Ivalice von Rooro (Die Anfänge) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Basch und Noah ------------------------------------ „Ich glaub, das war doch keine so gute Idee….“ „Jetzt stell dich nicht so an!“ Noah lag auf Gras und Stein, den Oberkörper halb über den Rand der Felsklippe gelehnt und starrte angestrengt nach unten zu Basch, der gerade versuchte, eben jene Klippe hinunter zu klettern. Ziel der beiden war es, ein paar Felsröschen für den morgigen Geburtstag ihrer Mutter zu pflücken. Die beiden Elfjährigen hatten lange überlegt, was sie ihr schenken könnten. Doch da sie kein eigenes Geld besaßen und sie mittlerweile aus dem Alter heraus waren, in dem man Bilder malte, mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen. Baschs Vorschlag war es gewesen, dass sie doch Blumen pflücken konnten, jedes Mädchen und jede Frau mochte Blumen, glaubte er zu wissen. Noah hingegen hatte die Idee weiter gesponnen, es mussten besondere Blumen für die beste Mama der Welt sein! Felsröschen gab es in diesem Teil des Landes zuhauf, doch für kleine Jungen waren sie schlecht zu erreichen, da sie nur an schwer erreichbare Stellen im nackten Stein wuchsen. Es hatte ihn einiges an Überredungskunst gekostet, damit ihm sein älterer Bruder bei dem Vorhaben half. Doch als es soweit war, kniff Noah und ließ Basch klettern. Die Röschen waren nicht weit unten, aber mit ausgestreckten Armen kamen die Jungen nicht an sie heran. Und noch während Noah oben plapperte um Basch anzufeuern, rutschte dieser schließlich aus und fiel gut zwei Meter hinunter, geradewegs an den Röschen vorbei auf die nächste Stufe der Felswand. Im ersten Moment war er nur erstaunt, wie er hatte fallen können, doch dann explodierte sein rechtes Fußgelenk im Schmerz und er begann zu weinen. Er weinte, weil er nicht mehr aufstehen konnte, weil er allein hier unten war, weil er sich weh getan hatte. Und Noah weinte oben mit ihm. Weinte, weil er Angst um seinen Bruder hatte, weil er nur hilflos hinunter sehen konnte. Doch er besaß soviel Verstand, dass er nach einer Weile nach Hause lief und seiner Mutter unter Tränen alles beichtete. Diese informierte vor Schreck und Sorge sofort die Nachbarn, welche mit drei Mann und einem langen Seil zu besagter Stelle aufbrachen. Sie holten einen Rotz und Wasser heulenden Basch, der seine kleine Faust fest um zwei Felsröschen geschlossen hatte, wieder nach oben und trugen ihn gut gelaunt und lachend nach Hause. Ein Heilkundiger wartete dort bereits, um sich das kaputte Bein anzusehen, welches glücklicherweise nur eine Bänderdehnung hatte. Er verband es, mahnte, es für mindestens einen Monat ruhig zu halten und verabschiedete sich wieder. Sobald sie wieder allein waren, bekamen die Brüder beide eine gesalzene Ohrfeige und mussten augenblicklich ohne Abendessen ins Bett! „Und sie hat sich doch gefreut“, versuchte Noah seinen Bruder aufzuheitern, als er sich die letzten Tränen von den Wangen wischte. „Hat sie nicht, sie hat geschimpft“, schmollte dieser nur und betastete vorsichtig seinen verletzten Fuß, zog die Hand jedoch augenblicklich wieder zurück. „Doch, sie hat die Blumen die ganze Zeit in der Hand gehalten.“ Wann immer die Mutter Angst hatte, speziell um ihre beiden Söhne, hielt sie die beiden getrockneten Felsröschen fest an ihre Brust gedrückt. So auch jetzt. Die Nachrichten aus Balfonheim waren nie gut gewesen, seit drei Tagen hörte man jedoch überhaupt nichts mehr, was fast ein noch schlimmeres Zeichen war. Basch betrachtete die Blumen und schnaubte. Er glaubte nicht an Noahs Hoffnung, dass die archadianischen Truppen bald abziehen würden. Stattdessen versuchte er sich auf das Schlimmste vorzubereiten. „Vereinzelte imperiale Soldaten ziehen nach Einbruch der Dämmerung durch das Land, bestehlen hilflose Leute, verschleppen die Frauen für ein paar Stunden Spaß!“ Basch war außer sich, wie konnte Noah nur hier ausharren und hoffen! Er hatte Angst um seine Mutter. Trotz ihres Alters war sie noch immer eine schöne Frau. Der Gedanke, dass dreckige, ausländische Soldaten sich an ihr vergriffen….. „Das sind nur Gerüchte“, wiederholte Noah wütend zum gefühlten hundertsten Mal. „Du hast ebenfalls den Bangaa gesehen, den sie zusammen geschlagen haben, nur weil er kein Hume war!“, erwiderte Basch. Daraufhin schwieg Noah. Er konnte durchaus verstehen, was sein Bruder fühlen musste, doch er selbst weigerte sich, Landis, sein Heimatland, einfach so aufzugeben. Noch war der Krieg nicht vorbei, noch gab es Hoffnung! Eine überstürzte Entscheidung wäre jetzt töricht. Ihre Mutter stammte aus Archadis, ehe sie aus Liebe nach Landis kam, die Soldaten würden ihr, ihnen allen, nichts tun! Basch würde eine imperiale Oberherrschaft nicht akzeptieren, doch wollte sein Bruder auch nicht, dass er ging. „Wir brauchen dich hier!“, versuchte Noah ihn zu überzeugen. „Selbst wenn Archadia uns einnimmt, dies wird immer unser Heimatland bleiben!“ „Nein“, schüttelte Basch den Kopf. „Wenn es eingenommen wird, dann wird es kein Landis mehr geben.“ Die Mutter hörte nur stumm zu. Der aufkeimende Streit zwischen ihren Söhnen zerriss ihr schier das Herz. Blass und kraftlos saß sie da, hob ihr blutbeflecktes Taschentuch an die Lippen. Die beiden hatten noch nie gestritten. Noch am selben Abend wurde verkündet, was die drei Tage andauernde Stille bereits voraus geschickt hatte. Archadia war siegreich, die Republik Landis gab es nicht mehr.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)