten Mann auf Geheiß eines Richters Ffamran ohne zu Zögern durch. In seiner Tasche befanden sich sämtliche Pläne und Blaupausen des neuen Schiffes, sonst nichts. Keine weiteren Papiere, keine Erinnerungsstücke. Er setzte sich in das Cockpit und atmete noch einmal tief durch. Wenn er diese Knöpfe und Hebel jetzt betätigte, dann gäbe es kein Zurück mehr, dann würde er sein gesamtes Leben über den Haufen werfen, dann wären die letzten Jahre alle umsonst gewesen, all das Lernen, all das verhasste Schwerttraining, all die mühsam ertragene Feindseligkeit und Einsamkeit. Es war ein Wunder, dass sich die Wachen nicht nach ihm umgedreht hatten, sein Herz klopfte ihm laut bis zum Hals und seine Knie zitterten sichtlich, seine Hände lagen verkrampft auf dem Steuerknüppel. ‚Die Geschichte muss wieder von Menschenhand geschrieben werden!’ Per Kopfdruck schloss er die Eingangsluke. ‚Aber ja, das ist brillant, Venat!’ Er betätigte die Hebel, um das Schiff startklar zu machen. ‚Der Stein wird alles verändern. Was? Oh, ich bin natürlich dankbar für die bisher erbrachten Opfer.’ Mit ruhiger Hand drückte er den Steuerknüppel nach vorn, das Schiff hob ab. Er war sich sicher, dass es Momente geben würde, in denen er diesen Schritt hassen würde, in denen er sich dafür verfluchen würde! Doch als er in die endlosen Weiten des roten Abendhimmels blickte, nur von Wolken und den höchsten Türmen der kaiserlichen Stadt umgeben, da wusste er, er würde nicht zurück blicken. Er flüchtete vor seinem Vater und dem ihm unbekannten Nethizit, der all dessen Denken beeinflusst hatte. Mit dem Luftschiff würde er dorthin fliegen, wohin immer er auch wollte, es gab niemanden mehr, der ihm den Weg weisen konnte. Er war noch jung, sein gesamtes Leben lag noch vor ihm. Ab diesen Tag liebte er jede Dämmerung, die er in seinem Schiff verbrachte. ‚Strahl’ war das erste, das ihm als Name einfiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)